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Tochter des Mondes

von

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Spiel im Wind

Ein Rauschen ging durch die Blätter des Waldes. Leise flüsterten sie miteinander, als die sanfte Brise sie streichelte, die mit den Wölfen zog. Sie trieb das Rudel an und half ihm bei seiner Flucht vor den Schatten, die sich hinter ihnen auszubreiten schienen. Zugleich verteilte er ihre Witterung in alle Himmelsrichtungen. So würden sie die Wölfe des Wolfsdämonenrudels nur noch schwerlich aufspüren können.

Die Stimmung war angespannt. Immer wieder blickte Nowaki über die Schulter, nur um doch nichts zu sehen. Die anderen taten es ihr nach, wenn auch unbewusst. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit würden sie echte Probleme bekommen, wenn ihre Verfolger sie einholen würden. Einzig Kurosaki hielt den Blick starr nach vorne gerichtet, als wolle er zeigen, dass er als Alpha keine Angst hatte. Eine Aura aus Kraft und Ruhe, aber auch Sorge umgab ihn, doch vermochte er dies nicht an die anderen Rudelmitglieder weiterzugeben. Auch er hatte Angst, das konnte Nowaki wittern. Doch war es nicht die Furcht vor einem Angriff, sondern um das Wohl des Schattenrudels, das sich noch immer in den Fängen seines Bruders Kira befand. Im Moment konnten sie nicht mehr tun, als zu fliehen. Es wäre das Ende für alle, wenn Kurosaki starb.

Nowaki hörte den Wind leise flüstern, als wolle er ihr etwas mitteilen. Schon den ganzen Weg über zog er mit den Flüchtlingen und erleichterte ihnen das Laufen. Dabei war er so unauffällig, dass es dem Rest sicher noch nicht bemerkt hatte. Sie fragte sich, ob Shanon oder Red den Wind gebeten hatten, sie bei der Flucht zu unterstützen. Er war im Moment ihr einziger Verbündeter im Kampf gegen die Schatten.

Mit warmen Fingern griff er in ihr blaues Fell und spielte mit dem dichten Pelz. Vorsichtig drang er in ihre Gedanken ein, um sie weit fort zu tragen. Ihre Angst, ihre Sorgen blieben zurück; es blieb nur das Gefühl von Schwerelosigkeit und von unendlichem Frieden. Zuletzt hatte sie dieses Gefühl verspürt, als sie von der Klippe gesprungen und sich in die Obhut der Lüfte begeben hatte. In dem Moment hatte sie keine Angst gehabt. Es war vielmehr, als würde man einem alten Freund in die Arme springen. Die Zeit schien sich bis ins Unendliche zu dehnen, bis sie schließlich in das kalte Wasser des Flusses getaucht war. Hier war es genauso. Nur, dass sie eben nicht fiel. Und doch war es das gleiche Gefühl.

„Nowaki!“

Mit einem Ruck gab der Wind ihre Gedanken wieder frei. Sie schaute Shanon ein wenig verwirrt an, die nun genau neben ihr lief und sie offenbar nicht zum ersten Mal angesprochen hatte. Entschuldigend knickte Nowaki ein Ohr zur Seite. Auf Shanons Miene jedoch zeigte sich ein wissendes Lächeln.

„Es ist wunderbar, nicht wahr? Es lässt dich alle Sorgen vergessen.“

Wie um ihre Worte zu unterstreichen, umspielte eine leichte Böe die Pfoten der geflügelten Wölfin und wirbelten getrocknetes Laub auf. Auf Nowakis Lefzen stahl sich unwillkürlich ebenfalls ein feines Wolfslächeln. Irgendwie schien sie eine ähnliche Verbindung zum Wind zu haben wie Shanon und Red. Anders konnte sie das gute Gefühl nicht erklären, das sie trotz der hektischen Flucht hatte. Auch hatte sie vorhin Reds Stimme in der Luft gehört, von der Shanon behauptet hatte, sie sei durch Windmagie gesprochen und nur Windelementare Wölfe könnten sie hören. Gab es ein eindeutigeres Indiz als dieses?

„Ja. Ich wünschte, er würde uns auch dabei helfen, sie nicht nur zu vergessen, sondern auch etwas gegen ihre Ursache zu tun“, antwortete sie. Shanon jedoch stupste ihr aufmunternd in die Schulter. „Hey, das wird schon wieder. Wenn wir alle so ernste Gesichter machen, haben die Schatten schon Einzug in unseren Geist gehalten, ehe sie uns eingeholt haben.“

Ja, da hatte sie definitiv Recht. Im Moment jedoch vermochte der Verstand nicht ihr Herz zu erreichen. Es waren einfach zu viele Wölfe, deren Leben jetzt auf dem Spiel standen. Wie sollte sie da zuversichtlich sein?

Erneut knuffte Shanon ihr in die Schulter, dieses Mal jedoch weitaus stärker. Nowaki knickte fragend ein Ohr zur Seite, doch ihre Freundin wedelte nur mit der Rute. Weile Weile sah sie sie nur an. Dann warf sich Shanon mit aller Kraft gegen sie und sie fiel in einen Tornado aus Fell und Blättern. Durch die Überraschung noch völlig blind, schnappte sie wild umher, in der Hoffnung, einen Fetzen Fell zwischen die Fänge zu bekommen. Doch das gestaltete sich als schwierig, wenn man ein schweres Gewicht auf sich lasten spürte. Ein süßer Schmerz im rechten Ohr ließ sie schließlich aufjaulen. Unwillig strampelte sie mit den Läufen und ertastete Shanons Bauch, die sie nun versuchte, von sich wegzuschieben. Allerdings verstärkte sich dadurch nur der Druck auf ihrem Ohr.

„Was macht ihr da?“ Wie ein Messer durchschnitt die strenge Stimme des Alpha die Luft. Nowaki konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass die anderen angehalten hatten und Kurosaki nun auf sie zutrabte.

„Gahr nichzz“, nuschelte Shanon mit dem Ohr im Fang und noch immer heftig wedelnder Rute. Nowaki hingegen legte unterwürfig den verliebenden Lauscher an. Gleich würde es ein Donnerwetter geben. Sie hatten das Rudel aufgehalten, und das, obwohl ihnen die Verfolger im Genick saßen.

„Auf mit euch, aber schnell! Wir müssen weiter. Vor Einbruch der Nacht müssen wir sie abgehängt haben.“

Widerwillig ließ Shanon Nowakis Ohr wieder los. Nowaki quittierte das Nachlassen des Schmerzes mit einem wohligen Seufzer. Sie wollte sich gerade erheben, als sie abermals Gewicht auf sich spürte. „Nowaki spielen!“

„Wir sind wohl nicht die einzigen, die diese trübe Stimmung nicht mehr aushalten“, lachte Shanon, während sich Aslan mit wildem Geknurre an ihrem Pelz zu schaffen machte. Noch immer auf dem Rücken liegend versuchte Nowaki, nach dem Dreikäsehoch zu schnappen. Der wich jedoch mit vergnügtem Gebell jeder ihrer Attacken aus

„Zu Hilfe!“, rief sie und blickte sich nach Unterstützung suchend um. Das schien Nightwishs Stichwort gewesen zu sein. Laut knurrend rannte sie auf Nowaki und Aslan zu und stupste die Fellkugel ohne großen Kraftaufwand von ihrer Freundin herunter. Der Welpe war damit allerdings ganz und gar nicht einverstanden. Beleidigt schnappte er nach der Rute seiner Tante, die er auch prompt zu fassen bekam. Nightwish stieß ein unterdrücktes Jaulen aus und wandte sich dann an den ungehobelten Angreifer.

„Na warte...“, murmelte sie und schnappte nun nach Aslans Ohr. Dies wäre ihr auch gelungen, wäre Fire Sun nicht dazwischen gesprungen, die ihre Schwester mit herausfordernden Blick ansah.

Bald darauf war die schönste Balgerei im Gange, in der jeder Wolf versuchte, so viel Fell eines anderen wir nur möglich zwischen die Fänge zu bekommen. Alle neun Wölfe waren nur noch ein riesiges Knäuel aus Fell, das sich auf dem Waldboden vergnügt rangelte. Der Wind schütze sie und trug die Geräusche ihres Kampfes weit in den Himmel hinein, wo sie niemand hören würde.

Eine plötzliche Böe ließ jedoch Nowaki, Red und Shanon innehalten. Einige Blätter im Zentrum ihrer Lichtung wurden aufgewirbelt und hoch in die Luft getragen. Ein Ahornblatt landete direkt auf Nowakis Nase. Vergnügt schnappte sie danach, doch es wurde sogleich von dem nächsten Windstoß wieder davongetragen. Gierig verfolgte sie es mit den Augen. Und sie war nicht die einzige. Auch die anderen Wölfe hatte sich mittlerweile voneinander gelöst und hefteten den Blick auf das rotgoldene Blatt, das knapp außerhalb ihrer Reichweite durch die Luft segelte. Was das kleine Rudel jedoch nicht davon abhielt, dennoch nach dem Blatt zu springen und hinter ihm herzuhetzen. Fairerweise verzichtete Shanon auf den Gebrauch ihrer Flügel.

Nowaki schaffte es, sich nach ganz vorn zu drängeln und an Nightwish vorbei nach dem begehrten Spielzeug zu springen. Sie spürte schon, wie sich ihre Fänge um das kleine Blatt schlossen, als sie mitten im Flug von Red abgedrängt wurde, der sich mit einem schelmischen Grinsen dafür entschuldigte. Kurz bevor er jedoch das Blatt zu fassen bekam, wehte der Wind es wieder ein Stückchen höher, sodass der Windwolf sein Ziel verfehlte.

Nowaki preschte noch ein Stück vor, um Abstand zu ihren Konkurrenten zu gewinnen. Das rotgoldene Spielzeug war fest fixiert, jede seiner Bewegungen studiert. Als sie ihre nächste Chance sah, sprang sie abermals danach.

Plötzlich sah sie in einem Busch ein hellgoldenes Licht. Verdutzt hielt die Windwölfin inne und starrte mit aufgestellten Lauschern zu dem Strauch. Tatsächlich fiel Licht durch die dichten Zweige, wie ein Stern, der sich im Geäst verfangen hatte. Verdutzt kam der Rest des Rudels ebenfalls zum Stehen.

„Was ist das?“, flüsterte Nowaki Red zu, der direkt neben ihr stand, doch er schüttelte nur den Kopf.

Langsam ging Kurosaki auf den Strauch zu, die Rute bedrohlich erhoben. Was auch immer dort drinnen war, es würde seinem Rudel keinen Schaden zufügen! Als ihn nur noch zwei Wolfslängen von dem Strauch trennten, flackerte das Licht plötzlich auf und ein leises und geschwächtes Fauchen war aus dem Strauch zu hören. Kurosaki blieb irritiert stehen, nicht sicher, was er von dem ganzen halten sollte.

Einige Herzschläge später begann das Gebüsch zu wackeln und eine helle Gestalt kroch zwischen den Blättern aus dem Busch heraus. Neben ihr viel sanft das Ahornblatt zu Boden.

Für einen Moment musste Nowaki den Blick von dem blendenden Licht abwenden. Erst einige Herzschläge später spürte sie den fehlenden Schmerz in den Augen. Stattdessen fühlte sie eine angenehme Wärme, die sich in ihrem Körper ausbreitete und ihr das Gefühl purem Glücks gab, wie ein Spaziergang an einem sonnigen Herbstnachmittag. Ein wenig verwirrt sah sie zu den anderen, die eine ähnliche Erfahrung zu machen schienen. Einzig Kurosaki blickte noch unbeirrt in das helle Licht, in dem Nowaki nun einzelne Konturen erkennen konnte.

Eine schneeweiße Katze trat mit gesträubten Haaren aus dem Busch hervor. Sie gab ein bedrohliches Knurren von sich, welches von dem beeindruckenden Buckel unterstrichen wurde. Goldene Augen stachen aus dem hellen Pelz hervor und strahlten wie Sterne. Auf ihrer Stirn prangte eine ebenso goldene Sonne, von der das Leuchten auszugehen schien.

Schert euch bloß weg, ihr Flohsäcke!

Nowaki wich erschrocken zurück. Die Stimme, die gesprochen hatte, war direkt in ihrem Kopf! Als hätte jemand von außen die Wörter in ihre Gedanken gelegt. Verstört schüttelte sie sich. Offensichtlich war diese Katze dafür verantwortlich. Hoffentlich konnte sie nicht auch noch Gedankenlesen.

„Sag mir, wer und was du bist. Dann werden wir weiter unseres Weges gehen“, forderte Kurosaki mit kühler Stimme, als sei er ganz Herr der Lage.

Die Katze gab ein abfälliges Schnauben von sich. Natürlich. Und wenn ihr dann glaubt, dass ich eurem Rudelführer nützlich bin, schleppt ihr mich geradewegs zu ihm. Als ob ich euch dreckiges Dämonenpack nicht schon Meilen gegen den Wind wittern könnte. Ich weiß, was ihr mit Kataya gemacht habt. Betet besser, dass euer Boss sie am Leben gelassen hat. Sonst verpass' ich euch ein paar hübsche Narben. Glaubt mir, diese Krallen tun weh!

„Wir haben nichts mit Kira zu schaffen. Im Moment sind wir selbst Flüchtlinge. Du brauchst also nicht unfreundlich zu werden. Fangen wir also noch einmal bei dem Namen an...“

Nowaki erstaunte immer wieder, wie ruhig Kurosaki blieb, trotz der aufmüpfigen Katze. Ohnehin hatte er die einzigartige Fähigkeit, in allen Situationen einen kühlen Kopf zu behalten. Was ihn schlussendlich zum Alpha gemacht hatte. Bis Kira gekommen war...

Verstehe, ihr seid also Flüchtlinge. Also wirklich, ich habe schon bessere Ausreden gehört. Aber nun gut, ich will mal nicht so sein. Dann glaub ich euch eben. Zumindest fürs erste.

Endlich ließ die Katze den Buckel sinken und ließ sich auf die Hinterpfoten nieder. Langsam glättete sich ihr Fell wieder und sie begann mit äußerster Sorgfalt ihre Vorderpfote zu säubern. Mit unendlicher Geduld putzte sie sich damit über die Ohren und das Gesicht. Kurosaki stand noch immer reglos an Ort und Stelle und rührte sich nicht. Er wartete scheinbar darauf, dass die Katze noch etwas sagte. Die ließ sich jedoch gründlich Zeit. Erst als sie mit der äußeren Erscheinung ihres Gesichts zufrieden war, ließ sie sich zu einer Antwort herab.

Mein Name ist Sola. Was ich genau bin, werdet ihr schon noch herausfinden. Ich denke, dass wir uns verstehen werden, wenn wir uns auf den Weg zu diesem Irren machen.

„Bedaure, doch unser Weg liegt in genau entgegengesetzter Richtung. Es wird uns also nicht möglich sein, zusammen zu reisen. Daher wünsche ich dir alles Gute für deine weitere Unternehmung.“

Mit diesen Worten wandte sich der Alpha von der Katze ab, doch ihr lautes Fauchen ließ ihn innehalten.

Habt ihr Flohpelze überhaupt begriffen, um was es geht? Dieses Dämonenpack hat Kataya in seiner Gewalt. Eurer Rudel muss mir helfen, sie zu befreien. Ihr könnt sie doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen!

„Jetzt halte mal die Luft an! Du bist nicht die Einzige, die Familie und Freunde bei dem Wolfsdämonenrudel zurückgelassen hat“, warf Caprice plötzlich ein. „ Auch uns fällt es schwer, zu fliehen anstatt ihnen zu helfen. Doch wir wissen, dass wir ihnen im Moment keine große Hilfe sind. Es nützt keinem was, wenn wir jetzt auch in Gefangenschaft geraten.“

Ihre Läufe zitterten leicht. Kurosaki warf ihr einen bösen Blick zu, schwieg aber.

Sind Wölfe immer so oder gehört das zu einer geheimen Strategie? Als ob es um so etwas Nebensächliches wie „Familie zurücklassen“ geht! Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was es bedeutet, wenn dieser Irre Kataya in seiner Gewalt hat? Die ewige Finsternis holen wird er! Und zwar eine, in der weder Mond noch Sterne scheinen, von der Sonne ganz zu schweigen. Dieser schwarze Schatten, der euch folgt, ist nur ein Vorgeschmack. Flüssiges Mondlicht ist nicht umsonst äußerst beliebt bei diesem Dämonenpack. Es macht diese Viecher viel zu stark. Wir sollten also zusehen, dass wir das Silberwölfchen da rausholen, bevor euer Kira sie leersaugt wie ein Blutegel.

Für einen Moment war es still um sie herum. Einzig das trockene Laub raschelte leise im Wind. Nowaki schwirrte ein wenig der Kopf. Wovon auch immer die Katze gesprochen hatte, die Windwölfin hatte im Gefühl, dass es wichtig war, ihr zu helfen. So wie es sich anhörte, hatte diese Kataya, von der die Katze gesprochen hatte, irgendetwas an sich, was Kira stärker machte. Und das sollte man unter allen Umständen verhindern.

Sie selbst war nicht dabei gewesen, als Kira das letzte Mal an der Macht war. Ihre Mutter war damals selbst gerade dem Welpenalter entwachsen. Sie und auch der Rest des Rudels redeten nicht gern über die Zeit, bevor Kurosaki gekommen und seinen Bruder die Macht entrissen hatte. Nowaki wusste, dass damals etwas vorgefallen sein musste. Doch was, das hatte man ihr bisher verschwiegen. Ihre Mutter hatte gemeint, das Rudel wolle vergessen, was Kira ihnen angetan hatte. Natürlich respektierte Nowaki ihren Wunsch, doch war sie natürlich neugierig. Die ganze Zeit über hätte sie gern gewusst, was damals passiert war. Dass sie es am eigenen Leib erfahren würden, hatte sie natürlich nicht geahnt. Und wenn es ihr möglich wäre, wäre sie lieber weiterhin im Dunkeln getappt, als dass diese Dinge geschahen. Hoffentlich waren ihre Familie noch am Leben, wenn sie wiederkehrten!

„Ich werde mit der Katze gehen.“

Die Windwölfin war selbst überrascht, als sie diese Worte aussprach. Doch es fühlte sich richtig an. Sie durften nicht weglaufen, wenn das Rudel sie brauchte!

Langsam trat Red auf sie zu. Unwillkürlich begann ihr Herz heftiger zu schlagen. Er blickte sie mit seinen klaren blauen Augen an. Die Seelenspiegel waren voller Sorge. Nowaki glaubte, darin zu ertrinken. Sie spürte, wie sie vergaß zu atmen, als würde sie unter Wasser gedrückt. Doch sie konnte nichts dagegen tun. Ihr Herz schlug so wild gegen ihre Brust, dass sie befürchtete, Red würde es hören. Doch er trat noch näher und vergrub dann die Schnauze in ihrem Fell. Sanft strich sein Atem über ihre Flanken und sie fühlte das tiefe Band der Zuneigung, das sie teilten. Sie hätte nie gedacht, dass ein Rüde es jemals schaffen würde, solche Gefühle in ihr auszulösen.

Obwohl es nur ein kurzer Augenblick war, erschien er ihr endlos. Sie wollte, dass er für immer so an sie geschmiegt dastehen würde.

„Ich werde dich nicht allein gehen lassen, Nowaki“, sagte er leise in ihr Fell. Seine Worte fanden nur schwer den Weg zu ihrem Verstand. Sie wusste nicht, was sie ihm darauf antworten sollte. Erst nach einigen Herzschlägen löste sie sich unwillig von ihm und sah nun ihm in die Augen. Noch immer schlug ihr Herz wie wild. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Zärtlich leckte sie ihm über die Schnauze. „Komm doch einfach mit mir. Ich brauch ja immerhin jemanden, der mich beschützt.“

Ein wölfisches Grinsen legte sich über Reds Gesicht. „Auf jeden Fall!“

„Hey, ich komm auch mit!“, rief Nightwish und wedelte mit der Rute. „Zu Zweit schafft ihr es nie gegen die Fieslinge.“ Sie warf einen auffordernden Blick zu ihrer Schwester, doch die schüttelte nur den Kopf. „Ich werde Aslan keiner unnötigen Gefahr aussetzen. Du musst ohne mich gehen, Nightwish.“

Die Schwarze sah ein wenig enttäuscht aus und ließ traurig die Rute hängen.

„Nun gut, dann werden wir uns in zwei Gruppen teilen. Ich werde nach den Rudeln der Umgebung suchen. Vielleicht werden Shantal oder Sunder uns helfen. Fire Sun, du und Aslan werdet mit mir kommen. Auch du, Shanon. Du kannst über die Windmagie mit dem Trupp in Verbindung bleiben, da Red mit Nowaki und Nightwish geht. Caprice und Stray, ihr kommt ebenfalls mit mir. Mailo, du wirst dich ebenfalls Nowaki und den anderen anschließen.“

Der Naturwolf verzog eine alles andere als glückliche Miene, als man ihn von seiner Gefährtin trennte. Natürlich war es durchaus vernünftig, dass sie der kampferfahrene Wolf begleiten sollte. Trotzdem schien es ihm gegen den Fellstrich zu gehen. Außer einem unwilligem Murren gab er jedoch nichts von sich.

Wundervoll, dann kann es ja losgehen!

Mit samtig wedelndem Schwanz trabte die weiße Katze an ihnen vorbei, den Kopf anmutig erhoben. Sie blickte sich nicht um, sie schien einfach davon auszugehen, dass man ihr folgte. Nowaki warf den zurückbleibenden Wölfen noch einen letzten Blick zu. Für eine richtige Verabschiedung blieb keine Zeit.

„Viel Erfolg bei eurer Suche“, sagte sie noch, ehe sie sich umwandte und dem erhobenen Schwanz der Katze folgte. Der Rest verabschiedete sich mit einem respektvollem Nicken dem Alpha gegenüber. Nowaki konnte die Blicke der anderen auf sich spüren, bis sie schließlich von dem Schatten verschluckt wurden und alles schwarz wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xRajani
2011-02-01T12:38:34+00:00 01.02.2011 13:38
Juhu!
Ein neues und schönes Kapitel. Und aww, ein schöner Titel! <3
Es gefällt mir ungemein, wie du die Szenarie von Kira und Kataya abgelenkt hast und stattdessen neuen Charakteren die Chance zu einem Auftakt verschafft hast, super gemacht.
Vor allem spürt man die erdrückende Stimmung des Rudels, die auf der Flucht sind. Dass jedoch zu viel Anspannung auf das Gemüt schlägt, war schön dargestellt. Die Balgerei fand ich sehr schön angelegt, hat viel vom guten Verhältnis des Rudels untereinander gezeugt.
Gepasst hätte noch ein fragliches Schmunzel von Kurosaki, als die richtige Balgerei im Gangen war. xD Zuerst zurechtweisen wollen, aber dann doch die Lockerung dulden. ^_^ Und weißt du was?
>„Was macht ihr da?“ Wie ein Messer durchschnitt die strenge Stimme des Alpha die Luft. Nowaki konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass die anderen angehalten hatten und Kurosaki nun auf sie zutrabte.
„Gahr nichzz“, nuschelte Shanon mit dem Ohr im Fang und noch immer heftig wedelnder Rute.<
Die Szene erinnert mich irgendwie an uns, an Akira und Asaki. x)

Der Übergang von Spiel zu ernsten Situation kam etwas abrupt, aber fand ich durchaus angemessen. Und lass dir gesagt sein, lass Sola richtig gut nach Katzenmanier schimpfen!! XD

Gruß,
Dein Schwesterchen


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