Zum Inhalt der Seite

Zeitlos -♠-

100 Storys -1-
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

La Carta

Geliebte Diane.

Dreckig. Alles ist dreckig: Meine Hände, mein Gesicht, meine Kleidung.

Dreckig. Alles ist dreckig: Der Tag, die Nacht, die nicht enden wollenden Stunden.

Dreckig. Alles ist dreckig: Das Wasser, das Essen, der nicht vorhandene Schlaf.

Dreckig. Alles ist dreckig: Die Träume, die Wünsche, die sterbende Hoffnung.

Dreckig. Alles ist dreckig: Die Tränen, das Leid, die dröhnenden, ohrenbetäubenden Schreie.

Dreckig. Alles ist so fürchterlich dreckig!

Habe ich das so gewollt, Liebling? Wollte ich wirklich in diesem Schlamm liegen, auf dem Bauch kriechend und mit zitternden Fingern am Abzug meines Gewehrs? Als wir damals loszogen, da hatte ich mir etwas anderes unter Krieg vorgestellt. Etwas Gutes und Ruhmreiches verband ich damit. Aber… Aber die Wahrheit habe ich nun erkannt und glaube mir, sie ist grausam. Der Krieg zerreißt alles Menschliche und jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer, den man wagt zu hegen. Es ist, als läge ich inmitten von schreiender Leere. Um mich herum ist nur der Tod und ich kann nichts anderes hören, als die verzweifelten Hilferufe meiner sterbenden Freunde.

Erinnerst du dich noch an Charlie? Er ist gestern gefallen… Eine Splittergranate zerfetzte seinen Körper, sodass am Ende nur noch unkenntliche Teile seiner Gliedmaßen in der Gegend verstreut lagen.

Der Krieg ist so verdammt dreckig, Diane! Wäre ich doch nur niemals hierher gegangen…

Aber auch, wenn es dich jetzt sehr traurig macht, so muss ich dir beichten, dass ich nicht damit rechne, zu dir zurückkehren zu können. Und glaube mir, Liebling, es wäre besser so. Denn auch meine Seele ist mit der Zeit verdreckt und du wirst mich nichtmehr wiedererkennen. Du liebst den Mann, der damals mit Freude in den Krieg zog. Aber nun ich gebrochen und geschunden. Aus mir ist ein Mann geworden, den du niemals lieben kannst…

Bitte verzeih mir, wenn ich dir dies sagen muss, aber es geht nicht anders.

Ich werde dich niemals vergessen.

In endloser Liebe zu dir,

Craig



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _-THE_JOKER-_
2011-05-15T12:05:09+00:00 15.05.2011 14:05
ich stimme Grilu mal wieder zu, es ist schon hart, aber auch realistisch. Ich denke das könnte auch im wahren leben, ein Brief von einem Soldaten sein, in echt hat man ja auch schon welche gelesen und die klingen ähnlich. Auch wenn ich bis jetzt noch nie gelesen habe, das jemand sagt die Seele sei zu kaputt als das man ihn lieben könne. Das finde ich übrigens sehr gut und auch treffend. Denn niemand kommt, wenn er so etwas gesehen hat, einfach nach Hause und alles ist gut, die Seele leidet enorm darunter. Den Kontrast finde ich auch sehr gut udn treffen, außerdem hat du seine Gefühle sehr gut rüber gebracht, man spürt förmlich seinen tief sitzenden inneren Schmerz. Und das du den Vergleich mit dem Dreckig genommen hat finde ich auch sehr treffend, das ist ein guter Vergleich und es setzt ein schönes Bild im Kopf fest. Leider klingt es am Anfang wegen der häufigen Wiederholung desselben Satzes etwas schwerfällig. Fehler habe ich hier nicht gefunden (wäre au überraschend wenn XD). Alles in allem, guter kleiner Brief, schöne Idee, eben das Übliche.

jöker
Von: abgemeldet
2011-05-11T05:34:20+00:00 11.05.2011 07:34
Sehr bewegend.
Der scharfe Kontrast zwischen den Männern die jubelnd und singend in den Krieg ziehen und dann innerhalb kürzester Zeit auf den harten und schmerzhaften Boden der Realität geschmettert werden, hat mir schon immer schwer zu denken gegeben.

Es ist sehr traurig, dass Craig keine Chance mehr für sich sieht, es sogar für besser hält, angesichts der Tatsache, wie es nun in seiner Seele aussieht.
Traurig, wenn auch realistisch.




Zurück