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Grim Reaper

Shinigami Dispatch Society
von

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Pain and Punishment

Grell schrie.

Wieder und wieder fühlte er diesen stechenden Schmerz.

In seinem Kopf, in seiner Brust. – Überall.

Alles brannte und er sehnte sich eigentlich nur noch nach Erlösung.

Die Albträume die ihn quälten ließen den Rotschopf bis aufs Mark erschaudern, spiegelten sie doch seine tiefsten Ängste wieder.

Dennoch vermochte er sich später an keinen mehr genau erinnern.

Sie gingen nahtlos ineinander über und verschmolzen zu einem riesigen Klumpen aus Angst, der sich an Grells Herz zu klammern schien.

Immer und immer wieder spielten sich die verhassten Bilder vor seinen Augen ab.

Er sah sich, sah andere und erkannte im Grunde genommen doch niemanden.

Es war, als würde er einen Film ansehen, den er doch so real erlebte, als sei alles wahr.

Zu allem Übel wurde die ganze Szene auch noch von verwirrenden Geräuschen überlagert.

Knistern und Knirschen, das Geräusch von Blättern, die im Wind wehten und einem Lachen, das wohl besser in ein Geisterschloss gehört hätte umspielten die grausigen Bilder.

Die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit verschwommen zusehends wie ein Kreidebild, das dem Wolkenbruch nicht standhalten konnte und in die nächste Abflussrinne gespült wurde.

Grell wusste, dass dies nicht einfach so geschah.

Irgendetwas oder Irgendjemand schienen ihn zu manipulieren und ihn in der erdrückenden Trance gefangen halten.

So sehr er sich auch anstrengte, er konnte die Erinnerung an das was geschehen war nicht wiedervorrufen, fiel es ihm in seinen Qualen doch eh schon schwer, zu denken und einigermaßen klare Gedanken zu fassen.

Nur diese besitzergreifenden Augen sah er noch immer genau vor sich, war ihr Anblick doch viel zu schön und gruselig zugleich gewesen, als dass er sie je hätte vergessen können.

Erneut ein dumpfer Schmerz und etwas, dass sich nach dem schrillen Geräusch anhörte, das auch die Scheren verursachen, die Grell dank William zur Zeit als Death Scythe benutzen musste.
 

William.

Ein klarer Gedanke.

Hell wie ein Blitz durchzog er ihn und er fand sich in warme Arme gezogen vor.

Allerdings waren es nicht die, die er sich in diesem Moment wohl erhofft hatte.

Die verheulten Augen immer noch geschlossen und verschwitzt, da er ja grade aus einer Reihe von Albträumen erwachte, klammerte er sich an sein Gegenüber.

Seine suchenden Finger trafen zunächst auf weichen Stoff, tasteten sich dann aber weiter vor, und erhaschten lange, seidene Haare.

So langsam bekam er wieder Gefühl in seinem Körper.

Er bemerkte erst jetzt, dass sein Kopf gegen die Brust des anderen gelehnt war.

Auch wenn er nicht genau wusste, wer es war, so fühlte er sich grade einfach geborgen und brauchte die Nähe.

Der Schmerz, den er zuvor noch so intensiv gespürt hatte, war urplötzlich weg, als sei wirklich alles nur Illusion gewesen.

„Doch schon wach?“

Raue Worte drangen an sein Ohr, ließen Erinnerungen zurückkehren.

„U-Undertaker?“

Grell hob zögernd den Kopf und sah überraschenderweise nicht vor die übliche Wand aus Haaren, sondern in intensiv glühende Augen.

Er fühlte deutlich eine Hitze in seinen Wangen aufsteigen und senkte den Blick rasch, nur um feststellen zu dürfen, dass er sich in einem Sarg befand.

„Hmm...viel zu früh“ murmelte der Bestatter und löste sich nun ganz, da er aus dem umfunktionierten Totenbett ausstieg.

Er hätte nicht vermutet, dass der rothaarige Todesgott imstande war, sich so schnell wieder aus seinem Zustand zu lösen, aber offenbar hatte er seine Willenskraft deutlich unterschätzt.

Er lachte leise und begann damit, ein schwarzes Rauchfass anzuzünden.

Grell rieb sich über die Augen, eh er schon wieder kalte Finger an seinem Gesicht spürte.

„Shhht.“ Die Stimme des Älteren drang an sein Ohr, befand er sich doch plötzlich wieder hinter ihm.

Die Luft war erfüllt von einem schrecklich süßen Geruch und alles in Grells Kopf begann sich wieder zu drehen.

Das Licht vor den grünen Augen des jungen Todesgottes begann zu verschwimmen und er krallte sich unsicher, ob er es noch ein weiteres Mal ertragen würde zu träumen, die Schmerzen zu erleben nur um sich letztendlich doch an nichts von allem zu erinnern und dieser schrecklichen Ungewissheit ausgeliefert zu sein, an die ihn umschlingenden Arme des Undertakers.

„N-nein, bitte!“

Die hysterische Stimme ließ Undertaker den Mund verziehen.

„Aber, aber. Keine Angst. Es wird das letzte Mal sein…versprochen.“

Grell war schlecht.

Die Übelkeit die er empfand war ein Gefühl, was er noch nie zuvor gekannt hatte.

Eigentlich hatte er sich in seiner ganzen Existenz noch nie so miserabel gefühlt, schließlich wurden Shinigami nur in äußerst seltenen Fällen krank.

Seine Arme sanken zurück in den weichen Samtstoff des Sarges und sein Kopf kippte zur Seite.

Leise summend legte Undertaker ihn zurecht.

Langsam legte er seine Lippen auf die von Grell.

Nachdem er ihm noch diesen letzten Kuss gestohlen hatte, schloss er den Sarg, und setzte sich an einen Schreibtisch.

„Nun dann. Kommen wir zum Höhepunkt der Vorstellung.“

Sich über die Lippen leckend schlug er ein Buch auf und zog einen rosa schimmernden Stift aus der Innentasche seines Mantels.

„Viel Zeit bleibt mir wohl nicht mehr…Bis der nervige Anzugträger mir wieder dazwischenfunkt.“

Seufzend machte sich der Grabschaufler ans Schreiben.
 

Als Grell die Augen das nächste Mal aufschlug, war alles strahlend weiß.

Es war so hell, dass er stark blinzeln musste.

Das atmen, war es doch so eine Art unnötige Angewohnheit, fiel ihm grade deutlich schwerer.

Irgendetwas schnürte seine Brust zu.

„Hngg…“ Grell hielt sich die Kehle.

Die Helligkeit um ihn herum wechselte in ein blutiges Rot.

Unter anderen Umständen hätte dieser Anblick dem grade zutiefst verwirrten Shinigami wohl gefallen, allerdings hatte er grade ganz andere Sorgen.

Als letztes wurde alles Schwarz.

Grells Körper zuckte einmal stark, als würde ihn ein Stromschlag durchdringen.

Er schlug mit dem Kopf gegen etwas Hartes.

„Ah!“

Ein leiser Aufschrei drang aus seinem Mund eh er Schritte hörte, die sich im näherten.

Noch bevor er ertasten konnte, wo er sich überhaupt befand, wurde der Deckel von seinem Gefängnis gehoben, und Tageslicht drang an seine Augen.

Starke Hände packten seine Hüften und Schultern und hoben ihn heraus.

„Nanu, was machst du denn in einem meiner Spezialanfertigungen?“

Das Lachen des Undertakers war schrill und reizte seine empfindlichen Ohren, die sich erst noch an die wiedergewonnene Geräuschkulisse gewöhnen mussten.

„I-ich bin nicht sicher…“

Der Rotschopf wand sich in den Armen des älteren und dieser war so gnädig, ihn endlich abzusetzen.

„Hmm naja, da du schon mal da bist, kannst du mich sicher auch etwas unterhalten, oder?“

Grell sah zu dem Älteren hoch, der ihn doch grade etwas aus den Gedanken riss.

„Was? Unterhalten? Wie? So spontan jetzt….also…“

Dass er nur Unsinn redete, war ihm wohl weniger bewusst, jedoch sah ihn Undertaker nur skeptisch an.
 

Ein leises Kichern kam über die blass-grauen Lippen.

„Hmm…wenn dir jetzt spontan nichts einfällt, dürfte ich dann einen Vorschlag machen?“

Der Rothaarige nickte und der Totengräber ging mit schnellen Schritten auf ihn zu, packte sein Handgelenk, und zog ihn eng an sich.

Der Gesichtsausdruck, den Grell grade auflegte, war eine Mischung aus leichter Angst und Freude, mal wieder so behandelt zu werden.

Er hatte wohl schon immer eine Schwäche für Dominanz.

Undertakers Hände bewegten sich wie Schlangen an seinem Körper entlang und seine Lippen schmeckten schon wieder die des anderen.

Sichtlich genießend schloss Grell die Augen und schnurrte das prickelnde Gefühl, das ihn durchdrang.

Allerdings war es ganz anders, als das, was er bei seinem Vorgesetzen fühlte.

Wenn der Bestatter ihn berührte, war es einfach nur Verlangen.

Er wollte so viel mehr von der mysteriösen Gestalt sehen, die es immer wieder schaffte, ihn in seinen Bann zu ziehen.

Wenn er bei William war, war es Liebe.

Er empfand wirklich viel für diesen strengen Mann.

Allein seine Anwesenheit bereitete ihm schon Herzklopfen und seine kühlen Augen ließen ihm jedes Mal das Blut in den Adern gefrieren.

„Hör auf.“

Grell öffnete überrascht die Augen, kam dieser kurze Satz doch nicht von ihm, sondern von Undertaker.

Der Ausdruck in der Miene des Älteren verhärtete sich.

Der Kleinere sah ihn verwirrt an.

„Weißt du nicht dass es unhöflich ist, jemanden zu küssen und dabei an einen anderen zu denken?“

Ertappt biss sich Grell auf die Lippe.

„Sorry...Ich…“

Undertakers Finger bohrten sich in die schmalen Schultern, drückten ihn enger an sich und er sah ihn fast schon wütend an.

„Was findest du nur an dem? Er ist nervig, schrecklich konservativ und total langweilig.

Ich kann dir viel mehr geben, alles was du dir wünscht…“

Grell musste stark schlucken, waren diese Worte doch wirklich verführerisch.

Er spürte wie Undertakers Hand seine Wange sanft streifte und er kam nicht drum rum, sich leicht dagegen zu schmiegen.

Dennoch sah er ihn mit entschuldigenden Augen an.

„Ich liebe ihn aber…und das wir auch so blieben.“

Mit einem sanften Lächeln versuchte er sich aus der Umklammerung des erfahreneren Todesgottes zu befreien, doch dieser hielt ihn nur noch stärker fest.

„Oh nein…Du wirst jetzt ganz lieb sein.“

Unsanft zurückgestoßen fand sich Grell an eine Wand gepinnt vor.

Undertakers schnelle Finger befreiten den Jüngeren von seiner Schleife und seiner Weste, die Unachtsam in einer Ecke landete.

Als sein Hemd die ersten Knöpfe verlor, begann Grell sich noch stärker zu wehren,

Er zerrte an den langen weißen Haaren, woraufhin der Besitzer sich wieder aufrichtete und ihn böse Anfunkelte.

Diesmal wich Grell aber nicht zurück.

Er liebte es zwar, die schwache Lady zu spielen, allerdings weckten manche Situationen auch die wahre Stärke in ihm.

Beherzt packte er die Schultern des Bestatters und rammte ihm sein Knie gepflegt in den Unterleib, worauf hin dieser, entsetzt von der untypischen Handlung, zurücktaumelte und auf einen Stapel seiner Holztafeln fiel.
 

Ein Spritzer des dunkelroten Blutes landete auf Grells Gesicht und er sah entsetzt auf das Sotoba, das sich durch die Brust des Silberhaarigen gebohrt hatte.

„Tzz. Geschieht dir ganz Recht. Niemand befummelt einfach so eine Lady, deren Herz bereits verschenkt ist.“

Wohlwissend, dass er es bis zu einem bestimmten Grad ja auch zugelassen hatte, warf er elegant seine langen Haare nach hinten, eh er bemerkte, dass irgendetwas an der Situation nicht stimmen konnte.

Undertaker röchelte und Blut rann aus seinem Mund langsam sein Kinn runter.

„Uhm. Sōgi-ya-sama? Lass doch den Unsinn. Ich weiß genau wie du, dass wir nicht sterben können.“

Grell versuchte seine leichte Nervosität mit einem schiefen Lächeln zu überspielen und kniete sich neben den Älteren.

Dieser Lachte nur heiser bevor er noch etwas Blut hustete.

„Es gibt eine Sache, die auch uns Shinigami sofort tötet, wenn wir sie berühren.“

„Eine Death Scythe? Aber...das…“

Das Sotoba, das in Undertakers Brust steckte leuchtete grünlich, war es doch wirklich das Versteck seiner Todessense, die als letztes wohl ihren Besitzer selbst richten sollte.

„Oh…oh mein Gott! Undertaker!“

Verzweifelt versuchte der Rothaarige die Blutung zu stillen, doch es schien zu spät, traten doch schon die Cinematic Record aus dem zusammengesackten Körper.

Anders als bei Menschlichen Wesen, mussten die Records von normalerweise Unsterblichen Wesen nicht eingesammelt werden.

Ihre Aufzeichnungen und ihre gesamte Existenz verschwanden einfach aus allen Protokollen.
 

Er konnte nicht fassen, dass er den Undertaker umgebracht hatte.

Dennoch musste Grell jetzt die Death Scythe entsorgen, war sie doch ein viel zu eindeutiger Beweis für die Existenz ihrer Welt.

Außerdem wäre sie wohl in den Falschen Händen ein viel zu mächtiges Werkzeug gewesen.

Nachdem er sich die heißen Tränen von den Wangen gewischt hatte, machte er sich daran, das Sotoba mit zitternden Händen aus dem nun leblosen Körper des einst legendären Shinigami zu ziehen.

Dieses verwandelte sich sogleich in seine Ursprüngliche Gestalt zurück und Grell betrachtete sie voller Ehrfurcht.

Den Menschen durchaus überlegen machte er sich dennoch schnell aus dem Staub, als er Schritte und anschließend die kleine Glocke an der Tür hörte.

Diese Nervosität, die wohl noch von seiner Zeit als Jack the Ripper übrig geblieben war, ließ ihn sich besonders eng an die Wand hinter der Tür pressen.

Mit leicht zittrigen Händen umklammerte er den blutbeschmierten Griff von Undertakers Death Scythe und holte in seiner Panik aus, als er die Person sah, die den Laden betrat.

Viel zu spät bemerkte er allerdings, wer da grade durch die Tür gekommen war.

„Senpa…argh…“

Blut spritze auf den verstaubten Boden und ein junger, blonder Mann fiel auf den Boden und rührte sich nicht mehr.

„Ronald!“

Grell schrie und stürzte zu Boden, den Blonden in seine Arme ziehen.

„Nein, nein! Ronald! Oh Gott, es tut mir so leid!“

Verzweifelt wog er den leblosen Körper in seinen Armen, stand aber schließlich doch auf.

Er musste fort, weit weg.

Die blanke Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben und er wusste schon lange nicht mehr, was genau er tat.

William würde ihm nie verzeihen.

Schon wieder klebte das Blut von unschuldigen an seinen Händen.

Der Mord an seinen eigenen Leuten verlangte nach der Höchststrafe und Grell wusste, dass er so schnell wie möglich weg musste, doch das einzige, woran er denken konnte war, dass er William nie wieder sehen würde.

Dieser würde sicher schon längst wissen, was er getan hat.

Er würde ihn noch viel mehr verachten, als er es wohl eh schon tat und ihn anschließend wohl aus dem Register der Todesgötter streichen lassen.

Entschlossen stand er auf, ließ Undertakers Sense verschwinden, säuberte sich mehr oder weniger von dem Blut und machte sich auf den Weg.

Grell konnte einfach nicht fassen dass er grade einen seiner besten Freunde auf dem Gewissen hatte.
 

Einen von Undertakers Mänteln eng um sich gezogen rannte er durch die engen Gassen des in Dämmerlicht getauchten Londons auf der Flucht vor sich selbst.

Seine auffälligen Haare unter der Kapuze versteckt und den Kopf gesenkt bemerkte er erst relativ spät eine düstere Gestalt vor sich auftauchen.

„Se-Sebastian!“

Angesprochener grinste nur schief, eh er der heranschießenden Death Scythe auswich und Grell mit sich auf den Boden zog.

Der Rotschopf fiel unsanft auf den Steinboden, rappelte sich aber schnell auf, nur um dann sofort schon wieder weggezogen zu werden.

Der grobe Griff, der ihn an seinen Haaren von dem Dämon wegzog, kam ihm nur allzu vertraut vor und so drehte er sich rasch um, als dieser sich wieder Lockerte.

„William!“

Glücklich und zugleich verängstigt, ob sein Vorgesetzter wohl schon von seiner Tat in Kenntnis gesetzt wurde, wagte er es nicht, etwas Weiteres zu sagen.

Aus einem ihm unbekannten Grund drängte der Dunkelhaarige auch schon gleich wieder an ihm vorbei, um den Butler zu attackieren.

Wie versteinert drückte sich Grell an eine Wand der engen Gasse, in der sie sich grade befanden und sah dem Kampf zu, unsicher ob er nicht doch schnell das Weite suchen sollte.

Er wollte so lange wie möglich bei ihm bleiben, war es doch wohl das letzte Mal, dass er seine große Liebe sehen durfte.

Ein Messer wurde von Williams Death Scythe abgewehrt und er preschte auf Sebastian zu, der wiederrum ebenfalls einen Angriff des anderen abwehrte.

„Halten Sie endlich still, damit ich ihre jämmerliche Existenz beenden kann. Ich dulde kein Ungeziefer in meinem Verwaltungsbereich!“

Grell glaubte, William noch nie so energisch kämpfen gesehen zu haben.

Wieder und wieder ging er auf den Schwarzhaarigen los, als wenn sein Leben davon abhinge.

Der Hass, den er in seinen Augen trug, sprach dabei Bände.

Während dessen wehrte sich der Dämon nicht weniger und Grell spürte, dass seine Aura gefährlich anschwoll, da er jetzt wirklich ernst zu machen schien.

Entschlossen griff der Rothaarige nach seiner Death Scythe und rannte auf die beiden Kämpfenden zu, doch William schien auch ganz gut allein mit der Situation klar zu kommen.

Er schnitt mit seiner Sense quer über die Brust des Butlers und rammte anschließend die Scythe noch tiefer in ihn.

Der Dämon röchelte und seine Augen leuchteten in einer dunklen Pink.

Schwarzes Blut triefte aus der Wunde und befleckte die grauen Steine der Straße.

Es würde nicht mehr lange dauern bis sich die Records zeigen sollten, war Sebastian doch deutlich entkräftet worden.

Leicht entsetzt sah Grell, wie William seine Sense aus ihm zog, natürlich nicht allzu grade, nur um das sterbende Wesen noch mehr zu verletzen.

„Steck das Ding weg. Ich denke ich bin hier fertig.“

Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck drehte sich der Schwarzhaarige Schnitter um und richtete sich die Brille, während er auf Grell zuging, der zuckend zurückwich, als William seine Hand nach ihm ausstreckte.

„Was ist mit dir?“

Grell schluckte und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.

Sebastian rührte sich mittlerweile nicht mehr.

„Hey! Ich rede mit dir, Sutcliff!“

Williams Gesichtsausdruck wurde mürrischer als er keine Antwort bekam, merkte er doch nur allzu deutlich, dass etwas ganz und gar nicht mit seinem ehemaligen Partner stimmte.

„William ich…Ich kann es dir nicht sagen…Ich will nicht, dass du mich wieder hasst.

Ich hab mich wieder in Sünde gestürzt und schreckliches getan. Unverzeihliches…“

Was dann geschah war viel schlimmer, als das Anschreien, das Grell erwartet hätte.
 

William lachte.

Erst leise und dann lauter.

„Ich glaube es gibt nicht mehr viel, was mich bei dir schockieren kann.“

Bevor Grell noch etwas erwidern konnte ertönte hinter ihnen ein tiefes Knurren.

Die Blutüberströmte Gestalt, die nun kaum mehr Ähnlichkeit mit dem einstigen Sebastian hatte bewegte sich langsam auf sie zu.

Einige schwarze Federn fielen auf den blutüberströmten Boden und spitze Absätze scharrten auf den Steinen.

Die Stimme die von ihm ausging war schwach doch düster, sodass Grell sich etwas hinter William versteckte.

„Berühr ihn nicht. Er stirbt und wird dich sonst mit in seinen dunklen Abgrund reißen“

William drängte den Rothaarigen mehr zurück als das unförmige Ungetüm auf sie zu kam.

Da sie sich aber in einer Sackgasse befanden war das Ende des Ausweichens schnell erreicht.

„Das reicht jetzt.“

Der ältere der Todesgötter griff nach seiner Sense und stürzte auf den düsteren Schatten zu, rammte die Scythe tief in ihn, woraufhin Sebastian einen markerschütternden Schrei ausstieß und zu Boden ging.

Es sah aus, als wenn die Erde sich auftun würde um ihn zu verschlingen, als sein Körper langsam im Boden verschwand.

Erleichtert, dass es nun wohl endgültig vorbei war, ging Grell auf William zu, der ihn allerdings stoppte, indem er die Hand hob.

„Fass mich nicht an!“

Der plötzlich keuchende Shinigami stützte sich an der Wand ab und erntete einen höchst überraschten Blick.

Grell musterte schockiert das Gesicht seines Vorgesetzten das langsam schwarz wurde, als sei es verbrannt und sogar zu bröckeln begann.

Krampfend fasste sich William an die Stelle, an der sein Herz lag und knurrte.

„Verdammtes Ungetüm…sein dunkles Blut tötet mich von innen.“

William spuckte Blut und sackte an der Wand runter, an die er sich gelehnt hatte.

„Was?! William.“

Grell kniete sich verzweifelt neben ihn und strich sich die Haare hinter die Ohren.

Mit tränengefüllten Augen sah er verzweifelt zu wie Williams Blick trüber wurde und musste sich immer stärker davon abhalten, ihn nicht zu berühren, um nicht auch das gleiche Schicksal zu erleiden.

Schwach lächelnd sah ihn William an.

„Schon gut, du kannst nichts tun. Versprich mir nur eins, ja? Pass auf dich auf…Grell…“

Der verzweifelte Shinigami hielt es nicht mehr aus.

„Nein! Ohne dich…ohne dich ist doch alles sinnlos William!“

Grell konnte nicht mehr.

Er hatte an einem einzigen Tag wirklich alles verloren, was ihm wichtig war.

Den, den er bewunderte, seinen besten Freund, seinen einstigen Schwarm und zu guter Letzt seine einzig wahre Liebe.

Er war ein Mörder und ein Lügner.

Letztendlich hatte er alles und jeden verloren.

Was hielt ihn also noch in dieser Welt?

Ohne William wollte er nicht mehr leben, das würde er nicht aushalten, auch wenn es egoistisch war.

Seine Welt würde nie mehr so sein wie vorher – Sie würde sich für ihn nicht weiter drehen.

Den letzten Atemzügen seines Vorgesetzten lauschend, griff er entschlossen nach dessen Gesicht und drehte es in seine Richtung, das giftige Blut ignorierend.

„Ich liebe nichts mehr als dich William T. Spears und ich werde mit dir in den Tod gehen.“

William, der schon nicht mehr im Stande war, überhaupt noch etwas von sich zu geben, spürte nur noch Grells weiche Lippen und seine Hände.

Dass das letzte, was er sah, das Gesicht des Shinigami war, den er am meisten liebte und dass er noch einmal dessen Liebe spüren durfte, war wohl das Beste, das ihm je passiert ist und so schloss er die Augen als sein Herz endgültig still stand.

Grell schmiegte sich eng an den leblosen Körper, schlang seine Arme um ihn und lauschte seinem eigenen Herzschlag, der immer leiser und schwächer wurde.
 

Angst – das war es was Grell als letztes empfand als er die Augen schloss.

Vor allem die Angst vor dem, was sie nur erwarten würde.

„Ist das der Tod?“

Der rote Shinigami sah sich um.

Alles war schwarz und kalt.

Seine eigene Stimme hallte im endlosen Raum wieder.

Er hasste sich für alles was geschehen war, war das nun seine persönliche Hölle?

Dass er für immer darüber nachdenken musste? Allein und ohne jegliches Gefühl.

Doch irgendetwas war noch da.

Er war nicht allein.

Er hörte eine Stimme, doch sie war zu verzerrt und leise, als dass er sie hätte verstehen können.

Wie sehr sehnte er sich grade nach Gesellschaft.

Er brauchte jemandem mit dem er reden konnte, um sich alles von seiner verdorbenen Seele zu reden.

Grell würde grade alles geben, um die Dinge ungeschehen zu machen, die passiert waren.

Er würde anfangen, ordentlich und regelmäßig zu arbeiten, er würde auch ins Gefängnis gehen, sich sogar von seiner Death Scythe oder seinen geliebten Haaren trennen wenn es nötig wäre um die Gewissheit zu haben, dass William noch weiter leben durfte – Mit oder ohne ihn.

Vielleicht würde er auch jemanden finden, der ihn glücklicher machen konnte und der normaler und anständiger war als Grell.

„Es tut mir so leid William…“

Sein Schluchzen verschwand in der Tiefe des Raumes.

Selbst die Arme, die sich sanft um ihn legten, und ihn an sich zogen konnten ihn grade nicht trösten, bereute er doch grade zutiefst seine eigene Existenz.

„…?!“

Grell zuckte stark zusammen.

Wieso waren da Arme und wem gehörten sie?

Der junge Schnitter versuchte sich umzudrehen, aber sein Körper bewegte sich nicht.

„Grell? Grell!“

Diese Stimme kam ihm bekannt vor und er weitete die Augen.

William. Sein William.

So sicher war er sich noch nie, seine Stimme erkannt zu haben.

Er wollte ihn sehen, ihn umarmen und küssen, ihn bei sich haben und um Verzeihung für sein Verhalten bitten.
 

Grell öffnete die Augen, sah William, fiel ihm um den Hals und vergaß für einen Augenblick, dass er überhaupt nicht wusste, was grade eigentlich geschehen war.

William erwiderte die Umarmung und drückte ihn fest an sich, als würde irgendetwas versuchen sie auseinander zu ziehen.

Nach einer ganzen Weile lösten sie sich voneinander.

Der Schwarzhaarige beugte sich vor und küsste die von den Tränen ganz verklebten Wangen von Grell.

Dieser schluchzte nur leise, und klammerte sich an den Älteren.

Noch nie tat es so gut, die Berührungen des anderen zu spüren, ihn zu sehen und am Leben zu wissen, doch so langsam fragte sich Grell, was eigentlich geschehen war und sah sich langsam um.

Er erblickte staubige Regale, Särge und Sotoba.

Sie befanden sich eindeutig beim Undertaker.

„Undertaker!“

Erschrocken bei der Erinnerung daran, dass er den Bestatter getötet hatte führ Grell herum, nur um feststellen zu dürfen, dass dieser mit einem schmalen Grinsen auf den Lippen in einer Ecke des Raumes auf einem Sarg hockte und ihm zuwinkte.

„A-aber…!“

Entgeistert starrte der Rotschopf den Grabschaufler mit offenem Mund an, war dieser doch total unverletzt und eindeutig lebendig.

William legte die Arme von hinten um Grell.

„Es war nicht echt. Das war der letzte ‘Traum‘. Es ist alles gut Grell.“

Den sanften Worten lauschend schmiegte er sich enger an William.

Undertaker kicherte.

„Gut oder? Es war nahezu perfekt…wie es wohl aussieht, wenn ich bald…“

Verstohlen sah der einst legendäre Todesgott zu einer blonden Frau, die aufgeschnitten auf seinem Tisch lag, die Augen nur mit einem leichten Tuch bedeckt.

„Übertreiben Sie es nicht.“

William löste die Arme von Grell, der wirklich nur noch Bahnhof verstand, hielt aber noch eine seiner Hände fest, während er in seiner Jackentasche nach etwas kramte und es dem Silberhaarigen übergab.

„Ich denke, damit sind wir quitt.“

„Vermutlich.“

Der Undertaker nickte und wand sich schon wieder um.

„Ich schmeiß euch ja nur ungerne Raus, aber ich habe Vorbereitungen zu treffen.“

Damit verschwand er in einem der Hinterzimmer, während William Grell sanft nach draußen schob.

Dieser klammerte sich verwirrt und mit noch leicht wackligen Beinen an seine Liebe.
 

Das was geschehen, oder ehr gesagt nicht geschehen war, konnte er immer noch nicht ganz verdauen.

„‘Campania‘? Was waren das für Zettel die du ihm gegeben hast?“

Grell sah zu William auf, der nun endlich einmal stehen geblieben war.

„Tickets. Aber das ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass es dir gut geht und er dir nichts in einer gewissen Richtung angetan hat. Hat er doch nicht, oder?“

Der Rothaarige seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ich denke, es ist alles gu…hnng.“

Weiter kam er nicht da er schon Williams Lippen auf den seinen spürte.

Endlich hatte er ihn wieder.

Und diesmal würde er versuchen, ihn stolz zu machen.

Auch wenn es alles nur ein Traum war, so sah er es doch als eine Art Lehre an.

Noch nie hatte er wohl so glücklich ausgesehen.

William stich ihm durchs Haar.

„Grell ich denke ich bin mir langsam wirklich sicher dass ich dich…“

Erwartungsvoll sah der angesprochen mit großen Augen zu dem Größeren Hoch.

Eh dieser allerdings ausgesprochen hatte, störte eine andere Stimme Williams Zögern.

„Senpaaaai! William-Senpai! Ich weiß ich sollte nicht stören, aber wir schaffen es einfach nicht alleine und Alan-Senpai ist…“

„Ronald!“

Grell löste sich von William und fiel dem Blonden um den Hals.

So froh war er noch nie den Jüngeren zu sehen.

William seufzte und richtete seine Krawatte.

„Ich hatte angenommen, sie drei würden wirklich mit diesem Ding fertig werden! Wie enttäuschend…“

Die Brille richtend machte er einen Schritt nach vorne und ließ seine Death Scythe erscheinen.

„Es hilft nichts, ich werde mich selbst darum kümmern müssen. Und Grell, wir reden später.“

Williams Augen waren so sanft, dass Grell stark schlucken musste.

Zu Ronalds großer Überraschung fasste sein Vorgesetzter den sonst so verhassten Rotschopf an der Hand und zog ihn mit sich.
 

Kichernd schlenderte er hinter ihnen her.

„Also wirklich. Sutcliff-Senpai schafft es wohl jedem den Kopf zu verdrehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2011-11-07T23:22:11+00:00 08.11.2011 00:22
Hab es zwar schon seit längerem in meiner Favo Liste, aber nu muss ich dir auch mal ein Kommentar hinterlassen.
Nachdem ich mich auf die Suche gemacht habe nach gut geschriebenen FF's mit dem Pairing GrellxWill, bin ich natürlich über deine gestolpert und habe diese auch gelesen.
Zu Anfang war ich nicht sonderlich davon begeistert, dass sowohl die Jagd nach den 1000 Seelen so abgehackt geschrieben war und noch einige andere Themen ganz zu Anfang.
Allerdings hat sich dein Schreibstil von Kapitel zu Kapitel sichtbar gesteigert, sodass ich jetzt hellauf begeistert bin und Fan deiner FF ^^
Besonders die Szenen beim Undertaker haben mir sehr gut gefallen, die hast du wirklich schön geschrieben
Und was soll ich sagen
OMG!!!!
ich hab die das geglaubt mit den Traum, ich dachte das sei echt und ich war voll am verzweifeln, dachte das sei nicht wahr Q_____Q
Also Lob an die Schreiberin, sehr gut ^^
Würd mich sehr freuen, wenn du mir bescheid geben könntest wenn das neue Kapitel oben ist oder hochgeladen wird, ich lechze schon danach XD
Einfach ne kurze Nachricht im GB wär schon lieb, da guck ich auf jedenfall nach

Hoffe auf ein baldiges neues Kapitel

Liebe Grüße und viel Muse
Phoenix
Von:  Marco-Bodt
2011-10-30T14:59:21+00:00 30.10.2011 15:59
wahhhh *-*
ich bin echt begeistert alles war so Perfekt *-*
ich liebe einfach deine FF und ich möchte wirklich mehr von lesen *-*


Von:  Lumina_in_the_Dark
2011-10-27T20:11:12+00:00 27.10.2011 22:11
Geil!

echt, der Traum war RICHTIG gut geschrieben, man hat's dir abgenommen, obwohl man eigentlich wusste, dass es "nur" ein Traum ist...Respekt!!

mir hat's richtig gut gefallen, ich frag mich nur, was genau undertaker mit dem ganzen bezweckt hat...
Von:  Inukashi
2011-10-27T20:09:05+00:00 27.10.2011 22:09
GOTT!
Als erstes schlage ich dich imaginär dafür, dass ich die den Albtraum abkaufte, weil er so 2echt" rüber kam Dx
Armer ronald *schnief*
Man ich habe mitgeziitert >.<
Scheiß Traum ey *taschentücher weg pack*
schande über dich *fluch*

Spaß xD
Genial geschrieben ich habe mit gezittert♥
Wirklich genial♥

(Du hast sogar anspielungen auf die neuen kapitel rein gemacht wie die Frau und die Tickets *^*) Grandios♥
Es macht unglaublich spaß deine FF zu lesen *A*



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