Der Strand
Was blendete sie da nur so?
Es sticht und ist so warm... nein sie wollte noch nicht aufwachen und wieder in diese völlig verrückte Welt gezogen werden. Eine Welt wo schon der Tag schrecklich genug war, dass man gar nicht einschlafen wollte - und wenn man es schaffte rang man damit weiterschlafen zu können.
Da war es schon wieder - irgendetwas war so schrecklich hell, dass es sie trotz geschlossenen Augen blendete.
Plötzlich war es weg und sie seufzte innerlich auf, dankbar, doch da wurde es ihr plötzlich kalt und sie fröstelte. Warum wünsch ich mir gerade das Licht zurück - ich will nicht aufwachen, aber es ist so kalt.
Der Schatten vor ihren Augen bewegte sich wieder ein Stück zur Seite, so dass das Licht immer wieder hervorkam. War es die Sonne die sie da so nervte und wer ging da vor ihr herum, es war nervig - konnte der oder die nicht still stehen, da plötzlich war das Licht wieder da und sie entspannte sich - einige Sekunden lang geschah nichts, da verschwand das Licht und sie hörte ein leises grausames Keuchen. Alice schlug die Augen auf und erstarrte.
Über ihr, Auge in Auge gegenüber stand ein grausames Wesen, entstellt, widerlich, stinkend, und sein Maul, das die seltsames Zähne entblößte, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie blieb wo sie war und bemerkte, dass das Geschöpf genau über ihr kniete und sich mit seinem intakten Arm in den Sand stützte, auf dem sie lag. Seine rechte Hand war weg und an ihrer statt hatte es ein scharfes Pistolenartiges Schießgerät. Alice atmete kaum, ihr Körper war in Alarmbereitschaft - sie analysierte in wenigen Sekunden ihre Chancen.
Wegstoßen? - Nein zu groß, zu schwer, zu unbeweglich.
Weg/Abrollen? - Nein die Arme sind im Weg, Gewehr ist bedrohlich auf Brust gerichtet.
Erschießen? - Keine Waffe.
In den Schritt treten? - Hat der Typ noch einen?
Nachdem sie kurze Sekundensequenzen überlegt hatte, ließ das Wesen von ihr ab und stellte sich gerade über sie - Alice war schon darauf gefasst, dass er jede Sekunde die Waffe auf sie richten und abdrücken würde, aber nichts dergleichen geschah - das Wesen stand einfach nur da und atmetet laut und keuchend vor sich hin. Alice wagte es kurz ihre Hand zu bewegen, das Wesen wartete ab - Alice nutzte die Chance und sprang auf, ihr Hände abwehrend vor sich hin gestreckt, um im Notfall gewappnet zu sein - das Wesen starrte sie weiterhin nur an, drehte sich um und ging weg. Alice sah ihm verwundert hinterher, bis es Klick machte und ihr alles wieder einfiel.
"Warte!" rief sie und rannte ihm nach.
Sie bemerkte erst jetzt, dass sie an einem verlassenen Strand lag, die Sonne war noch nicht stark, wärmte aber angenehm und sie rannte weiter diesem Ding nach. Es war relativ schnell, dafür, dass es so wuchtig aussah und es sicher auch war. Endlich erreichte sie ihn, stellte sich - manche würde sagen, absolut dämlich - vor das Wesen hin und breitete die Arme aus. Sie fragte kalt: "Wer bist du?"
Das Wesen antwortete nicht.
"Wer bist du?" fragte Alice erneut, das Wesen blieb stumm.
Langsam die Geduld verlierend trat sie ganz knapp vor das Monster hin und fragte: "Wer - bist - du!" jedes Wort betonend.
Das Wesen fauchte, knurrte oder irgendetwas in der Art - Alice konnte es nicht einordnen - und packte Alice unvorbereitet mit der linken Hand - die genauso groß war wie Alice gesamter Kopf, an ihrer rechten Schulter, zog sie näher ran und betrachtete sie intensiv mit seinem einen Auge.
Alice erschauderte, es war so menschlich - es war grün und es war ihr vertraut. Alice griff sich an den Kopf und sagte murmelnd: "... Du... bist... " sie hob den Kopf und flüsterte ungläubig: "Du bist -"
Das Wesen wandte sich ab und stapfte weiter durch den Sand und deutete mit der Hand Alice ihm zu folgen. Sie tat es und obwohl sie alles andere als geschützt war, spürte sie keine Angst. Sie hatte keinerlei Waffen bei sich und konnte sich nicht erklären wie sie an diesen Strand kam. Was war nur gestern passiert?
Sie wanderten vor sich hin, wobei nichts zu hören war außer dem gleichmäßigen starken Ausschnaufen des Wesens vor ihr. Alice versuchte mehrmals noch einmal sich zu erinnern, aber sie konnte sie nicht erklären wie sie hier gelandet war - seltsam sie konnte sich doch an alles erinnern.
Sie wusste dass sie noch mit Claire und ihrem Bruder Chris Redfield gegen den verrückten Wesker gekämpft hatte, auf der "Arcadia" einem angeblichen Überlebensschiff das eine Falle von Umbrella gewesen war. Sie sah alles klar vor sich, wie sich gemeinsam dem explodierenden Hubschrauber nachgesehen hatten, dann hatte Alice den offenen Fallschirm bemerkt und musste sich bitter eingestehen dass Wesker wieder überlebt hatte. Dann waren schon die Hubschrauber von der Umbrella Corporation gelandet - sie hatte ihre Pistole gezogen und dann...
Ja was dann?
Sie konnte sich nicht erinnern, Schneerauschen, alles weg - schwarze Leere. Alice biss sich zornig auf die Lippen, da blieb das Wesen plötzlich stehen und deutete auf eine undurchdringliche Hecke vor ihnen - sie war völlig verwachsen und aus lauter Dornen - unmöglich kurz dadurch zu kommen.
Alice hob verwundert die Augenbrauen und sagte: "Äh... nicht dein Ernst! Da durch?" sie hoffte es würde den Kopf schütteln, das Wesen sah sie aber nur an und Alice seufzte: Ich deute dass mal als "Ja"!" und trat auf die Hecke zu, da griff das Wesen ein, zog sie zurück und Alice sah es verdattert an. Das Wesen trat auf einen hohlen Baumstumpf zu und deutete mit dem Kopf auf Alice. Sie kam näher und es deutete auf den Stumpf. Sie sah hinein und entdeckte zu ihrer größten Verwunderung einen braunen Knopf, den man nur bei sehr genauem Hinsehen bemerkte - er war in einer winzigen Ecke angebracht und als Alice den Baumstumpf berührte, spürte sie wie hart er war.
"Das ist gar nicht echt - aus Plastik oder so... sieht echt täuschend echt aus!" ging ihr durch den Kopf, wandte sich zu dem Wesen um und fragte: "Draufdrücken?"
Es nickte.
Alice drückte den Knopf.
Wie auf Befehl öffnete sich ein nicht kleiner Durchgang in der Hecke und das Wesen machte sich so klein wie möglich und Alice folgte ihm, sie gingen kaum vier Sekunden gebückt, da ging der Durchgang plötzlich in die Tiefe. Das Wesen rutschte voran und Alice hinterher. Sie kamen an und Alice schlug eine elegante Sprungrolle nach vorne. Als sie aufsah blieb ihr ungläubig der Mund offen stehen. Vor ihr war ein unterirdisches Dorf gebaut - es schien in einer gigantischen Höhle angelegt worden sein. Frauen, Männer, Kinder liefen durcheinander und manche spielten fangen und erfreuten sich am Leben. Es gab Geschäfte die quer die Straßen säumte und viele Häuser. Alles so liebevoll und einfach hergerichtet, dass Alice die Tränen kamen. Es war gar nicht so wie sie gedacht hatte - die Menschen konnten überleben, sie waren nicht so hilflos. Sie stand auf und das Wesen ging weiter.
Alice hatte damit gerechnet, dass jeder Panikschreie ausstoßen würde sobald man ihn sah, aber von wegen, die meisten warfen "IHR" seltsame Blicke zu und die Kinder liefen sogar lachend auf das Monster zu und freuten sich es zu sehen - manche wurden hochgehoben und lachten herzlich und jauchzten als das geschah. Das Wesen ging weiter und blieb vor einem großen Gebäudekomplex stehen, Alice schrak zurück - es war ein altes Labor und Umbrellas Zeichen war noch ganz klar an der Front zu sehen. Sie blieb stehen und ging einen Schritt zurück, doch das Wesen brummte nur und sie verstand - es war keine Gefahr gegeben.
Es ging vor und trat durch die große Tür ein. Alice folgte ihm.
Im Inneren des Labors, gab es nur einen großen Raum und den betrat man direkt durch die Eingangstür - mehrere jüngere und ältere Frauen und Männer saßen zu 12. an einem langen Tisch, und diskutierten, da erhob sich eine ältere Dame am Tischende und rief erfreut: "Nemesis! Wenn hast du denn gefunden?"
Das Wesen, Nemesis, trat zur Seite und gab Blick auf Alice frei.
Schlagartig verstummten alle im Raum und ein älterer Mann flüsterte: "Kann es wahr sein?"
Die Frauen begannen zu weinen und die ältere Dame sagte mit zittriger Stimme: "Komm nach vorne - setz dich bitte Alice!"
Alice wunderte sich zwar, kam aber wie gebeten nach vorne und setzte sich auf einen schnell gebrachten Stuhl, der direkt vor dem Tisch der 12 aufgestellt war.
"Alice wir freuen uns Sie kennen zu lernen!" flüsterte die alte Dame.
Alice nickte nur und sagte: "Wo bin ich hier?"
Die alte Dame lächelte und sagte: "In Mallaun - einer kleinen Stadt auf jener Insel die man früher als "Mallorca" bezeichnete!"
"Mallorca!" flüsterte Alice ungläubig. Wie war sie von L.A. nach Mallorca gekommen - da hätte sie den gesamten Atlantik durchschwimmen müssen!
Die alte Dame merkte ihre Bestürzung und sie sagte mitleidig: "Ich weiß nicht wie Sie hier her gekommen sind, aber wir könnten nicht dankbarer sein. Wir haben ein großes Problem und Nemesis allein ist dem nicht gewachsen!"
"Nemesis?" fragte Alice langsam und drehte sich um.
Das Wesen stand an die Wand gelehnt ruhig da, man könnte fast sagen es würde sich lässig anlehnen.
"Oh natürlich kennst du ihn noch nicht wahr?" lächelte die alte Dame.
Alice starrte Nemesis an und sagte leise: "... ich... ich ... Wie habt ihr das alles hier aufgebaut?" wechselte sie das Thema und wandte sich von dem Ding ab, dass man hier Nemesis nannte. Dazu konnte sie später noch genug Fragen stellen.
"Nun... " die Alte war kurzzeitig verwirrt über den abrupten Themenwechsel, "... wie du denken kannst, war das hier eines von vielen Umbrella Untergrundlabors - wir haben es vor sechs Jahren gefunden und uns mit vielen Nicht-Infizierten hier niedergelassen. Seit den letzten fünf Jahren haben wir immer mehr retten können und hier sind wir von den Infizierten geschützt. Wir sind so zu sagen zu dem Schoss von Gaya zurückgekehrt!" lächelte die Alte.
Alice verdrehte innerlich die Augen - na toll eine Naturanbeterin, musste grinsend denken, blieb äußerlich ernst und fragte: "Woher kennt ihr mich?"
"Na jeder kennt sie - jeder zumindest, der ein wenig mehr von Umbrella, Wesker und dem T-Virus weiß!" lächelte die Alte.
Alice gab sich einstweilig mit der Antwort zufrieden und fragte: "Kann ich mich hier irgendwo ausruhen und vielleicht eine Waffe kriegen?"
Die Alte lächelte und sagte: "Nemesis zeigt dir deine Unterkunft, sie liegt direkt neben seiner und was die Waffen betrifft!" sie drückte einen Knopf, der direkt auf dem Tisch befestigt war und automatisch schoben sich die Oberflächen der Wände nach oben und rund um Alice herum wurden Waffen, schwer und gefährlich leicht und zielgenau, alles was das Waffenherz begehrt sichtbar. Sie hob nur anerkennend die Augenbraue, ging zu einer Wand, zog eine Y-101/43 heraus, ein Scharfschützengewehr, einige Granaten, sowie auch zwei längliche Messer, die sie selbst schon einmal besessen hatte, heraus und steckte sie in den Gürtel um ihre Oberschenkel, das Gewehr auf den Rücken, die Pistole in den Gürtel an der Hüfte und die Granaten an den Gürtel auf der linken Seite. Damit ging sie wieder aus dem Raum.
Die Alte sagte leise: "Nemesis - kümmre dich um sie!"
Das Wesen nickte nur und knurrte leicht und ging Alice nach.
Draußen zeigte er ihr Quartier und lass sie allein. Alice sah sich um und legte sich einfach ins Bett und schlief ein, dass es dabei noch früh am Morgen war, war ihr egal.
