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Das System

Wichtelgeschichte für Alaiya
von

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Das System

Mit schnellen, angespannten Schritten marschierte Tali auf den Eingang des Dorfes zu, hinter ihr eine Gruppe von Wächtern. Eigentlich war es gar nicht ihre Aufgabe, hinter abtrünnigen Verbrechern herzulaufen, denn sie gehörte zur Leibgarde des beliebten Präsidenten Durus, doch in diesem Fall wurde ihre Hilfe offenbar benötigt. Der Anführer der Wächter, welche dafür zuständig waren, für Ruhe und Ordnung im Land zu sorgen, war kürzlich verstorben, und bei diesem Einsatz brauchten sie jemanden, der sie anführen konnte, jemanden, der sich mit diversen Waffen und Kampfkünsten auskannte – kurz, jemanden wie Tali. Obwohl sie gerade einmal ihren zwanzigsten Geburtstag hinter sich gebracht hatte, gehörte sie, was das Kämpfen anging, zu den besten im ganzen Land. Natürlich musste man deutlich sagen, dass gemeinhin in ihrem Land nicht viel gekämpft wurde, denn so etwas war bei ihnen nun wirklich nicht nötig. Morunia war eigentlich ein vollkommen friedliches Land und fast jeder Bürger gab sich größte Mühe, mit seinen Mitbürgern auszukommen – lediglich einige Abtrünnige gab es, die Unruhe stifteten und den Frieden im Land gefährdeten.

Für solche Menschen hatte Tali kein Verständnis, und aus diesem Grunde hatte sie sich sofort einverstanden erklärt, als Präsident Durus sie gefragt hatte, ob sie bereit wäre, ihm einen Gefallen zu tun, indem sie eine Gruppe von Wächtern anführen würde, um sich diesem Problem anzunehmen.

„Wartet“, wies sie die Gruppe an und blieb abrupt stehen. Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder auf, die verschwammen und ebenso schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen war. Sie war eine Viziya, was bedeutete, dass sie gewisse Vorahnungen hatte – was mindestens einem von ihnen vermutlich das Leben gerettet hatte, denn genau vor ihnen schoss eine gewaltige Feuerwalze an ihnen vorbei. Deutlich konnte Tali die Hitze auf ihrer Haut spüren, die heißen Flammen, die den Boden versengten und die sie so knapp verfehlt hatten.

„VERSCHWINDET!“, schrie die Stimme einer Frau direkt um die Ecke. „IHR WERDET MEINEN MANN NICHT HOLEN KOMMEN!“

Tali ließ sich von dem Geschrei der Frau jedoch nicht beeindrucken. Sie trat vor, gab den Wächtern jedoch zugleich auch das Zeichen, weiterhin zurück zu bleiben.

„Ihr Mann ist ein Abtrünniger“, erklärte sie ruhig. „Er hat einen Aufruhr veranstaltet und er hat gestohlen. Dafür muss er bestraft werden. Und nun, da Sie sich uns in den Weg gestellt haben, müssen wir Sie leider auch mitnehmen. Sie kennen das Gesetz.“

„Ich werde nicht mit euch gehen.“ Ein Feuerball erschien auf der ausgestreckten Hand der Frau, versengte sie jedoch nicht. Als Feuermagierin war sie in der Lage dazu, das Element Feuer zu beherrschen, daher schadete es ihr auch nicht. „Und auch meinen Mann werdet ihr nicht mitnehmen.“

Gleichgültig zuckte Tali mit den Schultern und wandte sich den Wächtern zu. „Nehmt Sie mit.“

Sie selbst trat beiseite – es war nicht so, dass sie sich nicht zugetraut hätte, an dem nachfolgenden Kampf teilzunehmen, doch er interessierte sie nicht. Dass sie die Frau mitnehmen mussten, war bedauerlich, wenngleich es auch abzusehen gewesen war. Doch sie war nicht das eigentliche Ziel und aus genau diesem Grund hielt sich Tali auch nicht weiter mit ihr auf. Stattdessen beschloss sie, sich auf die Suche nach dem eigentlichen Zielobjekt zu machen.

Für einen kurzen Moment schloss die Dunkelhaarige die Augen, versuchte, konkrete Bilder herbeizuführen, die ihr den Weg weisen würden – und er in der Tat wusste sie wenige Sekunden später, wo sie suchen musste. In ihrer Vision hatte sie einen Stall gesehen, dort würde sie ihn gewiss finden. Eine starke Anspannung ging durch ihren Körper, denn sie wusste, dass sie vorsichtig sein musste. Sie wusste nicht, was genau sie erwarten würde und dementsprechend musste sie sich auch verhalten. Es war klüger, immer auf der Hut zu sein, diese Lektion hatte sie schon in jungen Jahren gelernt und das würde sie auch niemals vergessen. Mit schleichenden Schritten ging sie auf den Stall zu und versuchte, keine zu lauten Geräusche von sich zu geben.

Plötzlich ging die Tür des Stalls auf und ein hochgewachsener Mann stand vor ihr. Sie schätzte ihn auf Mitte vierzig; ein wenig heruntergekommen sah er aus, doch an seinem wachen Blick konnte sie erkennen, dass sie es mit einem intelligenten Mann zu tun hatte, der sofort wusste, was hier gespielt wurde.

„Sie müssen mitkommen“, entgegnete Tali ruhig, war sich jedoch von Anfang an vollkommen sicher, dass er sich ohnehin widersetzen würde. Davon würde sie sich aber natürlich nicht abhalten lassen.

„Worum geht es?“

„Das dürfte Ihnen bereits klar sein. Sie haben etwas aus der Gemeinschaftskasse Ihres Dorfes gestohlen, um sich und ihre Familie zu bereichern und zudem einen gewaltigen Aufruhr veranstaltet. Hier sind Unruhen laut geworden, die eindeutig von Ihnen ausgehen. Sie kennen das Gesetz und wissen, dass wir so etwas unterbinden müssen.“

Kaum merklich zuckte der Mann ein wenig. Tali ließ ihn nicht aus den Augen. Sie wusste, dass Menschen manchmal unberechenbar sein konnte und es war durchaus möglich, dass er schnell eine Waffe ziehen würde – doch darauf war sie vorbereitet. Sie konnte die Anspannung, die von ihm ausgehen, regelrecht spüren, merkte, wie sie auf ihren eigenen Körper übersprang.

„Wie alt bist du, Mädchen?“, fragte der Mann sie ruhig. Tali zuckte nur mit den Schultern.

„Ich denke nicht, dass das irgendetwas zur Sache tut.“

„Du bist noch sehr jung. Ich finde es interessant, dass der Präsident dich dennoch schickt, um dich auf mich zu hetzen.“

„So kann man das wohl kaum nennen“, entgegnete Tali kühl. „Sie haben gegen das Gesetz verstoßen, und das hat die Ihnen sicher bekannten Folgen.“

Der Mann nickte. „Ich weiß, was du tun musst. Aber du wirst gewiss verstehen, dass ich mich nicht kampflos ergeben werde. Ich weiß, warum du so handelst, wie du es tust, aber dein Weg ist nicht zwingend der richtige.“

Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, streckte der Mann seine Hände aus, welche sofort von Flammen eingehüllt wurden.

Verdammt, ging es Tali durch den Kopf. Noch ein Feuermagier.

Es kam nicht besonders häufig vor, dass Magier mit Leuten liiert waren, die das gleiche Element beherrschten – meistens war die Zuteilung da anders, weil es den meisten Familien doch eher etwas brachte, auf verschiedene Elemente zugreifen zu können.

Im Normalfall war es so, dass man mit 21 Jahren seinen Ehepartner zugeteilt bekam. In der Regel hatte die genaue Zuteilung rein pragmatische Gründe. Jedes Element hatte seinen Vorteil, so konnten Feuerbenutzer dafür sorgen, dass es nie kalt wurde, Wasserbenutzer konnten für eine unerschöpfliche Menge an Wasser sorgen, Erdbenutzer waren bei der Ernte sehr hilfreich, und Luftbenutzer waren gut darin, kranken Menschen zu helfen, die schwer Luft bekamen. Je nachdem, in welches Gebiet des Landes man zog, bekam man in der Regel einen entsprechenden Ehepartner zugeteilt. Tali hatte sich nie große Gedanken darüber gemacht, wen man ihr zuteilen würde. Sie wusste nicht, ob es jemand ihres Volkes oder eines anderen sein würde – sie war sich nur sicher, dass der Präsident persönlich diese Entscheidung treffen würde. Es sollte ihr auch gleich sein. Was er entschied, würde schon das Beste für sie sein. Sie vertraute Präsident Durus.

Ihr Körper ging in Abwehrhaltung. Sie konnte vorausahnen, welche Angriffe ihr Gegenüber vornehmen würde, doch trotzdem fühlte sie ein etwas flaues Gefühl im Magen. Die Flammen, die ihr Gegner auflodern ließ, wurden größer und wieder konnte Tali diese ihr unangenehme Hitze aufwallen spüren. Feuermagier waren schon immer diejenigen gewesen, die ihr im Kampf am meisten Respekt einflößten, denn Feuer hatte ohne jeden Zweifel die zerstörerischste Kraft von allen vier Elementen.

Ohne Vorwarnung raste eine gewaltige Feuerwand ausgehend von ihrem Gegenüber auf sie zu und Tali schaffte es noch im letzten Moment, sich zu Boden zu werfen und abzurollen. Mit einem Aufschrei registrierte sie den Schmerz, der durch ihre Seite zuckte – trotz ihres schnellen Ausweichmanövers hatte er sie erwischt. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie einen Dolch gezogen und richtete sich wieder auf. Sie musste ihn in die Finger bekommen. Er war ein Abtrünniger, ein Mensch, der es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht hatte, Unfrieden in ihrem geliebten Land zu stiften und die Menschen gegen die Regierung aufzuhetzen. Dafür musste er bestraft werden.

Beflügelt durch diese Gedanken schaffte Tali es, sich wieder auf die Füße zu stellen und lächelte ihn grimmig an.

„Wie ich sehe, gehört offenbar schon etwas mehr dazu, um dich zu besiegen“, sagte er anerkennend. Tali schwieg. Dieser Feststellung gab es nichts hinzuzufügen und sie war ohnehin noch nie eine Frau der vielen Worte gewesen. Das Reden überließ sie lieber denen, die zu nichts anderem zu gebrauchen waren.

Diesmal war es an Tali, schnell zu reagieren und einen unerwarteten Angriff zu starten. Den Dolch fest umschlungen haltend stürzte sie auf ihn zu und stach zu, doch sie verfehlte ihn knapp. Er war verdammt schnell, offenbar war er ebenfalls erfahren im Kampf und sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, woher dieses Wissen stammen mochte. Andererseits blieb ihr auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment startete er schon einen Gegenangriff; erneut zischte Feuer an ihr vorbei, doch dieses Mal schaffte sie es rechtzeitig, auszuweichen, so dass der Feuerball hinter ihr in die Wand des Stalls schlug, welche sofort Feuer fing. Suchend blickte sie sich um, hatte ihren Gegner für einen Moment aus den Augen verloren und nahm eine wachsame Körperhaltung ein. Als sie hinter sich das Knacken eines Zweiges vernahm, wirbelte sie herum und streckte die Hand mit dem Dolch aus, doch wieder erwies sich ihr Gegenüber als wahnsinnig schnell und schaffte es, ihr mit einem schnellen Schlag den Dolch aus der Hand zu schleudern. Blut tropfte zu Boden, sickerte in die braune Erde, doch er ließ sich von seiner Verletzung nicht aus der Ruhe bringen; stattdessen stürzte er sich nun mit seinem ganzen Körper auf Tali und riss sie mit sich zu Boden. Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, denn sie war es nicht gewöhnt, einfach so überwältigt zu werden. Sie war immer eine der Besten im Kampf gewesen und nun fiel es diesem Mann scheinbar so leicht, nicht nur mit ihr mitzuhalten, sondern sie auch noch zu besiegen. Wo waren die Wächter? Warum kam niemand?

Es war nicht so, dass Tali nun um Hilfe gerufen hätte, das wäre nicht ihre Art gewesen, dennoch fragte sie sich, warum niemand kam, um sie zu unterstützen. Wahrscheinlich hatten ihnen mehrere Bürger aufgelauert und die Wächter ebenfalls angegriffen, das war die einzige Erklärung, die Tali in den Sinn kam.

Mit einer ruckartigen Bewegung rollte sie sich nach links, versuchte, den Mann von sich abzuschütteln, doch körperlich war er ihr gegenüber im Vergleich zu ihrer eher kleinen, hageren Figur eindeutig im Vorteil. Auch er war von hagerer Gestalt, doch gleichzeitig war ihm anhand seiner Muskeln auch durchaus anzusehen, dass er harte Arbeit hier im Dorf verrichtete und wahrscheinlich viel zu schleppen hatte.

„Tut mir Leid, dass es so kommen muss“, entgegnete er mit einem wehmütigen Lächeln. „Es ist schade um dich, aber ich kann mich einfach nicht kampflos ergeben.“ Mit diesen Worten schickte er eine letzte Feuerwalze los. Die Hitze drang in Talis Körper ein, nahm sie gefangen und ließ sie schreien. Ihr war, als würde jede einzelne Faser ihres Körpers brennen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
 

Tropf. Tropf. Irgendwo tropfte Wasser von der Decke zu Boden, im immergleichen Takt; langsam, doch beständig. Die junge Frau wusste nicht, wie lange sie schon hier gelegen hatte und wann sie zu sich gekommen war, sie hatte es noch nicht einmal geschafft, die Augen zu öffnen. Anhand des unebenen Gefühls in ihrem Rücken konnte sie erahnen, dass sie auf dem Boden lag, unter ihrem Kopf ein Kissen oder dergleichen, welches ihre Position ein wenig aufrechter sein ließ.

„Das, was mit ihr passiert ist, ist wirklich schrecklich…“

„Wird sie durchkommen?“

„Ich weiß nicht… ich hoffe es. Ihre Verbrennungen sind ziemlich schlimm, ich weiß nicht, ob ich ihr mit unseren Mitteln helfen kann…“

Zwei Frauenstimmen, die sich unterhielten. Die erste klang entsetzt, die zweite eher gleichgültig. Wer waren die beiden? Tali versuchte, ihre Augen zu öffnen, doch nicht einmal diese einfache Bewegung ihrer Lider wollte ihr im Moment gelingen. Es war, als ob sich eine Lähmung über ihren gesamten Körper gelegt hätte, die sie noch nicht überwinden konnte. Wie kam es überhaupt, dass sie noch lebte? Wie war sie hierher gekommen? Sie erinnerte sich noch dunkel an den Kampf und an dessen für sie fatalen und überraschenden Ausgang, doch nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte, hatte sie nichts mehr um sich herum mitbekommen. Ein leises Stöhnen löste sich von ihren Lippen.

„Sie ist wach“, sagte die Erste, wobei Erleichterung in ihrer Stimme mitschwang. „Lass mich jetzt am besten mit ihr allein. Ich werde sie untersuchen.“

Tali vernahm Schritte, die sich von ihr entfernten; offenbar kam die Zweite dem Wunsch der anderen nach. Deren Schritte näherten sich ihr nun weiter und an dem Rascheln von Kleidung dicht neben ihrem linken Ohr konnte Tali erkennen, dass sie sich offenbar neben ihr auf dem Boden niedergelassen hatte.

„Kannst du mich hören?“, fragte die Stimme freundlich. Tali versuchte zu nicken, doch auch diese Geste wollte ihr nicht gelingen, weshalb sie stattdessen wieder ein leichtes Stöhnen von sich gab.

„Das ist gut“, entgegnete die andere. „Du hast ziemlich schlimme Verbrennungen abbekommen, aber jetzt, wo du erstmal wieder wach bist, bekommen wir das schon irgendwie in den Griff.“

Langsam schaffte Tali es doch, zumindest ihre Augen einen Spalt breit zu öffnen und auch ihr restlicher Körper fühlte sich weniger gelähmt an, doch noch immer viel zu schwer, als dass sie irgendein anderes Körperteil hätte bewegen können. Verschwommen erblickte sie das Gesicht eines Mädchens, das ungefähr in ihrem Alter sein musste, vielleicht ein wenig jünger als sie selbst. Sie hatte langes, blondes Haar und helle Augen, außerdem ein freundliches Gesicht – viel mehr konnte Tali auf Anhieb nicht erkennen, noch immer fühlte sie sich sehr schwach und es fiel ihr schwer, die Augen auch nur offen zu halten, während es ihrem Gehirn im Gegenzug schwer fiel, die gesehenen Informationen auch zu verarbeiten.

„Ich bin übrigens Ranpu“, stellte sich das blonde Mädchen vor. „Ich habe dich nach diesem… Kampf gefunden, du lagst bewusstlos neben dem brennenden Stall.“

„Ich… wo bin ich…?“, brachte sie schließlich hervor und war ein wenig erschrocken darüber, wie schwach und gebrochen ihre Stimme klang. Sie wollte nicht schwach sein, nicht einmal so klingen, das war einfach nicht ihre Art! Schlimm genug, dass sie so versagt hatte, doch sie würde sich deshalb ganz sicher nicht bemitleiden – auch das wäre überhaupt nicht ihr Stil gewesen. Viel wichtiger war, wie sie schnell wieder auf die Beine kommen würde – wobei ‚schnell’ vermutlich leichter gedacht als getan war.

„Noch immer im Dorf, aber auf der anderen Seite. Zwei der Überlebenden Männer haben dich hierher getragen. Wir dachten, du würdest nicht wieder zu dir kommen…“

„Warum… habt ihr… mich hierher gebracht?“

„Du warst schwer verwundet. Es ist nicht unsere Art, Menschen, die unsere Hilfe benötigen, einfach hier liegen zu lassen, selbst dann nicht, wenn es Feinde sind.“

Tali versuchte, die Stirn zu runzeln, doch ihre Mimik wollte ihr noch nicht wieder so ganz gehorchen. „Ich bin keine Feindin... Ich tue nur das, was getan werden muss. Dieser Mann…“

„… ist mein Vater“, sprach das Mädchen. Tali seufzte leicht. „Er ist kein schlechter Mensch“, fuhr die Blonde fort.

„Er hat gestohlen.“

„Nein, so war das gar nicht!“, warf sie ein und blickte Tali an. „Hör mich bitte erst einmal an, bevor du dir irgendein Urteil bildest. Mein Bruder war sehr krank. Meine Mutter ist zwar Heilerin und somit konnte sie ihm ganz gut helfen, doch er brauchte Medizin.“

„Die steht ihm auch zu, wenn er krank ist.“, entgegnete sie kühl.

„Ja, aber sie hat nicht angeschlagen. Er brauchte andere, aber man wollte uns keine mehr geben. Deshalb hat mein Vater Geld gestohlen, um woanders welche holen zu können.“

„Das erklärt nicht, warum er die Bürger aufhetzt.“ Langsam fand ihre Stimme wieder mehr Kraft, doch bewegen konnte sich Tali nach wie vor nicht.

„Überrascht dich das denn wirklich? Wir waren alle entsetzt. Es ist nicht richtig, dass der Präsident und seine Leute einfach tatenlos zusehen, wie Menschen leiden und sogar sterben müssen, nur weil sie niemandem mehr geben wollen.“

„Das ist angemessen. Es war nie anders. Deshalb funktioniert das Zusammenleben in unserem Land so gut. Nur weil alles gerecht und ausgeglichen ist. Jeder hat die gleichen Rechte, jeder bekommt das gleiche zugeteilt. So ist es richtig. Das ist das einzige, was funktioniert.“ Am liebsten wäre sie keinen Moment länger mit diesem Mädchen in einem Raum geblieben, doch es war dumm, sich etwas vorzumachen. Aktuell hatte sie gar keine andere Wahl, denn sie würde nicht in der Lage sein, aufzustehen. Im Moment war sie auf die Hilfe des fremden Mädchens angewiesen, ob es ihr nun gefiel oder nicht. Doch wenn sie erst einmal ausreichend wiederhergestellt sein würde, dann würde sie gewiss nicht ihre Hände in den Schoß legen und nichts tun.

„Es wird eine Weile dauern, bis du wieder alleine zurecht kommst“, sagte Ranpu, anscheinend, um das Thema zu wechseln. „Solange kannst du hier bleiben. Im Moment wäre eine Rückkehr für dich in die Stadt undenkbar, denn einen so langen Transport können wir nicht bieten. Außerdem sind rundherum um unser Dorf Wächter postiert und es fällt unseren Bürgern schwer, die Verteidigung aufrecht zu erhalten. Wir können dich zur Zeit nicht hier rausschaffen.“

„In Ordnung.“

„Ich muss nun auch gehen. Mein Vater hat ebenfalls einige Verletzungen davon getragen und meine Mutter kann sicher Unterstützung dabei gebrauchen, ihn wieder gesund zu pflegen.“

„In Ordnung.“ Ranpu entfernte sich einige Schritte und Tali seufzte leicht. „Ranpu?“

Die Blonde drehte sich um. „Ja?“

„Danke.“

„Nichts zu danken“, erwiderte das Mädchen mit einem Lächeln auf dem Gesicht, wandte sich ab und ging.
 

Auch wenn Tali versuchte, den Zeitraum zu bestimmten, fiel es ihr schwer zu sagen, wie viel Zeit sie in dem Dorf verbrachte. Ab und an ging es ihr wirklich gut und der Heilungsprozess ihres Körpers wurde durch allerhand Kräuter und Salben unterstützt, die im Besitz von Ranpus Familie waren, doch manchmal hatte Tali auch Phasen, in denen ihr Körper ihr nach wie vor kaum gehorchen wollte und an denen sie die meiste Zeit nur liegen und schlafen konnte. Dennoch machte sie Fortschritte, und nach einigen Tagen – oder Wochen, so genau ließ es sich für sie nicht bestimmen – war sie wieder in der Lage, aufzustehen. Ranpu kam täglich, um sich um sie zu kümmern und Tali musste zugeben, dass das Mädchen wirklich sympathisch war. Ihre Ansichten mochten nach wie vor etwas befremdlich sein, doch auf der anderen Seite stellte Ranpu auch eine wirklich angenehme Gesellschaft da, wenn sie sich nicht über politische oder gesellschaftliche Themen unterhielten. Bald erfuhr Tali, dass auch das blonde Mädchen Spaß am Kämpfen hatte; sie war besonders erfahren im Bogenschießen und wie ihre Eltern konnte sie gut mit der Feuermagie umgehen. Tali würde nicht mehr den Fehler machen, diese Magie zu unterschätzen – zwar hatte sie vor ihr schon immer den größten Respekt gehabt, doch noch nie hatte sie so starke Erfahrungen damit gemacht. Zuvor hatte sie niemals Menschen getroffen, deren Magie so mächtig war, was auch der Grund dafür gewesen war, weshalb Ranpus Vater sie überhaupt so stark hatte verletzen können.
 

Etwa einen Monat später war der erste Tag, an dem Tali wieder nach draußen ging. Sie hatte einige wirklich üble Verbrennungen von dem Vorfall davon getragen, die sicherlich auch bleiben würden, doch wie durch ein Wunder – und vor allem durch die Heilkünste Ranpus und ihrer Mutter – hatte sie trotz allem überlebt. Inzwischen fühlte sie sich wieder verhältnismäßig gut, vielleicht noch immer ein wenig schwach auf den Beinen, doch immerhin konnte sie sich inzwischen überhaupt wieder lange genug auf ihnen halten, um einen Spaziergang machen zu können.

Seit dem Kampf war das Dorf arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Viele Häuser waren niedergebrannt worden und die meisten der Familien hatten ihre alte Heimat verlassen. Eine Schneise der Verwüstung zog sich wie ein roter Faden durch die Gegend und obgleich sie sie hinter den hohen Wällen nicht sehen konnte, wusste Tali dennoch, dass vermutlich zahlreiche Wächter vor den Toren des Dorfes stehen würden. Es war fraglich, warum sie nicht angriffen; anscheinend hatten sie schon zu viele Leute verloren, als dass sie es riskieren wollten, noch mehr Leben zu opfern.

„Es ist schrecklich, nicht wahr?“, vernahm sie eine bekannte Stimme hinter sich. Langsam drehte sich Tali um.

„Ich wusste nicht, dass es so schlimm hier aussieht“, entgegnete sie möglichst neutral. Was hätte sie auch sonst sagen sollen? Sie wusste selbst nicht, was sie von dieser Situation halten sollte. Es war schrecklich, dass anscheinend so viele Leute ihr Leben hatten lassen müssen, doch auf der anderen Seite waren sie auch selbst Schuld. Warum lehnten sie sich auch gegen das funktionierende System auf? In ihrem Land war immer alles gut gelaufen; die Menschen waren gerecht behandelt worden, alle waren gleich. Niemand musste einsam sein, weil jeder einen Ehepartner abbekam. Jeder konnte eine Familie gründen und alle Menschen hatten die gleiche Menge an Geld zur Verfügung. Was sollte daran denn Schlechtes sein? Auf der anderen Seite… es war schon schrecklich, wenn Menschen sterben mussten, weil ihre Mittel bereits ausgeschöpft waren. Früher hatte sie niemals über diese Möglichkeit nachgedacht; viele Dinge hatte ihr Präsident Durus persönlich beigebracht – die politischen Grundsätze und ihre Einstellung zur Moral gehörten dazu.

„Woher kommst du?“, fragte Ranpu, als hätte sie die Gedanken ihrer Gesprächspartnerin erraten.

„Das weiß niemand so genau“, antwortete Tali. „Als ich ein Kind war, hat Präsident Morus mich offenbar gefunden, während er auf Besuch in einem der Dörfer war. Ich hatte keine Eltern und er war der Ansicht, dass man mir helfen sollte. Er sorgte dafür, dass ich in ein Heim kam, in dem man sich um mich kümmerte, doch er hat sich meiner auch oftmals persönlich angenommen. Als ich aufgewachsen bin, hat er sich regelmäßig mit mir getroffen und mir geholfen, mit meiner Fähigkeit zurecht zu kommen.“

„Fähigkeit?“

„Ich bin eine Viziya. Als ich ein Kind war, fand ich es schrecklich, ständig Dinge im Voraus zu wissen – ich wusste auch immer genau, wer mich nicht leiden konnte, wer böse Dinge über mich gesagt hat… als Kind fand ich das verletzend. Heute kann ich damit besser umgehen, das ist mir inzwischen egal. Und irgendwann habe ich gelernt, dass ich meine Visionen auch für gute, nützliche Dinge einsetzen kann. Ich habe dem Präsidenten geholfen, indem ich ihm alles erzählt habe, was ihn betraf.“

Ranpu runzelte kritisch die Stirn. „Hast du je darüber nachgedacht, dass er dich vielleicht einfach nur ausnutzt?“

„Dazu hätte er keinen Grund“, entgegnete Tali kühl. „Er ist ein gerechter Präsident.“

Für einen Moment musterte Ranpu ihr Gegenüber schweigend und Tali spürte, wie sich eine leichte Gänsehaut auf ihren Armen abzeichnete. Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Gefühl hatte, wenn sie sich Ranpu gegenüber sah, obgleich sie es nicht genau zu beschreiben vermochte. Obgleich ihr viele Ansichten des anderen Mädchens nicht gefiel, hatte dieses doch so etwas Warmes, Freundliches, Sympathisches an sich, etwas, das man einfach mögen musste – selbst Tali, die bisher eigentlich immer eher kühl gewesen war. Sie hatte sich nie sonderlich um ihre eigenen Gefühle geschert, denn bisher hatte eigentlich immer nur der Präsident für sie gezählt. Sie war aufgewachsen in dem Wissen, dass sie ihm helfen und ihn schützen sollte, sie hatte stets alles, was er gesagt hatte, für bare Münze genommen und niemals etwas hinterfragt. Selbst jetzt tat sie das nicht, doch sie merkte, wie ihr Panzer, den sie sich zugelegt hatte, um sich nicht von anderen Menschen verletzen zu lassen, langsam bröckelte. Es war ja auch nicht so, als hätte sie keine Gefühle – es war nur etwas schwer, an sie heranzukommen. Doch es war schwer, an Ranpus offener, herzlicher, gleichzeitig jedoch auch lebhaften und etwas wilden Art einfach vorüberzusehen und nicht davon beeindruckt zu sein. Obwohl ihr Leben hier im Dorf stets geprägt von harter Arbeit gewesen war und es offenbar viele Dinge gab, die dazu hätten führen können, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden war, beklagte sie sich nie. Stattdessen versuchte sie, etwas zu bewegen und zu verändern. Das konnte man nicht einfach übersehen und schlecht sprechen.

„Ich finde es schade, dass du irgendwann wieder gehen musst“, flüsterte Ranpu schließlich nah an ihrem Gesicht. „Ich weiß nicht, ob es dir jemals jemand gesagt hat, aber du bist wirklich nett, auch wenn du es vielleicht niemandem gleich so deutlich zeigst. Und ich finde es schade, dass du irgendwann wieder gehen wirst, um ihn zu schützen…“

Wortlos blickte Tali das andere Mädchen an. Sie spürte deutlich, wie ihr Herz schneller schlug, doch sie konnte es sich selbst nicht so richtig erklären. Sie empfand einen besonderen Drang, sich einfach vorzubeugen und Ranpu zu berühren – doch warum? Sie hatte niemals darüber nachgedacht, wie es sein mochte, ein Mädchen auf diese Art zu berühren, denn sie wusste, dass sie mit 21 einen Mann bekommen würde, so wie alle Frauen. Das war normal, das war das Gesetz. Warum also spürte sie diesen Drang, Ranpu zu berühren…?

Für einen Moment fragte sie sich, ob sie sich wirklich vorbeugen und sie womöglich küssen sollte. Wie würde sie reagieren? Obwohl sie in den letzten Wochen unglaublich viel Zeit miteinander verbracht hatten, war es dennoch nach wie vor so, dass sie sich im Grunde genommen kaum kannten. Außerdem war allein der Gedanke merkwürdig…

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte das blonde Mädchen und blickte sie etwas besorgt an. Tali lächelte nur.

„Ja, ich denke schon“, entgegnete sie, beugte sich vor und drückte sanft ihre Lippen auf die der anderen.

In diesem Moment war es, als würde die Welt um sie herum explodieren – nicht sinnbildlich, nicht innerlich, es war kein Gefühl – es war die pure Realität. Irgendjemand schoss mit gewaltigen Energiewellen und Feuerbällen auf sie.

„RUNTER!“, schrie Tali nur und schaffte es gerade noch, Ranpu beiseite zu stoßen. Diese robbte hinter eine der Scheunen und kam geduckt mit zwei Bogen zurück. Mit möglichst schnellen Schritten gesellte sich Tali zu ihr. Adrenalin strömte durch ihren Körper und sorgte bei ihr für eine solch starke Anspannung, dass sie nicht einmal mehr darüber nachdenken konnte, wie geschwächt sie im Grunde genommen noch war. Sie wusste nicht, was los war, doch eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass es vermutlich mit Präsident Durus und den Wächtern zusammen hing.

In der Tat kamen Wächter über die Wälle. Plötzlich ging Tali auch ein Licht auf, warum sie nicht schon längst angegriffen hatten: Sie hatten sich vorbereitet, irgendeine Strategie überlegt. Sie hatten nicht einfach nur dafür sorgen wollen, dass niemand herauskam, sondern das Dorf beobachtet, um seine Schwachstellen herauszufinden. Schnell hatten sich auch die im Dorf verbliebenen Menschen vor den Häusern zusammengefunden und stießen zu Ranpu und Tali.

„Was ist hier passiert? Was geht vor sich?“, fragte Ranpus Vater.

„Die Wächter“, sprach Tali schnell und ihre Stimme überschlug sich regelrecht. „Ich kann es selbst nicht genau erklären, aber offenbar haben sie von langer Hand einen Hinterhalt geplant. Sie greifen an.“

Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment schlugen wieder Feuerbälle und Energiestrahlen um sie herum in die Erde, traf die Scheune hinter ihnen und ließen diese in einem Flammeninferno aufgehen. Ranpu legte einen der Pfeile an, zielte auf einen der Wächter, schoss ab und traf ihr Ziel sogar – doch an seiner Stelle kamen zwei neue Wächter über den Wall. Unruhig, doch aufmerksam blickte sich Tali um. Sie waren umzingelt.

„Restentia“, hörte Tali die durch ein magisches Sprachrohr verstärkte Stimme von Präsident Durus. Restentia war der Name des Dorfes. „Ich habe euch mehrere Wochen gegeben, euch zu ergeben. Ihr habt Wächter getötet und euch gegen das Gesetz aufgelehnt. Ich bedauere es, dass ich diesen Schritt nun gehen muss, doch ihr habt euer eigenes Urteil unterschieben, indem ihr euch fortwährend widersetzt habt. Nur, indem wir euer Dorf auslöschen, kann wieder Frieden in ganz Morunia einkehren.“

Tali schluckte leicht. Es kam selten vor, dass ein ganzes Dorf oder sogar eine ganze Stadt ausgelöscht wurde, doch es war nicht das erste Mal – und in diesen Dingen gingen die Wächter unglaublich gründlich vor. Sie war sogar das eine oder andere Mal selbst dabei gewesen – nur für gewöhnlich stand sie auf der anderen Seite des Walls.

Niemand sprach. Es gab nichts zu sagen. Niemand hätte den Präsidenten überzeugen können, das Dorf nicht weiterhin anzugreifen, selbst wenn er sich ihnen persönlich gegenüber gestellt hätte. Alsbald nahm Tali gar nicht mehr wahr, wie sie kämpfte – ihr Körper führte die ihr bekannten Bewegungen vollkommen automatisch aus. Sie spürte nicht einmal die Schmerzen, die sie theoretisch hätte empfinden müssen in Anbetracht der Tatsache, das sie noch immer stark angeschlagen war. Sie verstand nicht einmal völlig, warum sie gegen ihre früheren Freunde, Kollegen, Mentoren kämpfte – gegen Präsident Durus und den Staat selbst. Doch irgendetwas in ihr hatte sich während ihrer Zeit hier verändert, ohne dass sie es wirklich gemerkt hatte. Die Menschen hier hatten sie aufgenommen und sie gepflegt, obwohl sie mit dem Ziel hierher gekommen war, eine Familie auseinander zu reißen, obwohl sie Chaos und Zerstörung mit sich gebracht hatte. Ranpu war freundlich zu ihr gewesen, obwohl sie eine andere Meinung vertrat, während der Präsident niemals eine andere Meinung zugelassen hätte. Niemals hätte Tali gewagt, ihm zu widersprechen – doch in diesem Dorf funktionierte alles etwas anders. Und es kam ihr gar nicht mehr so falsch vor. Sie wollte nicht, dass diese Dinge verloren gingen. Und wahrscheinlich war genau das auch der Grund, weshalb sie sich nun gegen die Menschen stellte, mit denen sie einst zusammen gekämpft hatte.

Das Chaos und die Zerstörung, die Tali selbst vor einigen Wochen über das Dorf gebracht hatte, war nichts gegen das, was sich nun abspielte. Häuser gingen in Flammen auf, immer wieder wurden Menschen von Pfeilen oder anderen Angriffen getroffen und gingen verwundet zu Boden. Tali wollte ihrer Freundin Deckung geben, doch schon bald hatte sie sie aus den Augen verloren und sie hatte auch keine Zeit, nach ihr zu suchen, denn andernfalls hätte sie vermutlich mit ihrem eigenen Leben dafür bezahlen müssen.

Sie vermochte nicht zu sagen, wie lange dieser Kampf andauerte, doch nach einer ganzen Weile musste sie sich eingestehen, dass es eigentlich keinen Sinn mehr hatte, weiterzukämpfen. Dennoch war Tali nicht bereit, aufzugeben. Sie wollte endlich etwas verändern, sie wollte das Leben nicht mehr so hinnehmen, wie es war, denn das war es, was sie an Ranpu so schätzte und bewunderte – und sie selbst wollte das auch haben.

Und dennoch war am Ende fast niemand mehr übrig, der hätte kämpfen können. Sie selbst hatte schon lange keine Pfeile mehr übrig und versucht, mit anderen Waffen gegen die langsam vordringenden Wächter zu kämpfen, doch sie hatte es nicht geschafft. Neben sich auf dem Boden erblickte sie Ranpu, welche ebenfalls nicht mehr kämpfen konnte – doch immerhin lebte sie.

Mit einem kühlen Lächeln schritt Präsident Durus auf sie zu. Wie immer spiegelte sein Gang deutlich seine Selbstsicherheit wider. Am liebsten hätte Tali ihn angegriffen, in der Hoffnung, dass dies den Kampf noch wenden würde, doch sie hatte weder die Kraft noch die Mittel, um ihn noch anzugreifen.

„Tali“, sagte er und blickte sie, noch immer kühl lächelnd, an. „Ich bin überrascht, dich hier anzutreffen. Ich dachte, du wärst tot.“

Sie antwortete nicht. Nie wieder würde sie sich einfach von diesem Mann einwickeln lassen.

„Nehmt die Überlebenden mit“, wies der Präsident seine Wächter an.

„Was haben Sie mit uns vor?“, stieß Tali schließlich hervor, doch er schenkte ihr nur ein kryptisches Lächeln. „Oh, wir finden sicher eine angemessene Strafe für euch, meine Liebe. Du weißt doch, was passiert, wenn man sich gegen das System stellt, nicht wahr?“

In der Tat, das wusste sie. Meistens drohte am Ende der Tod – oder Sklaverei, was eigentlich auch Tod bedeutete – nur langsamer und qualvoller. „Nehmt sie mit“, sagte der Präsident noch einmal. „Wir werden uns etwas für sie ausdenken, was ihnen zeigen wird, was mit Menschen passiert, die sich gegen das System auflehnen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
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Von:  Alaiya
2011-06-06T19:57:45+00:00 06.06.2011 21:57
Wah, ich hatte total vergessen hierzu was zu schreiben, tut mir leid >____>
Naja, wie dem auch sei.
Ich habe mich sehr darüber gefreut :) Ich mein, es hat Elementarmagie, es hat Dystopie und Shojo-Ai, was will ich mehr?
Auch wenn das offene Ende ja irgendwie böse war.
Mir haben auf jeden Fall die Charaktere gefallen, sie waren mir sympatisch. Vor allem sind heilende Feuermagier auch mal was neues.
Ich hätte mir gerne sogar noch mehr mit ihnen durchgelesen.
Auch stilistisch war es ganz schön :) Nicht perfekt, aber es war gut zu lesen!

Danke auf jeden Fall für die Geschichte!
Von:  lara_lianore
2011-03-31T01:24:28+00:00 31.03.2011 03:24
Tolle Geschichte, man kann sich alles, was du beschreibst bildlich vorstellen und fiebert gespannt mit. Allerdings hoffe ich nicht, dass dies wirklich nur ein Kapitel bleiben soll oder? ;)
Lg


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