Es klang wie ein fernes Rauschen. Wie das sanfte Wogen der See. Doch das Geräusch wurde immer lauter, schwoll an, bis er es erkannte. Jemand sagte seinen Namen, immer und immer wieder.
„Wenn er bis jetzt nicht reagiert hat,“ Eine andere Stimme. „Wird er das auch nicht, nur weil du immer wieder-“
„Klappe! Lass mich!“ Wieder die erste Stimme. „Ben.“
Langsam öffnete er die Augen.
„Ha! Siehste! Es funktioniert!“
Die laute Stimme seines Käpt'ns dröhnte in seinem Schädel. Er fühlte sich, als hätte er einen besonders schlimmen Kater. Langsam setzte er sich auf. „Was? Wo...?“
„Shanks, dein Einsatz!“ brummte Doc. Sein Käpt'n holte rasch einen Eimer hervor und reichte ihn Ben.
„Was soll das denn?“ Verwirrt betrachtete er den Eimer in seiner Hand. Verstand er gerade etwas Offensichtliches nicht? Hatte sein Hirn doch mehr abbekommen?
„Na ja, Doc meinte, wenn du dich hinsetzt, würdest du bestimmt kot-“ Im selben Moment übergab sich Ben in den Eimer. „Wow Doc! Du hast's voll raus!“ rief Shanks begeistert aus.
Der Arzt der Rothaarpiraten schenkte seinem Käpt'n jedoch gerade keine Beachtung, sondern musterte etwas kritisch seinen Patienten, der nun mit sehr bleichem Gesicht wieder in die Kissen sank. „Du brauchst auf jeden Fall Ruhe, Beckman! Kann ich sonst noch was für dich tun?“
„Mein Kopf tut weh.“
„Möchtest du eine Schmerztablette?“
„Jahaaa.“
„Ok, ich hol dir eine.“ Er verließ den dunklen Raum.
Eine Weile sagte keiner etwas, dann brach es gleichzeitig aus ihnen heraus: „Tut mir Leid.“
Wieder Stille.
„Mir muss es Leid tun, immerhin hab ich die Party versaut!“
„Das hättest du aber bestimmt nicht getan, wenn ich dir von Anfang an erzählt hätte, dass der Brief von meiner Mutter ist und sie mich nur zu ihrem Geburtstag eingeladen hat! Aber ich hielt es ja für eine bessere Idee zu versuchen, dich eifersüchtig zu machen, indem ich so tu, als wäre der wirklich von 'ner Ex oder so... und dann stirbst du auch noch fast dabei!“
„Jetzt übertreibst du aber!... oder?“
„Vielleicht ein bisschen...“
Ben seufzte. „Na ja, aber zu mindestens hat das mit dem eifersüchtig machen ja funktioniert...“
Shanks blinzelte etwas überrascht, dann beugte er sich vor und küsste Ben.
Rasch schreckte er wieder zurück und verzog angeekelt das Gesicht. „Man sollte wirklich niemanden Küssen, der gerade gekotzt hat...“
Ben lachte leise.
„Weißt du,“ begann Shanks. „Eifersüchtig wird man eigentlich nur, wenn man ver-“
Die Tür ging auf und Doc kam zurück. „So, Beckman! Noch eben die Tablette schlucken und dann solltest du versuchen zu schlafen! Denk mal, dann wird’s dir bald besser gehen. Und du Shanks kommst mit. Beckman braucht Ruhe!“
„Aber-!“
„Kein aber! Wenn jemand hier das Gegenteil von Ruhe ist, dann ja wohl du!“ Mit diesen Worten schleifte er Shanks aus dem Zimmer.
Der Rothaarige wartete, bis er sicher war, dass Doc ihm nicht mehr auflauern würde, um ihn daran zu hindern, zu Ben zu gehen. Nun schlich er durch das Haus seiner Mutter auf sein altes Zimmer zu. Doc hatte gemeint, dass Ben mit einer Gehirnerschütterung auf der Red Force am schlechtesten aufgehoben war und so lag er nun in Shanks' altem Kinderzimmer.
Leise schob er sich durch die Tür und schlich aufs Bett zu. „Ben?“
Doch Ben schlief tief und fest.
Etwas enttäuscht, aber doch erleichtert darüber, dass sein Vize so friedlich aussah, blieb er neben dem Bett stehen. Dann kroch er mit unter die Decke und küsste ihn leicht auf die Wange. „Gute Nacht, Ben.“
„Gute Nacht, Käpt'n.“ Ben schloss ihn in die Arme.
„Hab ich dich geweckt?“
„Nicht schlimm.“ murmelte Ben und vergrub sein Gesicht in Shanks' roten Haaren.
„Wie geht’s dir?“
„Muss.“
Shanks musste grinsen. „Bloß nicht zu viele Worte, was?“ Er schloss die Augen und lauschte Bens Herzschlag.
„Du, Ben...
ich…
weißt du...
also ich...“
Er holte tief Luft und wunderte sich, dass Ben noch nichts gesagt hatte. Unsicher blickte er zu ihm hoch. Sein Vize war leise schnarchend wieder eingeschlafen.
Shanks lächelte, küsste ihn auf den Mund und flüsterte:
„Ich liebe dich.“