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Die Prophezeiung

Bravestarr
von

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Über Gräbern weht der Wind

Der Wind zauste an den Blumen, die Raven auf das Grab gelegt hatte. Mit von tränenverschwommenem Blick sah er den Grabstein an. Den Grabstein seiner Mutter, die er nie wieder sehen würde. Die Beerdigung war erst zwei Wochen her und sie kamen ihm vor, wie eine Ewigkeit. Er vermisste seine Mutter so sehr, wollte einfach nicht glauben, dass sie nie wieder zurück kommen würde.

Er schluckte das Schluchzen, das seine Kehle aufsteigen wollte, schwer herunter. Immer wieder sah sie die Szene vor sich, wie sich seine Mutter vor seinen Vater warf um den magischen Speer abzufangen, den Stampede geschleudert hatte. Der eigentlich seinen Vater hatte töten sollen. Der dann aber ihr Herz durchbohrte und nicht das ihres Vaters.

Weil sie ihn geliebt hatte. Weil sie zu spät erkannt hatte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Einen großen Fehler. Sie hatte mit ihrem Leben dafür bezahlt.

Das einzige, was ihr dann noch blieb, war ihm sterbend alles zu erklären. Und Bravestarr ihre Liebe zu gestehen. Eine Liebe, die sie nicht hätte hegen dürfen. Derer sie sich doch nicht hatte widersetzen können und die alles entschieden hatte. Die Prophezeiung hatte sich erfüllt. Aber nicht so, wie Stampede wollte. Raven hatte nicht die Guten getötet, sondern die Bösen. Er hatte Stampede in die Hölle geschickt. Mit dem Speer, mit dem dieser zuvor seinen Vater hatte töten wollen und dabei seine Mutter getötet hatte.

Raven konnte nun doch ein Schluchzen nicht unterdrücken. Eine einzelne Träne rann seine Wange herab.

Plötzlich spürte er eine große, tröstende Hand auf seiner Schulter. Er wandte sich um.

Bravestarr stand hinter ihm und sah mitleidsvoll auf seinen Sohn herab.

„Sie wäre stolz auf dich!“ sagte er leise.

Raven senkte den Blick. Die Tränen liefen heftiger.

„Warum hat sie mir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt?“ fragte er, mehr sich selbst.

Sein Vater ging in die Knie, schloss ihn in seine starken Arme. Raven schmiegte sich in seine tröstende Umarmung, legte den Kopf an seine Schulter. Das er seinen Vater einmal zutiefst gehasst hatte, war nun eine unwirkliche und weit entfernte Erinnerung. Nun war er alles, was ihm geblieben war.

„Sie könnte noch bei mir sein!“ schluchzte er. „Wir könnten eine Familie sein!“

Bravestarr streichelte seinen Rücken.

„Sie wollte dich beschützen. Alles, was sie getan hat, tat sie zu deinem Wohl und deiner Sicherheit. Sie wusste, dass Stampede nicht zögern würde dich zu töten, wenn du nutzlos für ihn geworden wärst. Und ich glaube, dass sie unter der ganzen Situation sehr gelitten hat. Aber sie hat das Leid auf sich genommen, für dich. Und dafür bin ich sehr dankbar. Denn es zeigt, dass deine Mutter nicht zu den Bösen gehörte.“

Er löste die Umarmung und sah seinem Sohn ins Gesicht.

„Du lebst und das ist wichtig. Und du hast dafür gesorgt, dass nun viele Menschen sicherer leben können. Sicher vor Stampede und Tex Hex.“

Raven wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schluckte schwer.

„Aber warum hat sie nicht ehrlich mit mir geredet, als ich alt genug war? Warum hat sie mir nicht gesagt, dass du nichts getan hast? Dass sie dich geliebt hat und dass Stampede und die anderen mich nur ausnutzen wollten? Ich hätte es doch verstanden!“ schluchzte er.

„Vielleicht hatte sie einfach zu sehr Angst, dass es auffliegen würde. Und dass du dann in Gefahr bist. Manchmal trifft man dann aber aus Angst auch falsche Entscheidungen.“

Raven sah seinem Vater in die Augen.

„Bist du noch böse auf Mutter? Und auf mich?“ fragte er dann zaghaft.

Bravestarr schüttelte lächelnd den Kopf.

„Auf dich war ich nie böse, Junge! Du bist ein Kind und wusstest es nicht besser. Und deine Mutter hat sich selbst geopfert und mich gerettet.“

Dann streichelte er sanft die Wange seines Sohnes.

„Außerdem hat sie mir einen Sohn geschenkt! Wie soll ich dann auf deine Mutter noch böse sein können.“

Raven gelang es zu lächeln.

„Danke, Vater!“ sagte er.

Bravestarr lächelte.

„Und nun komm, Raven. Es gibt einiges zu tun!“

Die Hand auf der Schulter seines Sohnes gelegt, gingen sie zusammen in die Stadt zurück. Die Blumen auf Vipras Grab raschelten im Wind. Es klang wie ein Flüstern. Wie eine letzte Botschaft der Verstorbenen an ihren Sohn und den Mann, den sie geliebt hatte. Eine Botschaft, von Liebe erfüllt.



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