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PokéTwins

Rätsel um Schillok
von

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Prolog

Professor Lind guckte sehr verdutzt, als die zwei abgerissenen Gestalten in sein Labor gewankt kamen.

Auf den ersten Blick sahen sie gleich aus; zerrissene, ausgeleierte Pullis, ins Gesicht hängende Kapuzen und ausgeblichene, ausgefranste Jeans.

Auf den zweiten Blick jedoch stellte er fest, dass die Ponyfransen der einen lila waren, die der anderen jedoch blau. Außerdem hingen einige wirre, lange Strähnen aus der Kapuze der Blauhaarigen. Zeitgleich zogen beide Gestalten ihre Kapuzen ab, und Professor Lind konnte zwei sich ähnelnde Mädchen erkennen, wenn auch ihre Frisuren und Haarfarben gänzlich verschieden waren.

Bevor er jedoch fragen konnte, was sie zu dieser späten Stunde – und in diesem erbärmlichen Zustand – in sein Labor führte, öffneten beide gleichzeitig den Mund.

„Hunger“, jammerten beide synchron.

Ohne viele Fragen zu stellen, stellte Professor Lind den beiden Mädchen eine Schüssel voller Reisbällchen hin. Nachdem diese in Rekordzeit verputzt waren, wagte er es jedoch, den beiden die elementare Frage zu stellen.

„Wer um alles in der Welt seid ihr?“

Die mit den langen, blauen Haaren wies erst auf sich, danach auf das andere Mädchen mit der kurzen, lilafarbenen Strubbelfrisur.

„Mein Name ist Yuuka, und das ist meine Zwillingsschwester Yuuki, wir kommen aus Vertania City.“

„Und warum seid ihr jetzt hier?“, wollte der Professor wissen. Und nach einem Blick auf die zerrissenen Sachen der beiden fügte er hinzu: „Und WIE seid ihr hierhin gekommen?“

Die Zwillinge wechselten einen Blick.

„Naja… wir sind geschwommen…“, begann Yuuka.

„…oder eher… gesurft. Mit Schillok. Dem Schillok unserer Eltern“, ergänzte Yuuki.

In diesem Moment ruckelte einer der Rucksäcke der Mädchen, und ein Schillok streckte seinen Kopf hervor. Es wirkte ziemlich erschöpft. Yuuki streichelte es tröstend.

„Soll ich es eben heilen? Es sieht geschwächt aus“, bot der Professor an. Die Mädchen nickten dankbar, und der Professor hob den Rucksack – samt Schillok – an, um es im Nebenzimmer zu heilen.

„Und wieso seid ihr jetzt hier?“, rief der Professor durch die offene Tür hindurch den Zwillingen zu.

„Das ist ein bisschen kompliziert“, begann Yuuka und dachte einen Moment nach. „Eigentlich begann alles damit, dass unsere Eltern uns bei unserer Oma ablieferten, um auf Expedition zu gehen.“

„Unsere Eltern waren Forscher, sie planten eine Reise zum Mond, um herauszufinden, ob Piepies wirklich von dort kommen“, murmelte Yuuki und verdrehte die Augen.

„Das war vor zehn Jahren, damals waren wir fünf. Als unsere Eltern dann nicht wiederkamen, beschloss unsere Oma, dass eine Pokémonreise für uns nicht das richtige wäre.“

„Weil sie meinte, die Pokémon wären Schuld am Verschwinden unserer Eltern. Natürlich die Pokémon, und nicht etwa diese Idioten, die das Navigationssystem in das verfluchte Raumschiff eingebaut haben.“

„Wir sind also mit Schillok aufgewachsen, dem einzigen Pokémon, das unsere Eltern uns hinterließen. Und vor zwei…“

„…drei…“

„… möglicherweise auch vier Wochen…“

„…entschlossen wir uns dann, dass es Zeit wäre, endlich selbst auf Pokémonreise zu gehen.“

„Und deshalb sind wir hier. Wir wollen Pokémon!“, grinsten die Zwillinge.

Professor Lind schaute einige Sekunden sehr verdattert aus seinem Laborkittel, bevor er seine Stimme wiederfand.

„Und wieso seid ihr hier, und nicht bei Professor Eich in Alabastia? Da hättet ihr keine vier Wochen hin gebraucht.“

„Es wäre möglich…“, begann Yuuka

„…dass es auch fünf Wochen waren“, beendete Yuuki den Satz.

„Ist doch egal. Wieso Neuborkia? Wieso nicht Alabastia?“

Die Zwillinge wechselten erneut einen Blick, der ihre Gedanken über Erwachsene verriet.

„Professor Eich war nicht zugegen“, erklärte Yuuki.

„Er hat da so eine Sache…“, bemerkte Yuuka.

„…so eine Radioshow“, ergänzte Yuuki.

„Die ist relativ weit weg… in Dukatia City.“

„Und bevor wir nach Dukatia City reisen, konnten wir auch hierhin kommen.“

„Außerdem war so die Chance geringer, dass Oma uns einholt“, grinste Yuuka.

„Die hat echt versucht, uns zu folgen. Ist aber über ihren Morgenmantel gestolpert und hat ihr Gebiss verloren.“

„Und ihre Brille.“

„So konnte sie uns nicht zurufen, dass wir stehen bleiben sollten.“

„Und uns suchen ging auch nicht mehr.“

Professor Lind schüttelte den Kopf und nahm diese Erklärung einfach mal hin. Er und Schillok kamen wieder ins Zimmer, das Pokémon sah schon wesentlich besser aus.

„Und jetzt wollt ihr Pokémon?“, fragte er resigniert. Die Zwillinge nickten einträchtig.

„Und vielleicht etwas neues zum Anziehen?“, überlegte der Professor laut, denn die Klamotten der Mädchen waren wirklich nicht mehr gut.

Wieder nickten die Beiden.

Anziehsachen mussten bis morgen früh warten – schließlich war er kein Kostümverleih – aber immerhin das Pokémonproblem konnte er lösen.

„Eigentlich ist es ja unüblich, Kindern in eurem Alter Pokémon zu überreichen, und an diesem Tag, schließlich gibt es ja spezielle Tage dafür, aber in eurem Fall werde ich mal eine Ausnahme machen. Und ich gebe sie euch sofort, denn ihr habt ja wirklich lange genug gewartet.“

Die Mädchen strahlten, irgendwo unter der Schmutzschicht, die ihre Gesichter bedeckte.

„Kommt mit!“, forderte Professor Lind die beiden auf, und so folgten Yuuka, Yuuki und Schillok dem Professor in den Raum, in dem die Pokémon aufbewahrt wurden.

Sechs glänzende Pokébälle lagen unter einer Glaskuppel. Yuuki und Yuuka packten sich an den Händen und begannen, jauchzend im Kreis zu hüpfen. Schillok schüttelte nachsichtig den Kopf, so dass seine langen Ohren wippten.

„Also, zur Auswahl stehen: Bisasam, Schiggy, Glumanda, Endivie, Karnimani und Feurigel. Welche wollt ihr?“

Die Zwillinge beendeten ihren Freudentanz schlagartig und sahen sich verdutzt an. So weit hatten sie noch gar nicht gedacht.

„Ähh“, kam es von Yuuka.

„Öhh“, ergänzte Yuuki.

Schillok ließ sich auf den Panzer fallen und lachte.

„Hör auf, uns zu dissen!“, meckerten die Mädchen. Dann verfielen sie ins Grübeln.

„Ich denke…“

„Ich möchte…“

„Karnimani!“, riefen beide gleichzeitig. Sie funkelten sich böse an.

„Bisasam“, ertönte es wieder synchron.

„So geht das nicht“, griff Professor Lind ein, der befürchtete, es würde die ganze Nacht so weitergehen. Vielleicht sollte er sie die Pokébälle aus einer Schüssel ziehen lassen?

„Ok, ich lasse dir den Vortritt, Schwesterchen, immerhin bin ich zwei Minuten älter“, erbot Yuuki gnädig.

„Nein, du darfst es dir zuerst aussuchen, schließlich bin ich zwei Zentimeter größer als du.“

„Bist du nicht!“

„Bin ich wohl!“

„WUUUAAAAH!!!“, platzte es aus Professor Lind heraus. Verdammt, es war Sonntag, es war spät, und sie hatten alle seine geliebten Reisbällchen gegessen. So ging das nicht!

„Ihr macht jetzt ‚Kleinstein, Pinsir, Ditto’ um die Frage zu klären, wer anfängt.“

Die Zwillinge nickten und nahmen Duellhaltung ein. Sie erhoben jeweils die rechte Hand und begannen, diese auf und ab zu bewegen.

„Kleinstein!

Pinsir!

Ditto!“, riefen sie und die Hände verharrten.

„Ditto schlägt Kleinstein!“, rief Yuuki erfreut, deren Hand flach ausgestreckt war, Yuuka hingegen hatte die ihre zur Faust geballt.

„Dann wähl du zuerst, Yuuka… ähh Yuuki“, berichtigte Professor Lind. Er fühlte sich, als hätte er einmal zu oft an einem Giflor geschnüffelt.

Yuuki fuhr sich mit der Hand durch ihre kurzen, lila Haare, so dass diese in alle Himmelsrichtungen abstanden. Sie sah furchterregend aus.

„Ich nehme… ich nehme… ich nehme… ich nehme dich, Bisasam“, sie griff nach einem Pokéball, stieß jedoch mit der Hand gegen die Glaskuppel.

„Aua!“, jammerte sie und steckte sich ihre schmerzende Hand in den Mund. Professor Lind seufzte und entfernte die Glaskuppel, Schillok erstickte fast vor Lachen. Yuuka kicherte schadenfroh. Das geschah ihrer Schwester ja so was von recht! Verflucht seien alle Dittos!

„Also, noch mal. Ich wähle dich, Bisasam.“

Yuuki griff nach einem Pokéball – diesmal ohne sich die Finger zu brechen – und ein leuchtend roter Lichtstrahl verließ diesen.

Ein kleines, igelähnliches Pokémon erschien, auf dessen Rücken sofort eine Flamme zu lodern begann.

„Dein Bisasam sieht etwas seltsam aus“, bemerkte Yuuka trocken. Schillok hämmerte mit den Fäusten auf den Boden, Professor Lind grinste.

Yuuki betrachtete ihr Fast-Bisasam einige Sekunden.

„Na, dann halt Feurigel. Auch gut!“ Feurigel quiekte und kletterte an seiner neuen Trainerin hoch.

Yuuka trat vor, während Feurigels Flamme Yuukis Haare zum kokeln brachte.

Ihr Blick huschte von einem Pokéball zum anderen, Karnimani – Bisasam, Karnimani – Bisasam, Karnimani – Bisasam…

„Ach Mann, ist das schwer… Ich nehme Glumanda!“

Im Gegensatz zu ihrer Schwester war Yuuka in der Lage, nach dem richtigen Pokéball zu greifen. Aus dem roten Lichtstrahl formte sich ein niedliches Glumanda, welches sie mit großen Augen ansah.

Professor Lind seufzte erleichtert, endlich…



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