Zum Inhalt der Seite

Du, Ace, was sind Sterne?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Du, Ace, was sind Sterne?

Lange schon war die Nacht über die unbewohnte Dschungel-Insel im Calm Belt hereingebrochen, als ein schwarzhaariger Mann sich auf einen Fels fallen ließ und tief in Gedanken verloren das Meer vor sich betrachtete. Ruhig lag es da und spiegelte ein wenig verschwommen den dunklen Himmel wieder. Und auch die hellstrahlenden Punkte der Sterne waren ein Teil der beinahe schwarzen Meeresoberfläche geworden.
 

Langsam wanderte der Blick des Strohhutkapitäns von dem Spiegelbild des Himmels hinauf zu dem Original, welches sich nicht nur über der Insel befand, sondern sich gleichzeitig über die ganze Welt erstreckte. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf Ruffys Gesichtszügen, während er sich so die leuchtenden Sterne am Himmelszelt betrachtete. Vermutlich, so war es ihm gerade durch den Kopf geschossen, waren es genau sieselben Sterne, die er damals von Mount Combo hatte beobachten können. Zusammen mit Ace.
 

Wie von der Tarantel gestochen so schnell lief ein Junge, dessen schwarze Haare von einem viel zu großen Strohhut bedeckt wurden, durch das Dickicht eines Waldes, um sein Ziel endlich zu erreichen, denn sein großer Bruder würde bestimmt nicht ewig auf ihn warten. Aber es hatte nun einmal etwas länger gedauert, bis er ihr Abendbrot hatte sich erschleichen können, hatte Dadan die ganze Zeit die Küche besetzt. Doch irgendwann - für Ruffy hatte es sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt - war die ruppige Anführerin der Bergräuber von ihrem Kühlschrank-Wachposten verschwunden, sodass sich der Junge endlich mit Essen hatte eindecken können. Und nun rannte er, bewaffnet mit etlichen Fleischkeulen in seinen Armen, zu dem verabredeten Treffpunkt.

Freilich lief ihm im wahrsten Sinne des Wortes, die Spucke im Munde zusammen, wann immer sein Blick auf das Fleisch fiel, doch wollte er sich zugunsten Ace noch ein wenig beherrschen und legte so noch einmal einen Zahn an Geschwindigkeit, anstatt sein Gebiss in das lecker duftende Essen zu jagen.
 

„Ace, ich hab die Keulen!“,hallte es laute über eine Klippe, die Ruffy nach diesem endlosen Lauf durch den Wald erreicht hatte und auf welcher ein weiterer Junge saß. Zwar hatte er dem Neuankömmling den Rücken zugewandt, doch wusste er dennoch wem diese laute Stimme gehörte und weswegen sich nun ein Lächeln auf seinen Lippen bildete.

„Wurde ja auch Zeit.“

„Dadan hat ewig den Kühlschrank bewacht“, schmollte Ruffy ein kleinwenig, während er sich auf die von Ace ausgebreitete Decke niederließ und das Fleisch auf einen Teller tat, nur um kurz darauf sich als erster eine Keule zu genehmigen.

„Lecker“, schmatzte er genüsslich, nachdem das Stückchen Fleisch in seinem Munde verschwunden war und er sich jetzt seine fettigen Finger ableckte, gleichzeitig aber schon wieder gierig auf eine weitere Keule starrte. Doch erst einmal gewährte er seinem großem Bruder ein wenig von dem Essen, ehe er wieder ordentlich zulangte.
 

Keine fünfzehn Minuten dauerte es, da waren sämtliche Fleischkeulen, deren Beschaffung um etliches länger gedauert hatte, in den Mägen der beiden schwarzhaarigen Brüder verschwunden waren und sich auf dem Teller nur noch die Knochen der Fleischkeulen befanden, wo sie wiederrum zu einem kleinen Türmchen zusammengestapelt worden waren. Ein wenig trübselig schaute der kleine Strohhut auf dieses Knochengebilde und sein Magen gab ein leises, aber dennoch deutliches Knurren von sich.

Er hatte immer noch Hunger!

Natürlich sah er zwar, das den Teller einzig die verbliebenen Überreste ihres Mahl zierten, jedoch keimte in ihm die Hoffnung, das Ace irgendwo noch etwas zu essen versteckt. So wanderten seine Pupillen langsam hinüber zu seinem großen Bruder.

Dieser hatte sich inzwischen auf der flauschigen Decke gemütlich gemacht. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lag er dort und betrachtete verträumt den Sternenhimmel über sich. Die hell strahlenden Punkte am dunklen Himmelszelt wirkten aus der Ferne wie kleine Glühwürmchen, die irgendjemand dort festgeklebt hatte, um dem Mond beim Beleuchten der Nacht Unterstützung zu zusichern.

Aus einem ihm unerfindlichen Grund hatten diese leuchtenden Punkte etwas faszinierendes und mystisches, erschienen sie einem doch beinahe jede Nacht aufs Neue, waren damit so alltäglich wie die Blätter der Bäume oder die Wellen des Meeres, andererseits wiederrum waren die Sterne so weit entfernt von ihm, das er sich nicht vorstellen konnte, aus was diese kleinen Flecken überhaupt bestanden. Vielleicht waren es ja wirklich Glühwürmchen. Oder es waren unzählige von kleineren Monden. Oder...
 

Je wurden Ace‘ ganze Gedankengänge unterbrochen, als die Sterne plötzlich verschwunden waren und ihm stattdessen zwei große, runde Augen anstrahlten, die mindestens so stark leuchten konnten wie die kleinen Himmelskörper.

„Was ist denn los?“ Fragend schaute Ace in das Gesicht seines jüngeren Bruders, dessen Grinsen beinahe bis zur Krempe seines Strohhutes reichte.

„Hast du noch was zu futtern?“, fragte Ruffy hoffnungsvoll an Ace gewandt, wurde jedoch schnell wieder enttäuscht als dieser den Kopf schüttelte.

„Nein, du hast alles aufgegessen!“, entgegnete der Sommersprossige nur und ein kleines Lächeln huscht auf seine Lippen, als er sah, wie sich Ruffys Mundwinkel in Windeseile nach unten verzogen.

„Och Menno.“ Enttäuscht ließ sich Ruffy nun ebenfalls auf die Decke fallen, um besser schmollen zu können. Schließlich hatte er immer noch einen unstillbaren Hunger und sein Magen rumorte mit jedem einzelnem seiner Atemzüge noch lauter als zuvor.

„Aber ich brauch etwas zu essen“, schmollte der Junge mit dem Strohhut weiter, sodass Ace nicht umhin kam sich Gedanken darüber zu machen, wie er seinem kleinem Bruder etwas essbares bescheren konnte. Sein Blick wieder den Sternen zugewandt, überlegte er fieberhaft, bis ihm endlich eine Lösung einfiel.
 

„Du, Ruffy, hier ist doch noch eine Fleischkeule!“

„Wo?!“ Begierig starrte der Kleine den Anderen an, woraufhin dieser nur grinsend zum Himmel deutete.

„Da ist noch eine“, meinte Ace schlicht und sein Zeigefinger war auf ein paar Sterne gerichtet.

„Hä? Wo denn?“ Gierig suchten die Augen des Strohhutjungen den Himmel ab, immer darauf wartend, das gleich eine große Fleischkeule vorbeischweben würde, in die er dann sofort seine Zähne rammen konnte.

Doch nichts derartiges geschah, sondern einzig ein leises Kichern drang an Ruffys Ohren, denn Ace hatte sich dieses kurze Lachen nicht verkneifen können, nachdem er gesehen hatte, wie seinem kleinem Bruder bereits das Wasser im Munde zusammengelaufen und aus diesem wieder hinaus getropft war.

„Was ist denn so komisch? Und wo, zum Teufel noch eins, ist die Keule?“, schnaubte Ruffy Ace an, wobei er besonders auf die Antwort auf seine zweite Frage wartete.

„Erstens: Du! Und Zweitens: Da oben ist die Keule!“, grinste der Zehnjährige nur und zeichnete mit seinem Finger in der Luft einen unsichtbaren Pfad nach. Stutzig wandte der Jüngere nun auch seinem Blick dem Himmel entgegen, verfolgte die malende Bewegung von Ace‘ Zeigefinger, sah allerdings nur ein bloßes Wirrwarr an Sternen, bis es Ace ihm erklärte: „Das da ist das Sternenbild der großen Fleischkeule!“

Erneut fuhr er den Weg mit dem Finger ab, verband dabei einzelne Sterne so zu einem Gebilde, das es wirklich eine Fleischkeule hätte sein können.

„Aha“, kam es von Ruffy, nachdem er das Bild endlich identifiziert hatte. „Und wie kommt die von da oben jetzt hier runter?“

„Die kann nicht runter kommen! Das ist doch nur ein Bild aus Sternen.“

„Gemein.“ Erneut zog Ruffy einen Schmollmund, unterdessen er sehnsüchtig das Sternenbild der gemeinen Fleischkeule betrachtete. Ein, zwei Minuten lang verharrte er so stillschweigend, bis ihm eine Frage durch den Kopf schoss.

„Du, Ace, was sind denn Sterne?“ Neugierig sah er den Gefragten an, der sich zuvor darüber schon beinahe den Kopf zerbrochen hatte.

„Ähm, naja, Sterne sind halt…Glühwürmchen. Nur sind sie eben viel weiter weg vom Boden als die im Wald.“

„Ehrlich? Shanks hat mir aber was anderes gesagt.“

„Und wie dachte Shanks über die Sterne?“ „Er meinte, das Sterne die Seelen der Toten sind und das jene von dort oben aus auf uns alle hier unten aufpassen!“
 

Mit einem Mal wurde es auf den Klippe am Waldesrand ganz still, denn nach Ruffys Aussage war von Ace kein einziges Wort mehr gekommen. Dessen Kopf war mit den Worten seines Bruders wie leer gefegt worden.

Die Toten sollten von dort droben aus Wache halten?

Sie sollten von Himmel aus alles sehen, was auf der Erde geschah? Dem Sommersprossigen durchfuhr ein kalter Schauer, als er so darüber nachdachte und ein flaues Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit.

Waren diese Worte eventuell wirklich wahr?
 

Eigentlich hätten sich seine Gedanken noch stundelang über dieses Thema drehen können, hatte es für ihn ja eine ganz spezielle Bedeutung, doch Ruffy unterbrach das Denken von Ace. Und dieser war darüber auch recht froh, wollte er eigentlich auch nicht über das Gesagte nachdenken.

„Ich will einen Stern anfassen“, forderte der kleine Strohhut, zeigte gleichzeitig auf einen hellen Punt am dunklem Firmament.

„Du kannst Sternen nicht anfassen. Du kannst sie höchstens näher betrachten!“

„Und wie?“ Mit großen Augen schaute Ruffy Ace an, voller Erwartung, dass er demnächst die Sterne aus der Nähe betrachten könnte.

„Ganz einfach“, grinste Ace. „Du siehst die Sterne immer dann ganz nah, wenn der Alte dir eine seiner Liebesfäuste verpasst!“
 

Ein kleine Träne war in einem Augenwinkel des jungen Mannes erschienen, als er sich so an dieses Mitternachts-Picknick entsann. Der Schmerz über den Verlust seines Bruders wiegte immer noch schwer, doch langsam gewöhnte er sich an diesen schrecklichen Verlauf der Ereignisse. Doch in ihm wuchs auch eine Hoffnung.

Eine Hoffnung, dass die Worte von Shanks bare Münze gewesen waren.

„Du, Ace, die bist doch da oben, oder?“, fragte er an den Himmel und die Sterne gewandt, betrachtete dabei einen Stern, welcher besonders hell strahlte.

_____________________

Ein weiterer One-Shot meinerseits zu dem Projekt - Sieben - der One Piece Community.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2016-01-30T12:55:30+00:00 30.01.2016 13:55
Aww sehr schön geschrieben und das Ende war wirklich herzzerreißend T___T Ich liebe die beiden als Brüder einfach! >o<
Von:  Dassy
2015-04-19T09:19:16+00:00 19.04.2015 11:19
Oh gosh ist das süß :,)
Ich kann und will einfach nicht über ace tod hinweg kommen :(
Aber ein richtig süßer os *-*
Von: abgemeldet
2012-04-17T16:57:20+00:00 17.04.2012 18:57
Ach gottchen, Ruffy ist ja wirklich ein verfressenes Kerlchen, aber die Idee mit den Sternen etc. fand ich wahrlich knuffig =3
Ruffy tut mir voll Leid, das er so um Ace trauern muss .__.
Von:  jakey-lynn
2012-03-15T14:14:06+00:00 15.03.2012 15:14
aw ein wunderschöner one-shot *tränenkomm* (:
so traurig aber doch sooo schön *breiteslächelnimgesichthat*

Piece (Y) Jakey ;D
Von: abgemeldet
2011-05-12T09:35:27+00:00 12.05.2011 11:35
*noch nen Obstkrob hinschieb*
Für weiteren Kommentar siehe ff.de =D


Zurück