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Mentoren liebt man nicht!

Merk dir das!
von

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Prolog

Eigentlich hatte ich nie an Seelengefährten oder ähnliches geglaubt, auch nicht, als ich zu einem Jungvampyr gemacht wurde und in Vampyrsozi über sowas geredet wurde.

Für mich gab es sowas wie das ewige Glück und die ganz große Liebe nicht.

Vielleicht lag es daran, dass meine Eltern mich und meinen kleinen Bruder Tony einfach nach einem ihrer Streits alleine in Italien bei unserer schwer kranken Großmutter sitzen ließen, als er und ich gerade mal 8 und 11 Jahre alt waren. Sie hatten einfach keine Lust die Kinder des jeweils anderen zu finanzieren und fanden es einfacher uns bei unserer geliebten Großmama zu lassen, als über Sorgerecht zu debattieren.

Für mich stand ab jenem Tag fest, dass es sowas wie Liebe und Glück nicht gab, denn sonst hätten unsere Eltern uns nicht verlassen gehabt.

Auch wenn Tony und ich uns damit abfanden, dass wir von nun an bei unserer Großmutter in einem kleinen italienischen Kaff leben sollten, mochten wir es dort überhaupt nicht. Großmutter war streng, dauerhaft schlecht gelaunt und man konnte es ihr nie recht machen. Zu unserem Pech oder zu unserem Glück, je nachdem, aus welcher Position man das ganze betrachtet, verstarb die alte griesgrämige Frau ein Jahr nachdem unsere Eltern uns verlassen hatten.

Zusammen wurden wir in ein Waisenhaus gesteckt und gaben uns dort den Schwur, uns niemals trennen zu lassen. Dieses Gelöbnis hielt uns auch zusammen, als ich auserwählt wurde ein Vampyr zu werden. Natürlich gab es einige Schwierigkeiten, bis festgelegt wurde, dass mein Bruder zusammen mit mir im House of Night so lange wohnen darf, bis ich mich zu einem Vampyr wandel, oder aber sterbe.

In Italien fanden wir nicht wirklich Anschluss zu den anderen und hatten genau wie im Waisenhaus nur uns und sonst niemanden. Keine Vampyr wollte mein Mentor werden. Wahrscheinlich weil ich zwar genau wie alle anderen einen unausgefüllten Halbmond auf der Stirn trage, meiner aber nicht saphirblau sondern silbern ist und zudem seitdem ich zu einem Jungvampyr gemacht wurde ein Paar silberner Flügel auf dem Rücken, genau auf der Höhe meiner Schulterblätter, abgebildet habe.

Und was die anderen Jungvampyre betrifft, so waren die meisten Tony und mir gegenüber skeptisch und nur wenige sprachen ab und zu mit uns. Aber wenn mal einer von ihnen ein Wort mit uns tauschte waren es meist nur männliche Jungvampyre, die meinten, dass ich so verzweifelt war, dass ich leicht zu haben sei.

Freilich war ich einsam ohne eine Freundin, mit der ich mich ungezwungen unterhalten konnte, dennoch war ich nicht willig mit dem nächst bestem Kerl ins Bett zu steigen. Denn auch wenn ich nicht an die große Liebe glaubte, fand ich, dass man bei seinem ersten Mal gegenüber jenem Partner Vertrauen haben sollte. Und Vertrauen hatte ich zu den wenigsten, eigentlich zu keinem, bis ich IHN traf.

Willkommen im House of Night in Tulsa

Es war tiefste Nacht, als ein schwarzer Jaguar mit getönten Scheiben vor dem Hauptgebäude des House of Night anhielt. Neben einem großen blond gelockten Vampyr stiegen, zwei zierliche Personen aus. Einer der beiden hatte haselnussbraune verwuschelten Haare, seine Begleitung war deutlich kleiner als er und versteckte bis auf zwei widerspenstige blutrote Strähnen ihre Haare unter einer großen schwarzen Mütze.

Staunend sahen sich die beiden Neuankömmlinge um.

Vom ersten Augenblick an, befand die rothaarige Person, dass dieses House of Night deutlich schöner und wärmer wirkte, als jenes in Italien, von dem sie gerade kamen. Wahrscheinlich war das alles nur Einbildung oder Wunschdenken und es war nicht viel anders. Als sie rüber zu dem Braunhaarigen schaute, konnte sie in seinem Gesicht das ablesen, was sie selbst fühlte: Freude, Neugier, Hoffnung und Sorge.

Freude darauf, dass sie beide von Italien weg waren.

Neugier darüber, wie es ihnen hier ergehen würde.

Hoffnung auf ein besseres Verhältnis zu anderen.

Und Sorge davor, dass es nicht besser als in Italien werden würde.

„Kommt ihr!“, ries der blonde Vampyr, der beide hergefahren hatte aus ihrem Staunen und ihren Gedanken.

Schnell schickten die beiden Kleineren sich an dem Fahrer zu folgen, der oben am Eingangsportal auf sie wartete. Entschuldigend lächelten sie ihn an und folgten dem Mann ins Innere.

Der Vampyr führte sie durch mehrere Gänge und Treppen rauf, bis er vor einer schweren, dunklen und offen stehenden Eichentür anhielt.

In der für Vampyre typischen respektvollen Verbeugung, mit der rechten Hand auf der Brust und gesenktem Kopf, wartete er darauf eingelassen zu werden. Auch der Rotschopf und sein Kamerad, die der blonde Lockenschopf hergeführt hatte verbeugten sich so.

„Kommt herein. Die Besprechung ist sowieso beendet“, forderte eine ruhige melodische Stimme, die drei Wartenden auf einzutreten.

Mit Ehrfurcht folgten die Jüngeren dem Erwachsenen. Vor einem runden schweren Tisch, an dem acht Leute saßen hielt der blonde Lockenschopf an und verbeugte sich abermals traditionell mit den Worten „Frohes Treffen!“

„Frohes Treffen!“, wiederholten die acht erwachsenen Personen.

Neugierig besah sich die rothaarige Person den Rat dieses House of Night genauer. Er bestand aus drei männlichen Vampyren und fünf weiblichen. Alle am Tisch waren Ausgesprochen schöne und stattliche Vampyre, wobei eine junge Frau am meisten herausstach. Sie war dunkelhaarig und über und über mit saphirblauen Malen bedeckt.

Dies war bestimmt die Hohepriesterin Zoey Redbird, von der man überall auf der Welt schon so einiges gehört hatte, dachte sich der Rotschopf. Fast sofort war er von der jungen schwarzhaarigen Frau fasziniert und bekam nur am Rande mit, dass ihr Fahrer – Luke hieß er – sie vorstellte und danach entlassen war um zu tun, was er wollte.

Sanft lächelnd wandte die Hohepriesterin sich nun dem Braunhaarigen und seiner Begleitung zu. „Willkommen im House of Night in Tulsa! Ich bin Zoey Redbird, es freut mich euch hier in unserem House of Night haben zu dürfen“, sprach sie mit einer melodisch klingenden Stimme. Mit einem amüsierten lächeln fügte Zoey hinzu: „Weißt du, dass es unhöflich ist, nicht die Mütze abzunehmen, wenn man vor höher gestellten Personen steht, Tyler?“

Sanft stupste der Braunhaarige den kleineren neben sich mit dem Ellenbogen an. „Du bist gemeint, Nel!“

Kurz zuckte der Rotschopf zusammen. „Entschuldigt mein Fehlverhalten, Hohepriesterin. Ihr fasziniert mich so sehr, dass ich meine guten Manieren glatt vergessen habe“, bat er um Nachsicht und zog sich hastig die schwarze Mütze vom Kopf.

Kaum war die Mütze nicht mehr, wurde das ohnehin schon feminine Gesicht von einem Meer aus blutrotten langen Wellen umrahmt.

Überrascht wurde das rothaarige Mädchen nun angeschaut. Verwirrte Blicke am Tisch ausgetauscht und auf ein Blatt vor sich geschaut, bevor wieder das Mädchen angesehen wurde.

„Du bist… Wie lautet dein Name?“, fragte Zoey das nervöse Mädchen vor sich schließlich.

„Nella Tyler, Hohepriesterin“, antwortete die Rothaarige schüchtern und sah zu ihrem Kameraden rüber, der genau wie sie besorgt aus sah.

Während am Tisch aufgeregt diskutiert wurde, standen die beiden Neulinge wie bestellt und nicht abgeholt vor jenem.

„Dürfte ich fragen, was für ein Problem es mit meiner Schwester gibt?“, fragte schließlich der Braunhaarige etwas ungeduldig. „Ist es wegen ihrem Mal oder aber ist es doch, weil ich ein Mensch und kein Jungvampyr bin?“

„Oh nein! Ihr Mal oder dein Menschdasein hat nichts mit unserer Diskussion zu tun. Viel mehr haben wir so peinlich es auch ist, dass Problem, dass wir kein Zimmer für sie frei haben“, erklärte die kleine blond Gelockte mit dem roten Blumenmal im Gesicht.

„Aber wieso wolltet ihr mich dann?“, erkundigte sich nun Nella verwirrt.

„Weil wir dachten, dass du ein Mann bist oder vielmehr ein Junge“, kam nun die Antwort von dem größten am Tisch, einem blondhaarigen Vampyr. „In dem Wohnhaus, in dem sich unsere weiblichen Jungvampyre befinden ist leider kein Bett oder Zimmer mehr frei, während zwei Betten auf dich und deinen Bruder im Jungenwohngebäude warten.“

„Und wo ist da das Problem?“, fragte Nella.

„Die Regeln verbieten, dass nachts Mädchen im Jungentrakt schlafen dürfen“, erklärte Zoey, wie als wenn sie es mit einer fünfjährigen zu tun hätte.

„Okay, ich kann Ihre Bedenken verstehen“, gab Nella zu und fuhr verbittert fort, bevor einer des Rates was sagen konnte. „Natürlich besteht die Gefahr, dass man mich zu einer Matratze machen möchte, doch es ist wirklich so, dass nie ein Jungvampyr etwas mit mir zu tun haben möchte. Wahrscheinlich liegt es an meinem Mal, obwohl das manche von den Jungs auch nicht daran hindert, etwas von mir zu wollen, aber ich hab mich noch nie auf einen von ihnen eingelassen und habe es auch nicht vor hier zu tun… Was ich eigentlich sagen will, schicken Sie uns bitte nicht zurück nach Italien, alles bloß nicht nach Italien. Ich schlaf auch im Keller oder so. Solange ich nicht zurück in dieses Land muss.“

Während sie redete merkte Nella, wie ihr die Tränen kamen. Ohne irgendeine Antwort abzuwarten verfließ sie fluchtartig den Raum und lehnte sich neben der Tür an die Wand. Ärgerlich blinzelte sie ein paar Tränen weg und ballte ihre Hände zu Fäusten.

Gott war die dämlich. Sich so gehen zu lassen und dass vor der Hohepriesterin. Ihr Rückflug war schon sicher. Wenigstens musste sie erst gar nicht wieder packen und hatte sich an die Schule hier gewöhnen können.

Nella zitterte vor Wut auf sich selbst am ganzen Körper und merkte nur am Rande, wie ihr Bruder ihr sanft eine Hand auf die Schulter legte. Wie so oft sagte er einfach nichts, sondern stand still neben ihr und wartete ab.

Schließlich nach schier endloser Zeit traten Zoey Redbird und zwei der drei Männer auf den Gang.

„Nella?“

Nervös und abwartend schaute die Rothaarige die Hohepriesterin an.

„Mach dir keine Sorgen. Du wirst nicht zurück nach Italien müssen. Wir sind uns fast alle einig gewesen, dass wir für dich eine Ausnahme machen. Schließlich hat keiner es verdient wegen seinem Aussehen so diskriminiert zu werden, wie man es, so entnehme ich es deinen Worten, dir gegenüber in Italien macht. Ich weiß selber wie es ist, ungewöhnlich zu sein und jeder sollte daraus das Beste machen, deshalb wirst du auch erst mal bei uns bleiben“, sagte Zoey.

Nicht verstehend sah Nella immer noch zu der dunkelhaarigen jungen Frau hoch.

Über den nicht begreifenden Gesichtsausdruck sich amüsierend antwortete Zoey lächelnd: „Nella das heißt, wir machen für dich eine Ausnahme. Du wirst in dem Zimmer schlafen, in das du von Anfang an solltest.“

Mit einem freudigen Schrei umarmte Nella kurz die Frau vor sich, bevor sie sich zutiefst entschuldigend von ihr löste und zurückwich.

„Schon gut, Nella. Damien, der sich bereiterklärt hat dein Mentor zu werden, wird dich und deinen Bruder in eure Räume führen. Schlaft gut“, verabschiedete sich Zoey, sah einen der beiden Männer ernst an und ging zusammen mit dem anderen einen Gang entlang.

Verlegen lächelnd schauten Tony und Nella nun zu dem dunkelbraunhaarigen Mann, bei dem es sich um Damien handeln musste, hoch.

Etwas steif bedeutete er ihnen ihm zu folgen.

- Auf denselben Treppen und Gängen ging es zurück und über den Hof zu einem der anderen beiden Gebäude.

Höflich hielt Damien ihnen die Tür auf und ließ sie vor sich das Gebäude betreten.

Im Gegensatz zum italienischen House of Night strahlte der Gemeinschaftsraum trotz seiner Schlichtheit und seiner blassen hellen Farben eine Gemütlichkeit aus, wie Nella sie seit ihrer Kindheit nicht mehr erlebt hatte.

Auf großen hellen Sesseln und Sofas saß eine Ansammlung unterschiedlicher Männer, die sich Filme reinzogen oder sich über irgendetwas unterhielten.

Als Damien den Raum betrat schauten viele kurz auf und begrüßten ihn höflich bevor sie sich wieder ihren Tätigkeiten widmeten.

Sich im Raum umsehend ging er rüber zu einer Gruppe junger Männer, die bei seinem Anblick und der beiden Anhängsel von ihrem Kartenspiel abließen.

„Wisst ihr wo Nathan und Dénai sind?“, erkundigte er sich.

„Oben in Nathans Zimmer müssten sie sein“, antwortete einer von ihnen und musterte Nella dabei sehr interessiert.

„Danke, schönen Abend noch!“, verabschiedete sich Damien eilig und führte seine Schülerin und deren Bruder die Treppe zu den Schlafräumen hoch.

Vor einer der vielen Türen hielt die kleine Gruppe an.

„Hier ist dein Zimmer, Nella. Können dein Bruder und ich dich alleine lassen? Sein Zimmer ist nicht weit von dem deinen entfernt, aber ich müsste noch so einiges mit seinem Zimmerpartner klären, wegen seinem Schulablauf. Er geht ja auf die normale Schule hier in Tulas“, bat Damien die Rothaarige.

„Äh… sicher. Kein Problem, solange mein Bruder sicher in seinem Zimmer ist“, stotterte Nella eine Antwort zusammen.

„Gut bis Morgen dann!“, verabschiedete sich ihr Mentor von ihr. Ein paar Schritte von ihr und Tony wartete er auf den Jüngeren, mit den Händen in den Hosentaschen.

„Na dann, Kleiner. Schlaf gut und sei schön fleißig morgen in der Schule“, ermahnte Nella ihren Bruder und umarmte ihn fest.

„Werd ich, mach dir keine Sorgen und setz dich in deinem Zimmer durch“, erwiderte Tony, sanft und küsste seine Schwester flüchtig auf die Stirn.

„Du benimmst dich echt nicht wirklich wie 15, Kleiner!“, rief Nella ihm hinterher, bevor sie sich der Tür zu ihrem neuen Zimmer zuwandte.

Sanfte Geigenmusik konnte sie hinter der dunklen Tür hören. Sachte presste sie aus einem Impuls heraus ihr Ohr an das Holz und lauschte der schönen Melodie. Die Musik strahlte eine Wärme aus, wie Nella sie noch bei keiner anderen Musik gehört hatte. Sie beruhigte einen irgendwie.

Erst als zwei Jungs an ihr vorbei gingen und sie grinsend musterten, löste Nella sich von der Tür und straffte ihre Schultern.

Sanft klopfte sie an die Tür und wartete ab. Leises Rumpeln und Fluchen war zu hören, bevor ihr die Tür geöffnet wurde.

„Ja?“

Zimmergenosse

Hier ein bisschen Autoren-blabla. 1. Ich bin mit dem Kapitel mehr als unzufrieden. 2. Habe ich beschlossen, dass ich dieses Kapitel als eine Art Zwischenkapi ansehe. 3. Wird im nächsten Kapi ein kleiner Zeitsprung kommen. Und last but not least: Ab den nächstene Kapiteln werde ich aus der Ich-Perspektive schreiben. Es wird dann genau wie in "Suddenly" ablaufen, dass hinter den Überschriften, die Personen stehen werden, aus deren Sicht ich die Kapitel schreiben werde.
 

Mit großen Augen schaute Nella den jungen Mann vor sich an. Er war auf den ersten Blick vielleicht nicht wirklich schön, aber dennoch mit seinen kurzen schwarzen zerzausten Haaren, den graue Augen, die sie skeptisch musterten und seiner beeindruckenden Größe und der Figur eines Quaterbacks wahrlich beeindruckend. Ja das war er wahrhaftig.

„Sag mal wie groß bist du eigentlich?“, war das erste, was Nella zu ihrem neuen Zimmerkameraden sagte und was sie sich sofort wünschte nicht gesagt zu haben, denn kaum dass ihr die Worte von den Lippen gekommen waren schlug der junge Mann ihr die Tür vor der Nase zu.

Im ersten Moment verwirrt starrte sie auf die Holzmaserung vor sich, bevor sie Zorn überkam.

Energisch öffnete Nella die Tür und trat in den Raum.

„Was fällt dir ein? …“, empörte sie sich und wurde prompt unterbrochen.

„Was mir einfällt fragst du, du dumme Pute? Ich verzichte mit Vergnügen auf eine weitere von euch billigen Schnepfen, die meinen mich gibt es einfach per Fingerschnipsen!“, donnerte der Schwarzhaarige los und kam bedrohlich auf sie zu.

Im ersten Moment war der Impuls zurückzuweichen wirklich verlockend, doch blieb Nella auf der Stelle stehen, auf der sie sich befand.

„Bist du jetzt fertig?“, fragte sie den deutlich Größeren, als er nur noch wenige Zentimeter entfernt vor ihr stand. Als keine Erwiderung kam fuhr sie unbeirrt fort. „Erstens ich kenn dich nicht mal. Ich bin seit vielleicht einer Stunde hier. Zweitens mir ist es scheißegal, was für ein Problem du mit Mädels hast. Drittens fürchte ich, muss ich dich zu tiefst erschüttern muss, in dem ich dir hier und jetzt mitteile, dass ich deine Zimmerkameradin für ungefähr die nächsten zwei Jahre bin.“ Tief holte Nella Luft.

Ein paar Sekunden musterten sie und ihr Gegenüber sich, bevor gerade er sich geschlagen gab und sich auf einem der Betten niederlies. Schwer seufzend strich er sich durch die Haare und sah mehr als erschöpft aus.

Besorgt schaute Nella den Schwarzhaarigen an. „Alles in Ordnung? Soll ich irgendjemanden holen, oder…“

Abwehrend hob er eine Hand und schaute sie wieder an.

„Ja alles bestens. Ich bin nur von den ganzen Schnepfen hier entnervt, die meinen sie bräuchten mich als Schmuckstück“, erklärte er ihr. „Wer bist du überhaupt?“

„Nella Tyler, deine Zimmergenossin“, antwortete Nella.

„Schön dich kennen zu lernen, Nella, wenn du mir versprichst mich nicht besitzen zu wollen.“

Fragend zog sie ihre Augenbrauen hoch. „Und warum sollte ich das? Ich muss mir immerhin mir mit dir ein Zimmer teilen, bis ich oder du gestorben bist oder einer von uns beiden Vampyr geworden ist.“

Erleichtert lachend ließ sich der Schwarzhaarige nach hinten fallen und stellte sich erst nach einigen Minuten vor. „Übrigens ich bin Nathan Bennet!“

„Freut mich, Nathan Bennet“, erwiderte Nella grinsend und traute sich erst jetzt den Raum genauer zu mustern.

Er unterschied sich nicht wirklich von anderen Räumlichkeiten des House of Nights in Italien, nur dass auch dieser Raum hier schlichter und weniger aufdringlich gestaltet war.

Schlichte helle und zweckmäßige Möbelstücke. Zwei schmale Betten, die Gegenüber an Wänden standen, darüber Hängeregale und etwas entfernt von den restlichen Gegenständen, neben einer Tür standen zwei Kleiderschränke, vorbei einer gerade offen war und einen Einblick auf irgendwie reingelegte Kleidung gab.

An den Wänden hingen überall Metallica Poster und PinUp-Girls. Vor dem Fenster standen zwei Schreibtische so, dass man sein Gegenüber dann anschauen konnte.

Bei einem Genaueren Blick durch das Zimmer konnte Nella auch noch ein paar kleine Modelautos in dem Sideboard neben Nathans Bett stehen sehen und ihre Koffer neben der Tür stehen sehen. Und überall, wirklich überall lagen Kleidungstücke, Hanteln und anderer Kram rum.

„Unordentlich, aber hübsch“, meinte sie schließlich und ging langsam zu dem anderen Bett rüber. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht auf, als sie sah, dass selbst auf diesem Bett Kleidung lag. „Sag mal, wenn du wirklich nichts dagegen hast, dass ich jetzt hier bei dir wohne, könntest du dann naja zumindest deine Unterhosen von dem Bett nehmen, auf dem ich wahrscheinlich schlafen werde?“ Mit zwei Fingern hob sie eine schwarz grau karierte Boxershort hoch und warf sie ihrem zukünftigen Zimmergenossen zu.

Peinlich berührt lief dieser knallrot an.

„Ähm, tut mir leid. Ich… kannst du vielleicht ganz kurz rausgehen, damit ich aufräumen kann?“, erkundigte er sich.

„Wieso? Sieht doch spätestens Übermorgen genauso aus wie jetzt!“, antwortete Nella und ließ sich auf der Kante ihres Bettes nieder. „Und was machen wir zwei Hübschen die restlich Nacht jetzt?“ Neckend zwinkerte sie ihrem Gegenüber zu.

„Ich treff mich mit Freunden. Was du machst ist mir egal!“, erwiderte Nathan ihr und sprang von seinem Bett auf. „Weißt du was ich nehm meine Worte von vorhin zurück! Ich kann dich glaub ich jetzt schon nicht leiden!“

Bevor Nella auch nur die Chance hatte irgendetwas zu erwidern, verließ er das Zimmer und knallte lautstark die Tür hinter sich zu.

Fechten

Schon zwei Wochen waren Tony und Nella nun in Tulsa. Mittlerweile hatten sie sich gut eingewöhnt. Mit dem Zimmergenossen ihres Bruders verstand Nella sich, obwohl er sehr schüchtern war, ganz gut. Dénai Jones war ein attraktiver, mittelgroßer, muskulöser blauäugiger junger Mann im Alter von 17 Jahren mit blonden welligen Haaren. Auch Samuel Wight, der genau wie Dénai der beste Freund ihres Zimmergenossen war, war leichter zu ertragen und zu verstehen, als Nathan.

Obwohl es noch nicht wirklich so aussah, verstanden Nella und er sich langsam und schaften es sogar normal miteinander umgehen zu können, aber das war’s auch schon. Sonst behandelt er sie nach wie vor, wie eine Aussetzige. Und sie ihn im Gegenzug wie einen Egomanen.
 

Als ihr Wecker klingelte, fiel es Nella im Gegensatz zu Nathan relativ leicht, aus dem gemütlichen Bett aufzustehen. Wie die letzten Tage auch verschwand sie zuerst in dem angrenzenden Badezimmer und machte sich für den Tag fertig. Nach kurzer Zeit kam sie mit Jeanshose, dem obligatorischen schwarzen Pullover des House of Nights, mit dem goldenen Wagen der Nyx, der eine Spur aus Sternen hinter sich her zog, auf der Brust, und zusammengebunden Haaren aus dem Bad.

Wie immer musterte Nathan sie schlecht gelaunt, bevor er sich auch schon an ihr vorbei in den anderen Raum schob und für einige Zeit darin verbarrikadierte.

Augenrollend verlies sie das Zimmer und ging in den Gemeinschaftsraum, in dem schon zahlreiche männliche Jungvampyre sich ihrem Frühstück widmeten und mehr oder weniger mit einander schwatzten, runter. Und da sollte ihr nochmal jemand sagen Frauen wären immer nur am reden. Männer konnten ihrer Meinung nach das genauso gut, denn auch sie redeten ununterbrochen, sobald sie das Jungenwohnhaus beteten hatten. Der einzige Unterschied zwischen Frauen und Männern bestand bei Gesprächen nur in der Themenwahl. Während sie ihre weiblichen Mitschüler gerne über Kleidung oder Schminke redeten, liefen die meisten der Gespräche, die sie im Gemeinschaftsraum mitbekam über Motoren, Musik, Muskeln oder auch über Mädels, wobei Nella zugeben musste, dass über das andere Geschlecht auch gerne Mädchen redeten.
 

Um die vielen muskulösen Körper sich schlängelnd gelangte sie in die kleine Kochnische, aus der sie sich eine Schüssel Müsli holte.

Mit ihrem Frühstück in der Hand begab sie sich zu einer Sitzgruppe, an der schon Dénai, Tony und Samuel saßen und ihr Frühstück bzw. Abendessen verspeisten.

„Hey, Brüderchen, Jungs“, begrüßte sie die drei freundlich, während sie sich auf die Kannte des Tisches setzte.

Während sie ihr Müsli verspeiste betrachtete sie kurz die Hausaufgaben ihres Bruders, um sicher zu gehen, dass er sie auch wirklich gemacht hatte, denn sie kannte Tony nur zu gut. Hatte er keine Lust machte er sie ohne ihre Kontrolle auch nicht und da er meistens wie jeder 15-jährige alles andere als Hausaufgaben spannender fand, hatte er nie Lust auf seine Hausarbeiten.

Wie jeden, für Vampyre, Morgen wartete Samuel auf Nella, während diese ihrem Bruder eine gute und erholsame Nacht wünschte. Gemeinsam schlenderten sie zu ihrer 1. Stunde: Boxen bei Prof. Hawkins.

Genau wie sonst verlief diese Stunde, genau wie die beiden folgende katastrophal für Nella. Sie war weder gut in Boxen, noch in Schauspiel, obwohl ihr Schauspiel deutlich besser lag als Musik oder Zeichnen, was es als Alternativen gab.

Bei Vampyrsozi wollte sie gar nicht erst anfangen. Obwohl sie ihre Test einigermaßen gut bestand, verstand sie noch lange nicht alles, was Professor Saturno ihnen erzählte. Sie hatte eindeutig zu viele Defizite, die sie schleunigst aufzuholen hatte.

Auch wenn jeder ihrer Tage so grauenvoll begann, so freute sie sich dennoch auf ihren Lichtblick am Tag: 4. Stunde Fechten. Ihr einziges Fach, indem sie wirklich spitze war.
 


 

Es ist erschreckend, wie schnell alles alltäglich wird.

Erst vor zwei Wochen noch ein Außenseiter, der als wandelnder Box Sack missbraucht wird

und zwei Wochen im House of Night in Tulsa und ein einigermaßen integriertes Mitglied.

Zumindest so weit, wie man sich als integriert bezeichnen kann.
 

Munter pfeifend zog sich Nella ihren Schutzanzug an. Sehr gut gelaunt, verließ sie zusammen mit den anderen Mädchen die Umkleide.

Ohne das Professor Dragon Lankford, von allen nur Dragon genannt, der ganzen Klasse sagen müsste, was sie tun sollen, beginnen sie sich warm zu laufen.

„Nella, komm mal her!“, rief Dragon Nella, nachdem sie gerade eine Runde gelaufen war, zu sich.

Neugierig trabte sie zu ihm und ihrem Mentor, denn sie, seit sie hier war und er sich bereit erklärt hatte ihr Mentor zu sein, nur noch einiges Mal gesehen hatte. Genau einen Tag, nachdem sie angekommen war, hatte er ihr die schriftliche Sondergenehmigung für ihren Aufenthalt im Jungenhaus gegeben.

„Was gibt es?“, fragte Nella.

„Du merkst doch selber, dass hier in der Klasse kein wirklich anspruchsvoller Fechtgegner für dich zu finden ist. Deshalb haben wir alle, einschließlich Hohepriesterin Zoey, beschlossen, dass du zu den Schülern der Oberprima kommst“, antwortet Dragon. „Keine Sorge dein Stundenplan bleibt gleich. Damien, dein Mentor hat zur selben Stunde eine Klasse der Oberprima in Fechten.“, fügte er hinzu, als er den besorgten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht der Rothaarigen sah.

„Das heißt, dass ich jetzt die Fechtklasse wechseln muss, oder?“, erkundigte sie sich.

„Richtig, du wirst jetzt mit mir zusammen zu meiner Klasse gehen, mit der du ab sofort zusammen in Fechten unterrichtet wirst“, antwortete ihr Mentor ihr dieses Mal.

„In Ordnung“, erwiderte Nella. Es machte ihr wirklich nichts aus, diese Klasse verlassen zu müssen, denn obwohl sie mit allen halbwegs gut klar kam, hatte sie auch hier keine Freunde, weshalb, der Wechsel für sie kein Problem darstellte. „Ich hol nur schnell meine Schutzmaske und den Degen!“, fügte sie hinzu.

„Nicht nötig. Ich mach das schon“, hielt ihr Mentor sie davon ab, quer durch die Halle zu laufen, um ihre Maske und ihren Degen zu holen.

Plötzlich hatte Nella das Gefühl, als würde ein Wirbelwind sie kurz umarmen, um dann durch die Halle zu verschwinden. Genau wie das Gefühl der Windbriese, bildete sie sich bestimmt nur ein, dass die silbernen Flügelchen auf ihrem Rücken sich kurz aufplustern und entfalten. Ein wirklich angenehmes Gefühl.

Zur Überraschung der jungen Frau, sah sie, wie ihr ihre beiden Ausrüstungsgegenstände durch die Halle entgegenflogen und vor ihr in der Luft wartend hängen blieben. Erstaunt griff sie nach den beiden Gegenständen.

Wieder blies warme Luft um sie herum und verzog sich dieses Mal zu ihrem Mentor, der leise etwas vor sich hinmurmelte.

„Danke“, sagte sie, denn irgendwie musste er diese kleinen Wirbelstürme erschaffen haben.

Kurz verabschiedete sich Nella noch von ihrem ab sofort ehemaligen Professor und beeilte sich dann, mit den großen Schritten des großen braunhaarigen Mannes mitzuhalten.

Schweigend führte Damien Maslin Nella durch zwei unterirdische Gänge zu einer großen unterirdischen Halle, deren Wände aus massiven Steinblöcken bestand.

Bevor sie in Sicht der Halle kamen, hielt Damien sie zurück.

„Es wird hart werden, dich bei ihnen durchzusetzen.“, warnte er sie. „Um es dir zu erleichtern, wirst du jetzt gleich schon am Anfang gegen einen von deinen neuen Klassenkameraden antreten. Zeig ihnen, dass du es Wert bist, von ihnen beachtet zu werden. Du musst nicht gewinnen, du musst raffiniert sein.“

Verwirrt nickte Nella, bevor sie Damien in die Halle folgte.
 

„Unentschieden“, sagte Damien. „Kommst zu mir!“

Erleichtert ließ Nella ihren Arm sinken und nahm genau wie ihr Gegenüber die Schutzmaske vom Gesicht. Keuchend schaute sie zu dem wenige Schritte entfernten Nathan, der keuchend verschwitzt und überrascht ihren Blick erwiderte.

Sich respektvoll zunickend schritten Nathan und sie zu ihrem Professor.

„Euer Kampf war nobel. Ihr habt euch hervorragend geschlagen. Das war’s für euch beide für heute. Geht euch duschen“, meinte Damien zu ihnen und an die restliche Klasse gewandt: „Stellt euch zu Paaren auf und übt eure Grundschritte. Danach werden vier von euch gegeneinander kämpfen.“

Respektvoll verneigte sich Nella und verließ die Turnhalle.

Vor der nächsten Wegkreuzung hielt sie verwirrt inne. Waren sie und Damien jetzt rechts rum oder links rum gegangen?

„Links!“

Überrascht drehte sie sich um und sah Nathan, seine Maske lässig unter den Arm geklemmt und seinen Degen locker in der rechten, auf sich zu kommen. „Wie bitte?“

Ein geduldiges Lächeln legte sich auf die Gesichtszüge ihres Zimmergenossen. „Links geht es zu den Umkleiden“, erklärte er ihr.

„Aber…“, wollte Nella protestieren.

„Alle Umkleiden befinden sich bei der anderen Halle“, erstickte der Schwarzhaarige ihren Protest im Keim. Lässig schritt er an ihr vorbei und bog in den linken Gang. Ein paar Schritte später hielt er an und schaute zu der Kleineren zurück. „Kommst du oder worauf wartest du?“

Erleichtert seufzend trabte sie an seine Seite und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort.

„Du bist verdammt gut, weißt du das?“, meinte Nathan nach einiger Zeit.

Unsicher schaute Nella zu ihm hoch. „Ähm, danke. Aber du bist auch nicht schlecht. Sag mal, wie hast du das mit dieser komischen Drehung gemacht? Du hättest mir echt fast den Degen aus der Hand geschlagen.“

Erfreut lächelnd schaute der Größere zu ihr runter. „Das ist gar nicht so schwer“, meinte er. „Also das geht so…“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Kooriko_Cosplay
2012-03-14T22:11:39+00:00 14.03.2012 23:11
Nice. Wirklich. Ich bin wirklich gespannt, was da jetzt noch kommt. Nur finde ich, solltest du ein bisschen mehr ins Detail gehen. Beschreibe die Gegend ein bisschen mehr ;) Und auch die Gefühl deiner Figuren. So sind sie bisher gefühllose Puppen die irgendwie nur handeln.
Von:  Kooriko_Cosplay
2012-03-14T22:02:30+00:00 14.03.2012 23:02
Interessant, ohne Frage. Ich bin ja gespannt was da noch so kommt, wobei du die Spannung ein bisschen raus nimmst. Irgendwie.


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