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Heaven and Hell ...

... One step apart from each other
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Kapitel 5 – Set rain on fire


 

"Heaven and Hell"

...One step apart from each other

Kapitel 5 von insgesamt 8 + Prolog/Epilog
 

Tja, leider wurde mein Leid nicht erträglicher. Obwohl ich es mir wünschte wie nichts anderes in meinem Leben. Es sollte verschwinden. Dieses Gefühl, das sich langsam abzeichnete und das ich so hasste. Doch das tat es nicht. Es blieb – wurde stärker und wieder schwächer. Oder vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass ich versuchte es weiterhin zu ignorieren, so zu tun als wäre es nicht da. Das powerte aus. Vor allem wenn … ich Nachhilfe hatte. Das erforderte meine gesamte Willenskraft – mich halbwegs normal zu verhalten.

„Manu?“

Und wie schwer es war – jetzt als ich es mir so halb eingestanden hatte. Ich wusste es ja – hatte aber gehofft, dass das einfach nur ne Phase war. Meine Neugier sozusagen. Jetzt war ich auch von Neugier erfüllt, aber … anders.

„Kleiner?“

Nein, jetzt hatte es eine neue Dimension, weil ich es mir erst recht verbot. Damals war das etwas anderes … jetzt war es falsch. Aber umso mehr ich es mir versuchte zu verbieten, mich verurteilte davor, umso schlimmer wurden … meine Fantasien – holten mich spätestens nachts ein.

„Süßer – hey?“

„Was ist?“, schreckte ich plötzlich auf, als die Stimme meines Problems den Nebel, der in meinem Kopf herrschte, durch drang. Ich sah dieses verdammte Braun vor mir, das mich schon seit Tagen verfolgte und spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, weil er sich rüber gelehnt hatte und wohl mit seiner Hand vor meinem Gesicht rumfuchtelte seit einer geraumer Zeit. Wieso ... hatte ich das nicht bemerkt?

Ich zuckte zurück, drehte meinen Kopf wieder weg.

„Du checkst auch gar nichts mehr, oder? Wo bist du mit deinen Gedanken? Du hast am Montag einen wichtigen Test – du solltest das können.“

„Ach ja, wir haben ja Wochenende.“, entließ ich nur sehr geistreich.

„Wow. Du bist ja wirklich ein Blitzmerker.“, erwiderte er grinsend, lehnte sich aber wieder zurück. Zum Glück machte er das ... ich hätte es nicht mehr lange ertragen …

„Das hat echt keinen Sinn mehr mit dir heute.“, fügte der Braunhaarige noch kopfschüttelnd hinzu.

„Tut mir leid.“, meinte ich etwas geknickt. Er rauchte schon wieder, fiel mir plötzlich nebenbei auf. Die wievielte war das jetzt schon? Die 10te? So viel zu ‚Gelegenheitsraucher‘.

Na ja, ich war auch nicht gerade die hellste Birne. Ich nahm nämlich erst in der vergangenen Woche wahr, das er immer nach Rauch roch zusammen mit etwas anderem. Etwas süßlichem. Daher war die Mischung trotzdem ein herber Duft …

Offensichtlich hatte der Engländer sich am Anfang unserer ‚Lernsession‘ gehörig zurück genommen mit dem Glimmstängel – und jetzt konnte er es sich kaum mehr verkneifen. Denn diese graue Rauchschwade war mittlerweile fast schon ein alltäglicher Begleiter. Scheiß Süchtler! Aber es störte mich eigentlich nicht. Meine Freunde rauchten auch alle – bis auf Chris. Jedoch … waren die nicht so abhängig von dem Zeugs. Kyle war echt ein Kettenraucher, wenn man mich fragte … aber ich fand‘s immer witzig wie alle – meine Ma, mein Bruder oder sogar mein Dad, der selber Raucher war – fluchtartig die Küche verließen, wenn sie den Gestank wahr nahmen, da der Raum schon richtig verpestet war. Die Fenster und die Tür zum Garten waren immer ganz weit geöffnet, wenn ich später am Abend nochmal kurz vorbei schaute.

Meine Ma hatte übrigens auch seine Chic-Stummeln letztens bei der Gartenarbeit in ihren Blumen gefunden und war alles andere als erfreut darüber gewesen. Er sollte jetzt den Aschenbecher verwenden. Das hatte sie zumindest angeordnet – Kyle hielt sich auch daran. Aber rauchte deshalb auch als Gegenzug in unserer Küche, wie ich vorher ja erwähnt hatte. Was an sich nicht wirklich schlimm war, da mein Dad auch immer hier rauchte. Das war der Einzige Raum, indem er es durfte.

„Wie wär‘s mit nem Game?“, lenkte Kyle meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ich zuckte nur mit den Schultern. Warum auch nicht? Das war mittlerweile schon Normalzustand, dass wir nach dem Lernen noch zusammen etwas spielten. Ansonsten hatte sich nichts geändert – weder in der Schule, wenn wir uns auf dem Gang trafen, noch im Unterricht. Seit das im Sportunterricht vorgefallen war, hatten wir wohl ein stillschweigendes Abkommen getroffen, dass es so sein sollte. Dass es so besser und in Ordnung war.

Das war mir mehr als recht. Das Einzige das Anders war, waren die Blicke, die wir uns ab und an zu warfen. Er wie auch ich. Manchmal passierte das einfach so. Vor allem mir… ich war viel abwesender als sonst…
 

Wir waren gerade am Autorennen spielen – das mochte Kyle irgendwie am liebsten, keine Ahnung wieso – als wir gestört wurden. Meine Mutter stürmte, ohne zu Klopfen oder sich sonst irgendwie anzumelden, mein Zimmer. Das tat sie selten. Eigentlich nur wenn es etwas Dringendes gab. So wie jetzt wohl – und sie legte auch sofort los, obwohl sie noch nicht mal meine Tür hinter sich hatte.

„Manu, Schatz? Könntest du mir bitte einen Gefallen tun? Du weißt ja, ich gehe heute mit deinem Vater zu den Beckers und ich sollte-“, und hier brach sie soeben ab, als sie merkte das ich nicht alleine war. Mein Nebenan hob nur kurz die Hand und begrüßte meine Ma mit „Hallo Frau Neumann.“ oder so etwas in der Art.

„Oh hallo Kyle. Du bist noch da? Ich wusste gar nicht, dass ihr …“

„Schon gut Ma. Gib dir bitte keine Mühe. Was ist?“, unterbrach ich sie sofort. So kurz wie möglich halten – das war in solchen Momenten immer am besten. Vor allem wenn … ich Besuch hatte.

„Öhm … na ja. Ich wollte eigentlich fragen, ob du noch schnell in den Supermarkt könntest? Du weißt ja, dein Bruder hat morgen diesen Ausflug mit seinem Verein und da du heute kein Training hast, dachte ich du könntest ihm noch ein paar Sachen holen und das restliche Zeug fürs Mittagessen morgen. Oma und Opa kommen ja vorbei. Und wir haben kaum mehr was da. Ich hab dir eine Liste geschrieben. Ich weiß, dass es jetzt ungelegen ist, aber ich hab keine Zeit, weil wir eben bei den Beckers eingeladen sind. Sonst hätte ich es selbst noch gemacht.“, brachte sie ihr Anliegen hervor. Ich seufzte schwer. Wieso konnte ich nicht der jüngere Bruder sein?

„Ich geh schon – kein Problem.“, sagte ich in ihre Richtung ehe ich mich wieder Kyle zu wandte.

„Tja, indem Fall muss ich dich jetzt wohl raus werfen. Du hast’s gehört. Ich muss einkaufen gehen. Juhuu.“, erklang es absolut überzeugend von mir. Es gab ja echt nichts besseres, oder? Die Ironie ließ grüßen.

Doch noch ehe Kyle irgendetwas drauf erwidern konnte, ertönte die Stimme meiner Ma schon wieder hinter mir.

„Aber bitte lies genau und frag sonst jemanden, wenn du etwas nicht weißt oder es nicht findest.“

„MA!“, fuhr ich augenblicklich entgeistert auf. Das war jetzt nicht ihr ernst! Nicht vor Kyle bitte! Ich war ja kein kleines Kind mehr …

„Tut mir Leid, Schatz. Aber bei dir ist die Hälfte nun mal immer falsch.“

„Gar nicht wahr!“, kommentierte ich nur etwas trotzig. Wie stellte die mich auch bitte hin? Wie den letzten Volldeppen, echt mal!

„Ich kann ja mitkommen, wenn das für dich okay ist. Zu zweit haben wir wohl noch eher eine Chance gegen dieses riesen Chaos im Supermarkt. Außerdem … hab ich heute nichts mehr vor.“, mischte sich plötzlich auch Kyles Stimme unter unsere, jedoch an mich gewandt. Ich blickte ihn sofort an – versuchte in seinem schmunzelnden Gesicht etwas abzulesen. Ähm … okay?

„Also die Idee find ich nicht mal schlecht. Dann steigt zumindest die Chance, dass ich morgen auch alles habe.“, warf meine Mutter ein. Danke auch … durfte ich jetzt nicht mal mehr selbst entscheiden, oder was?

„Du bist aber nicht gefragt, Ma. Na los, geh zu deinen Beckers mit Dad.“, ging ich auf ihre Aussage ein und stand mal auf – streckte mich.

„Warum nicht? Es ist Wochenende und deine Freunde sind alle nicht da. Das passt doch gerade. Du hast sturmfrei – nutzt das doch ein wenig aus. Ramon schläft heute auch bei einem Kollegen.“, versuchte sie mich zu überreden.

„Schön! Aber das ist meine Sache und jetzt raus – du hast was du wolltest!“, und damit bugsierte ich sie aus der Tür und wünschte ihr noch einen schönen Abend. Wunderbar, die Pest hatte endlich einen Abgang gemacht!

„Sorry, sie ist mega peinlich ab und an. Öhm ja … du musst nicht unbedingt mit. Du hast sicher besseres zu tun.“, entgegnete ich dann wieder an meinen Besuch gewandt.

„Ich sagte doch schon, dass ich nichts vor hab. Also?“, hielt er nur dagegen und drehte sich zu mir um, während er die Worte aussprach. Ich seufzte.

Ja, warum eigentlich nicht? So hätte ich heute Abend wenigstens noch ein wenig Gesellschaft. Meine Jungs hatten eh keine Zeit …

„Wenn du glaubst, dass das so spannend ist … dann tu was du nicht lassen kannst.“, ergab ich mich also schlussendlich seinem Willen. Und so kam es dann, dass wir uns kurze Zeit später gemeinsam auf den Weg zum Supermarkt machten.
 

Der Einkauf war recht … chillig. Zu meiner Verwunderung kannte sich Kyle mehr als gut aus und so fanden wir alles auch schnell – standen bald wieder vor dem Supermarkt statt in ihm. Ich war beeindruckt davon. Für mich war das immer … eine Herausforderung – wie meine Ma heute ja schon mehr als einmal erwähnt hatte…

Na ja, ansonsten war jetzt an solchen Besorgungen nicht so viel Interessantes dran. Regale voller Lebensmittel. Viele Leute die nach etwas suchten. Ein zu großes Angebot an den gleichen Produkten. Eine viel zu große Verkaufsfläche – zumindest für mich für die paar Sachen die ich brauchte. Ein einziges Labyrinth mit keinem System – ich erkannte zumindest keines dahinter. Einkaufen halt.

Wir hatten aber alles besorgt, das Ma aufgeschrieben hatte und auch noch zusätzlich Chips, Popcorn und sonstiges Knabberzeug dazu gepackt, da wir uns spontan dafür entschieden hatten, einen Film zu schauen, statt weiter zu zocken.

„Machst du das öfters? Das hat so routiniert ausgesehen.“, fragte ich meine Begleitung dann, als wir uns wieder voll bepackt auf den Weg nach Hause machten.

„Ja schon. Ich mach‘s eigentlich immer. Meine Mom hat nen Ganztagsjob und das ist das Mindeste, das ich tun kann für sie. Also … das ich ihr abnehmen kann.“, erklärte er sich.

Ich nickte nur als Zeichen das ich verstanden hatte. Wir liefen nach Hause, da der Bus erst in einer Stunde wieder kommen würde – zu unserem Pech. Denn es fing an zu regnen, als wir noch nicht einmal 5 Minuten vom Supermarkt entfernt waren. Klar, es hatte schon den ganzen Tag danach ausgesehen, aber es musste NICHT gerade jetzt anfangen, wo wir draußen waren!

Wir beschleunigten augenblicklich unsere Schritte und vor allem Kyle schien der Regen extrem anzupissen. Er war nach weiteren 15 Minuten richtig genervt davon – unsere Klamotten hatten sich derweil mit dem kühlen Nass vollgesogen. Grauenhaftes Gefühl. Vor allem da ich jetzt auch noch auf meine Hose achten musste, da diese durch das zusätzliche Gewicht runter gezogen wurde. Eigentlich sollte ich ja genervt sein, den Kyle würde das sicher nicht passieren mit seiner Röhre, aber stattdessen fand ich’s irgendwie witzig. So was erlebte man immerhin nicht alle Tage …

Die letzten paar Meter rannten wir sogar, als wir schon das Vordach meines zu Hause erkannten.

„Woah beeil dich – das hält man ja echt nicht aus. Dieses scheiß Wetter.“, nörgelte Kyle gleich wieder los, obwohl wir es jetzt fast geschafft hatten.

„Ich mach ja schon. Ich weiß gar nicht, was du hast. Ich bin genauso nass wie du.“, erwiderte ich nur, da es mich langsam nervte. Manchmal war er echt zickig. Immerhin war er nicht der Einzige, dem das Wetter auf den Sack ging, klar? Aber Aufregen brachte auch nichts.

„Ja, aber deine Haare sehen danach auch nicht so scheiße aus wie meine. Du willst nicht wissen, wie lange ich dafür im Bad stehe. Außerdem hast du eine Kapuze – du hast wenigstens noch etwas Schutz.“, rechtfertigte er sich. Als würde er für diesen ‚Out-of-bed-look‘ wirklich so lange brauchen.

„Ach, ich glaub Dark ist es herzlich egal, wie deine Haare aussehen.“, meinte ich nur, was mir nur einen perplexen Blick seinerseits einbrachte, und sperrte auf. Ich konnte gar nicht so schnell die Tür auf machen, da war Kyle schon an mir vorbei gehuscht. Der hatte es echt eilig. Wie konnte man nur so eitel sein?

Drinnen schüttelte er sich erstmals und fing schon wieder an sich darüber zu beklagen wie eklig das war und bla bla … Ich hörte gar nicht mehr richtig zu. Wieso auch? Regen war nicht gerade mein Lieblingsthema – sorry.

„Dann geh Duschen von mir aus. Ich leih dir auch ein paar meiner Sachen.“, sagte ich irgendwann gestresst, als er immer noch nicht aufgehört hatte – das Thema ging ihm wohl sehr nahe – während ich immer noch die Sachen weg räumte, die kurz zuvor in der Papiertüte zwischen gelagert waren. Wenn er dafür seine Klappe halten würde, würde ich ihm alles geben! Echt jetzt …

„Ne danke. Duschen muss ich nicht unbedingt. Ich werde ja auch so wieder nass, wenn ich nachher gehe. Aber trockene Sachen klingen für den Moment durchaus verlockend.“, erklang es im Gang sehnsüchtig. Offensichtlich wollte er dieses ‚begossene Pudel‘ dasein schnell aufgeben. Schade auch – stand ihm doch so gut, dachte ich noch, nicht ohne ein wenig schadenfroh zu sein – obwohl ich ja selber nicht besser aussah.

„Ich hab‘s gleich. Aber du kannst ja schon Mal nach Oben gehen.“, meinte ich nur, verräumte die letzten Sachen, ging kurz ins Bad, um ein paar Handtücher zu holen ehe ich ebenfalls in mein Zimmer ging. Ich warf ihm das eine Tuch zu, während ich mit dem anderen anfing, meine Haare durch zu rubbeln. Er fing es dankend auf. Aber ich musste weiterhin sein Gemotze ertragen. Wie konnte man sich wegen so etwas so in Rage reden?

Nebenbei hatte er sich schon an meinem Kasten vergriffen und sich eine Trainingshose und ein Shirt von mir gekrallte, dass nun beides neben ihm lag. Nicht mal umgezogen hatte er sich schon … so unangenehm konnte das ja dann nicht sein …

Ich hatte derweil ein paar DVD’s raus gesucht. Ich hörte immer noch seiner Schimpftriade über den ‚scheiß Regen‘ mit halbem Ohr zu, als er sich plötzlich von mir weg drehte und sich sein Shirt über dem Kopf zog. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass er seine Jacke schon ausgezogen hatte. Seine Hose folgte kurz darauf, während er sich die rausgesuchte Jogginghose schnappte und anzog. Und ich … beobachtete ihn dabei – sah ihm einfach aufmerksam zu. Konnte meinen Blick nicht mehr auf meinen Fernseher lenken und die restlichen DVD’s, die ich noch durchstöbern wollte. Und ich war vor allem von einer Sache fasziniert, die mir nur so entgegen prangte: sein Tattoo. Über seinem ganzen Rücken erstreckten sich zwei Flügel – wie die eines Engels. Jedoch verloren sich die Spitzen der Federflügel in kleinen Vögeln, die man nur noch erahnen konnte – so als seien sie schon weit weg geflogen, dem Horizont entgegen. Man sah sie nur noch aus weiter Ferne. Die Federn lösten sich am Ende in diese schwarzen Vögel auf.

Ich betrachtete das Symbol mit regem Interesse, als mir unten ein weiterer schwarzer Strich auffiel, der ziemlich tief lag auf dem Steißbein und sich aus den Vögeln bildete. Da stand ein Satz in einer geschwungenen Handschrift, der alles passend abrundete: ‚Falling.to.pieces.(to.be.free)‘.

Ich sah es nur an – sah ihn an. Doch er merkte es gar nicht – war zu sehr damit beschäftigt sich aufzuregen, sodass er noch nicht mal mein Shirt angezogen hatte. Wieso war mir das riesen Teil noch nie im Sportunterricht aufgefallen? Immerhin konnte man das gar nicht übersehen, oder?…

Ach ja, stimmte ja. Wohl weil Kyle immer sein Shirt anließ, nur seine Hose wechselte, da er immer ein Tanktop oder T-Shirt anhatte und drüber meist eine Kapuzenjacke, kam es mir sogleich. Das hatte ich ja immer bedauert … aber jetzt stand er ein paar Schritte von mir entfernt – ohne Shirt.

Das Wasser aus seinen Haaren suchte sich immer noch einen Weg nach unten, wollte noch etwas länger überleben. Mein Blick klebte auf ihm, folgte der glitzernden Flüssigkeit, die sich einen Fluchtweg erkämpfte. Ich konnte mich der Szene vor mir nicht entziehen. Das Blau meiner Augen glitt seinen Rücken runter. Ich streckte meine Hand aus – ich stand ja nur ein paar Zentimeter hinter ihm. Es war nur ein kurzer Impuls und trotzdem gab ich ihm nach. Einfach nur auf die Tropfen auf seinem Rücken fixiert und berührte ihn, strich die Seite des tätowierten Flügels runter – ließ damit die Wassertropfen verschwinden.

Die Haut fühlte sich weich an, obwohl sie ja eigentlich durch das Tattoo verwundet war. Und dann war es still in meinem Zimmer. Kyles Stimme war verstummt – sein Gemeckere nur noch ein dumpfer Nachklang in meinen Ohren.

Ich war immer noch so auf das Bild vor mir fixiert und wie sich sein Körper unter meiner Berührung leicht anspannte, sodass ich erst später bemerkte, dass der Engländer sich soeben zu mir umgedreht hatte. Erst als meine Hand, durch seine Bewegung, auf seinem blanken Oberkörper zur Ruhe gekommen war. Und natürlich weil die schwarzen Linien und Motive verschwunden waren. Ich sah auf – traf auf diese Rehaugen, die mich fragend und zeitgleich unsicher musterten.

Wir blickten uns kurz an – warteten einen Moment – auf was auch immer. Aber dann … überbrückte er die kurze Distanz zwischen uns doch – beugte sich runter und verschloss seine Lippen mit meinen. Ich konnte noch die Feuchtigkeit, die vom Regen stammte, spüren. Schmeckte sie. Ich schloss unweigerlich meine Arme um seinen Hals, während er seine um meine Taille schlang und mich somit näher an sich zog. Zu nah eigentlich. Aber es war mir egal. Ich wollte es – in diesem Moment wollte ich ihn. Ich wollte diesem Gefühl, diesem Verlangen, das mich seit Tagen quälte, endlich nachgeben.

Es fühlte sich aber auch so … unbeschreiblich an. Ich presste meinen Körper gegen seinen – spürte seine Haut auf meiner. Er unterbrach unseren Kuss, fing an meinen Hals mit seiner Zunge runter zu streifen ehe er wieder zu meinen Lippen fand. Mit seiner freien Hand strich er über meinen Oberkörper. Seine Küsse, Berührungen brannten richtig auf meiner Haut – auf meinen Lippen. Es machte mich so was von an. Er machte es – er stand ja auch halb nackt vor mir, musste ich leider anerkennen. Gott, ich stellte mich gerade an, als hätte ich noch nie einen männlichen Körper gesehen … aber dann auch noch diese Blicke, wenn wir uns doch noch kurz in die Augen sahen – offensichtlich suchte er nach irgendetwas in meinen. Nach einem Zweifel? Gab es im Moment nicht. Wie oft hatte ich mir das auch vorgestellt die letzten Tage? Mit 15?

Was auch immer er gesucht hatte, es brachte ihn nicht dazu aufzuhören.

Irgendwann schob er dann seinen linken Fuß zwischen meine Beine und wollte mich damit rückwärts drängen – Richtung Bett, das war mir klar. Während er mich zurück drängte, küsste er mich weiterhin. Seine Zunge umspielte meine.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, weil ich doch wusste, was er vor hatte. Und ich hatte nicht mal etwas dagegen – nicht jetzt. Dafür war es zu … verheißungsvoll. Zu vielversprechend. Zu aufregend. Zu Erotisch. Zu atemlos. Zu erregend.

Irgendwann spürte ich den Rand meines Bettes zwischen meinen Kniekehlen – die auch automatisch einknickten und mich somit aufs Bett katapultierten. Kyle lehnte sich sofort über mich – küsste mich wieder, suchte davor aber noch einmal meinen Blickkontakt. Erstickte somit meinen kompletten Wiederstand, der sich kurz zu Wort gemeldet hatte. Für einen kurzen Augenblick aufgekommen war – hoch kam.

Das derzeitige Objekt meiner Begierde ließ seine eine Hand unter mein nasses Shirt gleiten und strich sanft über meine Haut, die genau so nass war. Das was vorher noch kalt war, glühte plötzlich unter seiner Berührung. ‚Set rain on fire‘, kam mir plötzlich in den Sinn. So musste sich das anfühlen. Er hatte mittlerweile wieder angefangen, sich an meinem Hals zu vergreifen und liebkoste andauernd die gleiche Stelle, während er dann wieder neckisch zu Biss. Knutschfleck ahoi. Mir entrutschte trotzdem ein wohliger Seufzer. Wie konnte sich so etwas Verbotenes, auch so gut anfühlen?

Ich vergrub derweil meine eine Hand in seinen feuchten Haaren – zog ihn wieder zu meinem Gesicht, um seine weichen Lippen wieder auf meinen zu spüren, während ich mit meiner anderen seinen Rücken runter strich und ihn irgendwann näher an mich ran zog. Mittlerweile saß er schon fast auf mir. Seine ganzen Berührungen hinterließen eine Gänsehaut bei mir.

Was ich hier eigentlich tat, worin ich mich gerade befand, war mir komplett egal – erst als mein Shirt auf dem Boden landete und er sich einen Weg von meinen Oberkörper bis zu meiner Hose runter küsste, wurde mir überhaupt klar, was ich gerade im Begriff war zu tun – wie benebelt ich mich fühlte, wie berauscht. Und als er dann meinen Gürtel offen hatte und im Begriff war meine klebende Hose wirklich runter zu ziehen, machte es ‚Klick‘ in meinem Kopf und ich schob ihn augenblicklich von mir weg.

„Kyle hör auf, ich … mag das nicht.“, ertönte meine Stimme total kleinlaut. Mein Widerstand war mehr als schwach. Ich sah ihn an – er mich ebenfalls. Erwartungsvoll. Bittend.

Und mir fiel erst jetzt auf, wie hübsch er eigentlich war … kein Brad Pitt oder so, aber er hatte etwas. Etwas Spezielles das ihn umgab. Etwas das ich irgendwie anziehend fand. Seit neustem.

Na, wundervoll! Das machte natürlich alles leichter … wo hatte ich mich da nur wieder rein geritten? War ich nun schon so tief drinnen? Immerhin hätte ich jetzt fast ohne zu zögern mit ihm … Sex gehabt. Ich hätte es getan, ich wusste es. Ich wollte es genauso wie er – aber ich war jetzt, in diesem Moment, nicht mehr bereit dazu. Da war diese Blockade in meinem Kopf, die sich zurück meldete und alles verscheuchte.

„Du stehst so was von auf mich. Das sieht doch ein Blinder!“, erklang plötzlich seine vorwurfsvolle Stimme an meinem Ohr.

„Du weißt, das ich …?“, erwiderte ich nur geschockt. Wie …? Woher …? War das so offensichtlich!?

„Na klar! Glaub mir, ich weiß wie sich solche Jungs verhalten, die es sich einfach nicht eingestehen wollen und trotzdem ab und an davon überrumpelt werden. Ich war selbst mal so … Du solltest dich mal im Umkleideraum beobachten, wie sich dein Körper total verkrampft…. Und wie du mich eben angesehen hast. Wie du ab und an so total abwesend bist. Wie du dich … komisch verhalten hast den letzten Monat. Du bist total zahm geworden. Ich hab‘s kapiert.“

„Und deshalb …?“

„Hab ich mich freiwillig als dein Nachhilfelehrer angagieren lassen. Na ja, ursprünglich wollte ich dich natürlich nur etwas ärgern, aber dann … ist mir das aufgefallen. Und damit war mein Interesse geweckt und ich hab versucht dich ein bisschen besser kennen zu lernen …“

„Damit es …?“

„Zu dem hier kommt?“

Ich nickte. Das hatte ich eigentlich vor gehabt zu sagen. Leider kam er mir zu vor. Was zögerte ich auch so? War ja sonst auch nicht meine Art, musste ich zu meinem Leiden fest stellen.

„Ja.“, hauchte er mir zaghaft entgegen ehe er mich nochmal küsste. Ich konnte nicht glauben, dass er das wirklich geplant hatte. Trotzdem wehrte ich mich nicht gegen den Kuss. Er war schlussendlich auch derjenige, der ihn wieder löste. Ich hätte noch ewig so weiter machen können. Enttäuschung, nannte man meine Reaktion darauf wohl.

Jap, ich war schon zu weit in diesem Gefühl drinnen … den mein Herzschlag beschleunigte sich kurz wieder – schlug mir bis in meine Ohren. Die Kacke war wohl langsam echt am Dampfen … was … wies ich ihn auch nicht einfach zu Recht? Sagte, dass er das lassen sollte … war ich echt schon so schwach gegen ihn?

„Aber … du überrascht mich. Ich dachte nicht, dass du so breitwillig nach geben würdest.“

Ich konnte nicht verhindern, wie sich mein Herzschlug wieder beschleunigte und somit mehr Blut in meine Wangen pumpte als nötig – als ich gewollt hatte. Ich hasste es mit an sehen zu müssen, wie ich leicht rot wurde – wie ich glühte.

„Ich … weiß auch nicht.“, verlangte ich mir aber ab zu sagen.

Ich sah weg, da ihm meine ungesunde Farbe wohl auffallen musste. Er hatte sich mittlerweile neben mich gelegen, stützte sich aber auf einer Hand ab, während er mit der anderen unsichtbare Muster auf meinen Bauch malte – was mir jedoch nicht wirklich auffiel. Ich spürte diese Berührung gar nicht, so leicht war sie. Diese Situation … war gerade mehr als unangenehm. Wie kam man aus so etwas auch wieder raus?

ICH lag hier doch tatsächlich neben einem Typen mit dem ich beinahe geschlafen hätte. Gott, gab es etwas schlimmeres? Wohl kaum!

„Ist dir das jetzt peinlich?“, durchbrach seine fragende Stimme dann die vorherrschende Stille. Wie konnte einem so etwas auch nicht peinlich sein? So ein sentimentaler Ausbruch …

„Ja. Ich weiß einfach nicht …“

„Schon okay. Ich weiß es und du auch – wenn du ehrlich bist.“, meinte er nur und hörte mit dieser Bewegung auf – zog seine Hand wieder zurück zu sich.

Ich grummelte nur missmutig. Das passte mir gar nicht. Absolut nicht … also sein Kommentar, nicht die Berührung.

„Außerdem habe ich das Foto gesehen mit dir und diesem Typen. Echt süß. Wer war das?“, kam es dann plötzlich beschwingt von ihm. Foto? FOTO! Unweigerlich wurde ich mit diesem Bild konfrontiert – es schnellte mir sofort durch den Kopf. Ich wusste auch ganz genau, welches er meinte …

„DU HAST WAS!?“, fuhr ich sofort schockiert auf. Davon sollte eigentlich nie jemand etwas erfahren! Dieser Schnappschuss war mein kleines Geheimnis. Ein kleines Geheimnis das in der Pubertät entstanden war und von dem ich mich einfach nicht trennen konnte. Mein Problem, das sich jetzt, dank Kyle und dem was sich hier wohl gerade anbahnte, wieder zurück gemeldet hatte.

„Ja, als wir hier Oben gelernt haben und du mit Mathe beschäftigt warst.“, erklärte er sich grinsend. Ich wusste genau, was er meinte. Ich wusste damals schon, dass das keine gute Idee war … Das Foto hatte ich leider vergessen gehabt … klar, das war auch seit 3 Jahren Vergangenheit für mich. Verdrängte Vergangenheit. An so was dachte man nicht mehr – und erst recht nicht an die Beweise, die es dafür gab.

„Ah ja, als du meine Privatsphäre missachtet hast.“, murrte ich nur unzufrieden.

„Ja, kann man wohl sagen.“

Ich sah diese unheilbringende Aufnahme vor meinem geistigen Auge. Ich – total überrascht und ER als er mich küsste und dabei dieses Bild machte. ‚Als Versuch, aus Neugier‘, hatte er sich damals gerechtfertigt. Ich hätte es verbrennen sollen, nachdem er gegangen war … als … diese ganze Scheiße passierte.

„Also? Wer war das? … offensichtlich deine erste Flamme? Oder doch nicht etwa … dein Freund?“, mutmaßte der Braunhaarige vor mir so rum. Es entlockte mir nur ein schwaches Lächeln. Das ich nicht lachte! Als wäre ich jemals mit einem Typen gegangen! …

Seine Augen suchten meine – neugierig. Ich seufzte schwer.

Diese Geschichte sollte nie auch nur ansatzweise vorhanden sein, geschweige denn erwähnt werden in meiner Lebensgeschichte … sie war eigentlich gestrichen. Konnte ich sie ihm dennoch erzählen? Sollte ich das überhaupt? Die Vergangenheit sollte man ja bekanntlich ruhen lassen …

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Hoho, mein Lieblingspart ist endlich vorgekommen ;D Ähm ja ... danke für eure Kommentare - wie immer <3 Hach, das freut einen immer so *__* xD
 

& ich beantworte auch mal wieder hier^^ Irgendwie hab ich momentan voll den Stress xD
 

@Glimmerharp da hast du dein nächstes Kapi ;D Ich hoffe es gefällt dir :P Das letzte musste ja echt mal süß sein xD Gleich alle 3 aufeinmal xD Dabei fand ich das gar nicht Oo aber egal ... & danke für dein Lob, Süße ;D <3
 

@Liete tja, ich denke 'zukommen' trifft es jetzt wohl ziemlich gut, ne? xD Den Tipp hat er sich zu herzen genommen ;D & Danke danke <3 Ich hoffe das Kapitel gefällt dir genau so gut ^^
 

@fireflys solange er sich selbst glaubt, passt es ja :P Liebe = Fremdwort xD Das ist doch bei Freunden oft so der Fall - also bei mir manchmal auch xD Aber nur in seltenen Fällen^^ & vielen dank für dein süßes Lob <3
 

So~ jetzt ist es bald vorbei. Noch 3 Kapitel *___* Dann hab ichs! Und tatsächlich in 2 Wochen geschafft ... Muhaa^^ Ich bin grad mega zufrieden mit mir selbst :D
 

Öhm ja, ich verabschiede mich wieder^^

Bye bye Leutz :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Sayuri27
2011-08-24T18:27:06+00:00 24.08.2011 20:27
huii gerade noch schreibe ich
dass ich gerne eine weitere <3 situation
zwischen den beiden hätte und da ist
sie dann auch schon^^
echt total süß (und sexy^^) das kapi
ich bin schon gespannt auf die vergangenheitsgeschichte
freu mich schon auf das nächste kapi

lg Sayu27 :)
Von:  Glimmerharp
2011-08-24T12:54:37+00:00 24.08.2011 14:54
Einfach zu süüß *_*
das is echt hrrr *_*
love this kapitel^^

Von: abgemeldet
2011-08-23T15:18:03+00:00 23.08.2011 17:18
Ich kann Liete nur zustimmen!
So toll!!Die zwei sind einfach supersüß^^
Hach was soll ich da noch sagen "schwärm"
Ich liebe dieses Kappi!
*seufz*
Bin schon gespannt, wies mit den beiden weitergehen wird :)
lg fireflys
Von:  NARUT0
2011-08-23T14:56:57+00:00 23.08.2011 16:56
Ob das Kapitel mir gut gefällt?
...
OMG ICH LIEBE ES! KEINE FRAGE!
Ach er is ja so schüchtern :D~~~
-mehr nich sagen kann-


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