Die Uhr tickt
Hallöchen ihr Lieben,
hier kommt Kapitel zwei.
Viel Spaß beim Lesen...
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Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr
Römer 12,19
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Die Uhr tickt
Donnerstag, 5 September 8:00 Uhr California Bureau of Investigation (CBI); HQ; Sacramento
Schweigend, im stummen Entsetzen vereint, sah das Team auf den Bildschirm von Grace's Computer.
Ihnen wurde ein abgedunkelter Raum gezeigt.
Die Kamera schwenkte nun auf das Bett auf dem die reglose Gestalt einer jungen Frau
lag. Sie konnte sich nicht bewegen, denn ihre Hände und Beine waren gefesselt. Auf eine
schon entwürdigende Weise zwang sie die Fesselung in eine X-Position.
Die Seile waren straff gespannt und ließen keinerlei Bewegungsmöglichkeiten.
Die Kamera fuhr näher an das Gesicht mit den geschlossenen Augen. Einem Gesicht, das
allen nur zu bekannt war. Teresa Lisbon.
Patrick konnte eine leichte Blaufärbung am rechten Jochbein von Lisbon erkennen. Ihre
Haare lagen wild um ihren Kopf, ihre Lippen waren ein wenig geöffnet.
"Ist sie...", fragte Grace mit banger zittriger Stimme. Sie hatte vor Aufregung die Hände
zu Fäusten geballt.
"Nein", antwortete Patrick entschieden. Er weigerte sich, sich nur einen Gedanken in
diese Richtung zu erlauben. "Nein, sie ist nicht tot. Sehen Sie, sie atmet und sie
ist wach."
Schon im nächsten Moment wurden seine Worte bestätigt. Die Agentin öffnete übergangslos
ihre Augen.
Patrick lief ein kalter Schauder über den Rücken. Er sah die Verwirrung im Gesicht
seiner Partnerin, die dann der Erkenntnis wich, in welcher Lage sie sich befand.
Es gab keinen Ton auf der DVD, doch man sah genau, wie sie offenbar eine Frage stellte.
Die Antwort musste nicht gut ausgefallen sein, denn ein Schrecken zeichnete sich in
ihren grünen Augen ab.
Dann ging der Film in ein Standbild über. Direkt auf Lisbon’s Gesicht mit den weit
geöffneten Augen. Weiße Buchstaben glitten als Fließtext über den Bildschirm und
blieben dann stehen.
Sie haben 24 Stunden, um Agentin Teresa Lisbon lebend zu finden.
"Oh verdammt", fluchte Rigsby und ballte seine Fäuste.
"Wir müssen uns beeilen und wir müssen uns aufteilen", schlug Cho vor, denn in diesem
Moment wurde der Paketbote in Begleitung von zwei Beamten in das Büro gebracht.
Der junge Mann blickte recht ratlos von einem zum Anderen. "Was soll denn das? Ich habe
nichts gemacht. Mein Boss wird mich feuern, wenn ich meine Tour nicht rechtzeitig
beende."
Grace war aufgestanden und steckte soeben ihre Waffe, die sie aus dem Schreibtisch
genommen hatte, in das Gürtelholster. "Wir müssen zu der Wohnung vom Boss. Vielleicht
finden wir dort etwas."
"Und ich verhöre den Boten", sagte Cho. Er winkte den beiden Beamten und verließen das
Büro. Rigsby griff nach seinem Jackett. "Ich komme mit, Grace... Jane?"
Patrick starrte immer noch auf den Bildschirm. Die Fingerspitzen seiner rechten Hand
hatte er auf die glatte Oberfläche gelegt, direkt an Lisbon’s Wange. Als ob er ihr
damit über die Entfernung Trost spenden wollte.
Der Blick aus ihren grünen Augen ging ihm durch und durch und entfachte einen wahren
Sturm der Gefühle.
~Nicht Teresa, nicht auch noch du... Ich verspreche dir, ich werde dich finden. Ich
werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut.
Und wenn ich mit ihm fertig bin, dann wird er nie wieder jemand wehtun. Dieses Mal
wird er verlieren, das verspreche ich dir. Bei meinem Leben.~ Mit einem Ruck löste er
sich von den Bilder. "Ich komme, Rigsby."
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"Warum bin ich verhaftet? Ich habe doch nichts getan?", die dunklen Augen des
Paketboten huschten unruhig hin und her.
Cho nahm ihm gegenüber Platz. "Ganz ruhig. Sie sind nicht verhaftet. Wir wollen uns nur
mit Ihnen unterhalten. Wie ist Ihr Name?"
"Tim... Tim Burton."
"Also gut, Tim. Sie haben heute Morgen ein Paket in unser Büro geliefert. Es war an
Patrick Jane gerichtet."
"Ja... Ja, das stimmt. Warum fragen Sie?"
"Woher hatten Sie das Paket?", Cho sah genau, dass diese Frage den jungen Mann
unangenehm berührte.
Er begann unruhig auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. "Na ja... Also jeden Morgen
werden die Wagen von unserer Zentrale bepackt und wir bekommen dann die Routen
zugeteilt. Ich nehme mal an, dass es dabei war."
"So, Sie nehmen das also an", Cho öffnete den schmalen Aktenordner, der vor ihm auf
den Tisch lag. "Hier ist die Lieferliste, von ihrer Tour. Mit allen aufgeführten
Paketen. In diesem Moment gleichen meine Kollegen diese Liste mit den schon getätigten
und noch auszuführenden Aufträgen ab. Was werden sie wohl finden?"
"Oh, verdammt. Ich sitze wohl echt in der Scheiße. Also gut", Tim atmete tief durch.
"Sie werden dieses Paket nicht darauf finden. Das habe ich so bekommen, mit dem
Auftrag es hier abzuliefern."
"Wer hat Ihnen das Paket geben?"
"Ich weiß es doch nicht. Er hat mir einen 50’iger gegeben, wenn ich es tue. Ich weiß,
dass so etwas eigentlich nicht erlaubt ist. Müssen Sie denn unbedingt meinen Chef
davon etwas sagen? Der feuert mich doch glatt und ich brauche den Job. Bitte..."
"Mir ist so ziemlich egal, was Ihr Chef dazu sagt. Das ist Ihr Problem. Doch in einem
muss ich Ihnen zustimmen, Tim…
Sie stecken echt in Schwierigkeiten. Ich will wissen, wie der Mann ausgesehen hat, der
Ihnen dieses Paket gab.
Wo diese Übergabe stattgefunden hat und ich will den genauen Wortlaut wissen, als er
Ihnen diesen Auftrag erteilt hat.
Und wenn Sie das alles zu meiner Zufriedenheit beantworten, dann, aber nur dann, wird
Ihr Chef von uns nichts erfahren."
Ein erleichtertes Lächeln glitt über Tim’s Gesicht. "Das fände ich echt toll von
Ihnen. Ich werde Ihnen helfen so gut wie ich kann."
Cho stand auf und öffnete die Tür. Er winkte dem Mitarbeiter von der Fahndung rein,
der mit einem Laptop bewaffnet sich an den Tisch setzte und Tim begann über den Mann
auszufragen. Er würde online ein Phantombild anfertigen.
Cho schloss die Tür hinter sich und lehnte sich an den Rahmen. Für einen Moment
schloss er die Augen und betete, dass dies vielleicht eine Spur sein könnte, die zu
Red John und damit zu Lisbon führte.
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Sie nahmen den Fahrstuhl zu dritten Etage. Patrick stand an der Rückwand der Kabine
gelehnt und versuchte seine Gedanken zu sammeln und auf die einzige Aufgabe zu
fokussieren, die nun vor ihm lag. Es ging hier um das Leben seines Boßes’s.
Nein, nicht nur, musste er vor sich selbst zugeben.
Lisbon war mehr, als nur sein Boss. Sie war seine Partnerin, diejenige, die mehr von
ihm wusste, als das gesamte restliche Team. Die trotz aller seiner Eskapaden
rückhaltlos zu ihm stand.
Wie oft hatte sie ihn gegen Minelli verteidigt und später gegen Madeleine Hightower,
oder ihm sogar das Leben gerettet, wenn einer seiner Pläne sich doch anders und
gefährlicher entwickelt hatte, als er es im ersten Moment vermutet hatte.
Er durfte Red John nicht gewinnen lassen. Aber das würde nicht einfach werden. Mit
leichter Übelkeit rief Patrick sich in das Bewusstsein, das jeder Plan, oder Vorhaben
in diese Richtung vom Scheitern geprägt gewesen war.
Als sich die Türen öffneten, gingen van Pelt und Rigsby vor. Er folgte ihnen. Die
wenigen Schritte zu dem Apartment von Lisbon waren schnell überwunden.
Rigsby holte einen Satz Dietriche aus seiner Hosentasche. Er zögerte für einen Moment.
"Sie wird uns umbringen, wenn sie davon erfährt."
"Es wird ihr egal sein, wenn wir ihr dadurch das Leben retten", entgegnete Patrick
pragmatisch. "Machen Sie es, oder soll ich?"
"Nein, schon gut. Ich mache es schon."
Es dauerte nur Sekunden und mit einem leichten Quietschen öffnete sich die Wohnungstür.
Rigsby, sowie van Pelt zogen ihre Waffen.
"Bleiben Sie im Hintergrund, Jane", warnte van Pelt und die beiden Agenten betraten
nacheinander die Wohnung.
Patrick wartete, doch jede verstreichende Sekunde fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Endlich lugte Rigsby’s Kopf um die Ecke. "Alles gesichert. Die Wohnung ist leer.
Kommen Sie."
Patrick nickte kurz und trat dann ein. Sie befanden sich sofort in dem kleinen
Wohnzimmer. Van Pelt stand am Fenster und drehte sich in diesem Moment zu ihnen um.
Patrick trat einige Schritte in den Raum und blieb dann stehen.
Ruhig sah er sich um und nahm jede Schattierung der Möbel und der herumliegenden
Gegenstände auf.
Einige Zeitschriften lagen auf einem niedrigen Couchtisch auf dem noch die Verpackung
eines Chinesischen Imbiss lag. Er nahm sie hoch öffnet sie und roch kurz daran.
"Lisbon hat sich gestern vom Chinesen etwas bestellt. Doch konnte sie es nicht mehr
fertig essen. Unmittelbar danach wurde sie entführt."
"Woher wollen Sie das wissen?", fragte Rigsby sicherte seine Waffe und steckte sie in
das Holster zurück.
"Lisbon trug auf dem Video noch dieselbe Kleidung wie gestern im Büro. Sie hatte also
keine Zeit mehr sich umzuziehen. Und das Essen hier steht seid gestern hier. Da liegt
noch die Rechnung und sie trägt das gestrige Datum, sowie die Uhrzeit. 21:30.
Gegen 20:45 verließ Lisbon das Büro", antwortete Patrick mit ruhiger Stimme, die
nichts von seinen Gefühlen verriet.
Grace musste nicht nachfragen, woher er wusste, das Lisbon erst so spät das Büro
verlassen hatte. Sie wusste, dass er manchmal sogar im Büro übernachtete.
Jane tat immer so taff und immer lag ein Lächeln auf seinem Gesicht. Doch hinter
dieser fröhlichen Fassade lag eine zutiefst verletzte Seele.
Patrick sah sich weiter um. Die gesamte Wohnung war typisch für Lisbon. Zweckmäßig,
ohne großartige Verzierungen oder den typischen Nippeskram, für den Frauen sonst so
empfänglich waren.
Auf einer Anrichte standen ein paar Photos, die Lisbon zusammen mit drei jüngeren
Männern zeigten. Die offensichtliche Ähnlichkeit legte nahe, dass es sich dabei um
ihre Brüder handelte.
Langsam durchquerte Patrick den Raum. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein,... hier ist
nichts Außergewöhnliches. Wo ist das Schlafzimmer?"
"Die Treppe hoch; die zweite Tür", antwortete Grace und folgte ihm, als Patrick
schnurstracks dorthin ging.
Vor der verschlossenen Tür zögerte Patrick unmerklich. Vor seinem inneren Auge sah er
einen Zettel hängen, der einst an seiner eigenen Schlafzimmertür gehangen hatte. Und
nachdem er sie geöffnet hatte, war damals seine gesamte Welt in einen tiefen Abgrund
gestürzt.
Er gab sich einen Ruck, drückte die Klinke nieder und öffnete die Tür mit einem
leichten Stoss.
Kein rotes Smiley an der gegenüberliegenden Wand. Erleichtert stieß Patrick die Luft
aus. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sie angehalten hatte. Er öffnete die Tür
endgültig und betrat vor Rigsby und van Pelt das Zimmer.
Das Bett war gemacht. Deutlicher konnte man es nicht erkennen, das Lisbon nicht die
Nacht hier verbracht hatte. Das alles bestätigte nur, dass sie tatsächlich gestern
entführt worden war.
Sein Blick glitt über den kleinen Nachtisch und blieb auf dem roten Einband eines
Buches hängen. Patrick’s Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als er den
Titel las : Gedankenmanipulation
Er griff zu und blätterte es von hinten an durch. Am Anfang angekommen, stutzte er. Er
konnte eine handgeschriebene Widmung lesen. : Für Lana Turner, meine Inspiration,
Sacramento den 5 September 1928
"Das ist es", sagte er schließlich und tippte auf die Zeilen.
"Was soll das sein?", fragte Rigsby verwirrt nach. "Das ist doch nur ein Buch, was
Lisbon wohl gelesen hat. Scheinbar wollte sie endlich hinter Ihre Tricks kommen."
Jane schüttelte den Kopf. "Nein. Dieses Buch ist die nächste Brotkrume, die Red John
für uns gelegt hat. Es ist kein Zufall, dass die Widmung auf den 5. September lautet.
Heute ist der 5 September.
Wir müssen schnellstens diese Lana Turner ausfindig machen. Sie wird uns den nächsten
Hinweis liefern.
Denn das ist genau das, was Red John mit uns macht. Er spielt eine abartige
Schnitzeljagd. Es kommt darauf an, alle Hinweis in der angegeben Zeit zu finden. Nur
dann haben wir eine kleine Chance Lisbon zu finden."
"Zeigen Sie mal her", Grace griff nach dem Buch und nahm es Patrick aus den Fingern.
"Ich kümmere mich schon darum. Wir verschwenden nur Zeit, wenn wir in das Büro fahren.
Das geht auch per Telefon."
Intensiv tippte Grace auf den Tasten ihres Handys herum.
Patrick wurde ganz kribblig, je länger es dauerte. Schließlich konnte er es nicht mehr
aushalten."Was haben Sie gefunden?"
Grace unterbrach ihr Tun und sah ihn an. Er wusste es schon, bevor sie es aussprach.
"Nichts. Ich finde nichts unter dem Namen Lana Turner."
"Also doch nur ein Buch?", fragte Rigsby.
"Nein", beharrte Patrick. "Es hat etwas zu bedeuten. Es ist eine Spur. Wir müssen
nur den Anfang finden."
"Fahren wir ins Büro. Dort habe ich mehr Möglichkeiten", schlug Grace vor. Sie fühlte
sich fürchterlich, doch das war die einzige Möglichkeit, selbst, wenn sie dadurch
Zeit verloren.
Ohne ein Wort zu sagen, drehte sich Patrick um und verließ die Wohnung. Die beiden
Agenten folgten ihm.
Während sie schweigend auf den Aufzug warteten, beobachtete Grace heimlich den Berater des
CBI. Es war da etwas in seinen Augen, was ihr Angst machte.
Eine stumme Verzweiflung. Doch er sagte kein Wort, und das während der ganzen Zeit
nicht, bis sie wieder im HQ waren.
Sofort setzte sich Grace an ihren Computer und versuchte etwas herauszufinden. Cho
gesellte sich bald zu ihnen und wurde von Rigsby auf den neuesten Stand gebracht.
Der Asiate nickte nur und zeigte dann den DIN A4 Zettel, den er in der Hand hielt.
Es war das Phantombild, das mit Hilfe des Paket-Boten entstanden war. Darauf war
ein Bild einer Person zu erkennen.
Mehr konnte man auch nicht dazu sagen, denn der Kopf war vollständig von einer Kapuze
verdeckt, das man keinerlei Gesichtszüge erkennen konnte. Außer die schwachen
Konturen des Kinns.
"Unser verhinderter Paketbote hat auch nicht sehr viel gebracht. Mit dieser Zeichnung
kann man nichts anfangen. Sie kann so ziemlich jeden zeigen", meinte Cho. "Ich werde
sie zwar in die Fahndung geben. Aber viel Hoffnung mache ich mir da nicht."
Patrick warf nur einen kurzen Blick darauf. Cho hatte Recht. Das hier brachte gar
nichts. Blieb als nur noch der Hinweis aus dem Buch.
Patrick wandte seine Aufmerksamkeit wieder der jungen, rothaarigen Agentin zu, die
mit konzentriertem Gesichtsausdruck am Rechner arbeitete.
"Das gibt es doch nicht", murmelte Grace und schlug frustriert die Hände auf die
Tischplatte
"Hast du was gefunden?", fragte Rigsby.
"Ich habe Lana Turner gefunden", sie hob den Kopf und sah Patrick an. "Sie ist tot.
Gestorben vor drei Monaten."
Patrick erstarrte. Das konnte nicht sein. Er hatte sich bestimmt nicht getäuscht.
Dieses Buch und die Widmung waren von Red John. Er wusste es einfach. Es musste etwas
bedeuten.
Er beugte sich über Grace. "Suchen Sie noch mal. Wir dürfen nicht aufgeben", flüsterte
er scharf.
Rigsby legte Patrick die Hand auf die Schulter und zog ihn leicht vom Schreibtisch weg.
"Sie gibt schon nicht auf. Und sie wird etwas finden. Lassen Sie ihr ein wenig Zeit."
"Aber wir haben keine Zeit mehr. Jede Minute, die wir hier vergeuden, bringt Lisbon
dem Tod näher", schrie Patrick auf.
Stumm sahen ihn die Anderen an. Betroffenes Schweigen bereitete sich aus. Noch nie
hatte der Berater so die Fassung verloren.
Diese Spur war ein Fehlschlag. Patrick spürte, wie es ihm den Magen umdrehte.
Die Zeit lief unbarmherzig ab. Jede Sekunde, jede Minute die sie versagten, brachte
Lisbon dem Tod näher und wieder einmal musste er zuschauen, ohne eingreifen zu können.
Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem gesamten Körper aus.
"Endschuldigen Sie mich für einen Moment", murmelte er und wandte sich schnell ab.
Erstaunte Blicke des Team’s folgten ihm.
So rasch wie es ging, steuerte Patrick die Toilette an. Er riss die Tür auf und stürmte
in den Raum. Gott sei Dank verspürte zu diesem Moment niemand ein dringendes Bedürfnis
und er war allein in dem Raum.
Schwer atmend stützte Patrick sich mit beiden Händen am Spülbecken ab. Tief senkte er
den Kopf zwischen den Schultern und bemühte sich seine Emotionen wieder unter
Kontrolle zu bekommen.
Doch je mehr er es versuchte, desto mehr entglitten sie ihm.
Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, einat...
"VERDAMMT!" schrie Patrick auf, wirbelte herum und schmetterte seine Faust an die
nächst gelegene Wand. Er spürte den Schmerz kaum, der durch seine Hand und seinen Arm
schoss, als er die harte, geflieste Oberfläche traf.
Im Gegenteil. Erneut schlug er zu. Wieder und wieder, bis er erschöpft mit geschlossenen
Augen an der Wand lehnte und nicht mehr konnte.
"Geht es Ihnen nun besser?", fragte eine trockene Stimme hinter ihm.
"Cho...", murmelte Patrick leise.
Der Asiate hatte unbemerkt von ihm den Raum betreten und hatte offenbar den
dramatischen Teil seines Ausbruchs mitbekommen.
Peinlich berührt öffnete Patrick die Augen und wandte sich dem Waschbecken zu. Ein
Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass er genauso schlecht aussah, wie er sich
fühlte.
Als er die Hände wusch, zuckte er zusammen. Blut, vermischt mit Wasser rann an den
schneeweißen Beckenwänden hinab in den Abfluss.
Fast verwundert betrachtete Patrick seine Handknöchel. Auf den Erhebungen war die Haut
abgeschürft und blutende Wunden starrten ihn rot verschmiert entgegen. Er hatte es gar
nicht bemerkt, dass er sich verletzt hatte.
"Ich glaube, Sie haben nachhaltig bewiesen, dass die Wände hier etwas aushalten", meinte
Cho und trat näher heran. Er sah das Blut und ein leichtes Runzeln glitt über seine
Stirn. "Soll ich Verbandszeug holen?"
"Nein, geht schon wieder", antwortete Patrick und atmete tief ein.
Es waren in der Tat nur oberflächliche Abschürfungen, die langsam aufhörten zu bluten.
Er drehte den Wasserhahn zu und trocknete seine Hände ab.
Dann wandte er sich um und stellte sich der beschämenden Situation.
Cho hatte ihn nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. "Reißen Sie sich zusammen", sagte er,
noch bevor Jane irgendeinen Ton herausbringen konnte. "Wenn jemand den Boss finden
kann, dann sind Sie es. Lisbon verlässt sich auf uns. Und ich habe keinen Zweifel,
dass Sie es schaffen werden."
Patrick grinste leicht, doch fiel es etwas schief und unsicher aus. "Natürlich werde
ich das. Ich bin der Beste. Oder sind Sie da anderer Meinung?"
Cho schüttelte den Kopf. "Auch wenn Ihnen das vielleicht zu Kopf steigt: Nein.
Sollten Sie allerdings noch mal das Gefühl haben die Haltbarkeit des CBI Hauptquartiers
zu prüfen, dann heben Sie sich das für Red John auf.
So vergeuden Sie nur Ihre Energie, die Sie anderweitig besser einsetzen könnten.
Außerdem wird Ihnen Hightower jedes Loch oder jeden Riss in einer Fliese vom Gehalt
abziehen.
Los, kommen Sie schon. Van Pelt hat etwas gefunden." Der Agent drehte sich um und ging
zum Ausgang.
"Cho...!"
Kimball blieb stehen und drehte den Kopf leicht über die Schulter. "Was?"
Das Lächeln war aus Patrick’s Gesicht verschwunden und seine blauen Augen sahen seinen
Kollegen in ungewohnten Ernst an. "Danke."
Cho zuckte nur gleichmütig mit den Schultern. "Freuen Sie sich nicht zu früh. Sollten
Sie versagen, dann unterhalten wir uns mal ganz privat."
Ein breites Lächeln glitt über Patrick’s Gesicht. "Schade. Dazu wird es nie kommen,
dabei könnte ich mir vorstellen, dass ein privates Gespräch mit Ihnen sicherlich eine
wahre Offenbarung sein würde."
"Los, machen Sie schon", knurrte Cho und hielt dem Berater die Tür auf.
Nur wenig später betraten sie gemeinsam das Büro, wo die Anderen schon warteten. Grace
saß mit angespanntem Gesicht an ihrem Computer und Rigsby lehnte an der
Schreibtischkante.
"Warum hat das so lange gedauert?", fragte er leicht genervt. Man sah ihm das
Jagdfieber, was ihn erneut gepackt hatte an.
"Hab ihn nicht gleich gefunden", meinte Cho einsilbig.
Patrick warf ihm einen schnellen Blick zu. Offenbar wollte Cho kein Wort über den
Zwischenfall verlieren.
Wayne runzelte verwundert die Stirn, dann fiel sein Blick auf Patricks Hände.
Überrascht zog er die Luft ein, als er die aufgeschürften Knöchel sah.
Es nützte auch nichts, das der blondhaarige Mann versuchte seine Hände rasch hinter
seinen Rücken zu verbergen.
Rigsby sah zu Patrick’s Gesicht hoch. Doch nur das übliche breite Grinsen zeigte sich
dort. "Wie nett von Ihnen, Rigsby, dass ich Ihnen nach so kurzer Zeit schon fehle.
Also, was haben Sie diesem Zauberkasten entlocken können, Grace?", fragte Patrick und
lenkte damit die Aufmerksamkeit Rigsby’s von sich ab.
"Es war kein Wunder, dass wir von Lana Turner nichts gefunden haben, denn sie ist tot.
Das wussten wir ja schon vorhin. Allerdings hatte ich bei weiteren Nachforschungen
mehr Glück. Sie hat eine Ur-Enkelin. Diese wohnt hier in Sacramento. Sie heißt Lana
Hamilton." Grace schrieb etwas auf einen kleinen Zettel und hielt ihn hoch. "Hier
ist die Adresse."
Patrick griff blitzschnell zu. "Fahren wir hin!"
"Ich bleibe diesmal hier und sehe mal, ob ich irgendwie den Kollegen von der Fahndung
noch etwas Feuer machen kann", sagte Rigsby und allein die Tatasche, das er
freiwillig im Büro blieb zeigte, wie sehr er sich Sorgen um ihren Boss machte.
Die zwei Männer und Grace machten sich auf den Weg. Während Cho den schwarzen Suburban
durch die Straßen zu ihrem Ziel steuerte, saß Patrick still auf dem Rücksitz.
Krampfhaft vermied er es auf die Uhr zu sehen.
Er wollte nicht mit ansehen, wie jede Sekunde verstrich und das Ende von Lisbon
näher und näher brachte. Das immerwährende Gefühl der Rache an Red John war für
diese Minuten der tiefen Sorge um Teresa gewichen.
Teresa. Nicht Lisbon oder Boss.
Mit leichtem Befremden dachte Patrick daran, das, seid er dieses Video gesehen hatte,
sein Denken über Lisbon sich geändert hatte.
Red John durfte sie nicht töten.
Mit Schaudern erkannte Patrick wie wichtig Teresa für ihn geworden war. Sie war der
Boss dieses Team. Ohne sie würde es sein, als ob er erneut einen Teil seiner Familie
verloren hätte.
Es gab in diesem Fall existierte kein falls oder ob, sie mussten einfach erfolgreich
sein. Sie mussten Teresa finden.
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Ende Kapitel 2
Die ersten Hinweise sind gefunden, doch so einfach macht es ihnen Red John nicht.
Beim nächsten Mal werden „heiße Spuren“ verfolgt, doch ob sie auch zum Ziel führen
werden?
Liebe Grüße
chaska