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Shi Ans

von

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Toujours Vivant

Es war ein warmer Herbstvormittag in Los Angeles, als der Leader von X JAPAN in seinem silbernen Maserati in Richtung Studio fuhr. Eigentlich hatte er sich gegen neun Uhr angekündigt, doch die warme Brise, die durch die geöffneten Fenster hereinkam, lud regelrecht zu einer kleinen Spritztour am Pacific Coast Highway ein. Es hatte schon seine Vorteile, wenn man sein eigener Chef war und es war schließlich nicht so, dass sich die Arbeit im Studio aus dem Staub machte. Außerdem lief zurzeit sowieso alles am Schnürchen – die Arbeiten am Album waren abgeschlossen und nachdem er einen solch guten Fluss gehabt hatte, gab es genügend neue Songs für ein zweites, der Bekanntheitsgrad der Band im Ausland wuchs stetig, kurzum, alles funktionierte zu seiner vollen Zufriedenheit.
 

Mit dem Blick auf der Fahrbahn, rückte er die bernsteinfarbene Ray Ban Sonnenbrille auf seinem Nasenrücken zurecht, legte den linken Ellenbogen auf dem geöffneten Fenster ab und trat das Gaspedal durch, dass der Motor nur so aufheulte. Er war noch nie ein großer Freund von Geschwindigkeitsbegrenzungen gewesen und es war sowieso kaum was los. Weshalb sollte er also mit 55mph durch die Gegend krebsen? Die kalifornische Küste zog an ihm vorbei, als im Radio der Nachrichtensprecher endlich endete und wieder Musik gespielt wurde – genauer gesagt „Hot Blooded“ von Foreigner. Es war jetzt nicht unbedingt seine absolute Lieblingsband wie KISS, aber es war ein eingängiger Song, der gute Laune verbreitete, sodass seine rechte Hand den Lautstärkeschalter am Lenkrad betätigte und der Refrain in voller Lautstärke aus den Boxen schallte.
 

„I'm hot blooded, check it and see, I got a fever of a hundred and three. Come on baby, do you do more than dance? I'm hot blooded, hot blooded”, sang er lauthals, wenn auch recht schief, mit, während er mit den Fingern im Takt auf dem Lenkrad trommelte und den Kopf im Rhythmus mit bewegte.
 

Ja, heute war eindeutig ein guter Tag und nichts in der Welt würde ihm seine gute Laune verderben können – nicht einmal sein Handy, das sich gerade vibrierend in seiner Hosentasche Aufmerksamkeit verschaffte. Er regelte die Lautstärke nach unten, ging ein wenig vom Gaspedal und fischte es hervor, ehe er auf „Anruf annehmen“ und gleich darauf auf „Lautsprecher“ drückte. Anschließend legte er es in seinen Schoß und konzentrierte sich wieder auf die Straße.

„Yoshiki speaking“, meldete er sich und wartete darauf, dass sich der Anrufer vorstellte, da er nicht wirklich aufgepasst hatte, wer was von ihm wollte.

„Sugizo hier.“

„Sugizo!“ Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge – der alte Freund und nun auch Gitarrist und Violinist von X JAPAN war stets ein willkommener Anrufer. „Wie geht es dir?“

„Gut… gut…“ Irgendwie klang es, als wäre er mit seinen Gedanken woanders, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass der Fahrtwind so viele Nebengeräusche erzeugte. „Hör mal, Yoshiki… ich… ich muss mit dir sprechen.“

„Was ist? Hat es was mit den Noten zu tun, die ich dir gestern geschickt habe? Sind sie unspielbar?“ Nun, da er neben dem Flügel auch noch eine Violine als klassisches Instrument zur Verfügung hatte, hatte er unzählige Ideen, um sie zum Einsatz zu bringen, doch manchmal fürchtete er, dass die Melodien in seinem Kopf viel zu kompliziert und extravagant waren, als dass sie für Sugizo noch spielbar wären. Zu seinem Glück hatte sich das bis dato noch nicht bewahrheitet!

„Nein… nein… fährst du?“

„Ja, bin grad ein wenig auf dem Pacific Ocean Highway unterwegs – ist so ein schöner Tag, das lädt regelrecht zu einer Spritztour ein. Ich weiß, ich weiß, ist absolut nicht umweltfreundlich, aber es macht nun einmal Spaß!“ Nach all den Jahren kannte er die Meinung des engagierten Umweltaktivisten nur zu gut.

„… Kannst du bitte rechts ran fahren, Yoshiki?“

„Warum?“

„Tu es bitte einfach.“
 

Ein wenig irritiert kam der Drummer der Bitte nach und fuhr in die nächste Parkbucht, wo er den Motor abstellte.

„Okay, ich stehe. Verrätst du mir jetzt mal, was das soll?“

„Du solltest so schnell wie möglich nach Japan kommen…“

„Wieso? Ist irgendetwas mit der Band?“ Yoshiki spielte mit einer gebleichten Haarsträhne herum, während er den Autos hinterher blickte, die an ihm vorbeifuhren. Im Radio kam der nächste Song – „Girls just wanna have fun“. Die DJs mussten heute wohl ihre alten Platten aus den 70ern und den 80ern heraus gekramt haben. Leise pfiff er die ersten Takte mit, während er auf Sugizos Antwort wartete.
 

„… Toshi ist im Krankenhaus und es steht nicht sonderlich gut um ihn…“, erklärte der Gitarrist mit sachlicher Stimme und man konnte hören, wie er sich schwer seufzend durch die Haare fuhr.

„… …“ Geschockt hatte der Drummer von seinen Haaren abgelassen und starrte ungläubig auf sein iPhone. Das alles erinnerte ihn viel zu sehr an jenen 1. Mai 1998, als er ebenfalls im Auto unterwegs gewesen war und die Nachricht erhalten hatte, dass hide verstorben war.

„Yoshiki? Bist du noch da?“

„… Du verarscht mich!“, brach es aus ihm heraus und er nahm das Mobiltelefon in die Hand.

„Ich wünschte, ich täte es“, entgegnete der Jüngere ruhig. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach sein würde, ihrem Leader diese Neuigkeit beizubringen.

„Das… das… das kann nicht sein! Ich hab doch gestern noch mit ihm gesprochen!!“

„Er hatte einen schweren Autounfall.“

„Autounfall?!“ Toshi war doch ein solch besonnener Fahrer, wie konnte er da einen Unfall haben?

„Er war auf der Autobahn unterwegs, als er wohl einen LKW überholen wollte. Der Fahrer ist scheinbar vom Sekundenschlaf übermannt worden, hat das Steuer verrissen und Toshi hatte keine Ausweichmöglichkeit mehr. Er ist in die Leitplanke gedrängt worden, hat diese dann durchbrochen und ist auf der Gegenfahrbahn zum Stehen gekommen.“

Yoshikis Hände fingen immer mehr zu zittern an, als er den Ausführungen des Violinisten lauschte.

„Augenblicklich wird er operiert, aber er ist in keinem guten Zustand. Die Ärzte halten es für fragwürdig, ob er die Nacht überhaupt überlebt…“ Zum Ende hin war Sugizos Stimme immer leiser geworden.

„Nein, dass… dass…“ Damit legte er einfach auf, realisierte gar nicht wirklich, wie das Handy aus seiner Hand rutschte und in den Fußraum fiel.
 

Toshi kämpfte mit dem Tod?

Sein Toshi?

Sein bester Freund Toshi?

Sein Kindergartenfreund Toshi?
 

Unterdessen vibrierte das Smartphone im Fußraum munter vor sich hin, doch dies registrierte er gar nicht. Seine Gedanken kreisten nur um den Sänger und um das, was Sugizo ihm mitgeteilt hatte.
 

Das konnte nicht wahr sein…! Das durfte einfach nicht wahr sein…! Jeder, nur nicht Toshi! Alle ursprünglichen Pläne vergessend, startete er den Wagen wieder und eilte, ohne auch nur irgendeine Geschwindigkeitsbegrenzung zu beachten, zurück zu seiner Villa. Hatte er zuvor noch ein Auge für die raue Schönheit der Natur gehabt, so zog diese nun unbeachtet an ihm vorbei. Er war schon wieder in LA, als er das Vibrieren des iPhones endlich wahrnahm. Während der Fahrt beugte er sich rasch nach unten und schnappte es sich. Zum Glück ging es nur geradeaus, sodass er seine Aufmerksamkeit für einen Moment von der Straße nehmen konnte. Ein kurzer Blick auf das Display zeigte ihm an, dass Sugizo noch mehrmals versucht hatte, ihn anzurufen und ihm schlussendlich eine Nachricht geschickt hatte. Er tippte auf „Öffnen“, doch sie enthielt nur die Adresse des Krankenhauses, in dem Toshi zurzeit operiert wurde. Nachdem er die Mitteilung geschlossen hatte, suchte er aus dem Telefonbuch die Nummer des Unternehmens, das sich um seinen Privatjet kümmert, und rief dort an, um zu veranlassen, dass eben jener so schnell wie möglich startklar gemacht wurde.
 

Zuhause angekommen, eilte er in die obere Etage, holte aus seinem Arbeitszimmer nur seinen Reisepass und aus seinem Schlafzimmer seine Medikamente, ehe er wieder zu seinem Auto eilte und erneut viel zu schnell zum Flughafen fuhr, wo sein Flugzeug stand. Er konnte nur hoffen, dass sie Rückenwind hatten, damit der über 20-stündige Flug irgendwie kürzer wurde, da er so schnell wie nur irgend möglich an die Seite seines besten Freundes wollte. Die Ärzte gaben ihm vielleicht keine große Überlebenschance, aber wenn sie sich zumindest schon einmal die Mühe machten, ihn zu operieren, musste das doch bedeuten, dass noch nicht alles verloren war. Oder? Schließlich schnitt man ja nicht mehr an Menschen herum, die sowieso schon dem Tod geweiht waren. Oder? Er wollte einfach nur so schnell wie möglich bei Toshi sein, damit dieser wusste, dass er bei ihm war, dass er auf ihn aufpasste und ihn beschützte, so wie er es schon seit 40 Jahren tat. Und dann würde er sich natürlich noch den LKW-Fahrer vornehmen…!
 

Erschöpft schloss er die Augen, als der Privatjet abhob und seine lange Reise in Richtung Japan antrat. Hatte ihn Sugizos Anruf einfach nur geschockt und gelähmt, weil ihn zu viel an hide erinnert hatte, so war er nun schlichtweg erledigt und hatte das Gefühl, als wäre er nur noch eine Puppe, deren Körper mit tonnenschwerem Sand ausgefüllt war. Eine nicht ganz unbekannte Empfindung für ihn, hatte er sie doch das erste Mal vor über 30 Jahren wahrgenommen, als er seinen Vater hatte begraben müssen.
 

„Aber Toshi wird nicht sterben! Er hat noch immer eine Chance! Er wird leben! Er wird mich nicht alleine lassen! Toshi ist nicht Papa und auch nicht hide! Er wird durchkommen! Alles wird gut werden!“
 

••••••••••••••••••••
 

Nun, da das Monster Rainy Days abgeschlossen ist, könnt ihr euch auf neues Lesefutter freuen. Ich hoffe, 23 Kapitel auf 132 Seiten stillen euren Hunger und ich kann euch auf eine wilde Achterbahn der Gefühle mitnehmen. Ob Toshi überlebt oder aber ob ich bereits zu Beginn eine meiner Hauptfiguren töte, verrate ich euch natürlich noch nicht. Dafür müsst ihr brav weiterlesen ;P
 

In diesem Sinne hoffe ich, dass euch das erste Kapitel neugierig auf mehr gemacht hat und über eure Meinungen, Gedanken, Kommentare etc. würde ich mich natürlich freuen :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Astrido
2012-02-24T19:13:21+00:00 24.02.2012 20:13
wah. vollkommen nicht mitgekriegt, dass es schon was neues gibt >__< sonst wäre ich schon eher dabei.
ein paar kleine sachen zum kapitel.. ich weiß, ich bin kleinlich, aber... wenn es von deutschland nach japan nur 12h dauert, wird es von LA, also westküste nach japan nur 8-9h dauern und keine 20.... das wäre, wenn man von dtland nach australien oder brasilien will..
und im 2. kapitel... eine männliche krankenschwester heißt doch krankenpfleger, oder nicht? obwohl es so sehr lustig klingt.

ein spannender anfang auf jeden fall. bin sehr gespannt, wie das weiter geht. die lieder die yoshiki im radio gehört hat, kenn ich sogar^^ auch wenn sie auch nicht meine lieblinge sind.
das mit dem rechts ranfahren, da kriegt man meist schon davon einen schock weil man weiß, gleich kommt nichts gutes^^ aber ich finds umsichtig, dass suzigo erst gefragt hat^^

lg
Mayuura

ps. geht das von der lautstärke im auto eig, dass man das handy mit lautsprecher auf den schoß legt? ich denke, das was man sagt, is sehr schwer zu verstehen.

ah, ich mecker schon wieder viel zu viel... *sorry* >__<

Von: abgemeldet
2012-01-25T15:27:47+00:00 25.01.2012 16:27
@Terra-gamy Das frage ich mich auch immer!!! ^.~
Von:  Terra-gamy
2012-01-25T14:32:04+00:00 25.01.2012 15:32
Wie kannst du Yoshiki nur so leiden lassen? ;D
Amer Toshi, aber ich bin sicher er wird das überstehen
Von:  -Shin-
2012-01-22T00:16:20+00:00 22.01.2012 01:16
Ich geh eigentlich nicht davon aus aber.. Gott, hoffentlich stirbt Toshi nicht. T_T; Ich kann keine FFs lesen wenn jemand stirbt aber die FF nicht zu lesen wäre eine Schande. QoQ

Du musst schnell weiter posten bitte. >.<

Und ich liebe die kleinen oder auch großen Details in deinen FFs die alles viel näher an eine Darstellung der Wirklichkeit bringen. Q_Q Und das klang jetzt ganz komisch, weil ich nicht weiß wie ich das beschreiben soll. DX

Von:  Jaeba
2012-01-21T22:42:09+00:00 21.01.2012 23:42
Du lädst sie hoch *_____*
Find ich gut, denn ich glaube, auf der Platte habe ich dass, was ich davon bisher zu sehen bekommen habe nicht mehr xD
Weiß zwar gerade nicht mehr, bis wo, aber es war einiges ^^"
Anyway - freu mich, dass ich sie hier nun verfolgen kann und warte gespannt auf das nächste Kapitel (auch, wenn ich schon weiß, was kommen wird ^.~)

Hab dich lieb <3
Jae
Von:  Gedankenchaotin
2012-01-21T21:48:37+00:00 21.01.2012 22:48
Ein wirklich gelungener Einstieg muss ich sagen.
Yoshiki tut mir wirklich leid, aber auch Sugizo.. immerhin muss er Yoshiki die Nachricht überbringen..~
Ich bin gespannt, was ihn in Japan erwartet.. oder auch nicht. oô

LG Gedankenchaotin
Von:  Asmodina
2012-01-21T21:46:22+00:00 21.01.2012 22:46
Oh mann..neue Story und dann gleich ins Schwarze..lass uns bloß nicht zu lange auf dem Trockenen^^
Von:  Blaire
2012-01-21T18:36:05+00:00 21.01.2012 19:36
Hallo. Verfolge deine Storys schon lange und habe Rainy "vergöttert" bin froh, dass du was neues schreibst bin schon süchtig. Gott, aber musst du mir so nen Herinfakt bescheren. Ich dachte echt an damals, so wie ein Hide Flash Back. Ich freu mich schon aufs 2 Kapitel und hoffe es kommt bald.
Von: abgemeldet
2012-01-21T16:39:07+00:00 21.01.2012 17:39
*blinzel* .....oh, ich wurde bei den Danksagungen erwähnt! *rot werd* Hat das was damit zu tun, dass ich immer für sämtliche ....ähm....nennen wir es mal "fantasievolle Spinnereien" zu haben bin und auch die meinen gerne teile....? ;P Also dankeschön auf jeden Fall, ich fühle mich wirklich sehr geehrt! ^___^

Also ich finde den Einstieg wirklich sehr gelungen und spannend, da bekommt man wirklich gleich Gänsehaut, als Sugizo Yoshiki bittet rechts ran zu fahren...........eben weil es einem so bekannt vorkommt und man sich gleich fragt "Oh nein...was ist jetzt wieder passiert?!" Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die weiteren Kapitel!!!!!! ^.~
Von:  Kaoru
2012-01-21T15:57:26+00:00 21.01.2012 16:57
Juppiduuuuh, ERSTE!!!!

Öhm, genauer? Ein spannender Einstieg in eine hoffentlich gelungene FF (bis Kap 4 kann ich mitreden-> sie IST gelungen!).
Als Sugizo bei Yosh anruft und ihn bittet ranzufahren, hat ich schon ne Gänsehaut. Das ist aber auch gemein von dir, dass du es genauso aufziehst, wie es damals bei hide war... Boah, FIES!
Und dann die Wortwahl, um Yosh's Gedankenchaos zu veranschaulichen. Dieses wiederholte Oder- simpel, aber effektiv! Nur weiter so, das macht deine Betha glücklich*anherz*


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