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Shi Ans

von

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Dialogues

@ -Shin-: Naja, so ab und an hat er mal seine Medikamente genommen, aber generell hat er das alles mehr schleifen lassen.
 

@ Asmodina: Wenn du die Wiedersehensszene schon rührend fandest, dann kannst du eigentlich ab jetzt Taschentücher draußen lassen :)
 

@ T0M0: Auch wenn Yoshikis Vorstellung vom Jenseits ein bisschen an die Philadelphia-Werbung erinnert ;)
 

@ sasu1: Ich hatte das beim Schreiben auch als Film im Kopf. Allerdings kann ich anders auch nicht schreiben… ich muss das vor meinem inneren Auge sehen, sonst geht da nichts!
 

@ Astrido: Dass man Yoshiki im letzten Kapitel mit ihm nicht angemerkt hat, wie schlecht es ihm geht, liegt daran, dass ich gestoppt hatte, bevor die Erkrankung überhaupt sichtbar wurde. Für den Leser sollte das genauso überraschend sein wie Toshi.
 

@ Toshi-Hamlet_Hayashi: Nö, ich bin nicht gemein zu meinen Charakteren – bin immer ganz lieb… die meiste Zeit… wenn mir danach ist ;P
 

@ Terra-gamy: Das dauert in der Tat noch ein bisschen…
 

@ Kaoru: Woher wusstest du, dass ich genau an der Stelle von dem Kommi grinsen würde??
 

@ all: Wie der Kapiteltitel schon andeutet, wird in diesem Kapitel viiiiiel geredet. Aber kein Wunder, Yoshiki und Toshi müssen schließlich vier Jahre nachholen!
 

••••••••••••••••••••
 

„Ich kann nicht glauben, dass du wirklich…“ Immer wieder wiederholte Yoshiki diesen halben Satz, nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte, und fuhr mit Zeige- und Mittelfinger Toshis Gesichtsstrukturen nach, so als wollte er auch wirklich ganz sicher gehen, dass er es war und er dies auch nicht träumte. Immerhin wäre es nicht das erste Mal… Wie oft war er in den letzten Jahren aufgewacht und hatte geglaubt, dass alles nur ein böser Traum gewesen wäre? Doch dann hatte er jedes Mal aufs Neue realisiert, wo er war und hatte erkennen müssen, dass der Albtraum nicht seinen Schlaf sondern sein Leben bestimmte.

„Ist es dir in all den Jahren nie in den Sinn gekommen, einmal deine E-Mails zu kontrollieren?“ Natürlich war Toshi die Laptoptasche aufgefallen, die im Regal lag.

„Meine E-Mails?“, fragte Yoshiki irritiert und lehnte sich wieder gegen Toshi, der ihn noch immer locker festhielt, und schlang seine Arme um ihn.

„Heath, Pata, Sugizo und Kouki haben dir Unmengen an Mails geschickt, in denen stand, dass ich nicht tot bin…“

„Ich habe mit dem Gedanken gespielt… aber… ich wollte mit meinem Leben als YOSHIKI nichts mehr zu tun haben… also habe ich es gelassen…“

„Also hatte ich recht…“

„Womit…?“

„Mit etwas, dass ich Heath, Pata und Sugizo gesagt hatte… ihre Befürchtung war, dass du dich vielleicht umgebracht hast und dich deswegen niemand finden und erreichen konnte.“

„Es gab Momente, in denen ich mich gefragt hatte, ob das nicht die bessere Lösung wäre…“, gestand Yoshiki und legte seinen Kopf auf Toshis Schulter. Es war so surreal, dass er wieder bei ihm war, dass er ihn fühlen, hören und riechen konnte. Aber es tat gut, ihn zurück zu haben. „Was hast du ihnen daraufhin gesagt?“

„Dass du wohl eher YOSHIKI töten würdest…“

„Womit du recht hattest…“

„Aber ein Klavier musste trotz allem sein, wie es mir scheint!“, entgegnete Toshi leise lachend und zeigte mit dem Kopf in Richtung des Pianos, das an der Wand stand.

„Das war Beschäftigungstherapie… es war in einem furchtbaren Zustand, als ich es gekauft habe. Ich hab den ganzen Winter damit zugebracht, es wieder auf Vordermann zu bringen!“

„Funktioniert es?“

„Einwandfrei… allerdings spiel ich deutlich weniger als früher…“

„Warum?“

„Weil es zu schmerzhaft ist… kurz nach deinem Tod, beziehungsweise kurz nachdem ich dachte, du wärst tot, konnte ich gar nicht spielen… sobald ich die Tasten berührt habe, ist mir klar geworden, dass wir nie mehr zusammen musizieren würden, dass du nie mehr neben mir auf der Bank sitzen würdest, dass ich mich nie mehr gegen dich lehnen könnte…“

„Und jetzt?“

„Die meiste Zeit spiele ich mit den Kindern, denen ich das Klavierspiel beibringe und bei Hanonübungen gibt es nicht viel, dass ich mit dir in Verbindung bringen kann“, antwortete Yoshiki und ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Züge, während er sich nur tiefer in seinen besten Freund kuschelte. Es tat gut, ihn endlich wieder an seiner Seite zu haben, auch wenn er sich dafür in den Hintern treten könnte, in all den Jahren nie seine E-Mails kontrolliert zu haben. Andererseits, hätte er es getan, hätte er vielleicht auch nie diesen kleinen Ort namens Refuge des Anges gefunden, der für ihn mittlerweile zu einem neuen Zuhause geworden war.
 

„Du als Klavierlehrer?“, fragte Toshi und zog belustigt eine Augenbraue nach oben.

„Hat sich irgendwie so ergeben. Am Anfang wollte ich eigentlich nicht, weil ich keinen zu nahe an mich heranlassen wollte, aber irgendwie kam es dann doch dazu… Ich glaube, eine Teilschuld liegt bei der Bezahlung mit Kuchen!“

„Bezahlung mit Kuchen?“

„Geld brauche ich ja nicht wirklich, hab schließlich so ziemlich meine ganzen Konten geplündert… und irgendwer machte dann den Vorschlag, mit den Kuchen, weil die Leute inzwischen wussten, dass ich nicht wirklich Kochen kann…“

„Kuchen bäckt man für gewöhnlich“, warf Toshi mit einem Augenzwinkern ein, woraufhin ihn Yoshiki mit dem Zeigefinger in die Brust piekte.

„Ich weiß, ganz blöd bin ich ja schließlich auch nicht!“ Gott, wie hatte er dieses Geplänkel vermisst. Ächzend richtete er sich auf und setzte sich etwas anders hin, da ihm langsam die Füße einschliefen, nur um sich gleich darauf erneut an seinen besten Freund zu kuscheln, der auch direkt wieder die Arme um ihn schlang. Yoshiki vergrub sein Gesicht in Toshis Halsbeuge und atmete zufrieden den auch nach Jahren noch vertrauten Geruch ein. Wie sehr hatte er sich all die Zeit über danach gesehnt?

„Ich könnte mich dafür in den Hintern beißen, dass ich damals einfach weggelaufen bin“, äußerte er schließlich leise und schloss halb die Augen. Es tat so gut, nach all den Jahren wieder in Toshis Armen zu liegen und zu spüren, wie er ihn festhielt.

„Ich hatte dich gar nicht als so beweglich in Erinnerung“, entgegnete Toshi grinsend und rückte den Jüngeren ein wenig zurecht, da es auf Dauer unbequem wurde, so wie er sich an ihn gekuschelt hatte. Anscheinend gab er sich gar keine Mühe, sein eigenes Körpergewicht zu tragen, sondern vertraute einfach darauf, dass Toshis Arme ihn schon festhielten. Für den Moment verkniff sich der Ältere jeglichen Kommentar darüber, dass er jeden Knochen des anderen spüren konnte und es sicherlich auch nicht normal war, dass er immer wieder seltsame Atemgeräusche wahrnahm, die ganz eindeutig von dem Jüngeren kamen.

„Haha…“

„Mal ehrlich, Yocchan… wir können die Zeit nicht zurückdrehen und Dinge ungeschehen machen. Könnten wir das, wäre vieles anders verlaufen…“

„Wäre aber toll, wenn man das könnte“, seufzte Yoshiki und rutschte etwas herum, „Ne, Tocchi…… was ist damals eigentlich passiert, nachdem ich…?“
 

„Die Ärzte konnten mich offensichtlich wiederbeleben, aber ich lag danach noch ein paar Wochen im Koma. Als ich schließlich wieder zu mir kam, hatte ich ewig lang noch furchtbare Kopfschmerzen wegen der Kopfverletzung, sodass mit mir nicht wirklich viel anzufangen war. In all der Zeit haben dein Bruder, Heath, Pata und Sugizo mit einem Privatdetektiv nach dir gesucht, doch sonderlich weit sind sie nicht gekommen… Kouki war in deinem Haus in Narita und hat dort dein Handy gefunden und vom Pilot haben sie schließlich erfahren, dass du nach Kapstadt geflogen bist, doch dann haben sich deine Spuren im Sand verlaufen…“

„Hat der Typ also doch gequatscht…“, murmelte Yoshiki mehr zu sich selbst.

„Ich wusste die ganze Zeit über nicht, dass du weg warst. Heath, Pata und Sugizo haben mich ständig besucht, Rosen mitgebracht, die angeblich von dir waren und mir sonst welche Stories erzählt, weshalb du nicht kommen könntest und sich alles Mögliche ausgedacht, um dein Verschwinden mir gegenüber zu vertuschen.

„Sie haben dir gegenüber keinen Ton verloren?“

„Nein… letztendlich haben wirklich alle dabei mitgespielt – sei es nun deine Familie, meine eigene, die ganzen Mitarbeiter. Sie wollten mich nicht… wie haben sie es genannt… unnötig aufregen. Außerdem haben sie gedacht, sie würden dich finden, ehe ich ihr Lügenspiel durchschaue.“

„Hat ja anscheinend nicht geklappt…“, äußerte Yoshiki und ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Dass die anderen wirklich gedacht hatten, sie könnten Toshi auf die Dauer an der Nase herumführen... Er wusste schließlich aus erster Hand, dass es praktisch unmöglich war, vor dem anderen etwas geheim zu halten, da er genau merkte, wenn man ihn für dumm verkaufen wollte.

„Als meine Kopfschmerzen besser wurden und ich nicht mehr mit Schmerzmitteln zugedröhnt war, wurde es immer offensichtlicher, dass sie mir etwas verheimlichten, sodass ich sie dann letztendlich zur Rede gestellt habe und sie mir zähneknirschend gebeichtet haben, dass du in dem Glauben, ich sei tot, verschwunden bist und sie lediglich wissen, dass du nach Kapstadt abgehauen bist. Sie haben mir von dem Privatdetektiv erzählt und dass Kouki sich deine Konten vorgenommen hätte, dort allerdings auch nichts war, was einen Hinweis auf deinen Aufenthaltsort geben könnte…“

„Ich hab ja extra nicht die Konten angerührt, auf die Kouki Zugriff hat, weil ich ahnte, dass er dort nachsehen würde, ob ich Geld abgehoben hätte… Du allerdings…“

„Ich allerdings kann deine kompletten Privatkonten einsehen, sodass wir deine Spur weiterverfolgen konnten, bis hin zur BNP…“

„Bis dahin bist du gekommen? Aber auf das eine Konto hast doch selbst du keinen Zugriff…“

„Ich kenne deine Liebe für Passwörter und wie schnell du sie durcheinander bringst“, gab Toshi grinsend zu bedenken, während er gedankenverloren über Yoshikis Arm strich, „also hab ich einfach die drei gängigsten ausprobiert und mit dem dritten war ich drinnen… Ich wusste ja, dass du Frankreich liebst und die Wohnung in Paris hast… und da du einen Großteil deines Geldes auf eine französische Bank geschoben hast, lag es nahe, dass du vermutlich auch dort sein würdest. Als der Privatdetektiv jedoch bei deinem Appartement war, warst du schon lange wieder weg…“

„Ich bin damals von Kapstadt nach Johannesburg und von dort dann nach München… es war nicht geplant, nach Paris zu gehen, aber dann gab es ein Sonderangebot der Bahn und das erschien mir wie ein Wink mit dem Zaunpfahl“, erinnerte sich Yoshiki, „aber alles in Paris hat mich an dich und die Band erinnert, also hab ich mir ein Auto gekauft und bin einfach drauf los gefahren… einfach der Nase nach, in der Hoffnung einen Ort zu finden, wo ich den Schmerz vergessen könnte…“

„Du hast es uns auf jeden Fall äußerst schwierig gemacht dich zu finden.“

„Das war der Sinn dahinter. Ich wollte nicht, dass mich irgendwer findet… Ich wollte nicht ihr Mitleid und ich wollte auch kein es wird schon alles wieder gut werden, Yoshiki hören… Schließlich kenne ich den Tod… nichts wird wieder gut werden…“ Zum Ende hin hatte seine Stimme sehr emotionsgeladen geklungen und er hatte mehrmals mit den Augen geblinzelt.

„Nach ungefähr einem Jahr hat Kouki die Suche nach dir mit dem Privatdetektiv aufgegeben und deine Familie hat dich für tot erklärt, was allerdings auch nicht ganz so einfach war…“

„Wieso?“ Neugierig setzte sich Yoshiki auf und war insgeheim froh, dass Toshi ihm dabei diskret half.

„Weil zunächst einmal der Öffentlichkeit erklärt werden musste, weshalb du überhaupt tot seist. Während des Jahres, in dem nach dir gesucht wurde, hieß es, du hättest dich aus gesundheitlichen Gründen aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.“

„Und wie lautet nun das offizielle Statement zu meinem Tod?“

„Dass du in dem Glauben, ich sei tot, überstürzt das Land verlassen hättest und seit einem Jahr verschollen wärst. Eine ausgiebige Suche nach dir hätte keinerlei Hinweise ergeben, sodass deine Familie entschieden hätte, dich für tot zu erklären.“
 

„Mama und Kouki halten mich also für tot…“

„Nicht unbedingt…“

„Wie meinst du das? Wenn sie mich doch…“

„Ja, für die Öffentlichkeit haben sie dich für tot erklärt, aber so wie deine Mutter immer von dir spricht, habe ich nicht den Eindruck, dass sie dich wirklich auch für tot hält. Ich denke, sie hofft, dass du irgendwo noch am Leben bist und dich vielleicht eines Tages doch noch dazu entscheidest, zurückzukehren – nicht als YOSHIKI der Rockstar, sondern als Hayashi Yoshiki, ihr Sohn…“

„Und Kouki…?“

„Kouki ist schwieriger, aber ich weiß, dass ein Teil von ihm noch immer hofft, dass sein großer Bruder am Leben ist. Der andere Teil ist jedoch ziemlich wütend, dass du einfach so sang- und klanglos gegangen bist… dass du nun schon der zweite Mensch in seinem Leben bist, der ihn einfach so zurücklässt.“

„… dass ich wie Vater einfach so ohne ein Wort der Erklärung gegangen bin…“, äußerte Yoshiki leise und lehnte sich wieder gegen Toshi.

„Er hat lange gebraucht, um damit zu Recht zu kommen und sich immer wieder mit dem Privatdetektiv angelegt, weil der einfach nichts, was in deine Richtung gedeutet hat, finden konnte. Letztendlich war Kouki auch derjenige, der den Vorschlag ausgesprochen hat, dich für tot zu erklären – ich denke, es diente vor allem ihm dazu, seinen Frieden zu finden…“

„Kouki war es also…“ Es überraschte ihn, dass es ausgerechnet sein Bruder gewesen war. Er hätte eher auf seine Mutter getippt, beziehungsweise auf das Management direkt, die ihr diesen Vorschlag nahegelegt hatten.

„Aber ich weiß, dass er irgendwo tief in sich die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, dass du noch am Leben bist… denn ansonsten wäre ich jetzt nicht hier…“

„Wie das?“

„Als du für tot erklärt wurdest, haben außer mir alle aufgehört, nach dir zu suchen… ich bin ständig zwischen Japan, Frankreich und den USA hin und her geflogen, hab es mir sogar angetan, Französisch zu lernen, um von den Franzosen mehr Infos zu bekommen… aber vor einem Jahr oder so, war es finanziell einfach nicht mehr drinnen, sodass ich nach Tokyo zurück bin, um für Extasy Records das ein oder andere Projekt zu erledigen, um genügend Geld zu haben und weiter nach dir zu suchen…“, erklärte Toshi und dachte an sein Gespräch mit Yoshikis Bruder zurück.

„Du arbeitest für Extasy? Seit wann denn das??“

„Deine Familie hat nie dein Testament eröffnet… Kouki führt alles so, als würdest du jeden Tag wieder zurückkommen…“

„Kouki schmeißt den Laden?!“

„Er hat es versucht“, erklärte Toshi leise lachend, „mit dem Geschäftlichen hatte er auch kein Problem, aber die ganze musikalische Seite ist ihm schnell über den Kopf gewachsen. Sobald es mir wieder halbwegs gut ging, ist er zu mir gekommen und hat gefragt, ob ich mich nicht darum kümmern könnte, weil ich davon sicherlich mehr Ahnung habe als er. Letztendlich hab ich dann zugestimmt und ihm geholfen… Und irgendwann meinte er dann noch, ich könnte doch auch noch komponieren, Klavier spielen, singen und Gott weiß was.“

„Du schreibst für Extasy?!“

„Notgedrungen… wir mussten Aufträge annehmen oder wir hätten drastisch kürzen müssen. Mir war nie sonderlich wohl dabei, sozusagen deinen Platz einzunehmen.“

„Ich fand deine Stücke schon immer toll und dass du für Extasy komponierst, ist tausend Mal besser, als wenn Kouki sich daran versuchen würde!“

„Na, ich weiß nicht…“

„Du bist gut, Tocchi – sowohl als Sänger und Pianist als auch als Komponist!“, entgegnete Yoshiki und konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, als sein bester Freund verlegen den Kopf senkte. Manche Dinge änderten sich eben nie… aber das war auch gut so!

„Auf jeden Fall“, beschloss Toshi das Thema zu wechseln, „war ich zurück in Tokyo, als Kouki mich fragte, was los sei, woraufhin ich ihm eben erzählt habe, dass ich dich zwecks mangelnder Finanzen wohl erst einmal nicht länger weiter suchen kann. Daraufhin meinte er dann, dass ich, wenn ich mir wirklich sicher wäre, dass du noch lebst, das Geld von den beiden Privatkonten, die du nicht angerührt hast, nehmen und weiter nach dir suchen sollte. Insofern… ich glaube nicht, dass er das angeboten hätte, wenn er fest davon überzeugt wäre, dass du tot bist…“

„Wieso hast du dir das Geld nicht schon früher genommen?“, fragte Yoshiki verständnislos und richtete sich erneut auf, um Toshi direkt anzublicken, „ich hab doch gesagt, du kannst jederzeit auf meine Konten zurückgreifen, solltest du jemals Geld brauchen!“

„Ich weiß und du weißt auch, was ich dir damals dazu gesagt habe“, entgegnete Toshi und half dem Jüngeren sich gerade hinzusetzen, der sich jedoch, kaum dass er sich aufgerichtet hatte, auch schon wieder an ihn kuschelte.

„Letztendlich hast du es dann aber doch getan…“

„Die Aussicht, direkt weiter nach dir suchen zu können, anstatt wochen- oder monatelang in Tokyo festzusitzen, war einfach zu verlockend“, antwortete Toshi schulterzuckend und drückte Yoshiki leicht an sich, der eine Hand auf seine Brust gelegt hatte.

„Warum hast du nie aufgehört? … Warum hast du nie aufgehört zu suchen? Alle anderen haben es getan… und du? Du hast sogar extra Französisch gelernt…!“

„Du bist mein bester Freund, Yocchan, meine Familie… außerdem, ich musste dir doch sagen, dass ich nicht tot bin! Ich hätte doch nicht einfach in Tokyo sitzen und Däumchen drehen können, während du Gott weiß wo bist und um mich trauerst und leidest! Das hätte ich beim besten Willen nicht tun können! Wenn es hätte sein müssen, hätte ich die ganze Welt auf den Kopf gestellt, um dich zu finden!“, erklärte der Ältere und als Yoshiki kurz aufblickte und in seine Augen sah, konnte er erkennen, dass er jedes einzelne Wort so meinte.
 

„… Ich bin froh, dass ich dich noch einmal sehen konnte“, flüsterte er leise und lehnte sein Gesicht gegen Toshis Brust, sodass er ganz leicht dessen gleichmäßigen Herzschlag wahrnehmen konnte. Es erinnerte ihn dezent an eine Bass Drum – immer derselbe Rhythmus, immer derselbe Klang: b-dam… b-dam… b-dam… Irgendwie hatte es etwas einlullendes, sodass er die Augen schloss und sich nur noch auf seine anderen Sinne verließ. Der Körper, an der er sich gelehnt hatte, roch noch genauso, wie er es in Erinnerung hatte, strahlte noch immer dieselbe vertraute Wärme aus. Die Arme, die ihn festhielten, gaben ihm wie jeher das Gefühl geborgen und sicher zu sein – so als könnte die Welt um sie herum untergehen, ohne dass ihnen etwas passieren konnte. Es tat gut, dies noch einmal zu spüren, wo er doch so lange gedacht hatte, er hätte es für immer verloren.

„Alles okay?“, fragte Toshi und strich federleicht über die Schläfe, die sich unter seinen Fingern deutlich erwärmt anfühlte. Wo war noch einmal das feuchte Tuch? Kurz blickte er sich um und entdeckte es dann am Boden neben dem Bett. Natürlich hatte er Yoshikis zweideutige Aussage gehört und zusammen mit dem, was er bisher gesehen hatte, bekräftigte es nur den unschönen Verdacht, den er hatte. Erst recht, als er wieder diese pfeifenden Atemgeräusche hörte und die Verdickung am Hals des Jüngeren nur wenige Zentimeter von seinen Fingerspitzen entfernt war.

„Mhm“, brummte dieser nur und kuschelte sich lediglich noch ein bisschen tiefer ein. „Sorry, bin etwas erschöpft“, fügte er nach einer kurzen Pause murmelnd hinzu.

„Schon ok“, entgegnete Toshi leise und strich den hervorstechenden Wangenknochen nach, „schlaf, wenn du müde bist.“

„Ehrlich gesagt“, entgegnete Yoshiki und schlug die Augen auf, während er sich ächzend wieder richtig hinsetzte, „wäre mir Wasser gerade lieber als Schlaf… mein Hals ist durch das Reden ganz trocken …“ Er wollte schon vom Bett aufstehen, doch Toshi war schneller und schon halb in der Küche, als er gerade erst einmal die Füße auf den Boden gesetzt hatte.

„Bleib im Bett, ich hol es dir!“ Auf der Suche nach einem Glas öffnete er einfach alle Schranktüren, während der Jüngere im Hintergrund ein gequengeltes „Tocchi“ von sich gab.

„Ich kann mir selbst Wasser holen!“

„Yocchan, du bist vorhin zusammengebrochen…“, gab der Ältere zu bedenken und stellte beim Durchsuchen der Schränke fest, dass sich das Einkaufsverhalten seines besten Freundes in den Jahren auch nicht geändert hatte – es war noch immer dieselbe eigenwillige Mischung, aus der man wohl kaum ein vernünftiges Essen würde kochen können.

„Du hast eben eine umwerfende Wirkung auf mich“, konterte Yoshiki schief grinsend, als Toshi schließlich auf Gläser stoß und den Kommentar nur mit einem Schnauben quittierte. Zwei der Trinkgläser füllte er mit Evian aus dem Kühlschrank, ehe er mit beiden zurück zum Bett ging und dem Jüngeren eines reichte. Er setzte sich wieder neben ihn und gönnte sich selbst einen kleinen Schluck, während Yoshiki vorsichtig an dem Wasser nippte, so als wäre es furchtbar heiß.
 

„Stimmt was nicht?“, hakte der Ältere schließlich nach, da der andere wirklich extrem kleine Schlucke nahm, dafür, dass er gerade eben noch meinte, er sei extrem durstig.

„Alles in Ordnung“, entgegnete er gewohnt leise und lächelte Toshi kurz an, ehe er erneut trank, nur um direkt danach in einen Hustenanfall auszubrechen, da er sich an dem Wasser verschluckt hatte. Rasch nahm ihm der Ältere das Glas aus der Hand und stellte es zusammen mit seinem eigenen auf den Boden, bevor er ihm auf den Rücken klopfte, damit es wieder besser wurde. Es dauerte ein paar Minuten, bis er sich nicht mehr die Lunge aus dem Leib hustete und sich einfach nur erschöpft gegen ihn lehnte, während Toshi einen Arm um ihn legte und in gleichmäßigen Strichen über den zierlichen Oberarm fuhr, dessen Knochen er nur zu deutlich spüren konnte.

„Geht’s wieder?“

„Ja, hab nur was in den falschen Hals bekommen…“

„Ne, Yocchan…?“

„Hm?“

„Können wir bitte aufhören, um den heißen Brei herumzutanzen?“

„Welchen heißen Brei?“, hakte Yoshiki leise nach, auch wenn er ahnte, worauf Toshi anspielte.

„Ich denke, du weißt welchen“, entgegnete der andere mit hochgezogener Augenbraue und hörte auf, ihm über den Arm zu streichen.

„Tocchi…“

„Die Schwellung an deinem Hals… Die Schilddrüsengeschichte ist schlimmer geworden, habe ich recht?“

„Tocchi…“

„Wie krank bist du, Yoshiki?“
 

Was sollte er darauf antworten? Dass er vor knapp sechs Monaten den Tod und nicht das Leben gewählt hatte, in der Hoffnung seinen besten Freund so endlich wiedersehen zu können? Dass er die Entscheidung seit dem Augenblick bereute, in dem er Toshi erblickt hatte und sie nun am liebsten rückgängig machen wollte, weil sein bester Freund leben und er sterben würde?
 

••••••••••••••••••••
 

Was denkt ihr? Wie krank ist Yoshiki wirklich? Die Antwort darauf gibt es in ca. zwei Wochen :)
 

Nach langer Zeit war in diesem Kapitel auch mal wieder eine kleine Tatsache, nämlich dass Yoshiki und Kouki bis heute nicht den Grund wissen, warum sich ihr Vater umgebracht hat (laut Biografie übrigens Ersticken durch Autoabgase und nicht wie vielfach im Internet behauptet durch Erhängen).



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
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Von:  Kaoru
2012-06-10T14:11:13+00:00 10.06.2012 16:11
Weil ich dich inzwischen recht gut kenne und einschätzen kann ;P

OK, neues Kapi, neues Glück! Yeah, mit Bethan bin ich in der letzten Woche nicht wirklich weiter gekommen, aber so ist das eben... wenn es einen wieder einmal selbst packt, sollte man seiner Kreativität auch freien Lauf lassen, ne?

Öhm, wo war ich stehengeblieben (da nervt grad so ne kleine Diva auf FB*räusper*)
Ach ja, der Dicke...

Jaja, die Überraschungen häufen sich. Wer hätte gedacht, dass Yosh die Geduld eines Klavierlehrers aufbringen könnte. Auf der anderen Seite ist es bestimmt auch ein schönes Gefühl, jmd etwas beibringen zu können und das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Ich mein, wir reden hier von unserer kleinen Diva, die gerne mal nach Aufmerksamkeit schreit, wenn sie sich vernachlässigt fühlt, ne?

Umso erschreckender die Nachricht, dass er nicht mehr lane unter den Lebenden weilt... das zerstört wieder einmal die schöne Idylle, die sich gerade so schön in meinem Kopf eingenistet hat. Hmpf. Das ist aber auch ziemlich tragisch. Yosh hält Tosh für tot und lässt sich deswegen nicht behandeln. Und nun, wo sie sich endlich gefunden haben, wird Yosh unweigerlich sterben, weil es kein Zurück mehr gibt. Tsss, ein nettes Bsp für eine Tragödie. Sollte ich mal in meinem Literaturkurs vorschlagen, beeindruckt bestimmt meinen Prof.

Na jutti, dann viel Spaß beim Update~ Hollatihi~
Von:  Croft_Manor
2012-05-30T21:08:37+00:00 30.05.2012 23:08
hm... Tja, erhängen wäre deutlich schneller und ohne grösseres leiden gegangen.

Wie krank er ist?
Meine Vermutung erhärten sich, das er ziemlich krank ist. Schilddrüsen überfunktion, sechs Monate lang unbehandelt... und da Yoshiki so redet... bleibt mein Verdacht der gleiche.
Auch wenn ich nicht hoffe das du das machst! XD

Ansonsten ist es so süss wie sie kuscheln...aber das ich so nen freak davon bin, weisst du ja schon XD
Von:  Astrido
2012-05-27T20:43:51+00:00 27.05.2012 22:43
schönes kapitel. also gut geschrieben meine ich. inhaltlich isses ja mehr traurig.
aber yoshiki soll nich sterben. er kann ja jetzt anfangen medis zu nehmen!

zu dem tod seines vaters.. es gab doch mal das gerücht über ein tagebuch etc. stand da nich auch was über die gründe für den tod drin?
autoabgase... nya, ich find beides eine merkwürdige art zu sterben...

lg
yuura
Von:  Gedankenchaotin
2012-05-27T19:28:01+00:00 27.05.2012 21:28
Einerseits find ich es schön, dass sie endlich mal über alles geredet haben mehr oder weniger und auch wieder ein paar ihrer alten Plänkeleien haben, aber auf der anderen Seite.. armer Yoshiki.
Da kann ich nur zustimmen, am Ende wird einem anders und wenn ich könnte, würde ich die zwei Wochen grad echt vordrehen. oô

T0M0
Von:  NatsUruha
2012-05-27T19:04:49+00:00 27.05.2012 21:04
ich brauch jetzt auch welche T___T *schnüff*

Yoshiki du... ach verdammt ich kann nichts sagen T_T
mir wird angst und Bamel das Yoshiki wirklich sterben sollt/tut blah....
aber es sind jaa noch ein ganzer stabel an kaps *_*
daa hoffe ich jetzt einfach mal das für yoshi ein weg gibt ihn zu heilen vl *hoffe und bete*


erlich....
die zwei wochen jetzt warten wird für mich die reine Folter T___T

*schnüff*

also dann in zei wochen *zeit soll schneller rum gehn* <_<



Von:  -Shin-
2012-05-27T19:02:37+00:00 27.05.2012 21:02
Shin sieht neues Kapitel... bekommt erst einen halben Herzkasper und schreit dann mittendrin fast ihre Schwester an weil sie beim lesen stört. =D"

Ach man.. das war alles so kuschelig und dann am Ende wird einem ganz anders ._.

Bitte nicht Yoshiki umbringen... T^T
Von:  Asmodina
2012-05-27T18:39:04+00:00 27.05.2012 20:39
Du hast Recht..ich konnte die Taschentücher draußen lassen..Yoshiki *schnief*


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