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Unsicherheit

Nachdem die beiden zu Mittag gegessen hatten, wollte Mikoto erst die Aufgaben sehen, die Itachi gemacht hatte, bevor sie sich auf den Weg ins Krankenhaus machten. Der achtjährige konnte seiner Mama ansehen, dass sie sich Sorgen um seine schulischen Leistungen machte, nun, wo Itachi so sehr auf seinen kleinen Bruder fixiert war.

Als würde sie sich so nicht schon genug Sorgen machen, vor allem um Sasuke. Da sollte sie eigentlich nicht so drauf aus sein, dass Itachi noch seine Aufgaben machte. Er war ziemlich verantwortungsbewusst. Noch nie hatte er etwas schleifen lassen, schulisch in dem einen Jahr schon gar nicht. Aber nun, wo Sasuke krank war…
 

Stumm lief Itachi neben seiner Mutter, ging mit ihr zum Krankenhaus.

„Mama, wieso ist Sasuke denn im Krankenhaus? Der Arzt hat ihn doch schon untersucht…“, fragte er leise und sah seine Mikoto aufmerksam an.

Sie erwiderte seinen Blick kurz.

„Das weiß ich nicht“, kam die nutzlose Antwort.

Sie wusste es sicherlich, aber sie wollte es ihrem Sohn nicht sagen. Wieso denn nur nicht? Itachi war doch schon acht, er war viel klüger als andere… und er machte sich wirklich Sorgen um seinen Bruder. Krankenhaus empfand er als schlecht. Da ging doch niemand hin, der nicht ernsthaft krank war, und Sasuke musste dementsprechend unheimlich krank sein…

Itachi bekam Angst. Was, wenn etwas ganz Schlimmes mit seinem kleinen Bruder war? Er wollte das nicht hören, nein, er durfte das nicht denken. Wahrscheinlich ging es Sasuke gut und sie hatten nur diese dummen Symptome gelindert, die er einer Grippe wegen bestimmt bekommen hatte. Itachis kleiner Bruder wurde nie ernsthaft krank. Nicht Sasuke. Der Kleine ging immer früh ins Bett, war immer warm genug angezogen, nie viel zu dick eingepackt. Wenn es regnete, blieb er drin oder ging in seinem Regenmäntelchen nach draußen und hüpfte in wasserdichten Stiefeln durch die Pfützen. Und Itachi achtete ja auch gut auf ihn, wenn sie zusammen im Wald spielten oder seine Eltern mal abends ausgingen. Sein kleiner Bruder konnte gar nicht ernsthaft krank sein.
 

Und das schien er auch nicht zu sein, als Itachi mit seiner Mutter einige Minuten später den grässlich weißen, öden Krankenhausflur passierte und die Schlichte Holztür öffnete, die in ein Untersuchungszimmer führte. Es war nachmittags, nur eine Frau saß an der Rezeption am Eingang- sonst waren es mindestens drei. Die Gänge waren leer, niemand war da.

Itachis Mutter hatte zuvor angeklopft und ein „Herein“ vernommen.

Nur der Arzt und eine Pflegerin waren bei Sasuke, und der kleine Junge saß ängstlich auf einer Liege und verdrückte einen Schokoriegel, den ihm wohl die nett lächelnde Pflegerin gegeben hatte oder der freundliche Arzt, der auch Itachi die Hand reichte und meinte, sie seien grade erst fertig geworden und er würde gerne mit der jungen Mutter unter vier Augen sprechen, die Pflegerin sei ja da und würde bei den Kindern bleiben. Itachi sah den Mann verstimmt an, er war doch kein kleines Kind mehr, das betreut werden musste! Und auf Sasuke aufpassen konnte er auch längst alleine. Er würde im Sommer seine Prüfung zum Genin absolvieren und bestehen und dann für das Dorf und Sasukes Zukunft kämpfen. Und er würde irgendwann das Sharingan beherrschen, weil er ein Uchiha war und kein kleines Kind- und, weil er ein Wunderkind war.

Obwohl Mikoto sich durchaus bewusst war, dass ihr älterer Sohn lieber mit ihr und dem Arzt den Raum verlassen würde, achtete sie nicht auf seine Blicke. Er sollte nicht dabei sein, weil sie Angst hatte, dass ihr Jüngster eine schlimme Krankheit haben könnte. Sie hatte noch nie von einer Erkrankung gehört, die sich so äußerte wie bei Sasuke. Noch nie, obwohl sie eine Medic-Nin war. Sie hatte Angst vor der Antwort des Arztes, Angst, dass Sasuke vielleicht sterben müsste, dass er im Krankenhaus bleiben müsste. Sie konnte Itachi einfach nicht mitnehmen. Er sollte lieber bei seinem kleinen Bruder sein, der sich grade aufmachte zu seinem Aniki.

Der Arzt ließ die Tür hinter Mikoto und sich ins Schloss fallen. Itachi bemerkte, dass sie wieder aufsprang und lächelte innerlich. Würde er direkt an der Tür sitzen, wäre ein Lauschangriff völlig unauffällig und selbst für Sasuke kein Problem. Das Dumme war nur der Störfaktor Aufsicht. Die Krankenpflegerin würde ihm vielleicht Probleme machen…

Dann erinnerte sich der achtjährige wieder an die Kunst, die Shisui ihm beim letzten Training beigebracht hatte- den sogenannten Schattendoppelgänger. Es war Itachi ein leichtes gewesen, ihn zu beschwören- nur der Knall bei dessen Auflösen und Entstehung, der würde die Pflegerin aufsehen lassen. Aber das Wunderkind der Uchiha konnte das Knallen vielleicht dämmen. Itachi beherrschte ein Illusionsjutsu- eines, bei dem Krähen entstanden, die keinen Lärm machten. Also ging Itachi betont ruhig seinem kleinen Bruder entgegen und nahm ihn mit zu einer Ecke im Raum, in der ein Ecktisch stand und zwei Stühle. Auf diesen nahmen die Brüder Platz und Itachi schob seinem Brüderchen herumliegende Zettel und Stifte zu. Er spürte die Blicke der Pflegerin auf sich und zeigte Sasuke, wie er einen Grinsemond malte und eine Sonne und Sterne. Sobald die Frau ihn nicht mehr ansah, formte er einige Fingerzeichen. Er würde eben ein fehlgeschlagenes Jutsu riskieren müssen, machte das ja zum ersten Mal.

Sein Jutsu war erfolgreich. Es war eben ganz praktisch, ein Wunderkind zu sein- er konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie sich einige Krähen zu einem Doppelgänger zusammenschlossen- ein kleiner Itachi, der im Rücken der Frau entstanden war, die sie vom Lauschen abhalten sollte. Gut nur, dass es eine normale Pflegerin und keine Medic-Nin oder Sanitäterin war, sonst hätte sie es vielleicht bemerkt und eingegriffen. So ließ Itachi seinen Doppelgänger das Gespräch belauschen und malte zusammen mit seinem kleinen Bruder Bilder, freute sich darüber, dass Sasuke so glückselig gluckste und ihm Strichmännchen malte, die in der Nacht Händchenhaltend über eine Wiese gingen, auf der ein Zelt. Er beugte sich vor, um das Bild genau ansehen zu können.

„Sind wir das?“, fragte er, und sein kleiner Bruder nickte eifrig.

Sasuke malte immer sie beide, und seine Strichmännchen wurden immer besser und hatten nun- dank Itachi- ihre ersten richtigen Blumenhände.

„Aniki“, nuschelte Sasuke grinsend und drückte ihm ein Bild mit vier Strichmännchen in die Finger, über denen eine grinsende Sonne strahlte und vier kleine Wolken den Himmel zierten.

„Mama und Papa und du und ich, richtig?“, meinte Itachi lächelnd, er brauchte auch gar nicht raten.

Er musste nur darauf achten, dass diese Frau bei ihnen sich nicht umdrehte und seinen Krähendoppelgänger –wie er seinen neuen Doppelgänger einfach einstufte und benannte- sah.

„Haben die dir wehgetan?“, fragte der ältere der Brüder leise und vorsichtig.

Die Hand seines kleinen Bruders zitterte leicht. Dann sah Sasuke seinen großen Bruder an, der ihn immer schützte und für ihn da war, und flüsterte ihm verschwörerisch etwas zu:

„Die haben mich ganz komisch durchgedingsdat. Mit Licht in Händen. Und die haben mir diese Bonbons abgenommen, die ich doch essen soll, und dann haben sie mich angeguckt, ganz komisch, und haben noch weiter mit den Händen geleuchtet…“

„Aber wehgetan haben sie dir nicht?“, hakte Itachi nach.

Sasuke schüttelte den Kopf und malte mit der Zunge zwischen den Lippen am nächsten Bild- diesmal eines mit Bäumen und Kugeln und Itachi und Sasuke und einem kleinen grauen Quadrat.

„Was ist das denn für ein graues Ding?“, fragte Itachi.

„Das hier. Mama hat mich doch hergebracht und du holst mich hier raus“, kam die einfache Antwort.

Manchmal fragte Itachi sich, ob sein Brüderchen denn nicht auch ein kleines Genie war. Anderen gleichaltrigen Kindern war Sasuke schon weit voraus, und er war ein begeisterter Shinobi-Anwärter.
 

Er hörte Schritte näher kommen und ließ seinen Doppelgänger verschwinden, warf in sich gekehrt keinen Blick auf die neuen Erinnerungen des Doppelgängers, sondern steckte diese in seiner Vorstellung in eine Kiste, eine kleine Kiste, und diese verschloss er.

Er würde sie am Abend öffnen, wenn er ins Bett musste und Zeit hatte, nachzudenken.
 

Mikoto kam zurück, ziemlich blass im Gesicht und in Begleitung des Arztes. Am liebsten würde Itachi sofort wissen, was man seiner Mutter gesagt hatte –es musste etwas ganz schreckliches sein-, aber er würde warten. Jetzt galt es, Sasuke von den Stiften und dem Papier loszueisen, und das war für ihn, Itachi, kein Problem: Er musste nur seinem Bruder etwas versprechen, etwas, das er zu halten gedachte.

„Sasuke, wollen wir morgen schwimmen gehen?“, fragte er den kleinen Jungen deshalb, und sofort erntete er ein strahlendes Lächeln.

„Au ja!“, fiepte Sasuke und sprang auf, „Wir müssen ganz ganz schnell alle Sachen holen! Mama, hast du gehört? Itachi bringt mir schwimmen bei!“

Und schon hüpfte der Dreijährige zu seiner Mutter und an ihrem Rock empor, bis diese ihren Sohn hochhob.

„Das ist ja schön. Dann sollten wir dir wohl gleich mal Badesachen kaufen, hm?“, meinte sie lächelnd und Sasuke nickte heftig, sah sich dann nach Itachi um, der ihm wesentlich ruhiger folgte.

Der ältere der Brüder musterte seine Mutter im Verborgenen. Sie merkte es nicht, verabschiedet sich von Arzt und Pflegerin und drückte ihren Jüngsten an sich, als könnte Sasuke sich einfach in Luft auflösen. Und sie war blass.

Itachi wurde ganz kalt und übel, wenn er daran dachte, was es wohl bedeuten konnte, dass seine Mutter so anders war. Aber er war auch froh, dass Sasuke das in seiner kindlichen Art nicht bemerkte. Es war besser so, er würde nur ebenfalls Fragen stellen, und er war doch erst drei.

Sasuke war doch noch ein kleines Kind.
 


 

Als er ins Bett geschickt wurde, gehorchte Itachi dem Willen seiner Eltern. Seine Mutter, so ungewöhnlich blass und ernst, hätte ohnehin keine Widerrede geduldet. Wahrscheinlich wollte sie ihrem Mann nun erzählen, was der Arzt gesagt hatte.

Itachi verstand keine medizinischen Fremdwörter. Wahrscheinlich hatte der Arzt im Krankenhaus aber welche genannt, und weil sein Papa davon wohl ebenso wenig verstand wie der achtjährige, schlich sich dieser in den Flur vor der Küche, von woher er die Stimmen seiner Eltern vernahm. Ganz fest drückte er sein Ohr an die Wand. Er war froh darum, sein Chakra unterdrücken zu können. So wussten seine Eltern nicht, dass er im Flur statt im Bett war.

„Was ist los, Mikoto?“, ertönte die tiefe Stimme von Itachis Vater.

Jemand, wahrscheinlich seine Mutter, lief unruhig in der Küche umher, etwas wurde irgendwohin gestellt.

„Es geht um Sasuke.“

„Was ist mit ihm?“, fragte Fugaku.

Seine Stimme klang besorgt, aufrichtig besorgt. Itachi wurde übel. Wenn die beiden so redeten, Fugaku so besorgt war, musste er genau wissen, wie schlecht es Sasuke ging.

Itachis Vater stellte eine Frage, die Itachi Antwort genug war: „Was haben die Ärzte über seine Atemnot herausbekommen?“

So fest wie möglich presste der kleine Uchiha im Flur sein Ohr an die Wand.

Seine Mutter seufzte auf, lief im Raum hin wie her, bevor sie antwortete.

„Sie wissen nicht, was er hat. Bisher wurde so etwas nur bei wenigen Menschen gefunden… Es ist ein Gewebeklumpen, so sieht es aus. Etwas hat sich wohl verändert und übt Druck auf seine Luftröhre aus. Es nimmt ihm den Atem und scheint… Bei der Untersuchung haben sie gesehen, dass es ihm Energie entzieht.“

Ein Poltern ertönte, erschrocken wich Itachi kurz von der Wand zurück.

„Und was machen die jetzt?“

Ohne Probleme hatte der achtjährige Uchiha ihn reden hören können. Sofort presste sich der Junge wieder an die Wand, gab keinen Mucks von sich.

Noch schienen ihn seine Eltern nicht bemerkt zu haben, wie er kurz befürchtet hatte.

„Sie wollen ihn operieren und das Gewebe entfernen.“

Es wurde ganz still. Itachi hielt den Atem an.

Was bedeutete das?

Als Akademieschüler hatte er noch nie etwas von einer Operation gehört und wusste damit nichts anzufangen.

„Also schneiden sie ihn auf, um ihn zu heilen?“, kam es ruhig und irgendwie kummervoll von Fugaku.

Itachi wurde nur noch übler.

Sein kleiner Bruder sollte aufgeschnitten werden? Das konnte er doch nicht zulassen, oder? Er war doch ein guter großer Bruder! Andererseits… Sasuke sollte es retten. Sollte er es dann nicht zulassen? Aber was, wenn ihm was passierte, wenn Sasuke…?

Er wollte gar nicht daran denken.
 

Itachi war verwirrt. Er wusste nicht, was er tun oder nicht tun sollte. Diese neue Information war zu viel für ihn und überforderte den achtjährigen.
 


 

Sasuke schlief im Garten, als Itachi von der Schule heim kam. Wie seit Beginn von Sasukes Erkrankung suchte der achtjährige als erstes seinen kleinen Bruder. Als er ihn so schlafen sah, unheimlich blass und mager, erlosch das kleine Lächeln, das auf seinen Lippen gelegen hatte.

Er hatte versucht, zu verdrängen, wie schlecht es Sasuke ging. Wenn der jüngere etwas aß, erbrach er fast sofort. Wenn. Meistens aß er gar nichts mehr und lag den halben Tag im Bett, von Schwäche gezeichnet, leichenblass und fiebernd. Bisher hatte Itachi es nicht wahrhaben wollen, aber er wusste selbst, dass Sasuke und er keine andere Wahl hatten.

Er musste Sasuke sagen, dass er ihre Eltern um Hilfe bitten sollte.

Sasuke schaffte das.

Und Itachi fühlte sich so unendlich hilflos…
 

Als Itachi in der Nacht am Schlafzimmer seiner Eltern vorbei ging, um nach Sasuke zu sehen- er konnte vor Sorge nicht mehr schlafen- hörte er seinen Vater etwas sagen:

„Bring ihn ins Krankenhaus, Mikoto. Ich kann das nicht mehr mit ansehen.“

Ein Fels schien von Itachis Herz zu fallen. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah der achtjährige nach seinem dreijährigen Bruder.

Das Mondlicht fiel auf den dürren Leib des Kindes. Sasuke hatte im Schlaf die Decke von sich gestrampelt. Er fieberte. Wieder. Schon wieder. Und er röchelte leise, ohne aufzuwachen. Bekam wieder kaum Luft. Und sein Bauch sah dicker aus als die letzte Zeit, was sicherlich nicht daran lag, das er etwas gegessen hatte.

Besorgt weckte Itachi seinen kleinen Bruder, der kaum mitbekam, wie sein Aniki ihn aufsetzte, ihm eine Tablette in den Mund legte und ihm etwas Wasser zu trinken gab.
 


 

Sein Vater würde furchtbar wütend sein, dessen war sich der achtjährige durchaus bewusst. Es war ihm egal. Wirklich richtig egal. Er fehlte nur sehr selten, wenn es ihm richtig mies ging, und nun, wo Sasuke im Krankenhaus aufgeschnitten werden sollte konnte er einfach nicht im Unterricht sitzen und einen Lehrer etwas erklären hören, das er ohnehin schon beherrschte. Da war es ihm egal, ob er Ärger bekommen würde.

Er wollte doch nur bei Sasuke sein und selber sehen, dass es dem Kleinen danach auch gut ging, das er keine Angst hatte.

Deswegen machte er sich nun auf den Weg ins Krankenhaus, wo sein Bruder in einer halben Stunde aufgeschnitten, operiert werden sollte. Er wollte seinem Bruder zeigen, dass er auf ihn aufpasste und keiner ihm wehtun würde, denn davor hatte Sasuke sicher Angst, seit ihm Blut abgenommen worden war. Itachi konnte es sich jedenfalls gut vorstellen. Er kannte Sasuke doch.
 

An der Information des Krankenhauses wurde ihm gesagt, wo sein Bruder auf die Operation vorbereitet wurde. Hätte er nicht gesagt, dass seine Mutter gewollt habe, dass er vorbeischaue, hätte er es nicht erfahren. So konnte er gefahrlos durch die Flure gehen, den Geruch nach Desinfektionsmitteln, Krankheit und Tod in der Nase. Ihm kam es vor, als würde er selbst nahezu krank davon. Und hier sollte Sasuke sein? Er wollte es sich nicht vorstellen, nicht daran denken, aber dann stand er schon vor dem Vorbereitungssaal. Er brauchte sich nicht sonderlich zu konzentrieren, um Sasukes schwaches Chakra zu spüren. Lautlos und unsicher bewegte er sich auf die große Tür vor, wollte gar nicht zu Sasuke und doch sehen, ob es dem Jungen gut ging.

Seinem Bruder.

Er bemerkte kaum, wie er den Raum betrat. Viel schien nicht operiert zu werden, der kleine Saal war leer. Fast. Nur ein Bett stand dort, ein Kind lag darin und eine schwarzhaarige Frau wandte dem achtjährigen den Rücken zu, hielt die Hand des Kindes, das an Schläuche und Kabeln abgeschlossen im Bett lag.

„Wieso bist du nicht in der Schule, Itachi?“, ertönte die leise Stimme Mikotos.

Sofort lief der junge Uchiha zu seiner Mutter. Mikoto zog ihn in ihre Arme. Itachi konnte sehen, dass sie geweint hatte.

„Ich wollte nach Sasuke gucken“, antwortete er leise.

Seine Mama nickte und strich ihm durchs Haar.

„Er wird gleich einschlafen, weißt du? Dann holen sie ihn. Wenn er zurückkommt, wird er wieder gesund werden, Itachi.“

Erleichtert nickte er.

Was seine Mutter sagte, würde stimmen. Sie war doch bis zu seiner Geburt Medic-Nin gewesen, das wusste Itachi.

Wieso sollte sie ihn schon anlügen? Grade, wenn es um Sasuke ging?

Vorsichtig streckte der Ältere der Brüder seine Hand nach Sasuke aus und nahm dessen kleine Hand in die Seine. Müde Augen blickten ihn an, dann schlief Sasuke ein. Itachi nahm es jedenfalls an.
 


 

Sie saßen mehrere Stunden vor dem Raum, in den Sasuke gebracht worden war. Itachis Mutter gab sich Mühe, mit Itachi zu reden, aber ein wirkliches Gespräch kam nicht zustande. Gegen Nachmittag kam der Vater der Brüder. Er wirkte nachdenklich, in sich gekehrt. Itachi bekam keinen Ärger dafür, dass er die Schule geschwänzt hatte. Wahrscheinlich interessierte es Fugaku nicht einmal, wurde doch sein jüngerer Sohn aufgeschnitten.

Aufgeschnitten…

Dieses Wort, dieser Vorgang, diese Behandlung, die Sasuke ertragen musste, das geisterte in Itachis Kopf herum. Er konnte die Frage, ob sein Brüderchen dort drinnen Schmerzen zugefügt bekommen würde, nicht ertragen.

„Tut es weh, aufgeschnitten zu werden?“, fragte er deswegen ganz leise.

Noch leiser und ruhiger als sonst.

Seine Eltern, zwischen denen er saß, musterten ihn. Ihre Blicke schienen ihn zu durchbohren.

„Wie kommst du darauf, dass Sasuke aufgeschnitten wird?“, fragte seine Mutter mit einem künstlichen Lächeln im Gesicht.

Der achtjährige sah stur zu Boden.

„Du hast uns belauscht“, stellte Fugaku fest.

Zögerlich nickte Itachi.

Seufzend legte Mikoto einen Arm um ihren älteren Sohn.

„Du hättest uns fragen können“, meinte sie.

„Ich weiß.“

Er hätte. Bisher hatte er doch auch keine Antworten bekommen! Als er die mentale Kiste mit den Erinnerungen damals geöffnet hatte, da war auch nichts Neues für ihn herausgekommen. Nichts, was er nicht durch das Lauschen schon erfahren hatte außer einer Fachsprache, die er nicht verstand.

„Sasuke schläft tief und fest“, antwortete Itachis Vater mit ruhiger Stimme. „Er spürt nicht, dass das, was ihm wehtut und ihn krank macht, aus ihm herausgenommen wird. Wenn er aufwacht, wird er zwar noch einige Tage lang etwas kränklicher und schwächer sein, aber er wird wieder gesund werden, da bin ich mir sicher.“

Itachi sah seinen Papa mit großen, hoffnungsvollen Augen an.

Wenn sein Vater etwas sagte, dann stimmte das auch. Er log nicht. Sasuke würde wieder gesund werden. Hoffnung und Freude keimten im Jungen auf. Zumindest taten sie das, bis er den Blick bemerkte, den seine Mutter seinem Vater zuwarf. Ein Blick der Sorte ´Sag ihm nicht, dass es sein kann, dass es nicht besser wird´. Itachi kannte seine Eltern und wusste, das Fragen nun nichts mehr bringen würde. Er war ihr Sohn, das stimmte, aber den wollten sie wohl auch schützen vor Wahrheiten, die der achtjährige vielleicht nicht würde ertragen können.
 

Etwa eine Woche später durfte Sasuke das Krankenhaus verlassen. Itachi hatte ihn jeden Tag besucht, seinen kleinen Bruder, der ihm mit jedem Tag ein bisschen mehr wie früher vorkam. Sie malten zusammen Bilder und spielten Memory, bastelten und gingen oft in den Park. Wenn nicht ihre Mutter dabei war, war es ein anderer Verwandter, einmal auch ihr Vater. Itachi würde nie vergessen, wie liebevoll Fugaku mit Sasuke umgegangen war, wie er ihn für ein gemaltes Bild gelobt hatte.

Vorher hatte er es nicht getan. Und wieso sich das geändert hatte, das konnte Itachi auch nicht verstehen. Er fragte aber auch nicht nach. Hatte Angst vor etwas unangenehmen, vor einer Antwort wie ´Sasuke kann jederzeit wieder krank werden und diesmal sterben´. Aber das war nicht möglich. Die Ärzte hatten ja das entfernt, was Sasuke Krank gemacht hatte. Er war wieder gesund und aß auch wieder, musste nicht mehr erbrechen. Itachi ging zwar wieder in die Schule, aber er war in jeder freien Minute bei seinem Bruder. Und sei es drum, das er und Shisui mit dem dreijährigen auf einer Decke im Garten lagen und Kekse oder Tomaten naschten.
 

Nach drei weiteren Wochen war der jüngere gänzlich gesund und wieder genauso aufgedreht wie vor seiner Erkrankung. Itachi beschloss, endlich sein Versprechen zu halten und mit seinem Bruder zu einem nahen See zu gehen, um Sasuke das Schwimmen beizubringen. Zur Sicherheit wollten ihre Eltern die Brüder begleiten. Fugaku nahm sich für seine Familie frei und lag neben seiner wachsamen Frau auf der Wiese, während die beiden Jungen im Wasser tobten und planschten. Itachi zeigte Sasuke, wie er seine Arme und Beine zum Schwimmen bewegen musste, und hielt ihn über dem Wasser, bis dieser keine Probleme mehr damit hatte, sich für ein paar Minuten selbst vor dem Untertauchen zu bewahren. Er wirkte dabei so ungelenk, das Mikoto lächeln musste. Fugaku griff nach ihrer Hand, als er sich so hinlegte, dass er ihre Kinder ebenfalls im Auge behalten konnte.

„Wann muss er zur Untersuchung?“, fragte er leise.

Mikoto sah nicht von ihren Söhnen weg. „Morgen. Sie wollen sehen, ob sein Blut wieder in Ordnung ist.“

Wenn es das nicht war, das hatten die Eltern beschlossen, würden sie Sasuke nicht zum Shinobi ausbilden lassen.

Mikoto hatte Fugaku erklärt, dass im Blut ihres Nesthäkchens einige Werte, deren Bedeutung noch nicht ganz geklärt sei, erhöht gewesen wären. Es wurde vermutet, dass es mit Sasukes seltsamer Krankheit zusammenhinge.
 

Itachi und Sasuke bekamen vom Gespräch der Eltern nichts mit. Nahe am Ufer, wo das Wasser nicht tief war, bespritzten sie sich gegenseitig mit dem kühlen Nass und lachten und alberten herum. Sie verschwendeten keinen Gedanken daran, ob Sasuke noch krank sein könnte oder nicht.
 


 

„Aniki!“, wurde Itachi begrüßt und beinahe umgeworfen.

Grinsend erwiderte er die stürmische Begrüßung Sasukes und zerzauste das ohnehin immer abstehende Haar des mittlerweile fünfjährigen.

„Hallo Ototo. Wo ist Mama?“, fragte er lächelnd.

Sasuke hüpfte ungeduldig auf der Stelle, während der ältere sich seiner Schuhe entledigte.

„Sie macht essen. Wie war deine Mission?“

Funkelnde Kinderaugen sahen ihn an.

Itachi lächelte. „Was möchtest du denn wissen? So spannend war es nämlich gar nicht.“

„Aber deine allerallerallererste B-Rang-Mission als Chunin“, entgegnete der jüngere. „Erzähl, bitte!“

Sasuke schaute seinen Bruder so lieb und flehend an, das dieser laut ausatmete. Seufzen tat ein Uchiha nicht. Er tippte seinem Brüderchen mit Zeige- und Mittelfinger gegen die Stirn.

„Nach dem Essen, ja?“

Eifrig nickte der deutlich kleinere.

Itachi lächelte.
 

Ihre Mutter stand in der Küche und kochte etwas Reis in einem Topf. Es kam zwar nicht oft vor, aber heute schien sie ihren Kindern Tomatenreis zuzubereiten, eine von Sasukes Lieblingsspeisen.

Ach ja, erinnerte sich Itachi, heute war ja die halbjährliche Untersuchung.

Seit Sasukes Erkrankung und Operation musste der fünfjährige jedes halbe Jahr ins Krankenhaus, um sich Blut entnehmen zu lassen. Die Ärzte wollten auf Nummer sicher gehen, hatte Mikoto ihren Kindern bei der ersten neuen Untersuchung erklärt, das die unbekannte Krankheit nicht zurückkehren würde. Was sie verschwieg, waren die zwar niedrigeren, aber dennoch übermäßig erhöhten Werte in Sasukes Blut, für die keiner eine Erklärung fand. Solange sie nicht so hoch waren wie bei seiner ersten Untersuchung dürfte es ihm aber gut gehen. Zusammen mit ihrem Mann hatte sie aus Sorge um Sasuke beschlossen, ihn nicht mit neun in die Akademie zu schicken. Zu groß war die Angst eines plötzlichen Rückfalls, zu hock das Risiko für sie, ihren jüngeren Sohn bei einem seiner möglichen Aufträge zu verlieren. Gesagt hatten sie das den Brüdern aber noch nicht, die weiter Ninja spielten oder schwammen. Sie wussten nicht, wie sie es den beiden erklären sollten, grade Sasuke, der bei jeder Gelegenheit verkündete, das er mal genau so ein toller Ninja werden wollte wie sein Bruder, der kurz nach seinem zehnten Geburtstag zum Chunin befördert worden war. Noch waren beide Brüder davon überzeugt, das Sasuke mit neun eingeschult werden würde.

„Musstest du wieder zu den Blutsaugern?“, fragte Itachi Sasuke, der Gläser und Teller für jeden auf den Tisch stellte.

Fugaku hatte als Leiter der Dorfpolizei weniger Missionen und kam mittags immer nach Hause, um mit Frau und Kindern gemeinsam zu essen.

Der Junge nickte und verzog das Gesicht, wandte sich dann an seine Mutter. „Wieso muss ich da denn immer noch hin, Mama? Ich will das nicht, mir mein Blut klauen lassen!“

Nachsichtig lächelte Mikoto und strich ihrem jüngsten durchs Haar. „Aber Sasuke, beschwer dich nicht. Andere Kinder müssen das jeden Tag machen lassen oder jede Woche.“

Sasuke schauderte es. Er sah sich nach Itachi um und setzte sich lieber zu seinem Aniki an den Tisch. Der ältere der Brüder konnte das Lächeln seiner Mutter sehen und wusste, dass sie Sasuke so nur die Blutentnahmen erträglicher machen wollte.
 

Eine Woche später ging Mikoto mit Sasuke wieder ins Krankenhaus. Sie musste ihn in den Untersuchungsraum tragen, weil er nicht hinein wollte. Itachi war an diesem Tag beim Training mit seinem Team und wusste nicht, dass sein kleiner Bruder wieder im Krankenhaus untersucht wurde. Seine Eltern hatten mit keinem Wort ihm gegenüber erwähnt, das die Blutwerte stark erhöht waren und sein Bruder genauer untersucht werden sollte, bevor es ihm wieder schlechter ging. Der Uchiha ahnte es aber, als er nach Hause kam und weder Sasuke noch seine Mutter dort waren. Nur Fugaku saß in der Küche am Esstisch und starrte ins Leere. Er wirkte so furchtbar ernst und besorgt, das Itachi es nicht wagte, ihn zu fragen, wo seine Mutter mit Sasuke hingegangen war.
 

Später am Abend erhob Fugaku sich schwerfällig, um seine Schwester und dessen Mann darum zu bitten, auf Itachi zu achten. Der Junge wurde von seinem Vater bei Shisui und dessen Eltern abgesetzt und sah besorgt vom Fenster aus, wie Fugaku das Clanviertel verließ. Irgendwie machte sich ein komisches Gefühl in ihm breit. Wo waren Sasuke und seine Mutter? Waren sie entführt worden und ging Itachis Vater sie nun retten?
 

Itachi malte sich die schlimmsten Geschichten aus. An Sasukes Erkrankung dachte er gar nicht, war überzeugt davon, seinen kleinen Bruder geheilt zu wissen. Als er am nächsten Abend von seinen übermüdeten Eltern abgeholt wurde und hörte, wie diese Shisuis Eltern leise erklärten, das Sasuke wieder im Krankenhaus sei, wurde es ihm klar. Sasuke war gar nicht gesund, auch wenn es ihm doch gut ging.
 

Am darauf folgenden Tag fragte Itachi seinen Vater, der sich frei genommen hatte, was mit Sasuke war. Fugaku sah ihn nachdenklich an, bevor er sich und seinem Sohn Wasser für Tee aufbrühte.

„Seine Blutwerte waren erhöht, sie haben wieder so einen Gewebeklumpen entfernt. Es ist nicht sehr groß gewesen, aber zur Vorbeugung haben sie es entfernt. Deine Mutter holt Sasuke grade ab, er sollte nur noch zur Beobachtung über Nacht dort bleiben, ist aber wieder fit.“

Als Itachi nickte, konnten die beiden hören, wie eine Tür aufgeschoben wurde. Die Haustür. Sofort gingen sie in den Flur, wo sich Mikoto ihre Schuhe auszog und einen dösenden Sasuke im Arm hielt.

Fugaku trat zu ihr und nahm ihr den Jungen vorsichtig ab.

„Leg ihn aufs Sofa“, bat seine Frau.

Sofort verschwand der Leiter der Dorfpolizei. Einzig Itachi blieb bei seiner Mutter stehen, die ihn entschuldigend anlächelte.

„Wie geht es dir, Itachi?“, wollte sie wissen, als sie ihre Schuhe ordentlich beiseite gestellt hatte.

Leise nuschelte der zehnjährige, das es ihm gut ginge.

Dann fragte er, was mit Sasuke los war.

„Er hat die ganze Nacht über unruhig geschlafen und ist deswegen jetzt schon so müde. Hat dein Vater dir gesagt, wieso wir fort waren?“

Itachi nickte. „Die Blutwerte waren hoch und Sasuke wurde wieder aufgeschnitten.“

„Operiert, Itachi“, korrigierte sie ihn zwinkernd, auch wenn es für einen zehnjährigen Shinobi keinen Unterschied machte, ob jemand operiert oder aufgeschnitten wurde. „Wenn du ihm sagst, dass sie ihn aufschneiden, bekommt er noch hinterher Angst vor den Untersuchungen, und das wollen wir nicht.“

„Aber er kann doch als Shinobi auch nicht dauernd zum Arzt gehen“, meinte Itachi leise.

Mikoto nickte. „Deswegen wird er auch keiner.“

Erschrocken sah der Junge auf.

Sein Bruder sollte kein Ninja werden? Aber darauf freute sich Sasuke doch schon so lange!

„W-Wieso?“, wisperte er verstört.

Mikoto strich ihm durchs Haar, als sie an ihm vorbei ging.

„Ich habe zu große Angst, dass er wieder krank wird. Dieser Rückfall reicht mir, durch den Stress, den ein Ninja ertragen muss, könnte es noch schlimmer werden.“

Auf einmal fand Itachi, dass seine Mutter alt wirkte. Sie war zwar erst 32, aber Sorge und Angst um Sasuke ließen ihre Haut fahl, beinahe totenbleich wirken, dunkle Augenringe taten ihr übriges. Sie sah älter aus als ihr Mann. Andererseits würde diesen wohl auch niemand mehr auf 37 schätzen. Kurz keimte in Itachi die Frage auf, ob er auch älter wirkte als zehn, aber dann wurde ihm klar, dass der Gedanke schwachsinnig ist. Sasuke war krank. Wieder. Allein der Gedanke daran überforderte Itachi schon, bis seine Mutter, die sich wohl denken konnte, wie es ihn aus der Bahn warf, ihm eine Hand auf die Schulter legte.

„Sasuke ist nicht krank, Itachi. Wenn wir Glück haben, wird er es auch nie wieder.“
 


 

Ein Jahr lang ging es gut. Nein, sogar noch ein halbes Jahr länger. Sasukes Blutwerte waren in Ordnung, er war gesund, die Angst in den Hintergrund gerückt. Itachi spielte mit dem siebenjährigen Ninja, ging mit ihm schwimmen. Er wusste, dass seine Mutter dem Ninjaspiel Argwöhnisch gegenüberstand, weil sie fürchtete, Sasuke noch mehr zu verletzen. Noch wusste der siebenjährige nicht, das er in zwei Jahren nicht in die Akademie gehen würde. Ihm fiel nicht einmal auf, dass er eines der wenigen Kinder in Konoha war, die nicht in die Schule gingen. Er bekam Unterricht von einem Onkel, der auch schon Itachi unterrichtet hatte. Und was er nicht wusste, war, dass er der einzige war, der so viele Pausen einlegen und immer essen und trinken und aufstehen durfte, wann er wollte. Itachi hatte das nicht gedurft, aber um ihn brauchten seine Eltern auch keine Angst zu haben, dass er Krank wurde. Bei Sasuke sah es da anders aus. Sicher, er durfte die Sachen tragen, die er angenehm fand, aber alleine in den Wald oder auf den Spielplatz gehen, das war ihm nicht erlaubt, trotz dass andere Kinder oder Itachi in diesem Alter das durften. Es störte ihn nicht, denn alleine in den Wald oder auf den Spielplatz gehen tat er ohnehin nicht gerne. Eigentlich ging er generell ungern auf Spielplätze, weil er viel lieber mit seinem Aniki Ninja spielte. Noch spielte er das, was er in wenigen Jahren richtig lernen wollte, und er war mit Feuereifer beim Spiel, wenn Itachi da war und er nicht lernen musste- oder ins Krankenhaus. Noch immer musste er jedes halbe Jahr zur Kontrolluntersuchung hingehen. Sich davor drücken, das konnte er nicht. Als er sich einmal versteckt hatte, um dieser unangenehmen Spritze zu entgehen, hatte ihn sein Aniki Höchstselbst eingefangen und mit traurigen Augen dorthin gebracht, ihm Gesellschaft geleistet und versucht abzulenken. Seitdem begleitete Itachi seine Mutter und Sasuke bei jeder Untersuchung. Sasukes Blutwerte waren relativ gut und vor allem stabil. Etwa drei Tage nach jeder Untersuchung ging Mikoto wieder ins Krankenhaus, alleine, und ließ sich bestätigen, dass es ihrem Sohn gut ging.

Bei der ersten Untersuchung nach Sasukes siebten Geburtstag waren die Werte erhöht. Als der Junge dann untersucht wurde, fand man nichts.

„Wahrscheinlich nur ein Fehler in der Probe“, meinte der Arzt.

Sie hatten den Brustkorb des Jungen untersucht, bisher war der Gewebegeschwulst dort entstanden, bei beiden Malen. Sasuke ließ sich nicht noch einmal Blut abnehmen, weigerte sich, weil sein Bruder nicht dabei war, und so ließen sie es. Wenn nichts zu sehen war, war dort auch nichts.

Mikoto bekam Angst. Dass die Werte erhöht waren konnte nichts Gutes bedeuten, andererseits ging es Sasuke gut Er hatte kein Fieber, war nicht müde und aß genug. Er konnte Luft holen, ohne dabei Probleme zu bekommen. Dennoch untersuchte sie den Brustkorb ihres Sohnes selbst, als der schlief und das Leuchten des Chakras in ihren Händen nicht sehen konnte.

Der Arzt hatte nicht gelogen. Es war alles in bester Ordnung. Sie lächelte und strich ihrem Sohn liebevoll durchs Haar.

Sie erzählte ihrem Mann nichts davon. Es ging Sasuke gut, da gab es keinen Grund sich zu sorgen. Es genügte, wenn sie ihn besorgt im Auge behielt und versuchte, mögliche Unterschiede zu finden, wenn er sich anders als üblich verhielt.
 

Bei der nächsten Untersuchung hatten sich die Werte erneut ein bisschen erhöht. Wieder wurde nichts gefunden, die Ärzte waren ebenso ratlos wie Mikoto. Diesmal lag es sicher nicht auf wieder an einer fehlerhaften Probe. Vielleicht war es ja normal, dass die Werte ab und an stiegen? Keiner wusste es, und weil es ihnen ohnehin nichts nutzte, vereinbarten sie mit Mikoto, Sasuke einfach nur mit Chakra zu untersuchen, was für diesen sicherlich angenehmer wäre.
 

Mit Sasukes achtem Geburtstag fing die Sorge wieder an. An diesem Tag zeichneten leichte, seltsam blaue Augenringe Sasukes blasses Gesicht und er war sehr Müde. Mikoto brachte den Jungen zusammen mit dem dreizehnjährigen Itachi ins Krankenhaus. Wieder wurde er untersucht, dieses Mal nicht nur der Brustkorb. Das Gesicht des untersuchenden Arztes verfinsterte sich.

„Frau Uchiha“, wandte er sich an die junge Mutter. „Der Geschwulst ist nicht im Brustkorb. Es scheint sich dieses Mal im Bauchraum entwickelt zu haben.“

Sasuke klammerte sich fest an Itachi. Er hatte schreckliche Angst vor einer erneuten Blutentnahme. Und Itachi bekam Angst um seinen kleinen Bruder, den er so sehr mochte.

„Was… Was gedenken Sie nun zu tun?“, fragte Mikoto leise und ernst. „Wieder eine Operation?“

Der Arzt schüttelte den Kopf. „Es sitzt an einer sehr komplizierten Stelle… Ich denke, wir werden endlich nach der Sannin Tsunade Senju suchen lassen. Sie ist um einiges besser ausgebildet und wird vielleicht Rat wissen. Wenn sie nicht weiter weiß, versuchen wir eine Operation.“

Die junge Mutter nickte. „Was soll ich jetzt tun?“

Ihr Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Sasuke von der Schule befreien, ihn sich möglichst viel ausruhen lassen. Was es auch immer ist, es entzieht ihm eine Menge Energie, und wir wissen nicht, wann wir Tsunade finden. Achten Sie darauf, ihn möglichst gesund zu ernähren. Wenn er schlafen will, lassen Sie ihn schlafen.“

Dann verabschiedeten sie sich voneinander, abwesend lobte sie Itachi dafür, dass der seinen kleinen Bruder huckepack trug. Sie war noch blasser als üblich, sogar noch blasser als damals, als Sasuke zum ersten Mal Rückfällig geworden war. So schürte sie, wenn auch unbewusst, Itachis unheimlich große Angst.

Was, fragte sich der dreizehnjährige, wenn sie die Sannin nicht fanden? Was wurde dann mit Sasuke?
 

Die nächste Zeit schlief Sasuke oft. Itachi bat den Hokage, ihm in der Zeit keine Missionen zuzuteilen, um bei seinem Bruder sein zu können. Er stimmte ihm zu und meinte, dass der Uchiha-Clan, der in den letzten Jahren immer machthungriger geworden war, keine Anstalten zu machen schien, den vermuteten Aufstand auch wirklich anzuzetteln. Itachi konnte sich schon denken, wieso. Sasuke war schon vor seinem Geburtstag recht müde gewesen, nur war es dem älteren Bruder nicht aufgefallen. Oder kaum. Im Nachhinein schalt er sich, diese Zeichen übersehen zu haben.

Sarutobi Hiruzen verkündete ihm auch, dass nach der Heilerin Tsunade gesucht würde. Er, Itachi, solle sich keine Sorgen um seinen kleinen Bruder machen, der sicherlich bald wieder gesund wäre. Je früher die Senju eintraf, umso besser für Sasuke.



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