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Sekai no himitsu

6 junge Mädchen auf der Suche nach ihrem wahren Ich
von

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Deutungen und Gedanken

Wieder wachte ich in einem schwarzen Raum auf. Nur das dieser hier nicht so einen kuriosen Geruch hatte und ich nicht auf einem gemütlichen Bett lag. Der harte Boden war der Grund für meine Rückenschmerzen. Langsam erhob ich mich und stütze mein Kreuz mit der linken Hand. Mit der anderen hielt ich meinen Körper im Gleichgewicht und versuchte aufzustehen. Irgendetwas hielt mich aber davon. Empört wollte ich mich dagegen wehren, jedoch hielt man mir den Mund zu. Erst jetzt merkte ich auch, dass meine Augen verbunden waren.

Anhand der anderen sinne versuchte ich meinen Standort ausfindig zu machen. Eine friedliche Idylle war zu erwarten, doch es kam anders. Der harte Boden war kalt und fühlte sich an wie ein Metall. Die Hand fühlte sich ebenfalls kühl an, aber nicht gerade sanft. Wenigstens waren meine Hände nicht gefesselt, sodass ich mich vielleicht trotzdem aus dieser Lage befreien konnte. Zu Hören war ein Klirren, darauf ein Echo. Also ein Lagerhaus oder eine große Halle. Irgendetwas Ähnliches.

Im Nachhinein hörte ich aber noch andere Geräusche. Ein Laufen auf hartem Boden und Knirschen von Kieselsteinen.

Endlich verblassten die Geräusche sodass ich wieder ein Klirren vernahm.

„Sie sind weg!“, dieser Jemand, der mir vorher den Mund zugehalten hatte, nahm sie schließlich von meinem Mund weg, sodass ich wieder meine Klappe benutzen konnte. Auch wurde mir die Augenbinde abgenommen und das Gewicht auf meinem Körper wurde leichter. Die Gestalt konnte ich durch die noch vorhandene Dunkelheit nicht erkennen. Erst als ich ein paar Mal blinzelte erkannte ich die vermutete Lagerhalle. Mein angeblicher Entführer entpuppte sich als Shizuka. Sie sah sich aufmerksam um, als wären wir verfolgt worden. Düster drein blickte sie sich immer wieder um, sicherte die Gegend ab.

„Alles klar?“, fragte ich neugierig, doch sofort wurde mir wieder die Hand vor dem Mund gehalten.

„Ruhe!“, fuhr sie mich an. Ich hatte keine Ahnung was sich vor sich ging. Vor allem was wir nach dem Kampf mit den schwarzen Gestalten in dieser Halle machen. Wie lange war ich weg gewesen? Und wo sind die anderen? Ich schaute mich um und erkannte trotz der Dunkelheit und dem schwachen Licht des Mondes kein bekanntes Gesicht.

Endlich nahm Shizuka ihre Hand aus meinem Gesicht, doch hielt sie immer noch hoch. Ich hielt den Rand, denn ich wollte mir nicht schon wieder eine Hand im Gesicht gönnen.

„Schnell“, sie nahm ohne zu fragen grob meinen Arm und zog mich hinter eine Kiste. Jedenfalls dachte ich es ist eine, denn das gefühlte Holz rieb sich an meinem Rücken. Shizuka drückte sich gegen den Gegenstand und ihr Dolch, den sie wahrscheinlich auch beim letzten Kampf genutzt hatte, blitze in ihrer Hand. Erst jetzt konnte ich mir einen genaueren Blick darüber verschaffen. Das spitz zulaufende Ende war relativ scharf, so wie die ganze Klinge. Links und rechts standen noch zwei weitere Spitzen, jedoch kleiner, heraus. Das Silber blitzte bedrohlich im Schein des Mondes. Jedenfalls vermutete ich dass es Nacht war, denn ich war hundsmüde. Oder die Ursache dafür war eine ganz andere. Aber mir schwebte etwas ganz anderes im Hirn rum.

„Warum verstecken wir uns?“, flüsterte ich so leise wie möglich meiner Nebensitzerin zu. Entweder sie verstand die Frage nicht oder ignorierte mich, weil sie sich auf ganz andere Dinge konzentrierte.

Nach einer Weile sitzend hinter einer Kiste wurde mein Hinterteil steif und ich musste ihn mir teilweise massieren um nicht wehleidig zu werden.

Plötzlich hörte ich wieder ein Klirren. Mit Konzentration ordnete ich es nach einer Rüstung oder etwas Ähnliches ein, denn das Geräusch war mir anders nicht bekannt. Als ich wieder zu Shizuka blicken wollte sah sie mich direkt an.

„Ich schaue nach ob die Lust rein ist. Du verschwindest von hier, klar?“, wies sie mich an und machte sich zum Aufstehen bereit.

„Nein, wo soll ich den hinlaufen? Wo sind wir überhaupt?“

„Keine Ahnung, jedenfalls nicht mehr in Himitsu.“, und schon war sie weg. Neugierig folgte ich ihr mir meine Augen und wollte ihr eventuell nachgehen, aber ich entschied mich in den Moment dagegen als Shizuka aus dem Hinterhalt angegriffen wurde. Durch das dunkle konnte ich wenig sehen, doch sie wurde von allen Seiten eingekreist. Nur die meinige Richtung blieb frei. Tapfer wehrte sie sich gegen ihre Angreifer.

„Verschwindet!! Ihr sollt verschwinden hab ich gesagt! “, rief sie ihren Feinden zu, doch schnell merkte ich, dass die Nachricht nicht an sie, sondern an mich gemeint war. Um kein Aufsehen zu erregen, sprach sie mit ihnen. Meinte aber mich. Clever. Trotzdem sollte ich ihren Rat zu Herzen nehmen und machte mich aus dem Staub.

Mit einem Satz sprang ich aus der Hocke und stand nun auf meinen zwei Füßen. Ich rannte in die entgegengesetzte Richtung, in der sich Shizuka gegen die Rüstungstypen wehrte, ohne noch einmal zurückzublicken entschloss ich mich in einer Gasse ein Versteck aufzusuchen.

Nach endlosem Rennen saß ich nun erschöpft an eine Wand gelehnt. Meine Umgebung betrachtete ich kaum. Ich war nur auf meine Verfolger konzentriert. Schließlich entschied ich mich, dass niemand mehr mich suchte und so suchte ich nach etwas nützlichem ab, dass ich eventuell als Waffe benutzen konnte. Nachdem ich selbst auch nicht nutzbares fand, setzte ich mich in eine Ecke und nahm die Beine in den Arm. Wo bin ich hier? Was mache ich hier? Und warum? Wieso ich, und nicht irgendjemand anders? Die dunkle Ecke bietet mir vielleicht Schutz, da es etwas versteckt in der Gasse lag, doch trotzdem…ich fühlte mich hilflos. Gegen die Kreaturen in Himitsu oder vor Shizukas Hütte hatte ich nicht ausrichten können. Einmal hatte ich es geschafft, einen Strahl aus meinen Händen zu zaubern, doch selbst da wurde ich ohnmächtig. Gegen die Rüstungstypen? Ich bin einfach weggelaufen, wie damals, bei Vater. Ich bin abgehauen ohne mich zu verteidigen. Bin vor meinen Ängsten davongelaufen. Aber was hätte ich schon machen sollen? Ich bin schwach, einfach nur lächerlich, dass ich überhaupt noch lebe. Oder nur pures Glück?

Vor Verzweiflung fingen meinen Augen an zu Tränen. Jetzt heulte ich auch noch.

„Heulsuse“, eine Stimme in meinem Kopf.

Ja, eine Heulsuse. Das bin ich wohl. Erinnerungen aus meiner Kindheit machten mir immer mehr zu schaffen.

„Los, auf sie. Vernichtet sie!“, schon wieder Stimmen.

Bilder erschienen schwach. Verschwommen nahm ich etwas war. Schmerz. Körperlicher Schmerz. Meine Hände taten weh. Ich zerrte an den Fesseln. Ich wollte meine Augen öffnen, doch weiterer Schmerz machte sich bemerkbar.

Sofort wachte ich auf. Ein Traum? Schon wieder. Ich fasste mich an meinem Kopf, und zu sehen ob noch alles dran war. Ich war wohl eingeschlafen. Der harte Steinboden war der Grund für meine Rückenschmerzen.

Wie lange war ich eigentlich flach gelegen? Mir kam es ziemlich lange vor, aber es war immer noch dunkel. Langsam stand ich auf und schaute mich um. Immer noch das Versteck, das ich vorhin bei der Verfolgung gewählt hatte. Was sollte ich jetzt machen?

Zu verstecken würde vielleicht für Sicherheit sorgen. Doch die Neugier trieb mich an, und ich krabbelte in Richtung Ausgang der Gasse und sah auf. Keiner war zu sehen. Während ich mich erhob, suchte ich immer wieder die Gegend nach Fremden Gestalten ab. Niemand ließ sich blicken. Komisch. Okay, nachts war selten Betrieb in einer Stadt, sei es nicht LA oder New York. Ich wagte mich aus meinem Versteck vor und schaute ich noch einmal vorsichtshalber um.

Langsam ging ich die Straße entlang, sie schien kein Ende zu nehmen. Kleine Gassen ließen sich blicken, doch sonst war niemand zu sehen.

Nach einer Weile kam ich an einem Haus vorbei, in dem noch Licht an war. Vorher hatte ich es gar nicht bemerkt. Ich blieb stehen und betrachtete es genauer. Ein großes Schild mit Leuchtbuchstaben schrieben „The Night Dream“. Leise Jazzmusik war zu hören. Sie kam aus dem Cafe. Eigentlich wollte ich keinem begegnen, aber vielleicht war ja auch niemand drinnen. Außerdem knurrte mein Magen. Aber ich hatte kein Geld dabei. Seufzend entschied ich doch in das Café hereinzugehen. Manchmal ergab sich etwas. Ich schob die Saloontür weg und sah mich um. Holzdielen knarrten unter meinem Gewicht, aber die urige Einrichtung bestaunte ich zutiefst. Vieles aus Eichenholz, doch der Boden war aus Kiefer. Das Licht spielte manchmal mit den Farben. Da und dort standen Kerzen, besonders das alte Klavier, das in der Ecke verstaubte, faszinierte mich. Ich wusste nicht warum, aber das gesamte hier schien mir bekannt vorzukommen. Als ob ich schon einmal hier gewesen bin. Plötzlich erinnerte ich mich auch an das Gefühl, dass ich gehabt hatte, als ich Suki begegnet bin. Eigentlich mochte ich das Feeling. Alles bekannt zu haben. Nichts fremd, doch alles hier schien etwas auszustrahlen.

Ich näherte mich der Theke wo mir schon, kurz bevor ich mich auf den Barhocker setzte, mir man ein Getränk hinstelle. Doch ich betonte ich habe kein Geld. Der Barkeeper meinte es sei in Ordnung und ging. Bei seinem Vortrag zeigte er auf jemanden links eine paar Stühle neben mir. Unbemerkt schaute ich meinen Spender an. Viel konnte ich nicht erkennen. Nur einen Zylinder auf dem Kopf und eine schwarzer Mantel bedeckten seinen ganzen Körper. Nachdem er bemerkte, dass ich ihn ansah, lächelte er mir aus seinem Bart zu und drehte sich zu mir. Seine Augen waren braun, seine Haut hatte einen dunklen Ton. Markantes Gesicht, aber bestimmt Mitte 40. Lächelnd wollte ich mich bedanken und nickte den Kopf leicht. Er wiederrum sprang zu mir herüber und saß schnurstracks neben mir. Erstaunt darüber öffnete sich mein Mund. Schnell beugte er sich zu mir herüber.

„Sich drehen bedeutet nicht alles zu wissen.“

Verständnislos sah ich ihn an, doch er hörte nicht auf mit den Rätseln.

„Vertrauen ist das wichtigste, doch manche nutzen dies auch aus.“ Fragezeichen tauchten imaginär auf.

„ Viele sehen nie das, was sie sehen, doch andere machen die Augen zu und sehen trotzdem.“

Eigentlich versuchte ich nicht das zu verstehen, doch irgendwie sprachen mich diese Sätze an.

„Freunde sind nicht Feinde, aber Feinde sind Freunde. Es gibt kein zwischendrin.“

Endlich nahm er seinen Oberkörper weg und setzte sich wieder zu seinen Getränk. Ich wollte ihn fragen, was dass alles zu bedeuten hat, doch er lächelte nur und stand auf, und ging aus dem Cafe, Schnell rannte ich ihm nach und sah mich aber auf der lehren Straße um.

„Was meinte er damit?“, mich fragend wollte ich zurück in das Cafe gehen, doch ich sah nur eine leere Gasse.

„Sag mal, bin ich jetzt völlig verblödet, oder wie?“, erst greifen mich schwarzen komische Gestalten an, danach bin ich in einer mysteriösen Stadt und jetzt verschwindet ein ganzes Cafe hinter mir mit einem Fingerschnipsen.

War alles vielleicht eine Illusion? Ja, ich schlafe, alles ist nicht echt. Aber mir scheint alles so real. Warum ich?

Fragen kamen wieder auf, die noch immer unbeantwortet waren. Was machte ich jetzt? Wie kam ich überhaupt hierher? Eigentlich bin ich ja weggelaufen vor diesen Rittern. Und was sollte jetzt aus mir werden? Shizuka hatte sich für mich geopfert.

Shizuka! Oh nein, sie hatte ich ganz vergessen. Was war aus ihr geworden, nachdem sie sich gewehrt hat?

Ich rannte in eine Richtung die Straße entlang. Irgendwie musste ich ihr helfen. Aber wie? Wo war sie? Wie? Was? Wo?

Verzweifelt blieb ich stehen. Wohin sollte ich überhaupt? Und wie sollte ich ihr helfen? Ich konnte weder mit einer Waffe umgehen, noch konnte ich einfach so verschwinden oder sonst etwas.

Glaube an dich, Yukino…du hast die Kraft dazu…

Habe ich das wirklich?

Ja hast du!

Meine innere Stimme? Vielleicht sollte ich mal auf sie hören. Okay, ich versuche mal was. Ich holte tief Luft und konzentrierte mich auf den Wind. Tief in mir brodelte etwas. Langsam dachte ich an Wind und Wetter, dachte daran, alles beherrschen zu können. Seien es Blitze oder Donner. Regen oder Sturm. Meine geschlossenen Augen und mein Gehirn fantasierten sich alles zusammen. Ich hatte Macht und war nicht schwach. Einmal in meinem Leben dachte ich, dass es sich lohnt, wirklich zu leben. Zu lachen. Das herrliche Gefühl schwang sich durch meinen Körper.

Ich öffnete meine Augen, um zu sehen ob dies auch wirklich real war. Dieser Moment war eine Wohltat.

Erstaunt kriegte ich die Klappe nicht mehr zu.

„Das gibt es doch nicht! Ich….“, erstaunt sah ich auf dem Boden. Der befand sich jetzt mehrere Meter unter mir. Ja, ich flog. Unglaublich was alles der Verstand zu Stande bringt, wenn man verrückt wurde. War ich das wirklich? Ja, das bestätigte nicht nur mein Verhalten, sondern auch das was ich jetzt gerade tat.

Aber wie hatte ich das hinbekommen? Erschrocken über das, was ich tat, flog ich mit hohem Bogen auf mein Hinterteil.

„Was zum…? Wieso funktioniert das denn nicht?“, fragend rieb ich mir mein angestoßenes Gesäß. Warte mal, vielleicht hatte das Ganze mit Konzentration zu tun.

Nochmals machte ich das von gerade eben. Ich fühlte die Luft, den Wind. Mein ganzer Körper kribbelte. Wieder flog ich ein Stück über dem Boden. Es funktionierte. Ich flog tatsächlich. Naja, wenn ich schon fliegen konnte, sollte ich mir einen Überblick verschaffen, wie die Stadt von oben so aussieht.

Ich bildete mir das mit Sicherheit ein, denn kein normaler Mensch war in der Lage, sich wie ein Vögelchen zu verhalten und zu schweben wie eines. Immer höher stieg ich in den Himmel empor. Als ich eine gute Höhe erreicht hatte, sah ich über die Gegend und versuchte, jemand zu sehen. Denn andere konnten mich vielleicht besser erkennen, wie ich sie.

Nachdem ich beschloss, dass das nichts brächte, sich nach Shizuka im Himmel zu erkunden, wollte ich wieder auf dem Boden nach ihr suchen. Trotz der nächtlichen und dunklen Umgebung schaute ich mich nach diesen Rittern um. Vielleicht sind die ja auf Streife und suchten mich immer noch.

Auf dem Grund angekommen, fragte ich mich, wie es jetzt weiter gehen sollte. Ziellos durch die Stadt zu rennen und laut nach ihrem Namen zu schreien. würde nur noch mehr Aufmerksamkeit erregen. Trotzdem sollte ich sie aufsuchen. Aber wie?

Ein Cafe oder ein Ort, wo sich viele Menschen trafen, konnte man gut Informationen bekommen. Jedenfalls war das immer in Filmen der Fall. Also, und wo sollte ich einen Ort wie diesen Auftreiben? Cafe konnte ich vergessen, um die Uhrzeit nicht. Obwohl das andere von vorhin war offen. In einem Park wird nachts wenig los sein.

Auf gutem Glück eignete ich mich, noch einmal die Stadt von oben zu betrachten. Von dort aus konnte ich vielleicht jemanden ausmachen.

Nachdem ich im hohen Bogen und ziemlich unsicher wieder die sichere Erde verlassen hatte, betrachtete ich die Gegend. Von fern sah ich ein Licht, schwach aber es war zu erkennen. Nach genauerem Hinschauen erkannte ich den Aufgang der Sonne. Es war schon Morgen und ich konnte meine Müdigkeit kaum unterdrücken. Trotz meines wiederkommenden Wunsches, dass ich umflog, versuchte ich wach zu bleiben.

Langsam kamen auch Leute wieder auf die Straße. Marktleute bauten ihre Marktstände auf, andere schauten amüsiert um, andere rannten eilig herum. Weswegen die wahrscheinlich pünktlich zu einem Termin kommen wollten.

Ich selbst hatte keinen Schimmer wo ich anfangen sollte zu suchen. Fremde Leute konnte ich schlecht fragen, obwohl Shizuka aufgefallen wäre wie Glühwürmchen in der tiefsten Nacht.

Ihre Kleidung machte sie zum Hingucker, aber ich sollte nichts sagen. Mein Minirock war schmutzig, mein Top ausgebleicht und von kleinen schwarzen Flecken versehrt. Die Jeansjacke hatte am Meisten abbekommen. Kleine Löcher machten sich an den Ärmeln Platz und der Reißverschluss wollte nicht mehr zugehen. Mit meinen klapperten Stöckelschuhen fiel ich wahrscheinlich genauso auf wie Shizuka. Mit einem Umhang würde ich aber trotzdem Aufmerksamkeit erregen. Deswegen entschied ich mich den nächsten Laden aufzusuchen und mir ein paar Klamotten zu besorgen. Eventuell etwas „ausleihen“. Obwohl dies sonst nicht meine Art war.

Kaum hatte ich meinen Gedanken geplant, sah ich einen Korb mit Kleidern darin. Draufstand: „ Kostenlose Kleider, jetzt zum Mitnehmen!!“

„So geht’s auch.“, zufrieden damit, dass ich nicht mein Plan in die Tat umsetzten musste nahm ich mit etwas heraus. Ich fand einen zerschlissenen Umhang, zwar nicht unbedingt in gutem Zustand aber immerhin etwas. Auch ließ sich ein kurzer Rock in einem rot finden. Das Oberteil war etwas, naja, komisch. Zu bedecken war nur mein Brustbereich, mein Bauch war frei. Das Unterteil war, nachdem ich mich in einem Spiegel in dem Laden betrachtete, schräg geschnitten und mit einem Gürtel versehen. Dieser war auch etwas schräger und hin locker an meiner Hüfte. Vielleicht ließen sich ja Dolche oder andere kleinere Waffen daran befestigen. Weil ich vermutete, dass ich nochmals vor Rittern oder anderen schwarzen Gestalten wegrennen musste, band ich an meiner Stirn ein braunes Tuch um, damit nicht gleich alle offenen Haare ins Gesicht fielen. Im Gesamtpacket fühlte ich mich wie eine Piratin, sah auch so aus wie im Bilderbuch beschrieben.

Falls ich Shizuka im Laufe der nächsten Zeit finden sollte, nahm ich auch für sie einen Umhang mit, weil ich nicht wusste, was ich gefiel, bevor ich noch etwas Falsches mitnahm.

„Du siehst nicht schlecht aus!“, eine Stimme von sprach mich an. Als ich mich umdrehte, stand vor mir ein süßer Kerl. Der muskulöse Oberkörper war von einem dünnen Hemd bedeckt, sodass mein Gegenüber mit seinen starken Muskeln prahlen konnte. Eine knielange Hose zeigte seine beharrten Beinen. Na wie das appetitlich aussah. Zwar hatte sein Kopf eine markante Form, aber die braunen Haare waren lang, mit einem Zopf zusammengebunden, passten allerdings nicht zu seinen grünen Augen.

„Wow, hast wohl auch die Grünen, oder?“, fragte er mich mit einen tiefen Stimme. Sein fettes Grinsen im Gesicht zeigte, dass er ein typisches Exemplar von Macho war.

„Hä?“, ich verstand nur Bahnhof.

„Na, meine hübschen Augen passen direkt zu deinen, das heißt, wir passen zusammen.“, er formte mit seinen Lippen einen Kussmund. „Ich bin der Stärkste hier!“, und stellte seine Muskeln zur Schau.

„Hör mal, ich muss weiter, was erledigen, also lass mich bitte in Ruhe, ja?“, ich wollte an ihm vorbei, doch er stellte sich mit seinem ganzen schrankähnlichen Körper mir in den Weg.

„Nicht so schnell, kleine. Überleg mal, du und ich! Du willst mich doch nicht wütend machen, oder?“, langsam schien mir die Sache nicht geheuer zu werden. Sein anfangs nettes Gesicht wurde zu einem nicht so netten.

Um noch beeindruckender zu wirken, nahm er sein Gesicht zurück und bildete mit seinem Rücken ein Hohlkreuz, sodass er wie ein Gorilla seine ganze Stärke und Macht demonstrieren konnte. Innerhalb des Ladens wurde es still und Schaulustige wandten sich an mich und meinen Verehrer.

Auch wenn die Sache hier aus dem Ruder läuft, ich hörte nie auf jemanden. Meine 4 Jahre, in denen ich nun alleine lebte, hatte ich eines gelernt. Höre auf dein Herz. Und auch der Typ im Cafe meinte, ich sollte aussuchen zwischen Freund und Feind. Es gibt kein Zwischendrin. Also entschied ich mich, dass mein Ansprechpartner mir hier auf die Nerven ging. Lässig nahm ich meine Hände an die Hüfte und schwang sie etwas nach rechts. Der Kerl könnte sich noch so vor mir aufplustern, ich wollte Shizuka helfen, also sollte ich so langsam mal los.

„Ich sage es nicht noch einmal. Schwing deinen Arsch aus meinem Blickgeld, damit ich vorbei kann.“, mein Ton wurde ernster.

„Bitte, was meinst du, mir einen Korb geben zu müssen. Du hast sie doch nicht mehr alle.“ Langsam kam er auf mich zu. „Hier herrsche ich, also wirst du nun mit mir kommen. Mit dem Großen Otowaru.“ Bedrohenden Blicks starrte er mir in die Augen. Die Anspannung schien nun immer mehr zu zunehmen.

„Ich gehe schon, nur mit einem solchen Idioten wie dir doch nicht, der sich aufspielen muss und trotzdem nichts in der Birne hat, unteranderem mit seinem Unterteil denkt, ist für mich erstens kein Mann. Und zweitens werde ich auch ungemütlich, wenn du dein Gesicht nicht aus meinem nimmt, Du stinkst!“

„Na dann, du wirst von mir noch hören, Kleine. Und ich sage dir, dann werde ich nicht so freundlich sein. Klar?“, mein Verehrer stapfte von dannen. Endlich allein. Auch die anderen Einkäufer gingen ihrs Weges. Dennoch, Blicke blieben an mir haften. Als ob ich sie nicht mehr alle hatte.

Ich ignorierte sie und ging aus dem Laden. Schon auf der Straße, rief mir wieder jemand zu. Seufzend, welcher Idiot es nun wieder auf mich abgesehen hatte, schaute ich über die Schulter. Zu sehen war ein schlanker Junge, vielleicht etwas in meinem Alter. Die Hand zu mir haltend, hastete er zu mir. Seine gelockten roten Haare standen in alle Richtungen und seine haselnussbraunen Augen auf mich gerichtet. Er freute sich über irgendwas, denn er strahlte über das gesamte Gesicht. Fehlte nur noch Sabber, dann wäre er das perfekte Beispiel für einen Hund, der wie verrückt dem Ball hinterherrennt.

„Hey, warte mal“, schrie er las ich mich zum Gehen wandte. Ich hatte keinen Nerv mehr für einen ausgeplusterten Macho, noch wollte ich nicht noch mehr Zeit verlieren, Shizuka könnte was weiß ich passiert sein.

„Jetzt bleib doch mal stehen“, er kam immer näher und schließlich erreichte er mich doch. Irgendwie hatte ich Mitleid mit ihm. Seine Kleider waren nicht gerade in einem guten Zustand.

„Was willst du?“, fragte ich ihn mit genervter Stimme.

„Also…“, er musste er einmal Luft holen.

„Fass sich kurz, ich habe es eilig!“

„Jaja, zu hast ganz schön Mut, weißt du das?“

„Wie meinen?“, ich erhob eine Augenbraue.

„Wie du dich ihm in den Weg gestellt hast. Unglaublich, weißt du denn nicht wer das ist?“, fragte er mich. Unglaublich schüttelte ich den Kopf. „Ist das denn so wichtig?“

„Klar, dass war die rechte Hand des Fürst dieser Gegend, Otowaru. Du steckst ganz schön in Schwierigkeiten, wenn er dich noch einmal zu fassen kriegt, weißt du das?“

„Schön, aber das hindert mich nicht daran, meine Mission zu gefährden, also wenn du mich bitte nun in Ruhe lässt.“ Ich wandte mich um und ging meinen Weg. Plötzlich bemerkte ich, dass es wieder dämmerte. War es schon Abend?

„Hey“, der Typ von vorhin. „Ich bin Ikiru. Und du?“ , er lief mir nach. Ich stöhnte und rollte die Augen.

„Wenn ich es dir sage, lässt du mich dann in Ruhe?“ er nickte, aber dennoch hatte ich den Verdacht, dass er mich immer noch nerven würde. „Yukino“, beantwortete ich seine Frage.

„Hallo Yukino! Sag mal, du bist aber nicht unbedingt aus dieser Gegend, oder?“, fragte er wieder neugierig.

„Was interessiert dich das denn?“, ich stoppte und sah ihn genervt an. „Würdest du mir bitte die Ehre erweisen und verschwinden, ich hab was zu erledigen, okay?“, ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und lies Ikiru stehen.

Ich dachte anfangs, es würde einfach werden Shizuka in der Menschenmenge zu finden, doch dem war nicht der Fall. Ich suchte noch den Rest des Abends nach Hinweisen, die mir weiterhelfen könnten, aber leider hatte ich weder eine Auskunft erhalten, noch wusste jemand etwas über sie. Seufzend lehnte ich mich an die Wand eines Hauses und versuchte einen klaren Kopf zu kriegen. Okay, einen Tag lang habe ich nach ihr gesucht, doch was war aus ihr geworden? Eigentlich war ich ja Optimist, doch ich befürchtete das Schlimmste. Was wenn ihr was zugestoßen ist. Verzweifelt tat ich meine Hände an den Kopf und überlegte. Eigentlich sollte ich noch einmal die ganze Stadt absuchen, aber ich war müde und hungrig. Außerdem wie sollte ich sie finden ohne jemanden, der sich hier auskannte. Problem nur: ich kenne keinen hier.

„Warum ich immer?“, flüsterte ich und senkte meinen Kopf auf meine Knie ich an mich zog. Zum Aufgeben war zwar keine Zeit. Das war klar und ich hatte auch verstanden, dass ich Shizuka aus den Händen der Ritter befreien musste. Nur wie stellte ich das an?

Wieder stieß ich einen Seufzer aus. Erst einmal sollte ich es ausnutzen, dass niemand mehr auf der Straße zu sehen war. Deshalb erhob ich mich in die Lüfte und betrachtete wieder die Stadt. So und jetzt? Nicht nur dass ich keine Ahnung hatte, was ich jetzt fabrizieren sollte, sondern auch mein Hunger und die Müdigkeit machten sich immer mehr an mir zu schaffen. Als ich wieder auf dem Boden angekommen war, suchte ich mir eine etwas gemütlich aussehende Ecke und schlief ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hikokorin
2013-01-01T12:27:52+00:00 01.01.2013 13:27
ausgezeichnet^^
gutes kapitel freu mich schon auf die anderen
weiter so hoffe mehr von dem gorilla zu lesen haha~


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