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Der Medic-nin

von

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Das Labor

„Und? Wie macht sich unser junger Mediziner?“ formulierte Yahikos Mund mit Nagatos Stimme, als Konan zwei Porzellantassen mit heißem, duftenden Tee füllte, den sie soeben vorsichtig in einer randvollen Kanne in das Büro des Leaders gebracht hatte.

Die blauhaarige Schönheit setzte sich Pain gegenüber, und atmete erst einmal tief durch.

Sie waren allein in seinen Gemächern. Endlich.

Kakuzu und Hidan hatten die Aufmerksamkeit des Ame lange genug mit ihrem unsinnigen Geschwätz eingefordert.

„Schwer zu beurteilen, wenn du mich fragst. Er verhält sich zurückhaltend, passiv, abwartend… Er wird es nicht leicht haben.“ wich sie schließlich aus.

„Akzeptiert Itachi ihn zumindest als seinen Arzt? Bringt er ihm genügend Vertrauen entgegen, um eine Behandlung durch ihn zuzulassen?“

„Nun, du kennst Itachi.“ Konan seufzte. „Wahrscheinlich duldet er Dokus Anwesenheit bloß der reinen Höflichkeit halber, aber er tut es. Begeistert war er jedenfalls nicht von dem Gedanken, sein Patient zu werden, aber er ist mittlerweile auch zu ermattet, um großen Widerstand zu leisten. Die Krankheit hat ihn zermürbt. Allerdings bereitet mir Kisames aggressives Verhalten Kopfzerbrechen. Er hat eben deutlich gezeigt, wie wenig er von jungen Heilkundlern aus Yuga hält. Weiß der Himmel, was er mit dem Knaben angestellt hätte, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Ich hoffe, er wird dem Iryonin keine Steine in den Weg legen, wenn er mit seinen Therapieversuchen beginnt. Immerhin geht es um seinen Partner.“

Pein nickte abwesend. „Gerade deshalb wird Hoshigaki sich nach allen Regeln der Kunst querstellen, Konan. Quasi, um sein Revier zu markieren. Ich will ihm nichts unterstellen, aber er scheint nach all den Jahren ziemlich an dem Uchiha zu hängen, zumindest auf seine eigene, groteske Art und Weise. Er wird den jungen Arzt mit Argusaugen beobachten, und dann Gnade ihm, wenn er einen Fehler macht, oder gänzlich versagt.“

Konan schüttelte den Kopf. „Das wird er nicht. Er ist etwas Besonderes. Unbeachtet seines Äußeren. Ich glaube, er ist mit Herzblut bei der Sache, und er hat Talent.“

Ein schiefes Lächeln schlich sich auf Pains Gesicht, und er fixierte seine Partnerin mit dem Rinnegan über den Rand seiner Teetasse. „Du magst den Burschen, oder? Warum auch nicht? Seine faszinierend blauen Augen können eine Frau sicherlich schnell um den Verstand bringen.“

Konan runzelte die Stirn. „Unsinn, Nagato; er ist noch halb ein Kind. Aber gerade deshalb braucht er hier jemanden, an den er sich wenden kann. Sonst wird er in diesem Gemäuer untergehen, bevor er überhaupt dazu kommt, seiner Aufgabe nachzukommen. Mir hat nicht gefallen, wie Zetsu ihn angestarrt hat…“

„Akatsuki hat seine eigenen Regeln. Er wird sich der Hackordnung fügen müssen… Aber meinetwegen kümmere dich ruhig ein wenig um den Bengel, damit die Jungs ihn nicht gleich zur Begrüßung zerfleischen. Schließlich wollen wir ausreichend lange von seinen Fähigkeiten profitieren. Doch gewöhne dich nicht zu sehr an ihn. Seine Überlebenschancen werden stets ein wenig schlechter stehen, als die des Uchihas. Vergiss dies nicht, in deinem eigenen Interesse. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das Hauptquartier jemals lebend verlassen wird, ist demnach ziemlich gering.“

Pain nippte nachdenklich an seinem Tee, er war so heiß, dass man sich kaum an seinem herrlichen Aroma erfreuen konnte.

„Wo ist er jetzt?“ fragte er dann.

„Bei Zetsu. Er zeigt ihm die Räumlichkeiten, und bringt ihn dann ins Labor. Die Gelegenheit ist günstig; Sasori ist mit Deidara auf Mission, und er hat noch etwas Zeit, in Ruhe die Bestände und die Ausrüstung zu überprüfen. Ich habe ihm zuvor angeboten, sich erst einmal in Orochimarus altem Zimmer zurückzuziehen, und sich dort ein wenig zu erholen. Vielleicht hat der Junge eine Gehirnerschütterung oder ähnlich Schlimmes erlitten, als er von Hidan und Kakuzu aufgegriffen wurde. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Aber er hat abgelehnt. Er wollte sofort mit den Vorbereitungen beginnen.“

„Braver Junge. Ich hoffe, er weiß, dass es nicht nur für Itachi um Leben und Tod geht.“

Konan verzog leicht affektiert den Mundwinkel. „Ich denke, dass haben Kisame, Zetsu und nicht zuletzt auch du ihm bereits eindeutig zu verstehen gegeben.“

Pain lächelte, und starrte gedankenverloren an die karge, fensterlose Felswand vor ihm. „Es wird nicht schaden, ihn beizeiten an diesen Umstand zu erinnern…“
 

Von Kopf bis Fuß völlig verkrampft stolperte Doku hinter Zetsu her, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte.

Er hatte ein schlechtes Gedächtnis, was Namen betraf, insofern sie nicht die von chemischen Substanzen oder von seltenen Pflanzen oder Käfern waren…

Den einzigen Namen, den er sich hatte merken können, war der von seinem bemerkenswert gutaussehenden Patienten, dem Schwarzkirschauge, Uchiha Itachi.

Die richtigen Namen von ‚Haifischvisage‘ wusste er ebenso wenig wie den des ‚Obermotzes‘ mit dem vielen Metall im Gesicht. Wie man die schöne Dame nannte, konnte er auch nicht mit Sicherheit sagen, obwohl er sich zugetraut hätte, sie unter tausend anderen blauhaarigen Frauen erkennen zu können.

Und erst recht wusste er nicht, wie er die überdimensionale Venusfliegenfalle nennen sollte, die ihn hinter sich her schleifte.

Vor Zetsu gruselte es Doku ganz gewaltig. Nicht wegen seines Äußeren. Von der Optik her fand Doku Zetsu sogar derart faszinierend, dass er am liebsten ein Portrait von ihm gezeichnet hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Was ihn ängstigte, war allein seine von Schizophrenie geprägte Persönlichkeit. Oder besser; seine Persönlichkeiten.

Nicht genug damit, dass die schwarze und die weiße Seite seines Körpers ein jeweiliges Eigenleben zu führen schienen, und sich sogar zuweilen miteinander um die Vorherrschaft stritten…

Es war die Sache, dass eine dieser beiden Zetsus,- Doku wusste noch nicht mit Sicherheit, welche von beiden-, eindeutig verrückt war.

Und zwar nicht die Art von ‚verrückt‘, wie beispielsweise Doku selbst es war.

Doku war harmlos verrückt, - nicht unbedingt harmlos für sich selbst, aber zumindest, was die Unversehrtheit anderer Leute betraf. Meistens, jedenfalls.

Er war schlicht und ergreifend unkonventionell, ein Querdenker, ein Freigeist; er kümmerte sich nicht um Tradition, Sozialpolitik, Etikette, oder gesellschaftliche Verpflichtungen, Vorschriften und Erwartungen… Er machte seine Erfahrungen gerne selbst, und erfand mit Vorliebe Alltäglichkeiten für sich neu.

Manchmal ging dabei etwas zu Bruch, gelegentlich auch einer seiner Knochen…

Aber Zetsu…

Zetsu war gemein-gefährlich-verrückt.

Doku hatte das Gefühl, dass diese Verrücktheit das Bersten unzähliger, fremder Gebeine bewirken konnte, und dies wahrscheinlich schon längst getan hatte.

Vor allem in den Momenten, in denen Zetsu ihn angrinste, war er sich dieser Vorstellung sicher.

Dann erinnerte ihn der Pflanzenmann ein wenig an ‚Haifischvisage‘.

Beide hatten die Reißzähne eines Raubtieres.

Obwohl ihm ‚Haifischvisage‘ eindeutig aggressiver begegnet war, hätte sich Doku lieber von ihm durch das Hauptquartier führen lassen, als von ‚Venusfliegenfalle‘.

Bei dem Blauen war er sich wenigstens eindeutig sicher, woran er war.

Er fand ihn Scheiße, und würde ihm mit Vorliebe die Fresse polieren, wenn sich ihm die Gelegenheit bot.

Bei Zetsu wusste er nie so genau, woran er war.

In einer Sekunde schien er freundlich gesonnen, fast schon irreführend anteilnehmend, dann wieder ließ er einen vernichtend sarkastischen, mitunter morbiden Kommentar auf Dokus Kosten fallen, und im nächsten Moment schien er sich am liebsten auf ihn stürzen zu wollen, und ihm weiß-der-Geier etwas antun zu wollen, bis… bis sein zivilisierteres Ich sein bestialisches Alter Ego wieder gezügelt bekam…

Im Augenblick gab Zetsu sich wieder verstörend zuvorkommend und gastfreundlich, als er ihn die Gänge entlang lotste, und ihm die Zimmer zeigte, die für ihn von Belang waren.

Doku erfuhr, dass sich Itachi und ‚Haifischvisage‘ ein Zimmer teilten, sowie auch die beiden Männer, die ihn zu diesem Ort gebracht hatten.

Zetsu nannte sie ‚Kakuzu‘ und ‚Hidan‘,- so schimpften sich also der sensenschwingende Waschbrettbauch mit der irren Lache und die Vogelscheuche mit der Reibeisenstimme.

Dann gab es das Zimmer von ‚Deidara und Sasori‘, die gerade ausgeflogen waren, sowie zwei Einzelzimmer; eines gehörte dem Pflanzentypen, das andere einem gewissen Orochimaru, den es aber anscheinend ebenfalls woanders hin verschlagen hatte.

Der Glückliche… er hatte es richtig gemacht…

Doku wagte nicht zu fragen, wo der Leader und die blauhaarige Schönheit nächtigten; aber wahrscheinlich taten sie es gemeinsam, und in einem angemessenen Abstand zu ihren… Untergebenen.

Wenn dies der Fall war, war der Typ mit der Karottenstäbchen-Frisur wahrlich um seinen guten Fang zu beneiden,- zumindest, was seine Freundin betraf.

Seine Gefolgsmänner nämlich konnte man sich wohl kaum unglücklicher auswählen, wenn Doku an die verstörenden Gestalten dachte, die er bis jetzt kennen gelernt hatte.

Kein Wunder, dass Uchihas Gesundheit unter dieser Gesellschaft gelitten hatte…

Er war ihm bis jetzt noch am wenigsten monströs erschienen, was Optik und soziales Verhalten gleichermaßen betraf.

Hier unten war augenscheinlich die Normalität die Rarität, die Menschlichkeit die Mutation…

Eigentlich, dachte Doku, hätte er sich hier bestens aufgehoben fühlen müssen, aber dem war nicht so.

Er wünschte sich die Spießigkeit Yugas herbei, die undankbaren, vorurteilenden Lästermäuler der Einwohner, ihre vertrauten, abschätzigen Blicke…

Zetsu führte Doku inzwischen durch den armseligen Wohnbereich, vorbei an Küche, Waschraum, Vorratskammern und den Türen einiger hallengroßer Arbeitszimmer, von denen eines das Labor war, das er sich erst mit Orochimaru, später dann mit Sasori geteilt hatte.

Er schloss ihnen auf, und betätigte einen Schalter, worauf nach und nach eine kleine Armee kalt leuchtender Halogenstrahler an der hohen Decke aufzuflackern begannen.

Als eine schwarze Pranke sich wie die Tatze eines Pumas auf Dokus Oberarm legte, und sich die Finger wie scharfe Klauen besitzergreifend in sein Fleisch bohrten, hatte Doku das Gefühl, nicht in ein Laboratorium, sondern in die verfluchte Speisekammer dieser bipolaren Bestie gezerrt zu werden.

Mit einer hektischen Bewegung schlängelte sich Doku aus Zetsus Griff, funkelte ihn warnend aus seinen fluoreszierenden Schlangenaugen an, und strich sich dann demonstrativ die abgetragene Kleidung glatt.

Zetsu grinste dreist zurück, und schloss die schwere Sicherheitstüre hinter ihnen zu. „Warum so verkrampft, Doc? Fühlst du dich nicht wohl hier, in meinem Reich? Das wäre bedauerlich, denn in diesen vier Wänden wirst du ab jetzt den Großteil deiner Zeit verbringen. “

Doku schaute sich nervös in dem großen Laboratorium um, und erkannte mit wenigen Blicken, dass es bedeutend großzügiger und moderner ausgestattet war, als das seine. Perkolator, Exsikkator, Büretten, Pipetten, alles schien vorhanden.

„Alles was hier fehlt, ist ein Fenster…“ murmelte er anerkennend, und bemerkte für einen Moment nicht, dass sich Zetsu, geschmeidig und lautlos wie ein Panther, hinter ihn geschlichen hatte, und seine Pranken nun mit einem Male seine Schultern beschwerten.

Um Himmels Willen, begann dieser unheimliche Typ soeben, ihm sanft den verspannten Nacken zu massieren?

„Entspann dich, Doc.“ säuselte der weiße Zetsu beinahe zärtlich in Dokus Ohrmuschel. „Wir sind hier auf sicherem Boden. Niemand wird hereinkommen, um dich zu überwachen, wenn ich bei dir bin. Und was sich in diesen Räumen ereignet, bleibt in diesen Räumen.“

„Wie meinen Sie d..-„

„Pssst, Doc… Wenn du mal Zeit für dich brauchst,- und diese Augenblicke werden kommen, das kann ich dir versichern-, dann werde ich sie dir gewähren. Es ist anstrengend, sich stets zusammenreißen zu müssen, um sich keine Schwäche zu geben. Wenn du mit mir allein bist, Doku, musst du nicht um deine Contenance ringen, die du mit deiner höflichen Lässigkeit kaschierst. Ich durchschaue deine Fassade, und ich weiß, wie es in dir aussieht.“

Doku wollte widersprechen, doch ein weißer Finger legte sich bereits über seine leicht geöffneten Lippen.

„…Und das ist in Ordnung.“ sprach der schwarze Zetsu ebenso besänftigend weiter. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. „Es ist natürlich. Im Übrigen ist es ist ein Zeichen von Stärke, sich schwach zu zeigen, und seinen Instinkten zu folgen. Und ich muss gestehen, ich brenne darauf, dich zu erleben, wenn du dich endlich gehen lässt, ich warte darauf, deine enthemmten Schreie zu hören, den Duft deines Angstschweißes zu riechen, dein Zittern zu spüren, und dich im Staub liegend zu sehen, wenn du-...“

Doku wirbelte herum, -es war mehr ein Impuls, als eine aggressive Geste-, er riss seine türkis opaleszierenden Augen auf, und die Pupillen waren nun mehr schmale Schlitze in den riesigen, stechenden Iriden; er verzerrte seinen Mund zu einem freudlosen Grinsen, als er Zetsu drohend entgegen fauchte, und dabei seine scharfen Giftzähne fletschte.

Der Federhaarige war übermüdet, entkräftet, völlig überreizt, und ja, er war bereit, diesem gemeingefährlichen Etwas den gesamten Inhalt seiner im Gaumen liegenden Giftdrüsen zu injizieren!

Zetsu lächelte. Seine gelben Augen hatten einen beunruhigenden Glanz bekommen.

„Genau so will ich dich sehen, Doc.“ murmelte er gedankenverloren, und streckte seine weiße Hand aus, um in das Federhaar des Jüngeren zu fassen, doch Doku duckte sich mit einer schnellen Bewegung unter seinem Arm weg.

„Fassen Sie mich nicht noch einmal an.“ forderte er, wobei er sich darum bemühte, seine brüchige Stimme fest klingen zu lassen. „Wenn Sie wirklich daran interessiert sind, dass ich meinen Job anständig erledige, dann tun Sie mir einen Gefallen, und halten Sie sich fern von mir.“

Der Pflanzenmann zwinkerte dem Kleineren beinahe fröhlich zu, fasste ihn fast neckisch ums Kinn, und zog ihn zu sich heran, wobei er vertraulich die Stimme senkte. „Es ist nicht so, als würde es mir einen Nachteil verschaffen, wenn der Uchiha verreckt. Im Gegenteil. Wenn du versagst, und der Uchiha vorzeitig sein Leben aushaucht, dann erwartet mich eine doppelte Gefälligkeit. Eine, die tot ist, und eine, die noch lebt, und die sich wehren wird, wenn ich anfange, sie zu verschlingen...“

Mit schockierter Erkenntnis sah Doku, wie sich seine lange, blassrote Zunge über die Lippen leckte, bevor er ihn aus seinem Griff entließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Saika_a
2012-06-05T18:49:54+00:00 05.06.2012 20:49
uähhhhh...
bin ich froh, nicht in Dokus Haut zu sein...
a_A
Von:  fahnm
2012-06-04T20:38:17+00:00 04.06.2012 22:38
Klasse Kapi^^


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