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Worldtraveler ~Ver. 2~

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Reise 2 "Gaia" - 2.1 ~Ankunft~

6. Juni 2012

Weder Yuki noch Eissi konnten in dieser Nacht erholsamen Schlaf finden. Ihr Training war vorbei, denn bald würden sie auf die Reise geschickt werden. Beide waren äußerst schweigsam und redeten auch miteinander nicht viel. Yuki saß über ihrem Tagebuch und blätterte die vergangenen Tage durch.

„Hey, Eissi…“

„Hm? Ja?“

„Was meinst du… wie kann das hier alles sein…?“

„Nun, Yulivee hat mir während des Trainings so eine Geschichte erzählt…“

„Was für eine?“

„Nun, jede Welt ist durch das magische Netz miteinander verbunden… So könnte man wohl zwischen den Welten hin- und herreisen, oder so…“

„Aber wie sind die alle entstanden? Ich glaube nicht, dass es hier auch so einen Urknall gab und plötzlich waren alle Welten auf einmal da…“

„…Manchmal sollen Bewohner der Welten „Visionen“ von anderen Welten bekommen, die sie an dann irgendwie verarbeiten. Ganz so habe ich das aber auch nicht verstanden…“

„Und durch diese verarbeiteten Visionen wissen wir von Albenmark und all den anderen Welten?“

Eissi nickte und Yuki schaute gedankenverloren aus dem Fenster.

„Ich frage mich… wo wir als erstes hinkommen werden…“

„Ich hoffe ja, es wird irgendwas von Final Fantasy. Das wäre total genial!“

Eissi’s Augen glänzten plötzlich voller Vorfreude, doch Yuki konnte diese nicht so recht teilen.

„Wie lange wir wohl weg sein werden…?“

Eissi legte ihrer Freundin einen Arm um die Schultern und lächelte.

„Keine Sorge, du wirst ihn schon bald wieder sehen. Ausserdem ist ja noch ein bisschen Zeit!“

Yuki erwiderte nichts darauf, sondern starrte nur aus dem Fenster und beobachtete, wie sich die Sonne langsam über dem Horizont erhob.

„Pass auf, dann ist es Schloss Disney, oder so…“

Yuki sagte dies so leise, dass ihre Freundin es nicht verstand und daher nicht weiter darauf einging, doch sie musste ob der Vorstellung grinsen.

Sie saßen noch einige Minuten schweigend da, als Eissi sich an ihre Freundin anlehnte.

„Lass uns im Bett kuscheln…“

Yuki seufzte und ging zum Bett, Eissi folgte ihr. Sie krabbelten nochmal unter die Decke und Eissi schmiegte sich eng an ihre Freundin.

„Ich hab ein bisschen Angst, Yuki…“

„Mach dir keine Sorgen… Wir sind nicht mehr dieselben, wie vor drei Monaten. Wir schaffen das schon.“

Eissi nickte nur traurig und schwieg daraufhin. Yuki starrte die Decke an und hing ihren eigenen Gedanken nach, als es an der Tür klopfte. Sie stand auf und öffnete.

„Guten Morgen. Seid ihr soweit?“

„Oh… Ollowain… ähm…ja. Eissi kommst du?“

Eissi stand ebenfalls langsam auf und folgte Yuki und Ollowain dem Gang entlang, der zum Thronsaal führte.
 

„Guten Morgen, wie fühlt ihr euch?“

Das wellige Haar der Königin fiel ihr sanft auf die nackten Schultern und obwohl kein Wind im Thronsaal wehen konnte, kam es Yuki vor, als würde ihr Kleid leise rascheln. Die Elfe schaute Yuki und Eissi bei ihrer Frage direkt in die Augen. Yuki schauderte es ein wenig, denn dieser Blick empfand sie als äußerst stechend und unangenehm.

„Es geht, danke…“

„Ich fühle mich etwas übermüdet…“

Eissi schaute verlegen zu Yuki, denn sie musste in diesem Moment ein Gähnen unterdrücken.

Emerelles Gesichtszüge entspannten sich ein wenig als sie lächelte und langsam auf beide Frauen zulief.

„Ich hoffe das legt sich noch etwas. Heute ist der große Tag: wir müssen euch zum ersten Mal in eine fremde Welt schicken. Ich hoffe ihr seid bereit dafür.“

Die Freundinnen nickten und Emerelle lächelte daraufhin. Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter zu ihrem weißen Schwertmeister Ollowain, doch dieser sagte nichts, sondern hatte die für Elfen übliche undeutbare Maske aufgesetzt.
 

„Die erste Welt, die eurer Hilfe bedarf, ist ein gefährlicher Ort an dem militärische Kampfhandlungen schon immer gegenwärtig waren. Doch seit dem Auftauchen der Ygireks mussten sich die langjährigen Feinde auf eine gemeinsame Seite schlagen. Dennoch können sie der Lage nicht Herr werden, daher müsst ihr sie mit euren Kräften unterstützen!“

„Aber… reicht es denn, wenn wir ein paar Ygireks vernichten? Kommen sie denn nicht einfach wieder?“

„Du hast einen hellen Verstand, Yuki. Ja, die hohe Zahl der Ygireks ist das größte Problem bei eurem Auftrag. Ich kann euch noch nicht definitiv sagen, woher sie überhaupt kommen, daher soll es ebenfalls eure Aufgabe sein, Informationen dazu zu beschaffen.“

Emerelle schaute die beiden Frauen während ihrer Ausführungen ernst an, doch Yuki wurde die Sache zusehends suspekter. Schließlich war es Eissi, die das Wort ergriff.

„Das hört sich aber sehr gefährlich an. Ich weiß nicht, ob wir für so etwas bereit sind.“

Emerelle lächelte erneut und hielt beide mit ihrem Blick gefangen.

„Habt Vertrauen in eure neu gewonnenen Fähigkeiten. Ihr seid nun bei weitem nicht mehr das, was ihr noch vor drei Monaten gewesen seid. Das gilt vor allem für dich, Yuki! Wir brauchen euch für diesen Auftrag. Wir Elfen sind in der Hinsicht machtlos, alles hängt von euch ab.“

„Fehlt nur noch, dass sie vor uns auf Knien herumrutscht…“, dachte Yuki bitter und seufzte. Mit einem Seitenblick auf Eissi sagte sie: „Wir haben dementsprechend keine andere Wahl, habe ich recht?“

„Natürlich habt ihr eine Wahl, doch bedenkt, dass viele Welten untergehen werden, wenn ihr euch weigert. Das kann natürlich auch für eure Welt gelten, so leid mir das tut.“

Yuki biss sich auf die Unterlippe, um sich einen Kommentar zu ersparen. Emerelle’s Worten nach zu urteilen hatten sie also keine andere Möglichkeit, außer den Auftrag anzunehmen. Ob sie das von Anfang an so beabsichtigt hatte? Ob sie ihnen die Bedenkzeit während des Trainings nur zugestanden hatte, um sie in der trügerischen Sicherheit zu wiegen, die Entscheidung selbst zu treffen?

Yuki schüttelte leicht den Kopf, um die lästigen Fragen loszuwerden. Wie sollte sie auch die Vorgehensweise einer Königin nachvollziehen können?

Sie schaute Eissi noch einmal an und nickte ihr zu.

„Okay, wir machen es!“, sagte Eissi, doch ihre Stimme klang bei weitem nicht so sicher, wie sie beabsichtigte. Emerelle nickte und ergriff wieder das Wort.

„Ich danke euch. Nicht nur im Namen von uns Elfen, sondern auch im Namen aller Völker aller Welten!“

Yuki und Eissi nickten nur und erwiderten nichts darauf. Yuki hoffte darauf, dass Ollowain das Wort ergriff, doch dieser hielt sich noch immer still im Hintergrund. Allerdings spürte sie, dass seine Blicke des Öfteren auf ihr ruhten und sie musste deswegen lächeln.
 

„Die Welt, in die wir euch als erstes schicken, ist euch wohlbekannt. Ihr werdet an einem Tor in der Nähe einer großen Stadt heraus kommen. Die militärische Macht liegt dort bei einer Firma, die ihre eigene Armee besitzt. Es ist ein gefährlicher Ort und Vertrauen ist ein seltenes Gut. Achtet auf euch und euch kann nichts passieren. Verbündet euch mit den Mächten und ihr werdet unweigerlich auf die Ygireks stoßen.“

„Wie sollen wir die erkennen? Wie sehen sie aus?“

„Nun Yuki, das ist ganz unterschiedlich. Einige treten in großen Gruppen auf, denn alleine sind sie schwach und kaum von Bedeutung. Sie sind eher wie eine Plage, stellen dadurch aber eine ernsthafte Gefahr dar. Dann gibt es wiederrum höher entwickelte Ygireks, die auch über wesentlich größere Fähigkeiten verfügen. Haltet euch von diesen Ygireks fern, denn ihr seid noch nicht bereit, diese zu besiegen.“

„Aber woher wissen wir, welche stark und welche schwach sind?“, fragte Eissi aufgebracht.

„Yuki wird es spüren. Die dämonische Energie, die ihr ausstrahlt reagiert aufeinander. Je stärker der Ygirek ist, umso stärker reagiert Yuki auf ihn!“

Yuki tauschte mit Eissi einen zweifelnden Blick, ging jedoch nicht weiter darauf ein.

„Wenn ihr nun keine weiteren Fragen habt, dann wird euch Ollowain nun zum Albenstern geleiten, der euch in die neue Welt führt. Diesen wird Yulivee für euch öffnen, sobald ihr da seid.“

„Ich habe da einen kleinen Verdacht… Wie heisst die Welt, in die Ihr uns schickt?“, fragte Eissi vorsichtig.

Emerelle lächelte die Freundinnen an und antwortete: „Gaia. Die Stadt, die sich vor euren Augen erheben wird, wird Midgar genannt.“

Eissi schrie erfreut auf und auch Yuki kam nicht umhin, sich ein zufriedenes Grinsen abzugewinnen. Doch Emerelle blickte sie ernst an.

„Doch Vorsicht! Die Welten werden nicht so sein, wie ihr sie kennen mögt. Vermeintlich tote Personen können am Leben sein, genauso wie umgekehrt. Auch die Gut-und-Böse-Konstellation kann eine völlig andere sein. Lasst euch also von eurem Wissen der Welten nicht täuschen und verschenkt euer Vertrauen nicht leichtfertig!“

Die Freundinnen nickten eifrig und es war an der Zeit, dass sie aufbrachen.
 

Sie verließen den Thronsaal und liefen durch die Gänge von Burg Elfenlicht. Yuki und Eissi mussten sich beeilen, um mit Ollowain Schritt halten zu können. Yuki hatte das Gefühl, als würde den Elfen etwas beschäftigen, doch sie wagte nicht ihn darauf anzusprechen. Daher gingen sie schweigend ihren Weg, der sie aus der Burg hinaus, bis auf die große Ebene führte. Jedoch liefen sie nicht in Richtung der Shalyn Falah, sondern folgten einem kleinen Weg, der in eine Hügellandschaft führte. Eissi rutschte einmal auf dem Geröll aus, doch Yuki hielt sie rechtzeitig am Arm fest.

„Danke. Sag mal, warum ist er so ruhig? Er hat den ganzen Morgen noch nicht ein Wort zu uns gesagt…“

Yuki zuckte mit den Schultern.

„Wenn ich das wüsste…“

Eissi nickte nachdenklich und die beiden folgten Ollowain. Yuki betrachtete den Elf und fragte sich erneut, was ihn beschäftigen möge.

„Ollowain…“, flüsterte sie auf einmal leise vor sich hin und zuckte zusammen, weil sie seinen Namen eigentlich nicht aussprechen wollte. Doch da weder er selbst noch Eissi darauf reagierten, hatten sie es wohl nicht gehört und sie seufzte erleichtert auf.

Vor einem Steinkreis blieb Ollowain stehen und schaute sich um.

„Yulivee scheint noch nicht hier zu sein…“, sagte Eissi leise.

„Hmh…“

„Warum sprichst du ihn nicht an?“

„Weil… wenn er reden wollen würde, dann kommt er schon von selbst.“

„Ist irgendetwas vorgefallen zwischen euch? Hattet ihr Streit?“

„Nein, nein, eigentlich nicht. Ich weiß nicht, weshalb er so ist…“

Yuki verspürte auf einmal den Drang einfach losweinen zu wollen, doch sie unterdrückte dieses Bedürfnis und drehte sich weg. Plötzlich kam Ollowain auf sie zugelaufen und Yuki wischte sich hastig ihre feuchten Augen trocken.

„Yulivee ist noch nicht hier. Eissi, du bleibst hier und hältst nach ihr Ausschau. Yuki, du kommst mit mir mit. Wir müssen reden!“

Er sagte dies mit einem Unterton in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete. Die Freundinnen schauten sich kurz an, dann folgte Yuki dem Schwertmeister einige Meter vom Steinkreis weg.
 

Als sie außer Sichtweite waren, blieb er stehen. Yuki wartete, denn sie wagte nicht, als Erste das Wort zu ergreifen.

„Wie geht es dir?“

Ollowain stellte diese Frage so beiläufig, dass Yuki sie beinahe überhört hätte.

„Ich weiß nicht… eigentlich geht es mir gut, aber…“

„Aber?“

„Wieso… bist du so still? Bis jetzt hast du heute noch kein Wort zu uns… zu mir gesagt.“

Yuki schaute auf den Boden, denn sie wollte dem Elf nicht ins Gesicht sehen. Dieses Gesicht, von dem sie immer wieder träumte und ihr ob der Schönheit den Verstand raubte. Sie konnte nicht in seine moosgrünen Augen sehen, würde sie doch wieder schwach werden, wenn sie es täte. Sie hörte Schritte, die kurz vor ihr verharrten.

„Warum, möchtest du wissen?“

Yuki nickte und Ollowain hob ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste.

„Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht. Ihr begebt euch heute an einen der gefährlichsten Orte überhaupt und ich mache mir Sorgen um dich!“

„Aber… du hast mir doch soviel beigebracht…“

„Das habe ich, das ist wahr. Dennoch bist du nur eine Schülerin und stehst noch ganz am Anfang. Dementsprechend weiß ich nicht, ob du dich dort durchsetzen kannst. Am liebsten würde ich dich begleiten, doch Emerelle hat es mir verboten.“

Yuki wurde rot bei dem Gedanken, dass Ollowain um ihretwegen an Emerelle herantrat.

Der Elf ließ von ihr ab und blickte in die Ferne. Eine Windböe spielte mit seinem Haar. In diesem Moment fragte sich Yuki erneut, wie er es schaffte, dass seine Kleidung immer so weiß blieb. In den Elfenbüchern, die sie kannte, wurde er das auch mal gefragt und dort antwortete er nur, dass er einfach Schmutz meiden würde. Ob er ihr hier dieselbe Antwort geben würde? Als sie die Frage stellen wollte, fing Ollowain auf einmal an mit Lachen. Als er sich wieder beruhigt hatte blickte er ihr direkt in die Augen.

„Jahrhunderte lang habe ich meine emotionale Mauer aufrecht halten können, doch du hast diese in wenigen Tagen regelrecht zerschmettert. In meiner ganzen Zeit als Schwertmeister der Königin habe ich ihr niemals aus Eigennutz widersprochen, gestern jedoch musste sie mich regelrecht zum Schweigen bringen.“

Plötzlich zog Ollowain sie an sich heran und hielt sie in den Armen.

„Versprich mir, dass du dich nicht sinnlos in Gefahr stürzen wirst! Ich will, dass du hierher zurückkehrst.“

„Du…!“

Ollowain zog ihren Kopf an sich heran und küsste sie lang und leidenschaftlich. Es kam Yuki wie ein Abschiedskuss vor und hielt ihre Tränen zurück.

„Versprich es mir…“, hauchte er leise.

„Ich… verspreche es…“

Er lächelte sanft und streichelte ihre Wange. Dabei vermied er es, ihre roten Dreiecke zu berühren.

„Kein Wunder, dass ich in meiner Welt niemals mein Deckelchen fand…“

Ollowain trat einen Schritt zurück und musterte sie fragend.

„Eissi sagt immer, jedes Töpfchen hätte sein Deckelchen. Wenn ich also das Töpfchen bin, dann bist du mein Deckelchen, Ollowain…“

„Eine seltsame Metapher, die deine Freundin da aufgestellt hat. Aber ich weiß, was sie damit sagen will und ich sehe das genauso wie du…“

Yuki musste lächeln, denn eigentlich fand sie diese Metapher immer lächerlich, doch nun empfand ein tiefes Glücksgefühl darüber.

„Yulivee ist bestimmt schon da, gehen wir zurück.“

Sie liefen zu dem Steinkreis zurück, wo sich die Elfenmagierin bereits mit ihrer Schülerin unterhielt.
 

„Da seid ihr ja!“

Yulivee musterte Ollowain und Yuki kritisch. Der Blick kam Yuki unangenehm vor und sie fragte sich, ob Yulivee irgendetwas wusste.

„Ich öffne jetzt das Tor! Eissi, vergiss niemals, was ich dir beigebracht habe! Nimm dies mit, denn du bist noch nicht gut genug, um selbst ein Tor für euren Rückweg zu öffnen.“

Yulivee gab Eissi eine Flasche, wo ein kleines geflügeltes Wesen krampfhaft versuchte den Korken von Innen heraus zu drücken.

„Das arme Ding!“

Eissi machte Anstalten den Korken zu öffnen, doch Yulivee legte ihre Hand auf Eissi’s.

„Das ist eine Blütenfee. Sie kann euch das Tor öffnen und bringt euch hierher zurück.“

Yuki betrachtete das kleine Ding und war sehr skeptisch.

„Ist das Öffnen der Albensterne nicht eine komplizierte Angelegenheit? Wie soll so ein kleines Wesen das schaffen?“

Yulivee warf einen vernichtenden Seitenblick auf Yuki und antwortete: „Beurteile die Dinge niemals nur nach dem Äußeren! Eine Blütenfee hat unglaublich viel magisches Potenzial! Für sie ist das Öffnen eine Kleinigkeit!“

Yuki schluckte als Yulivee sie zurechtwies und senkte beschämt den Kopf. Die Elfe hockte sich auf den Boden und legte die Hände flach auf das Muster, welches auf dem Fels überall zu sehen war. Yuki spürte ein leichtes Prickeln und ihre Nackenhärchen stellten sich auf, als sich plötzlich die Linien zu bewegen schienen. Sie erhoben sich zu einer halbrunden Öffnung, wohinter nur ein schmaler goldener Pfad und ansonsten absolute Dunkelheit herrschte. Eissi klammerte sich an Yuki und blickte ängstlich durch das Tor.

„Da ist wieder diese Dunkelheit…“

„Keine Sorge. Wir wissen jetzt, was uns erwartet. Hab keine Angst.“

Während Yuki das sagte drückte sie sanft Eissi’s Hand. Ihre Freundin schaute sie an und lächelte. „Ja, solange du bei mir bist, brauche ich keine Angst zu haben.“

Yulivee seufzte und schaute die beiden ernst an.

„Kommt nicht vom goldenen Pfad ab! Euer Weg wird kein langer sein, das Tor befindet sich vielleicht zehn Schritt hinter diesem. Ich wünsche euch Glück und Erfolg auf eurer Reise!“

Eissi und Yuki nickten und Yulivee trat einen Schritt zurück zu Ollowain. Dieser kam unerwarteter Weise nochmal auf sie zugelaufen und legte Yuki etwas in die Hand.

„Pass gut darauf auf und gib es mir irgendwann wieder.“

Yuki verstand den Sinn hinter dieser Handlung und schloss ihre Hand fest um das Kleinod.

„Das werde ich!“, sagte sie lächelnd.

Ihre Blicke verharrten noch kurz aufeinander, dann drehte sich Yuki um und zog Eissi an der Hand durch den Albenstern.
 

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„Ich hoffe du weißt, worauf du dich einlässt, Ollowain!“

Noch immer blickten die Elfen an die Stelle, wo sich soeben hinter den beiden Frauen der Albenstern geschlossen hatte.

„Ich weiß nicht wovon du redest, Yulivee.“

„Oh bitte! Du magst der beste Schwertkämpfer in ganz Albenmark sein, doch dafür bist du ein unheimlich schlechter Lügner!“

„Ich bin Ritter, daher ist lügen keine Option für mich.“

„Emerelle wird das nicht gutheißen, dass du dich auf dieses Dämonenmädchen einlässt! Was ist nur in dich gefahren?“

Ollowain antwortete nicht, was Yulivee nur noch mehr in Rage versetzte. Sie drehte sich abrupt um und blickte Ollowain finster über die Schulter.

„Liebe macht blind, Ollowain. Sie ist zu gefährlich, also beende es, solange du noch kannst!“

Ollowain lächelte und lief los. Yulivee’s Aussage ignorierte er geflissentlich.

Sie schaute dem weißen Ritter fassungslos hinterher. Sie reckte trotzig das Kinn vor und folgte ihm schließlich zurück zur Burg Elfenlicht.
 

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„Woher sollen wir wissen, dass wir da sind…?“

Eissi flüsterte ihre Worte und ihre Angst machte ihre Stimme brüchig. Yuki drückte die Hand ihrer Freundin und schaute sich um. Dabei war dies ein sinnloses Unterfangen, denn abgesehen von dem goldenen Pfad, auf dem sie gingen, gab es nichts außer bedrückender Dunkelheit. Doch diese Dunkelheit machte Yuki keine Angst, im Gegenteil. Sie fühlte sich sogar ein wenig wohl, was sie wiederrum bei näherer Überlegung abschreckender fand, als die Dunkelheit an sich. Ob es daran lag, dass sie ein Dämon war? Eissi drückte sich an ihren Rücken, sodass ihre Zwillingsklinge unangenehm auf ihre Schulterblätter drückte, doch Yuki blieb still und ließ sie gewähren.

„Ich glaube wir sind da…“

Vor Yuki teilte sich der Pfad in sechs weitere Pfade auf. Einer davon verlief sogar nach oben und Yuki fragte sich, wie man diesem folgen sollte, wenn man nicht fliegen konnte. Sie zuckte die Schultern, hockte sich hinunter und legte eine Hand auf den Knotenpunkt der insgesamt sieben Pfade.

„Dies hier ist ein großer Albenstern. Yulivee sagte doch, dass wir nicht lange gehen brauchen. Daher wird das hier unser Zieltor sein.“

Yuki erhob sich und drehte sich um.

„Wie wir das Tor allerdings öffnen weiß ich nicht. Sagte Yulivee etwas zu dir?“

„Nein, ich weiß es auch nicht…“

Nun hörte sich Eissi’s Stimme weinerlich an und Yuki suchte nach ihrer Hand und drückte sie.

„Mach dir keine Sorgen, ich passe auf dich auf.“

„Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Ich sehe weder dich noch irgendetwas von mir. Diese Dunkelheit ist doch nicht normal! Müsste nicht wenigstens dieser Scheiß-Pfad uns irgendwie erhellen? Ich denke der soll aus Licht sein…!“

Yuki nahm ihre Freundin in den Arm und drückte sie. Als sie von ihr abließ streichelte sie nochmal sanft ihre Wange und drehte sich dann wieder zu dem Knotenpunkt um. Erneut hockte sie sich davor und streichte mit einer Hand über die Pfade. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr sie, dann erhoben sich ihre Linien und bildeten wieder eine Öffnung. Eissi stieß einen Freudenschrei aus und schob Yuki durch den Albenstern.
 

Vor ihnen erstreckte sich eine karge Landschaft aus Felsgestein. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne stand hoch am Zenit. Als sich ihre Augen an das Licht gewöhnten schaute sich Yuki weiter um und wirbelte herum, als Eissi hinter ihr erneut einen Freudenschrei ausstieß.

„Da! Guck mal dahinten!“

Yuki folgte ihrem Finger und sah in einiger Entfernung die Umrisse einer riesigen Stadt, deren Mitte von einem hohen Gebäude eingenommen wurde. Um das große Gebäude waren mehrere kleinere Türme kreisförmig angeordnet und überhaupt schien die Stadt aus zwei Ebenen zu bestehen.

„Das ist Midgar, Yuki!! Wir sind tatsächlich hier, wie geil!“

Eissi umarmte ihre Freundin auf einmal stürmisch und zog sie in Richtung der Stadt davon. Yuki drehte sich noch einmal zu dem Ort herum an dem sie angekommen waren und ihr wurde das Herz plötzlich schwer. Dies war das Felsplateau auf dem Zack in Final Fantasy VII Crisis Core starb. Ob Eissi dies aufgefallen war? Yuki wandte den Blick ab, um zu ihrer Freundin aufzuschließen und rief sich dabei Emerelle’s Worte wieder in den Sinn.
 

„Die Welten werden nicht so sein, wie ihr sie kennen mögt. Vermeintlich tote Personen können am Leben sein, genauso wie umgekehrt. Auch die Gut-und-Böse-Konstellation kann eine völlig andere sein.“
 

An diese Worte klammernd hoffte Yuki, dass ihr Aufenthalt in dieser Welt ein Guter wurde und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
 

- Ende Reise 2: „Gaia“ ~Ankunft~ -



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