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Kampf um die Existenz

von

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Die Bewohner des kleinen Dorfes im Land der Drachen rannten panisch an Anvar vorbei. „Schnell! Alle in die Höhle!“, schrie Recovor, der ein kleines verängstigtes Mädchen auf dem Arm trug. Anvar und Corvus halfen währenddessen einer alten Frau in die Höhle. Vom Gipfel her konnte man das näher kommende Geräusch von Propellern hören.

Als alle in der sicheren Höhle waren, sprach Corvus beruhigend: „Habt keine Angst. Die Lichtbarriere wird euch schützen. Die Herzlosen können sie nicht durchdringen.“ Die drei Niemande streckten die Hände aus. Goldenes Licht leuchtete zwischen ihren Händen, verteilte sich bis es den ganzen Höhleneingang eingenommen hatte. Anvar, Recovor und Corvus beschworen ihre Waffen. Recovor führte eine Zikadenzwillingsklinge. Diese bestand aus einer 2 Meter langen Eisenstange mit einer kurzen, einseitig-geschliffenen Klinge an jedem Ende. Zudem schützten zwei scharfe sichelförmige Klingen die Hände von Recovor vor Verletzungen.

Corvus nutzte zwei halbmondförmige Klingen, die ineinander griffen. Der Niemand setzte sie immer paarweise ein.

Das Geräusch war nun näher und Sekunden später rollte eine Lawine aus Propellerdrohnen über sie hinweg. Das Gefährliche an diesen Herzlosen war, dass sie in Schwärmen auftraten. Doch gegen drei erfahrene Niemande konnte auch ein Schwarm nichts ausrichten. So waren es nur noch wenige Herzlose, als Anvar ein komisches Geräusch vom Hochlandpass her hörte. „Hört ihr das?“, fragte Anvar besorgt die Anderen. „Ja. Das sind … Zimbeln?!“, antwortete Corvus ungläubig. Anvar schaute in die Richtung aus der das Geräusch kam.

Da erschien er!

Der Sturmreiter flog über das Dorf und seine Bomben verwandelten es in eine Ruine.

Anvar und die zwei anderen warfen sich in den Schnee, als der riesige Herzlose tief über ihre Köpfe hinweg fegte und dabei die übrigen Propellerdrohnen vernichtete.

Der Sturmreiter war ein großer blauer Drache mit einem langen Schwanz, dessen Ende sich kringelte. Gelbe, gedrehte Spitzen liefen in zwei Reihen seinen Rücken entlang. Seine Flügel erinnerten an lange, fünffingerige Hände, zwischen denen das Gewebe kunstvoll in Schnörkeln verlief. Am Bauch befanden sich, anstelle von sechs Füßen, goldene Zimbeln. Während der Oberkiefer wie der Rest des Körpers blau war, wies der zackige, große Unterkiefer eine gelbe Farbe auf, auf dem das Herzlosensymbol zu sehen war. Weißes Haar umrahmte die gelb-glühenden Augen mit den blau-grünen Augenbrauen und bildete an den Seiten des Mundes spitze Stoßzähne. Auf seinem Kopf ragten zwei große, rote Hörner empor.

Gerade noch rechtzeitig sah Anvar, wie Energiegeschosse auf ihn zu rasten.

Durch den Zauber „Reflek“ ließ er um sich ein Schutzschild entstehen. Die Geschosse prallten an ihm ab und wurden zurück zum Angreifer geschickt, wo sie wirkungslos verpufften.

„Die Hörner“, informierte Recovor seine Kameraden, „sie sind seine Schwachstelle.“ Anvar kam wieder auf die Beine. Die Drei rannten auf ihren drachenähnlichen Gegner zu, der wieder seine Füße in Form von Zimbeln gegeneinander schlug. Ehe die Bomben sie treffen konnten, sprangen die Strahlenden zur Seite. Eine Hitzewelle rollte über Anvar hinweg. In seinen Ohren klingelte es. Er schaute sich um, konnte aber nur schwarzen Rauch sehen. Der Junge öffnete den Mund, um nach den anderen zu rufen- rollte sich weg, da er über sich das vertraute knisternde Geräusch eines Blitz-Zaubers hörte. Aus der Richtung des Berges kam ein heftiger Windstoß. Der Rauch verschwand. Endlich konnte Anvar wieder etwas sehen. Recovor lag mit dem Gesicht nach unten im Schnee. Corvus kniete am Boden. Als seine zwei Kameraden Recovor zur Hilfe eilen wollten, erschien eine Barriere, die Anvar und Corvus von ihrem Partner trennte. Hinter ihnen erschien ebenfalls eine Barriere.

Gefangen! Der Sturmreiter brüllte und ließ sich vor den beiden an einem Ende des „Ganges“ nieder. Anvar wusste was das bedeutete. Anvar spannte sich an. Gleich würde der Herzlose einen mächtigen Blitzstrahl abfeuern, vor dem es kein Entrinnen gab.

Nur eine Chance!

Ihr Gegner bildete bereits eine knisternde Kugel vor seinem Maul, die schnell an Größe gewann. Corvus schaute ihn an. Anvar nickte wissend. Sie rannten auf ihren riesigen Gegner zu. Gerade mal die Hälfte des Weges hatten die Kameraden zurückgelegt, als der Blitzstrahl abgefeuert wurde. Doch bevor der tödliche Strahl sie treffen konnte, sprangen beide Niemande in die Luft.

„Magnera!“, schrie Corvus. Ruckartig wurden er und Anvar wie von Geisterhand auf den Kopf des Ungetüms gezogen.

Es war wie beim Rodeo, als Anvar sich mit der einen Hand am Kopf des Ungetüms festhielt und mit der anderen bewaffneten Hand wie wild auf das Horn eindrosch. Natürlich ließ sich der Sturmreiter ganz und gar nicht gefallen. Dieser versuchte durch Hin- und Herschütteln des Kopfes die unliebsamen „Reiter“ abzuwerfen.

Vergebens. Die Hörner brachen. Ein letztes Mal brüllte der Sturmreiter, ehe das Herz aus dem Körper trat. Corvus sammelte das Herz ein. Dann liefen sie zu dem immer noch bewusstlosen Recovor hin. Vorsichtig drehte Corvus seinen Kameraden auf den Rücken. „Recovor.“, flüsterte er und schüttelte ihn leicht. Der Blick von Anvar löste sich von Recovor und glitt zu dem zerstörten Dorf. Von der äußeren Steinmauer waren nur noch wenige Teile übrig. Fast die ganzen Häuser waren dem Erdboden gleich gemacht geworden. Immer noch stiegen hier und da kleine Rauchwolken gen Himmel. „Zum Glück sind die Dorfbewohner in Sicherheit.“, meinte Anvar. Ein Stöhnen kam von dem bewusstlosen Niemand. „Es hätte aber noch schlimmer kommen können…“, meinte Corvus.

„Bitte sprich lauter. Ich hör nicht mehr richtig und in meinen Ohren klingelt es.“, sagte Anvar und stocherte mit seinem kleinen Finger in seinem Ohr rum.

Sein Partner wiederholte seine Worte, fügte aber hinzu: „Das sollte sich Sanavi lieber mal ansehen.“

Er stand auf und legte sich einen Arm von Recovor um die Schulter.

Stimmt. Das wäre ein Massaker geworden, hätten sich die Bewohner noch im Dorf befunden.

Trotzdem war es nicht schön, dass das Dorf zerstört war, aber Menschenleben kann man nicht wieder herstellen.

„Befrei die Dorfbewohner.“, bat Corvus diesmal etwas lauter.

Entsetzen und Fassungslosigkeit standen in den Gesichtern der Menschen. Einige Frauen fielen weinend zu Boden. „U-unser Dorf…“, stammelte ein junger Mann. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte eine Frau traurig. „Es wird sicher mehrere Monate dauern, bis wir das Dorf wieder aufgebaut haben.“, stellte resignierend ein alter Mann fest.

„Corvus! Wir müssen ihnen helfen.“, meinte Anvar.

„Du hast recht.“, pflichtete Corvus bei.

Anvar hob die Hände und bittete um Ruhe. „Hört mir bitte zu! Wir, von der Organisation, werden Euch beim Wiederaufbau unterstützen. Auch werden wir sehen, wo ihr derweil…“

Der Blitz, der ihn in den Rücken traf, ließ in nach vorne taumeln.

„Warum ein Dorf wiederaufbauen, wenn es sowieso bald keine Dorfbewohner geben wird?“

Anvar drehte sich schnell um. Corvus ließ Recovor vorsichtig zu Boden gleiten. Seine Doppelklingen erschienen wieder genauso wie Anvar’s Katana.

„Oxandros!“, nannte Corvus den in eine schwarze Kutte gehüllten Mann. In der rechten Hand hielt Oxandros einen Luzernen Hammer. Dieser hatte einen langen Schaft, an dessen Ende ein Hammerkopf mit scharfen Kanten saß. Auf dessen gegenüberliegender Seite befand sich ein scharfer Haken. Eine flache Stoßspitze saß auf dem Ende, wo auch Hammerkopf und Haken zusammen liefen. „Zurück in die Höhle!“, schrie Corvus. Abermals rannten die Bewohner in die sichere Höhle. Die beiden Strahlenden deckten den Rückzug. „Nutzlos!“, kommentierte der Dunklere und stieß das Ende seiner Waffe einmal in den Schnee.

Über manchem Mensch erschien eine gelbe Kugel. Anvars Partner reagierte gerade noch rechtzeitig.

Mithilfe des Zaubers „Protes“ konnte er einige Dörfler durch Schutzschilde, die sich um sie bildeten, retten. Aber nicht alle. Sie fielen bewusstlos um. Anvar konnte sich durch die erste Attacke nicht bewegen. Sprichwörtlich wie gelähmt stand Anvar da.

Der Hammer war seitlich von sich gestreckt, als Oxandros auf Corvus zu rannte. Schwungvoll holte ihr Gegner über dem Kopf aus, nur um ihn dann auf Corvus niedersausen zu lassen. Endlich verschwand die Starre und Anvar konnte sich wieder bewegen. Anvar eilte seinen Partner zur Hilfe, wollte Oxandros in den Rücken fallen. Corvus’ Doppelklingen fingen die Waffe ab, der Oberkörper von Oxandros war ungeschützt. Der Tritt, den Corvus dem Dunklen verpassen wollte, schlug fehl. Oxandros harkte den Schlagdorn in den weißen Stiefel ein, drehte sich und schleuderte sein Opfer gegen Anvar.

Beide Niemande stürzten zu Boden. Der Dunkle lief auf die Beiden zu. Die Spitze schnellte nach vorne. Ihr Ziel war die Brust von Corvus. Geschickt fing Corvus die Waffe noch ab. Mit seinen Füßen klemmte er die Spitze zwischen ihnen ein. Anvar sah seine Gelegenheit. Er wollte Oxandros’ Oberarm angreifen. Bloß hatte Oxandros seine Waffe schneller befreit als es den beiden anderen lieb war. Der Dunkle hatte gerade den Hammer erst befreit, als wiedermal die Spitze, einer Schlange gleich, vorschnellte und das Bein von Corvus aufschlitzte. Er sah, dass Anvar auf ihn zu rannte. Er blockte Anvars Angriff, indem er die Schwertklinge nach außen, weg von seinem Körper, drückte. Dann machte er drei Schritte vorwärts und drehte sich, sodass er den Rücken angreifen konnte.

Ein kurzes Stöhnen entfuhr Anvar, als sein Hinterkopf Bekanntschaft mit dem eckigen Hammerkopf machte. Anvar kippte nach vorne. Oxandros ging um Anvar herum, bis er vor ihm stand. „War das schon alles?“, fragte dieser tonlos. Die Augen des in schwarz-gekleideten Niemands suchten eine passende Stelle. Der Schlag auf den Hinterkopf war nicht mit voller Wucht ausgeführt worden, sonst wäre Anvar nicht mehr bei Bewusstsein gewesen – und er hätte auch nicht gemerkt, wie sich der Haken in sein Schulterblatt bohrte. Ein schmerzerfüllter Schrei kam als Antwort.

Anstatt den Haken rauszuziehen, zog Oxandros den Schaft des Hammers näher zu sich heran. Das hatte zur Folge, dass der Haken unter das Schulterblatt kam und dieses schmerzhaft nach oben drückte. Gleichzeitig merkte Anvar auch die Speerspitze. Anvar blickte zu ihm auf. Er hob sein Schwert etwas an. Oxandros’ gelbe Augen verengten sich. Er drückte Anvars Hand mit seinen Stiefelabsatz brutal in den Schnee. „Jämmerlich!“, kommentierte Oxandros ernst. „Um euch werde ich mich kümmern, wenn ich meine eigentliche Mission abgeschlossen habe.“ Nicht gerade gefühlvoll befreite er seine Waffe aus Anvars Körper. Der Dunkle wandte sich von Anvar ab und ging ohne Eile zu den bewusstlosen Dorfbewohnern hinüber. „Nein!“, stöhnte Anvar unter Schmerzen. Seine Finger umklammerten das Katana ohne wirklichen Halt. Sein Versuch, sich in die Höhe zu stemmen, scheiterte. Mit schmerzender Schulter sackte der Niemand wieder auf den Boden. Obwohl es in dieser Welt eiskalt war, brannte seine Schulter, als ob sie in Flammen stünde. Noch immer konnte er sehr wenig hören. Anvar musste ein paar Mal blinzeln, um Corvus zu erkennen, der ebenfalls im Schnee lag und sich das blutende Bein hielt. Ein roter Fleck breitete sich unter ihm, im makellosen Weiß, aus. Beide schauten sich an. Ohne fremde Hilfe konnte auch sein Partner nicht aufstehen, geschweige denn gehen.

Sie wussten, dass die Dorfbewohner schutzlos dem Dunklen ausgeliefert waren.

Aussichtslos! Recovor ist bewusstlos und bei uns anderen beiden sieht es nicht besser aus.

Fassungslos sahen beide, wie Oxandros einen Dorfbewohner nach dem anderen in die Brust stach. Aus ihren Körpern traten ihre Herzen, die im blauen Himmel verschwanden. Den Angehörigen der Dörfler blieb nicht mal der Körper ihrer geliebten Freunde oder Familien, den auch dieser löste sich auf. Anvar zweifelte nicht im Geringsten, dass, wenn Oxandros die Herzen der Bewohner vor der Höhle befreite, er sich dann die Menschen in der Höhle vornahm.

„Ragnarök!“

Völlig überrascht trafen die Lichtkugeln Oxandros und ließen ihn zu Boden stürzen. Anvars Sicht verschwamm leicht, als er auf die Gestalt blickte, die Ragnarök abgefeuert hatte.

„Warum nimmst du es nicht mit mir auf, anstatt auf wehrlose Dorfbewohner loszugehen?“

Es war Recovor.

„Du wirst genauso verrecken wie sie und deine kleinen Freunde.“ Mit diesem Satz schwang er seinen Hammer von links nach rechts. Eine Blitzsichel schoss auf Recovor zu. Erfolgreich konnte der Strahlende sie blocken. Eine weitere Sichel folgte. Diesmal wich der Niemand aus. Kurz schauten sie sich an, dann stürmten beide aufeinander zu. Der Hammerkopf von Oxandros‘ Waffe zielte auf den Kopf von Recovor. Dieser duckte sich. Eine Klinge seiner Waffe schlitzte die Seite von Oxandros auf. Er kümmerte sich nicht weiter um die Verletzung, sondern versuchte mit der Speerspitze Recovor im Gesicht zu treffen. Dieser fing den Stoß ab. Nachdem sich der Strahlende zur Seite gedreht hatte, versetzte er dem anderen Niemand einen Stich in den Rücken. Beide gingen auf Distanz.

Aus den Augenwinkeln heraus sah Anvar eine Bewegung. Er zuckte zusammen, als sich die Hand von Brave sanft auf seine Schulter legte. „Wir holen euch hier heraus“, meinte dieser leise. Vorsichtig half er Anvar auf die Beine und legte sich einen Arm von Anvar um die Schulter.

„Aber Recovor …“, fragte Anvar besorgt

Jetzt hatte Oxandros auch die beiden neuen Niemande entdeckt. Zornig schoss er zwei Blitzkugeln auf sie. Zu spät! Brave und Anvar, sowie Basav und Corvus, hatten sich in Licht aufgelöst.



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