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Delilah – Die Liebe einer Wölfin

von

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16. Kapitel

Hi, an alle, die die Hoffnung bisher noch nicht aufgegeben haben.

Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich euch solange habe warten lassen. Aber ums gleich kurz zu sagen, mich hat eine üble Schreibblockade gepackt, dann noch Troubles in der Arbeit und zu guter Letzt auch noch eine Verletzung an der Hand.

Nun, die Schreibblockade ist vorbei, derzeit hab ich 'Urlaub' und die Hand ist auch wieder in Ordnung. Es kann also nur noch besser werden.
 

Und damit hoffe ich, dass das hier erst der Anfang von weiteren Kapiteln sein wird, die so schnell wie es geht folgen werden. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Eure Darklover
 

******
 

Delilah erinnerte sich noch sehr genau an die verhassten Abendessen, die sie mit ihren Pflegeeltern täglich hatte über sich ergehen lassen müssen.

Nach einem mindestens ein minutenlangen Tischgebet, bei dem sie mit gesenktem Haupt ihren arttypischen Hunger bändigen und ihren Bauch davon abhalten musste, lautstark zu knurren, waren die paar wenigen Worte am Tisch gewechselt worden, die erlaubt waren, um sich gegenseitig die Speisen oder den Brotkorb zu reichen. Ansonsten hatte das kühle Klappern des Bestecks auf den Tellern den Ton vorgegeben und wehe einer von ihnen hätte dabei dem anderen auch nur einen flüchtigen Blick zugeworfen, anstatt in frommer Andacht den Kopf geneigt zu halten und im Geiste Buße zu tun, für die kleinen Sünden, die sie alle tagsüber angesammelt hatten.

Allzu oft war Delilah dabei der Drang überkommen, ihrer Pflegemutter die Kohlsuppe über den Kopf zu schütten, oder ihren Pflegevater einen Fleischkloß direkt auf die blankpolierte Scheibe seiner Halbglatze zu schießen, nur um dieser kühlen Nichtachtung zu entkommen.

Es war ihr erstaunlicherweise tatsächlich gelungen, ihre Sehnsüchte für sich zu behalten, solange sie mit diesen Menschen hatte unter einem Dach leben müssen, doch umso schwerer fiel es ihr jetzt, die niederdrückende Stille am Tisch der drei Werwölfe zu ertragen.

Wie sie es überhaupt geschafft hatte, mit James die Hasenbraten zuzubereiten, ohne auch nur ein Wort über den Kuss oder ihre darauffolgende Reaktion zu verlieren, war ihr immer noch ein Rätsel. Zugleich hatte ihr James Hoffnungen gemacht, sie könnten bald wieder vollkommen ins Reine kommen, nachdem er ihr mit seiner altbekannten Geduld alles gezeigt und wie versprochen sogar die Zwiebeln geschnitten hatte. Ganz so, als ob nichts gewesen wäre.

Dass etwas vorgefallen war und sie sich gewaltig geirrt hatte, merkte Delilah allerdings spätestens dann, als sich alle am Tisch versammelt hatten.

Von Elija McKenzie – dem Vater der Zwillinge – war sie es gewohnt, dass er sich schweigsam gab und es war auch wirklich nicht mehr als seine Anwesenheit nötig, um seine geballte Präsenz immer noch ungebremst abzubekommen; aber dass die Brüder sich weder ansahen noch ein Wort miteinander wechselten, obwohl sie sich direkt gegenüber saßen, glich einer völlig verdrehten Weltordnung. Normalerweise nutzten die Jungs den Anlass dazu aus, selbst noch mit vollem Mund über Autos, Autoteile oder den fragwürdigen Sinn von elektronischen Klobrillen zu diskutieren.

Heute wehte allerdings nicht einfach nur ein kühles Lüftchen am Tisch, sondern vielmehr ein ausgewachsener Blizzard. Der alte Werwolf ließ sich davon nicht in seiner Mahlzeit stören, auch wenn Delilah glaubte, manchmal seinen kurzen Blick auf sich zu spüren, was sie nur noch mehr dazu brachte, unbehaglich in ihrem Essen herum zu stochern. Sie hatte zwar großen Hunger, aber die Stimmung am Tisch zwang ihren Appetit gnadenlos in die Knie. Mehrmals war sie versucht, irgendetwas zu sagen. Vielleicht ein unverfängliches Gespräch zu beginnen, oder sogar die Babybombe hochgehen zu lassen, nur um dieses Schweigen zu durchbrechen. Doch letzten Endes schwieg sie genauso wie alle anderen nur mit dem Unterschied, dass es ihr nicht noch mehr hätte bewusst sein können, dass das alles ihre Schuld war.

Wenn sie es nicht ohnehin schon wüsste, wäre ihr spätestens jetzt klar geworden, dass es ein gewaltiger Fehler gewesen war, mit Dean zu schlafen. Sie hätte dabei auch an James und dessen Gefühle denken müssen. Aber wie hätte sie auch wissen können, dass Dean sofort über ihren Ausrutscher auspacken würde, oder es seinen Bruder so sehr mitnahm? Wäre sie an seiner Stelle gewesen, hätte sie den Mund gehalten. Aber vielleicht wusste sie auch einfach nicht, wie Zwillinge tickten. - Nein. Sie war sich sogar sicher, dass sie es nicht wusste. Immerhin hatte sie noch nicht einmal eine Vorstellung davon, wie es war, Geschwister zu haben. Als Einzelkind war ihr diese Erfahrung vorenthalten worden. Allerdings hätte sie ohnehin keinem anderen ihre Kindheit gewünscht, auch wenn es manchmal vielleicht leichter gewesen wäre, die Gefühle und Gedanken mit jemanden teilen zu können, der sie auch verstehen konnte.

So aber trug sie die Bürde alleine und wurde es nicht leid, sich in Gedanken für ihren Fehler selbst zu kasteien. Immer mehr bekam sie das Gefühl, dass sie wohl nie gut darin sein würde, etwas richtig zu machen, sondern lediglich immer von einem Desaster ins nächste zu tappen. Ein Wunder, dass sie es überhaupt bis hierher geschafft hatte.

Mit zittrigen Fingern legte Delilah das Besteck auf ihren Teller. Das Essen war am Ende doch noch vorbei. Die Stimmung endgültig im Keller und zum Nachtisch gab es einen zerbrochenen Saftkrug, der sich einfach ihren Fingern entwand, als sie beim Tischabräumen behilflich sein wollte.

Die Zwillinge und sie erstarrten sofort bei dem Krach. Zum Glück hatte der alte Werwolf den Raum bereits verlassen, so dass sie sich nur noch mit den Brüdern auseinandersetzen musste. Doch diese stierten ebenso wie sie, ein bisschen unschlüssig auf den Scherbenhaufen.

Es war nicht so, als wüsste keiner von ihnen, was sie jetzt tun sollten. Viel mehr schien das kleine Chaos bezeichnend für die heutige Stimmung zu sein und jeder im Raum war sich dessen nur allzu deutlich bewusst.

Delilah bewegte sich als Erste und wollte sich soeben bücken, um die Scherben aufzusammeln, als James sie am Arm berührte und sie davon abhielt.

Allerdings sah er dabei Dean mit einem unergründlichen, aber ernsten Gesichtsausdruck an, der seinen Blick erwiderte.

"Big Horns?"

"Darauf kannst du einen lassen. Zehn Minuten?"

"Sagen wir fünfzehn. Ich mach' hier noch die Sauerei weg."

"Alles klar. Ich fahr den Wagen vor."

"Okay."

Damit wandte James sich den Scherben zu und Dean schnappte nun seinerseits Delilahs Arm und zog sie regelrecht die Treppe hoch zu ihrem Zimmer.

"Zieh dir was Bequemes über. Wir machen einen drauf. In fünfzehn Minuten treffen wir uns draußen."

Mit dieser dürftigen Erklärung ließ er sie stehen und verschwand in seinem eigenen Zimmer. Delilah wollte nicht einmal behaupten, auch nur die Hälfte von dem Gesagten eben verstanden zu haben. Aber so wie sie die Dinge interpretierte, ging es nicht darum, ob sie dabei mitmachen wollte oder nicht sondern nur, dass sie schnell genug fertig zu sein hatte.

Nach allem was sie sich in letzter Zeit geleistet hatte, wollte sie sich dem nicht widersetzen. Also versuchte sie wenigstens dieses Mal nicht unangenehm aufzufallen, nachdem James auch noch ihren Dreck wegmachen musste, obwohl das eigentlich ihre Sache gewesen wäre.

Da Delilahs Auswahl an Kleidung in letzter Zeit noch mehr eingeschränkt worden war, dauerte es auch nicht lange, sich schnell etwas anderes überzuziehen. Eine schlichte Bluse in hellblau und stinknormale Jeans mussten reichen, um in einer ländlichen Gegend einen drauf zu machen, obwohl sie keine Ahnung hatte, was die Brüder genau darunter verstanden und ob sie da überhaupt mitmachen wollte bzw. durfte. Sie würde sich auf alle Fälle etwas einfallen lassen müssen, sollte dabei Alkohol im Spiel sein.

Schnell noch zupfte sie sich die Haare zurecht, tupfte noch etwas rot angehauchten Lipgloss mit Beerengeschmack auf ihre Lippen und zog sich die inzwischen wieder sauberen Ballerinas über. Ihre abgewetzte Lederhandtasche musste für den Zweck genügen und für mehr hätte die Zeit ohnehin nicht mehr gereicht, denn sie wollte auf keinen Fall diejenige sein, auf die man warten musste.
 

In der irrtümlichen Annahme, sie würden mit dem alten Pick-up fahren, den die McKenzies normalerweise für gewöhnliche Besorgungen benutzten, die nichts mit Autos zu tun hatten, wartete Delilah schon einmal neben dem Wagen und überprüfte im Seitenspiegel noch einmal ihr Aussehen.

Sie glaubte tatsächlich die Erste zu sein, bis ein schnurrender Motor hinter ihr sie vom Gegenteil überzeugte. Dean war der Schnellste von ihnen allen gewesen und seine Wahl des fahrbaren Untersatzes war tausendmal besser als die ihre.

Delilah verstand nicht viel von Autos. Aber sie konnte durchaus einen schneidigen Schlitten von einer gewöhnlichen Karre unterscheiden.

Der blutrote Mustang mit den schwarzen Aluminiumfelgen gehörte definitiv zu den Hinguckern unter den Autos. Sie hatte ihn bisher noch nie auf der Ranch gesehen, weshalb die Brüder ihn wohl nur für besondere Zwecke heraus holten und bei dem Glanzstück, das sie hier hatten, würde Delilah das auch keine Sekunde lang wundern.

Sie trat näher an das Auto heran, als Dean sich über den Beifahrersitz lehnte und ihr die Tür aufmachte: "Steig ein."

Er klappte den Sitz zurück, so dass sie auf der Rückbank des Wagens platznehmen konnte. Von außen betrachtet, hätte sie dem Auto noch nicht einmal eine Rückbank zugemutet, aber zierlich wie Delilah war, hatte sie sogar mehr als genügend Platz.

Bewundernd strich sie über das kühle Leder der Sitze. Es war so schwarz wie die Felgen und hätte sich bestimmt tagsüber ziemlich schnell in der Sonne aufgeheizt, wenn nicht sämtliche Scheiben – Windschutzscheibe ausgenommen – getönt gewesen wären.

Auch die Armaturen konnten sich mehr als nur sehen lassen.

"Beeindruckt?"

Delilah sah hoch und begegnete Deans Blick im sportlichen Rückspiegel. Unwillkürlich entkam ihr das erste Lächeln an diesem Abend.

"Sehr. Wenn man bedenkt, dass ihr damit bestimmt genauso viele Frauen abschleppt, wie normalerweise kaputte Autos."

"Nicht genauso viele." In Deans Augen machte sich ein amüsiertes Funkeln breit, auf das Delilah sofort ansprang. "Ach, wirklich nicht?"

Er begann zu grinsen: "Nein, die Quote der abgeschleppten Frauen ist definitiv höher, als die der kaputten Autos."

"Angeber." Delilah schubste Dean mit einem breiten Lächeln sanft gegen die Schulter, ehe sie sich im gemütlichen Sitz zurück lehnte und sich anschnallte. Genau in dem Moment öffnete James die Beifahrertür und konnte gerade noch das breite Grinsen seines Bruders miterleben.

"Hab ich was verpasst?" Er glitt in den Sportsitz und schloss die Tür.

"Noch nicht." Dean fuhr los und sein Ton war mehr als bedeutungsschwer.

Wieder fragte sie sich, wo es nun hinging und was sie von dieser unerwarteten Wendung des Abends zu halten hatte, denn obwohl die Brüder wieder miteinander sprachen, war dennoch eine gewisse Anspannung zwischen ihnen zu spüren. Und auch in Delilah wuchs die Spannung, je weiter sie sich von der Ranch entfernten. Was würde der Abend noch alles mit sich bringen?
 

Irgendwo zwischen dem ausgestorbenen Kaff von Sun River und der Großstadt Great Falls lag verborgen in einem kleinen Wäldchen und der Weite des unbewohnten Landes eine Bar wie sie typischer nicht hätte sein können. Zumindest von außen machte der Schuppen mit dem flackernden Neonlicht einer Bierwerbung an der Wand, den blickdichten Fenstern und der leicht schmuddeligen Fassade keinen sehr einladenden Eindruck. Dennoch standen vor der Bar eine höchst beeindruckende Anzahl an Autos und Motorräder, die man in dieser Gegend nicht erwartet hätte.

Mehr als nur skeptisch ließ sich Delilah von James aus dem Wagen helfen und folgte den Brüdern dann dichtauf, während sie ihre Umgebung im Auge behielt. Unzählige Gerüche lagen in der Luft. Nicht immer die Besten und dennoch musste man auch die guten Düfte von solidem aber guten Essen schätzen, die einem manchmal um die Nase schmeichelten.

Ein Geräusch in der Dunkelheit jenseits des beleuchteten Parkplatzes ließ sie leicht zusammen zucken und in die Richtung spähen. Viel konnten ihre Augen nicht ausmachen, dennoch war sie beruhigt, als sie nur einen Kerl erkennen konnte, der in den Büschen gerade sein Bier wieder los wurde.

"Ich weiß. Es sieht nicht nach viel aus. Aber wart's erst mal ab, bis du drin bist." James schob sie zwischen sich und seinem Bruder, während sie über den Parkplatz marschierten. Vielleicht weil er ihre Unbehaglichkeit spürte. Vielleicht hatte es aber auch andere Gründe und sie sollte sich erst Recht Gedanken über ihre Umgebung machen.

Jetzt reiß dich mal zusammen, Mädl! Du warst schon in viel härteren Schuppen. – Da war ich aber auch noch nicht schwanger. – Na und? Hast du deshalb deinen rechten Haken verloren? – Auch wieder wahr…

Delilah schulterte ihre Tasche neu und straffte sich. Sie würde den Teufel tun und wegen der Schwangerschaft verweichlichen. Oder besser gesagt, endgültig verweichlichen. Soweit kam's noch! Auf gesunde Ernährung und Alkoholverbot achten, gut und schön. Aber ein paar aufdringlichen Typen konnte sie immer noch uneingeschränkt aufs Maul hauen, wenn es sich ergab. Allerdings hoffte sie doch, dass es heute Abend nicht einer der Jungs sein würde. So taff Delilah sich gerne im Augenblick gab, das würde sie bestimmt nicht über sich bringen. Dafür schuldete sie den beiden viel zu viel.

Die Musik mit dem deutlichen Einschlag von Country wurde lauter, blieb aber noch bei einem angenehmen Pegel, selbst als Dean ihr die Tür aufhielt und sie auch endlich verstand, was James mit "Big Horns" gemeint hatte. Denn über dem Eingang der Bar hing ein riesiger Schädel eines Longhornrindes oder was auch immer solche mächtigen Hörner hervorbrachte.

Das Licht im Innenraum der Bar war angenehm gedämpft und soweit Delilah das erkennen konnte, hing keine dichte Rauchfahne in der Luft, die sie dazu gezwungen hätte, den Abend draußen zu verbringen. Dafür drang grollendes Gelächter aus einer Ecke der Bar an ihr Ohr; in einer anderen wurde ausgelassen getanzt und irgendwo musste ein Fernseher mit einem Sportevent laufen, denn sie konnte mehrere Leute jemanden Anfeuern hören. Doch was ihr am Deutlichsten auffiel, war der Geruch nach Werwolf, dem alles hier anhaftete.

Dean und James hatten sie tatsächlich in eine Werwolfbar geschleppt!

Jetzt wunderte es sie auch nicht mehr, dass die zwei sich wie Bodyguards verhielten und sie sicher durch das überraschend große Angebot an Karohemden und Jeanshosen direkt an die rustikale Bar lotsten, ohne dass sie von jemandem angerempelt worden wäre. Dafür war sie den beiden wirklich dankbar. Denn mit ihrer Größe ging sie hier unter den ganzen Werwölfen beinahe unter. Vielleicht hätte sie doch die hohen Schuhe anziehen sollen. Aber sie bezweifelte stark, dass das etwas genützt hätte. Sie war eben nur eine gewöhnliche Wölfin und ebenso gewöhnlich gebaut.

Delilah setzte sich auf den einzigen freien Barhocker und gewann so endlich wieder etwas an Überblick, während sich die Jungs an ihren beiden Seiten aufstellten.

"Also, es wird Zeit, dass wir dir einmal unsere Gebräuche erklären.", begann James ohne Umschweife und lehnte sich mit einem verwegenen Lächeln lässig gegen die Theke. Das war so viel besser, als seine Wut von heute Morgen zu spüren, auch wenn sie nicht wusste, was nun jetzt auf sie zukommen würde. Delilah hatte immer noch daran zu kauen, dass sie hier in einer Werwolfbar saß. Ob sie noch weitere Überraschungen verkraftete, würde sich wohl erst noch zeigen.

Dean tat es seinem Bruder gleich, schwieg aber zu dem Gesagten und ließ seinen Bruder die Sache regeln.

"Die Regeln heute Abend sind ganz einfach. Dean ist der Chauffeur. Er bezahlt alles, was wir hier konsumieren und der wichtigste Punkt überhaupt: Er wird eine Runde auf 'Blueballs' drehen."

Deans Zähneknirschen ließ sie zu ihm aufsehen. Er sah nicht besonders glücklich über diese Regeln aus und es wunderte Delilah doch sehr, dass er sich nicht dagegen auflehnte. Sie begann die Sache immer weniger zu verstehen. Vor allem wer oder was 'Blueballs' war. Also schenkte sie James nur einen fragenden Blick: "Und warum?"

Was für Gebräuche waren das denn?

"Ganz einfach." James schlug mit der flachen Hand zweimal auf den Tresen und weckte somit die Aufmerksamkeit des Barmanns, ehe er sich wieder ihr zuwandte. "Weil mein Bruderherz Scheiße gebaut hat und er das nur so wieder grade biegen kann."

"So sieht's aus." Dean richtete sich an den beeindruckend bulligen Kerl hinter der Theke, der sie mit dem roten Karohemd nur noch schwach an einen Holzfäller erinnerte. Eher kam ihr der Vergleich mit einem Bären in den Sinn, obwohl er eindeutig ein Werwolf war. " Hi, Cliff. Einmal Whiskey mit Eis, eine Coke und was trinkst du, Deli?" Dean sah sie fragend an, um ihre Bestellung zu erfahren, dabei begann sie doch gerade erst zu begreifen, welche Scheiße James gemeint hatte, die sein Bruder gebaut hatte und sich mit der Tatsache abzufinden, dass sie hier vielleicht doch nicht mit einem einfachen rechten Haken davon käme. Eher mit einem großkalibrigen Gewehr und genug Munition für eine ganze Armee.

Völlig neben der Spur nannte sie einfach das Erstbeste, was ihr einfiel, nur um es dann gleich wieder zu vergessen.

Dean zog daraufhin seine Augenbraue hoch, nannte Cliff aber ohne weitere Vorbehalte ihre Bestellung. Delilah kümmerte es nicht weiter. Stattdessen dachte sie darüber nach, dass Dean gerade die Scheiße ausbadete, in die sie ihn hinein geritten hatte. Das war alles andere als fair, aber sie konnte im Augenblick auch nichts dagegen unternehmen. Sie hatte nicht genügend Kohle, um so einen Abend bezahlen zu können, noch war sie fähig, ein Auto zu fahren, um die beiden wieder nach Hause zu bringen und auch wenn sie nicht wusste, wer oder was 'Blueballs' war. Sie war sich fast sicher, dass sie auch damit nicht fertig werden würde.

Wenn hier also jemand tief in der Scheiße saß, dann war sie das. Denn sie würde all das, nie und nimmer zurück zahlen können, was sie den beiden Jungs mehr und mehr zu schulden begann. Nicht einmal, wenn sie dafür sorgen könnte, dass die beiden den Abend hier nie vergessen würden.



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