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Sein Opfer

Es wäre besser für dieses Kind gewesen, wäre es nie geboren worden.
von

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Die kleinen, ja winzigen Hände schlossen sich vorsichtig um seinen Daumen, ganz leicht, ganz lieblich, ganz zaghaft.

Er lächelte.

Vaterstolz.

Es regnete wie aus Eimern, das Wasser ergoss sich hemmungslos auf den jungen Mann und durchnässte ihn bis auf die Knochen, doch unter seinem dicken Mantel war es warm wie wohlig und gerade dort hielt er das winzige Würmchen ganz fest und beschützend an sich gepresst. Der junge Mann war blond und schlaksig und zwischen den wütenden Knurren des Sturmes und den grausigen Donnern des Windes war sein eigenes verzweifeltes Keuchen geradezu untergegangen. Es war ein sehr dunkler, regnerischer Tag, kalt und eisig wie m tiefsten Winter.
 

Es war der schlimmste Tag in Zai Vessalius Leben.
 

Der kleine Säugling gurrte zufrieden in seinen starken Armen, die winzigen Hände seines neu geborenen Sohnes griffen neugierig nach seinem Bart als er sich hinunter beugte und dem Winzling einen Kuss auf die Stirn drückte, ganz sanft und zärtlich.

Schließlich war er dessen Vater.

Es war sein kleiner Sohn.
 

„Du solltest das Kleine nicht zu sehr ins Herz schließen. Wenn er größer ist wird dich Jack ohne mit der Wimper zu zucken töten.“ Zai wäre fast zusammengezuckt vor Schreck, automatisch schaute er auf und entdeckte die Gestalt in den purpurnen Umhang im Regen, so grell wie eine Flamme in der Dunkelheit.

„Bist du dir wirklich sicher das er gerade jetzt wiedergeboren wurde? Nach hundert Jahren, wieso gerade jetzt?…vielleicht irren wir uns, vielleicht ist er es doch nicht.“ Zais Stimme klang brüchig, sein Sohn spielte glücklich blubbernd mit dem Ärmel von Zais Umhang.

„Ich bin mir sehr sicher. Wenn dir etwas an deinen Lieben liegt dann hör mit der Gefühlsdusellei auf, gib mir das Kind und lass es uns hinter und bringen. Es ist kalt hier Draußen!“ Der purpurne Totengeist knirschte genervt mit den Zähnen unter seiner Kapuze lag nur Schatten, Zai erkannte kaum die Umrisse seines Gesichtes.

Der blonde Mann zögerte.

Das war sein Kind.

Das war sein kleiner Sohn.

„Hör zu Zai…“ Der Totengeist war wirklich sehr, sehr schlecht gelaunt: „ich weiß ja wie es ist ein Kind zu haben und ich weiß das du dir nicht vorstellen kannst das gerade dein Kind das Gefäß der Seele Jack Vessalius sein soll…“ Der Kleine gluckerte vor sich hin, lag warm und gut behütet in Zais Armen: „Aber hör auf meine Fähigkeiten anzuzweifeln! WAGE es nicht weiter meine Fähigeiten anzuzweifeln! Ich weiß das es schwer zu verstehen ist, aber für die Sicherheit der Welt müssen nunmal Opfer gebracht werden!“

Im nächsten Moment trat der Totengeist auf ihn zu und grabschte den quiekenden Säugling lieblos aus Zais Armen heraus, der Kleine begann zu schreien als der heftige Regen ungebremst auf ihn hinabprasselte wie tausend Nadelstiche und Zai streckte ganz instinktiv die Hand nach dem Säugling aus.

Der Totengeist schlug sie weg.

„Versteh es endlich, du alter Dummkopf! Das ist nicht das Kind von dir und deiner Frau, das ist der Geist eines Mörders, die perverse letzte Spiegelung eines Verrückten!“

Zai starrte auf das schreiende Kind hinunter, er starrte einfach nur: „Was wirst du mit ihm machen…?“

„Mpf, ich werde dafür sorgen das Jacks Bewußtsein verdrängt wird. Gib mir etwas Zeit, ich werde einen Chain aus dem Abyss rufen und ihn in dem Kleinen versiegeln. Die Persönlichkeit des Chains wird die von Jack entmachten.“

Zai sagte nichts, sein Blick lag auf dem kleinen Würmchen, sein Erstgeborner.
 

Oh, er hatte die Augen und die Haare von Zai, Die Ohren von seinem älteren Bruder Oskar…ja…und die Nase von seiner Mutter, so eine hübsche Nase…
 

Der Totengeist beobachtete den junge Vessalius, dann trat er auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die vor Nässetriefenden Schulter: „Dieses Kind ist nicht dein Sohn Zai. Weder jetzt, noch nach dem Ritual. Es wird niemals dein Sohn sein, der Chain wird den Körper übernehmen und aus Selbstschutz eine fiktive Persönlichkeit erschaffen doch es wird niemals an einen richtigen Menschen herankommen. Jeder von uns muss etwas opfern für die Zukunft und dieses Kind ist dein Opfer.“

Zai sagte nichts, im nächsten Moment raschelte der purpurne Umhang als der Totengeist sich umdrehte um sich ans Werk zu machen.

„Wie wird sein Name sein?“

Der Totengeist sah fragend zu dem junge Vessalius hinüber: „Wie bitte?“

„Der Name des Chain..“ Zai starrte auf das kleine Bündel hinab, lange, viel zu lange: „Wie ist dessen Name?“
 

Der Mann im purpurnen Umhang zögerte zum ersten Mal an diesem Tag, kaum merklich, für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er mit einem leisen Flüstern antwortete: „Oz. Oz, der blutüberströmte schwarze Hase.“
 

Der Regen prasselte auf sie hinab wie eine wütende Sturmflut, es war ein dunkler, eisiger Tag, so finster als hätte sich der Abyss schon über die Welt gelegt um gierig alles zu verschlingen.

Es war der schlimmste Tag in Zai Vessalius Leben.
 


 

Autorenkommentar: Basierend auf Kapitel 70. Vielleicht lief es so ab, wer weiß. ich hoffe ich ahbe Zai ein wenig menschlicher werden lassen, schließlich ahben wir ihn bis nunmehr nur als jemanden erlebt der sein Kind hasst. doch vielleicht steckt mehr dahinter. ich zumindest glaube, das Eltern ihr Kind niemals hassen können, selbst wenn sie sich wie zai einreden es zu tun.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  X-Breakgirl
2012-04-30T17:17:20+00:00 30.04.2012 19:17
Ja, von mir kommt jetzt hier auch ein Kommi.
Wirklich eine tolle Idee, wie du das geschrieben hast.

LG :D
Von:  Raishyra
2012-04-29T20:29:49+00:00 29.04.2012 22:29
Sehr schön geschrieben, wirklich toll. *o*


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