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Alles nochmal?

von

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Prolog

AN: Die Geschichte beginnt nach dem Ende von Death Note und enthält somit womöglich Spoiler für den gesamten Manga/Anime.
 


 

Als Light auf den Treppenstufen lag und den stechenden Schmerz in seiner Brust spürte, wusste er, dass es endgültig vorbei war.

Jetzt war alles vorüber, und das, was ihn nun noch erwartete, war MU, das Nichts.
 

Er hatte Angst vor dem Tod und davor, dass nun sein Leben zu Ende gehen würde.

Er, der Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen, umgebracht oder ihren Tod angeordnet hatte, war selber nicht bereit zu sterben.

Und doch hatte er keine Wahl.

Light wusste, dass er eigentlich froh sein konnte, dass er nur ins Nichts gehen würde, und nicht in die Hölle, wo jemand, der so viele getötet hatte wie er, eigentlich hingehörte.

Wäre er ein Gott gewesen, dann wäre er nirgendwo hingegangen und nichts hätte ihn besiegen können.

Nein, er war kein Gott, dies machte ihm der unbeschreibliche Schmerz in der Brust unerbittlich klar.

Er war nur ein Mensch gewesen, ein Mensch, der nun sterben würde.
 

In seinem letzten Atemzug erblickte er plötzlich etwas.
 

Etwas, das er lange – viele Jahre – nicht gesehen hatte, und was ihm aber dennoch seltsam vertraut war.
 

Vor ihm auf der Treppe, die Hände in den Taschen, stand L.

L war das Letzte, was er in seinem Leben sehen sollte.
 

In dem Moment, als sein Blick auf den toten Detektiv fiel, tobten die verschiedensten Gedanken und Gefühle in dem sterbenden Massenmörder.
 

Als erstes traf ihn Unverständnis, warum sein Unterbewusstsein ihm in den letzten Augenblicken seines Lebens ausgerechnet seinen ehemaligen Erzfeind vor Augen führte.

Warum um alles in der Welt und von allen Menschen, die ihm jemals begegnet waren, sah er im Moment seines Todes ausgerechnet den Süßigkeiten-süchtigen Detektiv?

Gut, er hatte nicht erwartet, dass er in seinen letzten Sekunden an Misa oder gar Takada denken würde, da keine der beiden ihm je etwas bedeutet hatte und sie nur leicht manipulierbare Figuren in seinem Schachspiel gewesen waren - in seinem Schachspiel mit L und Ls Nachfolgern.
 

Gut, vermutlich machte es vielleicht doch Sinn, dass er in seinem letzten Atemzug Ryuzaki sah, schließlich gab es womöglich keine Person, an die Light so oft gedacht hatte wie ihn.

Es waren zwar nie positive Gedanken gewesen – er hatte schließlich immer nur daran gedacht, wie er ihn (und später dann seine Nachfolger) aus dem Weg räumen konnte – aber dennoch hatte die Intensivität seiner Gedanken, die er an den schlaflosen Widersacher gelenkt hatte, schon leicht an Besessenheit erinnert.
 

Auch kam Light die Ironie in den Sinn, die diese Szene hatte.

Light war das Letzte gewesen, was L gesehen hatte, bevor er für immer die Augen verschlossen hatte, jetzt war es L, der das Letzte war, was Light sehen sollte.
 

Das nannte man wohl ausgleichende Gerechtigkeit.
 

Der Anblick seines einstigen Feindes schoss mit der letzten Kraft, die sein Körper noch übrig hatte, eine Woge von Wut in ihm hoch.

Es spielte keine Rolle, dass diese Imagination nur ein Produkt seines eigenen Gehirns war, so wie L vor ihm - und vor allem über ihm – stand, hatte die Szene etwas Erniedrigendes für Light.

Es war, als würde Ryuzaki ihn verhöhnen, als wolle er es ihm heimzahlen, indem er ihm zeigte, dass er zwar von Light getötet worden war, aber er am Ende dennoch, durch seine Nachfolger, über ihn triumphierte.

Damals hatte Light mit seinem weiten Grinsen L gezeigt, dass er über ihn gesiegt hatte, jetzt konnte L sich rächen und seinen eigenen Sieg feiern.
 

Allerdings machte es ihn stutzig, dass auf Ls Gesicht weder Triumph noch Überlegenheit geschrieben standen.

Genaugenommen konnte man keinerlei Gefühlsregung in dem Gesicht des Toten erkennen, was daran lag, dass die Augen von seinen dichten, schwarzen Haaren verdeckt wurden und der Großteil seines Gesichts im Schatten lag.

Aus seinen Erinnerungen heraus, wusste Light, dass L sein Gesicht immer so versteckt hatte, wenn ihm etwas Ernsthaftes oder Bedrückendes durch den Kopf ging.

Welchen Grund hatte es, dass L im Angesicht seines Sieges gerade diese Gefühle empfinden sollte, anstelle von Überlegenheit und Rache?
 

Vermutlich lag es am Herzversagen und dem damit zusammenhängenden Sauerstoffmangel, dass sein Gehirn so ein unlogisches Vorstellungsbild produzierte.
 

Aber egal woran es lag, Ls fast schon traurige Erscheinung löste, ganz tief versteckt in seinem Innern und daher nur langsam durch die anderen Emotionen zum Vorschein kommend, ein weiteres Gefühl in ihm aus:
 

Ruhe.

Ls Anwesenheit (sei es auch nur in seinem Kopf) spendete ihm Trost und gab ihm eine friedliche Ruhe, die ihm unerklärlicherweise die Angst vor dem Tod ein wenig nahm.

Mit L fühlte er sich weniger allein.
 

Genaugenommen war Light immer allein gewesen, auch wenn er von Menschen, die ihn liebten, umgeben gewesen war.

Er war immer isoliert von ihnen gewesen, weil sie ihn nicht verstanden und er ihnen weit überlegen war.

Niemand war ihm ebenbürtig gewesen, niemand außer L.

Nur L war in der Lage gewesen, ihn direkt zu durchschauen und sein wahres Gesicht zu sehen.

Nur L war wirkliche „Gesellschaft“ gewesen.

Und somit war er, zum ersten Mal nach so vielen Jahren, endlich nicht mehr allein.
 

Im Moment seines Todes war er nicht einsam, denn L war ja da.

L, der bereits gestorben war, half ihm, die Angst vor dem eigenen Tod zu nehmen.
 

Und mit einer Ruhe, die er vermutlich vorher nie gehabt hatte, schloss er für immer die Augen und sein Bewusstsein verblasste im Nebel.
 

AN: Ich habe die Geschichte ursprünglich nur auf fanfiction.de veröffentlicht, wo ich mittlerweile 6 Kapitel habe. Auf Drängen einer Freundin habe ich dann aber doch beschlossen, es auch hier upzuloaden. Die restlichen 5 Kapitel (die alle etwas länger sind, als dieses hier) werde ich nacheinander alle paar Tage hier hochladen. Neue Updates werde ich dann demnächst immer auf beiden Seiten gleichzeitig machen.

Danke fürs Lesen!



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