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Der legale Weg

Ein Versprechen wird erfüllt!
von

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Einsatz in Shinjuku

1. Kapitel: Einsatz in Shinjuku
 

Sakai befestigt mit gelassener Routine das rote Blaulicht auf dem Dach des Toyota Landcruiser Prado, seinem derzeitigen Dienstwagen, um in der nächsten Sekunde den Blinker nach links zu setzen und an der roten Ampel die Fahrtrichtung mit der Spur zu wechseln. Scheibenwischer winken hektisch über die Front. Takeshi hat zeitgleich noch die Sirene eingeschaltet, um einen bei diesem Wetter gut möglichen Unfall zu vermeiden. Andere Autos machen ihnen bereitwillig platz.
 

Seit drei Monaten tun sie nun zusammen Dienst. Angenähert haben sie sich kaum. Es liegt hauptsächlich an der deutlichen Ablehnung Sakais, der keinen jungen Assistenten an seiner Seite haben will. Ein ‚frischer’ Partner ist das Letzte, was er sich gewünscht hat und Takeshi macht es ihnen beiden mit seiner kühlen Fassade auch nicht sonderlich leichter. Das hält sie bisher jedoch nicht davon ab, während der Arbeit die Professionalität zu wahren. Die Lösung der Fälle hat Vorrang. Und soeben hat sich ein neuer Fall ergeben, den sie zu übernehmen verpflichtet sind.
 

Sie befinden sich nur einige Straßen vom möglichen Tatort entfernt. Ein Anwohner hat eine Leiche in einer der Seitenstraßen gemeldet. Mehr ist zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Da sie relativ nah am Fundort sind, dauert es nicht lange, bevor sie vor einem einfachen Restaurant in Shinjuku halten und die Sirene ausschalten. Genau genommen befinden sie sich exakt zwischen Kabukichō und Shinjuku ni-chome. Eine normale Streife, von denen ein junger Mann die Seitengasse sichert, ist bereits anwesend, als sie aussteigen. Sein Partner oder seine Partnerin ist nicht bei ihm und auch nicht zu sehen. Takeshi folgert, dass sie oder er sich bei dem Zeugen aufhält, der die Leiche gemeldet hat.
 

Eine heftige Böe reißt an Takeshis Mantel, den er sich schnell übergeworfen hat, um sich von dem leichten Nieseln zu schützen. Kalt ist es nicht, aber durch den Wind in Kombination mit dem stetigen Sprühregen ist man ungeschützt sehr schnell durchnässt. Das Wetter ist wahrlich unangenehm.

Sie beide begeben sich zuerst zu dem Polizisten bei der Gasse, der sogleich Haltung annimmt und dann zur Seite tritt, um die beiden höheren Beamten durchzulassen.

„Hinter dem Müllcontainer, Inspektor. Wir haben nichts berührt. Die Spurensicherung ist verständigt und auch der Krankenwagen müsste bald eintreffen.“
 

Man bestellt nicht gleich einen Leichenwagen, um die Fassade zu wahren. Zudem muss noch ein Arzt den Tod bescheinigen. Sie gehen weiter in die Gasse zu besagtem Container. Kaum haben sie diesen zur Hälfte überwunden fällt ihr Blick auf ein zusammengekrümmtes Mädchen, das umgeben von dunklen Müllsäcken auf dem nassen Boden liegt. Sie ist kaum älter als fünfzehn. Optik kann täuschen, aber Takeshi ist sich recht sicher. Er kennt sich gut damit aus. Ihre Kleidung besteht aus einem ledernen Minirock, einem Tanktop und Turnschuhen. Der Minirock ist hochgeschoben und entblößt ihren nackten Unterleib, das Top zerschnitten. Spermaspuren sind nicht zu erkennen. Dafür ist die Todesursache schnell zu vermuten. Jemand hat dieses Kind übel mit einem Messer zugerichtet. Nur ihr Gesicht ist gänzlich verschont. Takeshi würde vermuten, dass es sogar vaginal und rektal in sie eingeführt wurde. Bilder flammen in seinem Kopf auf, aber er drängt sie in jahrelanger Übung einfach weg. Er hat so etwas schon mal gesehen. Als Bestrafung für Verrat und Flucht. Aber der Verursacher ist definitiv nicht mehr im Geschäft.
 

Routiniert macht sich der junge Polizist Notizen zu seinen Beobachtungen. Sein Partner sieht ihn skeptisch an.

„Eins muss man dir lassen, Kitasaki-kun. Du bist hart im Nehmen. Jeder andere mit deiner Diensterfahrung würde in der nächsten Ecke stehen und kotzen, wenn er es soweit überhaupt geschafft hätte.“
 

Takeshi bleibt unbeeindruckt.

„Ich vermute, dass sie aus dem Rotlichtmilieu stammt und jemanden dort ziemlich verärgert hat. Vielleicht ihren Zuhälter. Wird schwer denjenigen dranzukriegen, aber einfach wäre auch langweilig.“
 

„Du bist mir einer. Aber ja, ich teile deine Vermutung. Armes Ding. Vermutlich werden wir ihn nicht dafür kriegen. Die machen sich die Hände selten selbst dreckig.“
 

„Ich krieg ihn.“ Takeshi meinte es ernst. Genau deswegen war er zur Polizei gegangen. Er würde den Verantwortlichen finden und dann würde dieser seine Zeit im Knast verbringen.
 

Sein Partner seufzte. „Wie du meinst.“ Danach ging er neben der Leiche in die Knie, suchte mit den Augen den Boden ab. „Nichts zu sehen. Alles nass. Mal sehen, was die Spurensicherung machen kann. Reden wir mit dem Zeugen.“
 

Mit diesen Worten erhebt sich der Inspektor, um sich dem Restaurant zuzuwenden. Als sie an dem Uniformierten vorbeikommen, gibt er ihm die Anweisung weiter aufzupassen und auf die Spezialisten zu warten.
 

Es ist nicht weit bis zum Eingang des Lokals. Takeshi mustert das Schild, welches in Neonbuchstaben den Namen verkündet: „しょう“(shōtei). Etwas an dem Namen ist für ihn familiär. Er hat keinen kleinen Bruder. Das kann es also nicht sein. Aber die einfache Art der Schreibung und … Es fühlt sich vertraut an.
 

Mit mulmigem Gefühl in der Magengegend betritt Takeshi das Lokal. Es ist sauber und gemütlich. Seine Augen fangen die Einrichtung ein. Holzmöbel, die mit weichen, dunklen Polsterkissen laden zum Sitzen ein. Überall sind auf den Trennwänden, die kleine Bereiche abteilen, Grünpflanzen verteilt. An den bis zum unteren Drittel mit Holz vertäfelten Wänden hängen in den oberen Dritteln mittig Bilder, die Zeichnungen oder Fotografien zeigen. Entweder sind es Portraits oder Aufnahmen des Viertels. Sie sind gut, es muss ein Profi gemacht haben, aber etwas an ihnen verstärkt das Unwohlsein. Kerzen und Tischdecken runden das Bild ab.
 

„Und Sie haben wirklich nichts gesehen?“
 

„Bedaure nein!“ Diese Stimme! Sofort reißt Takeshi den Kopf herum. Der zweite Polizist, es ist ein Mann, steht an dem Tresen, hinter welchem ein weiterer Mann steht.
 

„Seth“, kommt es beinahe tonlos über die Lippen des angehenden Inspektors.
 

„Wie bitte?“, wendet sich Sakai an ihn. Er ist der einzige, der das eine Wort hat hören können. Aber Takeshi starrt vor sich auf den Mann, den er von früher kennt. Sie haben sich nicht mehr gesehen, seit er die Stadt verlassen hat. Seth, besser gesagt: Masaru, hat sich sehr verändert. Seine Haare sind nicht länger gefärbt. Er trägt sie natur und länger als früher, so dass er sie in einem Zopf binden muss. Seine Kleidung besteht aus einem weißen, kurzärmeligen Hemd, Bluejeans und einer schwarzen Schürze, die den Rest vor Verschmutzung schützen soll. Alles ist sauber und ordentlich. Er sieht sehr gepflegt aus, sogar rasiert ist er gründlich, aber die Arme weisen noch immer unzählige Narben auf. Keine frischen. Alles alt und abgeheilt.
 

„Nichts. Ich… ich kenne ihn.“
 

In diesem Moment dreht sich auch Masaru zu den Neuankömmlingen und hält erstaunt inne. „Takeshi? Bist du das?“ Der Angesprochene ist aufgeregt. Sein Herz rast wie wild. Er würde am liebsten umdrehen und gleich wieder gehen. Er ist auf dieses Treffen nicht vorbereitet. Bemüht seine Fassade nach außen nicht bröckeln zu lassen, nickte er sacht.
 

„Masaru. Wie geht es dir?“ Es ist nicht leicht. Erinnerungen strömen auf ihn ein. Er hat gewusst, dass ein Treffen mit alten Bekannten oder auch Freunden das auslösen würde. Bilder von ihm jagen durch seinen Kopf als wenn es gestern gewesen wäre. Dabei ist es Jahre her. So viele Jahre.
 

Auf dem Gesicht des anderen bildet sich ein breites Lächeln. „Takeshi. Immer noch der Alte!“ Freudig geht dieser auf den noch immer stocksteifen Polizisten zu, klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Komm rein. Was führt dich her? Ist das ein Freund von dir?“ Er deutet auf Sakai, der das Ganze interessiert beobachtet. Offenbar hat er nicht damit gerechnet.
 

„Masaru. Ich… bin dienstlich hier. Das Mädchen… Du hast sie gefunden?“

Die Miene des Kellners wird sofort ernster, als er nickt. „Dann bist du wirklich zur Polizei gegangen? Du hast es geschafft, huh? Kommt dennoch rein. Reden wir in gemütlicher Runde weiter. Das Thema ist unangenehm genug.“
 

Ein Blick zu Sakai zeigt dessen Einverständnis. Aber es zeigt auch, dass Fragen auf Takeshi zukommen werden, die dieser nicht gewillt ist, zu beantworten. Noch spielt es keine Rolle. Es gibt andere Fragen zu stellen. Fragen an Masaru. Takeshi ist es unangenehm gerade hier zu sein. Aber er hat ein Ziel vor Augen. Er will dafür Sorgen, dass auch die Schwachen Gerechtigkeit erfahren.
 

So setzen sie sich an den Tresen. Der Streifenbeamte verlässt auf einen Wink von Sakai das Restaurant und gesellt sich zu seinem Kollegen. Masaru ist nun hinter die Bar getreten und fängt an Gläser zu spülen.
 

„Kann ich den zwei Herren von der Polizei etwas anbieten? Einen Drink? Etwas Warmes für den Bauch?“
 

„Wir sind im Dienst. Keinen Drink, danke dir.“
 

„Ich nehme einen Kaffee, wenn Sie so etwas im Angebot haben.“
 

„Kein Problem, kommt sofort.“
 

Wenig später steht eine dampfende Tasse mit schwarzem Kaffee vor Sakai, der diesmal gern Takeshi das Reden überlässt. Er weiß genau, dass Bekanntschaften meist dazu führen, dass die Zunge lockerer ist, als bei Fremden.
 

„Also, hast du etwas gesehen oder gehört?“
 

„Nein, ich habe sie nur gefunden. Ist ne Weile her, seit ich so was gesehen habe. Gut, dass Hayato nicht da war. Er wäre ausgeflippt.“ Hayato! Die Bilder! Augenblicklich geht Takeshi ein Licht auf. Deswegen sind sie ihm so bekannt vorgekommen. Inu hat die Bilder gezeichnet. Dann ist er also wieder wohlauf. Ein Glück. Erleichterung macht sich in ihm breit, aber auch ein fahler Beigeschmack. Allerdings verkneift er sich nach dem anderen zu fragen, sondern bleibt bei der Ermittlung.
 

„Ne Weile her?“, mischt sich nun allerdings Sakai-san ein. Vorsorglich wirft Takeshi seinem alten Bekannten einen bedeutungsschweren Blick zu. Damit dieser nichts ausplaudert. Seine Vergangenheit geht seinen Partner nichts an. Es ist schlimm genug, dass Murashi über ihn bescheid weiß. Masaru versteht den Wink und bedenkt den Älteren nur mit einem schnöden „Ja“, bevor er wieder auf das eigentliche Thema zurückkommt.
 

„Ziemlich übel zugerichtet ist sie. Hast du vor, dir den Kerl zu schnappen?“
 

„Ja!“ Masaru nickt schwer, er weiß etwas, da ist sich Takeshi sicher. „Sag es mir. Du hast doch etwas zu sagen, Seth. Wenn du etwas weißt, dass uns helfen kann, dann spuck’s aus. Bitte!“
 

Masaru zögert. Er mag es nicht mit seinem alten Namen angesprochen zu werden. Aber das hält ihn nicht zurück. Er ist vielmehr besorgt, Menschen, die ihm wichtig sind, in diese Angelegenheit reinzuziehen. Auf der anderen Seite wird das vermutlich so oder so passieren.
 

„Also gut. Es kann sein, dass Midori sie kennt. Wenn sie es ist, gehört sie zu Yoshionos Ware. Du erkennst es an der Tätowierung in ihrer Leiste. Hab es nicht überprüft, weil ich nichts anfassen wollte.“
 

„Was ist sein Zeichen?“ Der Name sagt Takeshi nichts. Midori ist ihm allerdings bekannt. Er hätte bei ihr bleiben können, wenn es seinen Vater nicht gegeben hätte. Damals.
 

„Der keltische Knoten“, ist die knappe Antwort von Masaru und die Wirkung derselben bleibt nicht aus. Takeshi steht ruckartig auf. Unbewusst legt sich seine eigene Hand auf die linke Seite seiner Hüfte. Masaru ist aber noch nicht fertig. „Er ist Naganos Nachfolger. Mehr weiß ich nicht.“
 

Takeshi nickt, setzt sich vorsichtig wieder hin. Fast im gleichen Moment geht die Tür auf und Frau mit blondierten Haaren, in den Vierzigern und in ein modisches Kostüm gekleidet betritt das kleine Restaurant. Sie ist allerdings nicht allein. Vor ihr fährt ein junger Mann im Rollstuhl in den gemütlichen Raum. Seine braunen Haare sind kurz geschnitten, die Kleidung ist legere, sportlich, die Hände mit Fahrradhandschuhen geschützt. Sein Gesicht verrät Anspannung.
 

„Was ist passiert, Masaru? Draußen steht die Polizei und ein Krankenwagen.“
 

Erst jetzt wandern die Augen des Mannes im Rollstuhl zu den beiden Männern vor seinem Freund. „Hast du Ärger? Ich schwöre, dass er nichts tun würde.“ Offenbar hat er die zwei als Polizisten erkannt.
 

„Nein, alles gut, Hayato! Ich hab keinen Ärger. Mach…“
 

„Aber das ist doch…“, mischt sich die Blondine ein, fängt an zu lächeln und eilt auf Takeshi zu, der sich nur einen Wimpernschlag später in einer innigen Umarmung wiederfindet. „Takeshi! Sie einer an!“ Sie löst sich ein Stück, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Takeshi, der zu überrumpelt ist, steht einfach nur da.
 

„Lass dich ansehen. Du hast dich gemacht, junger Mann. Es tut gut, dich zu sehen. Zu wissen, dass es dir gut geht…“ Tränen sammeln sich in ihren Augen und man sieht die Mühen, die es sie kostet, nicht gleich in selbige auszubrechen.
 

„Hallo, Midori-san. Hayato!“ Er nickt dem staunenden Mann im Rollstuhl zu. Ganz unbeschadet war dieser dann wohl doch nicht geblieben. Aber er sah gut aus, befand Takeshi. Leider schnürte ihm der Anblick dennoch etwas die Luft ab. Da waren sie wieder. Die Bilder vor seinem geistigen Auge. Blut, so viel Blut. Hayato neben ihm auf dem Boden, bewusstlos, blutend. Er selbst kniend, seinen leblosen Körper in den Armen.
 

Kopfschmerzen beginnen sich breit zu machen. Er sollte bald weg hier.

„Takeshi?“ Das ist Hayato, der näher gekommen ist. „Du bist es wirklich. Ich… ich konnte es nicht glauben, dachte du seiest auch…“
 

„Ich lebe. Und ich bin dienstlich hier. Midori, wenn wir dich gleich auch noch sprechen könnten, wäre das hilfreich.“
 

„Das übernehme ich“, meldet sich Sakai nun zu Wort. „Mir scheint, dass mir noch einige Informationen fehlen.“ Bei den letzten Worten wirft er Takeshi einen finsteren Blick zu. Dieser hat jedoch gerade genug mit sich selbst zu tun, um näher darauf einzugehen. Es ist, als würde ihn alles auf einmal einholen. Jetzt könnte er doch einen kleinen Drink vertragen, aber das ist nicht möglich. Er weiß, dass er sich zusammenreißen muss.
 

„Gut, Midori, wärst du so nett?“ Die Sozialarbeiterin nickt, versteckt ihren besorgten Blick aber nicht, den sie Takeshi zuwirft. Danach begleitet sie Sakai nach draußen.
 

„Isst du mit uns? Komm schon, Takeshi. Es geht aufs Haus. Nicht wahr, Masaru?“
 

„Wie sollte ich dir einen Wunsch abschlagen, Haya-chan. Du siehst, Takeshi, du hast keine Wahl. Dein Kollege kann auch gern eine Portion bekommen.“
 

„Ich weiß nicht.“
 

„Ja, ja, du bist im Dienst. Weißt du wie viele Bullen ihre Pause hier verbringen? Genug, dann kannst du das auch.“
 

„Er weiß nichts! Er kennt meine Vergangenheit nicht. Und das soll auch so bleiben.“
 

„Soll uns recht sein, oder Hayato?“ Masaru zuckt kurz mit den Schultern, sieht dabei zu seinem Freund, der ebenfalls diese Geste vollführt, bevor er antwortet.
 

„Klar. Geht uns nichts an. Aber Wahnsinn. Du hast es echt geschafft, oder? Du bist bei der Polizei?“
 

„Ja, bin ich.“
 

„War sicher ein harter Weg.“
 

„Ja.“
 

„Gesprächig bist du aber wie früher. Man, du siehst gut aus. Hast du einen Freund!“ Unwillkürlich zuckt Takeshi bei dem Wort zusammen, bevor er den Kopf schüttelt.
 

„Nein. Keine Zeit für so was.“
 

„Verstehe“, sagen beide zeitgleich. Dann tritt Schweigen ein. Alle sehen betreten vor sich hin. Es ist Masaru, der als erstes das Wort ergreift.
 

„Er wäre nicht glücklich darüber, Takeshi. Dai würde sich wünschen, dass du glücklich wirst.“ Er hat gewusst, dass das kommen muss. Das macht es nur nicht leichter.
 

„Ich habe ein Versprechen zu erfüllen. Das macht mich glücklich. Ich brauche niemanden an meiner Seite. Lassen wir das Thema lieber. Wie kommt ihr zu diesem Laden?“
 

„Nagano“, erklärt Masaru gleichmütig. „Er hat uns sehr geholfen. Du hattest damals recht. Es ist gut, dass Keiji ihn da rausgeholt hat und sie sich zusammentun konnten. Er hat sich bemüht alles wieder gut zu machen. Manchmal kommt er her, aber du weißt: Offiziell ist er tot. Leute wie Yoshiono würden ihm schaden.“
 

Takeshi nickt. Ja, es war richtig gewesen. Er wusste es in dem Moment, als sich Nagano in diesem Keller entschuldigt hatte. Und er weiß es noch heute. Aber eine Begegnung wäre das letzte, was er sich wünschen würde. Immerhin hält Nagano sein Wort.
 

„Ich muss jetzt gehen.“ Er hält es einfach nicht länger aus. Nicht heute. „Aber ich komme wieder. Dann esse ich gerne hier.“ Takeshi versucht sich an einem Lächeln, dass etwas missglückt. Es ist Hayato, der ihn an seiner Hose festhält.
 

„Komm bitte wirklich wieder. Es war lange genug, ja? Wir sind doch Freunde, oder?“
 

Diesmal ist das Lächeln echt. Es hält nicht lange an, aber es ist echt. „Ja, sind wir.“ Das haben sie sich damals geschworen und so soll es auch bleiben. Das nächste Mal ist er vorbereitet. Dann wird nichts passieren. Dann wird ihn das nicht so aufwühlen.
 

„Gut. Bis dann, Takeshi.“
 

„Bis dann.“
 

Er geht nach draußen, wo ihm Midori und Sakai-san entgegenkommen. Sie hält ihn noch einmal auf.
 

„Du gehst schon?“
 

„Ja, aber ich komme wieder, versprochen.“ Sie nickt verstehend, lässt es sich aber nicht nehmen, ihn noch einmal in ihre Arme zu schließen. Sie war schon immer viel zu emotional.
 

„Bis dann, Takeshi.“
 

„Können wir?“, wendet dieser sich an seinen Partner und Vorgesetzten.
 

„Ja, gerne.“
 

Schweigen herrscht im Auto. Der Regen hat aufgehört, aber die Sonne lässt sich noch immer nicht blicken. Feuchte Mäntel liegen auf der Rückbank. Takeshi liest immer wieder seine Notizen, nur um ein Gespräch zu vermeiden. Sakai hat noch kein Wort gesagt, seit sie losgefahren sind. Doch es ist nur eine Frage der Zeit. Man spürt förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitet und er seine eigenen Schlüsse zu ziehen versucht.
 

Erst als sie in der Tiefgarage vom Hauptquartier parken, der Motor gestoppt ist, bricht der ältere Beamte die Stille.
 

„Als du bei dem Mädchen so abgebrüht reagiert hast, hab ich ja schon geglaubt, du würdest keine Gefühle besitzen, Kitasaki-kun. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Nur wenig später warst du beinahe entsetzt. Allerdings war die Situation kaum zu vergleichen. Nahezu harmlos.“
 

Takeshi spürte den schweren Blick auf sich ruhen.
 

„Hast du etwas dazu zu sagen?“
 

„Nein. Mit Verlaub, aber es geht Sie nichts an, Sakai-sama.“
 

„Nicht solange es deine Arbeit nicht beeinträchtigt. Wenn dem so sein wird, muss ich Meldung machen.“
 

„Ach, endlich ein Licht in der Dunkelheit, wie Sie mich loswerden können?“ Es sollte nur halb so spitz klingen, wie es tatsächlich tut. Takeshi beißt sich auf die Lippe. „Dazu wird es nicht kommen. Ich kenne eben ein paar Menschen hier in er Stadt aus meiner Jugend. Und ich war nur überrascht sie zu sehen. Das ist alles. Ich denke, dass wir uns jetzt lieber auf den Fall konzentrieren sollten. Vielleicht finden wir heraus, wer sie ist und können ihre Eltern informieren. Die meisten Eltern suchen nach ihren Kindern. Es wird ihnen helfen. Und dann will ich ihren Mörder schnappen und diesen Mistkerl, der ein Kind auf die Straße schickt. Sie gehört zu diesem Yoshiono, oder? Kennen Sie den Namen?“
 

Von Sakai kommt lediglich ein Seufzen. „Wie du meinst, Kitasaki-kun. Wenn du doch noch reden willst. Du weißt, wo du mich findest. Gehen wir also rein und erledigen unseren Job, Grünschnabel.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  elesie
2013-01-02T19:15:40+00:00 02.01.2013 20:15
Hey^^

Ähm ja, eigentlich wollt ich die FF ja gar nicht lesen, weil es immer wieder Erinnerungen weckt und Wehmut aufkommen lässt. Aber letztendlich siegte dann doch die Neugierde, was du dir für die Zukunft der ganzen Charas so hast einfallen lassen, von denen mir doch so mancher ans Herz gewachsen war.

Ja, was soll ich sagen. Ich bin doch ziemlich überrascht über die Wendung in Takeshis Leben und was er daraus gemacht hat. Hätte ich nicht für möglich gehalten, dass er das schafft. Find ich aber bewundernswert.
Dass das Verhältnis zu seinen früheren Leidensgenossen etwas unterkühlt wirkt, find ich schade. Ich hätte mir ein etwas herzlicheres Wiedersehen gewünscht. Aber das liegt wohl an meiner romantischen Ader XD. Ist also nichts, was es zu bemängeln gäbe. Vermutlich ist deine Version auch viel realistischer?! Bin ja auch schon lange raus aus dem RPG, so dass ich das wohl auch nicht wirklich beurteilen kann. Wobei ich mich da gerade frage, ob diese Geschichte hier auf dem RPG aufbaut oder auf deine FF Lichtschein in der Dunkelheit? Auf beides oder weder noch?
Ja, viel mehr hab ich grad nicht zu sagen, außer vielleicht, dass ich zu Anfang erst dachte, dass Takeshis Partner Joel ist, wegen der Narbe im Gesicht. XD hat sich ja aber schnell geklärt und irgendwie bin ich auch froh drüber, dass dem nicht so ist, da Joel von der Art her nicht so gewesen wäre wie der Polizist, den du beschreibst.
Dass die Geschichte in Präsens geschrieben ist, ist zwar ungewohnt, stört beim Lesen aber gar nicht. - Mich zumindest nicht.
Ja und nun bin ich doch schon mächtig gespannt, wie es weiter geht. Und wer noch alles in der Geschichte mit mischt.
Wie caty, hab auch ich bei Daiki ein ganz ungutes Gefühl. Hört sich so an, als wenn der süße Kleine tot wäre? óò Ich nehm mal an, dass ist der Grund was bei Takeshi gerade immer wieder hoch kommt und ihn so mitnimmt? Ich hab es doch richtig in Erinnerung, dass die beiden sich doch recht zugetan waren? Zumindest von Daikis Seite aus? ... Sofern ich mich jetzt nicht irre oder was durcheinander bringe?
Ja, ich glaub, das war's auch erst mal. Mehr fällt mir grad nicht ein.

Von:  caty
2012-12-29T19:57:52+00:00 29.12.2012 20:57
so nun kam ich auch dazu es zu lesen :3

muss gestehen, dass es erstmal schwer für mich war, reizukommen, weil ich es nicht gewohnt bin geschichten in präsens zu lesen und dies normalerweise meide, aber nachdem ich mich nach den ersten paar absätzen dran gewöhnnt hatte, konnte ich mich dann auch mehr auf die story konzentrieren ^.^

es ist wirklich spannend so eine alternative zukunft zu lesen und zu sehen wo sich die ganzen charas gerade befinden und wie sie mit eben so einem unerwarteten zusammentreffen umgehen

freue mich sehr, dass es seth und inu recht gut geht und sie wohl wirklich dank mimi und mara ein normales leben führen können
und natürlich seiji xDD
wäre toll, wenn es diese möglichkeit im richtigen rpg auch gäbe, aber... naja noch ist nicht des letzten tages abend (oder wie auch immer)
warten wir mal ab wie es sich im rpg entwickelt
ist auf jeden fall schön, dass seiji und keiji in der geschichte ihre fehde bereinigen konnten

und dass akito naganos geschäfte fortführt ist ein schöner cliffhänger
bin gespannt wies weiter geht und ob man noch erfährt wo die anderen charaktere nun 13 jahre in der zukunft so stehen
wobei ich bei daiki ja schon böse befürchtungen hab óò

tolles kapitel auf jeden fall
vielen lieben dank für das weihnachtsgeschenk :-*
Von:  xXKikiXx
2012-12-28T08:30:40+00:00 28.12.2012 09:30
Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk ♥♥♥


Abgesehen von dem Tod des armen Mädchens, ist das ein geniales Kapitel, und noch dazu eines worüber ich mich besonders freue denn Seth und Inu geht es (den Umständen entsprechend) gut und sie führen ein „normales“ Leben.
Es ist schön zu sehen dass sie wohl einigermaßen glücklich sind, und auch Mimis Erscheinen war toll♥
Schön dass sie immer noch Teil der Familie ist *__*

Besonders baff war ich von der Wendung Seijis. Das er ihnen geholfen hat und sich gegen die Bosse stellte. Da freu ich mich sehr darüber. Das Akito sein Schaffen übernommen hat (sogar mit dem Zeichen) macht einem richtig Gänsehaut denn, dann wären genaugenommen ja auch die Jungs sein Eigentum wenn es die Tattoos noch gibt o__O

Außerdem ein großes Lob für Takeshis Darstellung. Er hat immer noch seine Charaktereigenschaften die ihn ausmachen und er kämpft immer noch mit seinen Dämonen.
Ich finde das Kapitel traumhaft und das nach einigen Lesedurchgängen. Freu mich auf mehr und Danke nochmal für das tolle Leseerlebnis *umknuddel*



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