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umbraticus que suspensus

Im Schatten liegend und in Angst schwebend
von

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Umbraticus que suspensus (im Schatten liegend und in Angst schwebend)
 


 

Ich sehe sie mir häufig an, die alte Schlossruine, die hier in Schottland thront und so erhaben wirkt, wie eine tote Königin, die ihren Thron nicht verlässt. Die Augen der Königin sind tot und leer, wie die Fenster des Schlosses starren sie in den Himmel und auch das Kleid ist alt, schon fast vermodert, gleichzusetzen mit dem Putz, der schon langsam von den Schlossmauern rieselt.
 

Wind pfeift durch die löchrige Seide, ebenso wie durch das alte Gemäuer; salzige Luft, die von Meer kommend ihren Weg durch das Gemäuer sucht.
 

Ich stehe hier, auf den Hochebenen Schottlands, am Meer und kann nicht glauben, dass die Königin noch nicht erfroren ist, bei all dem kalten Wind, der durch ihr Gerippe hindurch fährt.
 

Ich sehe gen Himmel und kann die weißen Wolken sehen, die wie träge Schafe ihren Weg ziehen und sich über der Königin zu einem großen, schwarzen Ungeheuer formen, das die Herrscherin bewacht und gefangen hält.
 

Mein Vater hat gesagt, dass es vor langer Zeit einmal ein Schloss war, eine Schule, bis er den Krieg gewann, aber ich weiß nichts über den Krieg, ich hab keine Bücher gefunden, sie sind verboten worden und ich kann mir denken warum. Immer wenn er durch die Stadt läuft, die sich wie ein kriecherisches Volk zu den Füßen der Königin gesammelt hat, kann ich sie sehen, die Angst die Menschen ergreift, wenn er ihnen in die Augen sieht und seine Freude darüber.
 

Meine Brüder finden es genauso schön wie er, sie sehen ihm auch viel ähnlicher als ich. Sie haben die gleiche graue Haut und den gleichen Schlangenmund wie er.
 

Damals dachte ich, dass ich nicht so viele Geschwister hätte, damals habe ich auch nur zwei von ihnen gekannt, gesehen, die andern zehn waren schon alt genug, um im Namen unseres Vaters Unheil anzurichten.
 

Den Krieg für sich gewinnen.
 

Ich, ich dagegen sehe unserer Mutter ähnlicher als unserem Vater.
 

Ich habe keine graue Haut, sondern milchig helle, ja fast schon weiße Haut, die, wenn ich in den Spiegel sehe, unangenehm heraussticht, so wie sie überall heraussticht, bei all dem schwarz um mich herum.
 

Ich denke, Vater findet mich hässlich und schön. Er sieht mich immer an, als wäre ich ein … ein Ding, etwas das er geschaffen hat, doch nicht so geworden ist wie er es wollte. Er sieht mir dann immer in meine grünen Augen und ich sehe ihm in seine roten, die Augen, die alle meine Geschwister haben, und denke: ‘Im Prinzip hat er mich geschaffen, zusammen mit meiner Mutter.‘
 

Meine Mutter habe ich noch nie gesehen, aber ich glaube, dass sie sehr schön sein muss, schließlich sehe ich ihr doch so unglaublich ähnlich und mir wird immer wieder gesagt, wie schön ich sei, wie anmutig und intelligent. Meinen Vater und meine Geschwister stört dies anscheinend, sie nehmen mich nicht wahr, jedenfalls nicht richtig.
 

Ich kann machen, was ich will, auch nach meiner Mutter suchen, selbst wenn das verboten ist und Vater sagt, dass sie uns hasst, dass sie uns nicht sehen will, aber dies glaube ich nicht, ich denke nicht, dass sie mich hasst.
 

Die Königin ist doch schon tot und trotzdem wird noch über sie geredet, wie als wäre sie noch unter den Schwätzern.
 

Gerüchte fliegen über das schottische Hochland in die Ohren der toten Hoheit und ich lausche ihnen.
 

Vor sechs Jahren war ich bei einem alten Mann, der schon so lange lebt, dass ich nicht einmal weiß, wann er in die Stadt gekommen ist oder ob er schon immer hier war, schon bevor die alte Schule, die traurige Königin, gestorben ist. Vater weiß es bestimmt, aber er sagt es uns nicht, er sagt uns nie etwas, für ihn sind wir einfach nur vorhanden, mehr nicht.
 

Der alte Mann hat mir erzählt, dass in der Ruine eine Schönheit lebt. Bewacht von einer grausamen Bestie, die nicht zulässt, dass sie dem folgt, den sie mit allem was sie hat, hatte, liebt. Der Greis hat mir erzählt, dass sie, verdammt zum ewigen Dasein, jede Nacht weint, jede Nacht ihrem Geliebten nachtrauert, der sein Leben gab, um sie zu retten.
 

Ihr Geliebter hatte versagt. Die Schönheit war einsam und flehte das Biest an, sie doch zu erlösen und das Biest willigte ein, doch es gab ihr nicht die Freiheit, sondern quälte die Schönheit weiter. Jedes Jahr musste sie ihm ein Kind gebären, dreizehn an der Zahl sollten es sein, doch sie durfte ihre Kinder nicht aufwachsen sehen, um ihre Einsamkeit zu mildern, und wenn sie diese dreizehn geboren hätte, könne sie nach ihrem Belieben über ihr Leben entscheiden. Aber die Schönheit konnte nicht mehr entscheiden, weil mit jedem Kind ein Teil ihres Lebens gegangen war, in jedem Kind steckt ein Splitter und im dreizehnten steckt ihre Seele.
 

In diesem dreizehnten Kind, hatte der alte Mann gesagt, steckt das Licht der Schönheit und ohne dieses Licht geht auch die Fähigkeit, das Soll des Biests zu erfüllen, und nun weint die Schönheit, die traurige Königin, und hofft, dass das Kind mit ihrer Seel‘ ihr Licht bringt. Darum nannte sie das Kind Lucifer, nach dem Lichtbringer.
 

An dieser Stelle bin ich, soweit ich mich erinnern kann, fort gerannt von diesem alten Mann, der wusste, wie ich hieß, obwohl ich ihm meinen Namen nicht gesagt hatte.
 

Ich war nie wieder bei dem alten Mann gewesen, der Haare wie reinstes Gold hatte.
 


 

Heute, zehn Jahre später, betrachte ich die traurige Königin, die tote Königin, die noch immer dem eisigen Meer Wind trotzt.
 

Heute werde ich sie sehen, meine Mutter, die Schönheit.
 

Das Biest, meinen Vater, kenne ich schon lange genug.
 

Ich weiß inzwischen, warum mein Vater mich immer so eigenartig ansah und meinen Namen mit dieser stechenden Verachtung sprach, weil er es wusste und doch nichts dagegen tun konnte, außer zu verhindern, dass ich davon erfuhr. Ich höre den spöttischen Ton in seiner Stimme immer noch wenn er sagte: „Lucifer, du siehst deiner Mutter sehr ähnlich, wirklich, du bist dir gar nicht bewusst, wie ähnlich du ihr bist.“ Jetzt weiß ich, dass er mich wirklich verspottet hat.
 

Ich muss leicht lächeln und setzte einen Fuß vor den Anderen immerfort auf die Königin zu.
 

Mein schwarzes Haar peitscht mir ins Gesicht und unter meinen Füßen brechen die Halme der Wiese und die Stängel der Blumen.
 

Ich komme ihr immer näher und irgendwann stehe ich vor ihr und kann nicht anders, als ehrfürchtig zu ihr aufzusehen.
 

Schöne, traurige Königin, einsame Königin.
 

Ich trete durch die Pforte, die zu ihrem Grab führt und kann nicht anders, als zu erstarren.
 

Vor mir breite sich ein Meer Verwüstung aus, das Grabschändung gleichkommt. Nur die Tür, die, als ich sie aufstoße, zu einer großen Halle führt, ist unversehrt und als ich hineinsehe, weiß ich warum.
 

Überall sind Rosen.
 

An den Wänden ranken sie sich entlang und auf dem Boden wachsen Rosensträucher und mittendrin sitz sie, meine Mutter, aber sie ist keine Frau, wie ich immer angenommen hatte, ich bin ihr, nein sein, Spiegelbild. Ich bin das Spiegelbild des jungen Mannes, der dort zwischen all den Rosen auf dem großen Bett hockt und mich mit seinen Blicken durchdringt. Ich habe genau die gleichen Haare wie er, der einzige Unterschied ist die Länge. Meine Haare sind schulterlang, während seine ihm wirr von Kopf abstehen und nur fingerlang sind. Seine Augen, so grün wie die Meinigen, sind allerding tot.
 

Tot …
 

Ich stelle fest, dass ich dem alten Mann mit dem goldenen Haar glaube, dass die Schönheit, meine Mutter, ihr Leben für uns gegeben hat, aufgegeben hat.
 

Ich kann auch Vater verstehen, dass er diesen schönen Jungen hier einsperrt. Wenn ich ihn besitzen könnte, ich würde ihn auch gefangen halten, aber ich würde meinen Vater ebenso nicht lieben wie meine Mutter es tut. Ich würd ihn genauso hassen, wie er.
 

Ich finde, dass es ein merkwürdiges Gefühl ist, von meiner Mutter als Mann zu denken und ich finde, dass es ein genauso schlimmes Gefühl ist, seiner Mutter gegenüber zu stehen und zu bemerken, dass man genauso alt ist wie sie.
 

Ich starre ihn an und plötzlich bewegt er seine Lippen.
 

„Lucifer … du bist mein Lucifer, oder …?“ Seine Stimme ist rau, als hätte er geschrien, immer nur geschrien und würde jetzt wieder versuchen zu sprechen.
 

Meine Mutter streckt die Hände nach mir aus, ich eile auf sie zu, um diese zarten Glieder zu ergreifen. Sie versucht sich zu erheben, doch scheitert und bricht zusammen. Ich kann den kleinen Körper gerade noch so fangen und drücke nun meine Mutter an meine Brust, sie zittert und bebt, verspannt ihre Muskeln und entspannt sie.
 

Meine Mutter weint.
 

Sie weint und ich höre sie immer wieder meinen Namen sagen: “Lucifer … mein Lucifer ... mein Lichtbringer … mein Ein und Alles …“ Immer wieder schluchzt sie auf, während ich den Rücken meiner Mutter streichle und leise vor mich hinmurmle, sie immer wieder frage, wie es dazu kam und sie mir nicht antwortet, bis ich es schon fast aufgab. Erst als ich mich versuche von ihr zu lösen, weil ich enttäuscht bin, weil ich nicht glauben kann, dass diese Wrack meinen schöne Mutter sein soll, von der im Dorf immer noch in so hohen Tönen gesprochen wird, da fängt sie an zu sprechen.
 

Der Junge, der meine Mutter ist, beginnt zu wimmern und als ich ein letztes Mal frage, warum sie hier ist und nicht ein anderer und warum sie nicht sterben darf, warum mein Vater sie nicht sterben lässt, beginnt sie zu erzählen.
 

Sie erzählt mir, was mit ihr geschah und ich lausche gebannt und erfahre so viel mehr als ich so hätte erfahren können, über den Krieg, meinen Vater, meine Mutter, die alte Schlossruine und schließlich auch über mich.
 

Mutters Stimme ist leise und verbraucht.
 


 


 

„Weißt du, es war nicht immer so, früher war es hier schön und die alte Schlossruine, die ich mein Zuhause nenne, schon immer genannt habe, war einst ein strahlender Ort voller Mystik und Magie.
 

Das alte Schloss war wirklich einmal eine Schule“, ergänzt sie, als ich sie ungläubig ansehe,
 

„ich selbst bin auf sie gegangen.
 

Hogwartsschule für Zauberei hieß sie und die Zeit, die ich dort verbrachte, war die schönste Zeit meines Lebens“ Ich kann sehen, dass der Junge lächelt, der neben mir liegt und seinen Kopf an mein Bein geschmiegt hat. „ Ich hatte zwei sehr gute Freunde, die eine war ein Mädchen, sie hieß Hermine, der andere ein Junge namens Ron, Ron Weasley, seine ganze Familie hatte rote Haare und er konnte überhaupt nicht mit dem Zauberstab umgehen, obwohl er im Gegensatz zu Hermine Reinblüter war …“ Du weißt, was Reinblüter sind, nicht wahr, wendet er sich an mich. Natürlich weiß ich es, genauso, wie dass nur Reinblüter in der Welt, die mein sich Vater mit meinen Geschwistern aufgebaut hat, überleben.
 

„Hermine dagegen war die Beste aus unserem Jahrgang, obwohl sie eine Muggelgeborene gewesen ist … Ron war deswegen immer total aufgebracht, darum haben sie sich immer gestritten …“ Ich kann sehen, dass er abgleitet in eine Welt, in der er noch er selbst war. Mir kam der Gedanke, dass ich nicht wusste, wie der Junge hieß. Ich kannte den Namen meiner Mutter nicht, das war erschreckend. Ich musste es wissen, also fragte ich nach:
 

„Wie heißt du … Mum?“
 

Sie erstarrte, sah mich an und ich konnte die Tränen sehen, die sich ihren Weg über die weißen Wangen bahnte.
 

Die traurige Königin hatte begonnen zu weinen.
 

„Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Er sagt nie meinen Namen. Er spricht nie mit mir.“ Sie hatte sich zusammen gekrümmt und verbarg mit ihren schmalen Finger die totgrünen Augen.
 

Ich konnte es nicht glauben, ich wollte es nicht glauben.
 

Er vergaß sich langsam.
 

„Bitte, bitte, liebe Mutter, es tut mir leid, erzähl' mir doch mehr, ich bitte dich … ich unterbreche dich auch nicht mehr“, flehte ich sie an, um ihre Tränen nicht mehr sehen zu müssen und sie nahm den Faden, den sie von den Händen gelassen hatte, wieder auf:
 

„Es war eine schöne Zeit und ich konnte gar nicht glauben, dass es Magie wirklich gab, aber es strotze um mich herum nur so von Zaubern und Mysterien. Ich habe mich so gefreut, nicht mehr allein zu sein, du fragst dich jetzt sicher, was mit meinen Eltern war …? Ich muss dir leider gestehen, dass diese schon verstorben waren und ich mich nur schemenhaft an sie erinnere. Um ehrlich zu sein, ist vor meinen Augen immer nur ein Schrei und ein grelles grünes Leuchten gewesen, dass ist es bis heute.
 

Meine Verwandten haben mich dafür verachtet, dass ich anders war und sie hatten Angst, große Angst. Sie wollten auch nicht, dass ich nach Hogwarts komme. Zum Glück haben sie nicht geschafft, es zu verhindern.“ Ich konnte sehen, wie seine Augen zu strahlen beginnen und jetzt sind sie überhaupt nicht mehr tot waren, eher erinnern sie mich an einen Wald im Frühling. Ich glaube schon die Blumen zu riechen, als meine Mutter ihre Geschichte weiter erzählte:
 

„Wirklich die schönste Zeit meines Lebens ...“ Sie scheint traurig und plötzlich sind all die Eindrücke fort, all die Blumen. Ihr, sein, Körper beginnt zu beben, zu zucken, sich zu schütteln und da merke ich, dass die traurige Königin auf ihre alten Tage verrückt geworden ist, alles in ihr hat sich verrückt.
 

Lautes Lachen, hysterisches Lachen und während sie verzweifelt versucht Luft zu bekommen setzt sie ihre Geschichte fort, immer wieder unterbrochen von lauten Schluchzern und lauterem Lachen:
 

„Ich habe alles getan, um es ihnen recht zu machen, um die schöne Zeit zu bewahren.
 

Alles ...
 

Ich habe mich in jede Gefahr geworfen, gemordet, und wurde selbst gequält, als Lügner abgestempelt …
 

ich Narr ...“
 

Wieder ein Lachen, die Stimme meiner Mutter dringt gedämpft an mein Ohr, weil sie sich den Mund zuhält, um das Lachen zu unterdrücken.
 

„Weißt du, ich hatte einen Paten, er war damals ein gesuchter Schwerverbrecher gewesen, heute kann ich nicht einmal sagen, ob das stimmt. Ich weiß ja weder seinen Namen noch kann ich sein Gesicht in meine Kopf sehen, da ist immer nur … Seins …“
 

Wieder ein Lachen, das jetzt schon eher wie ein Schluchzen klingt. Ich sehe ihn mir an.
 

Und sehe nichts.
 

Ich kann nichts mehr sehen von dem Mann, der meine Mutter ist, nicht den stechenden Blick, mit dem er mich durchbohrt hat, als ich das Gewölbe, in dem meine Mutter hauste, betrat, noch die verzweifelte Freude, die sie empfand, als sie mich erkannte.
 

Da, vor meine Augen, ist ein Bündel Verzweiflung ohne menschliche Würde.
 

Jetzt sehe ich die Makel, die blutig abgerissenen Fingernägel, die Rippen, die wie ein Gewölbe durch die Bauchdecke scheinen, die Unterarme, die so aufgeritzt sind, dass man meinte, den Knochen zu sehen.
 

Ich sehe die Wunden an jeder tödlichen Stelle des Körpers, aber meine Mutter lebt und leidet ohne zu sterben, in einer Illusion, die mein Vater geschaffen hat.
 

Sie erweckt in mir den Eindruck im Schatten zu liegen, angespannt, schwebend.
 

Angstvoll wie ein Tier, das zu Tode gehetzt wird und um sein Schicksal weiß.
 

Ich komme nicht umhin ihn anzustarren, sodass ich zuerst nicht bemerke, dass sie ihr Leben weiter vor mir ausbreitet.
 

„…ßt du, warum ich mich trotz allem noch an ihn erinnere, an seinen Tod?
 

Weil ich dadurch Ihn kennenlernte, den Mann, den ich bis heute mehr liebe als mir lieb ist.
 

Ich hasse ihn dafür … nicht mehr so wie früher …
 

Er hat mich von dem Ort weggezogen, an dem mein Pate starb, ich glaube, es war ein leuchtendes Tor … nur dadurch lernte ich ihn kennen und lieben.
 

Er war nicht hübsch, das musste er nicht sein.“
 

Sie war glücklich gewesen vor langer Zeit, vor mehr als hundert Jahren war die traurige Königin glücklich gewesen.
 

Ich musste unwillkürlich lächeln.
 

Sie war bestimmt schön gewesen.
 

Damals.
 

Sie fuhr fort, abgedriftet.
 

„Er war blass und hager und er war meist so unfreundlich, dass ihn keiner leiden konnte, aber es kannte ihn auch keiner. Nur wenn wir alleine waren, zeigte er, wie er wirklich war.
 

Nett, fürsorglich und von Selbstzweifeln zerfressen, aber ich schweife ab.
 

Er würde nicht wollen, dass man so viel über ihn erfährt.
 

Er war sehr verschlossen.“
 

Sie musste husten, wahrscheinlich, weil sie ihre Stimme solange nicht mehr benutzt hatte.
 

„Dann kam die Prophezeiung, die alles zerstörte, die Vorhersage, die deinen Vater und mich betraf …“
 

Das war das erste Mal, dass sie meinen leiblichen Vater mit ins Spiel brachte.
 

„Die Prophezeiung … ich kenne den genauen Wortlaut nicht mehr … nur noch den Sinn dahinter, den verstehe ich … ich glaube, ich weiß, das wenn einer von uns Beiden stirbt, der Andere nicht überleben kann … er hat es ernst genommen, darum bin ich hier und darum bist du hier …“
 

Er sah mich direkt an.
 

In den Augen der Hoheit loderte ein Feuer.
 

Tief und dunkel verschlang es mich langsam.
 

„Lucifer … bedeutet Lichtbringer ... du wirst mir mein Licht zurückbringen, koste es, was es wolle.“
 

Ich werde langsam verschlungen, wie egoistisch die Königin doch ist, aber ich denke, das ist normal.
 

„Du wirst mich hier aus diesem Gefängnis befreien, auf dass ich endlich gehen kann, ohne dass er seine Gier an euch auslässt.“
 

Ich kann nur noch nicken, das Feuer beherrscht mich, ich verbrenne, nur die Tränen der Königin können mich retten, aber sie weint nicht, sie lacht.
 

Und ich, ich starre auf die Rosen und gehe zur Tür und meine Mutter, die grausam schöne Königin, folgt mir wie ein Raubtier.
 

Ich öffne die Tür und betrete das schottische Hochland, das sich wie eine grüne Hölle vor mir erstreckt.
 

Sie, er, meine Mutter, ich weiß ihren Namen immer noch nicht, steht auf der Schwelle und starrt auf die weite Fläche vor sich.
 

Sie beginnt zu weinen und ich fühle das Feuer weichen, ich will sie aufhalten, ich will nicht, dass meine Mutter fortgeht.
 

Ich renne auf sie zu, will sie zurück stoßen.
 

Sie lächelt.
 

Sie lacht.
 

Sie blickt gen Himmel.
 

Sie betritt das grüne Gras und lacht lauter, immer lauter, weiter bis die Ruinen erzittern unter der unbändigen Freude meiner Mutter.
 

Ich muss weinen.
 

Mein Vater kommt angerannt, auch er versucht sie zurückzustoßen.
 

Sie erstarrt.
 

Steht auf grünem Gras.
 

Totgrünem Gras.
 

Ich kann sie weinen sehen und wie mein Vater zusammen bricht,
 

wie sie die Hände erhebt.
 

Der Himmel bricht.
 

Ich muss die Augen schließen, da ist so grelles Licht.
 

Ich öffne sie und sehe:
 

Nichts.
 

Beide sind sie verschwunden.
 

Die traurige Königin und ihr Gemäuer,
 

mein Vater und das Ungeheuer, das die Königin bewacht hat.
 


 

Ich sinke in die Knie und muss weinen …
 

Um beide.
 

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Das habe ich alles nicht gewollt.
 


 

Und was ich nicht sehen kann
 

… am Ende der Stadt
 

steht ein goldgelockter Greis
 

und lacht.



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