Zum Inhalt der Seite

Tote Wölfe heulen nicht!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

14. Dezember 1573 - 7. Januar 1574

14. Dezember. Den nächtlichen Kampf konnte ich leider nicht unverletzt hinter mich bringen. Ein kleiner Junge aus dem Dorf hatte sich vor Angst ins Schlachtfeld verlaufen und wäre beinahe getötet worden. Um ihn zu retten, hatte ich einen aufgeschlitzten Arm und einen Biss in den Oberschenkel in Kauf genommen. Sonst hatten wir nur einen Kämpfer verloren: der Sohn des Töpfers. Allerdings war dieser ohnehin ziemlich selbstmörderisch auf dem Weg gewesen. Wenn die Wölfe ihn nicht erlegt hätten, wäre er wahrscheinlich die nächstbeste Klippe auf seinen Erkundungen hinuntergestürzt. Ansonsten waren einige verletzt, aber nicht lebensgefährlich, nur Kurokarasu hatte sich etwas übernommen, doch die Rüstung hatte beinahe alles abgehalten. Und die Wölfe hatten wir fürs Erste verjagt.
 

19. Dezember. Noch immer kein Zeichen von den Wölfen. Arin und einige andere hatten auch in Richtung Stadt nichts Ungewöhnliches bemerkt. Ich selbst hatte mich auch wieder einigermaßen erholt. Kurokarasus Rüstung war wiederhergestellt worden, wobei sich Endurasu ziemlich über den Rappen aufgeregt hatte.

"Warum muss dieses Tier sich wie ein Hengst benehmen?", hatte er die ganze Zeit gebrüllt, während er mit dem Hammer die glühenden Eisen bearbeitet hatte.

Natürlich hatte Arin so lange gelacht, bis Endurasu ihn rausgeschmissen hatte.
 

23. Dezember. Noch immer gab es nichts, das die Rückkehr der Wölfe bedeuten könnte. Dennoch ermahnte ich die Bewohner, sich nicht im Gefühl der Sicherheit zu wiegen.

"Wölfe sind verschlagen. Und mit dem Mädchen an ihrer Seite haben sie auch noch menschliche Intelligenz. Was ganz einfach bedeutet: Jeder von euch allen muss aufpassen, sei es auf sich selbst oder auf andere."
 

31. Dezember. Es hatte keinen Sinn. Die Dorfbewohner scherten sich einen Dreck um meine Warnungen. Die paar, die auf mich hörten, wurden von mir trainiert, unter ihnen waren auch Endurasu und Arin. Arin war der Einzige, der mich immer wieder unterbrach und irgendeinen sinnlosen Kommentar abgab, der absolut nicht dazu beitrug, die paar Amateure auszubilden.

"Arin!", herrschte ich ihn schließlich an, "Es interessiert hier niemanden, was du mit deinem Körper unterhalb der Gürtellinie anstellst! Wenn du weiterhin nervst, wirst du da unten gleich noch weniger haben als ohnehin schon!"

Oh ja, ich war so richtig wütend. Arin schluckte. Alle anderen glucksten belustigt.

"Aber...", sagte ich, wobei sich ein süffisantes Grinsen auf mein Gesicht schlich, "wenn du so vor allen angeben kannst, anstelle dass du aufpasst, was ich euch erkläre, musst du doch sicher sehr erfahren im Kampf sein, oder? Also zeig den anderen, was du so alles kannst."

Mein Lachen war ja eigentlich komplett fehl am Platz, dennoch hatte es seine Wirkung nicht verfehlt. Das Glucksen und Kichern hatte abrupt aufgehört. Der junge Schmied schluckte noch einmal, diesmal unüberhörbar laut. Schweiß sammelte sich binnen Bruchteilen einer Sekunde auf seiner Stirn.

"Oh, jetzt hast du also Angst?"

"Nein! Ich habe keine Angst! Weder vor dir noch vor sonst jemandem!", brüllte er, woraufhin ich ihm mein Schwert zuwarf.

"Na dann! Komm her, Feigling!", lachte ich.

"Ich habe vor nichts und niemandem Angst!", wiederholte er, allerdings noch lauter und er riss das Schwert herum, in dem Versuch mich zu treffen. Mit Leichtigkeit konnte ich diesem Hieb ausweichen, indem ich einfach über die niedrig geführte Klinge hinwegsprang und meinerseits höflicherweise nur mit den Händen seinen Rücken bearbeitete. Dem Burschen blieb die Luft weg. Röchelnd fiel er vornüber und krümmte sich am Boden.

"Was ist? Bringt dich ein Schlag in den Rücken schon so aus der Fassung? Du bist ja mal lustig! Sogar Kurokarasu als Fohlen würde diese Schläge mit einer Waffe vollführt mit Leichtigkeit überstehen", lachte ich.

"Nochmal!", keuchte Arin.

"Nein."

"Was?"

"Ich sagte: Nein", wiederholte ich mich.

"Warum?", fragte er.

"Es macht keinen Spaß, Schwächere zu schlagen."
 

5. Januar 1574. Es wurden wieder Wölfe gesichtet. Obwohl ich mir sicher war, dass sie nicht zur Meute des Mädchens gehörten, kam mir das sehr gelegen. Es hatte die Kampfgeister der Dorfbewohner angekurbelt. Was bedeutete, ich konnte alle trainieren.
 

7. Januar. Arin hatte sich seit der vernichtenden Niederlage gegen mich sehr angestrengt. Das machte sich durch seine Herausforderung bemerkbar.

"Dessiah. Diesmal gewinne ich", hatte er gemeint.

Lachend wollte ich ihm mein Schwert zuwerfen, doch er hatte eines von seinem Vater bei sich. Sofort sah ich, dass dies eines der besten Stücke Endurasus war. Die Art, wie die Klinge zu singen began, sobald Arin seine Hand auch nur ein kleines bisschen bewegte, war mir nicht ganz geheuer. Er musste ungeheuer stark geworden sein. Diesmal würde ich wahrscheinlich sogar ernst machen müssen. Ich schnallte das Breitschwert von meinem Rücken, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, wenn ich mit meinem Katana kämpfte. Das Heft mit dem Katana in der linken Hand, die rechte locker auf den Griff gelegt, ging ich in Kampfposition.

"Komm!", sagte ich seelenruhig.

Solche Kämpfe waren mir nicht unbekannt. Ich musste aufpassen, es konnte nur zu leicht passieren, dass ich ihn unterschätzte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er unfair kämpfte, auch das war nicht auszuschließen. Er sprang ein paarmal nach links und rechts, um seine Beine zu lockern.

"Wie unvorsichtig", dachte ich.

Zu leicht konnte man dadurch sein Bewegungsmuster erkennen. Doch ich würde ihn nicht unterschätzen. Mir war klar, dass er darauf hoffte, ich würde den ersten Angriff wagen, allerdings war mir auch bewusst, welche Gefahren das mit sich zöge.

Falls er sich aufs Kontern spezialisiert hatte, könnte er sehr gefährlich für mich werden. Zwar war das Kontern für mich ein Kinderspiel, doch in Konterwettkämpfen kam es auf die pure Kraft an. Diesbezüglich war er eindeutig im Vorteil.

"Los!", schrie schließlich ein Mann, was uns beide dazu bewog, aufeinander loszustürmen. Arin hielt sein Schwert hoch erhoben, um einen Schlag von oben anzudeuten. Seine Klinge sauste nach unten, ich sprang nach rechts, blockte Arins Hieb in meine Richtung mit der Scheide, sprang in die Höhe und riss das Katana nach unten hin aus selbiger. Im letzten Moment bevor ich seinen Schädel spalten würde, drehte ich das Schwert in der Hand herum und traf seine Schulter mit der Rückseite. Sein Schrei verriet mir, dass ich ihn trotzdem sauber getroffen hatte.

Wutentbrannt wirbelte er herum und schlitzte mir den linken Oberschenkel auf. Obwohl ich geblockt hatte, war ich nicht stark genug gewesen, um einen Treffer zu vermeiden. Mit einem Satz nach hinten versuchte ich, Abstand zwischen uns zu bringen, doch er setzten sofort nach. Ich würde wohl oder übel kontern müssen. Rasch steckte ich das Katana wieder in die Scheide. Der Trainingsplatz war nicht groß genug, um ihm auf Dauer auszuweichen, also musste ich alles auf eine Karte setzen. Als sein Hieb aus einer Sprungattacke resultierte, fing ich die Klinge mit der Scheide ab, drehte mich um die eigene Achse näher zu ihm heran und schlug mit der Scheide in seinen Nacken. Erst im letzten Moment bremste ich den Schlag ab, sonst hätte ich ihm das Genick gebrochen.

"Du hast gewonnen, ich gebs zu.", röchelte er, bevor er bewusstlos zu Boden sank.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mitsunari_Ishida
2012-11-24T19:28:29+00:00 24.11.2012 20:28
Ich habe gerade deine Geschichte entdeckt!
Sie gefällt mir echt super. Auch die Art, wie du sie verfasst hast, finde ich toll, gibt es leider nicht so oft^^
Und dein Schreibstil find ich sehr spannend^^ ich bin gespannt wie es weiter geht


Zurück