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Chained

In his arms
von

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Face-to-face

Es war ein lauer Abend, doch die Gemüter einiger Bewohner dieser Stadt waren stark unterkühlt oder aber sehr erhitzt.
 

Man konnte die Spannung auf seinem Gesicht nicht lesen, doch sein Bruder erkannte die etwas zu steife Körperhaltung sofort. Es gab nur wenige, die den Älteren genauso gut kannten, wie er es tat und deshalb wusste er, dass dieser Augenblick alles andere als ungerührt an ihm vorbei ging. Während sein Vater dachte, dass sein erster Sohn die Situation gleichgültig wie immer wahrnahm und dass es sich bei seinem anfänglichen Sträuben nur das typische Aufbäumen eines jungen Mannes gehandelt hatte, machte sich seine Mutter ein wenig Sorgen. Jetzt, da es so weit war, kamen ihr Gedanken der Reue. Ihr älterer Sohn war anders als alle anderen junge Männer in seinem Alter. Er war sehr reif, ruhig und ernst, äußerst vielbeschäftigt und lebte für seine Arbeit. Ihn nun auf so eine rücksichtslose Weise aus seinem gewohnten Alltag zu ziehen, war vielleicht nicht richtig. Er brauchte wahrscheinlich noch etwas mehr Zeit, bevor er sich binden konnte und wollte. Doch es war nun nicht mehr zu ändern.
 

Sein Vater trat vor und öffnete die Tür, während sich der Rest der Familie unbehaglich im Flur drängte und trotzdem versuchte, ein würdevolles Bild abzugeben. Das erste Gesicht, das im Türrahmen auftauchte, gehörte zu einem Mann, der etwas im gleichen Alter wie der Hausherr war. Seine leicht braungebrannte, makellose Haut verriet, dass er kein Shinobi war, doch die aufmerksamen haselnussbraunen Augen, seine gerade Haltung und die gestrafften Schultern, und dazu der durchaus kostbare Kimono zeigten, dass er ein Mann von hohem Stande war. Eine in etwa gleichaltrige Frau, deren hellgraue Augen sofort hervorstachen, stand einen Schritt hinter dem Mann. Sie war groß, aber zierlich, auch sie eingehüllt in einen seidenen Kimono mit geschickt hochgestecktem schwarzen Haar. Sie teilte die Haarfarbe mit ihrem Mann, ebenso den etwas dunkleren Teint. Als sie lächelte, bildeten sich feine Linien um Augen und Mund, wodurch es leicht zu erraten war, dass ihr Gesicht oft ein Lächeln schmückte.
 

„Konbanwa, Fugaku-san, Mikoto-san“, sprach der Mann, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren und auch seine Miene nahm einen freundlichen Ausdruck an. Er und seine Frau deuteten eine Verbeugung an, die von den beiden angesprochenen Gastgebern prompt erwidert wurde. Der Anführer des Uchiha Clans, Fugaku, hatte sich gut auf dieses Treffen vorbereitet und auch seine Frau Mikoto wusste, was zu tun war, da sie als Hausherrin oft Besuch empfing. Dieser Abend war jedoch etwas besonderes und deshalb musste sie sich eingestehen, dass sie ein wenig nervös war.
 

„Hien-san, Takara-san, willkommen. Tretet ein“, begrüßte Fugaku die Ankömmlinge und Mikoto machte eine einladende Geste, um die Gäste hereinzubitten. Hien nickte und kam der Aufforderung sofort nach. Auch seine Frau folgte ihm und als sie gemeinsam den Flur betraten, hatten sie freie Sicht auf den blitzblanken, traditionell dekorierten Eingangsbereich und auf die beiden Söhne der Uchiha Familie, die das ganze Geschehen bisher stumm beobachtet hatten. Es war nicht zu leugnen und auch kaum zu übersehen, dass die Personen sich abschätzend musterten. Nicht nur Mikoto und Fugaku hatten sich für den Anlass in ihre guten Gewänder gekleidet, auch die Brüder zeigten sich in ihren Kimonos. Sie trugen die im Clan üblichen Farben: Schwarz und dunkelblau, mit dem aufgesetzten Symbol der Familie, dem rot-weißen Fächer. Sasuke sah man an, dass er sich in seinem Aufzug nicht allzu wohl fühlte, da er bequeme, moderne Alltagskleidung bevorzugte. Itachi war seine Garderobe nicht unangenehm, doch er verschwendete in diesem Moment auch keinen Gedanken daran. Der Ältere der beider Brüder erwiderte Hiens Blick mit Gefasstheit und Ruhe, obwohl Sasuke, der etwas seitlich seines Bruders stand, sehen konnte, wie die Knöchel von Itachis geballter Hand noch ein wenig mehr hervortraten.
 

„Itachi-san, es freut mich, dich kennenzulernen. Dich auch, Sasuke-san“, sprach Hien erneut. Er redete den Jüngeren an, damit sich dieser nicht übergangen fühlte, doch seine Aufmerksamkeit lag auf dem größeren, älteren jungen Mann. Für Itachi war das völlig vorhersehbar. Er kannte den Mann, hatte ihm aber nie viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Sein Name war Ofuda Hien. Er war ein Diplomat, ein Spezialist für Beziehungen zu anderen Shinobiländern. Manchmal fungierte er als Berater der Hokage in schwierigen politischen Fragen, da er viel reiste und als Abgesandter von Konohagakure oft in den anderen großen Hauptstädten zu Gast war. Ein Mann wie er brauchte auf seinen Reisen eine Eskorte von hoch spezialisierten und gut ausgebildeten Shinobi, die ihn schützten, denn oft waren die Besuche auf seinen langen Wegen nicht ungefährlich. Itachi hatte ihn nie begleiten müssen, denn als Kapitän einer ANBU-Einheit fiel dies nicht in sein Aufgabengebiet. Ein Seitenblick auf Sasuke zeigte ihm kein Erkennen auf dessen Gesicht, also kannte er den Mann wohl nicht. Doch das würde wohl auch nichts ändern, denn der Blick von Hien lag weiterhin mit forschendem Ausdruck nur auf ihm.
 

„Konbanwa, Uchiha-san“, ertönte plötzlich noch eine weitere Stimme von der Tür und es wurde plötzlich jedem bewusst, dass noch eine Person vergessen worden war. Es war eine junge Frau in einem hellen Kimono mit zu einem Knoten hochgesteckten, schwarzen Haaren. Ihr Gesichtsausdruck unterschied sich nicht sehr von dem ihres Vaters, ernst und wachsam, was ihr einen abgeklärten, aber weichen Ausdruck verlieh, was wohl von ihrer Mutter stammte. Nur in ihren Augen, deren Farbe einer seltsamen Mischung der ihrer Eltern entsprach, spiegelte sich ihre innere Aufruhr. Doch das konnte ihr niemand übel nehmen. Sie verbeugte sich respektvoll vor den Uchiha Eheleuten und sah auf, um den Augen von Itachi zu begegnen.
 

Ihr war er noch nie begegnet. Und doch hatte man ihm von ihr berichtet. Sie hieß Damasu und war 22 Jahre alt, zwei Jahre jünger als er. Als Kind hatte sie die Ninjaakademie besucht und mit dem Rang eines Genin einige einfache Missionen durchgeführt. Schließlich hatte ihr Vater sie in Wirtschaft und Politik unterrichtet und somit von der Laufbahn einer Kunoichi weg gelenkt. Da die Familie Ofuda in Midori no Geto wohnte, einem Dort nahe der Ostküste von Hi no Kuni, hatte sie nur wenig Kontakt zu anderen Shinobi, weswegen sie auch selber das Interesse am Kämpfen verlor und vor Ort im Hafen von Aonori ihr Geschick als Verwalterin von wertvollen Handelswaren bewies. Sie war sehr hübsch und hatte etwas betörendes an sich - diese Gedanken kamen Itachi nur allzu leicht. Sie war groß und schlank und wohl auch sehr intelligent, doch viel mehr als eine Zivilistin war sie nicht. Vielleicht hatte sie ein wenig mehr Zugang und Verständnis für die Welt eines Shinobi und das war gut, doch viel war es nicht. Mehr Zugeständnisse konnte er von seinem Vater nicht erwarten. Nie hätte er eine Kunoichi in Betracht gezogen. Es war eigentlich ein Wunder, dass er Itachis Wunsch, bei den ANBU zu bleiben und nicht zur Konoha Polizei zu wechseln, hingenommen hatte. Mehr Geduld konnte er sich also nicht erhoffen - außerdem war die ganze Sache schon beschlossen. Jetzt spürte er auch den fordernden Blick seines Vaters auf sich ruhen und sah sich schließlich zu einer Reaktion gezwungen. Mit geradem Rücken schob er sich an Hien und seinem Vater vorbei und streckte Damasu seine Hand hin, mit der Handfläche nach oben.
 

„Damasu-san, ich freue mich, dich zu sehen“, sagte er, doch seine Worte erreichten nicht wirklich sein Gesicht, obwohl er keineswegs beabsichtigte, unhöflich oder verletzend zu sein. Doch er konnte nicht anders – und ein störrischer Teil von ihm wollte vielleicht auch nicht anders wirken. Doch die junge Frau schien all das kaum zu bemerken. Sie senkte ihren Kopf, als sie ihre Hand in seine legte.
 

„Danke, Itachi-san. Es ehrt mich, hier zu sein“, antwortete sie und ihre klare Stimme erfüllte den Raum, obwohl auch ihr Ton nicht das versprach, was er eigentlich hätte ausdrücken sollen. Doch keiner von Beiden machte Anstalten wegzurennen, als hätten die Erwartungen der sie umgebenden Personen ihre Füße fest auf den Boden betoniert.
 

Und der laue Abend, der so voll war von widersprüchlichen Gefühlen, besiegelte die Zusammenkunft von Uchiha Itachi und Ofuda Damasu, die damit den ersten Schritt zu Erfüllung der von ihren Eltern arrangierten Heirat taten.



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