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Glaubst du wirklich, dass es so leichter ist?

von

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Ein schwerwiegender Fehler

„Nara-sama! Sie ist weggelaufen!“, hörte Shikamaru Shiho sagen.

Er hatte ja bereits gewusst, dass der heutige Tag wieder anstrengend werden würde, aber das war verdammt schlimm. Wenn die Frau weg war, musste irgendein Vollidiot sich nicht an die Regeln gehalten haben.

„Mendokusē. Was ist passiert?“, fragte er nach und versuchte dabei nicht besorgt, sondern emotionslos zu klingen, aber das wollte ihm nicht so recht gelingen. Hier ging es immerhin um eine seiner Patienten!

„Es war ein eigentlich nur ein Versuch, sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern, aber sie hat sich plötzlich gewehrt und sie hat uns aus dem Weg gestoßen“, erklärte sie.

„Ihr habt ein Mann zu ihr geschickt? Habt ihr jetzt alle den Verstand verloren? Die Frau wurde Monatelang brutal vergewaltigt und das gleich von dutzenden Männern. Sie ist noch lange nicht bereit, um sich bei so einer Konfrontation ruhig zu verhalten. Noch dazu kennt sie hier keinen männlichen Mitarbeiter. Wir müssen uns beeilen. Bereite schon mal alles vor. Ich werde sie suchen gehen“, antwortete er und entließ sie aus dem Büro.

Schnell nahm er sein Kittel und Ausweis zur Hand und verließ den Arbeitsplatz. Tsunade würde ihm die Hölle heiß machen, wenn noch Schlimmeres passierte. Aber das war erst einmal nebensächlich. Jetzt galt es, die Patientin unversehrt zurück zu holen.

Er verließ die Klinik in einer Geschwindigkeit, die ihm andere normalerweise nicht zutrauen würden und er ging geistig ihre Akte durch. Wenn ihn nicht alles täuschte, würde sie zu einem Ort gehen, an dem sie sich am sichersten fühlen würde. Er konnte nur hoffen, dass er sie dort nicht tot vorfinden würde.

In der Akte war notiert, dass die Frau früher eine Art Draufgängerin war. Sie hatte ihre eigene Meinung, die sie auch ohne Umschweife jemandem an den Kopf knallte, war äußert beliebt bei den Schülerinnen und nebenbei hatte sie noch einen erstklassigen Abschluss. Nach dem Vorfall war ihre Persönlichkeit aber komplett in sich zusammengebrochen. Der Name war wohl das einzige gewesen, an dem die alten Schulkameraden sie noch erkennen konnten...

Shikamaru war zu ihrem zuständigen Arzt geworden. Man hatte gehofft, dass man ihr so langsam die Angst vor dem männlichen Geschlecht nehmen konnte.

Das hatte sich am Anfang als extrem schwierig herausgestellt, denn die Frau konnte man nur noch als psychisches Wrack bezeichnen. Als man anfing sie zu behandeln, konnte Shikamaru nur mit Hilfe einer Lautsprechanlage mit ihr kommunizieren, wenn sie denn überhaupt geantwortet hatte. Teilweiße musste man ihr starke Schmerz- und Beruhigungsmittel geben, um sie an seine Stimme zu gewöhnen. Es hatte knapp drei Jahre gedauert, bis sie es ihm erlaubt hatte, unter Aufsicht einer weiblichen Person, in ihr Zimmer zu treten.

Und ausgerechnet jetzt kamen seine Angestellten auf die wahnsinnige Idee, ihr einen psychischen Schock zu verpassen, der es in sich hatte. Für so etwas war es einfach noch zu früh. Mal ganz davon abgesehen, dass das definitiv in jeder Hinsicht die falsche Methode war. Eigentlich sollten es gerade seine Angestellten wissen.

Nach fünf Minuten hatte er den Friedhof erreicht. Zielstrebig ging er auf den Friedhofswärter zu.

„Entschuldigung? Ist hier gerade eine Frau mit rotem Shirt und blaue Jeans vorbeigekommen? Sandblonde Haare zu vier Zöpfen zusammengebunden und ungefähr in meinem Alter?“, fragte der Nara

„Ja. Ist gar nicht mal so lange her. Die Kleine wirkte ziemlich aufgelöst. Hat mich gar nicht beachtet. Da hab ich die in Ruhe gelassen“, erzählte er.

„Wir müssen uns beeilen. Die Frau ist stark suizidgefährdet und sucht wahrscheinlich das Grab von Kankuro Sabakuno. Sie müssen sofort eine weibliche Person dorthin schicken. Es ist wichtig, dass es eine Frau ist“, erklärte er knapp und lief sofort los, nachdem der Wächter zum Telefon griff. Shikamaru konnte nur hoffen, dass er nicht zu spät kam.

Zu seinem Glück konnte er sie bereits nach einem kleinem Stück Laufweg schluchzen hören.

//Wenigstens lebt sie noch…//

Sie saß an einem Grab ihres verstorbenen Bruders und weinte sich die Augen aus. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Gartenschaufel, mit der man sich problemlos das Leben nehmen konnte. Der Anblick ließ ihn unweigerlich immer an die Worte seines Mentors denken.

//Selbstmordversuche sind für uns ein ewiger Kampf. Im Gegensatz zu unseren Patienten müssen wir jedes Mal gewinnen, denn wenn sie gewinnen, haben wir endgültig verloren. Die anderen brauchen nur auf den Versuch zu hoffen.//

„Temari! Hör auf damit. Es will die keiner schaden!“, rief er ihr aus der Entfernung zu. Näher heran zu gehen würde ihr endgültig den Rest geben und er musste sie dazu bewegen, die Schaufel von alleine wegzuwerfen. Wenn er näher kam, würde sie sich schon alleine aus Furcht töten.

„Bleib stehen! Du hast doch keine Ahnung, wie das ist! Plötzlich war da dieser Mann. Er wollte mich anfassen. Ich habe es in seinen Augen gesehen, dass er es wollte und du willst mich doch auch nur berühren, oder nicht?“, schrie sie.

„Ich möchte dir nur helfen. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde genau hier stehen bleiben, aber du musst mir versprechen, die Schaufel zu mir zu werfen“, versuchte er sie zu beruhigen.

„NEIN! DIE SCHAUFEL IST MEINE HILFE! SIE KANN MICH HIER RAUSHOLEN!“

„Glaubst du wirklich, dass es so leichter ist?“, fragte er traurig nach.

Der Nara hatte sich bis jetzt immer viel zu sehr von seinen Gefühlen leiten lassen. Vor allem, wenn es um das Schicksal seiner Patienten ging. Er war kein gefühlskaltes Monster. Er konnte und wollte seine Gefühle in so einer Situation nicht abtöten.

„Dein Bruder würde das bestimmt nicht wollen. Er hat dich nicht gerettet, damit du jetzt aufgibst. Er wollte, dass du so stark wirst, wie du es früher mal warst. Hast du mir nicht erst vor ein paar Tagen gesagt, dass du wenigstens Gaara noch einmal wieder sehen willst? Wir sind doch schon so weit gekommen. Willst du wirklich jetzt einfach aufgeben?“, fragte er und er ließ seinen Tränen freien Lauf. Er konnte nicht verstehen, wie man so etwas nur anderen antun konnte.

„Er würde es verstehen“, sagte sie mir zittriger Stimme, „Er hat mich doch immer verstanden!“

„Ich bin mir sicher, dass er enttäuscht sein wird. Wir haben es doch bald geschafft. Ich werde dafür sorgen, dass dir der Mann nie wieder zu nahe kommt“, versuchte er es erneut.

„Versprichst du mir das?“ fragte sie nach und sah ihn tränenverschmiert an. Sie zitterte immer noch stark, aber in ihren Augen konnte er einen Schimmer der Hoffnung entdecken. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

„Ja, das tue ich. Ich will doch auch nur, dass es dir wieder besser geht.“

Temari warf die Schaufel zwar nur zaghaft zu ihm herüber, sodass sie nicht einmal im Ansatz zu ihm geflogen war, aber er war erst einmal erleichtert, dass die Frau nicht mehr in unmittelbarer Gefahr war. Temari würde die Schaufel nicht noch weiter zu ihm schieben, denn sie würde ihm zu nah kommen und aus demselben Grund ließ auch Shikamaru die Schaufel da, wo sie lag.

„Entschuldigung? Herr Kurasawa hatte mich gebeten, hierher zu kommen. Ich soll Ihnen mit einer Frau helfen.“

Shikamaru nickte.

„Gehen Sie bitte zu ihr, wenn ich es Ihnen sage. Ich kann mich ihr nicht nähern. Danach folgen Sie mir einfach und passen sich ihrer Geschwindigkeit an. Sie dürfen sie auf gar keinen Fall bedrängen!“

Die Frau nickte einfach nur.

„Temari? Wollen wir wieder zurück, oder willst du noch etwas bei deinem Bruder bleiben? Die freundliche Dame, neben mir, wird dir helfen, wieder nach Hause zu kommen“, erklärte er der Sabakuno.

Misstrauisch begutachtete Temari die junge Frau neben ihrem Arzt und schätze die mögliche Gefahr ein, die von der Frau ausging.

„Sie darf mich nicht anfassen“, forderte sie.

„Ich verspreche dir, dass sie das nicht tun wird“, beruhigte er sie wieder.

Ein Nicken der Sabakuno bestätigte ihm, das die Helferin sich nun nähern durfte.

„Halten Sie sie auf keinen Fall fest, auch wenn sie weglaufen sollte. Berühren Sie sie am besten gar nicht erst. Gehen Sie einfach nur neben ihr her und folgen Sie mir. Sie wird schon selber wissen, wie nah sie mir kommen möchte“, erklärte er ihr.

„O-Okay!“

Der Weg zurück verlief, zu Shikamarus Glück, reibungslos und dort konnte man sie problemlos in die Obhut der Pflegerinnen geben. Temari kannte sie gut, weshalb dies auch kein Problem darstellte.

„Vielen Dank. Sie waren mir eine große Hilfe.“

„Kein Problem. Wir Yamanakas haben schon immer gerne geholfen“, lächelte sie ihn an.

„Ino Yamanaka?“, fragte der Arzt erstaunt nach.

„Ja, genau. Die Friedhofsfloristin.“, ergänzte sie.

„Das meinte ich nicht. Du bist Ino! Ich bin Shikamaru Nara“, machte er sich bekannt, „Sag bloß, du hast mich vergessen?“

Das freudige Aufkreischen und die darauffolgende Umarmung sprachen Bände. Ino Yamanaka war noch genauso nervig, wie er sie in Erinnerung hatte.

„Ist ja der Wahnsinn. Ich wusste gar nicht, dass du wieder in Japan bist. Ich wusste ja nicht mal, dass du es zum Arzt geschafft hast. Wie geht es dir?“, fragte sie sofort nach.

„Den Umständen entsprechend. Du bist noch genauso redselig wie früher.“

„Warum sollte man positive Eigenschaften wegwerfen? Jetzt erzähl schon“, forderte sie ihn auf.

„Mendokusē. Ich muss arbeiten“, redete er sich raus. Doch so leicht hatte sich Ino noch nie abwimmeln lassen.

Sie borgte sich kurz den Stift aus seiner Kitteltasche und schrieb eine Notiz auf seine Hand.

„Ich will doch nicht, dass wir uns heute nur zufällig mal wieder begegnet sind. Es ist ewig her, dass ich dich gesehen habe.“

„Acht Jahre.“

„Wie bitte?“, hakte sie nach.

„Es ist jetzt acht Jahre her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Um genau zu sein werden es morgen exakt acht Jahre sein“, sagte Shikamaru.

„Kaum zu glauben, dass das Ganze jetzt schon acht Jahre her ist, was?“, meinte sie.

Shikamaru nickte nur. Ino sah ihrer Mutter extrem ähnlich. Es verwunderte ihn immer wieder, wie ruhig ihre Eltern doch immer im Gegensatz zu ihr gewesen waren. Hoffentlich würde er keine so aufgedrehte Tochter kriegen.

„Ruf mich an, dann können wir mal reden“, sagte sie und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange.
 

In seinem Büro angekommen, wartete er nun schon seit längerer Zeit auf Shiho. Er hatte sie extra zu sich bestellt und war gerade dabei, seinen Kittel auf den Haken zu hängen, als sie reinkam.

„Setz dich!“, befahl er ihr. Dass er sauer war, erkannte man sofort. Shikamaru war nicht der Typ, der seine Angestellten straffe Befehle gab. Eigentlich gab er seinen Mitarbeitern in der Regel freie Hand und heute hätte das beinahe zum Tod einer Patientin geführt.

„Ich will wissen, wer auf die Idee gekommen ist, Frau Sabakuno mit so etwas zu konfrontieren“, befahl er ihr und er konnte hören, wie sie dabei schluckte.

„Das war ich“, gestand sie ihm vorsichtig.

„Und wer hat sie so erschreckt?“, fragte er weiter.

„Er konnte nichts dafür. Ich hatte ihn darum gebeten“, versuchte sie ihn von der Unschuld des Mannes zu überzeugen.

„Jeder Mann weiß, wie er sich Frau Sabakuno gegenüber zu verhalten hat, es sei denn Tsunade-sama, oder ich geben andere Anweisungen und jetzt sag mir endlich, wer das gewesen war“, befahl er wieder.

Shiho war den Tränen nah. Sie wusste genau, dass sie einen Fehler gemacht hatte und das Schlimmste war, dass sie noch andere hineingezogen hatte.

„Naruto.“

„Ich will dich mal etwas fragen. Hast du auch nur einmal daran gedacht, was die Aktion für ihn bedeutet? Er ist in der Lehre. Es ist nur logisch, dass er auf die Anweisungen von höhergestellten Personen hört.“

„Bitte, du darfst ihn nicht raus werfen“, flehte sie ihn an. So hatte sie das alles wirklich nicht gewollt.

„Wenn er Glück hat, wird er nur rausgeworfen. Du hast damit seine berufliche Karriere kaputtgemacht! Wenn das jemals raus kommen sollte und wenn ich das nicht melde, hättest du meine mitzerstört. Ich hoffe, dir ist die Tragweite des ganzen Desasters klar. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, sich selbst zu töten.“

Shiho nickte nur noch. Was sie getan hatte, war unverzeihlich und andere mussten nun ihre Fehler ausbaden.

„Ich werde diesen Vorfall Tsunade-sama melden und mich für Naruto einsetzten. Ich hoffe, dass ich ihm irgendwie helfen kann. Er hat Jahrelang und, vermutlich härter als jeder andere, für diesen Job gebüffelt und du weißt auch genau, warum er das gemacht hat. Kannst du mit der Verantwortung leben?“

„Das werde ich“, sagte Shiho traurig.

Jetzt kam der Teil, den Shikamaru an seinem Job am meisten verabscheute. Shiho hatte immer wieder kleine Patzer gemacht, aber nie war es so gravierend gewesen und ihm selbst tat es weh, diesen Schritt zu machen, doch es war ihre Schuld und er wollte nicht andere dafür Leiden sehen.

„Pack deine Sachen. Du bist entlassen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kiara_97
2013-07-15T20:57:53+00:00 15.07.2013 22:57
Hi, ich finde die Story richtig gut :) der schreibstil ist wirklich gut und du baust sehr gut Spannung auf und ich für meinen Teil, will gerne wissen wie es weiter geht ^^

Viele Grüße
Kiara
Von:  Ayno
2012-10-13T12:34:15+00:00 13.10.2012 14:34
Trödelü!
Man, die Geschichte hört sich ziemlich gut an. Ich bin gespannt wie sich alles entwickelt und wann die anderen Charaktere eingebaut werden.
Mir gefällt dein Schreibstil sehr, ich finde ihn irgendwie ausgeglichen. Du sagst viel ohne große Worte.. mir gefällt das zumindest sehr.

Ich hab die Beschreibung nicht mehr 100% im Kopf aber ich hoffe, dass es kein inoxshika Kram wird. ;)
Ansonsten bist du jetzt favorisiert und ich hoffe, dass du schnell weiter schreibst.

Viele Grüße

Ayno


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