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You and me

von

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Katos PoV
 

 

Ich war recht früh eingeschlafen, aber auch ziemlich früh wieder wach. Es war gerade mal  halb vier als ich meine Augen aufschlug und ins Dunkeln blinzelte. Gelangweilt schwang ich die Beine aus dem Bett und lief im Zimmer auf und ab. Leise natürlich, damit ich Kira nicht weckte. Wenigstens einer von uns sollte schließlich seinen Schlaf bekommen, ich konnte ja auch noch später im Bus schlafen.

Irgendwann wurde mir das Rumgerenne zu langweilig. Ich öffnete das Fenster und setzte mich auf die Fensterbank. Kalte Nachtluft schlug mir entgegen und ließ mich frösteln, aber das interessierte mich im Moment herzlich wenig.

Da ich gerade nicht besseres zu tun hatte, begann ich damit, die Leute, die sich noch auf der Straße aufhielten, zu beobachten. Ein Pärchen schlenderte Hand in Hand die Straße entlang, ich sah ihnen nach, bis sie aus meinem Blickfeld verschwanden und irgendwie fühlte ich mich furchtbar einsam... Gott, was dachte ich da!? Ich brauchte doch keine nervige Freundin, die mir ständig hinterher dackelte und mich nicht eine Sekunde aus den Augen ließ! Kein Mädchen, dass von mir ernst gemeinte Gefühle, Liebe erwartete. Wie kam ich nur darauf, dass ich einsam war? Ich hatte genug Freunde, also wozu brauchte ich so ein nerviges Weib, das sich als meine feste Freundin bezeichnen durfte? Ich genoss mein Singleleben in vollen Zügen und wenn ich auf Sex aus war, brauchte ich nur in eine der Bars zu gehen, die ich des Öfteren mit meinen Freunden besuchte, und irgendein Mädchen aufzureißen.

Ich schüttelte den Kopf und strich diese Gedankengänge aus meinem Kopf. Schien nicht mein Tag zu sein, ich faselte zu viel Unsinn. Vielleicht lag es ja auch einfach an den Schlägen, die ich kassiert hatte, weil mein Alter mal wieder schlechte Laune gehabt hatte. Genau, ständig verprügelt zu werden, machte irgendwann einfach blöd. Mein Gehirn war bestimmt nicht ganz in Ordnung. Aber egal, das tat ja jetzt nichts zur Sache. Ließen wir mein nicht ganz richtig funktionierendes Gehirn mal meine Sorge sein.

Ein leises Rascheln riss mich schließlich aus meinen Gedanken und ließ mich aufsehen. Kira hatte die Bettdecke zurückgeschlagen, war aufgestanden und kam nun auf mich zu. Er blieb vor mir stehen und musterte mich in dem schwachen Licht, dass von draußen in den Raum fiel. Ich spürte, dass sein Blick auf meinem Gesicht ruhte. Ich schaute ihn nicht an. "Ist alles in Ordnung?", fragte er.

Ich nickte und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Sicher, alles bestens, ich konnte nur nicht schlafen... Leg dich wieder hin, ein paar Stunden haben wir noch."

"Und was ist mit dir?"

"Ich kann sowieso nicht schlafen", antwortete ich und schlang unbewusst die Arme um meinen, noch immer, etwas schmerzenden Bauch. Ich wusste nicht, ob Kira die Blutergüsse im Halbdunkeln sehen konnte, aber ich hoffte, er konnte es nicht, sonst würde er sich nur wieder Sorgen um mich machen.

"Tut 's sehr weh?", fragte er. Anscheinend hatte er doch etwas gesehen.

"Nein, es ist nichts", log ich und verdeckte meinen geschundenen Oberkörper so gut, wie es mir momentan möglich war, mit den Armen.

"Sicher?"

"Ja und jetzt geh wieder schlafen."

Er zögerte einen Moment, bevor er antwortete. "Ist gut." Dann schlurfte er zurück in Richtung Bett und verschwand wieder unter der dunklen Decke, sodass nur noch sein Kopf heraus lugte.

Ich ließ die Beine aus dem Fenster Baumeln und blickte stumm ins Leere. Aus der Innenstadt Tokios drang leise das Geräusch des niemals abreißenden Verkehrs hinüber.

Ein kalter Windstoß ließ mich frösteln. Ich stieg von der Fensterbank hinunter und schloss das Fenster. Nun war es völlig still im Zimmer. Das einzige Geräusch, das noch an mein Ohr drang, war Kiras ruhiger Atem. Er musste bereits wieder eingeschlafen sein. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, legte ich mich wieder ins Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte Löcher in die Luft.

Ich wusste nicht, wie lange ich in dieser Position bereits verharrt hatte, als irgendwann meine verletzte Schulter durch unangenehm stechende Schmerzen auf sich aufmerksam machte und ich mich gezwungenermaßen auf die Seite rollte, um meine Schulter zu entlasten. Ein leicht frustriertes Seufzen entkam meiner Kehle. Mir war stinklangweilig, eigentlich war ich todmüde, konnte aber aus unerfindlichen Gründen nicht einschlafen und, ach ja, mein ganzer Körper schien plötzlich zu einer einzigen vor Schmerz pochenden Wunde geworden zu sein. Es war echt zum kotzen, aber dummerweise nicht zu ändern. Ich stand auf, streckte mich erst einmal ausgiebig - nun ja, zumindest so gut, wie es mir in meiner momentanen Verfassung eben möglich war - und warf einen kurzen Blick auf den Wecker auf Kiras Nachttisch. Es war kurz nach sechs. Da wir sowieso vorgehabt hatten um halb sieben aufzustehen, beschloss ich schon mal ins Bad zu gehen und zu duschen. So konnte ich wenigstens verhindern, dass Kira meinen geschundenen Körper doch noch zu Gesicht bekam und sich nur wieder unnötig Sorgen um mich machte.

Als ich mir die Haare geföhnt und mich angezogen hatte, steuerte ich die Küche an. Ich schaltete die Kaffeemaschine ein und ging anschließend zurück ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch fläzte und mal wieder Löcher in die Luft starrte. Kira musste schon aufgestanden und ins Bad gegangen sein, vermutete ich zumindest, da es bereits fünf nach halb sieben war. Zehn Minuten später stand ich wieder auf und ging in die Küche, um den mittlerweile fertigen Kaffee zu holen. Gerade, als ich die beiden Tassen auf dem Tisch abstellte und mich wieder auf die Couch setzen wollte, kam Kira ins Wohnzimmer. "Wann bist du aufgestanden?", fragte er und nahm neben mir platz.

"So gegen kurz nach sechs", antwortete ich.

"Wie geht's deiner Schulter?"

Jetzt fing er schon wieder damit an. Ich hatte ihm doch letzte Nacht gesagt, es sei nicht schlimm, wieso konnte er es nicht einfach dabei belassen? "Den Umständen entsprechend", antwortete ich, in der Hoffnung, er würde nicht wieder nachfragen oder die Verletzung sehen wollen.

"Sicher, dass ich sie mir nicht doch mal ansehen soll?"

"Ach quatsch, es ist nichts. In ein zwei Tagen ist das wieder weg", log ich, um ihn ein wenig zu beruhigen. In Wahrheit konnte ich froh sein, wenn die ganzen Blutergüsse und Prellungen nach ein, zwei Wochen langsam zu heilen begannen.

"Wie du meinst", erwiderte er und ging nicht weiter darauf ein.

Wir tranken in Ruhe unseren Kaffee und machten uns um viertel nach sieben allmählich auf den Weg zur Schule. Der Reisebus stand bereits da, als wir ankamen. Wir waren so ziemlich die Letzten, die eintrudelten, also verstauten wir schnell unser Gepäck und sahen zu, dass wir noch halbwegs gute Plätze im Bus bekamen.

Wir machten es uns in der letzten Reihe bequem. Unsere anderen Freunde saßen alle irgendwo weiter vorne und von den anderen, die nach und nach noch eintrudelten, schien auch niemand besonders erpicht darauf zu sein, sich neben uns zu setzen, weswegen wir im Endeffekt die letzte Reihe für uns allein hatten. Mir kam das gerade recht, so konnte ich mich einfach breit machen und versuchen ein wenig zu schlafen, da sich die Müdigkeit jetzt doch wieder bemerkbar machte.



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