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Liebe braucht keine Worte

Sprachlose Liebe
von

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Ein neuer Schüler

Wie jeden Schultag saß ich auf meinen Platz in der zweiten Reihe am Fenster. Es dauerte noch 5 Minuten, dann würde es klingeln und die erste Stunde beginnen. Sie hieß Mathe, eines meiner Lieblingsfächer, obwohl man es mir nicht ansehen möchte. Ich beobachtete die weißen Wolken, die aussahen wie Watte. Der Kontrast zum meerblauen Himmel, war nicht meine Sache, ich mochte helle Farben nicht, aber ich liebte es Wolken zu beobachten, was sie für Formen annahmen und wie sie manchmal schnell, manchmal langsam weiter wehten.

"Hey! Kura!"

Leicht erschrocken drehte ich den Kopf Richtung Tür, wo durch gerade mein Kumpel Mariku kam mit hilfesuchendem Blick. Ich wusste bereits was los war, ohne dass ich ihn fragen musste.

"Welches Fach?", seufzte ich und hob meinen Rucksack an, um ihn auf meinen Schoß zu stellen.
 

"Japanisch."

Ich kramte in meinem schwarzen Rucksack herum und zog eine gelbe Mappe hervor, wo zwischen ein paar schwarzen Linien schwungvoll der Name Bakura Cain stand, meine Schule, die Klasse und das dazu gehörige Fach. Ohne groß zu suchen, zog ich ein liniertes Blatt hervor, wo mit blauer Tinte drauf geschrieben wurde. Ich drehte die Seite um und tippte auf eine Stelle, wo die Hausaufgabe war, die wir bis heute auf hatten. Dankbar nahm Mariku die Seite und lies sich auf den Stuhl neben mir fallen. Wir hatten alle Einzeltische, da wir keine große Klasse waren, war sehr viel Platz im Raum.

Vorne war der Lehrerpult und eine elektrische Tafel an der man nicht mit Kreide, sondern Stiften schrieb, die extra für die Tafel gefertigt wurden.

Unsere Schule war modern, dass lag vielleicht auch daran, dass es eine Eliteschule war. Hier gingen viele Reiche zur Schule, aber nicht nur die. Auch welche wie Mariku oder ich, die nicht viel Geld hatten, durften hier lernen. Unser IQ war hoch, weshalb wir auf einer normalen Schule geistig unterfordert wären.
 

Als es klingelte stand die ganze Klasse auf, dies hatten uns die Lehrer früh beigebracht, aufstehen beim Klingeln oder man flog raus. Das klang ziemlich hart, aber es war auch eine Eliteschule, wofür die Eltern viel Geld zahlten. Und zwar dafür das ihre Kinder etwas lernten, nicht dass irgendein Klassenclown sie störte. Mir bezahlte das Jugendamt die Schule, da ich in einem Heim lebte und sonst keine Chance hatte auf eine Eliteschule zu gehen.

Als sich die Tür öffnete, standen alle still und ordentlich da und beobachteten den Lehrer genau, der mit seiner üblichen braunen Tasche kam. Er stellte diese auf den Tisch und packte still aus, was er brauchen würde.

"Guten Morgen!", rief er uns zu als er mit Auspacken fertig war und musterte jeden einzelnen Schüler gründlich.

Alle hatten dieselbe Kleidung an, da es hier eine Schuluniform gab.

Sie bestand bei Jungs aus einer beigen Hose, einem weißen Hemd, einer gelb-braun parallel gestreiften Krawatte und darüber einer schwarzen Jacke, die man zu knöpfen konnte, aber nicht musste. Ich hatte die Knöpfe offen.

Für die Mädchen bestand die Uniform aus einem karierten Rock mit den Farben dunkelbraun, einen helleren braunen Streifen und ein dicker Streifen war ockerfarbend. Obenrum trugen sie eine weiße Bluse, eine Krawatte wie bei den Jungs und auch eine schwarze Jacke.

Auf der linken Brust befand sich das Wappen der Schule, welches darauf gestickt wurde.
 

"Guten Morgen Herr Tatsumi!", riefen wir alle im Chor und blieben stehen, bis er uns mit einen nicken zeigte, dass wir uns setzen durften.

Kein Stuhl quietschte oder wurde lautstark vor oder zurück geschoben. Mit verschränkten Armen auf den Tisch saßen wir da und warteten, dass der Lehrer begann. Unser Lehrer war Ende zwanzig, eher schmächtig gebaut, aber dafür 1,80m groß. Er trug auch eine Uniform die es bei den Lehrern gab. Sie war wie bei uns, nur gab es für sie keine Jacke, oder Krawatte, das Wappen der Schule war auf der linken Brust des Hemdes oder der Bluse genäht worden. Falls es kälter für sie wurde, zogen sie eine Jacke an, die sie in der Schule in der Umkleide für Lehrer abgaben.

Das Haar von Herr Tatsumi war braun und kurz geschnitten, seine Augen trugen die Farbe von geschmolzener Schokolade, ein anderes Beispiel viel mir nicht ein.
 

"So~ Liebe Klasse. Ihr bekommt heute einen neuen Schüler. Er heißt Ryou Kenji und wurde bisher nur zu Hause unterrichtet. Aber nicht nur das ist anders als bei euch. Ryou kann nicht sprechen. Er kam ohne Stimme auf die Welt und kann nur durch Gebärdensprache kommunizieren. Ich hoffe, dass ihr ihn gut aufnehmt und nett sein werdet. Mariku? Wie ich von deiner Akte weiß, kannst du die Gebärdensprache perfekt, würdest du erst mal alles übersetzen?"

"Natürlich Herr Tatsumi."

"Das ist nett von dir, ansonsten wird sich Malik um ihn kümmern, da er Schülersprecher ist. Mariku kann euch beide begleiten, damit er dir sagen kann, was Ryou wissen oder sagen will."

Die braunen Seelenspiegel blickten zu meinen anderen guten Freund Malik, der ihm zu nickte.

"Gut. Ryou! Du kannst rein kommen!"

Dann öffnete sich die braune Holztür ein weiteres Mal...

Ryou Kenji

Herein trat ein junger Mann, der mein Zwilling hätte sein können. Als er neben Herr Tatsumi stehen blieb, lies ich meinen Blick über ihn gleiten, jedoch so unauffällig wie es ging.

Sein Haar war wie meines lang und weiß, jedoch hatte er seines scheinbar gekämmt, da mein Haar im Gegensatz zu seinen wirr war und zwei besonders dicke Strähnen von meinem Kopf ragten und aussahen wie Hörner. Die Haut des Neuen war bleich, wenn man nicht wüsste, dass er lebte, könnte man ihn glatt mit einer Leiche verwechseln, was bei mir auch so war. Er war aber im Gegensatz zu mir ziemlich schmächtig und zart, so als würde er bei der kleinsten Berührung umkippen, was wahrscheinlich übertrieben war. Er hatte die Uniform an, wie jeder andere auch und seine großen, neugierigen Augen sahen sich um. Jedoch erkannte ich auch einen kleinen Funken von Unsicherheit in den rehbraunen Seelenspiegeln. Wer wäre auch nicht ängstlich, wenn man das erste Mal in einer Schule ist und kann nicht reden und weiß nicht ob andere die Gebärdensprache konnten.
 

Nicht nur Mariku konnte die Zeichensprache, er hatte sie mir mal beigebracht, da ich großes Interesse an diese Sprache hatte, die nicht so schwierig war, wie manche denken mögen. Man musste sich nur anstrengen und aufpassen, dann lernte man sie genauso schnell wie andere Sprachen. Ich fragte mich insgeheim wie die Stimme von Ryou klingen würde, wenn es sie gäbe. Eher zart und schüchtern? Oder doch rau und männlich? Ich tendierte zu erstens. Meine Aufmerksamkeit wurde von den zarten Händen des neuen Schülers gezogen die sich bewegten.

"Er sagt, dass er sich freut hier zu sein und hofft, dass wir uns alle gut verstehen werden. Es ist das erste Mal, das er in eine Klasse kommt, da er bisher nur zu Hause unterrichtet wurde", übersetzte Mariku allen, die beeindruckt aussahen, da sie nur Bahnhof zu verstehen schienen, wenn sie die Hände des Weißhaarigen beobachteten.
 

Ein kleines Lächeln schlich sich auf den pinken, dünnen Lippen des Neuen. Er schien sich zu freuen, dass jemand ihn verstand, ohne das er schreiben musste, was er sagen wollte.

"Gut Ryou. Setz dich doch bitte vor Bakura. Das ist der junge Mann, der dir ziemlich ähnlich sieht", sagte Herr Tatsumi und zeigte dabei mit seinen dünnen, langen Zeigefinger auf mich.

Ryou nickte und bewegte sich zum Platz. Er lies sich auf den Stuhl vor meinen Tisch nieder, nachdem er den Rucksack neben den Tisch gestellt hatte. Er packte das Zeug für Mathematik aus, hängte den geschlossenen Rucksack an einen Haken und hörte zu als der Lehrer begann.

Ich mochte Herrn Tatsumi nicht besonders, mir persönlich ist er zu streng, aber das Fach Mathe liebte ich, was viele für unmöglich halten, wer mag auch schon Mathe, wenn er es nicht konnte. Nehmen wir zum Beispiel Mariku. Ihm brachte ich es bei, damit er es besser konnte, aber auch er meinte, es wäre öde. Aber für mich war es eines der spannendsten Fächer. Ich liebe Zahlen, Formeln und all den Rest der in Mathematik vorkam. Ich verstand nicht wie man in einer Arbeit eine 4 bekommen konnte, waren die Aufgaben doch immer leicht. Das Einzige was ich nicht besonders mochte was Geometrie. Ich mag zwar zeichnen, aber ich schaffe es nie, es ganz genau zu zeichnen, mache es immer um wenige Millimeter größer oder kleiner, doch diese paar Millimeter vermasselten alles an meinen Rechnungen die sonst sehr gut waren.
 

"So~ Wir waren soweit ich mich erinnere bei Ableitungsfunktionen."

Man hörte brummen von vielen Schülern die nicht zu wissen schienen was das war, geschweige denn, wie man so was rechnete. Oder sie mochten das einfach nicht.

"Das ist sehr wichtig, also~", Herr Tatsumi nahm sich einen der angefertigten Stifte, die Lehrer mochten sie nicht, da sie lieber an richtigen Tafeln schrieben, die es hier nicht mehr gab. "Wer möchte die Aufgabe lösen?"

Der Blick des Lehrers traff einige Schüler, doch blieb er bei mir hängen, da ich mich aufgeregt meldete. Für mich waren solche Aufgaben eine Kleinigkeit. Ich wurde aufgerufen, ging nach vorne und nahm mir einen der Stifte.

"Schreiben sie alles auf, wie sie rechnen."

"Ok."
 

Ich sah mir die Aufgabe kurz an:

f (x) = x³

Mit den Stift zu schreiben viel mir ganz leicht, als erstes bestimmte ich die Sekantensteigung, danach ermittelte ich die Tangentensteigung, dann die Ableitungsfunktion und als letztes erkundete ich die Ableitung an den angegebenen Stellen, die Lösung war:

f´(1) = 3 * 1² = 3

f´(4) = 3 * 4² = 48
 

Nachdem ich alles zu Ende geschrieben hatte, setzte ich mich selbstsicher wieder hin, während der Lehrer korrigierte und stolz lächelte.

"Gut gemacht Bakura, alles richtig", lobte er mit einem nicken.

Die ganze Klasse sah mich verblüfft an, manche auch feindselig, aber die Blicke waren mir vollkommen egal, ich übertrug die Aufgabe noch auf mein Blatt, welches ich dann in meine blaue Mappe heftete, die schon sehr dick war wegen den ganzen Zetteln. Die restliche Stunde verbrachte unser Lehrer damit, uns alles nochmal über Ableitungsfunktionen zu erklären da es alle, außer mir, nicht verstanden. Und vielleicht Ryou. Mein Vordermann schien alles zu verstehen, denn er war, wie ich, sehr früh mit den Aufgaben fertig, die wir aufbekamen.

Als es dann klingelte und ich mich erheben konnte, packte ich alles zusammen. Ich hasste es lange auf der Stelle sitzen zu bleiben. Schon immer war ich sehr zappelig, aber im Laufe der Schulzeit schaffte ich es wenigstens 45 Minuten still zu sitzen.
 

"Na Kuralein~"

"Du sollst mich nicht so nennen Mariku!", fauchte ich meinen Kumpel an, während ich meinen Rucksack schulterte.

Ein Arm legte sich um meine Schulter:

"Aber Darling, liebst du mich gar nicht mehr?"

"Blödmann...", konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, während ich in die Seite des Ägypters kniff.

Mariku war ein dunkelhäutiger junger Mann, dessen sandblondes Haar wild abstand, deshalb nannte ich ihn manchmal Stachelkopf. Mein Kumpel war etwas größer als ich, war muskulös und hatte dunkle violette Seelenspiegel, die ich schöner fand als irgendein Schmuckstück. Ich liebte ihn nicht, aber seine Augen beeindruckten mich immer wieder. Diese dunklen Tiefen in denen ab und zu was aufblitzte, wenn er eine Idee hatte, aufgeregt war oder wütend wurde. Unter den Augen befanden sich Tattoos, jeweils ein Tattoo unter jedem Auge.

Er schob mich durch die Reihe zur Tür und blieb mit mir an der Wand gelehnt stehen. Ein paar Sekundenlang schwiegen wir uns an, während wir auf Malik und Ryou warteten. Schließlich waren wir, oder zu mindestens ich, neugierig. Mariku sollte ja den Übersetzer spielen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er darauf keine Lust hatte. Mariku liebte zwar Sport, war aber sonst zu faul für irgendwas. Selbst ich musste ihn meistens dazu zwingen überhaupt aus seinem Bett zu kommen. Und eins kann ich euch sagen, einen schlafenden Mariku aufzuwecken ist schwieriger als jede Prüfung, die es gab. Vor allem wenn man ihn wach hat, ist er total grimmig und würde einen am liebsten totprügeln um weiter schlafen zu können. Aber wir zwei kannten uns nun schon so lange und gut, dass er mir nie ein Härchen krümmen würde. Er war die meiste Zeit bei mir, nachmittags half ich ihn bei ein paar Hausaufgaben, ich war mir zwar sicher, dass er sie auch alleine schaffen würden, aber zu zweit machte doch fast alles mehr Spaß.
 

"Wie findest du den Neuen?"

"Er scheint unsicher zu sein. Aber das ist wahrscheinlich normal", antwortete ich schultern zuckend.

"Wird sich noch ändern."

"Wie findest du ihn?", hob ich eine Augenbraue und guckte auf die Hände meines Kumpel, die tief in Taschen vergraben waren.

"Zu schüchtern."

"Du kennst ihn gar nicht."

"Trotzdem."

Seufzend lies ich den Kopf hängen und starrte auf den Fußboden. Der Boden war Türkis, eine hässliche Farbe wenn man mich fragte. Sonst war er sehr glatt, wenn man die falschen Schuhe an hatte, konnte man sehr leicht hinfallen, ich bin Experte darin, so oft rutschte ich aus und wurde meistens von Mariku vor einen Sturz auf meinen Allerwertesten gerettet. Der Boden war sauber, nachmittags wurde er immer gesäubert, manchmal mussten dass auch Schüler machen, die sich total blöde angestellt hatten, dass kam aber sehr selten vor.

Ich seufzte wieder und entfernte mich etwas von der Wand um hin und her zu laufen. Still stehen war einfach nicht mein Ding. Aber Mariku machte das oft wahnsinnig.

"Bakura~", jammerte er. "Bleib stehen, du machst mich wahnsinnig!"

"Dazu brauchst du mich nicht", schmunzelte ich und streckte meinen Kumpel frech die Zunge raus.

"Frechdachs!", schimpfte er daraufhin und zwickte mir in die Seite, weil er wusste, dass ich dort kitzelig war.

Kichernd piekte ich ihn und nahm Abstand um einer weiteren "Attacke" von ihm auszuweichen.
 

"Hey Jungs", zierliche Arme schlangen sich um meinen Hals und weiche Lippen drückten sich kurz auf meine Wange.

Grienend sah ich Malik an, auch er war ein Freund von mir, er gab auch Mariku einen Kuss auf die Wange, dann zog er Ryou aus den Raum, dieser lächelte nur zaghaft, sah sofort auf den Boden als wir ihn ansahen.

Malik war auch ein Ägypter, deshalb war auch seine Haut gebräunt. Er war zierlich und zart, aber wenn man genauer hinsah, bemerkte man ganz klar eine gute Oberkörpermuskulatur. Malik hatte große lavendelfarbene Augen, die den Tiefen einer Katze glichen. Er war ungefähr so groß wie ich, vielleicht ein wenig kleiner. Sein Haar war sandblond, glatt und schulterlang. Auch unter seinen Augen waren Tattoos, es waren die gleichen wie bei Mariku. Ich wusste nicht warum sie die gleichen hatten, ein Paar waren sie nicht, dass wusste ich.

"Ryou, das sind meine besten Freunde. Mariku und Bakura", während er unsere Namen nannte, zeigte er auf uns. "Die beiden können Zeichensprache, also verstehen sie dich ohne Probleme, sollte ich vielleicht auch lernen."
 

Ryou hob den Blick und musterte uns beide auffällig. Dann sah er zu Malik, der ihm einen Arm um die zarten Schultern gelegt hatte.

"Gut, ich zeige dir zusammen mit den Zweien alles. Aber das machen wir am besten zur Hofpause, oder nach der Schule, was findest du besser?"

Ryou machte wieder eine paar Handbewegungen, Mariku übersetzte für den anderen Ägypter:

"Hofpause."

"Gut, wir haben jetzt Sport...", murrte Malik, wenig beeindruckt.

Auch wenn er sehr sportlich war, hasste er das Fach genauso sehr wie ich. Obwohl manches ja auch Spaß machte, aber nicht wenn ich die ganze Stunde lang joggen muss.

"Kommt schon Jungs!", rief Mariku fröhlich, legte seinen Arm wieder um meine Schulter und zog mich Richtung Sporthalle.

Die zwei anderen folgten uns. Mein Blick glitt ab und zu unauffällig zum Neuen, der uns beide immer wieder ansah. Ich fragte mich weshalb und verbrachte den ganzen Weg und das umkleiden damit, darüber nach zu denken.

Sportunterricht und Krankenzimmer

Wir saßen alle auf der unbequemen, hellen Holzbank am Rande der Sporthalle.

"So! Heute machen wir weiter mit Turnen. Ich habe mehrere Stationen aufgebaut, an denen ihr trainieren werdet. In spätestens der übernächsten Stunde wird es Noten geben!", der Lehrer blickte allen Schülern ins Gesicht. "Sucht euch einen Partner, wer mit wem ist mir egal!"

"Machen das die Mädchen auch?", fragte ich laut genug, dass der Lehrer mich hörte.

"Nein!"

"Darf ich zu ihnen?"

"Nein!"

"Mist..."

Sofort fanden sich Gruppen zusammen in der ausgelost wurde, wer mit wem machte. So auch unsere kleine Gruppe, Mariku, ich und Malik kam mit Ryou an der Hand.

"Also~ Wer mit wem?", fragte der Schülersprecher in die Runde.

Wir alle zuckten mit den Schultern, Mariku legte einen Arm um meine Schultern, wollte damit wahrscheinlich sagen, dass wir zusammen machten.

"Wie wäre es wenn du mit Malik machst "Schatz"?", fragte ich schmunzelnd.
 

Auch der Sandblonde begann zu grinsen, nickte aber:

"Komm Ma-Chan."

"Grrr... Nenn mich nicht so", knurrte Malik. "Ryou, du machst mit Bakura, er wird auf dich aufpassen und wissen was du willst."

Der Weißhaarige nickte zügig, wir sahen den Ägyptern kurz nach und gingen dann an eine freie Station. Es war das Reck! Na gut...Daran konnte ich etwas.

"Ihr wisst was zu tun, ist, los!", rief der Lehrer und schaltete Musik an.

Ryou tippte mich an und vermittelte mir eine Frage.

"Ach so, du weißt ja nicht was wir machen sollen", schlug ich mir die flache Hand gegen die Stirn.

Ich erklärte Ryou alles ausführlich und hoffte, dass er es verstanden hatte, um sicher zu gehen zeigte ich es ihm noch. Er sah zweifelnd und misstrauisch zu gleich das Reck an.

"Kannst du die Rolle?"

Der Weißhaarige biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.

"Das ist ganz einfach. Du hebst dich hoch und lässt dich nach vorne fallen", erklärte ich.

Ryou nickte und legte seine Hände um die silberne Stange. Dann hob er sich an, sank aber sofort wieder zu Boden. Eine Augenbraue flog bei mir in die Höhe und belustigt sah ich den Jungen an meinen Füßen an, der auf seine Unterbeine gesunken ist und verzweifelt auf den Boden starrte.

"Komm wieder hoch Kleiner", stupste ich ihn an. "Ich helfe dir."
 

Ryou stand auf und legte seine Hände wieder auf die Stange. Ich setzte meine Hände auf seine Hüfte ab und hob ihn an, damit er auch oben blieb. Um nicht getreten zu werden ging ich zur Seite.

"Und jetzt nach vorne fallen lassen."

Ich legte meine Hand nun auf den Rücken und schob vorsichtig den Oberkörper nach vorne. Dann lies er sich nach vorne fallen, doch er schaffte es nicht stehen zu bleiben sondern fiel auf seinen Hintern. Als ich in sein Gesicht sah, war ich irgendwie erschrocken wie rot es war, so anstrengend war das doch nicht, oder? Lächelnd half ich ihm hoch, schlug ihn freundschaftlich auf die Schulter und fragte:

"Alles gut?"

Ryou nickte schnell und zeigte wieder was mit den Händen.

"Ach was", winkte ich ab. "Das lernst du schnell. Irgendwann kannst du das auch perfekt."

Der Neue sah nicht überzeugt aus, nickte aber und versuchte es gleich noch einmal. Und zwar immer wieder, bis er zum 7 Mal hinter einander auf den Hintern fiel und die Musik ausging.

"Geht bitte eine Station weiter!"

Ich zog Ryou wieder auf die Beine und ging mit ihm zum Bock. Als der Weißhaarige diesen sah, wich er etwas zurück und sah ängstlich hin.
 

"Das ist leicht Kleiner", meinte ich lächelnd. "Du musst nur drüber springen."

Um es ihm zu zeigen, sprang ich einmal drüber. Nun sah Ryou noch eingeschichteter aus.

"Ich stell mich hinter den Bock und halte dich."

Dies tat ich dann auch, Ryou nahm wie ich Anlauf und sprang. Ich griff nach seiner Hüfte, jedoch war er schwerer als ich dachte, denn er fiel geradewegs auf mir, ich flog auf die Matte und zog den Kleineren auf mich.

"Au!"

Ich konnte förmlich spüren wie die Blicke auf uns fielen. Dann sah ich zwei Blondschöpfe, die sich runter beugten und Ryou wie mich ansahen.

"Geht es euch gut?", fragte Maliks besorgte Stimme.

Der Weißhaarige sah mir tief in die Augen, bevor er sich geschwind aufrappelte und Abstand nahm. Mariku hielt mir seine Hand hin, die ich annahm und schon stand ich wieder aufrecht auf der Matte. Mir war schwindelig, weshalb ich etwas schwankte, Mariku hielt mich jedoch fest.

"Ja...Geht, mein Kopf tut nur etwas weh und alles dreht sich", murmelte ich.

"Und dir Ryou?", fragte Malik.

"Er sagt, dass es bei ihm wie bei Bakura ist", übersetzte Mariku nebensächlich. "Wir bringen euch beide ins Krankenzimmer. Nicht das ihr umkippt."

"Ach was", winkte ich ab. "Mir geht es gut."

Ich löste mich von Mariku und schwankte ein paar Schritte, bevor ich völlig das Gleichgewicht verlor und weg kippte. Mein sandblonder Stachelkopf von Kumpel war mir gefolgt und gab mir Stütze bevor ich fiel.

"Dir geht es gut, schon klar Baku", meinte er mit sehr viel Sarkasmus in der Stimme während er leicht nickte. "Wir bringen dich und Ryou ins Zimmer, Punkt!"

"Aber Riku~", jammerte ich. "Ich darf doch keinen Schulstoff verpassen!"
 

"Mir egal!"

"Blödmann!"

Darauf grinste mein stacheliger Freund bloß, legte seinen Arm um mich, damit ich nicht umfiel oder so was. Ryou wurde von Malik gestützt, nach dem die zwei Ägypter dem Sportlehrer Bescheid gegeben hatten, der es natürlich gesehen hatte und es sofort im Buch eintrug, dass wir ins Krankenzimmer gingen, er erlaubt es. Wir holten noch schnell die Sporttaschen von Ryou und mir, die Ägypter stopften unsere normale Kleidung in die Tasche, schulterten sie und brachten uns aus der Turnhalle.

"Du hast echt das Talent dich zu verletzen", schmunzelte Mariku, wofür er von mir einen schwachen Schlag abbekam.

Dann lehnte ich mich jedoch stärker an den Dunkelhäutigen.

"Mein Kopf tut weh...", murrte ich und zog den Duft meines Kumpels ein.

Er roch nach frischem Lavendel, ich liebte den Duft und hoffte ihn immer zu haben, da ich sonst nicht wusste wo ich den Geruch her holen sollte. Vielleicht noch bei Malik, aber bei ihm vergrub ich meine Nase nie in die Halsbeuge, dass machte ich bloß bei Mariku.

"Nicht einschlafen. Du bist schon so schwer genug."

"Halt die Klappe", murmelte ich verschlafen, öffnete die Lider, die sich wie von selbst geschlossen hatten und sah Mariku an.

Ich erkannte das selbstsichere Grinsen auf dessen Zügen. Malik klopfte wo an, öffnete die Tür und ging mit Ryou hinein, dann der Größere und ich.

"Ohh~ Was ist denn mit ihnen passiert?", fragte die Schwester aufgeregt und sprang auf.
 

"Unsere Freunde sind im Sport gegen einander geknallt, ihnen ist schwindelig, wir hatten Angst, dass sie sonst umkippen.", erklärte Malik.

"Wir haben aber bloß eine Liege..."

"Lassen sie ihn ruhig, ich kann auch sitzen."

Die Schwester sah mich an, ihr fielen ein paar dunkelbraunen Strähnen ins blasse Gesicht. Nach dem sie uns beide gemustert hatte, zwang sie sich zu einen nicken. Mariku half mir noch zu einem gepolsterten Stuhl, auf den ich mich nieder ließ. Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen und versuchte mich von den Schmerzen im Kopf abzulenken.

"Wenn es nicht besser wird, lass dich nach Hause schicken", stupste mich Malik noch an. "Das gleiche gilt für dich Ryou. Ich sehe es schon vor mir, zwei Sorgenkinder, erst nur Kura und jetzt auch Ryou."

"Komm Malik, lass die zwei in Ruhe."

"Aber es stimmt doch. Da musst du mir Recht geben Riku."

"Ja, Bakura hat das Talent sich zu verletzen. Ryou scheinbar auch, könnten wir jetzt wieder gehen?"

"Ok. Tschüss Kura, lass dich-"

"Ja, ich lass mich nach Hause schicken Malik", brummte ich.

Die Ägypter gingen nach ihrer oder nach Maliks "Predigt". Die Schwester sah uns an wie eine besorgte Mutter. Sie fragte uns ob wir Tee wollten, wunderte sich das Ryou nicht sprach, bis ich es ihr erklärte. Der Weißhaarige saß aufrecht auf der Liege und nippte an seinen Pfefferminztee, dessen Duft im ganzen Raum war, selbst ich roch es noch, wobei ich einen Fencheltee trank. Die Schwester hatte uns nämlich solange genervt, bis wir welchen tranken, sie befand dies als gesünder.

Als es klingelte, hörte man wenig später Türen auf knallen, Getrampel von Schülern, wie ihre Stimmen. Ich stellte die leere, weiße Tasse auf einen Tisch und stand auf.

"Ich werde wieder zum Unterricht gehen, mir geht es gut", streckte ich mich.

Die Schwester sah mich ungläubig an, sie kannte mich bereits, nickte aber und blickte zu Ryou der aufsprang.
 

Das hieß wohl, er kommt mit. Ich nahm meine Sporttasche und gab den Neuen seine. Wir verabschiedeten uns noch und gingen dann. Auf halben Wege zum Zimmer wo wir Japanisch haben würden, taumelte Ryou etwas und gerade so konnte ich ihn halten.

"Geht es dir wirklich gut? Ich kann dich auch zurück bringen", bot ich an.

Schleunigst schüttelte der Weißhaarige den Kopf mit unsicheren Lächeln.

"Warum nicht? Was wenn du umkippst?"

Mit ein paar Handbewegungen verstand ich seine Sorgen, oder seine Sorge. Sein Vater würde ihn dann für immer zu Hause lassen, er würde sich bestätigt fühlen das Schule zu gefährlich wäre. Ich nickte ihn zu, legte meinen Arm um seine Schulter um sein Schwanken zu mindern. Er wurde etwas rot, weshalb ich eine Augenbraue hob, aber die Schultern zuckte und mit Ryou zum Japanischzimmer ging.

"Ich hatte doch gesagt, ihr sollt euch abholen lassen!"

"Beruhige dich Malik, uns geht es gut", beschwichtigte ich.

Ryou setzte sich sofort auf seinen Platz.

"Wir wollten euch gerade eure Rucksäcke bringen."

"Ist gut Malik", seufzend ließ ich mich auf meinen Stuhl nieder.

"Na Kleiner, alles wieder gut?", wuschelte mir Mariku durch das weiße Haar.

"Ja, alles gut."

"Und bei dir Ryou?"

Der Weißhäutige sah Malik an und nickte bloß. Ich bemerkte wie sein Blick an Mariku und mir hang.

Partnerschaft

Wir hatten Ethik, es war die letzte Stunde des Tages. Unser Lehrer erklärte uns, dass es ein Projekt geben wird. Er wird immer zwei Schüler einteilen, die dann zusammen an ein Thema arbeiten, welches wir ziehen. Normalerweise würden Mariku, Malik und ich zusammen arbeiten, da wir früher eine ungerade Zahl in der Klasse waren, doch da Ryou nun da war, fragte ich mich wer mit ihn arbeiten müsste. Ich war mir aber sicher, dass eben Mariku oder ich mit ihn arbeiten mussten, schließlich waren wir die einzigen die ihn verstanden.

"So~ Ryou kann sich ja nur mit Gebärdensprache verständlich machen, kann jemand von euch diese Sprache?"

Mariku und ich meldeten uns Zeitgleich. Die Lehrerin sah uns abwechselnd an und rief dann die Gruppen auf.

"Bakura Cain und Ryou Kenji! Mariku Ishtar und Malik Aziz! Habe ich jetzt alle?"

Als keiner was sagte, zog sie eine kleine Kiste hervor, wo drinnen mehrere Zettel darinne war.

"So~ Wer will zuerst ziehen?"

Keiner meldete sich, was den Lehrer ausseufzen ließ. Es wunderte mich, dass sich niemand meldete, dass Thema war sehr einfach. Es ging um Gestalten und Mythen. Wie, um Vampire, Werwölfe und was es sonst noch so gab. Unser Lehrer ließ seinen Blick nochmal über die gesamte Klasse schweifen, bevor er bei mir hängen blieb. Weshalb auch immer.

"Herr Cain?"

"Warum ich?"

"Weil sie unaufmerksam waren."

"War ich gar nicht!"

"Was habe ich gesagt."

"Na, dass ich unaufmerksam war."
 

Er seufzte und hielt mir die Kiste hin. Murrend zog ich einen weißen Zettel heraus. Was hatte ich falsch gemacht? Ich öffnete ihn noch nicht, damit wartete ich, bis ich ihn Ryou zeigen konnte. Nachdem Herr Tsumi die letzten Zettel auch losgeworden ist, klingelte es. Er gab uns die Aufgabe, nochmal mit unseren Partner vorzukommen und zu zeigen was man hatte. Damit keiner schummelte.

"Und? Was habt ihr?", fragte Mariku, nach dem wir alle gehen durften.

"Vampire", antwortete ich. "Ihr?"

"Wir haben Werwölfe", seufzte Malik.

"Aber hey, Vampire passen zu euch", mischte sich Mariku ein. "Ihr seid beide Totenbleich, hübsch, geheimnisvoll. Wie ein Vampir."

"Blödmann", schimpfte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Vielleicht bin ich ein Vampir und wegen dir fliegt meine Tarnung auf!"

"Genau Schätzchen~", schnurrte Riku bloß. "Saugst du mir auch mal das Blut aus?"

"Türlich Riku", hauchte ich ihm entgegen.

"Nun gut. Komm Mariku, ich will so schnell wie möglich mit den Projekt fertig sein", Malik zog meinen besten Freund weg. "Wir sehen uns morgen!"

Dann verschwanden die beiden Ägypter auch schon.

"Wollen wir zu dir, oder zu mir?", fragte ich Ryou und wartete mit ihm draußen, damit er sich entschied.

Mit ein paar Handbewegungen zeigte Ryou, dass er lieber zu sich gehen würde. Ich nickte ihm zu und ging mit ihm in Richtung seines Zuhauses. Er führte mich, da ich nicht wusste, wo lang. Wir gingen durch einen kleinen Park, in dem Kinder spielten, Eltern ihren Babys nach liefen, die gerade erst laufen gelernt hatten und Väter oder Mütter ihre Sprösslinge trösteten wenn sie hinfielen.
 

Während des Weges war es natürlich still. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und Ryou konnte es nun mal nicht. Doch dann bewegten sich seine Hände. Sie formulierten eine Frage. Ich musste wegen ihr Lachen, nicht sehr laut und auch nicht sehr lange, aber ich tat es. Ryou blickte mich verwirrt an, wäre ich auch wenn jemand anfing einfach los zu lachen.

"Mariku und ich? Ein Paar? Wie kommst du denn darauf?"

Wieder bewegten sich die zarten Händchen, ich hob eine Augenbraue.

"Weil wir flirten? Tun wir das?", dachte ich nach, wenn ich genau darüber nachdachte, stimmte es. Wir flirteten, jedoch eher freundschaftlich...Gab es das? Jetzt schon! "Ja… Wir flirten irgendwie schon", nickte ich nachdenklich. "Aber wir sind bloß Freunde. Ich glaube er steht auf Malik. Aber wer weiß das schon?"

Ryou bejahte zügig und starrte auf den Boden. Er war aus Stein. Aus glatten Stein, welches nicht mal etwas gerissen war. Es sah aus wie neu. Was es wahrscheinlich auch war. Neu und grau. Ne...Eher Grau-weiß. Ich spürte einen Finger, der mich gerade piekte. Ryou zeigte, als er bemerkte das ich auf sah, auf eine riesige, weiße Villa. Mir viel fast die Kinnlatte runter als ich sie anstarrte.

"Da wohnst du?", vergewisserte ich mich.

Mein neuer Mitschüler nickte, sein Gesicht wurde etwas rötlich und er sah nach unten. Wir gingen weiter, während meine Schritte schneller wurden, ging Ryou immer langsamer, was mich schon verwirrte.

"Ist was?", fragte ich ihn, hob eine weiße Augenbraue und blickte ihn an.

Wieder starrte ich auf seine Hände die mehrere Zeichen bildeten, um mir zu verstehen zu geben, was los war.

"Du bist nervös wegen deinen Vater?"

Schnell nickte der Weißhaarige und klingelte an der Haustür, die sich so gleich öffnete.
 

"Ryou!" Zwei blasse, zierliche Arme schlossen sich um Ryous Körper. "Da bist du ja wieder..."

Mein Mitschüler wurde noch röter, als er eh schon war, versuchte sich aus der Umarmung zu befreien. Jedoch ließ der Mann ihn nicht los, drückte ihn bloß stärker an sich. Ich schmunzelte, als der schlanke Kerl mich wahrnahm, ließ er Ryou los.

"Wer ist denn das?", fragte er. Seine Stimme klang hell, nicht so wie ich es von Männern gewöhnt war. Sie klang fast schon melodisch, halt wie eine Melodie. So hatte ich mir auch Ryous Stimme vorgestellt. Nur etwas zarter und unsicherer.

"Ich bin Bakura Cain", stellte ich mich vor und reichte den Fremden die Hand. "Ich bin Souta. Ryous Vater."

Er nahm meine Hand an, seine war zierlich, dennoch brachte er einen festen Druck zu Stande.

"Wie war dein erster Schultag?", fragte Souta Ryou sofort, nach dem wir drei in die Villa traten. Er belehrte mich die Schuhe auszuziehen und in den Schrank zu stellen, der dafür da war. Ich zog also meine schwarzen Schuhe aus und legte sie in den Schuhschrank. Er war schwarz-weiß, ich sah kein einziges Staubkorn, wahrscheinlich wurde der Schrank vor kurzen erst geputzt. Dann folgte ich den zwei Weißhaarigen ins Wohnzimmer. Ryous Vater hatte etwas rosigere Haut als wir beide, aber er war genauso schlank und zierlich, wie sein Sohn, nur größer. Auf seiner Nase trug er eine Brille mit schwarzem Gestell, die zu ihm passte. Seine Lippen waren schmal und sahen vom Weiten trocken aus.

Ryou erzählte mit einer Menge Handbewegungen was so alles passiert ist, er schien sehr aufgeregt, ließ aber den Teil aus, was im Sport passiert war.
 

Meine Augen blickten sich gespannt um. Alles war hier so groß und modern. Eine große cremefarbene Ledercouch mit Sessel, großer Glastisch, worauf kaum was lag. Nur Zeitschriften über Autos und welche über Mode, außerdem ein schneeweißer Laptop und zwei Fernbedienungen. Mit mehreren Metern Entfernung von den Sofas aus, stand ein großer Plasmafernseher. Im Raum befanden sich noch ein paar Pflanzen, durch große Fenster kam das Sonnenlicht herein. Unter dem Glastisch lag ein weiß-grau gestreifter Teppich.

"Und ihr beide macht ein Projekt über Vampire?", fragte Souta.

"Ja, richtig."

"Kannst du Ryou denn verstehen?"

"Ja, machen sie sich keine Sorgen. Ich habe die Gebärdensprache von einem Freund gelernt", lächelte ich.

"Dann ist gut. Ihr könnt ja anfangen, ich muss jetzt erst mal in die Firma", Ryous Vater gab seinen Sohn einen Kuss auf die Stirn, dann machte er sich fertig und verschwand mit einen: "Bis zum Abendessen."

"Gehen wir in dein Zimmer?", hob ich eine Augenbraue und stand schon mal auf, da ich ein nicken erwartete, welches auch sogleich folgte. Auch Ryou erhob sich und führte mich zurück in den Flur, wo eine Wendeltreppe war.

Die Stufen waren schwarz, während das Geländer weiß und silbern war. Zusammen gingen wir nach oben und dort sogleich in ein Zimmer welches ganz hinten war. Der Korridor hatte roten Teppich, die Türen waren alle aus dunklem Holz, nur eine war weiß mit goldenem Türgriff. Diese Tür öffnete der Weißhaarige und trat zusammen mit mir ein.
 

Die Wände in diesem Zimmer waren Himmelblau, die Decke war als einziges weiß. Der Boden war hellbrauner Laminat der aussah, wie beim Ballett. Die großen silbernen Schränke hatten auf zwei Türen Ganzkörperspiegel. Die Griffe waren grau. Es gab einen Schreibtisch mit Bürostuhl in schwarz. Ryou hatte ein Hochbett, wo man nur mit einer Leiter hoch kam. Auch das Bett war aus silbernem Metall. Unter dem Hochbett standen kleinere Holzregale in denen sich Bücher über alles befanden.

Von Pflanzen- und Pilzarten, bis zu Tierarten. Von Fantasy bis hin zur Tragödie. Selbst Romeo und Julia konnte ich als Buch finden. Es gab Bücher wo Fragen geschrieben standen und die dazu gehörige Antwort auch. Über den Weltall, die Vergangenheit und die Zukunft. Ich stellte mich vor ein Buch, vor den Regalen standen noch zwei Sitzsäcke. Ein weißer und ein blauer.

"Du liest gerne!", meinte ich und drehte mich zu Ryou der bloß darauf nickte.

Er setzte sich in den weißen Sitzsack, sprang aber gleich darauf, wieder auf. Mit ein paar Bewegungen, bemerkte ich auch, dass mein Rucksack noch unten war.

"Ich hole beide."

Ohne auf eine Bestätigung zu warten, ging ich los, wieder nach unten wo zwei Rucksäcke neben den Schuhschrank lagen. Ich schulterte beide, auf jeweils einer Schulter und ging gemütlich wieder hoch. Ryou saß wieder und hatte ein Buch vor der Nase. Ich konnte erkennen, dass es ein Buch über Sagengestalten und Mythen war. Etwas was wir gebrauchen konnten. Ich stellte beide Rucksäcke ab und setzte mich gegenüber von meinen Projektpartner.
 

Ich zog aus meinen Rucksack eine grüne Mappe hervor und daraus einen Fragebogen den wir ausfüllten sollten. Ryou nahm seinen auch heraus. Ich legte das Blatt auf die Mappe und zog einen Kulli heraus, der blau schrieb, wie jeder andere. Er war schwarz nur unten und oben war er silbern. Zu allererst schrieben wir unseren und den Namen unseres Partners drauf, dann noch die Sagengestalt und nun ging es schon los mit den Fragen.

"Frage 1: Wo kam die Gestalt das erste Mal vor?", las ich und sah Ryou an der in seinen Buch blätterte und dann die Antwort gab.

"In Transylvanien? Bei Dracula?" Als er nickte, schrieb ich es auf. "Wer erfand die Gestalt?" Nach weiteren 8 Fragen, waren wir fertig. "Nun müssen wir ein Plakat anfertigen und mehreres draufschreiben. Hast du einen Din A2 Block?"

Ryou schüttelte den Kopf. Ich seufzte und stand auf. "Dann kleben wir mehrere Blätter zusammen, ok?"

Diesmal nickte er und holte mehrere Blöcke aus Schränken. Wir klebten mit Klebeband die Blätter aneinander und dachten nach, was wir draufschreiben sollten. Ich legte ein Blatt neben uns, wo wir drauf schreiben konnten, wie wir alles aufbauten.

"Wir könnten Gedichte über Vampire aufschreiben, oder wenigstens eins. Dann was wir von Vampiren halten und wie wir sie uns vorstellen. Das können wir natürlich auch aufzeichnen."

Ryou stimmte mir zu und ging runter. Verwirrt sah ich ihm nach, tat aber nichts um ihn zurück zu holen. Ungeduldig wartete ich und sah mir solange die Bücher an. Als mein Projektpartner wieder auftauchte hatte er den weißen Laptop von unten mit. Er erklärte mir was er damit wollte, ich nickte ihn zu und setzte mich wieder hin um das Plakat zu machen.

Der Kuss

"Und? Wie lief es bei euch?", fragte ich Mariku.

Es war Dienstag, die Schule war aus und wir saßen nebeneinander auf einer Bank. Wir beide hatten jeweils ein Eis in der Hand. Ich Stracciatella und Mariku Schokolade. Es war ziemlich warm, ganz allein der Wind machte es erträglicher. Auch wenn wir im Schatten saßen.

"Ganz gut, Malik hat das meiste gemacht", schmunzelte mein Kumpel. Ich stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite: "Du bist gemein." "Was denn? Habe ihn nicht dazu gezwungen", hob er beschwichtigend die Hände. Kichernd leckte ich von meinen Eis. Die Kühle tat in meiner Kehle ungemein gut.

"Und bei euch?"

"Gut, wir haben schon alles fertig."

"Ernsthaft?!?", ungläubig starrte mich mein Kumpel an.

"Ja", nickte ich belustigt. "Bin doch ein Vampir", kicherte ich.

"Ich will dich wieder haben", lies der Ägypter den Kopf fallen. "Ich muss arbeiten."

"Arbeiten? Malik mach doch alles!", ich hob meine schwarze Sonnenbrille und rieb mir ein Auge. Sofort setzte ich die Brille wieder auf meine Nase, die Sonne blendete zu stark. Mariku machte dies nichts aus. Er war ja auch Ägypter.

"Da sind Malik und Ryou!"
 

"Hmm?", ich guckte erst zum muskulösen Arm des Ägypters, folgte dessen ausgestreckten Zeigefinger und sah auf unsere zwei Freunde. Malik quatschte Ryou voll, der aufmerksam zu hörte und unseren Schülersprecher ab und zu mal einen Zettel zeigte, worauf wahrscheinlich stand was er sagen wollte. "Hey! Malik! Ryou!", rief ich ihnen zu.

Beide zuckten merklich zusammen, sahen uns und kamen zu unserer Bank. "Hey ihr", grüßte uns der Sandblonde, setzte sich zusammen mit Ryou zwischen uns. Ich rutsche etwas, damit sie mehr Platz hatten. "Ich will auch Eis!"

"Hol dir doch eins", verdrehte Mariku die Augen. Ich sah es zwar nicht, aber wir kannten uns gut genug, dass ich wusste was er tat. "Ich habe aber keine Geld!", jammerte der jüngere Ägypter.

"Das hört man selten. Reich hat aber kein Geld", kicherte ich, bekam dafür jedoch einen kleinen Schlag auf den Hinerkopf.

"Ich habe kein Geld mit, du Trottel!" "Mariku gibt dir sicher Kohle für Eis, nicht war "Schatz", schmunzelte ich. „Ja, hier."

"Danke~ Riku~", lächelte der Schülersprecher und ging sofort mit Mariku zu einen großen Auto, wo ein älterer Mann Eis verkaufte.

"Willst du auch?", blickte ich Ryou an. Dieser zuckte bloß mit den Schultern. Schmunzelnd stand ich auf, leckte an meinen Eis und zog den Weißhaarigen am Handgelenk auch zum Auto. "Lange nicht gesehen", nickte ich den Ägyptern zu. "Bakura? Ich hätte dich fast nicht wieder erkannt", spielte Mariku und legte seine Hände auf sein Herz. "Ich habe dich ja so vermisst", schloss er seine muskulösen Arme um mich.

"Ich dich auch", kicherte ich, beobachtete währenddessen über Marikus Schulter Ryou, der meinen Kumpel böse Blicke zu warf ohne mich zu bemerken.

"Habe mein Eis!"

"Wir müssen uns wieder trennen", seufzte Mariku schmunzelnd, wuschelte durch mein so schon wirres Haar und ging mit Malik zurück zur Bank.
 

"So ein Irrer", schüttelte ich belustigt den Kopf und wandte mich wieder Ryou zu, der Mariku nach sah und immer noch grimmig guckte. "Hey! Kleiner! Alles ok?"

Der Weißhaarige nickte zügig und zeigte auf eine Sorte Eis. "Vanille?", fragte ich und leckte wieder von meinem Eis ab. Er bejahte mit einer Kopfbewegung. Ich sagte es den Mann der Ryou so gleich das Eis mit Waffel gab. Nachdem ich ihm das Geld gab, gingen wir zurück zu den Ägyptern. Wir setzten uns hin und aßen unser Eis. Niemand sprach ein Wort. Davon abgesehen das Ryou es nicht konnte.

"Ich habe gehört, du machst alles Malik", sah ich ihn an. "Beim Projekt", fügte ich beim verwirrten Gesichtsausdruck hinzu.

"Ja, weil der Kerl nur Chaos macht!"

Ich kichert: "Hat früher doch auch geklappt."

"Ja, FRÜHER, warst du auch da. Der Kerl hört auf alles was du sagst!"

"Wirklich?", hob ich eine Augenbraue. "Mariku, aufstehen!", befahl ich grinsend.

"Ich bin kein Hund...", murrte der ältere Ägypter. „Außerdem höre ich nicht auf alles was ER sagt!"

"Ich mache Schluss Schatz!", witzelte ich.

"Aber Schätzchen", schmollte der Größere, setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schultern. "Ich liebe dich doch~"

"Ich dich doch auch Riku", nickte ich belustigt und schlug gegen seine muskulöse Schulter.

"Geht´s dir gut Ryou?"

Mariku und ich blickten zu den anderen Zwei. "Was ist denn?"

"Ryou guckt so verspannt", meinte Malik und zeigte auf unseren neuen Freund, der wirklich angespannt da saß.
 

Er hatte seine pinken Lippen aufeinander gepresst, die Stirn war leicht gerunzelt, die Augen halboffen und der zierliche Körper schien sich auch zu verkrampfen. Sein Blick lag dabei starr auf meinen Kumpel Riku, der verwirrt aussah.

"Hey! Ryou!", winkte ich vor seinem Gesicht.

Erschrocken zuckte er zusammen, blinzelte verdutzt und sah uns alle auch so an.

"War was? Du hast dich auf einmal so verspannt."

Er schüttelte fix den Kopf. Aber ich, und auch die Ägypter, waren sicher, dass er gerade log. Ryou wandte den Kopf ab und starrte auf einen Baum, der gesunde, grüne Blätter trug. Wir alle, bis auf der Weißhaarige, sahen uns an, zuckten mit den Schultern und überspielten das Geschehene mit ein paar Witzen.

"Naja...Riku und ich gehen mal. Müssen weiter am Projekt arbeiten. Wir BEIDE!"

"Jaja...", murrte Mariku und stand auf. „Bis morgen Baku."

Ich klatschte in seine Hand, er verabschiedete sich noch von Ryou und ging zusammen mit unseren Schülersprecher.

"Komm mit Ryou. Ich will dir was zeigen", lächelte ich und umgriff das zarte Handgelenk meines neuen Freundes.

Ich zog ihn vom Park weg, in eine ganz andere Richtung. Wir liefen durch einen Laubwald wo die Bäume schon langsam ihre Blätter verloren.

Ryou wollte unbedingt wissen wo ich ihn hin führte, immer wieder zeigte er mir die gleichen Handbewegungen, doch ich lächelte bloß und meinte: "Lass dich überraschen." Dann zwinkerte ich ihm noch zu und wandte mich dem Weg wieder zu.

Ich führte Ryou durch den Wald. Der Boden war verdammt trocken, was wohl an den Temperaturen lag. Sonst musste man immer auf seine Schuhe aufpassen, wegen des Schlamms, der sonst da war. Der Weißhaarige ließ sich einfach hinter her zerren. Ich hätte eh nicht gedacht, dass er sich wehren würde.
 

Nach weiteren Minuten befanden wir uns auf einer Klippe, wenn man das so nennen konnte. Ein wenig weiter unten war Wasser. Hier hatte man eine super Aussicht auf den Sonnenunter oder -aufgang, wie auf das Wasser, welches sich dann verfärbte. Ryou stand neben mir und sah in den Himmel. Die Sonne war dabei unter zu gehen, was hieß, dass der Weißhaarige wie ich, bald nach Hause musste. Was für eine blöde Sache es doch war ein Jugendlicher zu sein und nicht draußen bleiben zu dürfen, so lange man will. Aber irgendwie war es auch nicht sehr schlimm. Man musste keine große Verantwortung auf sich nehmen. Musste sich keine Sorgen um Geld und so was zu machen. Es war ein entspanntes Leben ein Kind oder Jugendlicher zu sein.

"Es ist schön hier", murmelte ich und schloss entspannt die Augen. Ich konnte förmlich spüren wie Ryou mich anstarrte. Als ich die Lider öffnete und zu meinen neuen Freund sah, glotzte er immer noch wie hypnotisiert. "Ist was?"

Ryou lief rot an und wandte den Kopf ab. Eine Augenbraue hob sich bei mir. "Sag mal Ryou~", zog ich seinen Namen extra lang und legte einen Arm um seine zierlichen Schultern. "WARUM hast du vorhin Riku so böse angesehen?"

Die pinken Lippen pressten sich auf einander, dann knabberten Zähne an der Unterlippe und rehbraune Augen sahen sich aufgeregt um, als ob jemand hier sein könnte der uns beobachtet. Nervös formte er Worte mit den Händen, die mich doch sehr überraschten.

"Du bist eifersüchtig? Warum denn das?"
 

Ryou sah auf den Boden und biss sich auf die Unterlippe, die zu zittern begonnen hatte. Ich hob eine weiße Augenbraue und trat einen Schritt näher. "Ryou?"

Der Weißhaarige hob den Kopf und sah mich unsicher an. Dann beugte er sich auf einmal vor und etwas hoch. Im nächsten Moment spürte ich einen angenehmen Druck auf meinen Lippen. Verwirrt zwinkerte ich und sah Ryou an, der die Augen genussvoll geschlossen hatte. Ich rührte mich überraschender Weise nicht von der Stelle und schubste den Weißhaarigen auch nicht weg. Zu überrascht war ich und sah Ryou einfach nur an. Als dieser seine Lippen von meinen nahm, wollte ich was sagen, jedoch rannte er davon. Einige Minuten blickte ich ihm nach, bevor sich meine Starre langsam löste und ich hinterher flitzte. Jedoch brachte das nicht sehr viel, denn er war weg.

Verwirrt berührte ich meine Lippen mit den Zeige- und Mittelfinger, bevor ich mich nachdenklich auf den nach Hause Weg machte.

Ich liebe dich auf Zeichensprach

Am nächsten Morgen war ich total nervös. Ich stand vor dem Badezimmerspiegel und richtete einigermaßen meine weiße Haarmähne. Nachdem ich mehrmals durch sie gekämmt hatte, schüttelte ich meinen Kopf, da diese glatte Frisur irgendwie nicht zu mir passte. Ich schnappte mir den Rucksack und ging in die Küche.

"Morgen...", nuschelte ich der Heimleiterin hier entgegen, steckte mir ein Toast zwischen die Zähne und schenkte mir nebenbei Apfelsaft in ein kleines Glas mit blauen Punktemuster.

Ich hasste Punkte...Bäh!

Den Saft schnell austrinkend, verspeiste ich meinen Toast ohne alles und zog nebenbei meine Schuhe an.

"Du hast es aber eilig", meinte sie fast schon entrüstet darüber das ich dem Frühstück, welches sie für uns alles vorbereitet hatte, keinerlei Beachtung.

"Ja, ich muss noch mit einem Mitschüler von mir sprechen."

"Du solltest erst mal früh-"

"Mach dir keine Sorgen. Gehe jetzt los, bis dann."

Ohne der Heimleiterin noch Zeit zu geben, was zu sagen, öffnete ich die große Tür und trat hinaus. Es war warm, ein starker Wind wehte und fing mein Haar ein um es vor meinem Gesicht wehen zu lassen. Murrend wischte ich es mir immer wieder aus dem Gesicht und machte mich auf den Weg zur Schule. Mein Gang war schneller als sonst, was sicher nicht daran lag, dass es kühl war, sondern eher weil ich unbedingt mit Ryou reden musste. Es passierte schließlich nicht jeden Tag, dass mich jemand einfach küsste und dann abhaute. Worüber ich übrigens immer noch total verwirrt war!

"Hey Baku~"

"Woah!", total erschrocken drehte ich mich zügig um und nahm schon die Kampfstellung eines Karatekämpfers an, als ich Mariku erkannte. "Dummkopf! Warum erschreckst du mich so!?!"

Beschwichtigend hob der Stachelkopf die Hände, wuschelte durch mein Haar und legte einen Arm um meine Schultern. "Hast du ein schlechtes Gewissen, wenn du erschreckst?"

"Nein...Bin nur nachdenklich", seufzte ich deprimiert und starrte den Boden an.

"Warum denn? Ist was pa-"

"Ryou hat mich geküsst!", platzte es aus mir heraus.

Ich hatte einfach den Drang verspürt es jemanden zu erzählen, und wer wäre da nicht besser als mein allerbester Freund, Mariku?

"Ryou?" "Ja!" "Du meinst...Der Ryou in unserer Klasse? Der schüchterne kleine Kerl?" "Ja!" "Glaub ich nicht." "Argh! Mariku!" "Ja, sorry...Ich glaube dir ja, aber es klingt so..." "Dämlich?" "Nein, unglaubwürdig."

Wir sahen uns kurz an und bei diesem kurzen Blickwechsel, bemerkte ich, dass er mir glaubte. Darüber war ich verdammt glücklich. Seufzend ließ ich den Kopf nach vorne fallen und trat zusammen mit Mariku ins Schulgebäude.

"Wird schon gut gehen, Kleiner."

"Ich bin nicht klein!"

"Kleiner als ich."

Darauf wusste ich nun keine Antwort. Stimmte schließlich auch. Leider...Deshalb rümpfte ich bloß die Nase und ließ mich ins Zimmer führen wo wir jetzt Physik haben würden. Total aufgeregt ob Ryou schon da war, linste ich in den Raum, fand aber keinen weiteren weißen Haarschopf. Darüber seufzend, trat ich ein und setzte mich auf meinen Platz. Ich trommelte mit den Fingern ungeduldig auf der Tischplatte und starrte die Tür förmlich an.

"Nun beruhige dich Kura", stupste mich mein Kumpel an und sah mich besänftigend an.

Was mich aber keinesfalls beruhigte, eher wurde ich noch zappeliger und musste mich kontrollieren, nicht aus dem Raum zu stürzen um zu unserem neuen Mitschüler nach Hause zu stürmen. Murrend ließ ich meinen Kopf auf den Tisch knallen. Au...

"Alles gut Bakura?"

"Hmm..."

"So siehst du aber nicht aus!"

"Hmm..."

"Mariku, sag doch auch mal was."

"Was denn?"

"Du bist sein bester Freund!"

Mein Kopf wurde an den Haaren hochgerissen, weshalb ich scharf die Luft einzog und Mariku mit meinen Blicken tötete, weshalb er wieder die Hand zurückzog.

"Malik wollte das ich was mache."

Gerade als es klingelte, huschte ein weiterer Schüler ins Klassenzimmer. Ryou...

Nur leider konnte ich nun nicht mit ihm sprechen, schließlich war jetzt Unterricht. Leise knurrend stand ich auf, als der Lehrer kam. Als sich die dunklen Augen von Herrn Maziku auf mich richteten, hüstelte ich kurz und schaute wie jeder andere nach vorne, begrüßte unseren Lehrer und setzte mich auf meinen Hintern. Die ganze Stunde lang konnte ich mich nicht konzentrieren, lieber war ich in Gedanken bei Ryou, oder eher bei unseren baldigen Gespräch. Schließlich konnte ich das nicht einfach offen lassen. Der Jüngere hatte mich geküsst und das musste was bedeuten. Schließlich sah Ryou nicht so aus, als würde er jeden X-Beliebigen abknutschen. Mit den Fingern auf meinen Block rumtrommelnd, verfolgte ich den Geschichtsunterricht ziemlich wenig, weshalb auf meinen linierten Blatt Papier nichts stand außer das Datum und die Überschrift.

Das würde wohl heißen, ich musste mir von Mariku seinen Hefter leihen...Wenn dieser überhaupt mitschrieb~

Kurz linste ich zu meinem Kumpel, der wie fast immer, gechillt auf den Stuhl saß und etwas kippelte, aber so keinen störte. Dann würde ich ihn mir von Malik holen müssen, der zum Glück, aufmerksam mitschrieb. Murrend starrte ich die Uhr an der Wand an. Es dauerte ziemlich lange, bis es dann endlich klingelte. Schnell packte ich die Sachen in die Tasche und flitzte zu Ryou, der bereits raus gegangen war, hinterher. Am Ende des Ganges holte ich ihn ein und zog ihn von der Menschenmenge.

"Wir müssen reden."

Ryou schaute mich nicht an, er starrte den Boden an und spielte mit seinen Fingern, als ob sie das Interessanteste hier waren...Als ob!

"Ich will nur wissen, was gestern los war? Erst küsst du mich und dann haust du ab!"

Der Kleinere hob den Kopf, guckte sich unsicher um, bevor er Worte formte. Dabei lief er knallrot an und mir stockte der Atem. Er hatte mir gerade gesagt, wenn man das denn sagen nennen konnte, dass er mich liebte...Liebte?!? Wir kannten uns doch gerade mal ein paar Tage, wie konnte er sich da in mich verlieben? Gut, man sprach ja von Liebe auf den ersten Blick, manchmal. Aber liebte ich ihn? Oh Gott Bakura, in was hast du dich denn da bloß reingeritten?!? Denk jetzt ganz genau nach was du sagst. Du darfst den Kleinen nicht verletzten!

"Äh...Ryou? Ich will dich nicht verletzen oder so aber...Wir kennen uns kaum. Aber wenn du wirklich eine...Beziehung willst können wir uns ja treffen und so."

Rehbraune Augen guckten mich hoffnungsvoll an und der Kopf bewegte sich schnell auf und ab. Ich lächelte.

"Gut...Also~ Vielleicht Kino? Am Freitag?"

Wieder ein Nicken. Dann hatte ich wohl ein Date...Mein ERSTES wohlbemerkt. Da ich eigentlich keine Beziehung in der Schulzeit wollte. Das wollte ich eigentlich alles danach nachholen.

"Ok...Ich kann dich ja abholen. Nur weiß ich nicht wann, ich kann ja heute nochmal vorbei kommen. Dann manchen wir alles andere aus."

Süß wie er bloß immer nickte. Wir machten noch eine Zeit aus, wobei ich sie eher vorschlug und Ryou wieder nickte, und gingen dann zu unserer nächsten Stunde. Diesmal war ich viel ruhiger, schrieb und machte ordentlich mit und warf der Uhr keine Blicke zu. Aber dazu bemerkte ich neugierige Blicke der Ägypter. Ein Glück konnte sie mich nicht in der Stunde ausfragen. Der restliche Tag war recht endspannend. Davon abgesehen das Malik und Mariku mich ausfragten.

Die Verabredungen mit Ryou liefen echt super, aber wir waren auch nach ein paar Monaten noch kein Paar. Das würde sicher noch alles kommen. Schließlich brauchte man noch Wünsche für die Zukunft. Und meiner, wie der von Ryou, hieß wohl eine Beziehung mit den jeweils Anderen. Aber zuerst konzentrieren wir uns auf die Schule und danach konnten wir es versuchen. Nein, wir würden es versuchen!



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  jyorie
2012-10-24T20:58:01+00:00 24.10.2012 22:58
Hi^^

so ich bin jetzt durch mit deiner FF. Insgesamt war es süß. Baku und Riku waren vielleicht einen ticken zu weich, aber es ist ja auch schwer die immer fies hinzubekommen. *grins* klingt sehr vernünftig und erwachsen, was Baku zu schluß sagt, erst mal die Schule, dann können wir weiter sehen XD

Was mir besondes gefallen hat, war wie Riku und Kura sich gekabbelt haben, das hast wirklich niedlich rübergebracht. Und die Küsse von Ryou und Baku hast du auch sehr schön beschrieben. Unschuldig, zart und einfach niedlich :)

LG Jyorie

Von:  jyorie
2012-10-24T20:55:33+00:00 24.10.2012 22:55
Hi^^

da hat sich Ryou aber schnell verguckt :)
na ja, wenn jemand nett zu ihm ist und er sonst noch keinen oder kaum Kontakt hatte zu anderen Gleichaltrigen.

*schmunzel* auch mal nicht schlecht das von dem süßen Hikari die initiative ausging.

LG Jyorie

Von:  jyorie
2012-10-24T20:55:20+00:00 24.10.2012 22:55
Hi^^

lol da ist Ryou mir mit der Frage zuvor gekommen .. hi hi

Bisher scheinen die beiden (Ry & Baku) sich noch nicht näher gekommen zu sein, ich bin mal gespannt, wie du es im nächsten Kapi schaffst, das es da schon einen Kuss geben wird :)

*grins* ja Vampier passt zu den beiden, ich fand Rikus Spruch süß.

LG Jyorie

Von:  jyorie
2012-10-24T20:54:49+00:00 24.10.2012 22:54
Hi^^

dein Zirkeltrainig hört sich an, als ob du auch gern Geräteturnen machst XD

*grins* ja Bakura scheint etwas dabbisch zu sein, wenn Riku und Malik ihn damit aufziehen können, das er sich öfters verletzt. Aber so wie Riku und Baku zusammen hängen, haben die was miteinander?

LG Jyorie

Von:  jyorie
2012-10-24T20:54:07+00:00 24.10.2012 22:54
Hi^^

also von der Idee her klingt es wirklich süß. Mariku und Bakura sind in deiner Geschichte nicht wirklich böse oder?
Na zumindest hat Riku schon mal nicht so viel Lust auf Dolmetscher und Mathe XD

Wieso hast du alle Kapitel gleichzeitig hochgeladen?

LG Jyorie

Von:  jyorie
2012-10-22T21:37:06+00:00 22.10.2012 23:37
Hallo^^

die Idee deiner Geschichte hört sich süß an, mal sehen wie du weiter machst,
aber ich glaube auch, das Bakura und Mariku viel zu lieb und freundlich rüber
kommen werden, in dem Plot den du für die beiden ausgesucht hat. Sorry.

Hab deine FF zuerst auf FF.de gelesen, und heute bekomme ich hier auch ein Hinweis darauf. Aha du bist als "xxx" auf FF.de :D ich hoffe du bist nicht sauer wegen dem Kommi. Aber der Prolog ist ja kurz und mal sehen was da noch kommt.

CuCu Jyorie



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