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Bittersüße Liebe

(Fortsetzung: Zu 100 Prozent...verknallt)
von

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Bittersüße Erkenntnisse und Wünsche

Jan
 

Flo bleibt eine Weile vor dem Grab stehen, in dem Sam zur Ruhe gebettet wurde. Dann hockt er sich vor den Grabstein, um diesen mit seinen Fingern zu streicheln.

"Hey Sam, da sind wir wieder. Ich hoffe es geht dir gut, da oben im Himmel ist es bestimmt sehr gemütlich. Weißt du, Jan und ich wollen nachher noch in so ein kleines Cafe gehen, wo es super leckeres Eis gibt.", teilt er ihm mit einem dieser süßen Lächeln mit.

Immer wenn ich ihn so lächeln sehe werde ich ein kleines bisschen Eifersüchtig auf Sam. Denn obwohl er nun schon so lange nicht mehr lebt lächelt Flo nur so süß, wenn er von ihm - oder mit ihm spricht.

"Das stimmt und neue Blumen haben wir auch mit gebracht.", ergänze ich.

"Oh ja, die werden dir gefallen!", strahlt er und wir legen los, das Grab vom Unkraut zu befreien. Gar nicht so leicht. Denn da es viel geregnet hat, ist wieder viel Unkraut nachgekommen. Aber Stück für Stück beseitigen wir es und schließlich können wir die neuen Blumen einpflanzen. Flo ist glücklich, als er sich das Resultat unserer Arbeit ansieht.

"Sieht gut aus.", meint er und bleibt noch eine Weile dort stehen und wenig später verabschiedet er sich wieder. Dann bringen wir das Unkraut weg und sammeln unsere Arbeitsutensilien zusammen.

Schließlich nimmt er vertrauensvoll meine Hand und wir machen uns auf den Weg zu dem kleinen Cafe.

"Sag mal Jan, gibt es dort auch Waffeln? Waffeln mit Vanille-Eis und Kirschsoße, das wäre lecker.", meint er.

Ich muss kurz überlegen.

"Das weiß ich gar nicht so genau, aber wir können ja mal nachfragen.", erläutere ich lächelnd.
 

Ich bin sehr froh, das er wieder Appetit hat. Eine Weile war das gar nicht so der Fall. Höchstens stocherte er etwas in seinem Essen herum, oder starrte es einfach nur an. Sein Blick ging meist ins Leere und seine Augen waren oft geschwollen vom vielen Weinen. Doch in letzter Zeit blüht er wieder viel mehr auf. Wenn auch fast nur in meiner Gegenwart. Bei anderen bleibt er trotzdem eher verschlossen. Nicht mal seiner Mutter oder seinem Vater erzählt er so viel wie mir. Nur bei Leon, scheint er ab und an eine Ausnahme zu machen. Das habe ich aber eher so nebenbei mitbekommen.

Trotzdem macht mir seine Verschlossenheit schon ein bisschen Sorgen, da er sich dadurch trotz allem noch ziemlich abschottet. So wie es aussieht, braucht er noch etwas Zeit, bis er sich jemand anderem öffnen kann.
 

Im Cafe frage ich gleich mach den Waffeln mit Eis und Kischsoße. Wir haben Glück, denn wir können gerade noch eine ergattern. Danach ist der Teig alle und der nächste Kunde ärgert sich.

Flo ist aber glücklich, als er sich den Leckerbissen in den Mund schiebt. Seine Augen leuchten fast ein bisschen.

"Wow, da habe ich aber viel Glück gehabt, aber du, ...du hättest die Rechnung wirklich nicht bezahlen müssen. Ich hab doch auch was.", meint er verschämt. "Schon gut, ich hab dich doch auch hier hin eingeladen oder? Also geht das voll klar.", gebe ich beruhigend wieder.

Flo antwortet mit einem wortlosen Nicken, und schiebt sich den nächsten Löffel in den Mund. Ein gutes Zeichen.

Hin und wieder muss ich auch einige Happen probieren. Darauf besteht er, da ich mir selbst nur einen Kakao gegönnt habe.

"Du hast so davon geschwärmt, da wäre es doch unfair, wenn du nichts abkriegst."

Er ist einfach zu süß. Ich muss lächeln.

"Schon gut, ich habs verstanden.", antworte ich und trinke gemächlich meinen Kakao mit extra viel Sahne. Einfach nur lecker.

Das scheint auch Flo nicht kalt zu lassen. Denn der lugt immer mal wieder rüber. Zu gut, wie Kakaohungrig er aussieht.

"Willst du auch was abhaben?", frage ich amüsiert.

Flo sieht aus, als fühlt er sich ertappt. Schnell schaut er wieder auf seine Waffel, aber seine roten Wangen verraten ihn.

"Nein! Schon gut.", lehnt er ab.

"Dummerchen, du hättest doch etwas sagen können."

"Ich bin kein Dummerchen und ich finde es einfach schrecklich unhöflich sich alles ausgeben zu lassen. Die Waffel reicht vollkommen aus.", erläutert er mir.

Ich schüttel den Kopf. "Du bist manchmal ganz schön stur weißt du das?"

Er nickt.

"Ja das weiß ich. Aber manchmal muss man es eben sein meinst du nicht?"

"Hast recht."

Stimmt, manchmal muss man eben stur sein. Aber es gibt auch Momente, wo das nicht geht. Wo man sich zurücknehmen muss.
 

Es gibt oft Momente wo ich nur zu gerne auf stur schalten würde.
 

Momente in dem ich meine Hand nach ihm ausstrecken möchte und ihn einfach nur festhalten will, um ihn nie wieder los zu lassen.

Doch das geht nicht. Ich kann ihm meinen Willen nicht aufzwingen! Ich könnte es nicht ertragen ihn unglücklich zu sehen.
 

Gut gelaunt verlassen wir das Cafe wieder. Ich muss feststellen, dass es wirklich eine gute Idee war mit ihm hier hin zu gehen.

"Wenn ich nicht morgen diese Klausur schreiben würde, wäre dieser Tag echt perfekt.", meint Flo.

"Also ich finde ihn auch so perfekt. Ein perfekter Sonntag eben. Ich versuche einfach die positiven Sachen zu sehen, an statt mich von den negativen fesseln zu lassen, außerdem haben wir doch zusammen viel dafür gelernt oder?", ich zwinkere ihm zu und er nickt wieder.

"Okay, ich versuche auch mehr positiv zu denken!"

"Das ist gut. Oh, da sind wir auch schon."

Ich deute auf das Haus in dem Flo wohnt. Es ist ein Doppelhaus.
 

Bis vor zwei Jahren haben in der anderen Hälfte des Hauses Sam und seine Eltern gewohnt. Doch nach Sams Tod haben seine Eltern die Doppelhaushälfte verkauft und sind weg gezogen. Mittlerweile wohnt eine neue Familie darin. Knapp ein halbes Jahr später sind die Nachbarn eingezogen und haben alles renoviert.

Flo war darüber nicht sehr glücklich, über diese Entwicklung, hat sich aber letztendlich damit abgefunden. Trotz alle dem hingen viele Erinnerungen an diesem Haus, besonders an Sams altem Zimmer, wenn gleich sie sich auch nicht oft darin aufgehalten haben.
 

"Ja." , antwortet Flo leise und schaut ebenfalls in die Richtung des Hauses.

Er reagiert wie so oft etwas verhalten. Seine Hand drückt die Meine. Seine Mundwinkel verziehen sich leicht. Er will sich nicht trennen. Das ist der Grund warum ich seid dem Ereignis ein bis zwei mal die Woche, und fast alle Wochenenden bei ihm verbringe, oder er bei mir. Seine Eltern haben es bereits aufgegeben ihm das auszureden. Sie sind froh, wenn sie wissen, dass ich bei ihm bin, wenn sie sehen, wie ihm meine Anwesenheit ein Lächeln entlockt. Seine Mutter sagte mal, ich sei wohl der Einzige in dessen Anwesenheit sein lächeln nicht verkrampft oder künstlich wirke, denn sie habe er schon lange nicht mehr einfach nur aus Freunde angelächelt. Ihr war es, als tue er es nur um sie zu beruhigen und es täte ihr gut, wenn er es zumindest ab und zu fertig brachte. Auch, wenn es nur für einen kurzen Moment sei, in dem er aus Freude lächelte. Auch, wenn er es nicht für sie täte.

Das er sich sein schönstes Lächeln nach wie vor nur für Sam aufhebt, bleibt ein Geheimnis.

Mir bleibt nur eines Gewiss... das ich mich hin und wieder dabei erwische, das ich mich anderen gegenüber, in mancherlei Hinsicht, fast ein bisschen überlegen fühle. Trotz meiner Eifersucht Sam gegenüber...So bin ich seid seinem Tod der Einzige, der ihm so nahe steht.

Das ist sowohl ein Segen, als auch ein Fluch.
 

Etwa eine Stunde später.

Flo zieht an meinem Shirt, als ich das Haus verlassen möchte.

Sein Gesicht zeigt Unzufriedenheit und er ist beschämt.

"Musst du wirklich schon los?", will er wissen.

"Ja, ich bin doch zum Basketball verabredet, wenn du magst kannst du mitkommen.", schlage ich vor. Er sieht mich unschlüssig an. Ringt mit sich, doch schüttelt den Kopf. "Ich...möchte jetzt lieber zu Hause bleiben. Geh nur...wir sehen uns morgen."

Ich seufze. Es wäre so schön, wenn er mehr aus sich heraus kommen würde und mehr Aktivitäten mit anderen machen würde. Leider ist es gar nicht so einfach ihn dazu zu bewegen. Manchmal bekommt Leon ihn dazu, etwas raus zu gehen. Oftmals, sogar eher als ich. Keine Ahnung wie er das fertig bringt. Gut möglich, das ich einfach zu nachgiebig bin. Zugegeben...es wurmt mich etwas. Ich beschließe ihn morgen mal auf die Situation an zu sprechen.
 

Der nächste Tag. Klausur.

Flo ist ganz hibbelig. Obwohl er gelernt hat und in der Wiederholung, die wir gemacht haben, fast alles richtig hatte, läuft er nervös um einen Baum vor dem Schulhof. Wir sind viel zu früh dran, weil Flo mich um sechs Uhr morgens bei mir anrief und mir mitteilte, er könne nicht mehr schlafen und warte in einer halben Stunde vor der Schule auf mich.

Nun stehen wir hier, seid um halb sieben. Ich muss immer wieder gähnen, da ich sonst etwa eine Stunde mehr Schlaf habe. Doch wenn Flo ruft, kann ich einfach nicht nein sagen.

"Sorry, das ich dich so früh angerufen habe, aber es ging einfach nicht mehr. Ich bin so aufgeregt und will es auf keinen Fall verpatzen!", meint er. So ist er, der Flo. Er traut sich einfach viel zu wenig zu. Beruhigend streichle ich ihm über den Kopf. "Du machst dir einfach viel zu viele Gedanken. Das schaffst du schon."

Flo sieht mich erst an, dann macht er eine Schnute. "Das sagt sich so einfach. Früher...", er stoppt. "Ach vergiss es...",die Stimmung kippt. Ich kann mir schon denken, warum er den Satz nicht zu ende spricht. In seinen Gedanken geistert mal wieder Sam herum. Mit dem Wissen, das er da war, hat er sich immer am wohlsten gefühlt. Das ist in seinem Kopf auch immer noch verankert und wird auch nicht einfach verschwinden.

Alles was ich tun kann, ist für ihn da zu sein, ihn abzulenken und seine Hand zu halten. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht noch viel mehr machen kann?
 

"Weißt du was? Lass uns noch eben zum Becker gehen und nen Kakao trinken. Danach geht es dir bestimmt besser. Was meinst du?", mit diesem Vorschlag versuche ich die Stimmung zu heben. Es dauert einen Moment bis dieser Vorschlag bei Flo angekommen ist. In diesem Moment sieht er so aus, als würde sein Gehirn anfangen zu rattern. Dann folgt ein Nicken. "Okay, aber diesmal gebe ich dir einen aus. Darauf bestehe ich!", meint er und versucht mit einer Strenge zu überzeugen, die eher süß ist, da er seine Lippen noch immer etwas schürzt. So süß, das ich mir ein Lachen verkneifen muss. Allerdings gelingt mir das nicht gänzlich. Flos prüfenden Blick entgeht einfach nichts. Eine Augenbraue zieht sich, während er seine Fäuste in die Hüften stemmt. "Jan, du bist so gemein! Wieso lachst du?", es ist ist einfach zu viel. Flo kann machen was er will. So beleidigt wie er sich auch geben will. Das ändert rein gar nichts daran, wie verdammt süß er ist. "Ach was, ich lache doch nicht.", ziehe ich ihn grinsend auf. Mit einem niedlich verärgertem Blick boxt er mir gegen die Brust und ist dabei total rot im Gesicht vor lauter Scharm. Nun kann ich wirklich nicht mehr. Schon bricht es aus mir heraus. Das ist zwar gemein, aber irgendwie..."Boa Jan! Ich wusste es!", schimpft er wieder und boxt mich erneut. Ich wuschel ihm mit der Hand durch die Haare und lächle besänftigend. "Hey, ist dir eigentlich aufgefallen, das du jetzt viel lockerer bist?", stelle ich fest. Im ersten Moment sieht mein bester Freund noch so aus, als wolle er wieder schimpfen, schließt aber noch im nächsten Moment den Mund und senkt den Blick, weil er wieder rot wird. "St...stimmt, das hab ich gar nicht gemerkt.", dann schaut er wieder auf, diesmal gefasster. Seine Hand greift entschlossen nach der Meinen. "Dann sieh den Kakao, als Dankeschön an!", bestimmt er, um seine Verlegenheit zu verstecken. Ich nicke nur und lasse mich von ihm mitziehen, in der Hoffnung, seine Hand noch ein bisschen länger halten zu können.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leser,
zu allererst ein dickes, fettes Dankeschön an all jene, die meine Fanic favorisiert haben und mir bis heute treu geblieben sind!
Zunächst ist eine riesige Entschuldigung fällig, da ich so lange keine Kapitel mehr veröffentlicht habe! Das tut mir von Herzen Leid! Ich hänge wirklich sehr an meinen Geschichten, aber irgendwie war ich eine lange Zeit wie ausgebrannt und bin der guten Hoffnung, das es nun weitergehen kann!
Einige von euch haben zu dieser FF bereits ein paar Kommentare da gelassen, allerdings wird euch auffallen, dass diese Kommentare nicht mehr zur jetzigen Fassung passen. Das liegt daran, das ich hier Ursprünglich andere Kapitel zu dieser FF hochgeladen habe, diese aber wieder entfernt habe, weil mir diese Idee einfach überhaupt nicht mehr gefallen hat. Bitte verzeiht mir. Doch nun wird es doch etwas anders, als es ursprünglich mal geplant war. Ich hoffe, dass es euch trotzdem noch gefällt! Teilt mir gerne eure Meinungen mit! :)
Dieses Kapitel ist aus Jans Perspektive geschrieben, und beginnt quasi dort, wo der erste Teil geendet hat, nur zwei Jahre später. Für Flo und Jan hat bereits ein ganz neuer Lebensabschnitt begonnen und ihre Bindung ist bereits ziemlich tief. Zugegeben, noch ist die Stimmung etwas depressiv, aber wer weiß, was als nächstes folgt?
Ich bin selbst gespannt, wie sich diese Geschichte noch entwickelt, welche Hindernisse Flo und Jan noch überwinden müssen, um ihr Glück zu finden, in welchem Maße auch immer. Denn der richtige Weg ist nicht immer der einfachste Weg. :-)

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen!

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tenshi_90
2017-04-20T15:48:42+00:00 20.04.2017 17:48
Das ist bis jetzt ein sehr schöner Beginn deiner Story :)

Bin gespannt wies weiter gehen wird ^^


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