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Dying Flame

von

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Ein weiträumiger Festsaal. Hohe Fenster und lange Tische. Mehrere Kamine in denen gewöhnliche muntere Feuer prasselten. Am Kopf des mittleren Tisches stand ein prachtvoller Thron.

Ein schöner Saal, normalerweise.
 

Denn jetzt bot der Festsaal keinen schönen Anblick mehr. Die Stühle lagen am Boden, sogar einer der Tische war umgekippt.

Überall waren die Reste eines ausschweifenden Gelages verstreut. Dunkle Lachen bedeckten an manchen Stellen den Steinboden. Die Flüssigkeit mochte Wein sein, genauso gut jedoch auch dunkles Blut.

Gelage der Wikinger standen nicht unbedingt in dem Ruf fröhlich, oder nett zu sein.
 

Doch- egal was Stunden zuvor hier noch passiert war, jetzt war es fast gespenstisch still. Die letzten Flammen in den Feuerstellen waren schon lange erloschen, die Fackeln waren ebenso heruntergebrannt.

Einzig und allein einige Kerzen warfen noch schwaches Licht in den Saal.
 

Auch die Feiernden hatten den Saal längst verlassen. Nur noch eine einzelne Person saß immer noch auf ihrem Platz, jenem prachtvollen Thron. Auf den ersten Blick konnte man meinen er schliefe, seine blauen Augen jedoch waren weit aufgerissen und starrten in die Flamme einer der verbleiben Kerzen.

Mit müdem Interesse verfolgte er den verzweifelten Kampf der Flamme, ihren Kampf weiter zu lodern, weiter zu verzehren.

Früher oder später würde sie ihn verlieren, es war aussichtslos.
 

Ein schwaches Grinsen trat auf seine Lippen. Arme kleine Flamme, so naiv, so verzweifelt. Er umklammerte den Kelch in seiner Hand fester, der Met war schon lange zur Neige gegangen.

Sein Grinsen verbreitete sich nur noch, als das Gefäß in seiner Hand splitterte.

Die Scherben gruben sich tief in seine Handfläche. Er fühlte den Schmerz kaum, das tat er schon lange nicht mehr.
 

Zu schwer lastete die Schwere der Ereignisse auf seinen Schultern. Schweden war gegangen, und Finnland mit ihm.

Ab jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit bis er vollends allein war. Sein Lächeln wurde bitte. Sein Kampf war genauso aussichtslos wie der des Feuers.

Er konnte lodern, verletzten, zerstören und brandmarken.

Irgendwann würde er doch verloschen, und schließlich vergessen werden.

Es war nur noch eine Frage der Zeit.
 

Aber das war ihm längst klar gewesen. Auch wenn er es manchmal gerne wäre, er war lange nicht so blind wie er versuchte allen anderen glauben zu machen.

Er hatte einfach gehofft, dass es noch ein wenig länger dauern würde bis seine kleine Welt endgültig einstürzte.
 

Sein Blick verdunkelte sich, die Wahrheit war soviel schmerzhafte, als jede Wunde, die er je im Kampf erhalten hatte. Sein Grinsen erlosch und seine Augen fielen langsam zu.

Er lehnte sich zurück, er wirkte erschöpft, fast ein wenig verloren auf seinem großen protzigen Thron.
 

Nur am Rande registrierte er wie sich die riesige Saaltür knarzend öffnete. Er konnte nur erahnen, wer so spät noch nach ihm schauen würde.

Seine Vermutung bestätigte sich, als er eine schmale Hand auf der Schulter spürte.

Als der Neuankömmling ihn gröber, als erwartet schüttelte, öffnete er widerwillig die Augen.
 

„Norge... lass mich schlafen“, flüsterte er leise, jedoch ohne jede Befehlskraft.

„Das musst du auch- aber nicht hier“, erwiderte der andere schneidend, völlig unbeeindruckt vom Zustand des anderen.

Dänemark verzog missmutig das Gesicht, die klare Stimme des anderen schnitt durch das wohlige Gefühl des Rausches.
 

Unsanft wurde er auf die Beine gezogen. „Jetzt komm mit du, Riesenkind“, befahl der Kleinere, jedoch ohne die gewohnte Bissigkeit. Als Antwort brummte Dänemark nur zustimmend und legte seinen Arm auf die Schultern des anderen. Dieser verdrehte zwar die Augen, stütze ihn jedoch bereitwillig.
 

Bedienstete sahen sie keine mehr auf den Weg ins Schlafgemach des selbsternannten Königs, sogar dafür war es schon zu spät.
 

Sobald sie vor dem Bett Dänemarks standen, ließ der andere ihn fast lieblos fallen und drehte sich zur Tür.

„Norge...bleib noch...“, brachte er mit rauher Stimme hervor und griff hastig nach dem Handgelenk des anderen. Sie beide wussten, dass sich die Worte nicht ausschließlich auf die Situation bezogen.

Mit einem genervten Seufzen ließ sich Norwegen tatsächlich ebenfalls auf dem Bett nieder. „Du bist doch betrunken“, tadelte er leise.
 

Dann fiel sein Blick nach unten und er zog missbilligend die Augenbrauen zusammen. Mit sanfter Gewalt löste er den Griff, den der andere immer noch um sein Handgelenk hatte, und betrachtete die blutige Handfläche. „Schon wieder?“, fragte er streng, eine Antwort erwartete er nicht.

Nicht von dem erwachsenen Mann, der ihn wie ein verlorenes Kind ansah.
 

Erneut stand er auf.

Dänemark protestierte nicht, denn er wusste, dass der andere diesmal wieder kommen würde.

Schweigend verließ Norwegen den Raum und kam wenige Sekunden – es konnten genauso gut auch mehrere Minuten gewesen sein- wieder.

In seinen Händen hielt er Bandagen, eine Pinzette und ein Fläschchen Alkohol.
 

Der andere hatte ruhig, fast schon apathisch auf ihn gewartet. Doch als sich das Bett wieder neben ihm senkte, zwang er sein gewohntes Grinsen auf sein Gesicht.

„Spar es dir“, brummte Norwegen leise, ohne dem anderen wirklich ins Gesicht zu schauen.

Erneut nahm er die große Hand in seine, und begann, die verbleibenden Splitter zu entfernen.
 

Die Sicherheit mit der er vorging ließ ahnen, dass er sich nicht zum ersten Mal um den anderen kümmerte.

Schließlich war die Hand in einer dicke weiße Bandage gepackt, an der Dänemark vorsichtig zog. „Ist das wirklich nötig?“, nuschelte er leise.

Der Blick, der er darauf erhielt, war Antwort genug.
 

Er seufzte leise und ließ gehorsam die Bandage Bandage sein. Stattdessen griff er nach Norwegens Hand. Hielt sie fast zu fest um ihn am Gehen zu hindern. Der andere ließ es schweigend mit sich machen.

Erst nach einer Weile lockerte er den Griff ein wenig, und verschränkte ihre Finger miteinander.
 

Langsam hob Dänemark wieder zu sprechen an. „Du wirst auch gehen...habe ich recht?“, fragte er leise, tonlos. Dabei wagte er es nicht dem anderen ins Gesicht zu schauen.
 

Dieser schwieg daraufhin. Dann befreite er sich aus der Umklammerung des anderen, stand auf und löschte die Fackeln. Eine nach der anderen. Bis nur noch eine einzige übrig war. Diese loderte jedoch hell auf, als meinte sie für ihre verloschenen Schwestern mitstrahlen zu müssen.
 

Ihre Blicke trafen sich. „Geh jetzt schlafen“, befahl Norwegen ausdruckslos, bevor auch noch die letzte löschte.

Im ersten Moment sah Dänemark gar nichts mehr, seine Augen waren nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Die Präsenz des anderen spürte er jedoch immer noch.
 

Gehorsam schlüpfte er unter die Felle, sich um zu zeihen war er jetzt nicht mehr in der Lage.

Er lächelte traurig, die Antwort des anderen war klar gewesen.

Zu klar.

Er hätte besser nicht gefragt.

Langsam schloss er die Augen. Er war so unglaublich müde.
 

Kurz bevor er einschlief, spürte er wie die Decke erneut angehoben wurde.

Ein schlanker Körper glitt neben ihn und zwei Arme legten sich um seinen Oberkörper.

Ein schwaches Lächeln trat auf Dänemarks Lippen.

Vielleicht.... vielleicht blieb ihm ja doch noch ein wenig mehr Zeit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Prunormis
2013-05-09T08:16:37+00:00 09.05.2013 10:16
Das ist wirklich sehr schön geschrieben. Die Beschreibungen sind auch sehr gut gemacht und man kann sich alles ziemlich gut vorstellen ^_^
Von:  Empress
2012-12-07T18:59:04+00:00 07.12.2012 19:59
Wow, tolle Story. Du hast wirklich Talent! Kritik wäre hier, meiner Meinung nach, fehl am Platz ^^


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