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Tenshi meiner Seele

Verzweifelte Liebe
von

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Kapitel 3

Kapitel 3

Hohe, dunkle Gebäude, schiefe Ziegel, Müll auf den Straßen. Bretter und Abfall versperrten den Weg, nasse Wäsche tropfte von der Leine herunter, verschluckte das Licht. Schmale Nischen und enge Gassen, so sah der Platz aus, auf dem Chakina Sumata gestorben war. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Blut abzuwaschen, groteske Bilder schmückten die Wände. Ein großer Fleck dunklen Rots bedeckte den Boden, unterbrochen von Stiefelabdrücken, dort, wo die Bewohner darauf getreten waren. Konan schauderte. In all den Jahren hatte dieser Ort sich kein Bisschen verbessert.

„Du kannst dir denken, wo sie lag.“ Itachi. Eiskalt. Praktisch. „Kommt Euch irgendetwas an diesem Ort bekannt vor?“

Sein Ton brachte sie zum Frösteln und dennoch war er ihr Anker, erinnerte sie daran, wozu sie hier waren.

Ihre Antwort klang absolut gefühllos, ihr innerer Aufruhr war in keiner Silbe zu hören: „Nein. Keine Ahnung, warum er sie hier getötet hat.“

Es fiel ihr nicht leicht, das zuzugeben, Itachi zweifelte noch immer an ihrer Nützlichkeit. Er hatte sofort begriffen, dass ihr vielleicht etwas an den Tatorten auffallen könnte, ansonsten wollte er jedoch nicht mit ihr zusammenarbeiten. Seine Mission, seine Regeln, und er wäre eindeutig lieber alleine hier.

Wieder rissen seine Worte sie aus ihren Gedanken: „Das ist nicht unbedingt der Ort, an den eine reiche Frau wie Chakina gehen würde. Was hat sie hier gemacht?“

„Wir sollten ihren Bruder fragen. Vielleicht weiß er etwas.“

„Das werde ich tun.“

Ich. Eine deutliche Erinnerung, dass das nicht ihre Ermittlung war.

„Na schön, sehen wir uns den nächsten Ort an.“

Damit drehte Itachi sich um und ging zu einer der Gassen, die den kleinen Platz kreuzten, darauf bedacht, auf kein Blut zu treten. Verwirrung erfüllte ihn, die Situation war absolut normal, alltäglich, und dennoch, etwas stimmte nicht. Eine winzige Nuance war falsch, fremdartig, kaum spürbar. Sein Instinkt ließ ihn alle Sinne schärfen, auf der Suche nach der Quelle seiner Unruhe. Noch konnte er nicht benennen, was ihn störte. Noch.

Zehn Minuten später erreichten sie ein kleines, schäbiges Haus. Itachi öffnete die Tür, trat ein. Sofort schlug ihm der saure Geruch von Verwesung und altem Blut entgegen. Er ignorierte den Gestank, atmete nur ein wenig flacher, während er sich umsah. Die Wände waren rau, erstaunlicherweise aber trocken, trotz dem ständigen Regen. Dünnes Heu bedeckte den Boden, ließ bloß die Treppe gegenüber aus. Die Stufen knarrten unter seinen Füßen, als er sie hinaufstieg, dem Hauch des Todes entgegen. Konans Hand streifte ihn, er erstarrte, bis er begriff, dass sie nichts sehen konnte. Das Haus war dunkel, sein Sharingan leuchtete und ermöglichte ihm die Sicht. Sein Blick fiel auf ein Brett am Boden, das er aufhob. Mit einem einzigen Gedanken entzündete er es, Flammen loderten auf. Wortlos reichte er es an Konan weiter, die es vorsichtig nahm. Ihre Hand, die sie bisher an die Wand gedrückt hatte, schloss sich jetzt um die Fackel, ihre Knöchel traten weiß hervor.

Dann tauchte eine Tür vor ihnen auf, bereits geöffnet. Hinter ihr lag ein Gang, schmal und dunkel, die Schatten tanzten an den Wänden. Mehrere Zimmer gingen von ihm ab, manche von Vorhängen verdeckt, manche offen. In einem lag ein Kuscheltier, ein brauner Teddy, der die Grausamkeit des Bildes im Gang noch verstärkte. Dort lag eine Frau, tot, erstochen. Die Verwesung hatte bereits eingesetzt, ihre Leiche war von Maden zerfressen. Blut bedeckte die Wände, den Boden, hatte die blaue Farbe in ihrem Haar in ein dunkles Violett verwandelt. Auch ohne die Rose hätte man sofort erkannt, wie ähnlich sie Konan sah, als wären sie Schwestern.

„Wieso hat die Polizei sie nicht weggebracht?“

Er zuckte mit den Schultern. „Niemand wollte ihre Leiche, um sie zu beerdigen. Genau genommen hat niemand sie erkannt, die Polizei weiß nicht einmal ihren Namen. Vermutlich ist sie eine Überlebende des Bürgerkriegs vor einigen Jahren.“

„Also achtet der Mörder nicht auf den sozialen Stand seiner Opfer“, bemerkte sie, ihre monotone Stimme klang vollkommen unbeeindruckt von dem Blutbad vor ihnen.

„Nein. Wahrscheinlich achtet er bloß auf ihr Aussehen.“

Konan kniete neben der Toten nieder, untersuchte die Wunde. „Der Schnitt ist zu gerade und zu sauber ausgeführt, um von einem Straßenschläger gemacht worden zu sein.“

„Ja“, stimmte Itachi ihr zu. „Aber selbst ein Ninja hätte schon eine wirklich gute Waffe nehmen müssen, um den Schlag so ordentlich ausführen zu können.“

„Das wievielte Opfer war sie?“

„Dritte. Der Mörder hatte bereits Übung.“

Sie nickte, dann sah sich noch einmal um, als würde sie Abschied von dem Haus nehmen.

„Achtung“, war alles, was sie sagte, bevor sie ihre Fackel auf die Leiche legte, die sofort Feuer fing. Interessant. Es gab absolut keinen Grund, das zu tun.

Einen Moment lang überschwammen alte Bilder Itachi, Bilder einer Massenbeerdigung, auf der die Opfer verbrannt wurden. Schnell schob er sie beiseite, konzentrierte sich. Das Feuer hatte sich ausgebreitet, versengte ihn beinahe, und auch Konan stand schon auf der Treppe. Er blinzelte einige Male, um die Illusionen zu vertreiben, dann drehte er sich um. Lief los. Mäuse und Ratten huschten an ihm vorbei, überholten ihn auf seinem Weg nach draußen. Dumpf schlug die Tür hinter ihm zu, das Prasseln des Feuers übertönte alles andere.

Äste knackten, zerfielen, während das Feuer sie verschlang. Flammen leckten an den Toten auf dem Podest, eroberten und verbrannten sie. Funken schossen in die Luft, fielen auf die Kleider der Umstehenden. Rote Punkte in der hell erleuchteten Nacht, selbst den Mond konnten seine geblendeten Augen nicht sehen. Eine einzelne Träne quoll aus seinem Auge, lief über seine Wange und tropfte auf den Boden.

Knack.

Ein Ast brach, der Turm fiel in sich zusammen. Die Leichen rutschen nach unten, stürzten hinunter in den Schlund der Glut. Leise Worte, nicht echt, und dennoch gut hörbar, durchbrachen das Schweigen. Die Stimme seines Vaters, enttäuscht, anklagend.

„Itachi, du hast uns verraten.“

Mit einem Krachen fiel das Haus vor ihm in sich zusammen, zerschellte auf dem Boden. Unbeweglich starrte er in die Flammen, vor seinen Augen noch einen Nachhall der Vergangenheit. Dunkle Erinnerungen griffen nach ihm, wollten ihn in einen Strudel des Schmerzes ziehen. Mit plötzlicher Wut kniff er die Augen zusammen, verschloss sich allem, außer der Gegenwart. Erst jetzt wurde er sich Konan bewusst, die neben ihm stand und das Feuer beobachtete, genau wie er. Reine Zeitverschwendung. Abrupt drehte er sich um und lief los, wartete nicht einmal auf Konan. Nur seine Worte blieben hinter ihm zurück, hingen in der Luft: „Ich dachte, Ihr wolltet die Tatorte untersuchen, nicht verbrennen.“

Eine Anklage, die ihren Wert in der monotonen Gefühllosigkeit seiner Stimmer verlor.

Ein Ruck lief durch Konans Körper, ihre Starre löste sich, dann wirbelte sie herum und setzte Itachi mit schnellen Schritten nach.

„Es gab keinen Grund, die Tote dort liegen zu lassen, nachdem wir bereits mit ihr fertig waren.“ Ihr Atem ging ruhig, der kurze Sprint hatte sie kaum angestrengt.

Langsam wandte Itachi sich ihr zu, rote Augen bohrten sich in orangene.

„Genauso wenig, wie es einen Grund gab, das nicht zu tun.“

Schweigen. Waberndes Wachs, das Schläge einsteckte, aber keine austeilte, nur unterbrochen von dem heulenden Wind, der ihnen erste Regentropfen ins Gesicht trieb. Leise platschend trafen sie auf den Boden, prasselten gegen Dächer und Wände und hieben zischend gegen die Fenster. Nur einen Moment später waren die Straßen ausgestorben, nicht einmal die Ratten blieben jetzt draußen. Nur zwei einsame Gestalten gingen immer weiter, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, rote Wolken auf ihren Mänteln.

„Ich habe mich schon gefragt, wann es wieder regnet. Pain hat uns schon außergewöhnlich viele Sonnenstunden gegeben.“ Der Schutz aus Schweigen, den Konan um sich gezogen hatte, zersprang bei Itachis Worten in tausend Stücke.

„Bei dem Regen wird es schwierig sein, noch Spuren zu finden.“ Konan musste beinahe schreien, um das Wasser zu übertönen. „Vielleicht sollten wir die Orte draußen überspringen und mit denen drinnen weiter machen.“

Er nickte. „Dann haben wir nur noch einen Tatort für heute. Die vierte, Airi, wurde in Azukis Kaffeehaus ermordet.“

„Ich dachte, außer Chakina wären die Opfer arm gewesen.“

Ein Satz, in dem tausend Fragen mitschwangen, tausend Vermutungen. Ein Satz voller Verwirrung.

„Sie wurde gerade als Kellnerin auf Probe eingestellt und war zum Arbeiten dort. Glücklicherweise hat der Mörder sie in einem Hinterzimmer erwischt, noch hat niemand den Raum geputzt.“

„Umsichtig.“

Aus Konans Worten sprach einmal mehr Verwunderung, wie er selbst verstand sie Azuki, den Gründer des Kaffeehauses, nicht. So konnte er das Zimmer nicht verwenden, was wiederum Verluste bedeutete. Etwas, das seinen Argwohn weckte.

Eine nasse Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht, bedeckte seine Sicht. Einen Moment lang tropfte Wasser in seinen Mantel, bis er das durchweichte Schwarz zurückstrich, seinen Blick freigab. Helles Licht strahlte aus großen Fenstern, beleuchtete den Eingang. Eine Laterne schaukelte an ihrem Haken über der steinernen Treppe, die zur Tür hochführte, polierter Marmor, auf dem seine Stiefel rutschten. Er schlug die Kapuze zurück, als er eintrat, zog seinen Mantel aber nicht aus. Grimmig taxierte er die Fenster, doch nicht einmal sein Sharingan konnte den dichten Schleier aus Regen durchdringen.

„Uchiha-sama, Tenshi-sama, was für eine Ehre.“

Itachi würdigte dir tiefe Verbeugung Azukis nicht einmal eines Blickes, starrte weiter aus dem Fenster. Neben ihm ertrug Konan die übertrieben höflichen Begrüßungsfloskeln schweigend, ließ den kleinen Mann immer weiter reden. Mit einem plötzlichen Blitz riss der Regen für kurze Zeit auf, die Straße war hell erleuchtet, leer. Gut. Zeit, sich um Azuki zu kümmern. Ruckartig drehte Itachi sich um, bohrte seine roten Augen in die des Mannes vor ihm.

„Warum liegt die Leiche noch immer in dem Zimmer?“ Dunkle Drohungen lagen in dieser Stimme, wispernde Versprechungen von Schmerz.

„Ich wollte euch die Ermittlungen einfacher machen, Uchiha-sama“, erklärte Azuki galant, die Überraschung nur durch ein Blinzeln verratend. „Ich dachte, dies wäre in Eurem Sinne.“

„Ihr wolltet eine Belohnung.“ Eine sachliche Feststellung, bar jeder Gefühle, und dennoch von Verachtung umgeben.

„So kann man es auch ausdrücken. Wenn Ihr mir jetzt bitte zum Raum folgen würdet?“

Das Zimmer war klein, ein Umkleideraum für die Bediensteten. An den Wänden reihten sich Spinde, bedeckt von getrocknetem Blut, dessen Spur zum Boden führte, auf dem das Opfer lag. Ihre Gelenke waren in einem unnatürlichen Winkel verdreht, der Mörder hatte sie ihr wohl gebrochen, bevor er sein Messer in ihre Brust stach. Ein fächerförmiger Abdruck war in dem geronnenen Rot um ihren Kopf herum, wo ihre Haare gelegen hatten, bevor sie zu einem Knoten hochgebunden wurden.

Sowohl Konan als auch er mieden das Blut, während sie die Leiche untersuchten.

„Irgendetwas bekanntes?“, fragte Itachi, den Blick auf die Arme der Toten gerichtet.

„Nein. Aber der Mörder hat sich mehr Zeit genommen. Er hat ihr mehrere Gelenke gebrochen.“

Er schüttelte den Kopf, noch bevor er Konan wiedersprach: „Die Frau hat sich gewehrt. Er musste es tun, um sie auszuschalten.“ Vorsichtig griff er nach ihrem Arm und drehte ihn, sodass die Schürfwunden an ihrem Handgelenk zum Vorschein kamen.

„Sie wollte ihn schlagen.“ Konan nickte.

Darauf brauchte er nicht mehr zu antworten, weshalb er aufstand und das Zimmer verließ, um den Streit im Gang zu beenden. Die lauten Stimmen waren bis in den Raum hinein zu hören gewesen.

Er schloss die Tür hinter sich, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Vor ihm redete Azuki auf einen alten Mann ein, der sich plötzlich zu Itachi umdrehte. Die Verbeugung war kurz, die Wangen rot vor Wut.

„Uchiha-san, es ist mir eine Ehre. Ich bin Chakina Moroi, der Bruder Chakina Sumatas. Ich hoffe, Ihr könnt mich über den Fall aufklären, da die Polizei sich diesbezüglich weigert.“

„Das kann ich nicht.“ Arktisches Eis, das die Luft durchschnitt. Etwas, wovon Chakina sich nicht abschrecken ließ.

„Eine der Toten ist meine Schwester!“

„Es tut uns wirklich sehr leid, aber wir müssen diesen Fall vertraulich behandeln.“ Konans Stimme ertönte neben ihm, sie war ihm gefolgt. Ruhig, gefühllos. Zu gefühllos. Jetzt wusste er, was ihn verwirrt hatte, kannte das Falsche, Fremdartige, Unnatürliche. Und während die Kunoichi Chakina beruhigte, begann er nachzudenken.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tut mir wirklich leid für die lange Wartezeit, aber jetzt sind meine ganzen Schwimmwettkämpfe und ich war erst mit einem Schüleraustausch in Peking, weshalb alles etwas länger gedauert hat. Der Anfang stand eig schon seit über einem Monat, nur das Ende hat etwas gebraucht :D
Ich versuche, demnächst etwas schneller zu sein ;)) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Papierengel
2013-05-30T20:29:17+00:00 30.05.2013 22:29
Super Kapitel :)


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