Zum Inhalt der Seite

This and That

Meine Beiträge zum XPerts Adventskalender
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

That Way


 

Im Buch mag eine Beziehung aus Liebe auf dem ersten Blick erwachsen. Aber in der Realität passiert so etwas nie.
 

Die Realität ist versunken im Schwarz-Weiß des Alltags und der dort vorherrschenden Vorurteile und Meinungen, Werte und Regeln, dass sie keinen Platz bietet für Nischendenker oder Fugenliebhaber. Wer anders denkt, wird anders behandelt. Wer von der gültigen Norm abweicht, hat keine Chance nach ihnen gerichtet zu werden und somit war eigentlich alles gesagt, was mein Leben bisher ausmacht. Eine Reihe an Regelanstößen, die Verletzung von Werten und die Erfüllung von Vorurteilen wurde mir in meine Papiere gestempelt. Meine Papiere auf denen groß und breit der Stempel: „W“ prangte und somit jedem offenbarte, dass ich nicht das Mindestmaß an Bildung erlangt haben kann, um mich für die großen Bereiche des Lebens zu bewerben. Was natürlich bei meiner Ausbildung schon fast lächerlich ist, hatten doch so viele Ohnegleichen mein Abschlusszeugnis geziert.
 

Und doch war es anderen Menschen anscheinend wieder egal was die Gesellschaft beschloss und wonach sie sich richtete. Deren Selbstbewusstsein und – für mich vor stellige – Naivität waren an Ausmaßen nicht mehr zu überbieten. Es war immer wieder erstaunlich, wie diese Menschen handelten. Als ob es keine Grenzen und keine Mauern in dieser Welt gab, die man nicht mit einer Portion Mut und Keksen überwinden konnte.

Ja Kekse. Und ihre Kekse waren wirklich die besten der Welt. Umso erstaunlicher war es, dass es genau ich war, der sie jedes Jahr aufs Neue hatte als Erster probieren dürfen. So wie auch in diesem. Sie gaben mir die Portion Mut mich am nächsten Tag wieder an die Arbeit zu machen, meine Bewerbungen erneut in die Morgendämmerung hinaus zu schicken, in der Hoffnung einen Menschen anzutreffen, der sich ebenfalls nicht an der Gesellschaft stieß.

Der leichte Geschmack von Zitrone hatte sich zu dieser Jahreszeit verflüchtigt, er wich einem Gemisch aus Zimt und Orange, verziert hatte sie die kleinen Mutstücke mit Schokolade und bunten Streuseln. Sie legte viel Liebe in die Arbeit. Alles was ich ihr dafür zurückgeben konnte waren nur simple Worte. Simple Worte und Versprechungen, meine Abwesenheit, Sorgen und keinen einzigen Knut an Geld. Und doch war ich ihr der liebste Mensch auf der Welt. So lieb, dass sie in Gedanken an mich so viel wichtigeres vergaß oder weniger Beachtung schenkte. So lieb, dass sie alle Räder ins rollen gebracht hatte, mich heute, heute an Weihnachten, nach Hause zu holen. Dabei wusste sie doch, dass ich nicht unbedingt die beste Gesellschaft an so einem Abend war. War ihr egal.

Sie scheint zu den besonderen Menschen zu gehören. Ja ich weiß, dass ich keinerlei Chance habe so einem Menschen näher zu kommen. Es hat keinen Sinn sich in einen solchen Menschen zu verlieben. Man würde es nicht dulden und bei meinem Glück würde ich das Mädchen nur tief und immer tiefer in die Abgründe der Gesellschaft ziehen.
 

Und doch saß ich nun hier im Zug. Die Schläfe an die kalte Fensterscheibe gelehnt, sah ich zu, wie die Landschaft an mir vorbei zog. Ein Streifen aus grau, braun und grün, mit weißen Flecken. Ich sah es nicht wirklich. Alles auf was ich mich konzentrierte war das kalte Metall zischen meinen Fingern. Die Münze, die wir nach Hermines vorbildlichen Beispiel, so verhext hatten, dass sie unseren Nachrichten schicken konnte. Ich wusste eigentlich nicht worauf ich wartete. Aber mein Herz war schwer. Und als sich plötzlich das Metall erwärmte, da ruckte ich sofort auf.
 

~Ich versteh nicht, warum du nicht kommen wolltest, wir freuen uns auf dich Remus.~
 

Kannst du nicht verstehen, dass ich Nachts nicht schlafen kann, weil mein Herz in meiner Brust so sehr pocht? Oder weil ich Angst habe, dieses Geschenk wie Sand verrinnen zu lassen. Wahrscheinlich habe ich bisher noch nie jemanden ernsthaft geliebt. Deswegen denke ich ständig daran, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich mich ernsthaft in jemanden verlieben würde. Ob es das selbe Gefühl wäre wie bei dir? Ist das Liebe? Kann Liebe so grausam sein?
 

~Du solltest mir Dankbar sein~
 

Was zur Hölle. Blinzelnd starrte ich auf die neue Nachricht und runzelte gleich darauf die Stirn.Sie ist wirklich von sich selbst eingenommen. Nervensäge, natürlich bin ich dir dankbar. Aber es gibt da so viel in meinem Kopf, dass ich nicht verstehe, was ich dir nicht erklären könnte, wenn du mir gegenüber stehst. Und doch machst du dir soviel Hoffnung. Ich bin kein Mann für dich. Ich weiß nicht wie das ist zu lieben. Wenn es so ein schmerzhaftes Gefühl ist, dann will ich es vielleicht doch nicht kennen lernen. Was kannst du denn in mir sehen was ich nicht mal erahne?
 

Seufzend legte ich die Stirn wieder an das Fenster zurück – und stöhnte gequält auf, als die Münze nochmals warm wurde. Hör doch bitte auf deine Nachrichten klecker weise zu-
 

~Ich liebe dich~
 

Schnell verschwand die Münze tief in meiner Jackentasche.

Ich vergrub das Kinn tief im Kragen und versuchte meine roten Wangen zu verstecken, obwohl niemand in der Nähe war, der sie hätte sehen können. Ich weiß doch eigentlich gar nichts über sie. Und dennoch rast mein Herz, seit ich sie getroffen habe. Hm.

Unsicher berührten meine Fingerspitzen immer wieder das kalte Metall, bis ich die Münze doch wieder heraus zog. Da stand es.
 

Ich bin 36, was zum Teufel mache ich?

Mit diesem wilden Klopfen in der Brust sank ich immer tiefer in meinen Sitz.

Aber... ich glaube, das ist das, was man... die erste Liebe nennt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück