Wieder Nüchtern
11. Kapitel:
- Wieder Nüchtern -
Der Grünäugige sah etwas zerknirscht aus. Doch urplötzlich hatte er einen erschrockenen Gesichtsausdruck und drückte seine Hände zwischen seine Beine. „Mach… die Fescheln losch…“
„Häh?“
„Isch musch gantsch dringend…“
„Was musst du?“
„Pippi! Mach Fescheln ab, schonsch baschierd ein Unglügg!“
Perplex sah der Hyuga den Rotschopf an. „Was für ein Unglück? Was ist ein >Pippi<?“
„Mensch, lasch misch aufsch Glo, schonsch mach isch mir in die Hoschen und aufsch Bedd!!!“, kam es nun, etwas laut, von Gaara.
Zuerst blinzelte Neji etwas verwirrt, doch schnell kam ihm die Erleuchtung. „Ach so! Sag das doch gleich!“
Mit einem „Hab isch doch!“, schwenkte der Sabakuno aufgeregt seine Hände hin und her. „Mach schnell!!!“
„Ja doch! Halt endlich still!“ Da der Jüngere noch immer mit seinen Armen hin und her wedelte, hatte der Weißäugige Probleme, dessen Fesseln zu lösen, damit dieser ins Badezimmer gehen konnte.
Nervenaufreibende Sekunden später klickte es endlich und Gaara sprang regelrecht aus dem Bett, um anschließend ins hinterste Zimmer zu rennen…
Zurück blieb ein leicht verwirrter Schwarzhaariger, der sich gerade fragte, ob alle Menschen so waren… *Zuerst stimmungsschwankend und dann alles auf den letzten Drücker machen…*
Nachdem ein Teil des Alkohols den Weg wieder aus dem Körper gefunden hatte, wusch sich der Uzumaki die Hände mit kaltem Wasser… Da ihm recht warm war, spritzte er sich das Wasser auch ins Gesicht.
Langsam kam er wieder etwas zur Besinnung. Er seufzte tief ein und wieder aus. *Was mache ich hier eigentlich?*
Er sah auf und erblickte sein nasses Gesicht im Spiegel. Die Wassertropfen bahnten sich ihren Weg von seiner Nasenspitze und seinem Kinn ins Waschbecken. Seine Wangen waren rot und schienen zu glühen. Er besah sie sich genauer. *Hab ich etwa zuviel getrunken? Ich dachte, das wäre süßer Saft gewesen, weil die Flasche gar nicht wie Alkohol beschriftet war…* Im Gegensatz zu den Vampiren wussten die Menschen sehr wohl, was für Auswirkungen zu viel Alkoholgenuss haben konnte – was allerdings nicht hieß, dass sie es trotzdem nicht drauf ankamen ließen!
*Verdammt! Was mach ich nur?!* Krampfhaft überlegte Naruto, ob er fliehen sollte, erneut den Vampir versuchen sollte zu töten, oder ob er ganz einfach hinausgehen und alles beim Alten belassen sollte… Es war ja schließlich nicht so, dass der Schwarzhaarige ihm irgendwas aufgedrängt hatte… Er war es ja selbst gewesen, der damit angefangen hatte… der ihn geküsst hatte… Blitzschnell hielt sich der Blauäugige die Hand vor den Mund, als er daran zurückdachte, und errötete noch mehr. *Oh, Gott! Was hab ich getan?! Ich hab den tatsächlich geküsst!* Mit großen Augen starrte er das sehr interessant gewordene Waschbecken an. *Ich soll ihn töten und stattdessen küsse ich ihn! Bin ich schon völlig verrückt geworden?!*
Er lehnte seinen Kopf an den Spiegel und schloss seine Augen. *Ich MUSS verrückt geworden sein! – Anders kann ich es mir nicht erklären… Es sei denn…* Der Uzumaki richtete sich auf und hatte einen funkelnden Blick in den Augen. *Es sei denn, der Mistkerl hat mir doch irgendwas ins Essen oder in die Flaschen gemixt!*
Darüber wütend, blendete Gaara alle anderen Möglichkeiten aus und stapfte sauer ins Schlafzimmer zurück – wo schon der Hyuga auf ihn gewartet hatte…
Allerdings hatte dieser sich mittlerweile auf den Bauch gedreht, sich mit den Ellbogen auf der Matratze abgestützt, den Kopf auf die Hände gestützt und die Beine angewinkelt. So lag er nun mit dem Kopf in Richtung Badezimmer und wartete darauf, dass sein unfreiwilliger Gast herauskam.
Ein erneuter Rotschimmer überzog die Wangen des Grünäugigen und er blieb stocksteif im Türrahmen stehen. Mit großen Augen und leicht geöffnetem Mund sah er den verführerisch wirkenden Vampir an.
„Was ist? Kommst du wieder her, oder soll ich dich holen?“, grinste dieser ihn an.
Der Sabakuno schluckte – sah dann jedoch pikiert zu Boden. Wieso nur machte ihn das gerade an? 1. war sein Gegenüber männlich und 2. war dieser ein Massenmörder! Außerdem war er doch sein Feind! Er sollte ihn umbringen! Apropos… Wo war eigentlich sein verdammter Silberdolch abgeblieben, mit dem er ihn töten sollte? Doch Halt! Hatte Neji nicht gesagt, dass Silber sowieso nicht bei ihm wirkte? Aber ein Stich durchs Herz musste doch trotzdem tödlich sein… Vampir hin oder her… Da die Dorfbewohner sie damals töten konnten, waren sie nicht unverwundbar, geschweige denn unsterblich! – Aber… wenn das wirklich stimmte, was der Hyuga ihm erzählt hatte… war er dann nicht ihm Unrecht? Hatten die Vampire dann nicht ein Recht dazu, sich an denen zu rächen, die ihr Volk vernichtet hatten?
Mit einem „Na, was nun? Muss ich dich wirklich holen kommen, hm?“, sah der Weißäugige den Rothaarigen lüstern an.
Dieser ballte seine Hände zu Fäusten und sah den Älteren fest in die Augen, ohne sich von dessen Blick beirren zu lassen. „Warum schikaniert ihr die Dorfbewohner noch immer?!? Reicht es euch nicht, dass ihr damals über deren Dörfer hinweggefegt seid und viele von ihnen umgebracht habt?!?“
Dass Naruto nicht mehr lallte, fiel dem Älteren natürlich sofort auf. *Ob er doch ’ne Frau ist? Oder sind solche Stimmungsschwankungen bei normalen Menschen auch bei Männern möglich?*, fragte sich der Uchiha. Ohne auch nur einen Muskel zu rühren, antwortete er: „Kannst du dir auch nur im Entferntesten vorstellen, wie es ist, sein eigen Fleisch und Blut sterben zu sehen? Die eigene Familie, die besten Freunde, die Geliebten beerdigen zu müssen? Unser Volk war unser Ein und Alles! Sie waren all das, wofür wir lebten… sie waren all das, was wir liebten! – Dir bedeutet doch dein Freund am meisten, nicht wahr? Der Junge, mit dem du hierher gekommen bist! Wie würdest du also reagieren, wenn sie ihn getötet hätten?! Wärst du nicht blind gewesen, vor Rache?! Hättest du nicht getobt, wie ein Berserker?! Hättest du nicht gewollt, dass die, die dafür verantwortlich sind, genauso leiden müssten, wie du?!“
„Aber es war doch bestimmt nicht jeder einzelne von denen daran beteiligt?!“, konterte der Blondschopf.
„Hah! Die, die wir getötet haben, waren Söhne, Töchter, Nichten, Neffen und Enkel derjenigen, die unsere Clans zerstört haben! – Nun wissen die, wie WIR gelitten haben! – Wenn die auch nur ein Fünkchen Familiensinn haben, leiden die nun genauso!“
Traurig blaue Augen sahen in wütend Rote. „Ich finde das trotzdem nicht richtig… So hört das doch niemals auf… So geht das doch immer wieder weiter… Jeder will Rache für etwas, was aus Rache entstanden ist… Ein Teufelskreis, der niemals enden wird…“, meinte Naruto.