Zum Inhalt der Seite

Jenseits des Glaubens

Auf schwarzen Schwingen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Begegnungen...

Begegnungen...
 


 

Ein fahles Licht kämpfte sich durch die Bäume. Die Lichtung glich einem Trümmerfeld. Sonst hatte sie Tiere beherbergt welche sich am nahegelegenen Fluss das Wasser schmecken ließen, doch nun war hier keine Seele mehr. Bäume wurden umgerissen, selbst schwere Äste geknickt, das Grün gewaltsam weggerissen und in Mitten dieser Zerstörung, war ein Krater. Die junge Talin hatte den Ort der Zerstörung erreicht. Schockiert über das Ausmaß der Zerstörung, hielt sie sich die Hände vor den Mund. Nur ein leiser, schockierter Laut verließ ihre Lippen. Zu mehr war sie nicht im Stande. Zu mehr hatte sie nicht die Kraft. Sie war schwanger, dennoch hatte sie den ganzen Weg rennend zurückgelegt. Selbst wenn sie wollte, hätte sie sich nicht gebremst. Das Verlangen in ihr hatte ihren Körper übernommen, ihre Füße dazu angespornt schneller zu werden. Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig. Erschöpft musste sie sich an einen Baum festhalten, um nicht zu Boden zu sinken. Nur einen kurzen Moment Ruhe wollte sie sich gönnen um dann dem Grund der Zerstörung auf die Schliche zu kommen. Vorsichtig, gar so, als würde der Boden aus Federn bestehen, setzte sie einen Fuß nach den anderen. Sie spürte es. Eine unheimliche Aura hatte diese Lichtung eingenommen. Eine Aura dessen Ursprung in diesem Krater zu finden war. Ihr Engelsblut ließ sie es spüren. Eine unheimliche Energie kam aus diesem Krater. Etwas was sie noch nie gespürt hatte. Angst schlich sich in den Körper der werdenden Mutter, doch sie schluckte einmal fest und legte mehr Entschlossenheit in ihre Schritte. Denn die Angst war nur ein kleiner Teil. Das Verlangen zu sehen was in dem Krater war, war viel größer. War es Gottes Zeichen? War es etwas irdisches? Ihr Puls schlug auf Hochtouren, jede Faser ihres Körpers war angespannt. Schnell hatte sie den Abstand zwischen sich und dem Kraterrand überwunden, sah dort etwas, was sie sich niemals gedacht hatte. Aber etwas, was die Aura erklärte...
 

Vorsichtig, dann doch aber mutiger, hatte Selina sich dem Krater genähert. Schockiert über das was sie sah, riss sie ihre Augen auf. Fast so als würden die blauen Augen von selbst herausspringen wollen. In dem Krater lag ein Mann, nein... Es war viel mehr als das...
 

Diese Gestalt lag bewusstlos in dem Krater. Sie hatte eine dunkelrote Rüstung an, verziert mit allerlei eingeritzten Symbolen. Einige Symbole erkannte Selina. Auch wenn sie kein Pater war, so hatte sie gelernt. Über die Symbole, Schriften, Legenden. Es waren gotteslästerliche, dämonische Symbole. Es waren die Symbole der Unterwelt. Die Rüstung selbst, sah in ihrem Rot aus wie Blut. Die junge Frau war sich sicher, dass diese Rüstung auch schon selbiges oft abbekommen hatte. Doch nicht nur die Rüstung war etwas ungewöhnliches. Auch die Person die in ihr Steckte. Zwar konnte Selina nur sein halbes Gesicht sehen, da ich einen Mundschutz trug, doch dieses Gesicht hatte Male. Unter dem linken Auge war ein rotes Mal. Was genau das für eines war konnte jedoch auch sie nicht sehen und erkennen. Dazu waren ihre Kenntnisse doch zu wenig. Das dunkelrote, schon fast schwarzen Haare, war verklebt mit Blut und Erde. Sie musterte mich. Ihr Blick glitt auf und ab. Sie wusste was ich sein konnte, ahnte es. Sprach es aber nicht aus. Die Faszination gegenüber dem Unbekannten war zu schwer als das sie Worte herausbringen konnte.

Während eines erneuten Blickes entdeckte Selina ein Blutrinnsal am Kopf. Die Patersfrau fackelte nicht lange und war aus ihrer vorherigen Starre erlöst. Mit festem Willen zu Helfen, kletterte sie über den Rand des Kraters, rutschte an der Wand des Kraters leicht hinunter – der Krater war höchstens halb so tief wie sie – und rannte zu dem Verletzten. Vielerlei Gedanken prasselten auf sie ein. Was war nur geschehen? Wieso war dieser Mann hier und warum war er verletzt? Was bedeutete das alles?

Fragen welche bei dem näheren Anblick verschwunden waren. Das einzige woran sie gerade dachte war, dass ich verletzt war. In ihren Augen Hilfe brauchte und zwar Dringend. Egal was vorher geschehen war, oder wer dafür verantwortlich war. Es war für Selina nicht weiter von Belang. Es war nur wichtig für sie zu helfen! Schnellen Schrittes war sie bei mir und beugte sich zu dem verletzten Körper herunter. Vorsichtig strich ich durch das Haar, welches sich als ungewohnt weich herausstellte, trotz des Blutes und dem Dreck. „Hey... alles in Ordnung?“ flüsterte Selina leise, da sie nicht ungewollt laut sein wollte. Ihre Stimme drang jedoch nicht zu mir durch, meine Augenlider blieben regungslos und die Lippen stumm.
 

Selina POV:
 

Es gab nur eine Möglichkeit für mich: Ich musste ihn mitnehmen! Doch wie? Ich probierte ihn anzuheben, doch er war viel zu schwer für eine schwangere Frau wie mich. Doch nicht einmal wenn ich nicht schwanger war würde ich ihn hochbekommen. Als erstes kam mir in den Sinn ihn von seiner Rüstung zu befreien. Da ich jedoch nicht alles ablegen konnte ohne den Mann großartig bewegen zu müssten, konnte ich ihm nur seine Beinteile entfernen und seine Armrüstung. Ich musste aufpassen bei dieser, da an den Schulterteilen spitze, mindestens zwanzig Zentimeter große Klingen waren. Es waren drei auf jeder Seite. Sie waren der Größe nach angereiht, wie die Federn eines Flügels. So wirkten diese auch. Die kleinste Klinge war unten, gefolgt von den zwei größeren Klingen oben. Alle waren in der Mitte miteinander verbunden. Diese waren so scharf, dass ich mich aus versehen an ihnen Schnitt mit meinem Zeigefinger, da ich ihm die Schulterteile abnehmen musste, um an die Armrüstung und dessen Verschluss dran zu kommen. Doch ich ignorierte den Schmerz des Schnittes. Der Mann hier musste hier sicher viel mehr Schmerz erleiden. Immerhin war er von irgendwo her, direkt nach hier unten gelandet. Ich fragte mich natürlich im ersten Moment ob er tot wäre. Eigentlich wäre jeder bei diesem Aufprall zerschellt worden. Doch als ich das Blutrinnsal entdeckt hatte und über seine Haar strich, hatte ich einen Luftstoß aus seiner Nase gespürt. Er atmete also noch.

Nach einer anstrengenden Kleinstarbeit, hatte ich die Armteile ebenfalls entfernen könnten. Ebenso wie die schweren und gefährlichen Schulterteile. Auch den Mundschutz hatte ich entfernen könnten. Alle Teile waren unendlich schwer und ich fragte mich wie dieser Mann überhaupt damit laufen konnte, geschweige denn irgendwo kämpfen. Ich legte die ganzen Rüstungsteile auf den Boden und sah sofort wieder zu dem Mann, hoffte ihn nicht verletzt zu haben beim meinem Tun. Da ich nicht auf die Teile sah, bemerkte ich auch nicht wie sie im Schatten des Kraters versanken. Erst als ich zur Seite sah und keine Teile mehr da waren wunderte ich mich wo diese waren. Ich hatte sie doch hier hingelegt! Es war auch in der kurzen Sekunde niemand anderes da!

Ein schmerzhaftes Stöhnen, welches von dem Mann kam, riss mich aber aus meiner Verwunderung und erinnerte mich daran das etwas anderes viel wichtiger war. Erneut versuchte ich ihn hochzuheben, doch ohne Erfolg. Was machte ich nur? Oh Herr! Was sollte ich tun um diesem armen, leidenden Person zu helfen? Eine Verzweiflung machte sich breit. Wenn ihm nicht geholfen wurde, dann... Nein. Das wollte ich mir nicht ausmalen! Doch dann hörte ich auf einmal eine Stimme nach mir rufen. Erst ganz leise, dann immer klarer und lauter. Es war Joshua! Dem Himmel sei Dank! „Ich danke euch Herr...!“ wisperte ich leise, dann aber rief ich laut nach Joshua. Dieser folgte meinem Ruf und fand mich dann auch. Als er neben mir den Verletzten sah, sprang er in den Krater und fragte mich was passiert war. Mit bestem Wissen und Gewissen erzählte ich ihm alles was ich wusste, auch wenn das nicht viel war. Doch wir waren uns erst einmal einig, dass dieser Mann behandelt werden musste. Joshua gab mir meinen Kräuterkorb zurück, den er am Ast hängend gefunden hatte. So hatte er auch meine Spur entdecken könnten. Während ich den Korb trug hob Joshua den Unbekannten aus dem Krater. Er war stark genug dafür und zusammen mit diesem gingen wir nach Hause.

Es war ein kleines Haus im Wald. Abseits vom Kloster, jedoch immer noch in dessen Wald. Das Haus bestand aus einem einzigen Stockwerk. Darin war eine Küche, das Schlafzimmer von mir und Joshua, ein Wohnzimmer sowie ein Gästezimmer. Im Dach war noch der Dachboden. Es war nicht viel, doch der Platz reichte und ich wollte auch nicht mehr. Dieses Haus war das Geburtshaus der Talin und stand schon seit fast 1500 Jahren. Es war ein altes Haus mit Geschichte. So war dieses Haus auch noch aus Stein und die Einrichtung nicht auf den modernen Stand, den sich unsere Zeit schon leisten konnte. Wir hatten kein Fernsehen, auch kein Strom. Das einzige was wir hatten und an dem ich mich auch erfreute, war das fließend Wasser. Gekocht wurde über der Feuerstelle oder im Ofen. Ich konnte meine Medizin herstellen, Kochen und Leben. Zusammen mit meinem Mann, der dennoch zu den Messezeiten im Kloster war und meinem bald neugeborenem Kind. Doch wenn das Kind geboren wurde, dann konnte Joshua für die ersten Monate ganz zuhause bleiben. Ein Umstand auf den ich mich jetzt schon freute.
 

Doch diese Freude würde nicht lange währen...
 

Ich ging voraus und hielt Joshua die Tür auf, ebenso die des Gästezimmers. Dieser legte den Verletzten auf das Bett. „Woher er wohl kommt? Er sieht sonderbar aus.“ „Ich weiß es nicht.“ entgegnete ich ihm, machte mich dann aber an die Arbeit. Zuerst holte ich eine Schüssel mit Wasser und einem Lappen. Joshua hatte mir noch geholfen die restlichen Rüstungsteile zu entfernen, da ich den Verletzten nicht hochheben konnte. Doch mehr Hilfe konnte ich leider nicht mehr erwarten, da es bald Zeit für die Abendmesse war. Die Schüssel mit dem Wasser und den Lappen darin, legte ich auf das kleine Holztischen im Gästezimmer, um dann Joshua zu verabschieden. Er bat mich aufzupassen nachdem wir uns mit einem zärtlichen Kuss verabschiedet hatten. „Natürlich passe ich auf. Immerhin möchte ich weder dich, noch meinem Kind Sorgen bereiten“ versprach ich ihm und wir streichelten zärtlich über meinen runden Bauch. Sorgen hatten wir schon genug. Besonders Joshua. Es war schon fast wie ein Familienfluch. Oftmals überlebten die Väter nicht einmal bis zum ersten Jahr des Sohnes. Wir Talin waren die direkten Pater Gottes, somit ein Dorn im Auge der Dämonen. Wir waren sozusagen Gottes Streitmacht auf Assiah und verkündeten Gottes Güte und Gnade. Die Talin waren auch im Exorzismus tätig und somit eine Gefahr für die Dämonen. Da war es nicht verwunderlich, dass diese versuchen würden die Nachfolger in ihre Klauen zu bringen. So gut wie alle Talin starben durch die Hand der Dämonen. Die restlichen starben nachdem das Kind das Erbe annehmen konnte. Denn es gab nur einen Pater, einen der Gottes Worte verkündete. So wie Amon damals. Doch selten ist ein Vater so lange am Leben geblieben um selbst den heiligen Familienring, den Ring Amons, in den Hände des Sohnes zu legen um danach friedlich zu sterben.
 


 

Als Joshua gegangen war widmete ich mich sofort wieder dem Mann im Gästezimmer. Als ich zu ihm ging musste ich kurz innehalten. Das Baby in meinem Bauch strampelte. „Ganz ruhig mein süßer. Wir helfen gemeinsam dem Mann ja? Sch sch sch...“ tröstete ich mein Kind und streichelte immer wieder über den Bauch. Dieses schien sich wohl auch tatsächlich zu beruhigen sodass ich meiner Arbeit nachkommen konnte. Ich wusch den Mann, verband seine Wunden und zog ihm etwas neues an. Beim Waschen jedoch hatte ich mich erschreckt. Unter dem Hintern des Mannes hatte ich etwas seltsames ergriffen. Vorsichtig zog ich es hervor und als ich es sah, ließ ich es vor Schreck fast fallen. Es war ein Schwanz! Ein schwarzer, langer Schwanz mit rot-schwarzem, schon fast kuscheligem, Fell besetztem Ende! Wo gab es denn so etwas? Doch nicht nur dieser Schwanz erregte mein aufsehen. Nun erkannte ich auch die Fingernägel welche so anders waren. Sie waren länger und spitz. Fast wie Krallen. Seine Ohren, die ich durch das Waschen der Haare hatte freilegen können, waren spitz und seine Zähne, seine Fangzähne ebenfalls. Nun dämmerte es mir so langsam warum dieser Mann auf so unnatürlichem Wege in den Wald fiel.
 

Er war ein Dämon!
 

Überrascht von dieser Erkenntnis musterte ich ihn. Er war ein Dämon... Das erste Mal hatte ich einen Dämon erblickt. Mein Vater starb durch die Hand eines Dämons. Ich erinnerte mich noch genau an diesen Tag. Mutter und ich versteckten uns im Wald, unter den Wurzeln eines Baumes, die gerade groß genug waren um einer Frau und ihrem damals etwa vierjährigem Kind Zuflucht zu bieten.

„Ein Dämon...“ wisperte ich und sah auf das Blut. Er war verletzt. Dieser Dämon war verletzt. Die Erkenntnis was dieser Mann war, schob ich in den Hintergrund. Wichtig war es, diesem Dämon zu helfen. Er war verletzt gewesen. Aus welchem Grund auch immer. Damals hatten Dämonen meine Eltern getötet, aber ich wollte nicht grollen. Doch dieser Dämon war bewusstlos und verletzt. Er konnte nichts dafür, er hatte nichts getan.
 

~Selbst wenn ich gewusst hätte das ich den mächtigen Heeresführer Cain persönlich vor mir liegen hatte, so hätte ich ihm geholfen. Ich wollte diesem verletzten, leidenden Mann helfen....

~
 

Ich reichte jedem die Hand. Selbst mein Mann hatte sich schon beschwert, doch ich hatte nie gehört. Für mich war es normal einem die Hand zu reichen, sollte er diese brauchen. Mir ging es doch gut. Ich hatte doch alles und einen gesunden Körper. Wieso sollte ich diese Gaben die mir mein Herr gab nicht dafür einsetzen um anderen zu helfen die sich nicht an diesem Glück erfreuen konnten?

Ohne Umschweife verband ich die Wunden des Dämons, nicht merkend das diese sich unter dem Verband schon lange geschlossen hatten. Aus dem Schrank von Joshua suchte ich ein lockeres Hemd. Ich nahm eines der Pater-Gewänder für die Nacht. Sie waren locker und lang genug. Dieses weiße Gewand zog ich dem Dämon über, passte auch schön auf das ich seinen Dämonenschwanz nicht einklemmte und deckte ihn dann sanft zu. „Ruhe friedlich und genese schnell“ wünschte ich ihm und löschte das Licht indem ich die Nachtkerze ausblies. Als Joshua wieder nach Hause kam und ich ihm eröffnete das unser Gast ein Dämon war, war er erst schockiert, doch auf meine Bitte hin willigte er ein diesen hier zu behalten. 'Er ist doch so verletzt und weiß nicht wo er hin soll. Bitte lass ihn uns behalten.' waren meine Worte. Zugegeben, diese Worte waren weniger passend, doch sie wirkten bei meinem Mann. Besonders wenn ich ihm mit diesem einen, bittenden Blick ansah. Da war mir alles Recht, solange der Mann hierbleiben durfte bis seine Wunden verheilt waren und er wieder fit war.
 

Täglich wachte ich an dessen Bett, salbte seinen Körper ein, auch wenn ich überraschend festgestellt hatte das seine Wunden verschwunden waren. Dennoch kümmerte ich mich weiter um ihn. Ich wusste nicht wieso. Doch wenn ich diesen Dämon ansah, im Schein des Kerzenlichtes, wie er so dalag und schlief... Ich konnte nicht glauben das er böse war. Sein Gesicht sah so friedlich aus, so entspannt. Anfangs hatte er noch vor Schmerz etwas gestöhnt und sein Schlaf war unruhig, doch durch meine Kräutersalben und dessen Düfte war dies vergangen. Das von Schmerz geplagte Gesicht hatte sich in ein friedliches, schlafendes Gesicht gewandelt.
 

~

Für einen Moment dachte ich mir das dieser Dämon wunderschön sei....

Er zog mich an...

~
 

Es verging eine ganze Woche bis der Dämon mit den rot-schwarzen Haar erwachte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück