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Jenseits des Glaubens

Auf schwarzen Schwingen
von

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Ein Blick von dir

Ich... fühle mich wohl...
 


 

Es vergingen einige Tage nachdem Cain wachgeworden war. Auf Selinas Drängen hatte er das Bett nicht verlassen, damit er sich erholen konnte. Der stolze Dämon wusste selbst nicht, warum er auf diese Frau hörte und sie nicht einfach umbrachte um den Kopf der Blauhaarigen, vor die Füße seiner angebeteten Herrin zu legen. Er verstand sich selbst nicht. Das er auf ihre Worte etwas gab, wenn auch nur minimal. Die einzige Frau, von der sich der Krieger etwas sagen ließ, war seine Herrin. Er fühlte sich so ausgeruht, sein Herz sich besser. Cain dachte vieles zu Wissen dank seines langen Lebens. Doch nun drängte sich nach Jahrtausenden erneut das Gefühl der Unwissenheit auf. In den Tagen in denen Cain in seinem Bett lag hatte die junge Talin ihm Gesellschaft geleistet. Zwar hatte Kain ausdrücklich darauf bestanden sie nicht sehen zu wollen, doch Selina erwies sich als sehr Stur und Hartnäckig. So überging sie die ablehnenden Worte des Dämons mit einem Lächeln und hatte sich immer auf den Stuhl, welcher am Bett stand, gesetzt. Wenn ihr Ehemann nicht da war, hatte sie in dem Zimmer von Cain gespeist. Jedes Mal hatte sie ihm auch einen Teller mit Speisen mitgebracht, doch er hatte nie Hand an diese gelegt. Erst dachte sie, ihn Beleidigt zu haben, doch Cain hatte sie danach aufgeklärt, das Dämonen nichts aßen. Jedenfalls nicht solches Essen, sondern Blut, Seelen, aber auch Fleisch. Doch alles war kein Muss, wenn sie in Gehenna waren.

Auf die Frage warum sie sich diesem sinnlose Unterfangen hingab, immer wieder erneut seine Nähe zu suchen, nur um dann erneut abgewiesen zu werden, hatte sie nur geantwortet, gemeinsame Speisen würden Leib und Seele erwärmen und sie sich nicht wünsche, dass er Einsam sei. Cain hob dabei nur eine Augenbraue, sagte aber dann nichts mehr dazu und wandte seinen Blick ab, hörte im Hintergrund die werdende Mutter speisen.
 

Er selbst konnte es nicht wahrhaben das die Anwesenheit dieser Menschenfrau, diesem Abkömmling von Amon, ihn immer weniger störte...
 

Cain POV:
 

Es waren ein paar Tage vergangen und das Alltagsleben schien sich in diesem Haushalt abzuspielen. Selina wollte mich unbedingt darin eingliedern. Ich jedoch schwieg sie meistens an, da ich der Meinung war, es war Unnötig. Immerhin wollte ich als Dämon nichts damit zu tun haben. Bei jedem Besuch redete sie mit mir, auch wenn es sehr einseitig war, da ich ihr nicht antwortete. Doch es schien sie nicht im Geringsten zu stören. Sie redete einfach weiter. Sei es über das Wetter, über das was sie gesehen hatte, Dinge die sie einmal kochen wollte, Ansichten und vieles mehr. So wie jetzt. „Wieso?“ fragte ich dann als Stille herrschte. Selina sah mich fragend an. „Du bist eine Talin. Ich ein Dämon. Ihr seid unsere Feinde. Du solltest dir sicher sein, dass ich jederzeit meine Krallen in deinen Leib schlagen kann. Wieso bringst du dich und dein Kind in Gefahr? Oder hast du es darauf abgesehen zu sterben?“

Sie hatte zu mir gesehen, sahen uns lange an. Gefühlte Stunden in der die Fragen unbeantwortet im Raum schwebten, doch es waren höchstens ein paar Sekunden bis Selina die Antwort fand und nicht zögerte sie mir mitzuteilen. „Weil du es nicht tust. Du wirst mir kein Haar krümmen.“ waren ihre überzeugten Worte. „Bitte?“ „Du wirst mir nichts antun.“ „Du beliebst zu scherzen Weib! Solch anmaßende Worte. Du weißt nicht mit wem du es zu tun hast.“ „Natürlich.“ Überrascht blickte ich auf. Sie lächelte mich an als sei nichts gewesen. „Du bist der Dämon Cain. Joshua hat über dich Forschen lassen. Du wirst ziemlich oft in den Schriften erwähnt.“ eröffnete sie mir, stand auf und ging ein paar Schritte zu meinem Bett. Sie beugte sich über mich, unsere Gesichter kamen sich Nahe. „Du bist Lucifers Speerspitze. Nicht wahr?“ Ich blickte zu ihr auf, da sie nun über mir war. „Du...wusstest es?“ Sie nickte. „Aber ich denke du solltest dich nicht aufregen. Das tut deinem Körper nicht gut“ hatte sie es abgetan und wollte sich Abwenden. Doch so schnell wollte ich sie nicht entkommen lassen.

Erneut packte ich sie am Handgelenk und zog sie herunter, so dass sie fast auf mich landete. „Dann frage ich dich erneut Weib. Wieso?“ verlangte ich zu Wissen und kam mir nicht ernst genommen vor. Ich hatte die Position gewechselt und Selina lag nun unter mir. „Ist es nicht normal jemanden zu helfen wenn er verletzt ist?“ war ihre Gegenfrage. Ein wenig blinzelte ich. War sie so naiv oder tat sie nur so? Egal was, sie machte mich wütend. Wie konnte nur jemand so anmaßend sein, selbst in so einer Position? In meiner Rage spürte ich eine warme Hand auf meine Wange. „Ich weiß nicht wieso... Vielleicht ist es, weil ich denke, dass du mir trotz meiner Abstammung kein Haar krümmen wirst? Vielleicht aber auch weil du Interessant bist...“ Das letzte hatte sie leiser ausgesprochen, dennoch hatte ich es genau Verstanden. Wir sahen uns lange und tief in die Augen. Sie fand mich interessant? Es war nichts Neues das Menschen Dämonen interessant fanden. Wir zogen die Menschen an, verführten sie, stürzten sie in die Sünde. Jedoch..., sie ahnte wohl nicht, dass sie diejenige war, welche ebenfalls Interesse weckte. Ich musste mir eingestehen, sie interessierte mich. Wie sonst konnte ich mir erklären, nicht schon lange ihre Leiche meiner Herrin zu überreichen? Ohne es zu wollen schlich sich der Gedanke ein, es sei schade sie jetzt zu töten.
 

Sie war interessant...

Sie war nicht wie all die anderen Frauen...

Sie interessierte mich

Zum ersten Mal interessierte ich mich für ein anderes weibliches Wesen als meine Herrin...


 

Egal was sie tat, es war neu für mich. Sie verrichtete es mit absoluter Hingabe. Sei es, wenn sie dieses Essen kochte, oder hier bei mir saß und für ihr zukünftiges Kind etwas häkelte, oder gar mit mir sprach. Dieses nervige Wesen, Selina Talin, hatte mein Interesse geweckt. Mit so vielen Frauen verkehrte ich, doch interessiert hatten sie mich nicht. Nie hatten sie meine Aufmerksamkeit erregt, nicht in irgendeiner Weise. Doch diese Frau war anders. Ich hatte nicht mit ihr geschlafen, hatte sie nicht unsittlich berührt und dennoch dachte ich an sie.

Ich lies sie los. Erst wollte sie fragen, doch die Antwort kam schon durch die Tür hinein: Joshua. Er war vom Kloster zurück und betrat die Wohnung. Selina setzte sich auf und war so schnell es ging aufgestanden. Joshua kam in das Zimmer, da er schon vermutet hatte wo seine Frau war und sah fragend zu uns. Es musste ein seltsames Bild für ihn sein. Seine Frau mit leicht verrutschten Kleidern und ich auf dem Bett sitzend. Doch Selina umschiffte die sonst kommende Fragerunde, indem sie zu ihrem Mann ging und ihn sanft küsste. „Ich hoffe dein Tag war angenehm.“ Joshua nickte, bedachte mich kurz mit einem Blick, ging dann aber mit seiner Frau ins Wohnzimmer. Ich hörte sie reden, über alltägliche Dinge. Dann klapperte Geschirr. Es wurde gegessen. Es wurde ziemlich viel gegessen in diesem Haushalt. Die Meinung eines Wesens das noch nie viel gegessen hatte. War das typisch für Menschen? Ich wusste: Menschen mussten essen um zu Überleben. Jeden Tag hörte ich Selina summend, schon freudig das Essen zubereiten. Diese schwachen Menschen schienen sich schon fast rührend um das unnötige Essen zu kümmern...

Ich wusste nicht was es war. Neugierde? Auch wenn ich bestreiten würde das jemand wie ich und in meinem Alter solch eine Neugierde hatte auf etwas so Niederes. Lust es zu Probieren? Oder gar weil ich das sehen wollte, was Selina jeden Tag ihrem Mann gab, gekocht mit Hingabe. Etwas in mir wollte von dieser Hingabe bedacht werden. Nicht von irgendeiner Frau, sondern von dieser.
 

Es war dunkel und ich spürte wie ihre Auren ruhten. Eigentlich wollte ich nach Hause zurück, da ich dachte das ich hier noch eher Krank oder Wahnsinnig werden würde bei all den Gedanken die ich hatte. Doch als ich ins Wohnzimmer ging, dabei den Topf auf der Feuerstelle der angrenzenden Küche sah, stellte ich mir vor wie sie davorstand und summte. Etwas grimmig sah ich weg, ging zur Tür. Den Türgriff in der Hand und jedoch hielt ich ein. „Warum nicht...“ Den Griff loslassend, ging ich in die Küche und sah herunter, in den Topf hinein. Dort war noch ein Rest der Sahnesoße. Erst zögerte ich, dann aber ließ ich den Zeigefinger an den Rand des Topfes entlang gleiten, um diesen dann mit der sahnigen Fingerkuppe in den Mund zu nehmen. Als die Soße in meinem Mund war zerfloss der Geschmack förmlich auf meiner Zunge und es machte sich ein gutes Gefühl breit. Es schmeckte gut... Es schmeckte gut.

Ein Rascheln! Sofort drehte ich mich um, kampfbereit wie immer. Doch hinter mir war kein Gegner, sondern sie. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ waren ihre flüsternden Worte, da sie ihren Mann nicht wecken wollte. „Ich habe dich kommen gehört“ meine knappe Antwort. Ihr Blick ging zur Seite, zu Topf und dann zu mir. Sie ergriff meine Hand, an dessen Finger noch etwas Sahne klebte. „Du hast es probiert?“ Sie war erstaunt. „Bilde dir nichts drauf ein. Ich denke nur das es besser ist seine Umgebung und dessen Früchte zu kennen.“ Doch sie lächelte nur selig was mich zu ihr sehen ließ. Weiterhin hielt sie meine Hand, erwiderte den Blick. „Du hast es probiert...“ wiederholte sie sanft. Was sollte ich da erwidern? Was sollte ich auf diesem Blick antworten? In ihrem Blick lag Freude, unglaubliche Freude.
 

~

Wieso war dieser Moment so schön?

Wieso war die Erkenntnis das er es aß so unsagbar schön?

Wieso...

...konnte ich seine Hand nicht einfach loslassen?

~
 

Selinas Gefühl sagte ihr, dass die Zeit mit mir eine Schöne war. Joshua war aufgefallen das seine Frau in letzter Zeit noch mehr lächelte als sonst. Sie selbst wusste nicht wirklich viel darauf zu sagen. Dennoch kannte Selina tief im inneren die Antwort die sie ihrem Mann niemals darbieten konnte. Es bereitete ihr Freude mit mir zusammen zu sein.
 

Mehr als mit Joshua...
 

Immer wieder erschrak die junge Ehefrau vor diesen Gedanken, fühlte sich schlecht. Schließlich war Joshua ihr Mann und doch dachte sie an einen anderen. An diesen fast schon unnahbaren Dämon. Joshua hatte auf ihren Wunsch hin nachgeforscht wer ich sein könnte. Die Erkenntnis traf die Talin hart. Natürlich war ihr klar das ich kein Unschuldiger war, aber Lucifers Heeresführer? Damit hatte Selina nun doch nicht gerechnet und doch war sie fest der Meinung das ich, trotz meines Standes und meiner Vergangenheit, ein guter Mann war. Sie dachte sich das ich sie und ihr Kind schon lange hätte töten können, aber es nicht getan hatte, ein gutes Zeichen war. Sie hatte Recht. Oft hatte ich die Chance gehabt, doch nie genutzt. Ich war mürrisch und forsch zu ihr, dies schreckte sie jedoch nicht ab erneut meine Nähe zu suchen. Es war für sie sogar ein kleines Erfolgserlebnis, wenn sie diesem mürrischen Dämon eine Antwort abringen konnte. Egal wie sie ausfiel. Egal wie schlecht gelaunt. Es war die Antwort, die für sie Zählte. Dies, so hoffte sie, zeigte das die junge Dame mir nicht ganz egal war.
 

~Wieso war dieser Gedanke so schön?~
 


 

Wir standen ein paar Minuten in dieser Position, bis sie sich dann wieder besann und von mir abließ. Sie hätte ruhig noch etwas länger meine Hand halten können.

„Ich werde dir etwas zubereiten.“ entschied sie jedoch, während ich mich für meinen Gedanken tadelte. Da vom Mittagessen nichts mehr übrig war, außer diese Reste, wollte sie etwas neues kochen. Wenn ich mich schon für ihr Essen zu interessieren schien, so wollte sie nicht das mein erstes Mahl in diesem Haus Reste waren. Ich willigte ein, da sie eh nicht davon abzubringen war und setzte sich auf einen der Stühle um die Frau beim der Tat zu beobachten. Es war das erste Mal, obwohl ich schon so lange hier war. Sonst hatte ich nur lediglich gelauscht, aber nun beobachtete ich sie wie sie sich liebevoll um das Mahl kümmerte. Dabei nahm ich ihr die Frage ab ob sie das alte oder neue Brennholz benutzen sollte. Ich entfachte einfach ein Feuer unter dem Topf damit Selina kochen konnte. Überrascht, dann aber dankend Lächelnd sah sie zu mir.

Sie kochte eine Suppe welche cremig und sahnig war. Das konnte sie besonders gut und sie hatte den Wunsch, mir etwas besonders wohlschmeckendes zu kochen. Man konnte es ihr Ansehen. Sie war noch hingebungsvoller als sonst in ihrem Tun. Dabei kreisten ihre Gedanken um die Frage, ob es mir schmecken würde. Es war ihre stille Hoffnung, weswegen sie ihr ganzes Herzblut in die Zubereitung legte. Währenddessen beobachtete ich sie. Hatte mich falsch herum auf den Stuhl gesetzt und die Arme auf die Rückenlehne gelegt. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dieses Bild zu mögen. Diese Frau, die am heimischen Herd kochte. Nur für mich. Es war ein Bild, ein Gedanke, der mich versteckt lächeln ließ. Selina selbst war mit ihren Gedanken ganz woanders, kreisten sie um mich. Dabei bemerkte sie nicht wie ihr langsam die Kelle entwich und drohte in den Topf zu rutschen. Erst als ein Griff um ihre Hand spürbar war, wachte sie aus ihrer Traumwelt auf und sah überrascht zu ihrer Hand. Ich hatte sie ergriffen und damit auch das Ende der Kelle. „Pass auf Frau.“ warnte ich sie wegen ihrer Nachlässigkeit etwas forsch, als würde ich einen meiner Männer wegen Konzentrationsmangel tadeln. Selina jedoch überging diese scharfe Tonart und sah leicht beschämt zu mir hoch. Ob es wirklich Scham war oder einfach nur der Schreck, konnte man nicht erahnen. Nicht einmal sie wusste es. Das was sie wusste war: Ich umarmte sie. Die Hitze stieg in ihren Kopf und färbte ihre Wangen in einem zarten Rosa. Im Schein des Feuers konnte man es jedoch nicht sofort erkennen, aber auch mir war unsere Position klar. Um ihre Hand zu greifen, musste ich sie von hinten umarmen. Eine Hand lag um ihre Hand, die andere war aus Reflex um die Taille gewandert, ruhte auf dem Bauch. Ich spürte ihren warmen Körper an meinen und der Augenblick schien wie in Zeitlupe zu vergehen. Er war so magisch und verboten. Von beiden Seiten. Dieser Gedanke beschlich auch Selina als sie meine Hand auf dem Bauch spürte in dem das Kind ihres Ehemannes wuchs. Es war dennoch nicht Joshua mit dem sie umarmend am Feuer stand. Es war meine Wenigkeit, ein Fremder. Wir blieben dennoch in dieser Pose, als hätte man uns in Wachs gegossen. Weder Selina noch ich taten etwas Gegenteiliges und auch ich hatte meine Gedanken. An mir ging es nämlich ebenfalls nicht spurlos vorbei. Ihre Wärme durchdrang mich. Ihr Anblick, ihr Gesicht was so nah an meinem war. Die vollen Lippen, ihr Mund der leicht geöffnet war, die weichen Haare dessen Duft in meine Nase drang. Ihr Duft. Im Schein des knisternden Feuers. Aufkeimende, verbotene Gedanken.

Selina musterte mich und ihre Gedanken waren nicht anders als meine. Ihr Blick glitt über meine nackte Brust an die sie sich langsam schmiegte. Die Kelle hatte sie losgelassen und war in meiner Hand geblieben, während ihre sich sanft auf meine Haut legten. Mit einem Hauch von Faszination strich sie mit den Fingerkuppen über die Muskeln. Mein Körper war trainiert, da ich jeden Tag trainierte. Trotz Selinas mahnende Worte ich solle mich ausruhen. Dennoch war keine riesige Gebirgskette an Muskeln an mir zu sehen wie bei einem Bodybuilder, der aus nichts anderem bestand. Die Muskeln waren angemessen und Zeuge von einem Mann, welcher täglich angemessen seinen Körper trainierte um Fit zu sein. Ich stellte mir es auch ziemlich unpraktisch vor auf dem Kampffeld, wenn man vor lauter Muskelbergen nicht laufen konnte.

Ihre sanften Berührungen hinterließen ein angenehmes Kribbeln auf der Haut, wie es nicht einmal mein Feuer schaffte. Leicht senkte ich die Augenlider, gewährte es ihr die Neugierde zu stillen. Gewährte mir das wohlige Gefühl, was sich in mir ausbreitete. Selina hatte ihren Rundgang über meinen Oberkörper beendet und lag immer noch in meinen Armen, beschwerte sich auch nicht darüber. Im Gegenteil. Sie hatte ebenfalls die Augen geschlossen und atmete meinen Duft ein, wie ich ihren. Leider kehrte die Vernunft nach ein paar Sekunden wieder zurück. Ließ mich realisieren, was ich hier gerade tat. Sofort löste ich mich von ihr, wobei auch sie endlich ihre Vernunft wieder fand. Wir standen leicht abgewandt voneinander. Fühlte mich nicht wie ein großer Krieger, sondern wie ein beschämter Schuljunge. Ich hasste dieses Gefühl. Das Gefühl mich lächerlich zu fühlen. All dies wegen ihr! Dieser Talinfrau!

Selina kämpfte ebenfalls mit ihren Gefühlen, nur das diese in eine andere Richtung gingen. Sie hatte nach mir verlangt, meinen Körper weiterhin berühren wollen. Sie hatte Gedanken, die eine verheiratete Frau und werdende Mutter nicht haben sollte. Gedanken, unangemessen einer Talin. Unwürdig einer Patersfrau. Doch sie waren da, stachen wie ein Dolch durch das Herz der verwirrten. Nie hatte sie daran gezweifelt ihrem Mann treu zu sein. Beschenkte er sie auch sonst nie mit vielen Berührungen, hatte nur intime Berührungen mit ihr geteilt um sie zu schwängern und ihr danach nie wieder welche zu Teil werden lassen. Sie redete sich ein, dass ein guter Pater so sein müsse. Der Fleischeslust widerstehen musste und zuallererst seinem Gott die Liebe schenken sollte. Dennoch! Kein liebevolles Wort kam über die Lippen Joshuas. Keine Worte die einem Ehemann angemessen waren. Alle Worte, die an sie gerichtet waren, wurden von dem Vater ihres Kindes gesprochen. Die Vorsicht die sie walten lassen sollte. Ihre Gesundheit auf welche er bedacht war. Die Worte waren zum Schutz des Kindes gesprochen, nicht zur Liebe an die Ehefrau.

Selina sehnte sich nach der Sicherheit zweier starker Arme, die sie sanft empfingen. Sie sehnte sich nach den normalen, menschlichen Bedürfnissen, auch wenn sie es lange verdrängt hatte. Doch ihre Sehnsucht war ungebrochen. Ihre Gedanken schwirrten umher. Zu ihrem Ehemann, den Werten nach denen sie ihr ganzes Leben lang lebte und erzogen wurde, bis hin zu mir und der Verführung. Sie wusste, sie musste etwas tun, da sie sich fühlte, als würde bald ihr Kopf platzen vor lauter Fragen und Gefühlen. Tief atmete sie einmal ein und aus, drehte sie sich zu mir, hatte sich mit Kelle, Besteck und Teller bewaffnet. „Lass uns Essen!“ war ihr Versuch alles zu überspielen und zur Normalität zurück zu kehren. Kurz sah ich sie an, dann willigte ich ein. Es war die beste Idee. Ich durfte es nicht an mich herankommen lassen. Es war einem Dämon unwürdig. Auf eine Talin durfte man sich nicht einlassen. Dennoch fühlte ich immer noch ihre Fingerkuppen auf meiner Haut. Die Stellen an denen sie entlang gestrichen hatte. Das Gefühl versuchend zu verdrängen, setzte ich mich, ließ mir das Essen servieren und griff zu dem Besteck. Sie hatte sich mir gegenüber gesetzt und tat das Selbe. Kurz hielt ich noch inne, dann aber tauchte ich den Löffel in die Suppe...
 

„Guten Appetit...“ kam es leise von mir.

„Guten Appetit!“
 

Es fühlte sich so alltäglich an...

Wie eine richtige Familie...
 

Von da an fühlte nicht nur ich mich ihr näher, sondern fing an mich an dem Leben der Blauhaarigen zu beteiligen, auch wenn ich an meinem Standpunkt festhielt. Meine Ansichten über das Leben und das Werk Gottes nicht mit den ihren teilte. Gleichwohl war unser Zusammenleben schon fast als alltäglich zu bezeichnen...
 

Doch die Zeit rann wie Sand zwischen unsere Finger ...



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