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Amor, seine verdammte Schießwut und ich

Eine Ayame-und-Koga-Geschichte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Denkt dran, Anmerkungen dazu, ob die Flucht praktikabel und nachvollziehbar ist, sind dringend erwünscht! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ups, hab gedacht ich hätte das schon reingestellt... Sorry...ich bin irgendwie etwas schusselig... Komplett anzeigen

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Alles Gute kommt von oben

Ich saß auf einem Baum und sah auf ihn hinunter. Koga. Ich seufzte leise. Ich konnte ihn nicht einfach aufgeben. Ich war mir ziemlich sicher, dass Kagome, das Mädchen, das er zu lieben glaubte, ihn nicht zurückliebte. Also bestand Hoffnung. Er hatte versprochen mich zu heiraten, also würde er es auch tun! Früher oder später. Anscheinend wohl eher später. Aber was machte das schon? Selbst wenn er und Kagome (wie ich diesen Namen hasste) aus irgendeinem Grund heiraten sollten, würde sie nur einige Jahrzehnte leben. Also was kümmerte es mich? Aber ich konnte mir nichts vormachen. Es kümmerte mich sehr wohl. Es kümmerte mich sogar so sehr, dass ich Koga hinterher spionierte, um zu sehen, was er mit Kagome machte und wie oft er sie sah. Zum Glück nicht sehr oft. Ich lehnte mich zurück und genoss den Anblick des bestaussehendsten Typen auf der ganzen Welt. Zumindest in meinen Augen. Ich hatte mich extra in einem blühenden Kirschbaum versteckt, damit sein Duft meinen überdeckte und mich Koga trotz seiner feinen Nase nicht bemerken würde. Er sah so süß aus, wenn er schlief. Was er wohl träumte? Na, von Kagome wahrscheinlich, dachte ich bitter. Wut stieg in mir auf. Diese dumme Pute! Die würde ich AAAAAAAAAAH!!! Ich hatte das Gleichgewicht verloren, fiel vom Baum und landete unsanft – auf Koga.
 

Der wachte natürlich sofort auf und sah mich entgeistert an. „ Ayame?!“ „Ähm, ja, schon…also äh….ja“, stotterte ich geistreich. Mir wurde bewusst, dass ich immer noch auf seinem Schoß saß, beschloss aber von mir aus nichts dagegen zu unternehmen (Ja, ich gebe zu, das war klasse. Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen vor Aufregung …und ein bisschen auch um der peinlichen Situation zu entgehen.) „Was machst du denn hier?!“, fragte Koga, immer noch ziemlich verwirrt. „ Ich hab hier nur so …. rumgehangen“, antwortete ich. Ich weiß das war keine tolle Antwort, aber zumindest ein voller Satz ohne ein einziges Äh. (Darauf war ich schon ziemlich stolz) Koga sah mich immer noch komisch an, entschied aber wohl nicht weiter nachzufragen. Es entstand eine peinliche Stille bis er „Runter von mir“, brummte und mich abschüttelte. Ich saß zu seinen Füßen, sah zu ihm auf und überlegte, was ich sagen sollte. Er sah zu mir herunter und dachte anscheinend an das Gleiche. „ Meinetwegen kannst du heute hier in meiner Nähe schlafen. Nur damit dir nichts passiert.“, meinte er dann. Ich hätte ihn küssen können. Eigentlich hätte ich Koga so ziemlich immer küssen können, aber in diesem Moment eben ganz besonders. „Danke!“, rief ich glücklich und umarmte ihn. „ Ja, ja, schon gut“, sagte er und machte sich los. „Aber ich bin immer noch mit Kagome verlobt!“, erinnerte er mich. „Ja, ja“, sagte ich nur leichthin. .Jetzt konnte mich nicht mal das stören. Ich würde hier bei Koga schlafen. Ganz nah bei ihm. Mein Bauch fing an zu kribbeln. Mit Kagome hatte er noch nie übernachtet. Zumindest nicht in der Zeit, die ich ihn schon beobachtete.

Er legte sich wieder hin und ich legte mich neben ihn und kuschelte mich an ihn. „Es ist so kalt“, sagte ich entschuldigend. Da es wirklich frisch war, ließ er das gelten. Oder es war ihm egal. Er hinderte mich auf jeden Fall nicht. Bald war er eingeschlafen. Ich versuchte es ihm gleichzutun, aber mein Herz war dabei nicht besonders hilfreich. Es tanzte, hüpfte und drehte Pirouetten. Dabei bildete ich mir fast ein es singen zu hören: Koga, Koga, Koooooooooooga!!! Ich konnte spüren, wie seine Brust sich gleichmäßig hob und senkte, ich konnte seinen Herzschlag hören und seinen Geruch wahrnehmen. Er roch nach Wald und Regen. Der Duft machte mich schwindelig und wenn ich nicht gelegen, sondern gestanden hätte, hätte ich mich hinsetzen müssen.

Überredungskunst

Ich wachte auf, weil ich etwas knacken gehört hatte. Ich setzte mich auf und sah Koga, der mich ertappt ansah, am Rande der Lichtung stehen. Der hatte versucht sich wegzuschleichen! Ohne ein Wort! Er war auf einen Stock getreten, nur deshalb hatte ich es bemerkt. Aber nicht mit mir! „Ayame…“, fing er an. Oh, so nicht! Er hatte ein schlechtes Gewissen? Mal sehen, ob wir es nicht noch ein bisschen schlechter machen konnten! „Was machst du da?“, fragte ich mit der naivsten und verletzlichsten Miene, die ich aufbringen konnte. „Äh, also…naja…weißt du…“ Ich machte meine Augen noch größer und ließ sie sich mit Tränen füllen. (Wenn’s sein muss, bin ich eine super Schauspielerin) „Du wolltest einfach abhauen, stimmt‘s?“, fragte ich mit weinerlicher Stimme. „Nein, ich äh…musste nur los….und…ich wollte dich nicht wecken“
 

„Koogaaaa?“ „Jaaaaaaa?“ „Weißt du, ich soll nicht zurück zu meinem Opa gehen, bevor du mich geheiratet hast. Und das mit Kagome kann ich ihm nicht erklären, alsooooo…Kann ich nicht bei dir bleiben?“ „Naja, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist….“ Bitte, bitte, bööööööööööööötte“ „Aber…“ „Dir ist schon klar, dass DU schuld bist, dass ich so viele Schwierigkeiten hab, oooooder?“Er schaute mich ein paar Sekunden schweigend an. Ihm schien das alles wirklich unangenehm zu sein. „Na gut, du kannst mitkommen“ „Yippiiiiiiiiiiiii!“, quiekte ich und umarmte ihn (Manchmal kann ich einfach nichts dagegen tun, dann muss ich ihn einfach knuddeln). „Schon gut. Aber nur, wenn du dich zurückhältst, wenn wir Kagome treffen, okay?“ „Ja, ja“ „Versprich es mir!“ „Versprochen“, sagte ich. Meine hinter dem Rücken gekreuzten Finger sah er zum Glück nicht.

Ein kleiner Nervenzusammenbruch am Morgen

„Ayame! Hör auf so zu trödeln, sonst kannst du gleich wieder gehen!“ „Komme schon“, rief ich und beeilte mich Koga einzuholen. Wir liefen gerade durch ein Gebirge und ich war stehen geblieben, weil ich etwas ihm Tal gesehen hatte. Genauer: Jemanden. Noch genauer: Kagome und ihre Freunde. Aber vielleicht würde er sie ja gar nicht bemerken. „Hey“, rief Koga in diesem Moment „da unten ist Kagome“ Und hast du nicht gesehen war er weg. „ %§#&!!!“, zischte ich und machte mich auf, ihm zu folgen.
 

Unten angekommen, bot sich mir ein unerfreulicher Anblick. Koga stand vor Kagome, hielt ihre Hände in seinen und sah sie verliebt an. SWUUUSH! KLATSCH! Koga rieb sich die schmerzende Wange. „ Was sollte denn das?!“ Auch die anderen sahen mich entgeistert an. Nur Inuyasha, der Halbdämon, grinste und sagte anerkennend: „Guter Schlag, Ayame!“ „Oh, das tut mir leid! Ein Insekt hat mich am Arm gekitzelt. War ein Reflex. Sorry noch mal.“ Ich bereute es ganz und gar nicht. Ich hielt meine Versprechen doch nur so wie er seine. „AYAME“ Koga sah wirklich sauer aus. War ich zu weit gegangen? Ich hatte eigentlich keine große Lust mit ihm zu streiten… „Ayame“, sagte da Kagome, „Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“ Ich nickte nur und folgte ihr, weg von den anderen. Ich war echt dankbar, dass sie mich vor Kogas Zorn bewahrt hatte, war aber entschlossen mir das nicht anmerken zu lassen.
 

„Also. Was ist los?“ „ Ayame, ich liebe Koga nicht. Wirklich nicht. Es gibt keinen Grund zur Sorge für dich“ Ich konnte es nicht fassen. War sie echt so blöd oder tat sie nur so? „Das weiß ich doch längst!“, rief ich. „Aber was ist dann das Problem?“, fragte Kagome sichtlich verwirrt. „Was das Problem ist?! Du willst wissen, was das Problem ist?! Dass er…er…“ Gegen meinen Willen stiegen mir Tränen in die Augen. Ich wischte sie wütend weg. „Hey, ist alles in Ordnung?“, fragte Kagome besorgt und machte Anstalten mich in den Arm zu nehmen. Ich stieß sie weg. „Gar nichts ist in Ordnung!“, schluchzte ich. Mittlerweile rannen mir die Tränen in Sturzbächen über die Wangen und ließen die Welt vor meinen Augen verschwimmen, aber ich machte mir nicht mehr die Mühe sie wegzuwischen. „Das Problem“ Meine Stimme wurde immer leiser. Ich ließ mich zu Boden sinken. Ich konnte einfach nicht mehr. „Das Problem ist, dass er dich liebt.“, sagte ich kraftlos. Ich stöhnte erschöpft. Das war alles zu viel.

Die Versöhnung

Die Versöhnung
 

„ Kann ich dir irgendwie helfen“, fragte Kagome und setzte sich neben mich. Ihre Stimme klang hilflos. „Nein, kannst du nicht“, murmelte ich. Wir schwiegen. Ich sah zu ihr auf. Sie sah aus, als hätte sie ein wirklich schlechtes Gewissen. Das war ja kaum auszuhalten! „Es ist ja nicht deine Schuld“, meinte ich. „Aber ich bin trotzdem der Grund, dass es dir so schlecht geht. Es tut mir leid“ „ Was denn? Du hast doch gar nichts gemacht“, brummte ich. Mann, jetzt nahm ich sie auch noch in Schutz. Mir war wohl wirklich nicht mehr zu helfen. „Naja, wenn ich nicht wäre, dann…“ „Ach, Quatsch!“, unterbrach ich sie. „Wenn es nicht du wärst, wäre es eine andere. Das Problem ist nicht, dass er dich liebt. Das ist nicht wahr. Das Problem ist, dass er mich nicht liebt.“ Ich seufzte.
 

„Ach, das glaube ich nicht.“, antwortete sie. „Ich kenne dich zwar nicht lange, aber eigentlich scheinst du ziemlich cool zu sein.“ „Kuul?“, fragte ich verständnislos. „Stark. Gut. Du weißt schon was ich meine. Du passt auf jeden Fall besser zu ihm.“ „Weil ich ein Dämon bin?“, fragte ich. „Nein, wegen deines Charakters. Koga und du seid beide so stur und hartnäckig. Ich finde ihr wärt ein tolles Paar!“ „Betonung liegt auf ‚wärt‘.“, seufzte ich. „Ach was“ Sie tat meinen Einwand mit einer wegwischenden Handbewegung ab. „Was nicht ist, kann ja noch werden!“ Ich sah sie zweifelnd an, doch sie lächelte nur. Da hörte ich plötzlich Koga rufen. „Ayame? AYAAAAAAMEE!“ „Das ist wohl mein Stichwort“, grinste Kagome und verschwand im Wald. „Nein, warte…Kagome!“ Ich sah ihr hilflos hinterher.
 

Da kam Koga auch schon auf mich zu. „Hey, Ayame, was brauchst du denn so… Ayame?“ Ich sah ihn nicht an. „Du hast ja geweint“, stellte er verblüfft fest. Ich schwieg und er setzte mich neben mich. „Ayame…“ Er schien verunsichert. „Ayame, schau mich an.“ Ich wandte den Kopf ab, doch er griff nach meinem Kinn und drehte mein Gesicht zu sich. „Was ist los?“, fragte er sanft. Mir drohten wieder die Tränen hochzusteigen. Ich konnte es ihm nicht sagen. Mir fiel aber auch keine Ausrede ein und da ich, hätte ich etwas gesagt sowieso wieder angefangen hätte zu weinen, schwieg ich weiter. Ich versuchte meinen Kopf wegzudrehen, aber Koga hielt ihn fest im Griff. „Komm schon. Sag mir was passiert ist!“ „ Ich…kann nicht“ war das einzige was ich herausbrachte. „Wieso nicht?“ „Ich kann einfach nicht“, antwortete ich mit tränenerstickter Stimme.
 

Koga schwieg für einen Moment. Dann zog er mich an sich und umarmte mich. Ich schluchzte in den Fellbesatz seines Panzers, während er mir unbeholfen den Rücken tätschelte und beruhigende Worte murmelte. Minuten lang saßen wir einfach so da. Dann versiegten meine Tränen und ich lehnte müde den Kopf an Kogas Schulter. „Alles wieder okay?“, fragte er leise. Ich nickte. Er hielt mich ein Stück von sich weg und musterte kritisch mein Gesicht, als ob er abschätzen müsste, ob die Gefahr einer weiteren Tränenflut gebannt war. Ich versuchte ein Lächeln, um ihn von meiner seelischen Stabilität zu überzeugen. Es geriet zwar etwas schief, schien ihm aber zu genügen, denn er sprang auf und hielt mir eine Hand hin. „Dann lass uns zurückgehen, ja?“ „Ja“, sagte ich mit neuem Mut, ließ mich von ihm hochziehen und folgte ihm dann zurück zu den anderen.

Gantu und… äh…ich hab seinen Namen vergessen

Auf dem Teil des Weges, an dem wir die anderen verlassen hatten, erwartete uns nur noch Kagome mit ihrem komischen, rosa Fortbewegungsdingsbums. „Die anderen sind schon vorgegangen“, erklärte sie. „Aber ich wollte erst sehen, ob du wieder auf dem Damm bist, Ayame.“ Sie lächelte mich an. Oh, Gott, sie war so…herzensgut. Sie konnte nichts dafür, aber es war kaum auszuhalten. Ich wollte sie hassen. Ich wollte, dass sie egoistisch, launisch und selbstgefällig war. Aber so…Verdammt, wieso konnte sie nicht einfach blöd sein!
 

„Tja“, fing Kagome an „ich muss dann mal weiter, sonst hol ich die anderen nicht mehr ein. Tschüss, ihr beiden!“ Und bevor einer von uns sich verabschieden, geschweige denn Koga ihr nochmals seine Liebe beteuern konnte, fuhr sie los und war bald hinter einer Biegung verschwunden. Auch wir setzten unsere Reise fort.
 

„Kooogaa?“, fragte ich nach einer Weile. „Jaa, was denn?“, fragte er sichtlich genervt. „Woher weißt du eigentlich in welche Richtung wir gehen müssen, um Naraku zu finden?“ Er murmelte nur irgendwas. Es klang recht ungehalten. „Wie bitte? Was hast du gesagt?“, forschte ich nach. „Das verstehst du nicht“, brummte er. „Soll heißen, du weißt es überhaupt nicht, stimmt‘s? Du läufst einfach in eine beliebige Richtung, oder?“ „Quatsch!“, rief er nun sichtlich verärgert. „Ich laufe in Richtung von Ochse und Tiger, kapiert?“ „Klar. Aber woher weißt du, dass Naraku dort ist?“, fragte ich weiter nach. Er schwieg. „Naaaaaaaa?“ „Vn Inysha“, nuschelte er. „Was? Ich versteh dich nicht.“ „ Von Inuyasha. Zufrieden?“, blaffte er. Ich war kurz davor ein Kommentar vom Stapel zu lassen, doch sein warnender Blick und die Tatsache, dass sein Gesicht die Farbe einer Aubergine angenommen hatte, hielten mich davon ab. In diesem Moment wurden wir unterbrochen. Keuchend und schwitzend näherten sich zwei Gestalten. Es waren Kogas Anhänger.
 

„Koga!“, japste der eine und schnappte nach Luft, als er mich sah. „ Koga“, flüsterte er hinter vorgehaltener Hand. „Hinter dir! “ Er zeigte bemüht unauffällig auf mich. „Ja, Hakkaku. Das ist Ayame. Erinnerst du dich?“ Er klang betont gleichgültig. Etwas zu betont, um natürlich zu klingen. „ Aber wieso-“, fing der andere (das musste Gantu oder so ähnlich sein) an. „Sie reist jetzt mit mir“, unterbrach Koga ihn. Seine Stimme duldete keine weiteren Fragen. „Ayame, das sind Ginta und Hakkaku. Meine Untergebenen.“ Ginta also. Na, fast.

Tränen und Fesseln

Während wir weitergingen starrten mich die beiden Neuankömmlinge die ganze Zeit an. Ich verdrehte genervt die Augen. Ehrlich gesagt verstand ich nicht, weshalb Koga sie mitkommen ließ. Wegen ihnen mussten wir unser Tempo erheblich drosseln und besonders stark oder klug oder sonst irgendwie hilfreich schienen sie nicht zu sein. Alles in allem nur zwei Klötze, je einen für jedes Bein. Ich sah mich nach ihnen um, um ihnen einen gekonnten abschätzigen Blick zu zuwerfen, doch ich konnte sie nirgends hinter mir entdecken. Ich sah nach vorne zu Koga, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie mich überholt hatten. Doch auch hier war keine Spur von ihnen zu sehen.
 

„Koga!“, rief ich und schloss zu ihm auf. „Deine kleinen Freunde sind weg. Dem Geruch zur Folge sind sie in dieselbe Richtung, aus der auch der Duft von gebratenem Fleisch kommt. Solche Fresssäcke.“ Ich schnaubte. Aber ein Blick in Kogas Gesicht wischte mir das verächtliche Lächeln vom Gesicht. „Du machst dir Sorgen um sie, oder?“, fragte ich leise. „ Sie sind nicht besonders stark. Außerdem nehme ich eine dämonische Aura wahr. Ich muss sie suchen“ Er lief los und ich folgte ihm.
 

Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen. „Gantu!“, rief ich überrascht. „Hakkaku“, stammelte er. „Sie haben ihn mitgenommen!“ „Was? Erzähl der Reihe nach!“ Koga, der als er meinen Aufschrei hörte umgekehrt war, nickte seinem Freund aufmunternd zu. „Da waren diese Frauen“, begann der verstörte Wolfdämon. „War ja klar.“, mischte sich Koga ein. „Immer nur Ärger mit denen. Die sind falsch wie Schlangen und-“ Ich brachte ihn mit einer Kopfnuss zum Schweigen. „Erzähl weiter“, bat ich Gantu, äh Ginta. „Also, sie hatten diesen Kessel, aus dem der leckere Geruch kam. Hakkaku beugte sich darüber.“ „Und dann?“, drängte ich. “Nichts dann. Dann war er weg.“ „Du meinst, der Kessel hat ihn eingesaugt?“, fragte Koga. Ginta nickte. „Ich bin dann weggerannt. Aber ich hab noch gesehen, wie die Frauen in diese Richtung verschwanden.“ Er zeigte in Richtung eines Berges, auf dessen Gipfel ein großes Schloss stand. „Dort müssen sie ihn hingebracht haben“, überlegte Koga. „Ich muss sofort los. Ayame, Ginta, ihr bleibt hier.“
 

Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, doch er schnitt mir das Wort ab. „Keine Widerrede.“ „Aber ich kann dir helfen!“, rief ich. „Sei nicht albern. Ich brauche keine Hilfe.“ „Aber-“ „Ayame“, unterbrach er mich scharf. „Du bleibst auf jeden Fall hier. Ich…“ Er wischte sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht. „Ich kann nicht riskieren, dass dir auch etwas passiert.“ Er sah mich ernst an. Alle Geschäftsmäßigkeit war aus seiner Miene verschwunden. Zurück blieb ein so verletzlicher Ausdruck, dass ich fast angefangen hätte zu weinen. Ich wollt schon einlenken, aber… „Nein.“ Meine Stimme klang fest und bestimmt. „Ich lasse dich nicht alleine gehen.“
 

Wir starrten uns einige Momente an. Dann sah er weg. „Du lässt mir keine Wahl.“ Er packte meine Arme und drückte mich an den nächsten Baum. „Ginta, bind sie fest“ „Aber-“ „TU ES EINFACH! Dort hinten liegt ein Seil“ Ich wand mich, trat und biss ihn, aber er blieb reglos wie ein Stein und sein Griff lockerte sich nicht. „Nein!“, schrie ich tränenerstickt. „Das kannst du nicht machen!“ Er schwieg nur, während Ginta mich mit dem Seil an den Baum festzurrte. Er machte den Knoten fest. „Fertig, Chef“, sagte er leise. Koga wandte sich zum Gehen. „Koga!“, schrie ich. Meine Kehle und meine Augen brannten. Er blieb stehen. „Koga.“ Er drehte sich um. „Bitte.“, flüsterte ich. Ich schaute ihn durch einen Tränenschleier hindurch an. Einen Moment huschte ein Schatten über sein Gesicht, dann wurde seine Miene wieder ausdruckslos. Er drehte sich um und war verschwunden.

Eine geniale und unglaublich aufregende Flucht

Verdammt! Das konnte nicht sein Ernst sein! Dieser sture, leichtsinnige, einfach nur idiotische…Da kam mir eine Idee. Ich wusste ich musste hier so schnell wie möglich weg. Und das dürfte eigentlich gar nicht so schwer sein.
 

„Gantu! Ich muss mal!“ Er sah mich finster an. „Erstens: Ich heiße Ginta. G-I-N-T-A! Kapiert? Und zweitens: Für wie blöd hältst du mich eigentlich?!“ Ich beschloss auf diese Frage nicht einzugehen, da ich ihn nicht unnötig reizen wollte. „Bitte! Ich muss echt totaaaaaal dringend!“ Ich setzte meinen Ich-kann-mich-grad-noch-beherrschen-Blick gepaart mit den BITTE-HILF-MIR-Äuglein ein und zappelte ein bisschen herum, um meine Aussage zu bekräftigen. „Ich weiß nicht…“ Gut, gleich hatte ich ihn.
 

„Du kannst mir ja das Seil, um den Bauch binden.“, rief ich, als wäre mir das gerade erst eingefallen. „Dann kann ich nicht entwischen!“ Bitte, bitte, fall drauf rein! „Mhhhm…Okay.“ Ja! Innerlich jauchzte ich und ich ließ ihn das auch sehen, schließlich war ich grade von der Schmach, mir in die Hose machen zu müssen, erlöst worden, also war meine Begeisterung wohl nicht allzu verdächtig. Er band mich los, wobei er peinlich genau darauf achtete, dass ich keine Chance bekam abzuhauen. Da brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Ich hatte was anderes vor. Ginta stellte sich hinter mich und schnürte das Seil so fest, dass ich aufschrie.
 

„Hey?! Erde an Ginta! Ich bin’s Ayame! Du musst mich mit 'ner Puppe oder sowas verwechselt haben. Man quetscht Leute nicht so aus, denn weißt du, da sind Organe in meinem Bauch und ich möchte, dass sie auch dort bleiben!“ „Tut mir leid.“, sagte er zerknirscht. „Aber sonst könntest du rausschlüpfen und abhauen.“ Mist! So dumm war er gar nicht. Ob ich es riskieren konnte einen Überwältigungsversuch zu starten? Nein, entschied ich. Er war um einiges größer als ich. Dann eben Plan B. Dass bedeutete zwar, dass ich noch mehr Zeit verschwenden musste, aber ich hatte keine andere Wahl.
 

Also kniete ich mich, sobald ich in dem Gebüsch, in dem ich mein Geschäft hätte verrichten sollen, angekommen war, hin und zog das Messer aus meinem rechten Stiefel, das ich dort immer aufbewahrte. Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken es gegen Ginta einzusetzen… Das würde sicher Zeit sparen…Aber ich wollte ihn nicht verletzen. Auf eine tollpatschige Art war er irgendwie süß. Also steckte ich das Messer nur in den Bund meines Rockes. Dort würde ich es auch im festgebundenen Zustand wieder herausziehen können.
 

Ich verließ das Gebüsch und trat auf Ginta zu. Ich ließ mich wieder an den Baum binden, wobei ich darauf achtete, dass das Messer in Griffweite sein würde. Dann musste ich warten. Ich war Ginta sehr dankbar, dass er mir schnell eine Gelegenheit gab, meinen Plan umzusetzen. Ich war nämlich nicht sehr geduldig. Schon gar nicht, wenn es galt Koga zu helfen. Aber Ginta legte sich zum Glück bald auf den Rücken und vertrieb sich die Zeit, indem er in den Himmel sah und auf einem Grashalm kaute. Ich griff nach dem Messer und begann an dem Seil zu säbeln. Der Zeitdruck verlieh mir ungeahnte Kräfte, sodass ich bald die innersten Fasern freigelegt hatte. Nur diese paar Fäden trennten mich von der Freiheit.
 

Ich holte noch einmal tief Luft und sammelte Kraft. Dann lief ich los. Ich rannte so schnell ich konnte und schüttelte während des Laufens die Seilreste ab. Ginta rief etwas hinter mir her, aber ich achtete nicht darauf. Für mich gab es nur einen Gedanken. Schneller. Ich musste schneller sein. Schneller bei Koga.

Zinahitaji

Am Schloss angekommen, fiel mir ein, dass es vielleicht besser wäre nicht sofort bemerkt zu werden, also warf ich mich in ein Gebüsch. Lagebericht: Koga beförderte gerade eine Dämonin mit einem kräftigen Tritt ins Reich der Träume. Um ihn herum lagen weitere bewusstlose Gegnerinnen. Diese war die letzte gewesen.
 

„Ah, du bist einer von den Guten!“, stellte eine große Dämonin fest. Ich hatte sie jetzt erst bemerkt. Sie schwebte über dem Platz in einem Wirbel aus schwarzem Stoff, der wohl ein Kleid darstellen sollte, aber die Maße eines Vorhangs besaß. Mindestens. „Nun, dann werde ich die Lebenskraft deines Freundes als Vorspeise zu mir nehmen. Du bist der Hauptgang!“ „Hah!“, entgegnete Koga verächtlich. „Das einzige, was du heute noch in den Mund bekommst, ist meine Faust!“ Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht. Ich war so stolz auf meinen Koga. Er ließ sich nicht einschüchtern! Und diese Vogelscheuche besiegte er allemal!
 

„Das glaube ich nicht“, antwortete die fliegende Dämonin. Ihr Lächeln gefiel mir nicht. „Ich habe noch andere Kleinigkeiten in Petto. Zinahitaji!“ Eine weitere Frau erschien.
 

Sie war…atemberaubend schön. Ihre Haut hatte die Farbe von frischer Milch und bot einen starken Kontrast zu ihren großen nachtblauen Augen, die aus einem fein geschnittenen und von schwarzen Locken umrahmten Gesicht herausblickten. Diese Augen schauten natürlich unter schön geschwungenen dichten Wimpern hervor. Koga schien für einen Augenblick überwältigt, doch dann fand er seine Sprache wieder.
 

„Wer bist du? Und was willst du?“, fragte er mit rauer Stimme. „Ich bin Zinahitaji. Das Verlangen. Und ich will nur dein Herz.“ Ich merkte wie jede Sekunde, die sie mit ihren riesigen Augen in Kogas sah, meine eigenen schmaler werden ließ. Da verzog die Schönheit ihre blutroten Lippen zu einem Lächeln, bevor sie den Mund öffnete, wobei sie eine Reihe spitzer, perlweißer, ebenmäßiger Zähne entblößte. Sie erhob ihre hohe klare Stimme:
 

Desire, desire, so strong, so strong

Desire, desire, tear out your tongue

Desire, desire, moving gets hard

Desire, desire, give up on your heart
 

Als sie ihren beschwörenden Singsang beendet hatte, hatte Koga sich verändert. Er hatte die Kampfstellung aufgegeben und starrte Zinahitaji an wie… wie…wie ich mir immer wünschte, dass er mich ansehen würde. Und seine Augen…Ein Schauer lief mir über den Rücken. Sie war vollkommen schwarz geworden.
 

Ich wollte ihn nicht so sehen. So hilflos. Er sollte mich ansehen und seine Augen sollten blau sein! Ich biss die Zähne zusammen. „Komm her!“, sagte die Frau, der ich in diesem Moment meinen ganzen Hass widmete. Sie streckte die Arme nach Koga aus. Er ging auf sie zu und umarmte sie. Sie hielten sich fest umschlungen. An diesem Punkt verlor ich die Nerven.

Geschrei und Gewalt - des Mädchens beste Freunde

Ich sah rot. Stürmte los, riss im Vorbeilaufen so einen komischen Kessel mit mir und zog in dieser verdammten %&$§ über den Schädel. „FINGER WEG!“, brüllte ich. „DAS IST MEINER!!!“ Sie brach ohnmächtig zusammen.

„Wo kommt DIE denn her!“, kreischte die Oberdämonin. „Dich werde ich-“ Aber in diesem Moment hatte ich dafür ja so GAR keinen Nerv. „KLAPPE!“ Ich schleuderte den Topf, den ich immer noch in der Hand hielt in ihre Richtung. „NEIIIIIIIIIIIN!“

Als er sie traf zersprangen sie und das Gefäß in einem blendenden Licht. Hakkaku fiel unsanft zu Boden. Ich stand da, keuchend und immer noch auf 180. Wehe dem, der sich mit mir anlegen wollte!

Koga starrte mich an. Seine Augen waren zu meiner maßlosen Erleichterung wieder blau. Er kam langsam auf mich zu. Ich stand reglos. Er blieb einige Momente stumm vor mir stehen. Dann zog er mich in seine Arme. Nur um mich sofort wieder von sich wegzuhalten. Die Hände an meinen Schultern schüttelte er mich.

„Hey!“ Aber der wilde Blick in seinen Augen zerschlug meinen Protest und ließ meine Wut verebben. „Was glaubst du was du tust!“, schrie er mich an. „Weiß du was ich durchgemacht habe?! Ich bin fast gestorben, als ich dich gesehen hab!“ „ Ja, das hab ich gesehen. Du hast richtig gelitten!“, erwiderte ich eingeschnappt. „Und im Übrigen, hab ich gedacht, ich rette dich.“ Ich drehte mich beleidigt weg.

„Das hätte ich schon geschafft.“, brummte Koga. „Ach ja?!“, fuhr ich ihn an. „Du“ Ich kam auf ihn zu. Er wich zurück. „DU hättest das also hingekriegt?!“ Ich stand jetzt Nase an Nase mit ihm. „Nein! Weiß du, was du gemacht hättest? Soll ich dir das sagen?“ Ihm brach der Schweiß aus. „DU“ Ich stieß ihm einen Finger in die Brust. „DU WÄRST MIT FREUDE FÜR DIESE TUSSI DRAUFGEGANGEN! DAS HÄTTST DU GESCHAFFT! Sonst NICHTS!“ Ich drehte mich auf dem Absatz um und verließ wutschnaubend den Ort des Geschehens.

Zum Fürchten

Es war eine stille Weiterreise, doch man konnte die Anspannung förmlich greifen. Die Luft schien elektrisch aufgeladen, wie vor einem Gewitter. Und wir alle wussten, früher oder später würde der Sturm da sein. Vor allem Ginta und Hakkaku schienen seine zerstörerische Gewalt zu fürchten, denn sie bemühten sich jeder auf seine Weise, die schlechte Stimmung zu zerstreuen. Ginta versuchte uns durch Witze und Dauerreden abzulenken, während Hakkaku es vorzog voraus zu laufen und alles aus dem Weg zu schaffen, das zu Streit führen könnte. Doch letzten Endes war es vergeblich…
 

„Das ist ein guter Platz! Hier werden wir übernachten!“, brach Koga das Schweigen zwischen uns. „Ich widerspreche dir ja nur ungern, “(Lüge) „aber siehst du nicht, dass es hier von Brennnesseln nur so wimmelt? Das ist wohl kaum ein guter Schlafplatz!“ „Wieso, bitteschön? Jeder von uns ist wohl schlau genug, es zu schaffen, sich so hinzulegen, dass er nicht gestochen wird. Außerdem ist das meine Entscheidung! Du musst dich nicht immer einmischen!“

„Hah!“, rief ich, „das ist wieder typisch, du versaust es lieber als Hilfe anzunehmen!“
 

Ginta und Hakkaku machten vorsichtig ein paar Schritte rückwärts.
 

„Außerdem wird sich bestimmt irgendeine Tussi finden, die dich dazu bringt dich mit Vergnügen in dem Zeug zu wälzen!“ „Was soll denn das heißen?!“, schrie Koga zurück. „Ach, vergiss es!“, kreischte ich. „Das ist ein schrecklicher Rastplatz, wie dir jeder bestätigen kann! Stimmt‘s, Hakkaku?“ Doch es kam keine Antwort. Wir sahen uns um.
 

„Hakkaku?“, rief ich noch mal. „Ginta?“ Da lugten zwei Köpfe hinter einem Felsen, etwa zehn Meter entfernt, hervor. „Ist es vorbei?“, fragte Ginta ängstlich. Hakkaku traute sich anscheinend nicht, überhaupt etwas zu sagen. Koga und ich sahen und betroffen an. Waren wir wirklich so furchtbar? Mein schlechtes Gewissen spiegelte sich in seinem Gesicht wieder und wir schwiegen verlegen. Ich beschloss mich zusammen zu reißen.
 

„Tut mir leid.“, sagte ich leise. „ich hab wohl überreagiert.“ „Mir tut’s auch leid“, antwortete er im selben Flüsterton. „Ich hätte dich nicht anbinden sollen…vielleicht hätte ich dich mitnehmen sollen, auf jeden Fall hätte ich dir wohl mehr zutrauen sollen. Aber…naja, ich hab mir einfach Sorgen gemacht.“

Ich dachte ich hätte mich verhört. Koga hatte immer alles im Griff, ihm fiel immer etwas ein…Er war schlichtweg nicht der Typ, der sich Sorgen macht. „Du hast dich gesorgt?“, fragte ich reichlich dämlich, aber für mich war das irgendwie schwer vorstellbar. Ich war noch nie auf den Gedanken gekommen Koga könnte Sorgen oder Ängste haben. Er war immer so selbstbewusst und unbekümmert.

„Natürlich!“, antwortete er. „Du bist noch so jung und klein und… zerbrechlich“ Unpassenderweise prustete ich los. Die Vorstellung ich sei zerbrechlich war einfach zu komisch. „Du bist mir also nicht mehr böse?“, fragte Koga. „Hmm…“ Ich tat so als müsste ich überlegen, aber ich hatte ihm selbstredend längst verziehen. „ Na gut“, meinte ich, „ wenn du nicht mehr sauer bist, bin ich’s auch nicht. Aber du schuldest mir was.“ Koga nickte froh und Ginta und Hakkaku seufzten erleichtert.

Koga würde sich wahrscheinlich später wünschen er hätte das nicht versprochen…

Waschtag mit vielen kleinen Waschweibern

Die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser des Sees, aber ich hatte nur Augen für Koga. Er hatte seinen Panzer ausgezogen und stand im Wasser. Gezwungenermaßen. „Ayame! Das ist doch albern! Kann ich jetzt rauskommen? Bitte?“ „Hör auf zu quengeln und tauch lieber noch mal unter!“ Ich hatte meinen Gefallen eingelöst. Ich hatte gesagt, dass er baden müsse. Als Grund lieferte ich, dass er erstens ein Bad nötig hatte und dass ihm zweitens das kalte Wasser eine Lehre sein würde, sich so daneben zu benehmen. Zuschauen müsste ich, damit er nicht schummelte.
 

Naja…soweit die offiziellen Gründe. Aber bevor sich irgendjemand aufregt: Ja, seinen Rock trug er noch. Wofür haltet ihr mich eigentlich?! Das Wasser perlte an seiner braungebrannten Brust ab und ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht los zu quietschen. Ach, er war so heiß… und es war süß, wie unwohl er sich dabei fühlte. Okay, Ayame, tieeeef einatmen und nicht umkippen!
 

Plötzlich hörte man vertraute Stimmen. „Müssen wir unbedingt HIER lang gehen?“ „Warum denn, Inuyasha? Reiß dich zusammen und mach keinen Aufstand, ja? Dort ist ein See und wir brauchen dringend ein Bad!“ Das war doch nicht etwa…
 

Zu spät. In diesem Moment tauchten der Reihe nach Kagome, Inuyasha, Sango mit Shippo und Kirara und Miroku aus dem Gebüsch auf. „Oh“, rief Kagome ein wenig verlegen aus. „Stören wir?“
 

Koga wurde rot, röter, oh mein Gott, ich war tot, ich war so tot... Obwohl das ja eigentlich nicht meine Schuld war, aber…
 

„Ich dachte Koga ist in Kagome verliebt und nicht in Ayame“, sagte Sango verwirrt zu Miroku. „Tja“, antwortete der, „Koga verbringt nun mal sehr wenig Zeit mit Kagome und neuerdings viel mit Ayame. Außerdem ist sie ziemlich hübsch, in ihn verliebt und sehr hartnäckig. Anscheinend hat sie ihn rumgekriegt“ Lauter rief er: „Glückwunsch, Ayame!“ Trotz der verfahrenen Situation musste ich grinsen und konnte mir ein lässiges „Vielen Dank“ nicht verkneifen.
 

„Ayame!“, zischte Koga erbost und sah mich an, als würde er mir am liebsten eine scheuern. Dann wandte er sich an seine Quasi-Verlobte. „Kagome, bitte glaub mir, dass ist ein Missverständnis! Ayame hat mich gezwungen und…“ In diesem Augenblick und angesichts der skeptischen Blicke der Anwesenden, fiel ihm wohl auf, dass das nicht gerade glaubwürdig klang.
 

Er schaute kläglich zwischen den verschiedenen Gesichtern hin und her. „Es ist die reine Wahrheit! Sag’s ihnen, Ayame!“
 

Und nun entstand in mir ein echter Interessenkonflikt.

(Fehl-?)Entscheidungen

Ich schwieg erstmal. Das war eine wirklich interessante Situation… Ich muss zugeben, dass mir der Gedanke, dass Koga mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war, ein nicht unerhebliches Gefühl von Genugtuung gab. Ich fühlte mich deswegen zwar ein bisschen schuldig, aber alles in allem war ich sehr zufrieden.
 

Die Frage war nur: Was sollte ich antworten?
 

An sich war es sehr verlockend, überaus verlockend, Koga als meinen Geliebten zu brandmarken. Ich geriet schwer in Versuchung…
 

Andererseits würde Koga mir das sobald nicht verzeihen. Vielleicht sogar nie! Dann wären wir zwar in den Augen der anderen ein Paar, aber das wäre mir dann wohl kein besonders großer Trost…

Ich war hin- und hergerissen. Logisch betrachtet sprach das meiste für die Wahrheit, aber es widerstrebte mir auch diese Gelegenheit zu vergeuden. Vielleicht würde ich es später bereuen, Koga selbstlos beigestanden zu sein? Die Frage konnte man sich natürlich genauso über die Lüge stellen…
 

„Ayame! Los, sag es ihnen schon!“ Ich sah zu Koga. „Komm schon, mach es nicht so spannend!“, meinte Miroku. Ich schaute Koga ins Gesicht. Ihm schien das echt wichtig zu sein. Alles in seinem Blick sagte: „Hilf mir!“ Okay, sie sagten eher sowas wie: „Hilf mir, verdammt nochmal oder du wirst es bis an dein Lebensende bereuen“, aber das Flehende war vorhanden. Koga bat mich nie um irgendetwas und wahrscheinlich gefiel mir das Gefühl, dass er mich brauchte, also…
 

„Er sagt die Wahrheit. Er war mir was schuldig und Ich wollte ihm eine Lektion verpassen.“ So, ich hatte getan, was ich konnte und dass sie anderen trotzdem nicht sehr überzeugt wirkten, tat mir ja sehr leid, war aber definitiv nicht mein Problem.
 

Koga ging sich anziehen und Kagome schlenderte auf mich zu. „Ich freu mich für euch“, sagte sie lächelnd und ich hätte sie ihrer Freundlichkeit willens mal wieder verfluchen können. „Tja, das brauchst du nicht, er sagt nämlich wirklich die Wahrheit.“, sagte ich bitter. Kagome zwinkerte mir nur komplizenhaft zu. „Nein, ehrlich“, begann ich als Koga auftauchte, mich zur Seite schob und Kagomes hübsche kleine Händchen ergriff. „Kagome, glaub mir, es ist wirklich-“ Den Rest hörte ich nicht, denn ich verzog mich.
 

DAS musste ich mir jetzt wirklich nicht anhören.

Goldene Augen

Ich hockte auf einem Baum und schmollte. Ich würde hier sitzen bleiben bis Kagome und die anderen sich verzogen hatten. Ich seufzte. Wieso konnte Koga nicht einsehen, dass Kagome nicht in ihn verliebt war und sich nach einer anderen umschauen? Zum Beispiel nach mir. Ich war wütend und unzufrieden. Ich würde Koga mein Leben lang nachlaufen und er würde mich höchstens lästig finden.
 

„Hey, du da!“, rief plötzlich eine mir unbekannte Stimme. Unten am Baum standen ein paar junge Dämonen. Der, der mich angesprochen hatte, offensichtlich der Anführer der Gruppe, grinste zu mir hoch. Ich musterte ihn. Er war groß, muskulös und gutaussehend. Goldene Augen blitzten unter violetten Strähnen hervor. „Hast du Lust auf ein bisschen Spaß?“, rief er. „Eine wie du ist viel zu hübsch, um hier alleine rumzusitzen!“ Die anderen nickten zustimmend und grinsten mich auffordernd an.
 

Ich war schon ziemlich geschmeichelt. Aber was, wenn Koga aufbrechen wollte und mich nicht fand? Ach, was! Koga interessierte sich eh nicht für mich. Warum sollte es mir da anders gehen? Koga würde mein Leben nicht mehr bestimmen!
 

„Klar, hab ich Lust“, antwortete ich kokett, ohne die geringste Ahnung, wie dieser Spaß aussehen sollte. Ich sprang vom Baum, wobei mich der Goldäugige auffing, obwohl ich auf den Füßen gelandet wäre. Er grinste mich an, ohne Anstalten zu machen, mich loszulassen. „Ich bin übrigens Akito und das sind meine Jungs. Und wer bist du?“ Er beugte sich noch näher zu mir hin, sodass sich unsere Gesichter beinahe berührten. „Ayame“, sagte ich, wegen der ungewohnten Nähe etwas durcheinander. „Ein schöner Name. Passend zu einem schönen Mädchen.“ „Da-danke“, stammelte ich. Einer der anderen räusperte sich. „Ähm, Boss…“ Akito schaute ihn unwillig an, ließ mich aber los.
 

„Na, dann wollen wir mal!“ Die Dämonen liefen laut johlend los. Sie schienen den Weg zu kennen. Akito sah mir in die Augen und lächelte mich an. „Kommst du, Ayame?“ Er hielt mir seine Hand hin. Einen Augenblick dachte ich an Koga, dann schaute ich Akito ins Gesicht. Er grinste mich schief an.
 

Ich nahm seine Hand und ließ alle Gedanken an Koga hinter mir.

Kontrollverlust

„Wo hin gehen wir denn?“, rief ich meinem Begleiter beim Laufen zu. „Hier in der Nähe ist ein Menschendorf. Dort kann man immer viel Spaß haben.“ Er lachte. Mir wurde ein bisschen mulmig. Koga hatte mir streng verboten mit Menschen zu spielen. Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Was kümmerten mich Koga und seine Bemühungen vor Kagome gut da zu stehen? Ich brauchte ihn nicht!
 

Im Dorf angekommen teilten sich die Jungs in kleine Grüppchen auf und zogen lautstark durch das Dorf.Ich sah zu, wie sie Häuser in Brand steckten und Menschen erschreckten. „Ich muss kurz etwas besorgen. Kommst du eine Weile ohne mich aus, meine Hübsche?“, fragte Akito entschuldigend. „Klar“, sagte ich. „Ich bin gleich wieder da!“, versicherte er mir. Und weg war er.
 

Ich stand ein bisschen verloren auf dem Dorfplatz. Ich guckte mich ratlos um, auf der Suche nach einer Beschäftigung…und da sah ich sie. Ein hübsches Mädchen, das sich ängstlich hinter einer Gruppe junger Männer versteckte. Meine Augen wurden schmal. Wie von selbst ging ich auf die Gruppe zu. „Verschwinde, du Dämonenmiststück!“, rief einer. Zu der kleinen Schönheit raunte er: „Bleib zurück, Cho.“ Aber sie konnten mich nicht einschüchtern. Was waren sie schon? Wertlose Menschen! Kurz blitzte ein Bild von Kogas tadelndem Gesicht vor meinem inneren Auge auf, dann ließ ich dem Hass freien Lauf.
 

„Cho heißt du also. Schmetterling bedeutet das, stimmt’s? Tja, hör gut zu, du kleiner Falter, denn ich werde dir deine hübschen Flügel ausreißen.“ „Du wirst Cho kein Haar krümmen!“, schrie ein besonders großer Mann. „Hab keine Angst, Cho! Wir beschützen dich bis zum bitteren Ende!“ Ich lächelte. „Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.“
 

Einige Augenblicke später belohnte Cho meine Bemühungen mit einem entsetzten Schrei. „Du…du Monster“, keuchte sie. „Ich bin kein Monster. Sondern du.“, antwortete ich ruhig. „Was redest du denn da?“ Ich lächelte sie milde an. „Du naives kleines Ding. Ich werde nachsichtig sein und dir sogar das Offensichtliche erklären.“ Ich machte eine kleine Pause.
 

„Weißt du denn nicht, dass DU sie umgebracht hast?“ Sie starrte mich aus ihren großen Rehaugen an. „Das…das ist nicht wahr“, hauchte sie. „Oh, doch, meine Schöne. Du hast ihnen den Tod gebracht. Du hast sie mit deinem süßen Lächeln und deinen langen Wimpern dazu gebracht, ihr Leben für deins zu geben“ „Nein…“ „Doch.“ Ich blieb erbarmungslos. „Du bist für ihren Tod verantwortlich, denn sie starben für dich.“ Sie starrte mich an. Ich war schon fast zufrieden. Ihr schönes Gesicht war von dem Grauen zu einer hässlichen Maske verzogen. „Tö…töte mich“, sagte sie tonlos. Ich lächelte. „Nein, das wäre doch undankbar. Du musst das Opfer dieser liebestrunkenen Narren schon annehmen. Sie sollen doch nicht umsonst gestorben sein.“ Mein Lächeln erstarb.
 

„Denk immer dran: Mädchen wie du, hübsche Mädchen, die sich nicht mit einem Mann zufriedengeben können, Mädchen, die von allen geliebt und begehrt werden müssen, die werden immer nur Unglück und Tod bringen. Teufel sind schön. Schön wie du und…und Kagome.“

Augen und Herzen aus Gold

Ich saß zusammengekrümmt auf dem Boden einer Lichtung, nicht weit vom Dorf. Das Dorf. Was hatte ich getan? Nie wieder würde ich auch nur in die Nähe von Menschendörfern gehen, das schwor ich. Oder überhaupt von Menschen. Ich war verabscheuungswürdig. Kein Wunder, dass Koga mich nicht liebte. Ich hasste mich. Sechs Männer. Ich hatte sechs Männer getötet wegen eines Mädchens, das mich an Kagome erinnert hatte. Ich hatte sehen wollen wie sie litt, hatte sie leiden lassen. Wie es aussah hatte ich ihr sogar den Lebenswillen genommen. Und ich…ich hatte es genossen. Sie hätte mich töten sollen. Arme, schwache Menschenfrau.
 

Das hätte Kagome sein können. Ich hatte mir gewünscht, es wäre Kagome. Übelkeit stieg in mir hoch. Das nächste Mal könnte es Kagome sein! Nein! Es würde kein nächstes Mal geben. Aber ich traute mir nicht. Zumindest würde Kagome mich erschießen, bevor ich sie umbringen würde. Selbsthass überwältigte mich. Ich umklammerte meinen Kopf mit den Händen. Meine Fingernägel bohrten sich in das weiche Fleisch. Tränen rannen aus meinen Augen, vermischten sich mit dem Blut und hinterließen schmutzige Schlieren in meinem Gesicht.
 

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. „Hey, Ayame. Hier bist du. Ich habe dich gesucht, sag, bist du in Ordnung?“ Ich schloss die Augen. Akito konnte mich nicht trösten. Niemand konnte das. Und ich verdiente es auch nicht. Die Besorgnis in seiner Stimme führte mir nur noch deutlicher vor Augen wie verachtenswert ich war.
 

„Ayame? Bitte sag mir was los ist!“ Wieso bemühte er sich so? Er brauchte doch nur ein einigermaßen hübsches Dämonenmädchen zum Spaßhaben. „Rede doch mit mir!“, bat er eindringlich. „Vielleicht kann ich dir helfen.“ „Ich habe sechs Männer getötet.“ Meine Stimme klang rau. „Was?“ Zwang er mich wirklich es zu wiederholen? „Ich. Habe. Sechs Männer getötet.“ Er lachte leise. Er lachte! Er lachte über meine Verbrechen. „Was ist so lustig?“, fauchte ich. Akito sah mir lange in die Augen, bevor er antwortete. „Ayame, du…wie soll ich sagen…du bist so…“ „Widerwärtig, ekelerregend, grässlich…“ „Nein! Du bist so herzzerreißend…gut.“
 

„Was?!“Ich konnte es nicht fassen. „Was ist an MORD bitte gut?“, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. „Ayame“ Er seufzte. „So ziemlich jeder Dämon hat schon mal Menschen getötet. Die meisten tun das sogar jeden Tag. Sie sind zerbrechlich und schwach. Jeder verliert mal die Kontrolle. Und die Menschen können sich dann nun mal nicht wehren.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Du lügst doch bloß, damit ich mich besser fühle.“ „Nein!“, protestierte er. „Du BIST besser. Sie alle töten Menschen. Aber du bist eine Ausnahme.“ „Inwiefern? Ich HABE getötet. Und es hat mir Spaß gemacht.“ „Aber du bist die einzige, der es leid tut. Es ist nicht deine Schuld. Was geschehen ist, ist geschehen, aber du wirst im Gegensatz zu den meisten anderen nicht wieder jemanden töten. Du kannst die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber das ist in Ordnung. Bitte quäl dich nicht deswegen.“
 

Ich schniefte. „Warum bist du hergekommen? Ich hab dir doch sicher den Spaß verdorben.“, meinte ich bitter. „Hey“ Er drehte mein Gesicht zu sich. „Sieh mich an.“ Ich sah ihm in die goldenen Augen. „Weißt du, dass ich noch nie ein Mädchen wie dich getroffen hab?“ „Quatsch. Du suchst doch bloß eine zum Flirten.“ „Normalerweise schon. Du hast Recht. Aber…ich weiß auch nicht…irgendwie bist du anders.“ Er grinste mich schief an. Seine Augen waren wie Honig und schauten ehrlich erstaunt, als könne er es selbst nicht glauben, in meine, als er sagte:
 

„Ich habe mich in dich verliebt, Ayame. Du bist das einzige Mädchen, das ich kenne, das ein Herz aus Gold hat“

Koga auf der Suche

Koga lief hektisch durch den Wald. Es war höchstwahrscheinlich sinnlos, da er das Areal um den See schon ein Dutzend Mal durchsucht hatte, aber er war zu unruhig, um einfach abzuwarten. Wo war sie bloß? Verdammt nochmal, sie war schon seit zwei Tagen verschwunden. Ob sie etwa einfach abgehauen war? Aber weshalb sollte sie das tun? Er überlegte, ob er sie irgendwie verärgert oder gekränkt haben könnte, aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein.

„Boss!“ Ginta kam von Westen her angelaufen. „Was ist? Hast du sie gefunden?“ „Nein, Chef, keine Ayame in Sicht.“ „Dann such weiter!“ „Ja, Sir“ Ginta rannte in die Richtung aus der er gekommen war.

Wo konnte sie bloß sein? Koga schlug frustriert auf einen Felsen ein. Es war hoffnungslos. Mittlerweile konnte sie überall sein und er konnte nicht den Hauch ihres Geruches wahrnehmen. Aber er konnte auch schlecht aufgeben. Er konnte nicht seelenruhig weitermachen, wenn ihr vielleicht etwas zugestoßen war! Er war schließlich für sie verantwortlich.

„Chef! Es gibt Neuigkeiten!“, rief Hakkaku, während er auf Koga zu lief. „Ihr habt sie gefunden?“, fragte Koga hoffnungsvoll. „Nein, aber wir haben einen Hinweis!“, japste sein Gefährte aufgeregt. „Was für einen Hinweis? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“ „Ein Dorf…hier in der Nähe…es wurde von Dämonen überfallen…und…sie hatten anscheinend ein Mädchen mit langen roten Zöpfen und einer violetten Blume in Haar dabei.“ „Ayame. Das muss Ayame sein! Los, wir gehen zu diesem Dorf!“

Ein idyllisches Plätzchen

Es fühlte sich inzwischen fast normal an. Die Jungs waren nett und dann war da natürlich noch Akito. Trotzdem dachte ich manchmal an Koga. Es war wirklich komisch. Akito behandelte mich so lieb…manchmal war ich unglaublich froh hier bei ihm zu sein. Andererseits…liebte ich Koga noch immer. Ich war jetzt schon einige Wochen mit Akito und seinen vier Jungs unterwegs. Anfangs hielt ich sie alle für Aufschneider und misstraute dem Interesse und der Fürsorge, mit der Akito mich bedachte. Aber mittlerweile…
 

Ich sah zu Akito hinüber. Er saß unter einem Baum und schnitzte mal wieder an irgendwas herum. Ich betrachtete ihn lächelnd. Wenn er sich konzentrierte schielte er ein bisschen und biss sich auf die Unterlippe. Er sah einfach niedlich aus. Ich mochte es, wenn er so unbefangen und jungenhaft war und nicht den großen Verführer raushängen ließ.
 

Ich schaute mich weiter um. Dort lag der sonst so flinke Chiko dösend auf einem Ast. In der Mitte der Lichtung spielten die Geschwister Momiji und Ryu Karten, beziehungsweise stritten sich darum, wer von ihnen beiden geschummelt hatte. Und da drüben stand der schweigsame Jou, der niemals zu schlafen schien. Er passte irgendwie nicht in die muntere Truppe und beteiligte sich nur selten an ihren Aufreißtouren und Wetten. Ich glaube, er war nur dabei, weil er Akitos bester Freund war.
 

„Ayame!“ Akito riss mich aus meinen Gedanken. „Hm?“ „Komm her! Ich will dir was zeigen.“ Er schien ganz aufgeregt. Schmunzelnd erhob ich mich und schlenderte zu ihm hinüber. „Also, was ist es?“ Ich ließ mich neben ihm fallen und schaute ihn erwartungsvoll an. Er brachte mir immer wieder kleine Geschenke, vor allem wenn er von einem „Ausflug plus Warenbeschaffung“, wie er es nannte (also ein Raubzug), in den Menschendörfern zurück war.
 

„Nicht so eilig!“, lachte er und versteckte das Ding hinter seinem Rücken. „Rate, was es ist!“ „Das ist unfair!“, schmollte ich. „Das Leben ist unfair.“, meinte er. „Und wenn du falsch rätst, krieg ich einen Kuss!“ „Ha!“, rief ich lachend, „Na gut, aber wenn ich gewinne, musst du mir einen jadegrünen Kimono besorgen und darfst nicht schlafen und nicht essen bevor du ihn gefunden hast.“ „Abgemacht“, sagte er. Seine Augen glitzerten. „Du darfst auch nicht trinken.“, warnte ich ihn. „Du glaubst doch nicht, dass ich die Chance auf einen Kuss wegen Sake sausen lasse, oder?“ Er grinste mich an.
 

„Also los! Rate.“

Wahrer Künstler

Ich kaute auf meinem Daumennagel herum, während ich nachdachte. Akito grinste mich an. Er schien sicher zu sein, dass er gewinnen würde. Also, gut. Er versteckte es leicht mit dem Körper, es konnte also nicht allzu groß sein. „Hmm…Süßigkeiten?“ Er wusste, dass ich für mein Leben gern naschte. „Nein. Du darfst noch zweimal.“ „Hey, es war nie die Rede von einer begrenzten Anzahl von Versuchen!“ „Ach, Schätzchen, das war doch klar. Lenk jetzt nicht ab, sondern rate lieber.“ Ich seufzte resigniert. „Ein…Dolch?“ „Nee. Noch einmal.“ Sein Grinsen wurde immer breiter. „Wie wäre es mit…hmm…Stiefeln?“ „Nein, nein und nochmals nein. Du hast verloren!“, rief er triumphierend.
 

„Das war total unfair!“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und drehte mich demonstrativ beleidigt von ihm weg. „Ach, komm schon. Sei nicht sauer! Du kriegst auch trotzdem einen jadegrünen Kimono!“, versuchte er mich zu versöhnen. „Pah!“ So einfach war ich nicht zu besänftigen. „Willst du denn gar nicht wissen, was das Geschenk ist?“, lockte er mich. Widerwillig drehte ich mich um. „Wehe, es ist nichts tolles!“
 

Er hielt mir seine ausgestreckte Hand hin. Ich warf einen Blick darauf und mein Ärger verpuffte. „Akito…das…das ist wunderschön“, hauchte ich. „Es gefällt dir also?“ Er schaute mich mit leuchtenden Augen an. „Gefallen? Ich liebe es!“
 

In seiner Hand lag eine aus Holz geschnitzte und mit Lack bemalte Schwertlilie. Eine Blume, wie die, die ich im Haar trug und nach der ich benannt bin. Sie hing an einem Lederband. „Hast du die etwa selbst gemacht?“, fragte ich bewundernd. „Ja, ganz allein, nur für dich.“, antwortete er stolz. Ich betrachtete die filigrane Blume und strich über das Holz. Es war so glatt, dass es sich richtig weich anfühlte. Ich hob den Kopf um Akito ehrfürchtig anzustarren. „Jetzt guck nicht so“, meinte er verlegen. „Probier sie lieber an!“
 

Ich nahm die Kette und legte sie mir um den Hals. „Du bist ein echter Künstler, weißt du das?“

Überrumpelt

„Freut mich, dass sie dir gefällt“, meinte er. „Aber du weißt, dass jetzt noch was fällig ist?“ „Hä?“ Ich war immer noch völlig im Anblick meines Anhänger versunken und verstand nicht wovon er sprach. „Na, deine Wettschulden!“, half er mir auf die Sprünge. „Ach so. Das meinst du.“
 

Ich ging zu ihm und drückte ihm einen Schmatzer auf die Wange. „So. Schuldenfrei!“ „Nein, das zählt nicht!“, protestierte er. „Ein richtiger Kuss oder ich klau dir den Anhänger, während du schläfst!“ Ich griff schützend nach meiner Blume, zuckte dann aber seufzend die Achseln. „Meinetwegen“
 

Nach außen hin wirkte ich vielleicht cool, aber mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich ging auf Akito zu. Er schaute mich erwartungsvoll an. Er war schon süß. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass ich meinen ersten Kuss von Koga bekommen würde, aber…naja. Akito war gutaussehend, witzig und lieb zu mir. Außerdem war er in mich verliebt und ich musste zugeben, dass auch ich zumindest ein klitzekleines bisschen in ihn verknallt war.
 

Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. Seine Haut fühlte sich fast samtig an. Mein Herzschlag war so laut, dass er alles auszufüllen schien. Ich bezweifelte, dass ich ihn, würde Akito jetzt etwas sagen, verstehen würde. Ich holte tief Luft und drückte dann meinen Mund auf seinen.
 

Seine Lippen waren ganz weich und warm und er küsste mich ganz vorsichtig und sanft, ganz anders als ich von ihm erwartet hatte. Seine Hand strich über meine Wange, als plötzlich… „AYAME!?!“
 

Ich und Akito fuhren auseinander und ich blickte in Kogas Gesicht, das mich entgeistert anstarrte. „Koga…äh…hallo…was…was machst du denn hier?“, stammelte ich verlegen.

Koga antwortete nicht, aber den Ausdruck in seinen Augen werde ich nie vergessen.

Freudiges (?) Wiedersehen

„WAS GLAUBST DU EIGENTLICH, WAS DU MACHST?!“ Koga glühte vor Wut. „Ja…es tut mir ja leid…“, fing ich zaghaft an. „ES TUT DIR LEID?!“ Er schoss auf mich zu und ich duckte mich instinktiv. „GUT ZU WISSEN! ABER GLAUBST DU, DAS ÄNDERT WAS DARAN, DASS DU EINFACH UND OHNE EIN WORT ZU SAGEN, ABGEHAUEN BIST?! MIT DENEN!?“
 

Ich starrte nur noch eingeschüchtert zu Boden. Ich fühlte mich so elend. Koga war ja schon oft sauer auf mich gewesen, aber so hatte er mich noch nie angebrüllt. Da mischte sich Akito ein. „Hör mal, du kannst hier nicht einfach auftauchen und Ayame so niedermachen, klar?“ Und dann ganz besorgt zu mir: „Alles in Ordnung, Aya?“ „AYA?!“, brüllte Koga ungläubig. Hatte Akito seinen Spitznamen für mich denn ausgerechnet jetzt vom Stapel lassen müssen? „AYAM- “
 

Akito beachtete ihn nicht und zog mich weg. „Wer ist der Kerl, Ayame? Was will der von dir?“ „Das ist schwer zu erklären…“, wich ich aus. Akito war der Letzte, dem ich von meiner Schwärmerei für Koga erzählen wollte. „Hat der dich gestalkt? Hat er dir mal was getan?“ „Was?“ Für einen Moment war ich total verwirrt. „Nein, er hat mir nichts getan.“ „Hör zu, wenn du nicht mit ihm Reden willst, dann regeln wir das für dich. Wir kümmern uns um ihn, während du mit Chiko abhau-“ „NEIN!“
 

Wir schwiegen einen Moment, beide erschrocken über meinen Ausbruch. „Tut mir leid. Ich meine nur, dass ist wirklich nicht nötig. Ist schon okay. Ich krieg das hin.“ Ich schenkte ihm ein schiefes Lächeln, straffte die Schultern und ging zurück. In die Höhle des Löwen. Naja, da war eigentlich keine Höhle und ‘nen Löwen gab es auch nicht. Nur Koga, wobei ‚nur‘ relativ ist.
 

Offenbar hatte er sich ein bisschen beruhigt, obwohl er immer noch ziemlich angepisst wirkte. Ich holte tief Luft, um mich zu verteidigen, aber er kam mir zuvor. „Ayame.“ Ich wappnete mich für eine neue Schimpftirade. Aber die kam nicht. Ich sah vorsichtig zu Koga auf. „Hör zu, es ist okay. Vergessen wir das Ganze, ja?“ Ich nickte nur. Ich traute diesem Stimmungswechsel nicht ganz und wollte auf keinen Fall was Falsches sagen, dass ihn wieder aufregen könnte.
 

Er atmete tief aus und meinte dann: „Also was ist, gehen wir jetzt?“

Das große Wenn

Ich runzelte die Stirn. Da war etwas Unangenehmes, das mich irgendwo in der Nähe des Herzens pikste. Ein Gedanke…dann konnte ich es einordnen und Akitos verletztes Gesicht blitzte vor meinem inneren Auge auf. Ich konnte ihn nicht einfach zurücklassen! Plötzlich war alles schwierig und kompliziert. Wieso? Wieso konnte es nicht einmal einfach sein? Aber nein. So lief das eben nicht. Nicht für mich. Ich ballte die Hände zu Fäusten. Die Nägel bohrten sich in mein Fleisch. Koga schien meine Anspannung bemerkt zu haben. Er musterte mich besorgt. „Ayame? Alles in Ordnung?“ „Ich…“ Er schaute mich an. Oh Gott! „Ich muss kurz…“ Weg war ich.
 

Ich wetzte bis zu einem großen, alten Baum. Ich ließ mich erschöpft zwischen den dicken Wurzeln fallen und versuchte mich zu beruhigen. Ich musste mich konzentrieren. Musste sachlich und vernünftig nachdenken. Nicht gerade meine Stärke. Nun gut. Was sprach für Koga? Ich überlegte eine Weile und kam ernüchtert zu dem Schluss, dass rein sachlich eigentlich kaum etwas für ihn sprach.
 

Ich lief ihm jetzt schon so lange nach und dass – wie mir jetzt klar wurde – völlig sinnlos. Es war eine reine Zeitverschwendung. Er würde nie etwas für mich empfinden. Was sah er schon in mir? Schlimmstenfalls eine Last, bestenfalls eine kleine Schwester.
 

Die Alternative war Akito, der mich wirklich liebte. Es wäre einfach. Eine schöne, unaufgeregte Beziehung. Und vielleicht war es ja das, was ich brauchte. Ich hatte mir etwas Unkompliziertheit im Leben gewünscht. Nun, hier war der Freifahrtschein dafür. Und Akito war stark und klug. Mein Großvater würde ihn bestimmt mögen. Naja…mögen vielleicht nicht, aber er wäre mit Sicherheit einverstanden. Vielleicht könnte ich zurückkehren…
 

Ich versuchte es mir vorzustellen. Ich würde ein alles im allem glückliches Leben haben. Ich würde Akito heiraten, Kinder bekommen. Die Kinder hätten einen liebenden Vater, den Schutz des Clans… Aber tief im Inneren würde ich immer wissen, dass es nicht gewesen war, was ich wollte. Selbst wenn ich Akito irgendwann wirklich lieben würde, wüsste ich, dass er immer die zweite Wahl gewesen war. Ich würde nie wissen, was hätte sein können. Wer ich hätte sein können.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Lied...naja ich weiß schon, mein Englisch ist nicht besonders und es ist ein bisschen einfallslos... Wenn ihr gute Ideen habt, ich bin immer offen für Verbesserungen! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es gefällt euch und ihr verzeiht mir, was ich aus Ayame gemacht habe. Aber auch sie kann eben nicht alles aushalten, ohne eine kleine Psychose davon zu tragen.
Also: Danke für's Lesen und viel Spaß beim nächsten Kapitel! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist vielleicht ein bisschen dreist ihne sagen zu lassen sie hätte ein Herz aus Gold nach dem sie ein paar Männer umgebracht hat, aber das sind eben Dämonenmaßstäbe. Bloß damit ihr es nicht irgendwie falsch versteht.
Danke für's Lesen! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, ich weiß. Der Perspektivenwechsel ist vielleicht ein wenig abrupt und naja...aber ich konnte in mir einfach nicht verkneifen :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  CheyennesDream
2013-07-09T21:04:24+00:00 09.07.2013 23:04
Mit englisch bist du bei mir an der falschen Stelle.
Dein Kapitelname hab eich mal bei google gesucht. Nix brauchbares gefunden. Würde mich echt interessieren wie du da drauf kommst.

Der Chara erinnert mich an eine Sirene.

Interessante Idee

Chris
Antwort von:  LadyRamen
14.07.2013 18:10
Wundert mich nicht, dass du nichts gefunden hast. Habe Verlangen in Google Übersetzer eingegeben und in verschiedenen Sprachen angeguckt. Fand dann Zinahitaji. (PS: Suaheli)
Von:  CheyennesDream
2013-07-09T21:00:30+00:00 09.07.2013 23:00
Das ist ein interessantes Kapitel. Ayame plant ihre Flucht. Nicht shclecht wa sie sich da ausdenkt.
Da hat Kouga beim fesseln auch nicht dran gedacht, nach versteckten waffen zu suchen.
Wie nachlässig.
Die Flucht ist glaubhaft, keine Sorge ;) Hast du gut geschrieben.

Freue mich weiterhin auf mehr

Chris
Von:  CheyennesDream
2013-07-01T15:38:53+00:00 01.07.2013 17:38
Ich mag deine FF immer noch und lese sie gern. Du beschreibst Ayames Konflikt gut.
Man kann sich richtig in sie hineinversetzen. Etwas skeptisch bin ich zwecks einer weinenden Ayame.
Dämonen zeigen ja ihre Gefühle normalerweise selten. Sie haben da ihren eigenen Stolz. Aber sichrlich gibt es auch ausnahmen.

Freue mich auf mehr

Chris
Antwort von:  LadyRamen
04.07.2013 19:17
Das stimmt schon, aber Ayame ist noch recht jung und ich stelle sie mir immer als recht impulsiven Teenager vor...wie man auch später noch sehen wird ;)
Von:  CheyennesDream
2013-06-21T13:24:52+00:00 21.06.2013 15:24
Ayame ist ja eine gnz durchtriebene. Aber sie schafft es Kouga um den Finger zuwickeln.
Das werden sicherlich sehr interessante Treffen mit Kagome, wenn ich das so sagen darf.

Bin gespannt wie es weitergeht

Chris

P.S Die Änderung gefallen mir ;)
Von:  LadyRamen
2013-06-20T15:01:05+00:00 20.06.2013 17:01
Bitte schön! Ich hoffe es ist jetzt besser...
Von:  CheyennesDream
2013-06-19T22:16:27+00:00 20.06.2013 00:16
Hier würde ich dir erstmal raten Absätze einzufügen. Ds sieht dann viel übersichtlicher aus.

Das war ja mal eine ungewollte Begegnung. Draufgefallen
Kouga ist zwar manchmal eingebildet aber tief in ihm steckt auch ein guter Kern ;)
Mal sehen wie es zwischen den beiden weitergeht oder welche Hindernisse der Autor so plant

Chris


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