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Der Wolf in mir

von

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Juliette McCarthy

Seit Lindseys neuster Entdeckung des Artefakts, verbrachte sie jede freie Stunde mit Nachforschungen. Sie wälzte Bücher, fertigte Skizzen an, übersetzte fremdsprachige Texte und schloss sich sogar für mehrere Tage in ihr Zimmer ein. Sie aß und trank nur sehr wenig und auch unregelmäßig. Sie schlief auch sehr wenig, vernachlässigte ihr Training und sprach kaum ein Wort mit jemanden. Connor und Achilles machten sich große Sorgen um sie, denn es passte so gar nicht zu Lindseys Art so plötzlich so viel Interesse an Bücher zu zeigen. Und auch ihr sonstiges Verhalten wies daraufhin, dass sie etwas zu verbergen hatte. Doch jedesmal wenn die beiden versuchten, sie darauf anzusprechen, bekam sie nur ein „Ich bin jetzt sehr beschäftigt.“ oder „Ich hab keine Zeit.“. Das ging jetzt schon seit über eine Woche so.

Lindsey hob ihren Kopf, als es an der Tür klopfte. Murrend erhob sich die 15 Jährige – dabei war es nichts neues das man sie wieder stört – und machte sich auf in Richtung Tür. Als sie die Tür öffnete stand Connor vor ihr. „Hast du einen Moment Zeit?“ fragte er sie, „Also eigentlich-“ „Lindsey das muss aufhören. Was ist bloß los mit dir? Du versteckst dich Tage lang in deinem Zimmer, kommst nur selten raus und isst sehr wenig. Achilles und ich machen uns große Sorgen um dich. Seit du in das Loch gestürzt bist benimmst du dich so seltsam. Was verheimlichst du uns?“ Sie wollte etwas sagen, sich rechtfertigen, doch Connors Worte und sein eisiger Blick hatten sie so aus der Fassung gebracht, dass sie kaum im Stande war einen ordentlichen Satz zu sagen. „Ich.....ähm, also....das ist alles nur,...weil....“ Ein Seufzen verließ das Mädchen und sie machte ihre Tür weit genug auf, damit Connor eintreten konnte. Eines Tages hätte sie es ihm wohl oder übel erzählen müssen und außerdem gehört Connor zur Bruderschaft. Sie wusste selber nicht so richtig warum sie es keinem erzählen wollte. Vielleicht weil die Sache von ihrem Großvater war und sie es allein machen wollte, da sie seine Nachfahrin war und wollte,dass er stolz auf sie sein konnte.
 

„Was ist das?“ Connor zeigte fragend auf den leuchtenden Teil des Tetraeder, der auf dem Schreibtisch lag. „Das ist ein Tetraeder, oder vielmehr ein Teil von einem. Er ist ein Artefakt aus der Ersten Zivilisation, das man in 4 Einzelteile zerlegt hat. Mein Großvater hat sie alle 4 an sicheren Orten versteckt, damit sie nicht in die falschen Hände geraten. Und nun versuche ich sie zu finden. Eins habe ich ja schon gefunden, als ich in das Loch gefallen bin und......Connor?“ Connor stand vor dem Schreibtisch, das leuchtende Stück des Tetraeders in der Hand und starrte es an. Er konnte seinen Blick nicht mehr davon abwenden und es sah für einige Sekunden so aus als wäre er in einer anderen Welt. „Connor? Alles in Ordnung?“ „Ich habe so etwas schon einmal gesehen.“ sagte er plötzlich. „Mein Stamm besitzt auch so eine Art Artefakt, nur in Form von einer Kugel.“ „Und hast du herausgefunden zu was sie gut sein soll?“ Connor schüttelte den Kopf. „Nein ich weiß nur dass sie eine ungeheure Macht besitzen und das sie nicht in die falschen Hände geraten dürfen, vor allem nicht in die der Templer.“ „Dann weißt du nicht mehr als ich.“ „Wieso hast du mir und Achilles nichts von dem Artefakt erzählt?“ „Weil es meine Pflicht ist das Artefakt zu finden und zu beschützen. Mein Großvater erteilte mir die Aufgabe, als seine Nachfahrin muss ich es tun. Zu viel würde auf dem Spiel stehen, denn mein eigener Vater scheint hinter dem Artefakt her zu sein. Ich darf nicht zulassen, dass er es bekommt. Zwar weiß ich nicht viel über ihn, doch mein Großvater schrieb, dass er skrupellos ist und vor nichts zurückschreckt. Schließlich hat er meine Mutter getötet, obwohl er sie angeblich geliebt habe. Anscheinend war das alles nur vorgegaukelt, damit er leichter an die Informationen über Großvaters Artefakt kam. Verstehst du es jetzt Connor? Ich habe jetzt endlich nach einem Jahr verstanden, was mein Großvater mit dem Schatz meinte, den mein Vater nie finden darf.“ „Ich verstehe dich sehr gut, aber du kämpfst diesen Kampf nicht allein. Der Orden, Achilles und ich, wir stehen dir immer zur Seite und helfen so gut wir können.“ „Danke. Ich weiß das sehr zu schätzen.“ Ein Lächeln zeichnete sich auf ihrem müden Gesicht ab. Sie wusste selber nicht wieso sie geglaubt hatte, dass es besser wäre Achilles und Connor vorerst nichts von dem Artefakt zu erzählen. Dachte sie etwa, dass sie den beiden nicht vertrauen könnte? Dabei war der Gedanke total lächerlich, genauso wie ihr Verhalten in den letzten Tagen. Natürlich musste sie sich dafür bei Achilles und Connor entschuldigen.
 

Gesagt getan. Lindsey entschuldigte sich bei Achilles und Connor und nahm, als Wiedergutmachung, ihr Training wieder auf, das sie in der letzten Woche so vernachlässigt hat. Es war erstaunlich wie schlecht man in Form sein konnte, wenn man nur ein paar Tage lang das Training vernachlässigte. Die 15 Jährige wusste, dass sie in den nächsten Wochen viel aufzuholen hatte. Eines Morgens, bat Achilles Lindsey für ihn nach Boston zu fahren um ein paar Besorgungen zu machen. Sie tat das gerne, da sie bei dieser Gelegenheit zur Schneiderin gehen konnte, um die Robe ihres Großvaters ein bisschen umändern zu lassen. Wenn sie in den Orden eines Tages eintreten sollte, was sie doch schwer hoffte, wollte sie die Assassinen-Robe ihres Großvaters tragen. Zwar gefiel ihr die Robe auch so, doch war sie an die Statur eines Mannes geschneidert worden. Wenn sie sie anzog, waren ihr die Ärmel viel zu weit, die Kapuze war viel zu groß, sodass, wenn Lindsey sie aufsetzte, nicht das Geringste sehen konnte. Allgemein war alles ein bisschen zu groß für sie.

Boston war für Lindsey eine sehr lebhafte Stadt, sehr interessant, geheimnisvoll. Aber auch sehr laut und voller Gefahren, die an jeder Ecke lauerten. Das Mädchen schlenderte über den Marktplatz. Ihr treues Pferd Black Baby folgte ihr auf Schritt und Tritt, man könnte denken sie ist ein ziemlich großer Hund. Der Marktplatz war voll mit den unterschiedlichsten und verlockendsten Gerüchen die es nur gab. Unter verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, mischte sich der, nicht immer wohlriechende, Geruch von Meerestieren, frisch gebackenem Brot und anderen außergewöhnlichen Sachen, von denen Lindsey nicht mal den Namen kannte. Sie schaute auf ihren Zettel, den Achilles ihr mitgegeben hatte, und auf dem alles stand, was sie besorgen sollte. Doch bevor sie die ganzen Lebensmittel besorgte, wollte sie noch zu einer Schneiderin, um die Assassinen-Robe zur Änderung dort abzugeben. Der Laden der Schneiderin lag nicht weit vom Marktplatz entfernt und so dauerte es nicht lange bis Lindsey vor dem, kleinen, aber schönen, Laden stand. Doch bevor sie auch nur die Türklinke anfasste, vernahm sie plötzlich einen derartigen Krach von der nächsten Straßenecke, dass sie ihre Hand zurückzog, zur Ecke rannte um zu sehen was da vor sich ging. Zwei Rotröcke hatten eine junge Dame an eine Wand gedrängt und ließen ihr keine Fluchtmöglichkeit. Das Mädchen war nicht alt, schien gerade mal 3 oder 4 Jahre älter als Lindsey zu sein und sie war bildhübsch. Lindsey hatte noch nie eine so hübsche junge Frau gesehen. Sie hatte kastanienbraunes, leicht gewelltes Haar, das ihr bis zur Hüfte reichte. Sie trug ihr Haar – nicht so wie andere junge Frauen – offen und nicht zu einem Dutt. Sie trug ein schönes Kleid und ihr Kopf zierte ein kleines Häubchen. Ihre rehbraunen Augen funkelten wütend die zwei Soldaten an. „Lass mich in Ruhe du Unhold!“ rief die junge Dame verärgert zu einem der Rotröcke. „Tut mir leid mein Liebe, aber ohne meinen versprochenen Kuss geh ich nirgendwohin.“ sagte er und packte sie grob am Arm, als diese versuchen wollte sich zu befreien und zu fliehen. „Lass mich gehen! Ich habe dir nichts dergleichen versprochen.“ „Ohne Kuss lass ich dich nicht gehen, so einfach ist das Schätzchen.“ „Das wirst du noch bitter bereuen. Mein Bruder wird dich dafür betrafen.“ „Tja, aber dein Bruder ist nicht hier, also jetzt stell dich nicht so an oder muss ich mir meinen Kuss mit Gewalt holen.“ „Dafür wirst du büßen!“ schrie sie ihn an. Doch erntete sie nur ein verschmitztes Lächeln des britischen Soldaten. Er hielt mit beiden Händen fest und beugte sich vor um seinen Kuss entgegen zu nehmen. Doch bevor er die zarten Lippen des schönen Geschöpfes erreichen konnte, preschte ein Pferd auf die beiden zu. Der britische Soldat stieß erschrocken, das Mädchen von sich, um dem wild gewordenem Tier auszuweichen. Das braunhaarige Mädchen fiel, nicht gerade sanft, gegen die hinter ihr liegende Mauer. Das wilde Pferd galoppierte knapp an dem Soldaten vorbei, der nach hinten stolperte und auf seinen Allerwertesten fiel. „Was zum Teufel.... du verfluchter Gaul!“ Wütend wurde der Rotrock von seinem Kameraden hochgezogen. Seine Uniform war nun nicht mehr rot, sondern rot mit braunen Flecken, die er vom Fallen in eine Pfütze bekommen hatte. Er griff nach seiner Muskete und zielte damit auf das schwarze Pferd, das nach seinem Galopp-Angriff sofort kehrt machte und anscheinend wieder Anlauf zu einem neuen Angriff nahm. Knurrend zielte der Rotrock auf das Pferd, dass wieder auf ihn zu galoppierte, als plötzlich eine Mädchenstimme hinter ihm rief: „Das würde ich an ihrer Stelle nicht tun.“ Beide drehten sich um und standen einem 15 jährigen Mädchen gegenüber. „Und wieso nicht?“ fragte sein Kollege und blickte auf das Mädchen herab. Lindsey war im Vergleich zu ihm wirklich klein. Ihr gegenüber war ein großer dünner Riese. „Weil mein Pferd es gar nicht gerne sieht, wenn man mit dem Gewehr auf sie zielt. Da kann sie richtig aggressiv werden.“ erklärte sie. „Dein blöder Gaul hat mich beinahe über den Haufen gerannt, wenn du nicht willst dass ihm was passiert, dann pfeif' ihn zurück.“ schnauzte der andere sie an. „Nein. Wenn sie wollen, dass IHNEN nichts passiert, verschwinden sie jetzt besser.“ konterte das Mädchen und in dem Moment galoppierte Black Baby auf den Mann zu und bäumte sich vor ihm. Hätte dieser sich nicht noch im letzten Moment zur Seite gerollt, wäre er von Black Babys Hufen erschlagen worden. Rot vor Zorn rappelte er sich schnell wieder auf. „Dafür werdet ihr bezahlen.“ rief er und sah zu das er mit seinem Kollegen Land gewann. Zurück blieben eine lachende Lindsey, eine triumphierend wiehernde Black Baby und eine erleichterte junge Frau.
 

„Vielen Dank für eure Hilfe, das war sehr mutig von euch.“ bedankte sich die brünette Schönheit.

„Nichts zu danken, Miss.....“

„Juliette McCarthy.“ stellte sich das Mädchen vor. „Und wie heißt meine holde Retterin?“

Sie spricht ja wie eine Prinzessin aus einem Märchenbuch. Das Aussehen würde dafür schon mal stimmen.

„Ich heiße Lindsey. Einfach Lindsey.“

„Also Lindsey, wie kann ich mich bei euch für eure Rettung bedanken?“ fragte Juliette.

„Ah, das musst du nicht. Es hat mir Spaß gemacht, die beiden arroganten Typen einzuschüchtern. Nicht wahr Black Baby?“ Mit einem Wiehern bestätigte Black Baby Lindseys Aussage.

Juliette kicherte. „Ihr habt wirklich treues und edles Ross.“ sagte sie und streichelte die weiche Schnauze der schwarzen Stute. „Aber irgendetwas muss ich doch für euch tun können, schließlich habt ihr mich davor bewahrt dieses Ekel von einem Mann zu küssen. Hm, warum kommt ihr nicht mit zu mir nach Hause? Ich wohne nicht weit von hier, eigentlich gleich um die Ecke. Eurem kann ich Pferd etwas zu fressen geben und vielleicht findet sich ja was bei mir im Laden, das von euren Interesse ist.“ Ohne Lindseys Antwort abzuwarten, hackte sie sich schon bei ihr ein und zog sie, durch eine Seitengasse, auf einen Hinterhof. Black Baby folgte den beiden und war sichtlich erfreut als man ihr frisches Heu und Wasser anbot. Während sich die Stute den Bauch vollschlug, schleifte Juliette die arme Lindsey, die nicht wusste wie ihr geschieht, weiter durch eine Hintertür in ein großes mehrstöckiges Haus. Und eh sie sich versah stand die 15 Jährige in einen Raum voller prachtvoller Kleider. Lindsey blieb sprachlos stehen, doch nicht vor erstaunen – vielleicht ein bisschen – sondern mehr vor schrecken. Denn noch nie hatte sie so viele Kleider auf einmal gesehen. Die Art von Kleidung die sie überhaupt nicht leiden konnte und gegen die sie einen gewissen Groll hegte – wenn sie selber tragen musste.

„Diese Kleider habe ich alle geschneidert und als Dank für meine Rettung, dürft ihr euch eines davon aussuchen.“ versprach sie ihr.

„Das ist sehr nett von dir aber,......warte einen Moment, hast du gesagt du kannst schneidern?“

„Aber ja, natürlich. Mir gehört der Laden, gewissermaßen. Eigentlich gehört er meine Mutter, doch sie meinte das ich schon alt genug sei, um selber ins Geschäftswesen einzusteigen.“

„Dann könntest du mir tatsächlich helfen.“ meinte Lindsey und kramte in ihrer Tasche. Heraus zog sie ein verschnürtes Paket, das sie Juliette entgegen hielt. „Könntest du das vielleicht für mich umnähen, es ist mir ein bisschen zu groß, aber ich brauch es demnächst unbedingt.“

Juliette nahm das Paket entgegen und packte es gleich auf einem Tisch aus. Sie holte das Kleidungsstück heraus und hängte es auf eine Schneiderpuppe. Mit kritischem Blick betrachtete sie die Assassinen-Robe.

„Hm, nicht unbedingt der letzte Schrei, aber es hat etwas außergewöhnliches an sich, dass muss man zugeben. Und ihr wollt wirklich das ich euch das umnähe?“ Fragend blickte sie zu Lindsey herüber.

„Ja,.....äh ich meine wenn es dir keine Umstände macht und du es hinbekommst?“

„Ob ich es hinbekomme? Ob ich es hinbekomme?!“ Ihre Stimme erhob sich.

Oh oh, hab ich da einen wunden Punkt getroffen?

„T...tut mir leid, ich wollte auf keinen Fall deine Fähigkeiten in Frage stellen. Ich bin natürlich davon überzeugt das du es hinbekommst.“ beschwichtigte sie Juliette.

„Aber natürlich bekomme ich das hin, schließlich bin ich eine der besten Schneiderinnen, die es hier in Boston gibt. Und meine Familie kommt aus Paris, also habe ich ein Händchen für Mode.“ prahlte sie.

Von Bescheidenheit hat sie anscheinend noch nichts gehört.

„Wirklich? Aber warum sprichst du so perfekt Englisch? Und dein Nachname-“ „Das ist eine lange Geschichte.“ sagte Juliette und winkte ab. Eine Weile betrachtete sie die Robe, schaute sich ein paar Stellen sehr genau an und murmelte vor sich hin. „Also gut, dann wollen wir gleich mal anfangen. Wärt ihr so freundlich und zieht es für mich an, damit ich sehe wo ich überall Änderungen vornehmen muss.“ „Natürlich und du kannst ruhig du zu mir sagen. Ich bin erst 15.“ „Ach wirklich, ich bin nur 2 Jahre älter als ihr....äh, du.“ Während Lindsey still stehen musste, damit Juliette die Nadeln stecken konnte, um die Veränderungen zu markieren, unterhielten sich beide Mädchen über dies und jenes. Lindsey fragte Juliette über ihr Heimatland aus. Sie erzählte ihr, dass ihre Familie ein halbes Jahr, bevor sie geboren wurde, hier her nach Boston gezogen ist, wodurch sie nicht von klein auf in Frankreich aufwuchs. In Frankreich konnte sie, aus Gründen von denen Juliette nichts wusste, weggehen. Doch besuchte sie im Laufe ihres Lebens ab und zu Frankreich. Dass sie so hübsch ist, verfluchte sie an manchen Tagen, denn immer wurde sie von fremden jungen Männern umworben. „Aber ist das nicht eine tolle Sache für dich, dass dich so viele Männer umwerben und dir den Hof machen?“ fragte Lindsey sie. Sie selber musste zugeben, dass sie das zwar nicht im Geringsten interessiert, - lag ja auch daran das sie für Romanzen nichts übrig hatte und deshalb davon ausging, dass sie auch die einzige sei - doch wollte sie wissen warum Juliette das nicht gutheißt, bei ihrem Aussehen. „Ach weißt du, ich wünsche mir schon lange die große Liebe zu treffen -seit ich klein bin träume ich davon. Doch immer reden mich Männer an die mir missfallen oder deren Verhalten einfach unakzeptabel ist. Ich möchte wie eine Prinzessin behandelt werden und nicht wie...wie ein Stück Vieh, das man durch Gewalt zu seinem Besitz machen kann. Als Kind hat mir mein Kindermädchen immer Märchen vorgelesen von Prinzessinnen, Drachen, Zauberern, Hexen und tapferen, edlen Rittern, die zur Rettung der schönen Jungfrau eilen.“ Juliette schwärmte so von ihren Märchengeschichten, dass sie aus Versehen Lindsey mit einer Nadel stach. „Au!“ „Oh, Entschuldigung da hab ich grad nicht aufgepasst.“ „Redest du deshalb manchmal wie eine Prinzessin aus einem Märchen?“ „Hab ich das etwa schon wieder getan?“ Lindsey nickte nur. „Das tut mir leid. Ich habe diese dumme Angewohnheit schon seit ich ein kleines Mädchen bin. Nachdem man mir immer diese Geschichten vorgelesen hatte, spielte ich sie nach und verwendete dieselbe Ausdrucksweise wie in den Büchern. Ich hab es mir nie abgewöhnen können, deshalb werde ich auch manchmal von den meisten Leuten komisch angesehen und für verrückt erklärt. Hältst du mich auch für verrückt?“ fragte sie zögerlich. Sie erwartete anscheinend die schlimmste Antwort. Lindsey überlegte eine Weile, da sie nicht wusste wie sie ihre Worte am besten formulieren sollte, ohne das – schon genug gekränkte Mädchen – noch zu verletzten. „Ich finde es ist.......gewöhnungsbedürftig, aber speziell.

Es macht dich zu etwas besonderem.“ Juliette konnte nicht glauben was sie da hörte und widersprach heftig. Lindsey musste ihr fast gefühlte 100-mal bestätigen, dass sie sie nicht für verrückt hielt. Nachdem Juliette alles Wissenswertes über sich erzählt hatte, fing sie an Lindsey über ihre Herkunft auszufragen. Doch kamen sie – zu Lindseys Erleichterung – nicht weit, den schon im nächsten Moment, betraten zwei junge Männer den Laden. Beide sahen bildhübsch und gepflegt aus und waren sehr hochgewachsen. Lindsey kannte keinen der beiden, doch Juliette wie es schien. Lächelnd ging sie auf die beiden Jungen zu und umarmte sie.

„Ah, mon frère und Pietro, schön euch wieder zu sehen.“

„Tag Schwesterherz, wie ich sehe hast du eine Kundin.“ stellte der linke junge Bursche neben ihr fest, der, wie Lindsey vermutete ihr Bruder sein musste.

„Oh sie ist viel mehr als nur eine Kundin, mon frère. Sie ist meine Lebensretterin.“ verkündete Juliette stolz.

„Deine Lebensretterin? Klär mich mal auf Schwesterchen.“ Kurz und knapp berichtete Juliette ihrem Bruder was sich in der letzten halben Stunde ereignet hatte.

„...und als Dank für ihre Rettung, stelle ich Lindsey meine Fähigkeiten zur Verfügung.“

„Scheint ein taffes Mädchen zu sein.“ stellte ihr Bruder fest und musterte Lindsey mit seinen dunklen braunen Augen. Sie waren den Augen seiner Schwester sehr ähnlich. Allgemein sahen die beiden sich sehr ähnlich.

„Oh, wo bleiben meine Manieren.“ ermahnte sich die 17 Jährige. „Lindsey das ist mein Bruder Lucar und sein Freund Pietro Cuartero.“

Cuartero?! Das ist doch der selbe Nachname wie der meines Vaters. Aber,.....nein das ist unmöglich ich bin doch sein einziges Kind. Oder?

Mit durchdringendem Blick musterte Lindsey beide Jungs. Lucar war fast einen Kopf größer als Lindsey. Sein Haar war ein wenig heller als das von Juliette. Welches ihm bis zur Schulter reichte und zu einem Zopf zusammengebunden war. Pietro hatte schwarzes Haar, was nur bis zu seinem Ohr reichte. Seine Augen waren eisgrau und Lindsey lief es eiskalt den Rücken hinunter, wenn sie in sie hinein blickte. Eine innere Stimme warnte sie vor ihm.

„Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen, Jeanne d'Arc.“ meinte ihr Bruder und gab der verwirrten Lindsey einen Kuss auf die Hand.

„Was....äh Entschuldigung aber mein Name ist Lindsey und nicht....Jeanne....äh..“

„Hahaha, aber nein du verstehst das falsch Lindsey. Mein Bruder hält dich anscheinend für die leibliche Verkörperung von Jeanne d'Arc, einer französischen Heldin des Mittelalters.“ erklärte Juliette lachend und Lucar grinste sie nur an. Lindsey gefiel Juliettes Bruder. Er hatte Humor, was nicht viele Männer in dieser schwierigen Zeit hatten. Noch ein paar Minuten witzelten Bruder und Schwester herum, dann musste sich Lindsey auch schon verabschieden, da sie noch allerhand zu erledigen habe. Juliette versprach ihr, dass ihre Robe in zwei Tagen fertig sein würde. Die 15 Jährige versprach in 2 Tagen noch einmal vorbei zuschauen.
 

Mit einem zufriedenen Lächeln schlenderte Lindsey über den Marktplatz. Ihr Pferd Black Baby, wie immer, dicht hinter ihr. Sie besorgte die Dinge die auf der Liste standen und kaufte sogar noch einen extra Sack Äpfel für ihre schwarze Stute. Da sie für die Änderungen an ihrer Assassinen-Robe kein Geld bezahlen musste, konnte sie es für andere Sachen ausgeben und noch ein wenig sparen. Als sie alle Sachen besorgt hatte, ritt Lindsey mit Black Baby zu den außerhalb gelegenen Häusern von Boston und fragte einige Bauern, ob sie bei ihnen in der Scheune für 2 Tage übernachten dürfe. Nach dem dritten Anlauf und ein paar Münzen, sagte ein netter Mann zu und seine Frau lud Lindsey sogar zum Abendessen ein. Die Nacht im Stall zu verbringen ist zwar nicht gerade das tollste der Welt, aber wenn man sich ins Heu kuschelte, die Augen schloss und sich vorstellte man wäre woanders – und nicht in einem Stall mit Haufen stinkender Tiere, die darüber hinaus auch noch einen wahnsinnigen Lärm veranstalteten – war es nicht so schlimm.

Lindsey dachte an Sugar und Cream. Ihre beiden kleinen, aufgeweckten Lieblinge, waren leider zu Hause geblieben, da für sie die lange Reise nach Boston vermutlich zu anstrengend gewesen wäre. Sie musste vor ihrer Abreise die sogar beide einsperren, sonst wären sie ihr hinterher gelaufen, egal was sie gesagt hätte. In letzter Zeit sind die beiden sehr anhänglich. Das lag wahrscheinlich daran, dass Lindsey viel mit ihrem Training und Nachforschungen beschäftigt war und nicht mehr so viel mit den Kleinen spielen konnte.

Mit tausend anderen Gedanken im Kopf, schlief Lindsey spät in der nachts ein.



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