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Shinadan Band I

Dunkle Omen
von

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Sher Kol'Dan

Der  Himmel strahlte so blau, wie er es schon   lange nicht mehr getan hatte.

Der perfekte Tag zum Klettern, dachte  Sabin, als er am Fuße von Sher Kol’Dan, dem „Berg der Gefahren“, ankam. Was soll mir bei diesem Wetter schon  passieren? Diese ganzen Mythen sind doch alles nur Erfindungen!

Direkt  vor ihm erstreckte sich der größte und höchste Berg von ganz Shinadan. Wäre der  Himmel an diesem wunderschönen Tag, an dem sich die Sonne in ihrer vollen  Pracht zeigte, nicht vollkommen wolkenlos gewesen, hätten eben diese Wolken die  Spitze des Berges komplett verschleiert. Doch nun hatte Sabin freien Blick bis  zum Berggipfel, der sich in rund 3000 Metern Höhe in das Wolkendach bohrte.

Es war  ein angenehm warmer Tag, die Sonne konnte direkt auf den Boden strahlen, aber  dennoch war es nicht so brütend heiß, wie man es bei dieser Wolkenlosigkeit  hätte vermuten können.

Vor Sabin  verliefen die ersten Ausläufer des Berges, den er heute erklimmen wollte.  Kleine Steine und bis zu einem Meter große Felsen sammelten sich hier, aber  trotzdem war es momentan noch äußerst einfach voranzukommen. Ein provisorischer  Weg, der vor langer Zeit, als es noch Bergführer gab, angelegt wurde, leitete  ihn bis zur ersten Steigung, welche er noch ohne größere Probleme überwinden  konnte.

Er war  ein geübter Kletterer. Seit seiner Kindheit war Sabin Heavensent seinem Bruder  Lancer Heavensent, dem König des westlichen Landes, oder Shinadan, im Klettern  stets überlegen gewesen, und bis heute hatte sich daran nicht das Geringste  geändert. Deshalb hatte er die erste Felswand mit ein paar geschickten Griffen  und Sprüngen einfach und schnell hinter sich gebracht.

In  einiger Entfernung konnte er die Ruine eines Hauses erkennen. Als er dort  eintraf, stellte er fest, dass es, wie er bereits vermutet hatte, eine alte  Bergführerhütte gewesen war. Doch genau wie von den Bergführern selbst, war  auch von dieser Hütte nichts mehr übrig, zumindest fast nichts. Einzig das  Fundament und das eingestürzte Dach zeugten noch davon, dass dieses Gebäude  überhaupt einmal existiert hatte. Schlagartig kam die Erinnerung an die Mythen,  die man sich über diesen Berg erzählte, zurück in Sabins Gedächtnis, jedoch  verdrängte er diese sofort wieder.

Bevor er  seine Reise zur Spitze des Berges fortsetzte, schaute er sich das ihn umgebende  Terrain etwas genauer an. Im Laufe der Zeit waren viel Steine und einiges an  Geröll auf dem Weg gelandet, so dass man ihn nur noch schwer erkennen konnte –  Sabin störte dies jedoch nicht, er verließ sich sowieso lieber auf sein Gefühl  und seine Auffassungsgabe. Vegetation gab es bereits hier am Beginn des Berges  kaum noch; nur vereinzelte Sträucher und ein paar Gräser schienen wie winzige  grüne Punkte in einem Meer aus grauem Fels und Stein unterzugehen. Er folgte  den Überresten des Pfades mit seinem Blick und erkannte nach ungefähr  zweihundert Metern eine Art Treppe, die von Menschenhand in den Berg gemeißelt  worden war. Dies war sein nächstes Ziel, also machte er sich direkt auf den  Weg.

Dort  angekommen begann er sofort den Aufstieg auf dieser provisorischen Treppe, denn  er hatte noch einiges an Weg vor sich und er war schon immer ehrgeizig gewesen,  was das Erfüllen von selbst gesteckten Zielen anbelangte. Die Sonne wanderte am  Himmel entlang, während er sich den Weg zum Gipfel bahnte.

Nach gut  einer Stunde gelangte er an das Ende der Treppe. Sabin hatte bereits beim  Aufstieg bemerkt, wie immer wieder kleine Steine den Berg hinab rollten. Ein paar  Mal hatte er sogar einen Schritt zur Seite machen müssen, um nicht getroffen zu  werden. Doch erst jetzt erkannte er die Quelle der fallenden Steine: Knapp  dreißig Meter über ihm lösten sich ab und zu Teile der hier durch Wasser porös  gewordenen Felswand, fielen auf eine Art Plateau und von dort aus den Berg  herab.

    Sabin sah einen behelfsmäßigen Weg, der ihn  weit um den Berg führen und dadurch einiges an Zeit kosten würde. Er entschied  sich gegen diesen Umweg und beschloss stattdessen seiner Kletterleidenschaft  nachzu-gehen und den Berg bis zum Plateau von Hand zu er-klimmen, wobei er sich  voll darüber im Klaren war, dass er stets auf die herunter fallenden Steine  achten musste, da diese ihm äußerst schnell zum Verhängnis werden konnten.

Er legte  seine Schultertasche ab und entnahm ihr 2 Handschuhe aus Gersonleder, einem  besonders wider-standsfähigem Material, die er sich extra für diesen Ausflug  hatte anfertigen lassen. Nachdem er sie angezo-gen hatte, überprüfte er noch  einmal ihren Sitz, hängte sich seine Tasche wieder um und begann den Aufstieg.

Stück um  Stück rang er dem Berg einen Meter nach dem anderen ab, immer auf der Suche  nach der nächsten Stelle, an der er sich hochziehen konnte. Bisher hatte er mit  den Steinen noch Glück gehabt; erst einmal kam ihm einer entgegen, der ihn dann  aber um gut einen Meter verfehlt hatte. Langsam aber sicher näherte er sich dem  Absatz, auf dem er eine weitere Treppe erspäht hatte. Gerade hatte er seine  Hand auf das Plateau gelegt und wollte den letzten Teil der Felswand hinter  sich bringen, um seine Reise auf der Treppe fortzusetzen, als der Stein, auf  dem er seinen rechten Fuß platziert hatte, wegbrach und hunderte von Metern in  die Tiefe stürzte, wobei er immer wieder hämmernde Geräusche verlauten ließ.  Völlig überrascht von dieser absolut unerwarteten Situation rutschte Sabin auch  noch mit dem linken Fuß weg und baumelte nun hoch über dem Teil des Berges, den  er schon fast überquert hatte, wobei er sich nur mit seiner rechten Hand an den  Absatz klammerte, auf den er nun um Alles in der Welt gelangen wollte. Er hatte  nicht viel Zeit sich einen Plan zurechtzulegen, denn er begann bereits langsam  wegzurutschen.

Zunächst  versuchte er sich etwas mehr Halt zu verschaffen und unterstützte seine rechte  Hand, indem er auch mit der linken nach dem rettenden Absatz griff. Hektisch  sah er sich um, bis er links von sich in gut zwei Meter Entfernung einen  riesigen Felsen aus dem Berg ragen sah. Langsam begann Sabin von links nach rechts  zu schwingen, dann zunehmend schneller, bis er schließlich seine Füße fest  gegen den Felsen rammen konnte und somit sich selbst zwischen diesem und dem  Plateau mit aller Kraft einspannte. Durch diesen neuen Halt hatte er wieder  einige Zeit bekommen, um sein weiteres Handeln gut zu durchdenken, denn jeder  Fehler würde in seiner jetzigen Position höchstwahrscheinlich im Tod enden.

Vorsichtig  begann er seine Hände stückchenweise nach links zu versetzen, stets darauf  erpicht die momentan lebenswichtige Spannung zu erhalten. Desweiteren versuchte  er seine Füße ebenfalls so nahe wie möglich an die Kante des Felsens zu  bringen, um den finalen Sprung zu einfach wie möglich zu gestalten; wobei ihm  in dieser Situation selbst ein Kampf gegen 5 Gersons einfacher erschien.

Als er  nun endlich seine Füße in die gewünschte Position gebracht hatte, nahm er all  seinen Mut zu-sammen und begann in einer einzigen schnellen Bewegung seine Füße  auf die Oberseite des Felsen zu stellen, während er mit seinen Händen, so  schnell er konnte, die Position seiner Füße zu erreichen versuchte.

War er  mit seiner Armbewegung nicht schnell genug, wäre er im Moment, in dem er den  Felsen betrat, zu schräg gestanden und möglicherweise hinabgestürzt, doch sein  Timing war perfekt und so kam er mit rasendem Herzen und Schweiß auf der Stirn  auf dem Felsen hockend zur Ruhe.

Sabin  stieß einen lauten Keucher der Erleichterung aus, doch seine Freude war nur von  kurzer Dauer. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er den fünfzig Zentimeter großen  Stein, der direkt auf ihn zuraste.

Ein  lautes Knirschen war zu hören, als der Stein Sabins Kopf nur knapp verfehlte  und lautstark den Felsen unter dessen Füßen traf, um dann seinen Weg ins Tal  fortzusetzen. Sabin hatte es im letzten Moment noch geschafft ein paar  Zentimeter zur Seite zu kriechen, um dem Geschoss zu entgehen. Sein Gefühl  sagte ihm, dass die Gefahr noch nicht gebannt war, und er sollte Recht  behalten, denn der Felsen, auf dem er sich immer noch befand, war durch den  Stein, der ihn getroffen hatte, stark mitgenommen, und begann deshalb zu  knirschen und plötzlich aus dem Berg zu brechen. Geistesgegenwärtig sprang  Sabin von dem bereits hinab fallenden Felsen auf den Vorsprung und krabbelte  nach der Landung zunächst so weit wie möglich vom Abhang weg, bis er sich  schließlich mit dem Rücken an die Bergwand drückte. In völliger Anspannung dort  sitzend, hörte er gebannt und geschockt dem ohrenbetäubenden Krachen des  Felsens zu, das dieser von sich gab, weil er während seines Sturzes immer  wieder gegen den Berg prallte und dabei lautstark zersplitterte.

Nachdem  es endlich einigermaßen ruhig um Sabin geworden war und er wieder ein paar  klare Gedanken fassen konnte, um das eben Erlebte zu verarbeiten, schossen ihm  plötzlich wieder die Mythen, die sich um diesen Berg rankten, durch den Kopf.

Und wenn sie doch stimmen? Zweifel  durchflogen ihn. Sollte er vielleicht umkehren? Kommt gar nicht in Frage! Ein Heavensent gibt niemals auf und ich schon  gar nicht! Zum Teufel mit diesen Altweibergeschichten! Trotz dieser kleinen  Ansprach an sich selbst blieb er noch einen Moment an seinem scheinbar sicheren  Platz sitzen.

Nachdem  er eine Zeitlang verschnauft hatte, griff Sabin in seine Tasche und nahm eine  Wasserflasche heraus. Er öffnete sie hastig und gönnte sich einen kräftigen  Schluck ihres kühlen Inhalts.

Als er  bereit war, den Aufstieg fortzusetzen, verschloss er die Flasche, packte sie  wieder ein und ließ seinen Blick über das weite Grasland schweifen, das sich  über das Tal vor dem Berg erstreckte. In diesem Moment der völligen Ruhe und  Unaufmerksamkeit traf ihn ein Stein so hart am Kopf, dass er bereits im Fallen  ohnmächtig wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  konohayuki
2014-01-27T17:01:12+00:00 27.01.2014 18:01
~Kommentarfieber~

Da hat sich ja noch ein Geschichtchen versteckt, dass ich noch nicht gelesen habe von dir. In die Geschichte scheint einiges an Arbeit gegangen zu sein, wenn man sich mal ansieht, was du so in die Kurzbeschreibung geschrieben hast. Trotzdem hätte ich mir gerne auch eine ganz kleine Kurzbeschreibung des Inhaltes gewünscht.

>Der Himmel strahlte so blau, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte.<
Da sind zwischen "schon" und "lange" ein paar Leerzeichen zu viel. Das ist zwar Minimalstkrittelei, aber ich dachte mir, ich merke es einfach mal an, der Vollständigkeit halber.

Die Namen, die du verwendest, finde ich in jedem Fall sehr ansprechend. Zum Teil auch sehr sprechend, "Heavensent" sagt ja doch durchaus etwas über den Charakter aus. Kurzum, sie gefallen mir. Und ich bin sicher, dass die Gerüchte - welche auch immer es sein mögen -nicht von ungefähr kommen ;) Erzählt uns Sabin irgendwann auch etwas über die Mythen, die sich um den Berg ranken?

Die Sache mit den Zahlen und den Bindestrichen hat abgemeldet ja bereits angemerkt, da brauche ich dann ja nichts mehr zu sagen. ;)
Was ich aber sagen kann ist, dass mir deine Art der Erzählung immer mehr gefällt, man wird in die Geschichte hineingezogen und kann sich ganz darauf einlassen, in die fremde Welt einzutauchen.

Uh, das ist ein böser Cliffhanger. Ich will wissen, wie's weitergeht, was es mit den Mythen um den Berg auf sich hat und warum Sabin sich dazu entschieden hat, den Versuch zu unternehmen, den Berg zu erklimmen. Fragen über Fragen, die hoffentlich in den nächsten Teilen, die wie ich gelesen habe, bis spätestens 2020 folgen sollen (;D) beantwortet werden.

Weiterverfolgen werde ich die Geschichte in jedem Fall. Zu meckern habe ich hier nichts, ich habe mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt.

Liebe Schreibziehergrüße,

kono
Antwort von:  TheGreenArrow
28.01.2014 02:26
Hi,

danke für die netten Worte :)

Die Leerzeichen kommen wahrscheinlich auch vom Rauskopieren aus Word. Sobald es mit der Geschichte weitergeht, werd ich das alles korrigieren.

Ohne jetzt zu viel zu spoilern, auf die Mythen wird noch eingegangen. Zwischenspiel 1 wird eine Erinnerungssequenz von Sabin an seine Kindheit sein, in der ihm unter anderem die Geschichten über den Berg erzählt werden.

Freut mich, dass es dir gefällt. Tut mir leid wegen des Cliffhangers bzw. dass er aktuell nicht aufgelöst wird, ich mag die Teile einfach :D
Aber ich muss auch sagen, dass ich nach euren beiden Kommentaren selbst wieder ziemliche Lust auf die Geschichte hab, auch wenn da noch einiges an Arbeit reinfließen muss :) Ich denke, sobald das Feintuning meiner aktuellen Idee abgeschlossen ist, werde ich mal wieder meine Unterlagen rauskram ;)

Liebe Grüße,
Doctor


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