Zum Inhalt der Seite

☾ Mikadzuki

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufbruch

Shippô saß allein auf einem kleinen Hügel etwas abseits der Rückseits des Schulgebäudes und dachte nach.

Neben ihm wehte ein Windstoß den kleinen Zettel davon, auf dem vermerkt war, dass er tatsächlich wieder eine Stufe aufgestiegen war.

Der junge Kitsune sah ihm nach, wie er im Wind tanzte und schließlich in der nächsten Pfütze ertrank. Auf der einen Seite freute er sich, auf der anderen Seite war er ziemlich nachdenklich. Diese Fragen, die die junge Miko ihm in der vergangenen Nacht gestellt hatte, hatten ihn wieder einmal daran erinnert, dass er etwas vermisste, seit er hier an der Akademie war.

Sicher, es war wichtig, dass er lernte mit seinen Kräften umzugehen, sonst könnte er erstens nie für sich selbst sorgen und zweitens es auch nicht mehr nachholen. Die Illusionsmagie der Füchse konnte von keiner anderen Yôkaiart gelehrt werden und die Akademien bildeten nur Kinder aus. Und außerdem hatte er sich frei hierfür entscheiden.

Aber er vermisste seine Freunde und das Herumziehen. Kameraden hatte er hier auch gefunden, recht schnell sogar, aber Saburo, Tsubasa und die anderen waren nichts gegen seine Freunde. Gegen Kagome, die er als irgendetwas zwischen großer Schwester und Ersatzmutter ansah, gegen InuYasha, mit dem man so herrlich streiten konnte, gegen Miroku, der so viel wusste und gegen Sango, die ihm so viel über Verantwortung gelehrt hatte.

Er seufzte.

Da hörte er plötzlich ein Geräusch schräg vor sich im Gebüsch, war sofort auf den Beinen, die Hand erhoben um abzuwehren, sei es ein Angriff, sei es ein Trick seiner Kameraden.

Doch stattdessen erkannte er eine Gestalt in der rotweißen Tracht der Mikos, die dunklen Haare streng zurückgebunden. Yuuna-san. Überrascht ließ er die Hand sinken, blickte sie aufmerksam an.

„Ich wusste dass du anders bist, kleiner Kitsune“, sagte sie ruhig und kam etwas näher.

Shippô legte den Kopf schief, rührte sich aber nicht. Was wollte sie von ihm?

„Du bist anders“, wiederholte sie. „Mag sein“, gab der junge Fuchsdämon leise zurück. „Du bist nicht so naiv wie deine Kumpane. Ich hab schon ein paar Mal gesehen, dass du schneller reagierst. Warum tust du das?“

„Ich habe Sachen erlebt, das können die anderen sich gar nicht vorstellen“, antwortete Shippô.

„Und du respektierst uns Mikos“, setzte Yuuna hinzu. Shippô nickte. „Warum?“

„Weil ich insgesamt drei kennengelernt habe, die mich auf ihre Art alle viel gelehrt haben“ Langsam beruhigte Shippô sich, setzte sich schließlich wieder ins Gras. Yuuna tat es ihm ein paar Meter entfernt gleich. Sie war nun endgültig überzeugt, dass sie einem sehr ungewöhnlichen jungen Kitsune gegenüber saß. Sie kannte ja viele seiner Gattung, aber dieser hier war eindeutig anders. „Gleich drei? Aber so viele Dörfer gibt es hier doch gar nicht“ „Ich komme nicht hier aus dem Süden“, antwortete Shippô. Noch immer gab er sich ein wenig distanziert, wollte nicht zu schnell offen sein. Er glaubte nicht, dass Yuuna irgendetwas gegen ihn unternehmen wollte, aber seine Kindheit nach dem Tod seiner Eltern war bisher sein Eigentum gewesen, kaum einmal hatte er darüber gesprochen.

Da hob er plötzlich den Kopf, lauschte. Ein Wagenzug näherte sich, dämonischer Art, dass zeigten die rotorangenen Augen des Zugpferdes. Plötzlich hielt die Kutsche. Shippô spitzte neugierig die Ohren, konnte so aber noch immer nichts von dem Gespräch verstehen, das im Inneren geführt wurde.
 

„Chichi-ue?“

„Was möchtest du denn?“

„Schau mal, Chichi-ue! Das ist die Miko aus dem Dorf im Tal. Und sie unterhält sich mit einem meiner Mitschüler“

„Ganz Recht. Worauf willst du hinaus, Musume?“

„Ich finde das seltsam. Keiner der anderen würde sich freiwillig und friedlich mit einer Miko unterhalten“

„So wie du dich anhörst, kennst du den dort draußen“

„Tue ich auch. Er ist ein Musterschüler, aber manchmal tut er mir Leid. Zwar ist er beliebt, aber er wirkt manchmal so… anders. Erwachsen, lebenserfahren, verschlossen“

„Er interessiert dich“

„Ja, Chichi-ue. Er ist mir aufgefallen“

„Und nun?“

„Darf ich aussteigen? Ich will wissen, was da los ist“

„Na gut, Musume“

„Danke. Auf Wiedersehen, Chichi-ue. Auf Wiedersehen, Onii-san“
 

Shippô war etwas überrascht, als er sah, wer nach einem Moment aus der Kutsche stieg, sich noch einmal in Richtung des Inneren verneigte und dann langsam auf ihn zu kam.

So wirklich merkte er nicht einmal, dass die Miko sich höflich zurückzog, kaum weniger verwirrt, als in der letzten Nacht. Dieser junge Kitsune war ihr suspekt, aber sie sollte trotzdem nicht länger bleiben.

Dessen Augen lagen derweil auf der Neuangekommenen. „Kyoko!“, sagte er überrascht, ehe er etwas verlegen die Augen niederschlug. „Verzeih. Hallo, Kyoko“, setzte er dann etwas höflicher nach. Sie kannten sich kaum und er gehörte nicht zu ihrem Freundeskreis – sofern sie überhaupt einen hatte. Meist sah man sie bloß allein.

Sie war vor ihm zum Stehen gekommen, kicherte leise. „Schon gut. – Shippô, richtig?“

Er hob den Blick wieder. „Richtig. Sag… woher weißt du das?“

„Du stichst heraus. Wenn man allein ist, kann man gut beobachten“, gab sie offen zurück und setzte sich nun ihm gegenüber ins Gras.

Shippô schmunzelte etwas. „Das stimmt“, bestätigte er langsam und besah sie sich genauer. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kitsune, die rotes oder braunes Haar hatten, so wie er, hatte sie silbrige Haare. Nicht so weißsilbern, wie er es von InuYasha kannte, sondern eine dunklere, kräftigere Farbe. Das war selten und wies – so zumindest der Aberglaube – auf große, magische Macht hin. Dennoch fiel ihm im Moment etwas anderes auf. Der lavendelfarbene Kimono, den sie trug, war sechslagig und sehr edel verziert. „Sag mal, wie kommst du an so einen kostbaren Kimono? So etwas habe ich noch nie gesehen!“

Sie legte etwas den Kopf schief. „Das Ding hier ist gar nichts. Ich habe die oberen beiden Lagen für die Reise schon abgelegt. Ist sonst zu unbequem“, lachte sie, wobei sie etwas an dem tatsächlich recht steif wirkenden Kleidungsstück zupfte.

„Acht Lagen? Dann… dann bist du so etwas wie eine Hime?“

Kyoko sah ihn aus großen Augen an, dann kicherte sie. „Wenn du so willst… ja“
 


 

„Und ihr seid sicher, dass ihr alles habt?“ Prüfend sah Sango zwischen den abreisebereiten Freunden hin und her.

„Keh!“, machte InuYasha. „Natürlich“

Kagome und Kohaku nickten bloß, Kirara piepste zustimmend, während sie geschickt auf der Schulter des jungen Taijiya balancierte.

„Dann… auf Wiedersehen! Und viel Glück“, wünschte Sango freundlich und nahm Kagome zum Abschied nochmal in die Arme. Ihr standen Tränen in den Augen.

„Auf Wiedersehen, Sango-chan“, erwiderte sie und lächelte, als sie sich von ihrer Freundin löste. „Auf Wiedersehen, Miroku. Aiko, Hina, Yamato“ Sie lächelte den restlichen Mitgliedern der Familie zu. Dann beugte sie sich hinab. „Mach keinen Unsinn, Yume!“, bat sie das kleine Baku, das neben Miroku am Boden saß und zu ihr hinaufschaute. Ein entrüsteter Gesichtsausdruck war die einzige Reaktion des Jungtiers, dann wandte Kagome sich um.

„Auf geht’s“, verkündete sich und trat an InuYashas Seite. „Das brauchst du mir nicht zu sagen“, schnappte er, aber seine Augen glänzten. Solche Sprüche meinte er längst nicht immer ernst und außerdem freute er sich, endlich wieder auf Reisen zu gehen. Wer Zeit seines Lebens auf dem Sprung gewesen war – von fünfzig ‚verschlafenen‘ Jahren mal abgesehen – langweilte sich früher oder später, ob er nun den Frieden genoss, oder nicht. Gewöhnen konnte InuYasha sich nicht an das ereignislose Leben im Dorf – das es noch bis vor ein paar Wochen gewesen war.

So spazierte er forsch los, sodass Kagome und Kohaku aufpassen mussten, dass sie hinterher kamen. Sie waren rechts schnell außer Sichtweite des Dorfes verschwunden.
 

„Weißt du, was mir einfällt, Miroku?“, fragte Sango da plötzlich.

„Das da wäre?“

„Rin. Sesshômaru ließ sie in unserer Obhut, weil er annahm, InuYasha würde sie schützen. So sehe ich das wenigstens. Wir werden sie ständig im Auge behalten müssen. Solange InuYasha nicht da ist, sind wir dran, wenn ihr etwas passiert. Und ich mache mir keine Illusionen darüber, was er dann mit uns anstellt“, antwortete die Taijiya und machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.

„Allerdings. Da magst du Recht haben“ Miroku hob die Hand und zeigte genau die Fingerhaltung, die Sesshômaru benutzte um seine Energiepeitsche zu rufen. Dabei grinste er schief.

„A Propos. Wo ist sie eigentlich?“

„Na wo wohl? Bei Kaede. Die wollten doch heute Jinenji besuchen“

„Wie hätte ich das vergessen können. Die beiden mögen sich ja unheimlich“, Sango stöhnte gespielt auf.

„Hast Recht. Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass Jinenji irgendwann einmal Jaken gerettet hat. So etwas hat sie wenigstens mal erzählt. Und dann noch irgendetwas von Ah-Uhn wäre ein Held und Sesshômaru so toll. Nun, letzteres kennen wir ja“, stimmte Miroku ihr zu.

„Stimmt. Etwas anderes ist für sie ja kaum erwähnenswert. Sie sieht in ihm wirklich eine Lichtgestalt, oder?“

Miroku wechselte seinen Mönchsstab von einer in die andere Hand und sah zum Himmel auf. „Einen Vater. Sie sieht zu ihm auf, als wäre er ihr Vater. Und ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn er sie nicht als seine Tochter oder wenigstens als sein Ziehkind sieht“

„Scheint so, ja. Nun, bei Jinenji kann ihr so schnell nichts geschehen. Er lernt langsam, sich zu verteidigen“

„Ich weiß. Und seine Mutter und Kaede können auch noch ein wenig was ausrichten. Trotzdem müssen wir auf sie Acht geben. Wer weiß, wann InuYasha und die anderen zurückkehren“

Diesmal nickte Sango nur. Was gab es da auch noch hinzuzufügen. Sie sah noch einmal in die Richtung, in die die kleine Reisegruppe verschwunden war. Sie hatte bleiben müssen, wegen der Kleinen und wegen des Dorfes. Aber die Erinnerung an früher kam doch wieder auf. Sie seufzte schwer, spürte sofort, wie sich Mirokus Arm vorsichtig um ihre Schultern legte, sorgsam darauf bedacht, Yamato nicht aufzuwecken, der in seinem Tragetuch schlief. Dankbar lächelte sie den Mönch an, dann wandten beide sich um und kehrten zu ihrer Hütte zurück. Die Zwillinge und Yume taperten ihnen hinterher.
 


 

„He, Krähe, dort ist der Wald. Runter bitte!“, sagte die Stimme, die mitten aus dem Gefieder des schwarzen Vogels zu stammen schien. Myouga hatte sich mal wieder ein fliegendes Transportmittel verschafft, um schneller zu sein. Das Flattertier krächzte auch nur und segelte niedriger, strich knapp über die Baumkronen hinweg.

Mit einem kurzen Dank sprang Myouga ab, suchte nach der Aura, die er zu finden hoffte. In diesem Gewirr war es manchmal nicht leicht, zu finden, was man suchte, vor allem wenn das, was man suchte, ein Baum inmitten des Waldes war. Nun ja, im Grunde kein einfacher Baum, aber sein Ziel war gut darin, sich zu tarnen.

Aber der Flohgeist fühlte die Aura und folgte seinem Gefühl, bis er die uralte Magnolie erreichte, als die sein alter Freund erschien. „Bokuseno! He!“, rief er bereits, als er die Äste des alten Baumes hinab sprang.

„Du weißt schon, dass dein Fliegengewicht kitzelt?“, brummte eine tiefe Stimme, die irgendwie aus dem Baum selbst zu dringen schien.

„Und du weißt schon, dass es unhöflich ist, seinen Gesprächspartner nicht anzugucken“, konterte Myouga ungewohnt trocken. Gegenüber seinen und Oyakata-samas alten Freunden war er meistens ganz anders drauf, als gegenüber InuYasha oder gar Sesshômaru.

Der mit Bokuseno angesprochene nahm sich die Mahnung des Flohgeistes anscheinend zu Herzen, denn auf einmal erschien aus der knorrigen Rinde ein Gesicht, dessen Augen Myouga nun musterten. „Zufrieden?“, wollte die tiefe Stimme wissen.

Der Flohdämon, der auf dem niedrigen Ast eines Nachbarbaumes angekommen war, nun genau auf Höhe von Bokusenos Nase saß, nickte leicht.

„Aber du bist sicher nicht gekommen, um zu plaudern, oder?“

„Nein“, gab Myouga zu, um unaufgefordert fortzufahren: „Sagt dir der Name Kirara noch etwas?“

„Die Nekomata, die die Dämonenjäger beschützt? Und die…“ --- „… einst Midorikos Partnerin war, bevor das Shikon no tama entstand. Ja“, vervollständigte Myouga bestätigend. „Sie lebt nun bei einem der letzten Dämonenjäger dieser Gebiete. Und ist mit InuYasha-sama unterwegs“

„Das hört sich nicht so an, als ob es keine Probleme gibt“, wandte Bokuseno ein.

„Nein, tatsächlich nicht. Kirara fürchtet, dass nach der Zerstörung des Juwels der vier Seelen und des Hakurei-Segens das Gleichgewicht durcheinander gerät. Und im Moment deutet auch alles darauf hin. Du hörtest von den wildgewordenen Oni?“

„Ja. Und ich merke auch, dass das Onibi seit etwas mehr als drei Jahren wieder erstarkt. Manchmal entweichen einzelne Stückchen und diese schwarzen Shinidamachu sind schon ein paar Mal zu schnell zur Stelle gewesen, als ich die Stückchen wieder einfangen könnte“ Er zeigte mit einem Zweig hinauf zu dem dichten Astgeflecht inmitten seiner Krone, worin eine faustgroße, weiße Kristallkugel schwebte, die fortlaufend Flammen zu spucken schien.

„Die schwarzen Shinidamachu sind wieder aufgetaucht? Das heißt, sie könnten schuld sein?“, fragte Myouga aufgeregt nach. Das klang alles andere als gut. Kiraras Gespür schien sie nicht getrogen zu haben.

Bokuseno kratzte sich mit einem dünnen Zweig an der Borken-Stirn, ehe er antwortete: „Wenn sie die Onibi-Stückchen unter den Oni verteilt haben, klar. Aber wer sollte sie befehlen? Jigoku no Ookami ist seit über sechshundert Jahren gebannt und versiegelt. Und seine beiden Artefakte gleich mit“

„Naja, sie könnten genauso gut aus eigenem Antrieb handeln. Akuma – oder Jigoku no Ookami, wie du ihn nennst – hat sie verdorben, aber er hatte nie den absoluten Befehl über sie, oder? Shinidamachu waren noch nie leicht zu beschwören“, gab Myouga zu bedenken. „Aber, das mal beiseite, mir geht es um etwas anderes. Kirara will InuYasha-sama und dessen Freunde dazu kriegen, dass sie die beiden zwiespältigen Artefakte suchen und in Sicherheit bringen. Nur, ich muss zugeben, ich habe nicht viel Ahnung von den Relikten des Gleichgewichts. Geht es dir da besser?“

„Ich habe Ahnung von meinem Dämonenfeuer, da oben“, scherzte Bokuseno trocken und zeigte erneut auf die, weiße Flammen spuckende, Kugel, das Artefakt, das er seit Jahrtausenden hütete, damit es keinen Unsinn anstellte. Im Gegensatz zu seiner nah verwandten Macht, dem Fuchsfeuer, das jedem Kitsune innewohnte, war die Quelle des Dämonenfeuers, oder Onibis, diese Kugel und die war ein böswilliges Artefakt. „Allerdings müsstest auch du noch die Worte der Prophezeiung kennen, die einst beschrieben, bei wem die Federkralle eines Tages wieder auftauchen würde“, wandte der Baumgeist dann ernster ein.

Myouga kratzte sich am Kopf, dann nickte er langsam. „Ja. Hieß es nicht... des Spiegels Illusion wird Hort der gefiederten Kralle sein?“

„Ganz Recht, Myouga. Geh zurück zu InuYasha-sama und sag ihm das. Vielleicht hilft es ihm. – Und… stell ihn mir bei Gelegenheit doch mal vor. Ich habe ihn noch nie leibhaftig zu Gesicht bekommen“ Bokusenos Rinden-Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln, ehe das Gesicht wieder im Stamm verschwand und nur das Erscheinungsbild einer zwar alten aber völlig normalen Magnolie zurück ließ.
 


 

Angesprochener Halbdämon wanderte derweil durch einen etwas entfernten Wald, Kagome an seiner Seite, Kohaku und Kirara hinter sich. Die Reise war bisher friedlich gelaufen und so hing jeder ein bisschen seinen Gedanken nach.

Kirara überlegte sich die Route, denn sie war der Meinung, dass man zuerst schauen sollte, ob das Phönixjuwel tatsächlich noch da war, wo es hingehörte. Immerhin, wenn es das war, dann kannte sie den Weg.

InuYasha und Kagome dagegen gedachten der alten Zeiten, als noch nicht Kohaku, sondern Sango, Miroku und Shippô zu ihrer Gruppe gehört hatten.

„Shippô hat sich verändert“, murmelte Kagome da plötzlich.

InuYasha wandte ihr den Kopf zu. „Wie kommst du da drauf?“

„Ich hab gerade daran gedacht, wie er früher war, auf unseren Reisen. Das ist keine dreieinhalb Jahre her, da war er im Verhalten wirklich noch ein Kind. Wenn ich das richtig abschätze, ist er es altersmäßig immer noch. Aber er benimmt sich nicht mehr so. Als wäre er unglaublich schnell erwachsen geworden“, erklärte Kagome, was sie meinte und pflückte im Vorbeigehen eines der herbstlich verfärbten Ahornblätter ab, drehte es in der Hand.

„Bedenk, was er mitgemacht hat. Kein junger Kitsune erlebt so viel Lebensgefahr, so hat er doch selbst gesagt“

„Ich weiß. Aber während unserer Reisen ist mir das nie großartig aufgefallen. Aber jetzt…“

„Er ist doch jetzt nur noch von seinen Altersgenossen umgeben. Vielleicht fällt es ihm jetzt erst auf, wie anders er ist…“, wandte InuYasha ein, hob auf einmal den Kopf. Er kniff die Augen zusammen, witterte deutlich.

Sofort schob Kagome ihre Gedanken beiseite und griff über die Schulter bereits nach ihrem Bogen. „Was hast du?“ Hinter sich hörte sie, dass auch Kohaku nach seiner Waffe griff.

Doch InuYasha senkte den Blick schon wieder, seine Miene entspannte sich. „Ich weiß nicht…“, murmelte er zögernd, sah starr in die Bäume vor sich. „Du zuckst nicht wegen gar nichts so zusammen“, stellte die junge Miko klar und hielt ihn am Ärmel zurück, als sie stehen blieb.

Der Hanyou ließ die Schultern fallen und drehte sich zu ihr um. „Wenn ich nicht wüsste, dass das nicht sein kann, würde ich sagen, ich hätte Shinidamachu gewittert“, gab er langsam zu Protokoll. Seine Hundeohren zuckten unbehaglich. Das war das erste Mal seit Kagomes Rückkehr, dass – wenn auch nur sehr indirekt – Kikyô angesprochen wurde.

Kagome reagierte aber entgegen seiner Befürchtungen aus anderem Grunde überrascht. „Seelenfänger? Aber wo können die her kommen?“

„Was weiß ich. Und irgendwie roch das gerade zwar wie Shinidamachu, aber andererseits auch wieder nicht. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll“ Er machte eine kurze Pause. „Ach was, vermutlich lässt meine Nase schon nach“

Kagome zog eine Augenbraue hoch. „Deine Nase lässt nach?“, fragte sie etwas verwirrt.

InuYasha drehte sich wieder weg und setzte sich erneut in Bewegung. „Ja meine Nase lässt nach. Hast du nicht gemerkt, wie dunkel es gestern Nacht war?“, erwiderte er patzig.

Die Miko seufzte, als ihr ein Licht aufging. Heute würde Neumond sein. Das war es, was InuYasha meinte. Da hätte sie gut und gerne selbst drauf kommen können. Im Gehen sah sie über die Schulter zurück. „Kirara, kannst du mal hochfliegen und schauen, ob hier irgendwo eine geschützte Lichtung ist? Ich denke, wir sollten langsam Quartier machen“ Die kleine Katze piepste zustimmend, sprang von Kohakus Schulter und verwandelte sich, denn nur ihre große Form ermöglichte es ihr ja, zu fliegen. Dann hob sie mit einem Sprung in die Luft ab, wich einer Baumkrone aus und stieg in den Himmel.

„Warum Rast?“, wollte der junge Taiyija wissen, der das kleine Geheimnis des Halbdämons zwar kannte, aber nicht wusste, wie unliebsam dem dieses Thema war.

InuYasha verspannte sich auch sofort, wollte schon unfreundlich antworten, da ging Kagome im letzten Moment dazwischen. „Weil ich müde bin, Kohaku. Ich bin das lange Wandern nicht mehr gewöhnt. In der Neuzeit musste ich es nie“ Aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass InuYasha sich wieder entspannte. Also wandte sie ihm den Blick zu. „Du weißt ja, wie man sich dort fortbewegt, wenn man nicht gerade auf den Hanyô-Express zurückgreifen kann“, scherzte sie und tippte ihm mit dem Ahornblatt auf die Nase. Dass sie damit unter anderem auf ihre beinahe verpasste Aufnahmeprüfung für die Oberschule anspielte, war auch InuYasha klar.

Und endlich schob er seine düsteren Gedanken beiseite und zog sie enger an seine Seite.

Eigentlich konnte er doch glücklich sein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da wären sie also unterwegs... genau so, dass Myouga zielgerichtet an ihnen vorbei läuft und es eine Weile dauern kann, bis er sie aufspürt.
Nun, nach einem Zeitsprung von etwa vier Monaten, werden wir im nächsten Kapitel "Frühlingsbeginn" nicht nur erfahren, was es für Shippô bedeutet, mit Kyoko befreundet zu sein, sondern auch Sesshômaru wiedersehen. Der Gute macht sich nämlich auf den Weg, Fürst Gins 'Bitte' nachzukommen. Im Zuge dessen lernt er dann auch jemanden kennen... Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Avialle
2013-09-04T11:58:49+00:00 04.09.2013 13:58
Ha, wusst ichs doch! Der Baum muss dran glauben!
Viel nützliches haben wir die Suche betreffend nicht erfahren, aber immerhin wurde Kiraras Vermutung bestätigt
Shippo und die Miko waren irgendwie süß zusammen, keine Ahnung, warum^^ Nach allem, was er erlebt hat, ist es klar, dass er reifer als seine Altersgenossen ist
Seine neue "Freundin" scheint auch interessant zu sein...
Bin ja gespannt, ob Kirara das findet, was sie sucht oder ob es wo anders ist
Also alles in allem wieder ein interessantes Pitelchen
Antwort von:  Mimiteh
04.09.2013 17:23
Freut mich.
Und jaaa... Kyoko wird noch interessant.


Zurück