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☾ Mikadzuki

von

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Tían

Tián?“

Kagomes Tonfall klang unwillkürlich ein wenig lauernd, wie wenn sie mit ihren Freundinnen gesprochen hätte.

Shiori schien das sogar zu verstehen, denn sie schüttelte leicht den Kopf, ihre weißen Haare rutschten ihr etwas ins Gesicht. Sie schob sie wieder zurück. „Ein junger Dämon. Er muss über dem Meer abgestürzt sein, ich hab‘ ihn aus dem Wasser gezogen, als er hier angespült wurde. Er ist böse verletzt und hat kaum Yôki. Und er spricht kaum etwas von unserer Sprache. Wir haben uns eher mit Gesten verständigt“, erklärte sie und beschleunigte ihre Schritte.
 

Da erklang eine Stimme aus dem Inneren der Höhle. „Shiori? Du?“

Die Halbdämonin sah Kagome kurz an, dann antwortete sie: „Hai“

Mehr nicht. Vermutlich eines der wenigen Worte, die er verstand.
 

Inzwischen hatten sie den Höhlenkessel erreicht, in dem sich schartige Felswände beinahe kreisrund um eine sandige Fläche erstreckten. An einer Seite lehnte eine Gestalt an der Felswand, die nun den Kopf gewandt hatte, ihnen entgegen sah. Pechschwarze und dennoch ausdrucksstarke Augen leuchteten in der Dunkelheit, sofern man das bei dieser Farbe sagen konnte. „Shiori?“, fragte die Stimme erneut, eine schwache Geste mit der Hand zeigte auf die vier mitgekommenen Personen.

Die Weißhaarige nickte. „Freunde“, sagte sie langsam, zeigte auf Kagome. „Kagome. Mensch“

Dann auf den rotgekleideten Halbdämonen. „InuYasha. Hanyou. Wie ich“

Ihr Fingerzeig glitt weiter. „Kirara. Katze. Und Kohaku. Auch Mensch“

Sie kam näher, kniete neben der sitzenden Gestalt nieder. „Tián. Er ist vom Festland“, stellte sie ihren Patienten vor.

Die Freunde kamen näher, Kagome setzte sich unaufgefordert neben Shiori, kramte in ihrer kleinen Tasche. Die Miko des Dorfes hatte ein wenig Verbandmaterial bei Kohaku zurückgelassen. „Wo ist er verletzt?“, fragte sie dabei.

„Hier, an der Seite. Hüfte und Oberschenkel sind komplett aufgerissen. Aber bei jedem anderen Dämon wäre das längst geheilt. Die Verletzung ist mindestens eine Woche alt“, gab Shiori zurück.

„Oh…“ Kagome klang überrascht. Mit so schlechter Heilung hätte sie nicht gerechnet. Ob da ein bisschen Verbandsmaterial ausreichen würde? Neuzeitliche Heilmittel hatte sie nicht mehr mit, wie früher manchmal. „Da wäre ja selbst InuYasha längst gesund“, kommentierte sie leise.

„Keh!“, ließ besagter Hanyou sich beleidigt vernehmen.

Die junge Miko wandte den Kopf. „Nichts gegen dich, InuYasha, aber es ist erwiesen, dass ein voller Dämon Verletzungen schneller heilen kann, als du!“, sagte sie beschwichtigend. „Keh!“, wiederholte InuYasha nur, aber es klang nicht mehr ganz so missmutig. Er konnte ihr auch einfach nicht lange böse sein. Das hatte er noch nie gekonnt. So wandte er sich ab, half Kohaku von Kirara und hinüber zur Felswand, damit sie dort ihr Lager aufschlugen. Er kannte Kagome gut genug um zu wissen, dass sie hier nicht mehr loskamen, bis es diesem Tián besser ging. Er konnte die Schwäche und das alte Blut ja auch wittern und noch etwas, was er nicht einordnen konnte, aber wirklich wohl fühlte er sich hier nicht. Eine unbestimmte Ahnung sagte ihm, dass es hier bei weitem nicht so sicher war, wie es schien.

Sein Blick traf den roten Kiraras und die beiden nickten sich zu. Da waren sie sich einig. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
 


 

Geflissentlich ignorierte der weißhaarige Yôkai das Getuschel der Menschen in den Hütten seitlich seines Weges. Sie kannten ihn, wussten, dass er besseres zu tun hatte, als ihnen etwas zu leide zu tun. Seine neuste Begleiterin dagegen wirkte eher überrascht über sein Verhalten und den Ort, an dem sie nun gelandet waren.
 

Tatsächlich warf Natsu unauffällige Blicke zu den Seiten, musterte die Menschen. Zwar war sie gerade einmal ein paar Stunden mit Sesshômaru unterwegs, aber sie hatte bisher nicht den Eindruck gehabt, er sei besonders friedlich oder gar freundlich.

Dass diese Menschen nun nicht schreckhaft auseinanderstoben wenn gleich zwei starke Yôkai im Dorf auftauchten, kam ihr doch etwas seltsam vor. Zwar hatten sie den Reitdrachen nicht dabei, den hatte Sesshômaru vorhin zurückgelassen, mit dem Auftrag, zu seinem Schloss zurückzukehren, aber schon ihrer beide Anwesenheit hätte normalerweise andere Reaktionen hervor gerufen.
 

Plötzlich blieb Sesshômaru stehen und Natsu beeilte sich, es ihm gleichzutun. Vor ihnen stand ein junger Mönch in charakteristischer Kleidung, den goldenen Mönchsstab an der Schulter lehnend, jetzt, wo er stehen geblieben war. Auch er wirkte weder erschrocken, noch so, als wolle er den Eindringling vertreiben. Stattdessen verbeugte er sich nun. „Sesshômaru-sama“, sprach er ruhig.

Der Inuyôkai nickte knapp. „Wo ist InuYasha?“

Natsu runzelte etwas die Stirn. InuYasha? Den Namen hatte sie doch irgendwann schon mal gehört… bloß, in welchem Zusammenhang? Es fiel ihr im Moment nicht ein, also spitzte sie bloß die Ohren.

„Unterwegs. Er und Kagome-sama sind vor Monaten losgezogen um etwas gegen diese kranken Dämonen zu unternehmen“, gab der Mönch derweil zurück.

„Kranke Dämonen?“

„Ja, diese niederen Oni, die noch angriffslustiger sind, als ohnehin schon. Kagome-sama meinte, ihr Verhalten habe gewisse Ähnlichkeiten mit einer Krankheit, die sie aus ihrer Zeit kennt. Sie versuchen die Ursache zu finden und auszumerzen. Außerdem behauptete Kirara, es stecke noch mehr dahinter“, erklärte der junge Mann gelassen, als unterhalte er sich jeden Tag mit einem hochrangigen Dämon.

Dann wandte er den Kopf, blickte einer jungen Frau im rosa und magentafarben gemusterten Kimono entgegen, die herangelaufen kam, offenbar hatte herausfinden wollen, was hier vor sich ging. „Oh… Guten Tag, Sesshômaru-sama. Wollt Ihr…“ Weiter kam sie nicht, denn Sesshômarus eisiger Blick kreuzte den ihren und sie verstummte.

Natsu musste etwas grinsen. Durchsetzen konnte er sich ja, ihr Gebieter auf Zeit. Doch dann weiteten sich ihre Augen, als sie das kleine Tier erkannte, das an der Seite der Frau angetapst kam. Sie konnte es kaum glauben, als sie erkannte, um was es sich handelte. Ein junges Baku.

Unwillkürlich legte sich fragend ihr Kopf zur Seite, was das Jungtier zu merken schien. Ein Bild geriet in ihren Kopf von einem erwachsenen Tier seiner Gattung, blutüberströmt, mit gebrochenem Blick. Da verstand sie. Sein Elterntier war tot. Trotzdem. Was bitte tat es hier, unter Menschen? Nun, diese Frage würde wohl unbeantwortet bleiben.

Stattdessen konzentrierte sie sich wieder auf das Gespräch zwischen dem Mönch und Sesshômaru.

„Wo?“, fragte der Inuyôkai inzwischen ungerührt vom Auftauchen der jungen Frau.

„Soweit ich weiß, nach Norden. Dahin sind die zumindest zuerst gegangen. Weiter weiß ich nicht. Bloß Kirara kennt den ungefähren Weg“

Wieder nickte Sesshômaru knapp, dann wandte er sich ab.

Natsu wusste bereits, dass kein weiterer Befehl folgen würde, also folgte sie unaufgefordert. Er würde sie sonst frohen Mutes hier stehen lassen, das wusste sie.
 

Am Rande des Dorfes blieb Sesshômaru wieder stehen. „Du bist eine Daiyôkai“, konstatierte er sachlich.

„Erblich, ja“, gab sie zurück, als sie hinter ihm zum Stehen kam.

„Wir reisen in Energieform weiter“, bestimmte er bloß, während er schon sein Yôki erwachen ließ.

Natsu folgte innerlich seufzend seinem Beispiel. In ihrem Unterbewusstsein aber reifte ein Gedanke. Das Verhalten ihres zeitweisen Gebieters verlangte ja geradezu danach, dass man ihn mal ein wenig aufmischte…
 


 

Vorsichtig entrollte Kagome ein Stück des Verbandes, näherte sich dann damit der Stelle, die Shiori ihr gezeigt hatte, wo der alte Verband gelegen hatte. Im Dämmerlicht der Höhle sah sie nicht so wirklich gut.

Doch plötzlich zuckte sie aus einem ganz anderen Empfinden heraus zurück. Der Verband fiel zu Boden, rollte ein paar Zentimeter durch den Sand.

Erschrocken sah Shiori sie an. „Was ist?“

Kagome hob eine Hand um sich über die Schläfe zu reiben. „Ich fürchte, es ist nicht die Verletzung, die er nicht heilen kann. Da ist irgendetwas in oder an der Wunde, ein Bann oder Fluch. Mit ungeheurer Energie. Sie hält sein Yôki von der Wunde fern“

Der Gesichtsausdruck der Komori-Hanyou zeigte, dass sie nicht wusste, ob sie froh oder erschrocken sein sollte. Ein Bann oder Fluch ließ sich aufheben, aber wie? Sie kannte niemanden, der dazu fähig war.

Es sei denn… ihre Augen glitten zu Kagome und die Blicke der beiden trafen sich.

Die junge Miko hatte einen ähnlichen Einfall gehabt, aber sie war skeptisch. „Shiori, weißt du, wie stark er ist? Wenn er selbst zu schwach ist um sich meiner Magie zu entziehen, könnte das sein Ende sein“

Plötzlich spürte sie einen Stoß in der Seite. Kiraras Piepsen drang an ihr Ohr, als die kleine Katze sich an ihrer Hüfte hinsetzte, auffordernd zu ihr hochsah. Die roten Augen glänzten in dem diffusen Licht. „Du glaubst, er ist stark genug?“, wollte Kagome absichernd wissen. Die kleine Nekomata nickte heftig. Zum einen, weil sie es fühlen konnte und zum anderen weil sie hier schnellstens wieder weg wollte. Etwas stimmte hier nicht und daher wollte sie nicht lange bleiben. Außerdem mussten sie sowieso weiter. Noch einmal piepste sie eindringlich, dann erhob sie sich und strich einmal um Kagome herum und zurück zu InuYasha und Kohaku, die inzwischen etwas entfernt saßen.

Die junge Miko sah ihr kurz nach. „Wir konnten Kirara immer vertrauen“, sagte sie in Shioris Richtung. „InuYasha!“, rief sie dann.

„Was denn?“, kam es vom anderen Ende der Höhle. Aber man hörte, wie der Hanyou aufstand.

„Ich muss seine Wunde läutern. Halt ihn fest, sonst zerfleischt er uns noch alle“

„Keh!“, brummte der Halbdämon, kam der Aufforderung aber nach. Er setzte sich auf der anderen Seite neben Tián und stemmte beide Hände gegen die Schultern des Festland-Dämons, ohne zu bemerken, das Tessaiga einmal kurz aufpulsierte, als seine Scheide mit Tiáns Körper in Berührung kam.

Der wehrte sich nicht, schien eher interessiert, was hier geschah, vermutlich weil er kaum ein Wort verstanden hatte.

Also hob Kagome vorsichtig eine Hand, streckte sie über der Wunde aus. Ihre Finger zitterten etwas, als sie sich auf ihre Mikokräfte konzentrierte. Nur selten hatte sie diese bisher direkt benutzt, sie hoffte, sie dosieren zu können. Ein hellvioletter Schimmer begann von ihrer Hand auszugehen, als sie näher an die Wunde heran ging, die Augen schloss um nicht abgelenkt zu werden. Die anderen aber konnten sehen, wie sich langsam Funken ihrer Macht über die Verletzung legten. Tián zuckte zusammen, begann sich aufzubäumen vor Schmerz, sodass InuYasha ihn nun wirklich zurückhalten musste. Dann ein Lichtblitz und Kagome atmete auf. Der Bann oder was auch immer da auf der Wunde gelegen hatte, war gebrochen.

Tián lag nun still da, sein Kopf war etwas zur Seite gesunken, ruhte an der Felswand.

Shiori musterte ihn. „Was ist mit ihm?“, fragte sie erschrocken, denn auch für sie war die magische Explosion nicht gerade angenehm gewesen, auch wenn ihre menschliche Seite sie davor geschützt hatte. InuYasha musste es ebenso gehen.

„Er schläft. Das muss anstrengend für ihn gewesen sein – und für mich auch“ Das Letzte klang wirklich müde und Kagome rieb sich kurz über die Augen. Sie hatte ziemlich viel Kraft gebraucht, diesen Fluch zu brechen, aber sie war offenbar stark genug gewesen.

Als ihre Hand sich erneut der Wunde näherte, konnte sie nunmehr nur noch Yôki fühlen, dass endlich heiß in der Verletzung pulsierte, sie zu heilen begann. Dann erhob sie sich, sammelte kurz ihr Gleichgewicht und ging richtung Kirara und Kohaku um sich etwas Ruhe zu gönnen.

InuYasha folgte ihr sofort, während Shiori bei ihrem Patienten blieb. Allerdings sah das Halbdämonenmädchen aus dem Augenwinkel zu der Reisegruppe hinüber, die sie so unverhofft getroffen hatte. Sie sah auch, dass InuYasha und Kagome nun nebeneinander saßen und der Halbdämon einen Arm um die junge Miko gelegt hatte, als die eingeschlafen war. Und ein feines Lächeln glitt über Shioris Gesicht.
 


 

Sesshoumaru und Natsu waren inzwischen in der schnellstmöglichen Reiseform schon wieder ein gutes Stück Richtung Nordosten gereist. Während der Hundedämon die Landschaft unter sich beobachtete, um zu erkennen, wo sie langflogen, dachte er nach. Er hatte wissen wollen, wo InuYasha war, ja, denn auch wenn dieses Halbblut keine Ahnung davon hatte, dass es momentan noch der Erbe des Westens war, er wäre hilfreich gewesen, zu wissen, wo der Kerl steckte. Erstens weil er im Kampf gegen Naraku festgestellt hatte, dass der Kampfesmut dieses Hanyou nicht zu unterschätzen war und zweitens weil er wissen wollte, inwieweit Rin in Sicherheit war. Nun, zu früh gefreut. Aber das schob er beiseite.

Inzwischen waren sie längst wieder in den östlichen Fürstentümern, also setzte er zur Landung an. Hier in Energieform weiterzureisen, ob mit oder ohne Natsu im Schlepptau konnte zu Missverständnissen führen und er hatte nicht vor, sich auf vermeidbare Verzögerungen einzulassen. So schnell wie möglich wollte er seine momentane Begleitung wieder loswerden. Bisher hatte sie sich zwar noch kein Beispiel an ihrer entfernten Cousine genommen, aber wenn sie damit begänne – so musste Sesshômaru sich selbst gegenüber zugeben – wäre sie die Erste, die gewisse Chancen hätte, ihn zu beeindrucken. Und das wollte er um jeden Preis verhindern.

Mit dieser Feststellung setzte er auf dem Boden auf, fing den Schwung ab und setzte seinen Weg schweigend fort. Ganz genau… je schneller, desto besser…
 


 

Shippou und Kyoko waren derweil noch nicht wirklich weit gekommen. Das lag allerdings auch daran, dass sie nicht genau wussten, wo sie waren. Kyoko konnte es zwar in etwa einschätzen, aber Genaueres wusste sie nicht. Und so wanderten sie planlos weiter, in der Hoffnung auf eine Wegmarkierung. Ab und an witterten sie, denn auch wenn sie als Fuchsdämonen nicht gerade den besten Geruchssinn aller Yôkai besaßen, so konnte sie sich damit doch ein wenig mehr Informationen verschaffen.

Und auf einmal weiteten sich Shippôs Augen, er ließ den Blick über die Lichtung schweifen, auf der sie standen.

Tiefe Scharten zogen sich durch die Wiese, kein Grashalm wuchs mehr in diesen Rissen.

Shippô atmete scharf ein und lief näher heran. Vier Furchen an der Zahl, alle gingen von einem Ort fächerförmig aus und eine Scharte war sogar bis zum Waldrand gelangt und hatte noch dort an ihrem äußersten Punkt mühelos einen Baum gespalten. Kann das sein…?

Während er Kyokos verwunderte Blicke in der Seite spürte, sah er sich aufmerksam um. Da! Dort steckte ein Pfeil zwischen zwei moosbewachsenen Steinen am Boden. Er trat ein paar Schritte in die Richtung, fasste vorsichtig nach dem Pfeil. Er konnte ihn zwar berühren, aber obwohl rund herum nichts mehr zu spüren war, fühlte er das leichte Kitzeln der verbliebenen Magie im Pfeil. Mikokraft.

„InuYasha…Kagome… waren sie etwa hier?“, fragte er sich leise, sodass Kyoko es nicht verstehen konnte.

Aber jemand anders hatte es gehört. „Waren sie“

Shippô wirbelte herum, erkannte überrascht den Sprecher, dessen weiße Haare leicht im Wind wehten.
 

Auch Kyoko hatte den Ankömmling inzwischen bemerkt, fiel sofort auf die Knie. Als Fürst war Sesshômaru einige Rangstufen über ihr, auch wenn sie selbst Fürstentochter war.
 

Shippô sah zwischen ihr und dem Dämon, den er bloß als InuYashas Halbbruder kannte, hin und her. Der HundeYôkai hatte inzwischen seinerseits die Fuchsprinzessin erkannt und nickte ihr beifällig zu. Die Erlaubnis, sich wieder zu erheben. Kyoko kam dem sofort nach, sah ihn jedoch nicht direkt an.

Shippô wurde das Ganze zu dumm. Er wusste nicht, was hier vor sich ging, aber er hätte jetzt ganz gerne gewusst, ob Sesshômaru ihm tatsächlich geantwortet hatte. „InuYasha und Kagome waren also hier?“, fragte er absichernd nach.

Der Inuyôkai ignorierte ihn, wandte sich stattdessen ab. Er sah nicht ein, wieso er sich wiederholen sollte, wenn er sich schon herabgelassen hatte, dem Fuchsjungen zu antworten.
 

Kyoko sah ihm kurz hinterher, dann funkelte sie Shippô wütend an. „Das hätte ins Auge gehen können. Er ist nicht dafür bekannt, dass er gnädig ist!“, zischte sie ungewohnt scharf und kam auf ihren Schulkameraden zu.

„Das hätte es allerdings, Kinder. Sagt, wo ist er lang? – Oh, Kyoko-hime, richtig? Was tut Ihr hier draußen, so ohne Wachen?“, mischte sich da schon wieder eine Stimme aus dem Nichts ein. Eine schwarzhaarige Yôkai näherte sich mit geschmeidigen Bewegungen, sah sich auf der Lichtung um.

Kyoko musterte sie kurz, entdeckte dann das meeresgrüne Zeichen auf der Stirn und verbeugte sich leicht. „Fürst Sesshômaru ist dort entlang, Hime-san“, erwiderte sie höflich, ohne auf die letzte Frage einzugehen.

Die Schwarzhaarige machte sich sofort auf den Weg, offenbar darauf bedacht, dem HundeYôkai auf den Fersen zu bleiben.

Shippô beobachtete die Szene noch perplexer als zuvor. Und als er die Betitelung hörte, die Kyoko für den Weißhaarigen wählte, glaubte er, seinen Ohren nicht zu trauen.
 


 

Als Kagome gegen Nachmittag erwachte, fiel etwas helleres Licht in die Höhle. InuYasha saß noch immer genau neben ihr, obgleich er längst wieder wach war.

Shiori hatte sich ganz in der Nähe von Tiáns Lager niedergelassen und döste offenbar auch.

Und der Patient?

Erschrocken riss Kagome die Augen auf, als sie erkannte, dass dessen vorheriger Liegeplatz leer war. Was war geschehen?

„InuYasha?“, fragte sie leise. Er wandte ihr etwas den Kopf zu. „Was ist mit Tián?“

Der Halbdämon schwieg einen Moment, ehe er eine Hand hob und nach draußen zeigte. Die junge Miko folgte seinem Fingerzeig und erkannte die Silhouette eines jungen Mannes im Höhleneingang auf einem mit feinem Reif überzogenen Felsen sitzen.

Das ging schnell!, befand sie für sich und stand auf. „Shiori!“, rief sie quer durch die Höhle.

Sofort war das Halbdämonenmädchen hellwach. „Was?“

„An deiner Stelle würde ich mal nach Tián schauen“, erwiderte Kagome grinsend und strich ihr Gewand glatt, griff nach Pfeilköcher und Bogen. Das lief ja besser als geplant, so konnten sie schneller weiter. Und ihr war auch klar, dass InuYasha das sehr begrüßte.

Shiori hatte sich erst erschrocken umgesehen, ihren bisherigen Patienten dann entdeckt und war zu ihm gelaufen. Nun stand sie neben ihm.

Kagome lächelte leicht. Doch in ihren Gedanken sah es gemischter aus. Sie wusste, dass die Menschen in Shioris Heimatdorf sie nach der Vertreibung der Komoris akzeptiert hatten, auch ihre Mutter wieder in Frieden leben konnte. Was war geschehen, dass Shiori gegangen war? Aber sie schob es beiseite. Kirara stand bereits in großer Form neben ihr, Kohaku auf dem Rücken, daneben InuYasha. Ihre Bande war längst wieder aufbruchbereit.

Na dann… heißt es wohl wieder Abschied nehmen… Irgendwo war das traurig. Es hatte sie gefreut, Shiori wiederzusehen. Aber was sollte es. Gemeinsam zogen sie gen Höhlenausgang.
 

Dort stand die junge Hanyou noch immer neben Tián, sah ihn fragend an. Er schien zu überlegen.

Kagome nutzte den kurzen Moment der Stille, ihn sich genauer anzusehen. Am Morgen, in der dunklen Höhle, war das für sie kaum möglich gewesen. Er hatte gewellte, rötlichschwarze Haare, die als hoch angesetzter Zopf bis zur Schulter gingen, schwarze Hosen, die einer Hakama ähnelten, jedoch kürzer waren, knapp unter dem Knie mit einem breiten weißen Band eingeschnürt waren, und ein blutrotes Oberteil mit kurzen Ärmeln. An den Schultern trug er dunkelgraue Schützer, an denen ein ebenso gefärbter, wenn auch etwas zerfetzter, Umhang befestigt war. Eine dünne, silberne Kette, eher schon ein Reif lag um seinen Hals.

Jetzt wandte er den Kopf, musterte die vier, sein Blick blieb besonders bei Kagome hängen. Offenbar wusste er durchaus, dass sie für seine plötzlich so rasche Gesundung verantwortlich war. Langsam nickte er ihr zu, die Bewegung etwas zögerlich, als fürchte er, dass diese Geste hierzulande nicht als der stumme Dank verstanden wurde, die sie bedeuten sollte.

Kagome lächelte ihm leicht zu, worauf er wieder zu Shiori sah, erneut nickte, diesmal als Bejahung auf eine wohl zuvor gestellte Frage.

Das Hanyoumädchen sah zu Kagome. „Wärt ihr damit einverstanden, wenn wir euch begleiten?“, wollte sie wissen, ihre Augen blitzten, offenbar hielt sie das für eine sehr gute Idee.

„Klar, wenn ihr möchtet…“, setzte Kagome an, wandte denn jedoch den Kopf, „Oder, InuYasha?“

Der Hanyou zuckte mit den Ohren. „Keh! Von mir aus…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Gruppe um Kago und Inu ist also erweitert worden. Ob das wohl Folgen hat?

Im nächsten Kapitel "Ein Problem weniger?" lernen wir einen neuen Drahtzieher kennen, Natsu und Sess finden heraus, dass sie verschiedene Definitionen von 'Gespräch' haben und wir sehen einen weiten alten Bekannten wieder. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Avialle
2013-09-25T11:50:03+00:00 25.09.2013 13:50
Immer mehr Fragen...
Die alle aufzuschreiben!
Aber interessant, wie Sess so über seine Begleitung denkt... *gg*
Was die Auffassung von Gespräch betrifft, ist Sess ja eh so ein Sonderfall
Shippos Gesicht, als er FÜRST Sesshomaru hört, kann ich mir echt gut vorstellen!
Was Tian angeht, so bleibt es rätselhaft...
Wie bei so vielen Dingen bei dir!
Es war auf alle Fälle wieder schön, hier etwas zu lesen!
Antwort von:  Mimiteh
25.09.2013 19:17
Joah, vielleicht sollte man das - aber dafür bleibt es hoffentlich noch eine Weile spannend.
Ansonsten... Shippôs und Kyokos Wissen über Sess ergänzt sich ganz gut, das wird sich noch zeigen xD
Antwort von:  Avialle
25.09.2013 19:19
Wird es? Da bin ich aber mal gespannt!
Von:  Pei-Pei
2013-09-25T07:00:58+00:00 25.09.2013 09:00
Sieh an. Die Gruppen vergrößern sich. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Shippo und seine Begleitung sich dem Fürst anschließen, da er zumindest von diesem die Bestätigung erhalten hat, dass Inu Yasha und Kagome an Ort und Stelle waren.
Ich bin mal gespannt, wann die die Reisegruppe um Sesshomaru auf die Gesuchten trifft.
Ebenfalls frage ich mich was es mit dem Fluch von diesem Tian auf sich hat. Mal schauen, was dieser zu erzählen hat, falls er der Sprache mächtig wird und ob er es überhaupt erzählen möchte.
Es bleibt interessant.
Bis zum nächsten Mal.
LG
Pei-Pei
Antwort von:  Mimiteh
25.09.2013 19:12
Wenn du dich da mal nicht irrst, was Shippô betrifft... ^^
Und Tián und die japanische Sprache... das ist eine Sache für sich...


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