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Seelensplitter

von

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Hässliche Enten, Panikattacken und schöne Schwäne Teil 1

Danach? Danach begann meine Welt Kopf zu stehen!

Es fing eigentlich ganz harmlos an: Jack kannte jemanden, der jemanden kannte, der jemanden kannte und so weiter. Und dieser Jemand war in Schwierigkeiten, also beschlossen wir zu helfen.

Dieser Jemand kannte wieder jemanden und so weiter und so weiter, Sie wissen ja wie das ist! Und ehe wir und versahen steckten wir vier so tief in der ganzen Sache, dass wir keine Ahnung hatten wie wir wieder rauskommen sollten!

Jasmine? Wagen Sie es ja nicht, sie in diese Sache mit hinein zu ziehen! Sie wusste von nichts! Sie war und ist einfach nur eine Freundin!
 

***
 

Alera gähnte herzhaft hinter vorgehaltener Hand und nahm noch einen Schluck ihres Schokocappuccinos in den sie jede Menge Zucker gerührt hatte.

Nebenbei versuchte sie sich wenigstens halbwegs auf Rose zu konzentrieren, die versuchte, sie in die Geheimnisse der Chemie einzuweihen.

Bisher allerdings vergeblich, was Alera einfach darauf schob, dass zwischen ihr und den Naturwissenschaften die Chemie nicht stimmte.

„Also, habe ich das jetzt richtig verstanden? Bei einer Reduktion werden Elektronen aufgenommen und beim Oxidieren werden sie abgegeben?“

„Genau!“ Rose lies den Kopf nach hinten fallen und fuhr mit den Fingern durch die tiefrote Pracht ihrer Haare.

Sie erklärte jetzt schon geschlagene zehn Minuten an diesem Thema herum und bekam langsam aber sicher das Bedürfnis, ihrem Gegenüber das Chemiebuch an den Kopf zu schmeißen.

Bücher auf dem Hinterkopf sollten ja angeblich das Denkvermögen erhöhen und auf der Stirn erzielten sie bestimmt den gleichen Effekt!

Alera gähnte noch einmal und rieb sich die Augen, nur um daraufhin unterdrückt zu fluchen, weil der Mascara statt an ihren Wimpern jetzt an ihren Händen klebte.

Schnell zog sie einen kleinen Spiegel aus der Tasche und begutachtete den Schaden.

Mit etwas Augen-Make-up-entferner wischte sie die schwarzen Streifen von ihren Wangenknochen.

„Du solltest wirklich mehr schlafen, sonst fragen die Leute sich noch was du nachts anstellst!“

Rose nahm einen Schluck Milchkaffee und blätterte eine Seite im Buch um.

„Glaub mir, die Leute denken sich hunderte Möglichkeiten aus und keine kommt der Wirklichkeit besonders nahe. Aber wenn du willst kannst du gerne die nächste Beschattung übernehmen!“ meinte sie, während sie frische Wimperntusche auftrug.

„Nein Danke! Hier sind einige Reaktionsgleichungen…“ das Buch wurde über den Tisch geschoben „… kannst du…“

Was sie mit den Gleichungen tun sollte erfuhr Alera in dieser Pause nicht mehr, weil sich in diesem Moment jemand neben ihnen räusperte.

Beide Köpfe fuhren herum und blickten das Mädchen aus der Klasse unter ihnen an.

Jasmine Faraday hatte braune Augen, eine furchtbar hässliche Brille und einen langen dünnen Zopf, der über ihrer Schulter lag.

Ihre Kleidung war schlicht und unscheinbar, einfach eine Jeans und ein etwas zu weites, grünes T-Shirt.

Genau wie Rose hatte sie ein Stipendium und Alera konnte sich erinnern, dass Damian ihre ausgezeichnete Singstimme erwähnt hatte.

‚Ihre Stimme ist klar wie ein Kristall, man bekommt schon Gänsehaut, wenn sie nur alle meine Entchen singt!‘

„Alera? Ich möchte dich um etwas bitten!“

Tatsächlich ein sehr angenehmer Klang.

„Was denn?“

Der Mascara verschwand wieder in der Tasche, stattdessen holte sie einen Eyeliner heraus und umrandete ihre Augen mit einem grauen Strich.

Erst jetzt wandte sie ihre Aufmerksamkeit Jasmine zu, die etwas verunsichert wirkte.

Sie knabberte an einem ihrer Fingernägel herum und trat gleichzeitig unruhig von einem Fuß auf den anderen.

„Setz dich erstmal und dann erzähl! Was kann ich für dich tun?“

Rose räumte ihre Tasche vom Stuhl zwischen ihnen, dann rutschte sie so weit wie möglich von dem Mädchen weg.

Die Nähe von Fremden fiel ihr immer noch sehr schwer, auch wenn sie dank ihrer Therapeutin im letzten dreiviertel Jahr große Fortschritte gemacht hatte.

Mit einem tiefen Seufzer lies Jasmine sich auf den Sitzplatz sinken.

„Bring mir bei so zu sein wie du!“

Alera hielt das zunächst für einen Scherz, aber die rehbraunen Augen blickten völlig ernst.

„Du willst sein wie ich? Wieso denn bitte?“

„Ist das nicht offensichtlich?“ Jasmines Stirn legte sich in Falten.

„Du kommst in einen Raum und ziehst sofort Aufmerksamkeit auf dich. Die Leute nehmen dich wahr, sie beachten dich. Sie sehen dich! Er sieht dich!“

Nun das erklärte die Sache wohl.

Wenn ein Mädchen sich ändern wollte steckte doch meistens ein Kerl dahinter.

„Wer ist er?“

Rose zuckte kaum merklich zusammen.

Wenn jemand einen ‚er‘ erwähnte musste sie unweigerlich an Petricov denken und das Herz zog sich zu einem festen Klumpen in ihrer Brust zusammen.

‚Ganz ruhig, du bist nicht in einem Krankenhaus, niemand hat dich betäubt! Du kannst dich bewegen, du kannst sprechen! Gerate nicht in Panik!‘

Doch trotz all dieser Tatsachen, die Rose wie ein Mantra im Kopf immer wieder wiederholte spürte sie, wie ihr Atem immer schneller ging, sie kurz davor stand zu hyperventilieren.

Der stechende Geruch von Desinfektionsmittel brannte in ihrer Nase, nur mit Mühe konnte sie ein Würgen unterdrücken.

Oh Gott, wieso roch es plötzlich nach Desinfektionsmittel?

Eine warme Berührung riss sie aus dem Krankenhauszimmer zurück ins hier und jetzt.

Alera hatte unter dem Tisch ihre Hand ergriffen und drückte sie sanft.

Wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring klammerte Rose sich daran, während sie ihre Lunge mit gierigen Zügen mit Luft füllte.

Kein Desinfektionsmittel, nur der Geruch von Kaffee und den frischen Brötchen, die es in der Schulkantine zum Frühstück gab.

Als die feuchte Hand, die ihre eigene wie ein Schraubstock umklammert hielt, den Griff langsam löste wusste Alera, dass die Panikattacke abgewendet war.

Erleichtert griff sie mit der freien Hand nach ihrer Tasse und nahm einen Schluck Cappuccino, nur um gleich eine Schnute zu ziehen, der Kaffee war inzwischen nämlich kalt.

Statt eine Antwort auf die ihr gestellte Frage zu geben senkte Jasmine den Kopf und starrte auf die Tischplatte, als gäbe es nichts interessanteres als die Krümel auf der Oberfläche, die vom Frühstück der beiden stammten.

„Hallo meine Schöne!“

Zwei Hände legten sich auf ihre Schultern und Alera wurde steif wie ein Brett.

„Was hältst du davon, wenn wir beide heute Abend schön zusammen ausgehen? Ich kenne ein nettes Restaurant oder wäre dir ein Club lieber?“

Die Hände, glatt und ohne Schwielen, wanderten über die bloße Haut und sie wünschte sich sehnlichst ein altes, labbriges Sweatshirt anstelle ihres schulterfreien Neckholderoberteils und den dazu passenden langen Armstulpen, an deren Rand der Junge gerade mit den Fingerspitzen entlangfuhr.

„Davon halte ich dasselbe wie letztes Mal, nämlich Garnichts!“

Mit einer raschen Bewegung schlug sie die Hand weg die gerade anfing mit ihren schwarzen Locken zu spielen und drehte sich um.

Henrik war ein Jahr über ihnen und sah mit seinen dunkelblauen Augen und dem aschblonden Wuschelkopf eigentlich sehr gut aus.

Die meisten Mädchen sagten auch, dass seine Augen einen verträumten Ausdruck hatten aber… irgendwas an ihm lies bei Alera die Alarmglocken schrillen.

Vielleicht weil er außer ihrem Äußeren nicht wirklich etwas wahrzunehmen schien?

Oder weil sie vermutete dass hinter diesem ‚verträumten Blick‘ etwas anderes steckte?

Wie auch immer, eine Haarsträhne wurde um einen manikürten Finger gewickelt, während ein laszives Lächeln seine Mundwinkel nach oben zog.

„Aber, aber meine Hübsche, wer wird denn gleich so heftig reagieren? Wir wären doch so ein hübsches Pärchen…“

Alera stand auf, stieß ihm mit dem Finger gegen die Brust und funkelte ihn wütend an.

„Egal wie hübsch wir beiden in deiner kranken Fantasie zusammen aussehen, ich würde eher den Rest meines Lebens im Kloster als auch nur einen Tag mit dir verbringen, merk dir das ein für alle Mal! Und jetzt verschwinde!“

Erstaunen huschte über sein Gesicht, wurde dann aber von Ärger abgelöst.

„Du wagst es…“

Offenbar wollte Henrik sie packen, aber ein Arm schoss hervor und hielt sein Handgelenk fest.

Rose war kreidebleich und in ihren Augen stand die nackte Panik, aber trotzdem schob sie sich zwischen ihn und Alera.

„Du…du hast sie gehört, lass sie in Ruhe!“

Mit zitternden Händen versuchte sie ihn wegzuschubsen, hatte damit aber nur wenig Erfolg.

Inzwischen war es im ganzen Raum merklich stiller geworden, alle starrten zu ihnen herüber.

Der Platzhirsch, das reiche Mädchen, zwei Außenseiter und das Knistern von Streit in der Luft, das war eine Kombination die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Henrik schien das ebenfalls zu bemerken, er strich noch einmal über Aleras Wange, drehte sich auf dem Absatz herum und ging.

„Danke!“

Sie fuhr sanft mit der Hand über Roses Haar, eine Berührung mit der die Rothaarige ohne größere Probleme klar kam.

Die Freundschaft zwischen ihnen aufzubauen war langwierig und schwierig gewesen, aber es lohnte sich, denn Rose war eigentlich eine sehr treue Seele die auch regelmäßig über ihren eigenen Schatten sprang um anderen zu helfen.

„Sag mir bitte, dass du nicht in diesen Idioten verknallt bist!“

Jasmines Wangen färbten sich rot, doch zu Aleras Überraschung erwiderte sie ihren Blick standhaft.

„Ja das bin ich! Und ich bin sicher, dass er kein schlechter Mensch ist!“

Mit einem Seufzer nahm sie die Hand von Roses Haaren und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.

„Und wegen diesem sch… netten Kerl willst du dich verändern?“

Die braunhaarige senkte den Kopf wieder und fing an mit dem Finger unsichtbare Muster auf die Tischplatte zu zeichnen.

„Nein! Das… das will ich schon lange! Ich weiß, dass ich nie eine Schönheit sein werde, aber ich bin es so leid!“

Ihre Hand ballte sich zur Faust.

„Ich bin es leid unsichtbar zu sein! Ich will dass die Leute mich sehen, sich an mich erinnern und zwar nicht nur an die hässliche Tussi mit der furchtbaren Brille! Ich möchte jemand sein, ich will das die Leute sagen: ‚das ist Jasmine‘ und nicht: ‚habe ich die nicht schon mal irgendwo gesehen?‘! Das ist alles!“

Während die rehbraunen Augen feucht zu schimmern begannen lehnte Alera sich stöhnend auf ihrem Stuhl zurück, während ihr Helferkomplex in ihrem inneren eine Party feierte.
 

Jasmine saß auf einem äußerst bequemen und höchstwahrscheinlich auch verdammt teuren Sofa und konnte nicht anders als den Mann anzustarren, der ihr gerade eine Tasse Tee einschenkte.

„Ähm… was haben Sie gesagt?“

Die vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

„Ich habe gefragt, ob Sie Milch, Zucker oder Zitrone in Ihren Tee möchten!“

„Ähm..“ wie trank sie normalerweise ihren Tee?

„Milch! Ich will Milch in meinen Tee!“

Die volle Tasse wurde vor ihr abgestellt und der Butler klemmte sich das Tablett wieder unter den Arm, nachdem er die Kanne auf dem Stövchen abgestellt hatte.

„Braucht ihr sonst noch irgendetwas?“

„Nein danke Lucas!“

Alera lehnte sich mit ihrer Tasse (drei Löffel Zucker und einen Spritzer Zitrone) im Sessel zurück und schlug die Beine unter.

„Zumindest ich bin Wunschlos glücklich.“

Als die Tür mit einem leisen Klacken geschlossen wurde hatte Jasmines Verwirrung sich noch immer nicht gelegt.

Normalerweise musste sie die Leute immer erst auf sich aufmerksam machen, wenn sie in einem Restaurant oder einem Laden etwas wollte, aber dieser Mann… Lucas… er hatte sie nicht übersehen, hatte ihr die Jacke abgenommen und die Tasse für sie gleich mitgebracht, ohne dass man ihn dazu auffordern musste…

Aber andererseits waren in diesem Raum ja auch nur vier Leute.

Von ihrem Sessel aus betrachtete Alera amüsiert Jasmines verdattertes Gesicht.

Die meisten normalen Leute (sie selbst eingeschlossen) reagierten so auf Lucas, was sie darauf schob, dass die meisten Leute nicht an Männer in schwarzen Anzügen gewöhnt waren, die einfach aus dem Nichts auftauchten, einem die Jacke abnahmen und Tee servierten.

„Also, hast du dir schon über einen Stil Gedanken gemacht?“

Das riss die Jüngste wieder aus ihren Gedanken.

„Stil? Nein, eigentlich nicht… muss ich das denn?“

Jasmine schob sich die Brille zurecht.

„Nun, es ist wesentlich einfacher Kleider und eine Frisur auszusuchen, wenn wir wissen nach was wir suchen müssen!“ meinte Chris und stellte ihre Tasse auf dem Untersetzer ab.

„Ich will sein wie Alera…“ Falten gruben sich in Jasmines Stirn.

„…also brauche ich auch Kleider wie sie?“

Die Angesprochene steckte sich ein Stück türkischen Honig in den Mund, kaute und schluckte.

„Ich glaube ja nicht, aber das lässt sich ja recht einfach herausfinden. Komm mit!“

Alera streckte sich und ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer, die drei anderen hinter ihr.

Sie stieß die Tür zu ihrem Ankleidezimmer auf und deutete mit der Hand hinein.

„Bitte sehr, bediene dich!“

Jasmine, die eigentlich auf den Schrank (in dem sich nur alte Kleider für die Gartenarbeit und sonstiger Krimskrams befanden)zugesteuert hatte klappte der Kinnladen nach unten und auch Chris und Rose, die schon hier gewesen waren, bekamen große Augen.

„Du hast deine Kleidung nach Farben sortiert?“

„Und nach Art. Das macht die Suche nach bestimmten Kleidungsstücken leichter!“

Wortlos beobachteten die drei wie Jasmine zwischen den Kleidungsstücken hin und her wanderte und nach einigem Zögern schließlich eine Hose und ein Oberteil mit grüner Spitze nahm.

„Du kannst dich in meinem Badezimmer umziehen.“

Sie nickte und verschwand durch die angrenzende Tür.

Während Rose und Alera es sich auf dem Bett bequem machten nahm Chris den begehbaren Kleiderschrank genauer unter die Lupe.

Sie nahm ein weinrotes Abendkleid, hielt es sich vor den Körper und drehte sich vor dem großen Spiegel hin und her.

„Du hast ja gar keine schwarzen Klamotten! Und das bei deinem Hobby?“

Sie hängte das Kleid zurück und griff nach einem blau-schwarzen.

„Naja, zumindest keine komplett schwarzen.“

„Ich renne mitten in der Nacht durch dir Gegend, erpresse böse Menschen und erteile ihnen Notfalls eine Lektion und dabei trage ich grundsätzlich schwarz. Nach dem dritten oder war es der vierte? Einsatz konnte ich die Farbe nichtmehr sehen!“

Das war teilweiße wahr, aber in Wirklichkeit hatte sie jedes Mal an Marshall und Petricov denken müssen, an das warme Blut das auf ihre Kleidung gespritzt hatte.

Sie hatte sich eingebildet das kranke Lachen von Petricov zu hören, Marshalls klägliches Wimmern und das kraftlose Stöhnen einer Frau, deren Brust von einer Kugel durchbohrt worden war.

Also hatte sie alles Schwarze aus ihrem Schrank geholt, es in einen Sack gepackt und in die Altkleidersammlung gesteckt.

Die sich öffnende Badezimmertür riss die aus ihren Gedanken.

Jasmine fühlte sich in Aleras Kleidung sichtlich unwohl und auch ein Blick in den Spiegel änderte daran nichts.

Da die Figur bei beiden Mädchen völlig unterschiedlich war passten die Kleider nicht richtig.

Die braunhaarige hatte bei weitem nicht genügend Oberweite um den tiefen Ausschnitt auszufüllen und auch die Hose schlackerte um die Hüften herum.

„Tja, du hattest wohl Recht!“

Mit diesen Worten drehte Jasmine ihrem Spiegelbild den Rücken zu.

„Was hättest du denn dann gerne? Etwas Elegantes? Verspieltes? Sexy? Niedlich?“

Wieder legte das Mädchen die Stirn in Falten.

„Also… elegant wäre ich schon gerne!“

In diesem Moment klopfte es und Damian steckte seinen Kopf zur Tür herein.

Sämtliche Gesichtszüge entgleisten ihm, als sein Blick auf Jasmine fiel.

„Wie siehst du denn aus? Du hast doch hoffentlich nicht vor als Alerakopie rumzulaufen, oder?“

Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen und ihren Hände krallten sich in die Spitze um den Ausschnitt, der den BH hervorblitzen lies, zu schließen.

„Nein, habe ich nicht!“

Mit diesen Worten stürmte sie ins Bad, knallte die Türe zu und lehnte sich von innen dagegen.

Sie hatte überreagiert!

Die Worte hatten nicht abwertend geklungen, nur ehrlich.

Und Damian war eigentlich immer nett zu ihr gewesen, wenn sie sich in der Schule oder bei den Chorproben gesehen hatten.

Einmal hatte er ihr sogar geholfen ihre Notenblätter aufzusammeln, nachdem irgendwer sie so stark angerempelt hatte, dass sich der gesamte Inhalt ihrer Mappe auf dem Boden verteilt hatte.

Mit einem Seufzen zog sie ihre Hose und das T-Shirt wieder an.

Was kümmerte es sie eigentlich, was Damian von ihr dachte?

„Das war nicht nett!“

Alera warf ihrem Bruder einen bösen Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Hätte ich Lügen sollen?“

Da sie merkte wie Rose sich verkrampfte als Damian näher kam rutschte sie etwas näher an sie heran und schirmte ihre Freundin so ein wenig ab, achtete aber auch darauf noch genügend Abstand zu halten um sie nicht zu sehr einzuengen.

„Nein, aber man kann die Wahrheit auch netter formulieren!“

Sie stand auf und strich sich das Oberteil glatt.

„Kommt Mädels, wir gehen nach unten! Und du…“ sie zeigte mit dem Finger auf ihn „… du entschuldigst dich! Und zwar höflich, ist das klar?“

„Ja Madam!“

Im Vorbeigehen schnipste sie ihm mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe, wie immer wenn er sie ärgerte.

Damian setzte sich wie die beiden Mädchen vor ihm aufs Bett, überkreuzte seine Fußgelenke und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Alera ich lege… Was machst du denn noch hier?“

Jasmine kam aus dem Bad, die Kleidungsstücke über ihrem Arm, der Blick finster.

Ups, da war er doch tiefer im Fettnäpfchen gelandet als er gedacht hatte.

„Hör mal, das vorhin tut mir Leid! Ich hatte das nicht so gemeint!“

„Na dann ist ja alles paletti, hip hip hurra!“

Jasmine wollte sich am liebsten in den Hintern beißen.

Warum zickte sie so herum?

Sie ließ die blöden Kommentare über ihr Aussehen doch sonst auch schweigend über sich ergehen, hatte gelernt zu akzeptieren was sich nicht ändern ließ.

‚Und warum bist du dann hier?‘ fragte eine kleine, gehässige Stimme in ihrem Kopf.

Damians Gewissen wurde noch schlechter als er sah wie Jasmine den Kopf hängen ließ und sich auf die Unterlippe biss.

„Es war nur so ein Schock…“ das war ganz offensichtlich der falsche Satz gewesen, denn ihr Blick schoss nach oben, als säße er auf einer gespannten Feder.

„Was war ein Schock?“ ihre Stimme, sonst klar wie ein Kristall, brach, war plötzlich nur noch ein gequältes Krächzen.

„Das ich noch lächerlicher aussehen kann als sonst?“

Aleras Bruder wusste nicht, was ihn mehr erstaunte, Jasmines Tränen oder die Jeans, die sie ihm an den Kopf geschmissen hatte.

Er hatte sie noch nie so erlebt.

Obwohl, wenn er ehrlich war hatte er noch nie einen anderen Gesichtsausdruck als ein Lächeln bei ihr gesehen.

Jasmine wischte sich die Tränen von den Wangen, aber es kamen immer wieder welche nach.

Verdammt, die musste hier raus, wenn sie weinte sah sie noch schlimmer aus als sonst.

„Du sahst einfach nicht aus wie du!“

Damians Worte ließen sie auf dem Weg zur Tür innehalten.

Sie drehte den Kopf und blickte ihn aus ihren höchstwahrscheinlich roten und verquollenen Augen an.

„Ich kenne dich nicht sehr gut, nur durch die Chorproben, aber du sahst plötzlich aus wie eine komplett andere Person, ich hätte dich fast nicht erkannt.“

Er fuhr sich mit einer Hand durch sein rotbraunes Haar und wandte den Blick von ihr ab, starrte stattdessen aus dem Fenster, wo die grünen Blätter sich leicht im Wind wiegten und zusammen mit dem Sonnenlicht ein bewegliches Spiel von Licht und Schatten auf den Wegen und dem Gras schufen.

„Das hat mich erschreckt und darum habe ich geredet ohne nachzudenken. Es tut mir Leid, verzeih mir bitte!“

Jetzt sah er sie wieder an, das schlechte Gewissen stand ihm quer über das schöne Gesicht geschrieben, das ihm ebenso viele Verehrer wie Verehrerinnen einbrachte.

Als sie nichts darauf erwiderte stand er auf und wischte ihr die Tränen weg.

„Welchen Weg du einschlägst ist deine Sache…“ noch einmal strich er über ihre Wange „…aber ich würde dir gerne helfen, wenn du erlaubst!“

‚Das ist ja mal interessant!‘

Alera hatte die ganze Zeit über neben ihrer angelehnten Zimmertür an der Wand gestanden (Chris und Rose hatte sie unter dem Vorwand sie müsse aufs Klo alleine ins Wohnzimmer zurückgeschickt), bereit einzugreifen, falls ihr Bruder die Sache vermasselte.

Zwischendurch wäre sie ein paarmal fast in den Raum gestürzt, war jetzt aber froh, dass sie es nicht getan hatte, denn eigentlich hatte er es ganz gut hinbekommen, wenn auch mit einigen holprigen Stellen.

Während die leise den Flur entlang zu Treppe lief um den beiden doch noch etwas Privatsphäre zu lassen dachte sie über das gerade gehörte nach.

Was das wohl noch für Auswirkungen haben würde?
 

***
 

Nein, natürlich bin ich noch nicht fertig! Aber ich bin müde und würde gerne wann anders weitererzählen!

Jaja, Ihnen auch eine gute Nacht!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kiiy
2015-02-02T09:16:00+00:00 02.02.2015 10:16
Allöö.
Also, gegen Ende hat mich das Kapitel verwirrt. Ich wusste nicht mehr, aus welchem Blickwinkel geschrieben wurde, musste manche Sätze zweimal lesen, oder auch öfter. Ich hoffe mal, dass ich das jetzt hingekriegt habe. So musst du dich wahrscheinlich manchmal bei mir gefühlt haben, haha! Aber alles in allem ein gutes Kapitel. Wahrscheinlich vorbereitend auf etwas, was schwere Konsequenzen haben wird? Ich denke wahrscheinlich wieder zu weit.
Antwort von:  Zuckerschnute
02.02.2015 16:57
Ja du hast recht, ich hätte ein paar Absätze oder so einbauen sollen, um die Wechsel in der Perspektive leichter erkennbar zu machen...
Ich werde versuchen, dass in zukünftigen Kapiteln besser zu machen!
Für mich ist klar, wer wann redet und handelt, aber ich denke mir das ganze ja auch aus...

Schwere Konsequenzen hat das Kapitel eigentlich nicht wirklich, zumindest nicht für Alera. Ich wollte sie nur nicht die ganze Zeit Batman spielen lassen und habe deswegen eine Hintergrundhandlung in den Vordergrund geholt und etwas abgeändert...
Von:  shinichi_san
2014-06-02T12:19:40+00:00 02.06.2014 14:19
Die Chemie bei Chemie passt nicht?! Na heureka!^^
Ich finde es ziemlich seltsam, dass der Erzählstil so flüssig von einer Person zu der anderen fließt, aber is ja dein Ding, ich finds nur leicht irritierend.
Im Allgemeienen ist dir das Kapitel echt gut gelungen und ich finde es echt spannend! Weiter so!
Und dann noch eine Liebesgeschichte drinnen! Hurray!
LG
Sandra

Antwort von:  Zuckerschnute
02.06.2014 14:24
Danke erstmal für dein Kommi :)

Ich lese einfach gerne aus so vielen Blickwinkeln wie möglich und das hat sich wohl auf meinen Schreibstil übertragen...
Ist wahrscheinlich Geschmackssache...

Gruß
Jessy


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