Entscheidung
Als ich sie das erste Mal in ihrer Schuluniform sah war ich verzaubert. War sie es wirklich? Ihr war nichts mehr von meinem alten Kumpel anzusehen. Ihr Haar war etwas länger geworden. An ihrer Tasche hingen kleine Anhänger, wie bei allen Mädchen im Moment. Unsicher zupfte ich an meinem Kragen. Ich lächelte sie an und sie lächelte zurück. Das sich meine Wangen röteten bemerkte ich nicht.
Sofort spürte Matt den Stich in seinem Herzen. Er hatte sich die Szenerie von einer sicheren Entfernung aus angesehen. Vielleicht bedeutete dieses Lächeln nichts, aber vielleicht zerbrach es auch gerade sein Herz. Er wandte sich ab und konnte nicht sehen wie sein Freund Tai mit Sora sprach. Die beiden kannten sich schon lange, denn sie spielten früher Fußball zusammen. Es war noch früh am Morgen. Die AGs hatten ihre ersten Vorbesprechungen und Mitgliedsanmeldungen. An so etwas hatte er kein Interesse. Er war lieber allein, immer noch. Das Zeichen der Freundschaft kam ihm vor wie ein schlechter Witz. Natürlich, seine Freunde aus der Digimon Welt würden immer einen Platz in seinem Herzen haben. Besonders Tai.
Hinter der Schule auf einen Hügel setzte sich der blonde Junge. Die obersten Knöpfe seiner Schuluniform öffnete er. Seine Hand fühlte in der Hosentasche die Mundharmonika. Er nahm das Instrument und spielte sein Lied. Ein trauriges Lied das ihn an die gute Zeit erinnerte in der er T.K. jeden Tag gesehen hatte. Er vermisste seinen kleinen Bruder. Auch Gabumon und vor allem Tai. Obwohl sie jetzt auf die selbe Schule gingen und sich jeden Tag sehen würden war es nicht mehr wie damals.
"Hey Matt!" Als er die Klasse betrat winkte ihm Tai zu und deutete auf einen Platz den er ihm frei gehalten hatte. Peinlich berührt lief Matt zu seinem Freund und sah auf den freien Platz. Sein Herz wankte.
"Komm setz dich", forderte ihn der braun haarige auf. Seine Fliegerbrille hatte er nicht mit in die Schule genommen.
Er zögerte.
Tai ergriff seine Hand und zog ihn auf den Platz. "Oder wolltest du woanders sitzen?" flüsterte Tai ihm verlegen zu. Matt schüttelte den Kopf und lächelte.
Es war nur ein Lächeln gewesen, mehr nicht.
Tai hatte sich natürlich für die Fußball AG entschieden. Sora war in die Tennis AG eingetreten. Seit einem halben Jahr bedrängten ihn seine Lehrer in eine AG einzutreten. Allerdings hatte Matt kein Interesse an solchen Dingen. Der Fußball Trainer hatte ihn schon öfters angesprochen weil er Tai beim Training zugesehen hatte. Nachdem auch Tai ihn ermutigen wollte zum Fußball zu kommen war Matt nicht mehr als Zuschauer aufgetaucht. Er seufzte und starrte auf den dunklen Rauch vor sich.
„Matt... Matt ich glaub das Essen verbrennt gerade!“ holte ihn sein Vater aus den Gedanken. Blitzschnell wendete er das Omelette. Es hatte eine unappetitlich schwarze Farbe angenommen auf der verbrannten Seite. Genervt stöhnte Matt auf. Auch das noch.
„Macht doch nichts. Komm lass uns im Supermarkt was zu Essen holen. “schlug ihm sein Vater vor.
„Okay...“stimmte er zu und schlüpfte in seine Schuhe.Auf der Straße angekommen räusperte sich sein Vater.
„Bedrückt dich etwas Matt?“
„Nein...wieso?“ Es fiel ihm immer noch schwer offen mit seinen Gefühlen umzugehen.
„Hm... ich dachte nur. Hast du dich schon für eine AG entschieden?“
„...Nein...“.
„Wie wäre es mit dem Fußball Club?“
Matt sah seinen Vater säuerlich an. Er musste am besten wissen das dieser Sport nichts für ihn war.Schon vor dem Sommercamp das ihn in die Digiwelt gebracht hatte,war Fußball nichts für ihn gewesen.
„Na ja..., ich fand Fußball auch nie so toll. Als ich so alt war wie du habe ich in einer Band gespielt.“
Matt erstarrte und sah seinen Vater an und dann lachte er.
„Du, in einer Band?“
„Ja! Was ist daran so lustig?!“
„Nichts..., entschuldige. Du kannst doch überhaupt nicht singen...?“
„Ich habe auch nicht gesungen. Ich habe Bass Gitarre gespielt, ziemlich gut sogar.“
Matt kicherte. Es war eine seltsame Vorstellung das sein Vater in einer Band spielte.
„Wir waren ganz gut. Die Mädchen mögen Jungs in Bands aber du bist ja sowieso beliebt. Haha, das hast du sicher von mir geerbt“ lachte sein Vater stolz und tätschelte Matts Haare wie als wäre er noch ein kleiner Junge. Dieser verdrehte genervt die Augen. Tatsächlich schien er eine seltsame Anziehungskraft auf Frauen auszustrahlen.
„Warum hast du eigentlich keine Freundin?“
„Daaaad..., hör auf. Das ist peinlich. Kannst du noch Gitarre spielen?“ lenkte Matt das Gespräch in eine andere Richtung.
„Na klar, so was verlernt man nicht. Ich habe die Gitarre im Keller. Soll ich dir beibringen wie man spielt?“
In einer Band spielen Klang besser als in irgendeine AG einzutreten. Vielleicht fand er ja noch andere Schüler die mitmachen würden. Matt zuckte mit den Schultern.
„Von mir aus.“
Es regnete. Das triste Grau hatte sich nach einem sonnigen Vormittag zusammen gebraut. Eine Überraschung für alle Schüler. Matt hatte einen Regenschirm in seinem Spind.
„Wie das regnet...“ seufzte Tai als die Schulglocke das Ende des Unterrichts einleitete. Er hatte sicher keinen Schirm dabei was typisch für Tai war. Nach Hause liefen sie beide in unterschiedliche Richtungen. Der Regen wurde langsam stärker. Sie hatten die Spinde erreicht als um die Ecke Sora kam. Es wirkte beinahe so wie als hätte sie auf sie beide gewartet. Ihr Blick traf zuerst Tai und dann Matt.
„Hey Sora“ begrüßte Tai das Mädchen mit einem breiten Lächeln.
„Hallo Tai, hallo Matt.“ Ihre Wangen röteten sich leicht.
„Hallo“, gab Matt weniger begeistert zurück. Sora umklammerte ihren rosa Schirm. Sie würde Tai fragen ob er mit ihr nach Hause lief. Matt würde alleine laufen und die beiden würden sich unterhalten. Vielleicht würde Tai ihr auch endlich sagen das er in sie verliebt war. Es war kaum auszuhalten in seiner Nähe, denn jedes Mal wenn er das Mädchen sah merkte man ihm seine Verliebtheit an. So langsam hatte Matt sich damit abgefunden auch wenn es immer wieder auf's neue schmerzte.
„Matt, hast du einen Schirm? Wenn nicht, dann können wir ja zusammen laufen?“ schlug Sora vor. Sie hatte den Blick auf den Boden gerichtet. Verwundert sah Matt sie an. Er war sich nicht sicher wo Sora wohnte aber war das nicht mehr in Tais Richtung?
Er schluckte. Sein Blick fiel auf seinen besten Freund.
„Nein, schon gut. Ich hab einen in meinem Spind. Du kannst ja mit Tai laufen, denn er hat seinen vergessen“ half er seinem Freund. Es schmerzte zwar aber es war das richtige. Tai strahlte das Mädchen erwartungsvoll an.
„Oh, na klar. Willst du unter meinen Schirm Tai?“
„Gerne Sora“, lächelte der Junge. Er wechselte seine Schuhe und ging mit dem Mädchen zum Ausgang. Matt sah ihnen hinterher. Sora öffnete ihren rosa Schirm. Er hörte nicht was Tai sagte aber das Mädchen kicherte. Der Junge nahm den Schirm und zusammen wagten sie sich in den Regen. Traurig blickte Matt auf den Rücken seines besten Freundes. Sein Herz schmerzte.Es durchfuhr seinen ganzen Körper.
„Wenn du nicht möchtest...“, Sora sah noch immer zu Boden. Tai gab ihm mit dem Ellenbogen einen stoß in die Rippen. Matt war aus seinem kurzen aber traurigem Tagtraum erwacht. In seinem Spind lag der schwarze Regenschirm.
„Doch, ich möchte. Danke Sora“, lächelte Matt. Das Mädchen strahlte ihn an. Sie nickte und sah dann kurz zu Tai.
„Wir sehen uns dann morgen“, verabschiedete sich Matt von dem Jungen welcher schwach lächelte.
„Ja, bis morgen ihr beiden“
Matt ging mit Sora zum Ausgang der Schule. Sie öffnete den Schirm während Matt kurz zurück sah. Tai starrte in ihre Richtung. Sie traten hinaus in den Regen. Sora hatte ihn gefragt und nicht Tai. Ihm schossen die Worte seines Vaters durch den Kopf. Du bist beliebt bei Mädchen.
Sein Blick traf Sora.
Wenn er Tai nicht bekam, dann sollte sie ihn auch nicht bekommen. Erst später würde Matt schmerzlich bewusst werden was dieser Gedanke für seine Freundschaft gegenüber Tai bedeutete.
Erstaunt sah Tai seinem besten Freund und Sora hinterher. Sie hatte Matt gefragt und nicht ihn. Dabei wusste er das sie einen Umweg laufen musste um Matt nach Hause zu bringen. Sie mochte ihn vermutlich lieber. Ein schwerer Seufzer entwich Tai. Er schüttelte den Kopf. Das bedeutete noch gar nichts! So leicht würde er sich nicht entmutigen lassen. Außerdem war Matt sein bester Freund, er wüsste doch von Tais Gefühlen.
„Das wird schon“, ermutigte sich der Digiritter selbst.
Ende Kapitel 1