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Ēnā Sabiedrības

Im Schatten der Gesellschaft
von

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I

Ich kann heute nicht mehr genau sagen, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Wer ich bin.

Ich habe Vermutungen, Spekulationen. Doch ob diese der Wahrheit entsprechen… Wer weiß das schon?

Ich weiß nicht, wie meine Umwelt mein Verhalten wahrnimmt. Sie verstehen mich nicht. Sie würden mich nicht verstehen. Allein meine Leidensgenossen können meine gebrochene Gefühlswelt nachvollziehen.

Wir sind viele hier. Viele, mit verschiedenen Geschichten, verschiedenen Ansichten und verschiedenen Meinungen.

Und doch sind wir alle gleich. Wir haben alle ein Problem. Nicht alle die gleichen, doch kann uns ein normaler Arzt bei körperlichen Problemen nicht weiter helfen.

Angeblich bin ich wohl einer der schwierigsten und jüngsten Fälle hier.

Wenn ich zurück blicke, frage ich mich, wie ich hier nur gelandet bin. Ich bin doch normal. Ganz normal. So normal, wie jeder andere Junge mit fünfzehn Jahren nun mal ist.

Vielleicht sind sie diejenigen, die nicht normal sind. Sie sind die Abnormalen. Richtig. Sie sind es. Ich bin normal. Nein. Ich war normal. Und dann fing es an. Sie haben angefangen sich in meine Gedanken einzumischen. Sie dachten das Selbe wie ich. Oder ich dachte das Selbe wie sie. Sie wollten, dass ich das tue, was sie wollen. Doch ich wollte das nicht. Selbst die Nachrichtensprecher wollten mir ihre Gedanken zukommen lassen, indem sie mir versteckte Botschaften in ihren Nachrichten hinterließen.

Ja, sie hatten es alle nur auf mich abgesehen.

Aber warum ausgerechnet auf mich? Ich habe doch niemals jemanden etwas getan. Ich war immer brav. Ich war immer ein guter Junge.

Wieder konnte ich dieses Kribbeln spüren. Als würden Parasiten unter meine Haut krabbeln. Ich sah an mir herunter und erstarrte. Es passierte tatsächlich. Eine Horde Parasiten krabbelten über mein Bett und schoben sich langsam unter meine Klamotten und meine Haut. Ich hasste dieses Gefühl.

Ein panischer Schrei verließ meine Kehle. Ich sprang vom Bett auf, vergas alles, worüber ich gerade noch nachgedacht hatte und hatte nur noch ein Ziel. Die Parasiten loswerden. Wie wild begann ich mich zu schütteln, begann an meinen Armen zu kratzen, am Hals, am Bauch, an den Beinen, im Gesicht.

Vergeblich.

Ich warf mich auf den Boden, als könnte ich das Ungeziefer so unter meinem Gewicht zerquetschen, doch das Kribbeln hörte nicht auf. Ich wand mich auf dem Boden hin und her, begann zu zittern und lies wieder einen Schrei los. Es sollte endlich aufhören!

Mein Kopf war leer. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an dieses Gefühl und dass ich es loshaben wollte.

Dass die Tür plötzlich aufsprang, bekam ich gar nicht mit.
 

„Es ist wieder ein Anfall.“ stellte der persönliche Arzt des Jungen fest. Er und ein weiterer Arzt wussten sofort was zu tun war. Einer der Ärzte hielt den Patienten fest. Der Andere gab ihm eine Spritze, damit die Symptome aufhörten.

Es dauerte eine Weile, bis sich der Junge beruhigt hatte. Die Ärzte hoben ihn auf das Bett und warteten, bis das Medikament, was sie ihm gespritzt hatten, Wirkung zeigte und er wieder bei sich war.

„Wieder die Parasiten?“ fragte der dunkelhaarige Arzt und erhielt ein kurzes Kopfnicken seines Patienten.

„Wir werden dir eine andere Therapie und Medikamente zukommen lassen.“ sagte der Arzt und verließ das Zimmer, nachdem er von dem Jungen keine weitere Reaktion erhalten hatte. Der andere Arzt, mit kurzen blonden Haaren, folgte seinem Kollegen still.

Als sie den Gang entlang liefen, sah er zum Anderen auf. „Er nimmt keine Medikamente.“ stellte er fest, was seinen Kollegen nicken lies. „Deswegen soll er eine andere Therapie bekommen. In denen er mit den Medikamenten konfrontiert wird. Ohne Medikamente wird er es nicht mehr lange aushalten.“
 

Als ich wieder zu mir kam, schlug mein Herz immer noch wie wild. Ich fasste mir an die Brust und sah zu meinem persönlichen Arzt. Auf seine Frage hin, nickte ich nur stumm. Er kannte mich, seit ich hier war und ich vertraute ihm. Mehr oder weniger zumindest.

Doch von seiner Idee einer neuen Therapie und Medikamente, hielt ich nichts. Ich weigerte mich von Anfang an Tabletten zu schlucken. Ich war nicht irre, wie viele behaupteten. Nur weil sie nicht sehen und fühlen konnten, was ich konnte, war ich noch lange nicht verrückt.

Mein Blick glitt nach draußen aus dem Fenster. Es war ein schöner, sonniger Herbsttag.

Ein bitteres Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich mich an den Tag vor zwei Jahren erinnerte.

Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es der Tag, an dem Alles begann.



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