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Anywhere but here.

NaLu
von

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Life without you.


 

Chapter 3: Life without you.
 


 

„Layla hatte einen Unfall. Sie hat es nicht mehr geschafft.“

Diese zwei kurzen Sätze, die mein Vater benutzte, um die tragische Situation darzustellen, versetzten meinem Herz viele unerträgliche Stiche.

Ein großer Kloß machte sich in meinem Hals breit, während jede Faser meines Körpers anfing, unkontrolliert zu beben.
 

„Was?“, konnte ich nur mit gebrochener Stimme herausbringen, „Mama…?!“

Entgeistert blickte ich tief in die Augen meines Vaters, geschockt musste ich allerdings feststellen, dass diese keine Emotionen ausstrahlten. Machte ihm diese Tatsache so sehr zu schaffen, oder verbarg sich ein anderer Grund dahinter?

Jedoch konnte ich keinen weiteren Gedanken damit verschwenden, da mich der Schock wortwörtlich gefesselt hatte, etwas Anderes rückte in den Vordergrund.

War meine Mutter wirklich tot? Ich war doch noch ein Kind… Oder sollte dies nur ein schlechter Scherz meines Vaters gewesen sein? Dafür wirkte die Situation zu angespannt und echt.

Wie sehr ich es mir immer wieder wünschte, die Zeit zurück zu drehen, um dieses dramatische Erlebnis zu umgehen. Niemand hatte es verdient, sein Leben zu verlieren. Meine Mutter erst recht nicht, denn sie gehörte zu den nettesten und freundlichsten Menschen, die ebenso für die Gerechtigkeit kämpfte, die ich kannte. Egoismus und Arroganz gehörte nicht in ihren Wortschatz. Loyalität, Vertrauen und Liebe hatten sich darin schon Platz verschaffen.
 

In den wenigen Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, an dem ich einfach nur regungslos vor meinem Vater stand, mein emotionsloser Blick in die Leere gerichtet, realisierte ich doch unglücklicherweise die Tatsache, dass meine Mutter nun nicht mehr unter uns weilte.

Ich war erst fünf Jahre alt gewesen und musste mit der Situation klarkommen. Eine schreckliche Welt, in der ich lebte, in dem es bedauerlicherweise kein Entrinnen gab. Keiner konnte seinem tragischen Schicksal entkommen, denn dies war ein wichtiger Bestandteil des Lebens.
 

Plötzlich füllten sich meine Augen mit einsamen und salzigen Tränen, die regungslos meine Wange hinab kullerten. Mein Herz hämmerte stark gegen meine Brust, während mich eine hilflose Kälte von der Außenwelt isolierte und mich eine unsichtbare Wand umgab.

Geschockt schlang ich meine Arme um meinen schlanken Körper, während ich den Tränen ihren freien Lauf gewährte.

Still weinend stand ich viele Minuten da, ohne mich zu rühren. Ich bemerkte nicht mal, wie sich mein Vater von mir entfernt hatte und mich deshalb die Einsamkeit erst recht eingeholt hatte.

„Als du bei mir warst, warst du mir sehr viel wert. Jetzt, wo du nicht mehr da bist, bist du unbezahlbar… Ich vermisse dich so sehr…“ Meine Artikulation war von einem schmerzverzerrten Schluchzen umhüllt.

Meine Füße konnten meinem Gewicht nicht mehr standhalten, sodass ich zu Boden sackte. Meine Beine winkelte ich, auf dem Boden liegend, an, während unendlich viele Tränen meine Wangen hinunter kullerten.
 


 

Schweißgebadet schrecke ich aus meinem tiefen Schlaf.

Schweratmend erfrischte ich meine Lunge mit tiefen Atemzügen, während ich meinen Körper dazu brachte, den Puls zu beruhigen.
 

Erneut hatte mich die Vergangenheit eingeholt, allerdings befanden sich starke Differenzen zwischen den bisher gehabten Träumen und dem jetzigen.

Bisher bestanden die Illusionen nur aus schönen Kindheitserinnerungen mit meiner Mutter. In all den Jahren konnte ich nicht loslassen, denn diese Erinnerungen waren das einzige, was mir von meiner verstorbenen Mutter übrig geblieben war. Das einzige, woran ich mich festhalten konnte, wenn mich die schlechten Tage gepackt hatten.

Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.
 

Doch dieses Mal handelte der Traum von dem schrecklichen Tag, an dem ich die tragische Wahrheit erfahren hatte. Doch wieso ließ mein Körper den Moment erneut Revue passieren? Steckte denn etwas Mysteriöses dahinter?

Mir war schon immer bewusst gewesen, dass sich hinter dem Tod meiner Mutter etwas Geheimnisvolles verbarg.

Auch wenn ich zugeben musste, dass an einem Autounfall nichts Eigenartiges war, so ließ mich das komische Gefühl nicht los, dass irgendwer seine Hände im Spiel hatte.

Womöglich sollte dieser Traum ein Zeichen sein, dass ich weiter in meiner Vergangenheit nachforschen sollte.
 

„Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“, ertönte jäh eine bekannte Stimme neben mir, wodurch ich abrupt aus meinen Gedanken geworfen wurde, was mich leicht zusammenzucken ließ.

Vertraut legte er seine Hand auf meine Schulter und zwang mich, ihn anzuschauen.

Ich blickte in die freundlichen, schwarzen Augen eines jungen Mannes, in denen ich mich unwillkürlich verlor, während mein Herz komischerweise anfing, laut gegen meine Brust zu hämmern.

Auch wenn seine zarte Hand durch den Stoff meines Oberteils von meiner Haut abgegrenzt wurde, so zog sich ein skurriles Flammen über meinen ganzen Körper.
 

„Ja, denke schon…“, murmelte ich leise, immerhin war Lisanna noch tief in ihren Schlaf versunken, „Ich hatte bloß einen schrecklichen Albtraum.“

Mit leicht geröteten Wangen blickte ich zur Seite, irgendwie war mir das doch ein wenig peinlich.

Ich merkte, dass sich Natsu auf das Bett, auf dem ich schlief, gesetzt hatte.

Er nahm meine Hand, das Blut wurde regelrecht in meinen Schädel gepumpt.

„Möchtest du darüber reden?“, fragte er mich zaghaft.
 

Wieso war er nur so nett und freundlich zu mir? Wir kannten uns doch erst seit einem Tag und schon stieg in mir das Gefühl hoch, ihn immer an meiner Seite haben zu wollen.

Er gab mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Eine Welle von angenehmer Wärme durchströmte meinen Körper, als ich den Blickkontakt zwischen uns intensivierte.

Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist das Lächeln.
 

Langsam und noch etwas unsicher nickte ich.

„Meine Mutter starb, als ich gerade mal fünf Jahre alt geworden bin“, fing ich an zu erzählen.

Konnte ich mich ihm auch wirklich anvertrauen? Immerhin kannte ich ihn noch nicht mal vierundzwanzig Stunden lang und ich war gerade an dem Punkt angelangt, an dem ich ihm fast meine ganze Vergangenheit offenbaren wollte.

Ich spürte, wie sich der Druck um meine Hand erhöhte, allerdings wandelte sich dies nicht in Schmerz um, sondern in eine vertraute Zuneigung und Nähe.

„In den einsamen Jahren ohne meine Mutter, hab ich mich immer mehr von Jude -“, an seinem Namen stockte ich ein wenig, „meinem Vater, distanziert“, setzte ich meine Rede fort.

Natsu machte keine Anstalten mich zu unterbrechen, sondern lauschte dem Klang meiner Stimme.

Was war das nur für ein Gefühl, das in mir hochstieg und mich vollends umhüllte? Ich verstand es einfach nicht…

„In den vergangenen Jahren hat mein Vater dann angefangen, handgreiflich zu werden. Von Beschimpfungen bis hin zu Prügeleinen“, erzählte ich mit erhöhter und nervöser Stimme, „Immer wieder dachte ich, dass blaue Flecken furchtbar sind, bis ich mit zwölf -“, ich legte eine kleine Pause ein, da mich die Unsicherheit nun doch gepackt hatte, „missbraucht wurde…“

Die Momente, in denen mein Vater mich vergewaltigt hatte, nahmen erneut Platz in meinen Gedanken.

Zitternd schlang ich meine dünnen Arme um meinen schlanken Körper. Die eisige Kälte hatte mich erneut eingeholt.

Noch nie hatte ich dieses Erlebnis je mit einem anderen Menschen geteilt, und schon gar nicht mit jemandem, den ich bisher nur wenige Stunden kannte. Allerdings verstand ich mich selber nicht, mein Gewissen wehrte sich gegen das Verlangen, alles zu offenbaren, jedoch konnte ich in dem Augenblick meinen Körper nicht kontrollieren. Ich verstand das Ganze einfach nicht…
 

Allerdings musste ich es diesmal nicht alleine durchstehen, denn Natsu umwickelte mich mit seinen starken und kräftigen Armen, die eine angenehme Wärme ausstrahlten, welche mir verhalf, meiner inneren Ruhe einen Stück näher zu kommen.

„Psscht…“, hauchte er mir ans Ohr.

Beruhigend strich er mir sanft über den Kopf.

„Ich will jetzt nicht sagen, dass alles gut werden wird, weil ich das einfach nicht weiß -“, intensiv blickte er mir in die Augen, „aber ich werde dafür sorgen, dass er nie wieder so etwas Schreckliches mit dir anstellt. Das ist ein Versprechen, Luce!“

Er drückte mich fest an seinen Körper.
 

Auch wenn ich ihn bisher nur ein paar Stunden kannte, hatte er komischerweise mein Vertrauen schon für sich gewonnen.

Lag es etwa an seiner netten Art, wenn er fremden Leuten gegenüber trat oder an seiner positiven Einstellung, sein Leben zu leben?

Ich würde, wohl oder übel, nie eine Antwort auf diese Frage finden.
 

„Komm, leg dich wieder schlafen, Luce“, meinte Natsu, stand auf und drückte mich sanft in die weichen Bettlaken.

„Natsu?“ Der Angesprochene hielt in seiner Bewegung inne und blickte mich mit irritierter Miene an.

„Wieso nennst du mich eigentlich Luce?“

Er schien kurz über die Frage nachzudenken.

„Weiß nicht“, lachte er kurz auf und schenkte mir ein strahlendes, breites Grinsen, welches mich all meine Sorgen vergessen ließ.
 

~*°*~
 

Die grellen Sonnenstrahlen, die trotz der Vorhänge in das Zimmer eindrangen, kitzelten mich aus dem Schlaf. Müde rieb ich den Schlafsand aus meinen Augen und streckte mich ausgiebig.

„Guten Morgen!“, ertönte eine helle und fröhliche Stimme.

Grinsend lugte eine schöne junge Frau mit kurzen weißen Haaren vom Bad ins Schlafzimmer.

„Morgen, Lisanna“, lächelte ich sie freundlich an.

„Morgen, Luce!“, grinste Natsu mir zu, „Noch gut geschlafen?“

Ein halbnackter Mann erschien an der Tür, die nassen kirschblütenfarbenden Haare klebten sexy an seiner Haut, während nur eine einfache Jeans seine untere Hälfte bedeckte.

Sein nackter und vor allem muskulöser Oberkörper wurde von meinen braunen Augen in Beschlag genommen und… verdammt, ich musste zugeben, dass er erstens perfekt durchtrainiert war und zweitens, dass er in seiner lässigen Pose, am Türrahmen mit verschränkten Armen zu lehnen, einfach nur verdammt sexy und heiß aussah.

„Schatz, zieh dir was an!“, maulte Lisanna plötzlich und schmiss mich aus meinen fesselnden Gedanken, „Merkst du denn nicht, dass es für Lucy unangenehm ist, dich so zu sehen?“

In dem Moment, als Lisanna diese Worte benutzte, bemerkte ich erst recht, dass mir das Blut regelrecht in den Kopf schoss. Meine Wangen glühten, das musste fürchterlich peinlich aussehen…
 

Plötzlich verspürte ich unerklärlicherweise eine fremde, warme Hitze, die sich von meinem linken Arm aus durch meinen ganzen Körper langsam ausbreitete. Allerdings fühlte sich dies weniger angenehm an, eher brennend, was sogar schon gefährlich nahe an der Grenze des Schmerzempfindens war.

Schweratmend keuchte ich auf und ließ mit schnellem Puls, Sauerstoff durch meine Lunge fließen.

„Was ist passiert?!“, rief Natsu mit besorgter Stimme.

Im Blickwinkel sah ich, dass Natsu und Lisanna fürsorglich zu mir geeilt waren.

Jedoch konnte ich nicht auf ihre Frage antworten, da ich mich wie in Trance befand. Alles um mich herum geschah in Zeitlupe, bis ich zögernd realisierte, was mit mir passiert war.
 

Stockend hob ich meinen linken Arm und blickte auf meine persönliche implantierte Zeitanzeige.

„Sie läuft…“, murmelte ich irritiert und zog meine Augenbrauen zusammen, „Aber ich werde erst in zwei Tagen einundzwanzig…“

Verwirrt blickte ich in die Augen meiner Freunde, die anscheinend ebenfalls keine Antwort auf das mysteriöse Ereignis besaßen.

„Wie ist es bei euch denn eigentlich passiert?“, wollte ich daraufhin wissen, „Wie alt seid ihr beide?“

„Bei mir ist es mitten in der Nacht meines Geburtstages geschehen, als ich geschlafen habe. Plötzlich hat mein Körper angefangen, schrecklich zu brennen und zu schmerzen und ich bin dann aufgewacht, als wäre ich aus einem Albtraum erwacht“, erzählte Lisanna, mit einer kleinen Spur von Angst, „Mittlerweile bin ich dreiundzwanzig Jahre alt.“

„Meine Zeit hat einen Tag nach meinem Geburtstag erst angefangen zu laufen, ich dachte schon, dass irgendetwas nicht mit mir stimmt.“ Natsus Lachen lockerte die Atmosphäre ein wenig.

„Vierundzwanzig.“ Zwinkernd schaute er mich an.

„Das einzig Positive ist, dass ich mir keine Sorgen um mein Alter machen muss, da ich ja gar nicht mehr alter“, lachte Lisanna herzlich auf und schaute ihrem Freund tief in die Augen.

„Du wirst immer das Schönste für mich sein“, lächelte Natsu sie an und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.
 

Lisanna hatte echt wahnsinniges Glück, ihn an ihrer Seite zu haben. Mir wurde das erst bewusst, als Natsu in der Nacht für mich da war und mich meine Sorgen vergessen ließ.

Eifersucht, Schmerz und Neid… Mit gemischten Gefühlen ruhte mein Blick auf dem Liebespaar vor mir, als Lisanna behutsam Natsus Hand nahm und ihre Finger in seinen verschränkte.

Nicht nur Lisanna strahlte völlige Zuneigung aus, Natsu ebenfalls, er erwiderte ihre Liebe in vollen Zügen.

Mein Herz zog sich bei dem Anblick qualvoll zusammen, jedoch offenbarte ich meine chaotische Gefühlslage nicht. Schlussendlich beschloss ich einfach nur zu lächeln.

Ich mochte Lisanna, sie war nett und freundlich zu mir, doch konnte ich der Beziehung wirklich meinen Segen geben? Immerhin spürte ich eine enge Anziehung zu Natsu, seit ich ihm begegnete. Und ich glaubte gedacht zu haben, dass es Natsu ebenfalls so erging…

Allerdings gehörte ich nicht zu der Sorte Menschen, die Beziehungen zerstören, nur um ihr eigenes Glück finden zu können, aber was sollte ich denn bloß tun?!

Der Anblick der beiden gefiel mir nämlich ganz und gar nicht und ich verspürte den Drang im Inneren, etwas daran ändern zu wollen.

Mutierte ich letztendlich zu einem schlechten Menschen, der von Egoismus zerfressen wird?
 


 

Immerhin war die Liebe etwas Kostbares, wie jeder Stern am Himmel…
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2013-12-23T21:21:33+00:00 23.12.2013 22:21
Klasse Kapi^^


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