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Rhynna

Story zu Runes of Magic
von

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Begegnung mit einem Ritter

Rhynna Harrowington, ihres Zeichens Priesterin und Bogenschützin aus Leidenschaft, saß auf einem ihr völlig fremden Kontinent in einer kleinen Dorfschenke namens „Schwein im Teich“ und wartete auf ihre Freundin Evaline.

Gelangweilt rührte sie mit der Spitze ihres Fingers in ihrem Krug Met herum. Sie pustete die Strähne ihres roten Haares, welche ihr ständig in die Stirn fiel, zum wiederholten Male beiseite und seufzte.

Allmählich begann sie sich um Evaline zu sorgen. Die hochgewachsen Elfe hatte ihr versichert, dass sie sich nur kurz mit ihrem Kontakt treffen wolle, und danach so schnell wie möglich zurückkehren würde.

Doch das war nun schon beinahe drei Stunden her. Konnte ein simples Treffen wirklich dermaßen viel Zeit in Anspruch nehmen? Oder war dieser Morrok Wallinder, zu dem sie sich auf den Weg gemacht hatte, einfach ein besonders anspruchsvoller Klient?

Ach, vielleicht hätte sie ihre Freundin doch einfach begleiten sollen. Aber dieser geheimnisvolle Wallinder hatte ausdrücklich darauf bestanden, dass die Elfe alleine kam und obwohl Rhynna ein sehr neugieriger Mensch war, hatte sie dies respektiert und war zurück geblieben.

Ob das die richtige Entscheidung gewesen war?

Rhynna seufzte erneut und stütze ihr Kinn auf die Hand. Dann nahm sie einen Schluck ihres Mets und blickte sich dann in der Schenke um.

Allzu viel hatte sich nicht verändert, seitdem sie ihren Blick das letzte Mal hatte schweifen lassen. Da saßen immer noch dieselben Gestalten vor ihren Krügen und schwadronierten über wer weiß was, die Schankmagd eilte immer noch träge hin und her und wischte mal hier mal dort einen Tisch ab und der Wirt spülte in aller Ruhe weiter seine Gläser.

Sehr öde das Ganze, wie Rhynna fand. Aber Warten war noch nie ihre Stärke gewesen. Wenn wenigstens etwas Interessantes geschehen würde!

Wie es das Schicksal so wollte, stapfte in eben diesem Moment ein aufgebrachter, elegant gekleideter Mann in die Schenke. Er schimpfte lautstark vor sich hin und hielt zielstrebig auf den Tresen zu.

„Wirt! Einen Krug Met!“ verlangte er gebieterisch.

Offenbar war er es gewohnt zu befehlen, dachte Rhynna mit hochgezogener Augenbraue. Solch arrogante Menschen hatte sie noch nie so recht leiden können, kamen sie doch einst in ihrem Umfeld viel zu oft vor.

Dennoch lauschte sie gespannt, als der neue Gast dem Wirt ungefragt den Grund für seinen Ärger erzählte. Sie spitzte interessiert die Ohren, als sie mitbekam, dass er ein Händler war, dem offenbar seine Waren abhanden gekommen waren.

Vielleicht konnte sie ihm ihre Hilfe anbieten? Jedenfalls war das besser, als weiter hier herum zu sitzen und auf Evaline zu warten.

Sie erhob sich entschlossen, strich einmal glättend über ihre azurblaue Kurzrobe, die sie um die Taille gegürtet wie eine etwas längere Weste trug, und schritt auf den Händler zu.

„Entschuldigt bitte, aber es war nicht zu überhören, dass Ihr ein Problem habt. Vielleicht kann ich Euch dabei behilflich sein?“ Sie lächelte freundlich.

Der Angesprochene wandte sich ihr zu und musterte sie erstaunt. „Ihr wollt mir helfen? Ihr seht nicht so aus, als könntet ihr es mit den Mallen Banditen aufnehmen, um mir meine kostbare Ware zurück zu holen.“ Der pure Zweifel sprach aus seiner Stimme, als er Rhynnas zierliche Gestalt wahrnahm.

„Das kommt auf einen Versuch an, meint Ihr nicht?“ Ein spitzbübisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Sagt mir einfach, wo diese räuberischen Subjekte Euch überfallen haben, und ich werde sehen, was sich tun lässt. Ich bin nicht so wehrlos wie ich vielleicht aussehen mag,“ versuchte Rhynna den Händler schmeichelnd von sich zu überzeugen.

Sein Blick steckte zwar immer noch voller Zweifel, doch gleichzeitig schien er auch froh, dass sich überhaupt jemand für sein Problem interessierte. „Also gut, wenn Ihr es so wollt,“ meinte er schließlich. „Dann bitte ich Euch diesen Mallen-Banditen eine Lektion zu erteilen, die sie so schnell nicht vergessen! Es darf einfach nicht angehen, dass diese Halunken immer ungeschoren davonkommen und tun und lassen können was ihnen beliebt ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Wenn die Ritter der Löwenherzgarde nichts unternehmen, dann muss man sich einfach selbst zur Wehr setzen. Was bleibt einem sonst übrig?“

Er fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haare und schüttelte leicht den Kopf. „Wenn ihr dem Weg aus dem Dorf folgt, kommt Ihr recht bald an eine Wegkreuzung. Dort haben sie mich überfallen. Stellt Euch vor, am helllichten Tag! Dreist, nicht wahr? Sollte es Euch tatsächlich gelingen mir meine Habseligkeiten wieder zu beschaffen, dann ist Euch eine Belohnung gewiss. Sie können noch nicht weit gekommen sein. Die Kiste ist sehr schwer. Wenn Ihr Euch beeilt, erwischt Ihr sie noch.“

Rhynna lächelte noch einmal beruhigend. „Macht Euch keine Sorgen. Ich werde nicht versagen.“ Und mit diesen Worten drehte sie sich um und eilte raschen Schrittes nach draußen.

Endlich hatte sie eine Aufgabe, der sie nachgehen konnte. Und besser als die elende Warterei war das allemal.

Ein paar Banditen konnten ihr keine Angst machen, hatte sie doch schon weitaus Schlimmeres erlebt. Sie war zuversichtlich, dass sie nicht scheitern würde. Diese Banditen würden auch nicht glauben, dass sie in der Lage war ihnen eine Lektion zu erteilen. Und genau darin lag ihr Vorteil.
 

Kai Kaiyinth hatte keinen Blick für die Schönheit des Frühlingstages, als er sich auf seiner Patrouille in der Nähe des Dorfes Tomara befand. Zu schwer lastete die Sorge um seine Zukunft auf ihm.

Wenn sich nicht bald etwas ändern würde, dann war die einst so stolze und ruhmreiche Löwenherzgarde am Ende. Ihnen gingen die Mitglieder aus und ihr Ansehen hatte in den letzten Monaten seit Motwas Kalumes Tod mächtig gelitten.

Kaum jemand wollte mehr beitreten, um ehrenhaft dem neuen König Callaway Kalume zu dienen. Zu groß waren die Gerüchte, dass es der berühmte General Lance, das Oberhaupt der königlichen Garde, selbst gewesen war, der den alten König heimtückisch vergiftet hatte. Ihm wurde seitdem von allen Seiten mit Misstrauen begegnet und da er zu den engsten Vertrauten Callaways zählte zweifelte das Volk auch ihren König selbst an.

Kai seufzte niedergeschlagen und fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen silbernen Stoppeln. Wenn das so weiter ging, hatte er bald keine Rekruten mehr, die er ausbilden und denen er die Ideale der Löwenherzgarde näher bringen konnte.

Momentan nannte er einen einzigen Schüler sein eigen. Früher hatte er Dutzende zugleich gehabt. Welch ein Unterschied!

Es erfüllte ihn mit Traurigkeit, dass es mit der Garde immer weiter bergab ging. Sie war sein Lebensinhalt und er wusste nicht was er tun sollte, wenn sie irgendwann ganz am Ende wäre.

Er blieb stehen und genoss einen Moment lang den atemberaubenden Ausblick, der sich ihm bot. Von hier oben konnte man ganz Sternhorn überblicken. Dahinter ragten majestätisch die vielen Türme und Gebäude von Dalanis auf, welches sicher geschützt hinter einer hohen Steinmauer lag. In Dalanis residierte nicht nur der König in seinem Palast, sondern dort war auch der Hauptsitz der Löwenherzgarde, der Ort an dem er sich zu Hause fühlte.

Wenn man ihm das nahm, wusste er nicht was aus ihm werden würde.

Leises Gemurmel und das laute Schlurfen von Schritten rissen ihn jäh aus seinen Gedanken. Eilig versteckte er sich hinter dem nächsten Busch, um erst einmal auszukundschaften, wer oder was sich ihm da näherte.

Als er die beiden Männer erblickte, die unter lautstarken Flüchen eine große elegant gearbeitete Holzkiste hinter sich her zerrten, wusste er instinktiv, dass es sich bei ihnen nur um zwei Mitglieder der hier in der Gegend berüchtigten Mallen Banditen handeln konnte. Und sie hatten ihr erbeutetes Diebesgut sogar noch bei sich. Das war beinahe so gut, als hätte er sie auf frischer Tat bei einer verbrecherischen Handlung ertappt.

Seine rechte Hand griff automatisch nach dem Griff seines Schwertes, bereit die beiden diebischen Halunken zu stellen, doch jemand kam ihm zu seinem Erstaunen zuvor.

Eine zierliche Frau mit flammend roten Haaren trat einige Schritte vor den Banditen auf den Weg und zielte mit gespannten Bogen auf sie. „Halt!“ befahl sie entschlossen. „Ihr werdet mir jetzt auf der Stelle diese Kiste aushändigen oder ich sehe mich dazu gezwungen euch mit Pfeilen zu spicken wie ein Nadelkissen.“

Kai zog eine Augenbraue hoch bei dieser recht dramatischen Ansprache. Er war sich nicht sicher ob das großen Eindruck auf die zwei Diebe machen würde. Doch einst musste er der Fremden lassen: Sie war mutig. Und Mut war etwas, was er schon immer bewundert hatte

Die beiden Schurken sahen sich an, ehe sie amüsiert grinsten.

„Weißt du überhaupt wie man mit so einer Waffe umgeht, Schätzchen?“ flachste der eine und musterte die Frau auf ziemlich unhöfliche Art und Weise von oben bis unten. „Was für ein hübsches Ding,“ meinte er dann mit einem anerkennenden Pfiff.

Der andere hatte ihre weibliche Figur ebenfalls mit unverhohlenem Interesse taxiert. „Schlank, aber kurvenreich. So habe ich meine Frauen gern,“ sagte er dann mit einem lüsternen Grinsen.

Die Augen der Fremden wurden bei diesen respektlosen Worten vor Zorn jäh zusammen gekniffen bis sie nur noch zwei schmalen Schlitzen ähnelten. Offenbar schätzte sie es ganz und gar nicht, dass die Banditen sie nicht im geringsten ernst nahmen, sondern sich dreist über ihre Vorzüge unterhielten.

Kai fand es nicht weiter verwunderlich, als plötzlich ein Sirren davon kündete, dass ein Pfeil verschossen worden war. Er flog haarscharf am Gesicht des einen Banditen vorbei und fügte seiner Wange einen hässlichen langen Kratzer zu, ehe er schwankend in einem Baum stecken blieb.

Der Streifschuss schien höllisch zu brennen, denn der Mann presste eine Hand auf die Wange und fluchte unterdrückt.

„Na warte, du Miststück! Dafür wirst du mir büßen!“ brüllte der Kerl und zog sein Schwert. Sein Kumpan tat es ihm mit unheilverkündender Miene gleich.

Kai wollte erst eingreifen, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Vielleicht war es die Unbekümmertheit im Gesicht der Fremden oder die Art und Weise wie sie den Bogen in ihrer Hand gegen einen herrlich geschnitzten Stab mit einer rotierenden Kugel aus blauen Licht auf seiner Spitze austauschte.

Als die Banditen mit lautem Brüllen auf sie zu stürmten, schloss sie einen kurzen Moment die Augen und wirbelte den Stab unter leise gemurmelten Worten ein paar Mal anmutig in der Luft herum. Als sie die Augen Sekunden später wieder aufriss tauchte eine im Sonnenlicht blau schimmernde Welle Wasser wie aus dem Nichts auf und raste mit donnerndem Tosen auf die Angreifer zu.

Diese hatten nicht einmal Zeit verblüfft stehen zu bleiben, als die gewaltige Kraft der Welle sie bereits erfasste, sie von den Füßen riss und mit sich fort spülte. Unsanft prallten sie gegen die hinter ihnen stehenden Bäume, husteten und spuckten Wasser. Sie sahen ziemlich derangiert aus und trieften nur so vor Nässe.

Die Fremde lächelte amüsiert und verstaute ihren Stab wieder auf ihrem Rücken.

Auch Kai konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und beschloss, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war seine Anwesenheit zu offenbaren. Er trat aus dem Gebüsch und klatschte Beifall.
 

Rhynna hob überrascht den Kopf, als ein hochgewachsener Soldat aus einem Gebüsch in der Nähe hervortrat und ihr applaudierte.

Er trug eine herrlich gearbeitete Rüstung aus blau-silber schimmerndem Mithril, welche über und über mit goldenen Intarsien verziert war. Auf der Brustplatte befand sich ein eindrucksvolles Wappen, zwei sich gegenüberstehende Löwen, welches ihn als Mitglied der Löwenherzgarde auswies. Abgerundet wurde seine imposante Erscheinung von einem weit fallenden blauen Umhang aus feinstem Stoff, der mit aufwändigen Goldfäden umrahmt war.

Neugierig musterte Rhynna das braun gebrannte Gesicht des Fremden. Seine Haare waren von silberner Farbe, obwohl er vielleicht gerade einmal ein paar Jahre älter war als sie selbst. Seine Augen blickten freundlich und auch um seine Mundwinkel spielte ein nettes Lächeln.

„Wer seid Ihr?“ fragte sie neugierig und strich sich eine widerspenstige Strähne ihres Haares hinters Ohr, welche sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte.

Er deutete eine leichte Verbeugung an ehe er sich vorstellte. „Mein Name ist Kai Kaiyinth, Ausbilder der Löwenherzgarde von Dalanis. Und wie lautet der Eure, werte Dame?“ Fragend sah er sie an.

„Ich bin Rhynna Harrowington aus Varanas. Erfreut Eure Bekanntschaft zu machen.“ Sie neigte respektvoll den Kopf und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass die beiden Banditen der Mallenbande dabei waren sich aus dem Staub zu machen.

Mist. Sollte sie diese Schurken wirklich mit einer so milden Abreibung davon kommen lassen?

Der Ritter bemerkte wohin ihr Blick ging und meinte abwinkend: „Lasst sie laufen. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann werden sie für ihre Verbrechen bezahlen müssen. Und die Kiste konnten sie auf ihrer Flucht immerhin nicht mitnehmen.“ Er deutete auf die Kiste, die immer noch dort stand, wo die Kerle sie hatten stehen lassen, als sie Rhynna angegriffen hatten.

„Gut, wenn Ihr meint.“ Sie wandte sich der Truhe zu und versuchte sie anzuheben, doch sie musste feststellen, dass sie viel zu schwer für sie alleine war.

Verdammt. Und wie sollte sie dieses Ding nun den ganzen Weg zurück zum „Schwein im Teich“ bekommen, um sich ihre Belohnung von diesem Händler abzuholen? Was hatte er da eigentlich drin? Steine?

„Verzeiht, aber darf ich Euch vielleicht behilflich sein?“ Kai Kaiyinth trat neben sie und hob die Kiste auf seine Schulter, als wäre sie so leicht wie eine Feder.

Beeindruckt sah Rhynna ihn an. Es war schon manchmal vorteilhaft, wenn man auch über eine gewisse körperliche Stärke verfügte.

„Vielen Dank. Äh... könntet Ihr mir die Kiste eventuell zum „Schwein im Teich“ bringen? Ich wäre Euch zu tiefstem Dank verpflichtet, wenn Ihr das tätet.“ Sie lächelte ihn herzlich an.

„Es wäre mir eine Ehre, wenn ich Euch zu Diensten sein dürfte.“ Er erwiderte ihr Lächeln und bedeutete ihr voraus zu gehen.

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, ein jeder versunken in seinen Gedanken.

Dann begann Kai Kaiyinth ein Gespräch. „Ihr sagtet vorhin Ihr seid aus Varanas? Das liegt in Kolydia, nicht wahr?“

Rhynna nickte. „Ja. Ich bin noch nicht lange auf Zandorya. Ich begleite eine Freundin, die hier etwas Wichtiges zu erledigen hat.“

Mehr mochte sie nicht preisgeben. Sie hatte ihn gerade erst kennengelernt, da brauchte er nicht zu erfahren, dass sie wieder einmal auf der Flucht vor ihrem alten Leben war. Vor ihrem alten Leben und dem Mann, der sie seit Jahren verfolgte und sie mit alten Erinnerungen quälte.

Wrath.

Sie verscheuchte schleunigst wieder jeden Gedanken an ihren ganz persönlichen Nemesis.

Doch der Ritter an ihrer Seite schien ein sehr feines Gespür für die Stimmungen seiner Mitmenschen zu haben, denn er meinte mitfühlend. „Ihr mögt nicht weiter darüber sprechen, habe ich recht?“ Sie nickte und blickte betreten zu Boden. „Verzeiht, falls ich alte Wunden wieder aufgerissen habe. Das lag nicht in meiner Absicht.“ entschuldigte er sich.

Bestürzt sah Rhynna zu ihm hoch. „Nein, es ist schon in Ordnung. Ich bin generell nicht besonders mitteilsam, wenn es um meine Vergangenheit geht, fürchte ich.“

„Das ist Euer gutes Recht.“

Sie versanken einen Moment in Schweigen.

Rhynna atmete tief die frische Frühlingsluft ein und fragte sich, warum Kai Kaiyinth ihr überhaupt seine Hilfe angeboten hatte. Früher oder später würde er es ihr wahrscheinlich erzählen, doch sie war eine sehr neugierig Person und hätte es am liebsten sofort gewusst. Ob er irgendetwas im Schilde führte? Sie würde wohl abwarten müssen.

Das Dorf Tomara war schon zu sehen, als Kai schließlich wieder das Wort an sie richtete. „Ich wollte Euch übrigens noch mein Kompliment dafür aussprechen wie Ihr mit diesen Verbrechern umgesprungen seid. Ihr habt sehr mutig agiert, ward dabei jedoch konzentriert und habt wohl überlegt gehandelt. Es mag vielleicht komisch klingen, wenn ich Euch das jetzt frage, aber ich würde es nicht tun, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass ihr das Potenzial dazu habt.“

Rhynnas Augenbrauen schossen in die Höhe und sie schaute den Ritter an ihrer Seite verwundert an. Nanu? Was kam denn nun?

„Falls Eure Verpflichtungen Eurer Freundin gegenüber Euch nicht allzu lange hier festhalten, was würdet Ihr davon halten, wenn Ihr Euch der Löwenherzgarde anschließen würdet?“ platzte er schließlich mit seinem Anliegen heraus.

Vor Überraschung blieb Rhynna stehen. Erlaubte er sich einen Scherz mit ihr? Was sollte sie kleine Person denn bei einer Garde, die wahrscheinlich aus lauter hartgesottenen kräftigen Männern bestand?

Sie war eine Priesterin! Ihre Waffe waren der Zweihandstab und der Bogen, aber ein Schwert war keine Waffe mit der sie umgehen konnte. Sie wäre nie im Leben ein guter Ritter. Zumindest nicht nach der Definition, die sie von einem Ritter vor Augen hatte.

„Das ist nicht Euer Ernst, oder?“ fragte sie zögernd. „Ich bin eine Priesterin Narfas'. Für gewöhnlich erhalte ich Leben und lösche sie nicht aus.“

Er grinste verlegen und fuhr sich mit der freien Hand durch seine strubbeligen Haare. „Natürlich ist mir nicht entgangen, dass Ihr nicht gerade dem Idealbild eines typischen Ritters entsprecht, aber glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass wir bei der Löwenherzgarde auf jeden Fall Verwendung für jemanden mit Euren Talenten hätten. Ihr wärt dort keineswegs so fehl am Platze wie Ihr jetzt wahrscheinlich glaubt. Ein Ritter zu sein bedeutet weitaus mehr, als sich mit dem Schwert in den Kampf zu stürzen. Gebt dem Ganzen eine Chance und Ihr werdet es sehen.“

Zweifelnd sah Rhynna ihn an. „Ich weiß nicht so recht,“ meinte sie zögerlich. „Aber ich verspreche Euch darüber nachzudenken. Einverstanden?“

„Einverstanden.“

Und so setzten sie ihren Weg fort bis sie vor dem „Schwein im Teich“ standen. Dort erwartete sie bereits der bestohlene Händler, der überglücklich war seine kostbare Ware unversehrt zurück zu erhalten. Wie sich herausstellte handelte es sich um teure sehr alte Weine.

Er entlohnte Rhynna großzügig, ehe er sich mit seinem neu angeheuerten Geleitschutz wieder auf den Weg machte.

„Vielen Dank für Eure Hilfe. Ich weiß nicht wie ich ohne Euch die Kiste seinem rechtmäßigen Besitzer hätte übergeben sollen. Ich finde Euch steht ein Teil des Lohns zu. Hier, nehmt dies als Dank.“ Rhynna kramte die Hälfte der Goldmünzen aus dem soeben erhaltenen Beutel hervor und bot sie Kai dar.

Doch der lehnte dankend ab. „So sehr ich Eure Geste und den Gerechtigkeitssinn, der dahinter steckt, schätze, bitte ich Euch Euer Gold zu behalten. Ich habe Euch gern geholfen. Ich möchte Euch nur noch einmal darum bitten über mein Angebot nachzudenken. Solltet Ihr Interesse haben, so findet ihr mich in Dalanis. Fragt einfach eine der Wachen. Sie werden Euch dann zu mir führen.“

Rhynna nickte und steckte das Gold zurück in den Lederbeutel, den sie sicher unter ihrem Gewand verstaute.

Sie verabschiedete sich von Kai und betrat dann das Innere der Schenke in der Hoffnung dort endlich auf Evaline zu treffen.



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