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Jisbon
von

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Part I von II

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Part I von II
 


 

Patrick Jane war niemals jemand gewesen, der auf etwas einschlug wenn er wütend war. Er kochte innerlich und zeigte seine Wut nicht an Handlungen.

Jetzt gerade aber besaß er das große Verlangen seine Faust gegen die Wand zu rammen und all seinem Frust Ausdruck zu verleihen.
 

Er lies es bleiben. Er würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach sich die Hand brechen oder zumindest prellen und er hatte kein Interesse daran Lisbon den Grund zu erklären. Vorausgesetzt sie redete mit ihm. Was sie vermutlich nicht tun würde. Und er würde sich nicht selbst verletzten, wenn es keine Lisbon gab, die sich um ihn sorgte.
 

Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Er musste sich dringend rasieren. Ein Haarschnitt wäre vermutlich ebenfalls nicht schlecht. Auch eine Dusche oder gar ein Bad klang verlockend.

Aber das hatte alles Zeit. Es gab wichtigeres. Er musste so viele Dinge tun. So viele Gespräche, die auf ihn warteten. An oberster Priorität war und blieb, dass er Lorelei zum sprechen brachte. Sie war ein Schlüssel zu Red John. Sie wusste wer er war. Noch nie war er ihm so nahe.

Und das war nicht nur ihm klar. Er wusste, es gab beim FBI einen Maulwurf; eine Übergabe Lorelei Martins an diese Behörde musste aus genau diesem Grund um jeden Preis unterbunden werden. Sie würde es dort nicht lange überleben und hier hatte er Zugriff auf sie. Er konnte sie beobachten. Einen Punkt suchen, wo sie am verletzbarsten war. Ein Riss in ihrem sonst so glatten Schutz finden, bei dem er einharken konnte. Er brauchte Antworten.
 

Er wollte nicht gehen. Wenn er nicht im Verhörraum war, befand er sich in der Dachkammer vom CBI. Es hatte sich nicht verändert. Ein wenig mehr Staub, sonst war alles beim Alten geblieben. Er lachte kurz auf. Wer sollte den auch hierher kommen, wenn nicht er?
 

Er saß auf dem provisorischen Bett und dachte nach. Es musste doch eine Möglichkeit geben, wie er Lorelei zum Sprechen brachte.

Ein leises Klopfen unterbrach seine Überlegungen und er sah auf zu der Schiebetür. Ein bitteres Lächeln zog sich über seinen Mund. Das war neu.

Sie hatte früher nicht geklopft.
 

»Kommen Sie, Lisbon.«

Er knarrte als die Tür geöffnet wurde. Sein Blick fiel auf die Frau, die dort in der Tür stand und sich umsah. Er beobachtete sie genau. Wie sie den Raum musterte um nicht in seine Richtung zu sehen. Kurz ballte er seine Hände, dann klopfte er neben sich auf die Matratze. Langsam ging sie auf ihn zu und setzte sich schließlich neben ihn. Sie hatte immer noch nichts gesagt und das beunruhigte ihn.
 

Schließlich räusperte er sich und sah sie von der Seite an. Sie hielt ihren Blick starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet.

»Ich schulde Ihnen meinen Dank. Für die Risiken, die Sie eingegangen sind. Für alles. Danke.« meinte er dann leise. Er meinte es ernst. Ohne ihre Hilfe wäre vieles nicht möglich gewesen.

Ein angedeutetes Nicken zeigte ihm, dass Lisbon ihn verstanden hatte.

Sie blieb stumm. Schweigend saßen die beiden Erwachsenen nebeneinander.

Jane wusste, dass er warten musste. Sie war nicht ohne Grund zu ihm gekommen.

Er betrachtete ihr Profil, ohne das es aufdringlich wurde. Unter ihrem Make Up konnte er deutlich die schwarzen Ringe unter ihren Augen erkennen. Ein leiser Schmerz durchzuckte ihn. Seine Taten hatten an jedem Spuren hinterlassen und das er sie an Lisbon sehen konnte traf ihn.
 

»Wussten Sie es?« Sie gab sich einen Ruck und eröffnete schließlich das Gespräch.

»Wusste ich was?« gab er zurück.

»Das sie zu Red John gehörte meine ich. Wussten Sie davon bevor Sie mit ihr... bevor Sie mit ihr schliefen?«

Er konnte es Lisbon ansehen, dass sie sich überwinden musste um den Satz zu beenden.

»Ja. Ich wusste es. Von Anfang an. Sie lies sich nicht von mir verschrecken und bezahlte meine Kaution, obwohl sie wusste, dass ich einen Mann erschossen und zudem einen Polizisten tätlich angegriffen hatte. Sie gab sich als Retterin aus, aber ich wusste die gesamte Zeit Bescheid.«

Unwillkürlich hielt er die Luft an, er wusste nicht wie sie reagieren würde. Das war selten, aber es geschah hin und wieder. Ihre Reaktion überraschte ihn. Sie ließ die angehaltene Luft los und atmete tief ein, fast so als sei sie erleichtert.

Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, bemerkte die unausgesprochene Frage und sagte dann:

»Das ist vermutlich die bestmöglichste Lösung die in dieser Situation kommen konnte.«

Jetzt war Jane neugierig geworden und fixierte ihren Blick mit beiden Augen um ihre Reaktion nicht zu übersehen.

»Nur mal so als Frage, was wäre, wenn ich es nicht gewusst hätte?«

»Dann wäre ich vermutlich durchgedreht.« Als sie seinen Blick erwiderte und sah, dass er ihr nicht vollständig folgen konnte, grinste sie und fügte hinzu:

»Ich meine, so verdreht konnte doch die Welt gar nicht sein. Das wäre einfach zuviel des Guten gewesen, sogar für Sie.«

Jane verstand und ging ihren Gedanken in seinem Kopf zu Ende. Wenn er es nicht gewusst hätte, wäre Lorelei die erste Frau gewesen mit der er ernsthaft intim wurde, seit seine Frau und sein Kind ermordet worden waren. Und dass er dann mit der Geliebten des Serienkillers...
 

Das wäre einfach zu viel gewesen, da gab er ihr Recht. Jetzt war es zwar zweifellos immer noch keine schöne Sache, aber er konnte zumindest von sich behaupten, dass er die Nacht mit Lorelei ausschließlich zur Jagd von Red John genutzt hatte. Nicht zu seinem Vergnügen, was es nicht gewesen war.

»Da haben Sie wohl Recht.«
 

Lisbon schien sich nun mehr zu entspannen und doch wirkte sie immer noch verkrampft auf ihn.

»Es tut mir im Übrigen leid, dass ich Sie mit Lorelei ins offene Messer hab laufen lassen. Ich hätte es Ihnen wohl sagen müssen.«

»Das wäre schön gewesen, ja. Überraschungen mag ich nicht, dass wissen Sie hoffentlich noch.«

Er senkte den Kopf. Er hatte sie verletzt und das wusste er. Das wusste er schon die letzten sechs Monate. Das wusste er in der Kirche. Das wusste er hier im CBI.

Was er nicht wusste war, wie er das wieder gut machen sollte. Schweigend musterte er sie und griff sich dann zögerlich eine Hand von ihr. Langsam verschränkte er die Finger und betrachtete sie. Sie waren dünner und zerbrechlicher. Insgesamt wirkte Lisbon auf ihn zerbrechlicher. Er hatte das Gefühl, dass nur ein kleiner Windzug von Nöten war um sie umzupusten, und das war alarmierend. Ihm gefiel die neue Lisbon nicht und doch wusste er dass er vermutlich verantwortlich dafür war.

»Sie sollten wirklich mehr essen, Lisbon. Sonst können Sie irgendwann nicht mehr Verdächtige zu Boden rammen.«

Lisbon brummte, blieb aber sitzen. Sie mochte es neben Jane zu sitzen und sich einzubilden, alles sei wieder so wie früher.

»Ehrlich, und einen erholsamen langen Schlaf brauchen Sie auch, dann geht es Ihnen schon gleich viel besser.«
 

Mit einem Ruck entzog Lisbon ihm ihre Hand und stand auf; sie mochte es nicht. Jane konnte sie immer noch wie ein Buch lesen, obwohl sie sich in den letzten Wochen und Monaten wirklich Mühe gegeben hatte, immer besser im Verstecken ihrer Gefühle zu werden. Als sie die Tür erreichte hielt sie kurz inne.

»Lorelei wird nicht über Nacht aus unserem Gewahrsam genommen werden. Sie wird gut bewacht und fürs Erste nicht an das FBI übergeben. Tun Sie sich selbst den Gefallen und verlassen Sie das CBI-Gebäude. Sie können heute nichts mehr erreichen.«

Jane betrachtete seine Hand. Etwas zog sich in ihm zusammen.

»Später. Ich brauche noch etwas Zeit in Ruhe.«

Lisbon sah ihn nicht an. Seine Worte trafen sie, obwohl sie das nicht tun sollten. Leise schob sie die Tür hinter sich zu. Als sie die Treppen hinunter ging schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie hastete auf ihr Büro zu, schloss die Türen und lies sich auf ihren Platz nieder. Sie wusste nicht warum sie weinte. Möglicherweise vor Erleichterung, dass sie alle noch lebten, dass sie einen fetten Fisch gefangen hatten und dass Jane wieder zurück war.

Vielleicht aber auch vor Erschöpfung, denn wann sie das letzte Mal gegessen hatte wusste sie nicht, geschweige den geschlafen.

Ihr Körper schrie nach einer Pause. Aber sie hatte Angst davor plötzlich aufzuwachen und das alles nur ein Traum gewesen war und Jane immer noch fort war. Und sie hatte Angst davor, was am nächsten Morgen passieren würde. Sie hätte sich jedoch eher die Zunge abgebissen als zu zugeben, dass sie Angst hatte.

Energisch wischte sie sich die verräterischen Spuren auf ihrem Gesicht. Sie hatte noch einen Haufen Arbeit vor sich.
 

Mehrere Stunden später war in ihrem Büro immer noch Licht an und Jane, der gerade ihren Worten Folge leisten wollte blieb stehen. Dann eilte er zu ihr hin. Das Großraumbüro war verlassen. Jeder Agent war nach Hause gegangen um zu schlafen und sich auszuruhen. Jeder hatte eine anstrengende Woche hinter sich.

Ohne zu klopfen öffnete er ihre Türe. Erschrocken sah Lisbon auf.

»Verdammt noch mal Jane, wann lernen Sie endlich anzuklopfen, wie es sich für jeden normalen Menschen gehört?«

»Ich bin kein normaler Mensch Lisbon, das sollten sie mittlerweile wissen.«

Stirnrunzelnd betrachtete er seine brauhaarige Kollegin. Die Augenringe sprangen ihn jetzt fast an, da half auch keine Vertuschung. Auch das Zittern ihrer Hände, was sie versuchte vor ihm zu verstecken bemerkte er.

»Was wollen Sie? Es ist schon nach Mitternacht.«

»Wollen Sie nicht ihren eigenen Rat befolgen Lisbon? Sie brauchen Schlaf.«

Sie schnaubte auf und er verzog seine Stirn in noch tiefere Falten.

»Jane, bitte lassen Sie mich in Frieden. Ich muss noch Arbeit nachholen und möchte das heute noch schaffen.«

»Das ist Unsinn Lisbon und das wissen Sie auch. Ihr Team braucht sie ausgeruht und fit morgen früh. Kommen Sie, lassen Sie uns gemeinsam gehen.«

Er streckte die Hand nach ihr aus und sie wusste, dass er gewonnen hatte. So sehr sie auch ihre Arbeit beenden wollte, er hatte in einem Punkt Recht. Sie sollte versuchen am nächsten Tag so ausgeruht wie nur möglich zu sein. Außerdem bezweifelte sie, dass Jane gehen würde, wenn sie es nicht tat. Und sie wollte, dass er ging, dass er sich nicht mehr in dieser Kammer aufhielt.

Lisbon packte ihre Tasche und warf ihre persönlichen Gegenstände hinein, griff nach der Jacke und ging auf Jane zu. Dieser hielt die Tür für sie auf und lies sie austreten, dann folgte er ihr. Schweigend liefen sie nebeneinander zu den Fahrstühlen und warteten dort. Wieder fühlte sich Lisbon von ihrem Berater beobachtet und wollte nichts anderes als zu ihrem Auto zu kommen und nach Hause zu fahren, wo sie geschützt war vor den Blicken anderer.
 

Jane kam nicht drum herum sich Sorgen zu machen. Als er gerade eben nur kurz ihren Rücken berührt hatte, nur um sie aus ihrem Büro austreten zu lassen, bemerkte er wie viel Gewicht Lisbon tatsächlich verloren hatte. Das es passiert war, konnte man schon an ihrem Gesicht sehen, doch hatte ihm diese eine kurze Berührung ihm gezeigt, dass es wesentlich schlimmer war als erwartet.

Sie wirkte unruhig auf ihn, was ihn überraschte. Bei den Ereignissen der letzten Woche und der späten Stunde müsste sie eigentlich sterbensmüde sein. So das sie nicht mehr fahren sollte.

»Sie sehen nicht gut aus, Lisbon.«

Ihr Kopf flog zu ihm herum.

»Sie haben auch schon schönere Tage gehabt!« erwiderte sie eingeschnappt.

Jetzt schüttelte er den Kopf.

»So habe ich das nicht gemeint. Was ich Ihnen sagen wollte ist, dass sie sich morgen eventuell den Tag frei nehmen sollten und dann sich ein ordentliches Restaurant suchen sollten, wo sie sich den Magen voll schlagen sollten.«

»Ich glaube, dass könnte ich auch von Ihnen sagen, Jane.«

Der Fahrstuhl öffnete sich und Jane folgte Lisbon kopfschüttelnd. Sie ging nicht im Geringsten auf ihn ein.

Als sie draußen auf dem Parkplatz ankamen und sich ihre Wege trennten, hielt er sie an ihrem Arm fest.

»Ich mache mir Sorgen um Sie. Sie haben abgenommen und sehen so aus, als ob sie sich nicht erinnern könnten wann Sie das letzte Mal geschlafen hätten.«

Lisbon versuchte sich los zu machen und fauchte.

»Ich kann es aber noch und hören Sie auf mir Vorschriften zu machen. Ich kann auf mich selbst aufpassen und brauche keinen Aufpasser.«

»Das meinte ich ni-«

Lisbon riss sich energisch von ihm los und eilte zu ihrem Auto.

»Ich meine es ernst Jane, lassen Sie mich in Frieden!«



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