Zum Inhalt der Seite

Nach seinem Tod...

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

N°5 Wendepunkt

N°5 Wendepunkt
 

Yata:

Ich fühlte mich echt verarscht, als wir vor einem Klamottenladen für Mädchen stehen blieben. Schon im Schaufenster sah man viele Kleider, Röcke und massig andere Sachen mit Rüschchen, Schleifen und was nicht noch alles. Da war so viel pink!

„W-was zur Hölle machen w-wir hier?! I-ich dachte w-wir ge-gehen zum Supermarkt!“

„Eh? Ah, gomen!“ Sie machte eine entschuldigende Geste. „Aber ich konnte es in der Bar nicht so offen sagen. Ich wollte deine Hilfe haben, wenn ich ein Weihnachtsgeschenk für Anna-chan aussuche!“

„Und wieso ich bitteschön?!“ Ernsthaft, da hätte sie Kusanagi-san oder so mitnehmen sollen, aber doch nicht mich! Das war Mädchenkram und damit wollte ich nichts zu tun haben!

„Na, ich dachte, dann könnten wir uns gleich mal etwas besser kennenlernen!“ Ein schelmisches Lächeln lag auf ihren Lippen. Die Röte stieg mir ins Gesicht. Sie wollte mich näher kennenlernen?! Was war sie denn für ein Mädchen? Sie sollte schüchtern, ruhig und zurückhaltend sein! Stattdessen sagte sie das einfach so offen! Aaaaargh. Das war ja nicht zum aushalten! „Und außerdem möchte ich die Sache mit dem Geburtstag von Anna-chan wieder gut machen...“, murmelte sie noch leise hinterher. Ich erinnerte mich nur allzu gut daran: Wir hatten eine kleine Feier für Anna organisiert, um sie ein bisschen aufzumuntern. Leider hatten wir uns da verplant und es ging vollkommen in die Hose. Anna hatte jedem von uns einen eiskalten Blick zugeworfen und war dann einfach aus der Bar gerannt. Kusanagi-san fand sie zum Glück später irgendwo in der Stadt. Danach hatte sie nur noch geschmollt und uns alle fast eine ganze Woche vollkommen ignoriert!
 

Alice:

Ich hatte es wieder einmal geschafft! Yata-san war knallrot im Gesicht und schien in Gedanken versunken. Nachdem ich den letzten Teil allerdings gemurmelt hatte, hatte ich es natürlich wieder versaut. Also sollte ich es lieber schnell überspielen, bevor das hier ein Trauerspiel wurde!

„Yata-san! Komm schon, wir sollten langsam mal reingehen!“, meinte ich deshalb. Er zuckte zusammen und nickte dann leicht. Ich lächelte ihn glücklich an und lief vor. Er kam bedröppelt hinterher.
 

„Yata-san, was hältst du von dem hier?“, fragte ich jetzt bestimmt schon zum 20. mal. Wir waren mittlerweile schon in 5 verschiedenen Geschäften für Kinderbekleidung. Ich wusste nicht genau, was ich Anna-chan kaufen sollte. Nur rot sollte es auf jeden Fall sein! Sie trug oft Lolita-Kleider, daher suchte ich ähnliches.

„Keine Ahnung! Ich bin doch kein Mädchen!“, motzte er mich an. Er sagte zwar, dass er kein Mädchen war, dafür war er aber eine ganz schöne Zicke! Trotzdem knuffig!

„Du kennst sie doch so gut, da solltest du mir doch sagen können, ob sie so etwas mag oder nicht, richtig? Bitte, Yata-san, bitte, bitte!“ Ich sah ihn mit einem Schmollmund an und bettelte förmlich. Mein bester Hundeblick kam hier zum Einsatz!

„H-hör au-auf s-s-so zu gu-gucken! I-ist ja schon gu-gut, ich he-helfe d-dir ja!“ Ihm war das wieder mal so unglaublich peinlich! Ich grinste, als ich den bekannten Rotschimmer in seinem Gesicht sah. Er verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und schaute beschämt zur Seite.

Ich kicherte und verschaffte mir damit seine volle Aufmerksamkeit. Noch einmal hielt ich das Kleid hoch und fragte:

„Also, was hältst du von diesem Kleid hier?“
 

Am Ende hatten wir ein wunderschönes rot-schwarzes Lolita-Kleid gefunden. Dazu hatte ich auch noch den passenden Kopfschmuck ausgesucht. Dieses Mal würde es nicht so schlecht laufen, wie das letzte Mal! Und Yata-san war auch endlich etwas aufgetaut! Er stotterte fast gar nicht mehr, wenn er mit mir sprach. Ich war so froh!
 

Anna:

Mein Geburtstag war vorbeigegangen und ich hatte ihn versucht zu ignorieren. Ich wollte diesen Tag einfach nicht feiern, wie könnte ich auch! Nach diesen Erlebnissen...

Dummerweise hatten die Anderen anders gedacht und trotzdem eine Feier für mich organisiert! Ich war echt sauer, als ich das bemerkt hatte! Die Bar war voller Geburtstagsschmuck und die 'Homra'-Mitglieder standen an den Seiten und wünschten mir im Chor einen 'Herzlichen Glückwunsch'! Ich bin sofort weggelaufen, nachdem ich jeden von ihnen böse angeschaut hatte! Ich bin lange durch die etlichen Straßen der Stadt gerannt, ohne Pause. Irgendwann konnte ich nicht mehr und setzte mich einfach in eine dunkle Gasse und weinte. Keiner würde mich hier sehen, hier finden, hatte ich gedacht. Dennoch kam kurz darauf Izumo um die Ecke und brachte mich wieder zurück.

Ich hatte sie lange ignoriert, das hatten sie verdient! Wie konnten sie an eine glückliche Feier denken, an diesem Tag!? Dachten sie nicht mehr an Mikoto?!?
 

Bald war auch noch Weihnachten, hatte Izumo gesagt. Ich hätte es beinahe vergessen. Natürlich war mir aufgefallen, dass es kälter wurde, aber seit seinem Tod war mir ständig kalt, also fiel mir das nicht wirklich auf. Weihnachten. Ohne Mikoto! Ich mochte es mir gar nicht vorstellen! Wir würden hier feiern, meinte Izumo, mit Weihnachtsbaum und Geschenken und einfach Allem, was dazu gehörte. Ich wollte nicht! Nicht ohne Mikoto!
 

Kusanagi:

Es war eine Woche vor den Weihnachtsferien und ich stand, wie immer, hinter meinem Bartresen und wusch gerade ein paar Gläser ab. Danach müsste ich noch abtrocknen und den Tresen ein wenig polieren. Die Pflege war wichtig! Ich wollte das gute Stück ja nicht verkommen lassen, hatte sie mir schließlich direkt aus England importieren lassen!

Die Eingangstür öffnete sich und sowohl Anna, als auch Henry traten herein. Zusammen. Ich starrte sie an, versuchte zu verstehen, was sie dazu getrieben hatte hier gemeinsam durch die Tür zu kommen. Das hatte ich zuvor noch ganz anders mitbekommen! Da hatte Anna ihn einfach ignoriert, war schneller gelaufen und kam dadurch früher und alleine heim. Beim genauen Ansehen der Beiden, stellte ich einiges zur gleichen Zeit fest: Anna's Schleife, welche zur Schuluniform gehörte, hing locker auf Höhe ihres Bauches, ihre Bluse steckte nicht im Bund ihres Rockes und ihre Haare waren ein großes Chaos. Henry hingegen hatte nicht nur eine lockere Krawatte, ein ungemachtes Hemd und verwuschelte Haare, sondern auch ein blaues Auge! Ich löste meine Starre und sprach zu ihnen:

„Hallo ihr beiden!“ Sie sahen zu mir hoch. „Wer von euch möchte mir denn jetzt erzählen, was euch passiert ist?“ Anna biss sich auf die Unterlippe und sah aus, als stünde sie den Tränen nahe, während Henry einen wütenden Gesichtsausdruck bekam und seine Hände zu Fäusten ballte. Was war nur geschehen?
 

Henry:

Es war ein normaler Schultag. Ich hatte normalen Unterricht, normale Pausen, normale Gespräche mit meinen neuen Freunden. Als die Schule dann jedoch aus war und ich, wie immer, auf den Schulhof kam, hörte ich eine laute Stimme. Es hörte sich an, wie einer meiner besten Freunde und gleichzeitig Klassenkamerad, also lief ich auf die Quelle der Geräusche zu, um mal nachzuschauen. Die Stimme wurde immer lauter und ich konnte ein bisschen was verstehen. „Dummes Mädchen!“ „Nervig!“ „Unnormal!“ „Verschwinde!“ Ich war geschockt. Warum redete mein Freund so einen Schwachsinn? Und mit WEM redete er da überhaupt, nein, eher schimpfte?

Ich lief um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Mein, geglaubter, bester Freund hielt Anna-chan fest! In seiner Hand hatte er den Kragen von Anna-chan's Bluse. Diese war zerknittert und verschoben. Ihre Schleife war lose und ihre Haare sahen unordentlich aus. Ich wurde wütend und stürmte auf Kai, meinen nun ehemaligen besten Freund, zu und riss seine Hand von Anna-chan's Bluse weg. Als er seinen Kopf zu mir drehte, schlug ich ihm mit der Faust ins Gesicht. Er torkelte ein bisschen zurück, fing sich aber schnell wieder und tat das Gleiche bei mir. Leider traf er mich am rechten Auge und ich fiel glatt auf den Boden durch die Wucht. Der war ganz schön stark!

„Was machst du, du Idiot!“, schrie Kai mich wütend an.

„Das sollte ich dich fragen! Was machst du mit Anna-chan?!“, erwiderte ich ebenso wütend.

„Was? Du kennst diese Verrückte? Anna-CHAN? Hätte ich gewusst, dass du mit so einem merkwürdigen Mädchen befreundet bist, dann würde ich gar nichts mit dir zu tun haben! Dann hätte ich dich gar nicht erst in meine Gruppe aufgenommen!“

„Was? Du bist doch total bescheuert! Anna-chan ist nicht merkwürdig! Sie ist richtig toll!“

„Toll? Du bist so ein Idiot! Dann bleib doch bei deiner Anna-CHAN! Ich bin nicht mehr dein Freund!“ Nachdem er das gesagt hatte, verschwand er um die Ecke und ich konzentrierte mich endlich wieder auf Anna-chan. Sie stand ängstlich an die Wand gelehnt da und weinte leise. Sie zitterte und ihre Augen waren geweitet, der Kopf leicht gesenkt. Ich rappelte mich auf und stellte mich vor sie.

„Anna-chan? Es ist alles wieder gut, der tut dir nichts mehr!“ Sie sah auf mit tränenden Augen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich war doch erst 10 Jahre alt! Ich legte einfach meine Hände auf ihre Schultern und versuchte sie so zu trösten.

Mit der Zeit wurde ihr Schluchzen tatsächlich weniger und auch das Zittern hörte langsam auf.

„I-ich bi-bin toll?“ Hatte sie gerade gesprochen?!

„Eh?“ Sie schaute mir in die Augen.

„D-du hast e-eben gesagt, da-dass i-ich t-toll bin, o-oder?“

„Ah! Ja, das stimmt!“ Ich grinste sie nun breit an. „Du bist doch auch toll!“ Ihr Blick war seltsam. Sie hob ihre Hände und wischte sich die Tränen weg, dann nahm sie meine Hand und sagte:

„Komm!“
 

Anna:

Henry hatte Izumo alles erzählt. Er hatte mich gerettet! Dieser fiese Junge in der Schule war richtig mies! Nach der Schule hatte er mich einfach weggezehrt und dann so blöd festgehalten! Als er mich dann auch noch anschrie, beleidigte und sogar ein bisschen schüttelte, bekam ich richtig große Angst und musste mir die Tränen verkneifen. Zum Glück kam dann aber Henry und half mir. Ich musste letzten Endes trotzdem weinen. Ich war so überwältigt, als Henry mich dann auch noch 'toll' genannt hatte! So ein Gefühl hatte ich noch nie erlebt...Es war ganz neu, so schön!

Ich kannte an dieser Schule und eigentlich von jedem, der in meinem Alter war, nur Ignoranz und abschätzende Blicke, aber er sagte, dass ich 'toll' war!

Ich freute mich irgendwie so stark darüber, dass ich ganz vergaß, wie ich mich die ganze Zeit über verhalten hatte. Stattdessen tat ich etwas, was ich zuvor noch nie getan hatte: Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit mir zurück nach Hause, zur Bar. Kurz bevor wir allerdings die Tür öffneten ließ ich ihn wieder los, weil es mir dann irgendwie peinlich wurde.
 

Alice:

Ich war heute erst am Abend wieder Daheim, also in der Bar. Dort angekommen, fand ich eine absolut abstrakte Situation vor. Henry saß auf der Couch und spielte das Brettspiel, welches ich ihm vor einiger Zeit geschenkt hatte, und neben ihm saß Anna-chan und spielte mit! Ich blieb erst einmal stehen und sah, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, zu den Beiden. Sie spielten zusammen! Anna-chan spielte mit! War sie endlich etwas aufgetaut?

Am Tresen angekommen erzählte Kusanagi-san mir, was geschehen war. Es war zwar ein nicht gerade schönes Erlebnis, aber wenigstens verstanden sie sich nun endlich! Ich freute mich sehr! Auch wenn ich für einen kurzen Moment daran denken musste, ob ich diesem frechen Jungen noch mal eine ordentliche Lektion erteilen sollte...Aber das hatte Henry ja schon erledigt!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück