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STUMME SCHREIE II - Omnia mea mecum porto.

Alles was mein ist, trage ich mit mir.
von

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In Liebe getrennt

Sanft strich er durch das dunkle Haar des Jungen, dem sein Herz gehörte.

Warum nur musste er dem Kleinen so wehtun?

Kris schmuste sich noch enger an ihn und begann dann langsam gleichmäßiger zu atmen. Seit er ihn aus dem Park abgeholt hatte, hatte der Dunkelhaarige kein Wort gesagt. Er hatte sich umstandslos mitnehmen lassen und war – kaum das sie in der Wohnung waren – zu Luca auf die Couch gekrabbelt. Doch geredet hatten sie nicht.

Wieso tat er sich selber so schwer damit?

Er wusste, dass er seinem Freund reinen Wein einschenken musste. Nicht nur um sein Gewissen zu erleichtern, sondern vor allem um das bisschen Vertrauen, was sich noch gehalten hatte, nicht komplett zu zerstören.

Und plötzlich wurde ihm klar, wie viel Angst er vor diesem Gespräch hatte. allein der Gedanke, dass er den Jüngeren wegen dieser Dummheit verlor, schmerzte ihn ungemein. Langsam fragte er sich wirklich was ihn da geritten hatte.

Erstens war es gar nicht seine Art sich Hals über Kopf ins Vergnügen zu stürzen und zweitens gab es da immer noch Noah… Noah und seine Gefühle.

Wie hatte er nur so mit diesen wundervollen Menschen spielen können.

Luca seufzte schwer und ließ seinen Kopf zurück auf die Lehen sinken. Egal wie er es auch drehte und wendete, er steckte bis zum Hals in der Scheiße und das hatte er sich wirklich selber zuzuschreiben!
 

»Komm, lass uns mal ins Bett gehen, sonst schlafen wir noch hier ein.«

Kris reagierte kaum auf seine Worte, bis er ihn sanft von sich weg schob. Völlig erschrocken fuhr der Kleinere hoch und orientierte sich erst einmal verloren. Anscheinend war er gerade wirklich dabei gewesen einzuschlafen.

»Geh ins Bad und mach dich bettfertig, ja? Hier ist es für uns zwei nicht wirklich bequem«, wiederholte Luca sanft und strich dem anderen die verirrte Strähne aus dem Gesicht. Er spürte eine bedingungslose Zärtlichkeit in sich aufsteigen, die er in dieser Form schon lange nicht mehr für Kris gefühlt hatte. In diesem Moment, wo der Dunkelhaarige so völlig verschlafen und schutzlos vor ihm saß, hatte er nur noch das Bedürfnis ihn vor allem Schlechten dieser Welt zu beschützen…
 

Kris kam der Aufforderung stumm nach und huschte ins Bad.

Irgendwie tat es dem Rothaarigen weh, das der andere nicht mehr mit ihm sprach. Doch er konnte es auf der anderen Seite sehr gut nachvollziehen. Ob er den Knutschfleck auf Noahs Hals gesehen hatte? Hatte er daraus seine Schlüsse gezogen?
 

Wieder seufzte Luca auf. Spontan entschied er sich das Duschen auf morgen früh zu verlegen und zog sich zum Schlafen gehen um. Als Kris aus dem Bad schlüpfte, schlurfte er selber hinein um sich noch die Zähne zu putzen.

Im Grunde hatte er sich das alles selber zuzuschreiben. Das wusste er, aber er wusste auch, dass ihn der andere niemals einfach so verlassen würde, egal wie sehr er ihn verletzte und das war die Gewissheit die schmerzte.
 

Als er schließlich ins Bett kam, war es im Schlafzimmer schon dunkel. Leise tastete er sich voran und legte sich auf seine Seite des Doppelbettes. In Gedanken machte er sich einen Plan für morgen und beschloss, dass er das Gespräch nicht länger aufschieben durfte. Morgen würde er mit Kris reden, komme was wolle!

Luca lehnte sich zurück ins Kissen und schloss erschöpft seine Augen. Auch wenn er noch keine Idee hatte wie er es anstellen sollte, doch er würde es alles wieder in Ordnung bringen… irgendwie.
 

Sanfte Hände tasteten sich über seinen Oberkörper und brachten ihn zum Schmunzeln. Fast schon schüchtern rutschte Kris ein wenig näher.

Wenn das alles nicht zum Schreien unfair gewesen wäre, hätte er sich darüber amüsieren können. Egal wie nachdrücklich er Kris auch von sich stieß und verletzte, der Jüngere würde immer wieder zu ihm zurückkommen und seine Nähe suchen. Das war nun einmal seine Art. Warum begann er das gerade jetzt auszunutzen?!
 

°°°
 

»Wenn mir dieser Kerl noch einmal unter die Augen tritt, muss ich leider einen Mord begehen! Ich werde ihn meine Hände um den Hals legen und -«

»Wooohhhwww. Jetzt mach mal halblang, ey«, meinte Benny beschwichtigend und hielt ihm am Oberarm fest. Und auch wenn er gerade Mordlust hatte, war er trotzdem dankbar dafür, dass Benny jetzt hier war.

»Scheiße!«

»Was ist denn hier los?!«

»Was hier los ist?! Sag mal, sticht es bei dir? Wie kannst du nur so gelassen bleiben, wenn du diesen – den da ansehen musst?!«

David hob galant eine Augenbraue und sah den langen Flur hinunter. »Du meinst Herrn Büssing?«

»Wen den sonst?!«

»Mann, kannst du jetzt mal runterkommen und hier nicht so rumschreien«, mischte sich nun Benny wieder ein. »Die schmeißen uns hier noch raus, wegen dir.«

Der Rothaarige atmete einmal tief ein und aus. »Wo ist Kris?«

»Macht gerade seine Aussage…- ja, jetzt schau nicht so! Er meinte, er schafft das und ich kann bei euch warten!«

Luca nickte und begann wieder damit dem dunkelhaarigen, bulligen Mann tödliche Blicke zuzuwerfen. Dieser schien sich sichtlich unwohl zu fühlen.

Es vergingen mehrere Minuten des Schweigens.

»Hör schon auf ihn so anzuschauen. Da bekommt man ja Angst…«, sagte David halblaut und schielte zu dem Mann rüber, der nervös am anderen Ende des Ganges saß.

»Was hast du denn auf einmal, Luc. Er hat doch nichts getan?!«

Der Angesprochene sah seine Freunde kühl an. »Nichts getan, genau das ist es! Er hat mit seinem Sohn - den er nebenbei wie einen Sklaven behandelt hat – in einem Haus gelebt und es nicht bemerkt, dass die Freunde, die er zu seiner Pokerrunde eingeladen hat, seinen Sohn nebenan in der Küche ficken. Und das über Jahre!«

Den beiden anderen fiel der Kinnladen runter.

»Wo – woher…?«

Luca biss seine Kiefer fest aufeinander.

Dass er sich heimlich einige der DVDs entwendet hatte, würde er bestimmt nicht offen zugeben. Doch seine Freunde musste ja nicht alles wissen.

»Kris redet manchmal im Schlaf. Erst vor kurzem hat er immer wieder gemurmelt, dass sie leise sein müssen. Sein Vater solle es nicht hören…«

Der Blonde fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seufzte. »Ich… keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Aber ich weiß genau, dass Kris seinem Vater nicht die Schuld gibt, sonst hätte er ganz anders reagiert…«

»Wie soll man diesem Pisser bitte nicht die Schuld geben?! Schließlich hat er diese Pädo -« Luca unterbrach sich, als er seinen Freund bemerkte, der auf sie zukam. Er sah blass und unheimlich erschöpft aus. »Hey, mein Stern.«

Er wusste genau, dass Kris es mochte, wenn er ihn so ansprach. Irgendwie schien der Jüngere auf diese kitschigen Kosenamen und Liebeserklärungen zu stehen. Jedenfalls begannen seine Augen sofort zu leuchten, als er auf ihn zukam.

Sanft drückte er ihm ein Küsschen auf den Mund und ließ es zu, dass Kris sich dicht an ihn drängte. »Wie ist es gelaufen?«

»Ganz gut, denke ich… ich – können wir einfach nach Hause?«

»Klar.«

Gemeinsam gingen sie den Gang hinunter auf den Ausgang zu. Eigentlich hätte er ahnen müssen, dass der alte Kerl immer noch da sitzen würde. Wieso blieb ihm heute auch wirklich nichts erspart?!

»Hey, Kris.«

Okay, jetzt nicht ausrasten! Es ist immer noch seine Entscheidung ob er mit ihm reden will oder nicht!, dachte Luca angestrengt und biss zum hundertsten Mal an diesem Tag fest die Kiefer zusammen. Wahrscheinlich würde er morgen die Zähne nicht mehr auseinander bekommen oder ganz üblen Muskelkater haben.

»Hallo, Vater«, antwortete Kris. Das klang zwar unsicher, aber bei weitem nicht so hasserfüllt, wie Luca es sich gewünscht hätte. Und er blieb tatsächlich stehen und lächelte diesen kranken Mann an.

»Können wir… vielleicht reden? Ich - «

Der Rothaarige hätte am liebsten laut geschrien, doch das würde auch nichts bringen. Stattdessen löste er sich von seinem Freund und ging schnurstracks auf den Ausgang zu. »Ich bin draußen.«

Das vorwurfsvolle »Luca!« von David überhörte er gekonnt.

Es wollte einfach nicht in seinen Schädel wie Kris auf diese „Ich – bereue – meine – Fehler – Masche“ hereinfallen konnte. Vor allem da er es besser wusste!

Benny und David hatten die Aufnahmen nicht gesehen und würden sie auch niemals zu Gesicht bekommen – denn er wusste selbst welche Art von Gefühlen sie in einem auslösen konnten. Luca jedoch hatte sie gesehen…

Er hatte gesehen, wie der Mann, der dort lammfromm auf dem Plastikstuhl saß und auf seine Aussage wartete, seelenruhig auf dem Sofa geschlafen hatte, während seine angeblichen Freunde seinen Sohn auf dem Teppich vergewaltigt hatten. Er hatte gesehen wie er Kris behandelt und fast nackt durch die Wohnung geschickt hatte. Und auch wenn irgendein Psychologe das als Trauma abgetan hatte, war es für ihn noch lange keine Entschuldigung.

Das Schlimmste aber war, dass er selber miterleben konnte was dieses Scheusal aus diesem sonst so aufgeweckten, liebesbedürftigen Jungen gemacht hatte…

Mit zitternden Fingern steckte er sich eine Zigarette an und sog den Rauch förmlich in seine Lungen. Es war schon eine ganze Weile her, dass er zuletzt geraucht hatte, aber im Moment schien das Nikotin das Einzige zu sein, was ihn davon abhielt seine Nerven zu verlieren. Wenn er jetzt dort reinmarschierte, diesem kranken Mann eine reinschlug und Kris unter dem Arm klemmte, brachte ihn das auf langer Sicht einfach nicht weiter!

Er stellte sich etwas abseits der Eingangstür an den Aschenbecher und genoss seine Zigarette, während er wartete.

Es dauerte genau zehn Minuten bis er seine Freunde sah, die in den kühler werdenden Wind traten und die Treppen hinunter auf ihn zukamen.

Hatten sie ihn schon entdeckt?!

Luca wandte den Kopf und erstarrte, als er die Person sah, die gerade dabei war das Gebäude zu betreten. Hatten diese Polizeiheinis nicht versichert, dass es absolut ausgeschlossen war, das Kris diese Männer wiedersehen musste?! Wollten sie nicht dafür sorgen?!

»Ach, sie mal einer an, der kleine Kris. Na Hübscher, du bist ja noch hier… hast du auf mich gewartet«, grinste der Mann dreckig. »Hattest wohl Sehnsucht nach meinem Schwanz, was?«

Kris war zwei Schritte zurück gestolpert und sah den älteren Mann mit wachsender Panik an. Er schien völlig erstarrt zu sein.

David und Benny konnten gar nicht so schnell reagieren, wie dieser widerliche Kerl bei ihm war und seinen Arsch packte. »Wenn du wieder mal jemanden brauchst, der dich richtig durchnimmt, dann kannst du ja vorbei kommen.«

Luca, der sich langsam auf die vier hatte zutreiben lassen, verstand die Worte sehr deutlich und in seinem Verstand setzte die Vernunft aus. Wenn er sich die Situation im Nachhinein betrachtete, war er wirklich froh, dass er nicht alleine mit Kris zu dieser Anhörung gegangen war.

Während Benny den Mann packte und zurück stieß, umarmte David den völlig aufgelösten Dunkelhaarigen. Er selbst jedoch fing den Pädophilen ab, der seinen Freund über Jahre hinweg gedemütigt hatte und packte seinen Kragen fest. Mit einem heftigen Stoß beförderte er den Älteren an die Mauer des Gebäudes und registrierte erfreut das peinvolle Stöhnen. Sein ganzer Körper fühlte sich an wie ein gespannter Bogen, als er sein Knie gefährlich nahe an das Gemächt des anderen drückte.

»Wag es nie wieder meinen Freund anzufassen, du Schwein. Wenn ich dich jemals wieder in seiner Nähe sehen sollte, werde ich dir deinen scheiß Schwanz abhacken und ihn an die Fische im See verfüttern, haben wir uns da verstanden?!«

Er sah die kleinen, angstgeweiteten Augen des Fremden und drückte mit dem Knie fester zu. »Ich sagte: Haben wir uns verstanden?!«

»J – ja…«

Er ließ den anderen los und sah ihn herablassend an. »Dann verpiss dich.«

Der Mann ging eilig auf den Eingang zu und blickte noch einmal zurück. Die Verschlagenheit in seinen Augen und der eindeutig Blick auf Kris genügten.

»Ach ja, bevor ich es vergesse!«, rief Luca und setzte ihm nach. »Das ist für Kirs.«

Es war nur ein Schlag, der nicht einmal mit voller Kraft ausgeführt war. Doch er genügte um den anderen hintenüberkippen und vor Schmerzen schreien zu lassen.

Luca drehte sich um und ging zurück zu seinen Freunden, die ihn fassungslos ansahen. Für den schreienden und blutenden Mann in seinen Rücken hatte er nicht einmal einen letzten Blick übrig, ehe sie zum Auto eilten.
 

Wenige Stunden später saßen sie zu viert in seiner Garagenwohnung und tranken einen wärmenden Tee. Seit der Begegnung mit seinem ehemaligen Peiniger, hatte Kris kein Wort mehr gesagt. Die Fahrt über hatten es alle vermieden über den jüngsten Vorfall zu sprechen, erst nachdem die komplette Kanne Tee und alles an Small Talk - was ihnen einfiel - aufgebraucht waren, schnitt David das Thema an.

»Wie du diesen Alten fertig gemacht hast war krass… ich hatte wirklich richtig Schiss, ey.« Er blickte den Rothaarigen mit großen, braunen Augen an. »Erinnere mich bitte daran, niemals gegen dich zu sein.«

Luca schnaubte. »Tu nicht so, als sei das was Tolles. Ich habe die Beherrschung verloren.«

»Nichts, was man nicht hätte verstehen können, Mann.«

Er nickte Benny zu und sah dann seinen Freund an. Irgendetwas beschäftigte ihn, das sah er. Doch anscheinend wollte er noch immer nicht richtig raus mit der Sprache. Sanft stieß er Kris mit dem Knie an und lächelte schief. »Alles okay?«

»Hm mhm…«

»Es tut mir Leid, ja?«

»Ich weiß…«

Damit war erst einmal alles gesagt.
 

Es war bereits später Abend. David und Benny hatten sich schon lange verabschiedet und Kris war gerade im Bad. Luca zappte durch die Kanäle und grübelte darüber nach wie ernst es Kris wohl war und warum er sich so merkwürdig benahm. Die Befangenheit, die er seit dem Besuch beim Revier spürte, ging eindeutig von ihm aus und schien etwas mit dem Treffen dieses pädophilen Ekelpaketes zu tun zu haben.

Ob er etwas falsch gemacht hatte? – Mal abgesehen von dem Offensichtlichen!

Wenn er –

»Luca?«

Er schreckte aus seinen Gedanken auf und sah seinen Freund an, der im Bademantel vor ihm stand und unschlüssig an dem Gürtel herumzupfte.

»Hm?«

»Ich wollte – bist du… na ja, bist du böse auf mich?«

Der Rothaarige hob die Brauen. »Wie kommst du denn auf diese alberne Idee?«

»Du – du hast so wütend ausgesehen als ich mit - « Kris schluckte schwer. »Mit meinem Vater geredet habe. Bist du deswegen böse? Ich …- ich kann ihm einfach nichts vorwerfen. Ich liebe ihn doch… er ist mein Vater…«

Er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein. Dann schnappte er sich ein Zipfel des grauen Bademantels und zog den Kleineren daran zu sich hinüber, bis dieser rittlings auf seinen Schoß saß. Er spürte den Stoff der Boxershorts an seinem Oberschenkel Anscheinend musste sie wirklich mal darüber reden.

»Küss mich, Sternchen…«

Über die Lippen des anderen huschte ein Lächeln und tatsächlich bekam er einen liebevollen Kuss geschenkt. Er legte seine Arme um den schmalen Körper und blickte hinauf in diese ausdrucksvollen Augen.

»Weißt du, es ist nicht nötig das man sich alles von vorn herein verzeiht. Auch wenn man jemanden liebt, kann man wütend auf ihn sein und ihm die Meinung sagen. Das ändert ja auch nichts an den Gefühlen… wenn man sich liebt, verletzt man sich auch, dass ist unabdinglich, aber man darf sich nicht alles gefallen lassen nur weil man Angst hat jemanden zu verlieren.«

»Aber…-«

»Scht. Das was dein Vater dir angetan hat ist für mich unverzeihlich. Es ist deine Entscheidung ob du mit ihm sprichst oder nicht, aber erwarte nicht von mir das ich das auch tun kann.«

»Aber der Arzt hat doch gesagt, dass das Krankheitsbedingt bei ihm war! Er hatte eben mit meiner Ma diese komische…«

»Sadomaso…«

»Genau… diese Beziehung eben. Ich habe keine Ahnung davon, aber er scheint sie völlig dominiert zu haben, bis auf ein paar bestimmte Augenblicke und er hat sie eben in mir gesehen… trotzdem hat er mich doch irgendwo geliebt….«

»Das ist keine Entschuldigung dafür, dass er solche Sachen angetan und wenn er betrunken war diese Dinge gesagt hat.«

Kris wich seinen Blicken aus. »Ich -«

»Erlaub dir doch mal sauer zu sein, Kris. Du hast alles Recht dazu.«

»Aber ich will das nicht! Wenn ich – wäre ich nicht genauso wie er, wenn ich jetzt meine ganze Wut an ihm auslassen würde?! Er ist mein Vater und ich sollte ihn doch lieben, oder?!«

Luca sah seinen Freund kopfschüttelnd an. »Und wenn ich dich betrügen würde, würdest du mir auch verzeihen und mich weiterhin lieben?«

»Ja… ich… du könntest mir alles antun, ich würde dich trotzdem lieben und bei dir sein wollen. Ist das denn so schlimm?«
 

°°°
 

Luca wurde von seinem Handy viel zu früh aus dem Schlaf gerissen. Orientierungslos suchte er das Gerät in dem Wissen das das nicht sein Wecker (den er letzten Abend gar nicht gestellt hatte) sein konnte. Kris, der an seiner Schulter ruhte, murrte unwillig.

»Ja?«

»Luca? Sag mal, wie meldest du dich denn an deinem Handy?!«

»Was? Mutter? Hast du eine Ahnung wie spät es ist?!«

»Halb vier. Ich rufe dich an, weil du sofort nach Mailand kommen musst. Es gibt einen Notfall.«

»Ich-«

»Das Ticket für dich und Noah ist schon gebucht, euer Flug geht in einer Stunde. Sei pünktlich und melde dich ordentlich, wenn ich das nächste Mal anrufe.«

Dann erklang das Besetztzeichen.

Der Rothaarige gab ein aggressives Knurren von sich und machte sich sanft von dem Jüngeren los, der noch im Halbschlaf zu sein schien.

Umsichtig ging er aus dem Zimmer und wählte noch im Gehen die Nummer seiner Mutter. Schon nach dem ersten Klingeln nahm sie ab.

»Was legst du einfach auf, Mensch? Und wieso um Goth – Willen, soll ich mit Noah nach Mailand fliegen?!«, herrschte er sie sofort an.

Das konnte einfach nicht ihr ernst sein!

»Weil es einen Notfall in der Hauptfiliale gibt und ich brauche euch beide genau hier! Wenn wir das verbocken ist die Zweigstelle genauso Geschichte wie die Hälfte der Firma!«

Luca hob die Augenbrauen. »Übertreibst du da nicht etwas?«

»Nein! Warum diskutierst du überhaupt! Einer der wichtigsten Sponsoren will abspringen und wenn wir ihn nicht von unserem Konzept überzeugen. Es gibt keine besseren Männer außer euch! Unsere Zukunft hängt von euch ab!!«

»Warum?«

Er konnte das künstliche Seufzen durch die Leitung hören.

»Er ist Chinese.«

»Verstehe, ich soll die Verhandlungen führen und Noah soll mit seinem Talent Eindruck schinden. Meine Güte, können wir die Firma nicht nächste Woche retten?! Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig!«

»Luca, ich diskutiere darüber nicht mit dir, entweder du kommst auf der Stelle her oder du kannst dir das Geschäft abschminken!«

»Das ist nicht dein Ernst!«

»Doch! Du beweist mir doch gerade wieder, dass dir alles andere wichtiger ist. Du hast eben überhaupt keine Prioritäten!«

Er knirschte mit den Zähnen.

Scheiße!

»Wir sind in circa fünf Stunden da.« Damit legte er auf und seufzte.

Er brauchte unbedingt einen Kaffee und dann –

Erschrocken schnappte er nach Luft, als sich plötzlich zwei Arme schmale Arme um seinen Bauch schlangen und ihn fest drückten. Er hörte den stockenden Atem seines Freundes und spürte das Zittern in seinen Muskeln.

»Bitte geh nicht weg… nicht jetzt…«

Luca schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippen. Schon wieder weinte der Kleinere wegen ihm. Warum musste das alles nur so scheiße kompliziert sein.

»Flieg nicht mit ihm weg…- ich…- lass mich nicht alleine hier…«, schluchzte der Dunkelhaarige und vergrub sein Gesicht an dem nackten Rücken des Älteren.

Warum musste auch immer alles gleichzeitig passieren?!

Sanft löste er Kris Umklammerung und drehte sich in seinen Armen um, ehe er das Gesicht seines Freundes in beide Hände nahm.

»Scht… nicht weinen«, flüsterte er und küsste die Tränen weg, die unentwegt die Wangen seines Liebsten hinunterliefen. Der andere drängte sich den Liebkosungen entgegen, als würde er sich schon jetzt nach seiner Nähe verzehren.

Wie lange war es her, dass er den Kleinen mal innig umarmt hatte?!

»Du bist nicht alleine, mein Stern. Benny ist hier und immer für dich erreichbar, okay? Und ich komme so schnell wie möglich wieder und dann reden wir in Ruhe. Es wird alles wieder gut.« Er zog den aufgelösten Dunkelhaarigen in seine Arme und wiegte ihn sanft hin und her. Den Kosenamen hatte er benutzt ohne großartig darüber nachzudenken, doch alleine diese Tatsache schien zu reichen, damit sich Kris langsam wieder entspannte.

»Wir – klich?«

»Natürlich. Wenn du willst dann telefonieren wir auch, ja?«

Kris nickte das einfach ab und vergrub sein Gesicht erneut, dieses Mal an der breiten Brust des Rothaarigen. Es zerriss ihm fast das Herz den anderen so leiden zu sehen.

»Lass uns erst einmal frühstücken, okay? Dann sehen wir weiter.«
 

°°°
 

Auch Noah schien von der abrupten Reise gar nichts zu halten. Jedenfalls sagte das sein Gesichtsausdruck, als die beiden sich am Terminal trafen.

Schweigend lösten sie ihre Tickets ein und stiegen in das Flugzeug. Sie hatten Sitzplätze nebeneinander, wobei Luca am Fenster saß.

»Wo kommt Nicki jetzt unter?«, wollte er wissen. Ihm war nach der letzten Unterhaltung klar geworden, dass die Familienverhältnisse bei dem Schwarzhaarigen wahrscheinlich eher kompliziert waren.

Aber auf wen in seiner Umgebung traf das nicht zu?! David pendelte (sofern er im Land war) zwischen seinen geschiedenen Eltern hin und her, die noch immer eine Art Rosenkrieg führten, Kris Mutter war bei seiner Geburt gestorben und nachdem sein Vater ihn Jahre lang wie einen Sklaven abgerichtet hatte, saß er nun in einer Anstalt in dem er sich von seinen Sohn ab und an besuchen ließ, Bennys Eltern waren in seiner frühsten Kindheit verunglückt und er war bei seiner Großmutter aufgewachsen, die vor kurzem gestorben war und er selber war mit seinen beiden Schwestern bei seiner Tante groß geworden, weil sein Vater vom Leben genug hatte und seine Mutter es nicht für nötig befand sich ihrer Verantwortung zu stellen.

»Bei einer Tante…«, murmelte Noah und sah ihn vorsichtig von der Seite an.

»Gut… ich denke, wir sind in zwei, drei Tagen wieder hier.«

Dazu sagte der andere nichts mehr. Was auch?

Sie hörten die Borddurchsagen und schnallten sich an, als der Flieger zum Starten ansetzte. Als sie begannen sich in Bewegung zu setzten, sah er wie Noah die Augen schloss und sich immer mehr verkrampfte.

»Hey…« Er berührte die Finger, die sich in den Stoff der Armlehne krallte.

»Ich hab Flugangst.«

Das war kaum ein Hauchen, trotzdem konnte er es verstehen. Vorsichtig löste Luca die verkrampften Finger aus der Armlehne und umschloss sie mit seiner Hand, aus Angst, Noah würde sich selber ernsthaft wehtun.

»Es kann nichts passieren, okay? Ich bin da.«

»Danke.«
 

Welch eine Tortur dieser Flug für seinen Begleiter war, konnte Luca wahrscheinlich nicht einmal im Entferntesten nachvollziehen, doch er war dankbar dafür, dass sie keine Turbulenzen hatten. Es verlief alles glatt und als sie landeten, war es nur die Müdigkeit, die ihnen zu schaffen machte.

Der ganze restliche Tag bestand aus Stress und Hektik. Zuerst checkten sie schnell in ihr angemietet Hotel ein, ehe sie zu Lucas Mutter in die Hauptfiliale fuhren und dort die aktuelle Lage besprachen. Danach folgten wichtige Termine, treffen mit anderen Mitarbeitern und Beratungen für die Präsentation ihres Projektes.

Er um zehn Uhr waren Noah und er wieder in ihrem Hotelzimmer und konnten sich ausruhen.

»Ich fass es immer noch nicht, dass sie uns ein Doppelzimmer gegeben hat.«

»Wahrscheinlich war kein anderes mehr frei…«

»Hm. Kann schon sein.«

»Mich stört es nicht«, meinte Noah errötend und ergriff die Flucht ins Bad.

Luca runzelte über diese Bemerkung die Stirn und setzte sich auf das Doppelbett, welches er sich heute Nacht nicht mit seinem Freund teilen würde.

Dieser Gedanke war irgendwie falsch und fühlte sich mehr als schlecht an. In Gedanken versunken, nahm er sein Handy zur Hand und stellte es wieder in den lauten Modus zurück. Überrascht sah er, dass er vier Anrufe in Abwesenheit hatte.

Drei von Kris und einen von Benny.

Schnell tippte er eine SMS an seinen besten Freund und wählte dann die Nummer seines Liebsten. Er hatte ja versprochen, dass sie telefonierten…

»Ja?«, meldete sich eine verschlafene Stimme.

»Hey, mein Stern. Hab ich dich geweckt?«

»Ja, aber ist schon okay… ich – hast du meine Anrufe nicht gehört?«

»Nein, tut mir Leid. Ich saß bis eben noch über der Arbeit und habe gerade gesehen, dass du mich schon mehrmals angerufen hast.«

»Du sagtest doch -«

» - das wir telefonieren, ja. Alles in Ordnung? Du klingst so merkwürdig…«

»Ja, alles gut. Ich… ich vermisse dich nur schrecklich.«

Luca schluckte.

»Ich bin voraussichtlich Donnerstag wieder da. Dann klären wir alles, ja?«

»Okay…«

»Willst du wieder schlafen?«

»Nein. Ich… magst du mir noch was erzählen? Ich kann schlecht ohne dich einschlafen.«

»Ich weiß…«, seufzte Luca und plagte sich mit seinem schlechten Gewissen. Das der andere ohne ihn schlecht schlief wusste er schon lange und trotzdem hatte er ihn in der letzten Zeit sooft alleine gelassen. Wie egoistisch er gewesen war. »Geh mal in die Küche, Kleiner. Da über den Sessel müsste noch ein Shirt von mir hängen.«

Kris schien sofort zu verstehen was er meinte, denn er sagte nichts weiter sondern stand einfach auf und machte sich auf die Suche. Jedenfalls sagten das die Hintergrundgeräusche aus dem Handy.

»Hab es…«

»Gut, dann kuschelte dich zurück ins Bett.«

»Du hast nichts dagegen das ich -?«

»Frag nicht so komisch. Hätte ich es dir sonst angeboten?«, fragte Luca lächelnd und überlegte einmal kurz und begann zu erzählen; von Mailand und der Umgebung, von den Leuten, ihrem Hotel, dem Zimmer und dem Service. Irgendwann hörte er tiefe Atemzüge und legte schmunzelnd auf. Es tat ihm zwar Leid, dass Kris irgendwann durch das Besetztzeichen wach werden würde, doch er hatte nicht mehr so viel Guthaben, dass er warten könnte.

In Gedanken bei seinem schlummernden Freund trat er ins Bad um sich fertig zu machen, wurde jedoch von einem erschrocken Quietschen aus seinem Überlegungen gerissen.

»Scheiße!«, entfuhr es ihm. Noah hatte er völlig vergessen!

Dieser stand nackt vor ihm und sah ihn mit riesigen, grünen Augen an. Er schien gerade aus der Dusche gestiegen zu sein.

»T – tut mir L – leid…«, stotterte er und konnte nicht anders als offen zu starren.

Niemals hatte er gedacht, dass ihn und Kris solche Welten unterscheiden würden. Während sein Freund schlank und eher mager war, schien Noah, trotz schmaler Figur, richtig durchtrainiert zu sein. An seinem Bauch konnte man einen deutlichen Six – pack Ansatz sehen und auch sonst zeichneten sich fein definierte Muskeln ab. Auch was den Körperschmuck anging, schien der Schwarzhaarige offener zu sein als Kris. Außer den Piercings im Gesicht, hatte er auch zahlreiche Tattoos über seinem Körper verstreut. Doch am meisten faszinierte Luca der Drache, der sich über seinen Leistenbereich zog. Es sah so aus, als würde er über den rechten Hüftknochen hinwegsegeln… einer der Flügel reichte sogar bis in den Intimbereich des anderen. Der schlangenartige Drache hatte das Maul weit geöffnet und spuckte Feuer, welches sich um den Bauchnabel des Schwarzhaarigen als Ring zog. In der Mitte steckte ein kleiner, glitzernder, roter Stein – höchstwahrscheinlich auch ein Piercing – der irgendwie nach einem Rubin aussah.

»Stottern wird zusammengeschrieben, Luca«, grinste Noah nur mühsam und schob sich an ihm vorbei. »Außerdem glotzt du…«

»Ich…- sorry.«

Schnell war er im Bad und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen.

Verdammter Mist, wie peinlich war das denn bitte?!

Kopfschüttelnd duschte er sich und zog sich dann um. Zum Schluss putzte er sich noch die Zähne und verließ dann das Bad notgedrungener Weise wieder.

Inzwischen war auch Noah wieder bekleidet, der gerade zum Fenster schlich um dieses zu öffnen.

»Wieso läufst du denn so komisch?«

»Keine Ahnung, mir tut alles weh… ich glaube ich hab mir was eingeklemmt oder so…«, meinte der andere und verzog leidend das Gesicht, als er wieder auf das Bett zusteuerte.

»Wahrscheinlich hättest du dich einfach nicht so sehr verkrampfen sollen, im Flieger.«

»Danke für den tollen Tipp! Sagst du mir auch, wie ich das machen soll?!«, pampte er und schmiss sich neben dem Rothaarigen aufs Bett. »So kann ich nie schlafen.«

Luca gluckste und beugte sich dann nach vorne. »Warte Mal das haben wir gleich.«

Er griff nach den Beinen des Schwarzhaarigen und legte sie sich auf den Schoß, dann tastete er mit seinen Daumen die Fußsohlen ab.

»W – wa – oh Gott!«

»Danke du kannst mich Luca nennen…«, lachte er und massierte weiter die verspannten Stelle zwischen Zehen und Ferse. »Hm… du scheinst dir wirklich irgendwas getan zu haben. Dein Muskel hier ist steinhart…«

»Hör nicht auf… bitte…«, stöhnte Noah benommen und legte sich den Arm über die Augen. »Ouhr… tut das gut.«

»Tut es sehr weh?«

»Nur noch ein wenig…«

»Und was ist hier?«

Wieder kam ein Laut von dem Schwarzhaarigen, der eine Mischung aus Schmerz, Entspannung und Lust war. »Ja...«

Fasziniert beobachtete er seine Daumen, die in kreisenden Bewegungen über die Fußsohlen des anderen kreisten und ab und an über das kleine kreisförmiges Tattoo strichen. Es sah etwas aus wie die Abblidung vom Baum des Lebens, aber nur fast!

»Was ist das für ein Tattoo?«

»Ein Erdungsbannkreis…«

»Hm?«

»Ein Bannkreis, damit man seine Bodenständigkeit nicht verliert… ich glaube ein wenig an so esoterischen Kram, weißt du?«

Luca nickte und fuhr mit seiner fachmännischen Massage fort. Damals hatte er von Renate ein paar wenige Massagegriffe für Füße, Schultern und Rücken gelernt; auch wie er eingeklemmte Nerven aufspürte und durch manuelle Therapie wieder langsam in die richtige Position brachte. Es hatte eben einen Vorteil, wenn die Tante von einem in der Welt viel herum gekommen war.

Als er auch den anderen Fuß des Schwarzhaarigen etwas entkrampft hatte, strich er zum Schluss sein Werk die Waden hinauf aus. Das war wichtig für den Fluss und es machte ihm die Berührung des anderen möglich.

Noahs Waden und Schienbeine waren übersät von schwarzen kleinen Kästchen und erinnerten stark an ein Schachbrett. Das Tattoo begann mit einem Kästchen auf dem Fußrücken und ging bis fast zum Knie hinauf, je höher man sah, desto dichter wurde die Abstände. Irgendwie fand er dieses Muster auch extrem anziehend. Noch einmal ganz sacht strich er über die weiche Haut und sah, dass der andere unregelmäßig atmete. Auch die deutliche Wölbung in seiner Boxershorts konnte der Rothaarige kaum übersehen.

»Fertig.«

»D- danke«, nuschelte Noah, blickte aber nicht auf.

Luca rutschte wieder auf seine Seite des Bettes und kramte in seiner Tasche herum um dem anderen die nötige Zeit zu geben, die er brauchte. Wenn es für ihn schon so schwer war, wie schwer musste es dann erst für den Schwarzhaarigen sein sich zusammenzureißen?!

»Wollen wir dann schlafen.«

»Ja… ich denke wir müssen morgen wieder früh raus.«

»Okay…«

»Guten Nacht.«

»Nacht.«

Noah schaltete das Licht aus und die beiden legten sich in ihr Bett.

Es dauerte lange bis er in dieser Nacht einschlafen konnte.
 

°°°
 

»L&MT-Fashion Mailand, was kann ich für Sie tun?«

»Ich bin es…«

»Kris? Woher rufst du denn an?«

»Von einer Telefonzelle… ich hab kein Geld mehr… hi…«

»Hi, mein Stern. Soll ich dich zurückrufen?«, begrüßte er seinen Freund erst einmal richtig und lächelte sanft. Anscheinend schien er Luca ja wirklich zu vermissen.

»J – ja… kannst du in fünf Minuten anrufen, wenn es-«

»Kein Problem. Bis gleich.«

»Ja. Bis gleich.«
 

Als er das nächste Mal auf die Uhr sah, merkte er, dass er beinah zu spät dran war.

Hastig wählte er die Nummer seines Freundes.

»Luca…«

»Ja, sorry… ich hab die Zeit ganz vergessen.«

»Schon okay.«

»Und was machst du so?«

»Ich such immer noch einen festen Job und versuche irgendwie die Zeit zu überbrücken, bis du wieder da bist-… heute haben ich bestimmt vier Stunden mit David geskypt und mit ihm über alles gesprochen.«

War ja irgendwie klar, dass Kris das alles nicht lange alleine mit sich ausmachen konnte. Irgendwie wunderte es ihn, dass er nicht schon längst eine Morddrohung von dem Blonden bekommen hatte.

»Und?«

»Er meinte das ich – ist ja auch egal. Gibt es bei dir was Neues?«

»Ähm… ja, also es wird doch noch etwas länger dauern.«

»Du kommst morgen nicht?!«

»Bitte sag das nicht so, als würde es nicht wollen. Die Verhandlungen sind ziemlich festgefahren… wir brauchen noch eine Weile.«

Eine kurze Stille entstand.

»Kris, was - ?«

»Sch – schon okay… rufst du noch mal an?«

»Natürlich. Und auch wenn ich etwas später komme, machen wir es trotzdem so wie geplant, okay?«

»Ja… ich – ich vermisse dich so.«

»Ich dich auch, Kleiner.«
 

°°°
 

Die Unterredungen und Verhandlungen mit den Sponsoren dauerten tatsächlich bis Freitag. So war es knapp eine Woche, die er in Mailand verbrachte.

Umso glücklicher war er, als er in den Flieger steigen und zurück nachhause fliegen konnte. Viel zu viel Zeit hatte er verstreichen lassen und nach dem Kurztrip war er sich umso sicherer, dass er mit Kris über all das reden musste, sobald sie wieder Boden unter den Füßen hatten.

Das einzige was jetzt noch zwischen ihnen und der Ankunft stand, war das ziemlich stürmische Wetter. Immer wieder wurde die Maschine kräftig durchgerüttelt und Luca hatte wirklich aufrichtiges Mitleid mit Noah. Eigentlich hatte er ihm diese Erfahrungen ersparen wollen, aber das war nun einmal nicht zu ändern.

Sanft nahm er erneut die verkrampfte Hand in seine und berührte den Handrücken mit seinen Lippen. »Beruhig dich… uns kann gar nichts passieren.«

Der Schwarzhaarige wand sich zitternd und kalkweiß um. »Wie kannst du dir da so sicher sein?!«

»Vertrau einfach darauf, okay? Sieh nicht aus dem Fenster sondern erzähl mir etwas… lenk dich ab, ja?«

»Ich...-«

Wieder schaukelte die Maschine bedenklich und Noah sah panisch aus dem Fenster. Luca seufzte, beugte sich nach vorne und zog die Jalousie von dem kleinen, runden Fenster zu, ehe er Noahs Gesicht mit beiden Händen packte.

»Ablenken habe ich gesagt…«

Der Schwarzhaarige errötete und wich dem direkten Augenkontakt aus. »Tschuldigung…«

»Okay, ich erzähl dir jetzt die Geschichte von mir, Erdnussflips, kaputten Regenschirmen und ziemlich tollwütigen Tauben, ja? Aber wehe du verrätst das jemand anderen…«, lächelte er und begann dann, ohne darüber nachzudenken, zu erzählen.

Tatsächlich brachte er Noah damit zum Lachen und musste sich selber eingestehen, dass der andere umwerfend aussah, wenn er lachte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Morphia
2014-08-17T06:58:57+00:00 17.08.2014 08:58
Das war ne ziemlich heikle Situation im Bett. Umso stolzer bin ich auf Luca, dass er nicht schon wieder Unfug gemacht hat. ^^b
Antwort von:  Noveen
18.08.2014 06:25
Man lernt ja bekanntlich aus Fehlern... x_X
Und hättest du Luca das echt zugetraut nach dem Abschied?


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