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STUMME SCHREIE II - Omnia mea mecum porto.

Alles was mein ist, trage ich mit mir.
von

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Anfang vom Ende?

Seit der Verhandlung und der darauf folgenden Veränderungen waren drei Jahre vergangen.

Kris war selbstsicherer geworden und langsam konnte er sich wirklich entfalten.

Inzwischen hatte sich in ihrem Leben so einiges verändert.

Sie waren nun schon drei Jahre zusammen.

Kris und Luca.

Luca und Kris.

Es gab den einen nicht mehr ohne den Anderen, auch wenn ihre Liebe durch all die grauenhaften Umstände bis jetzt eher platonisch gewesen war.

Der Dunkelhaarige bestimmte das Tempo und mehr als Küssen und Streicheln war bisher einfach nicht möglich gewesen.

Sie hatten Beide die Schule mit Glanzleistungen abgeschlossen und während Luca sich in der Firma seiner Mutter orientierte, suchte Kris nach einer passenden Ausbildung.

David war mit seiner Band gerade auf Europareisen um an Bekanntheit zu gewinnen – etwas was für Kris nicht einfach war.

Und Ben war inzwischen ausgebildeter, pädagogischer Trainer für aggressive Jugendliche.

Alles in allem könnte man meinen es war in Ordnung so wie es lief.

Lucie, seine jüngere Schwester und Kris verstanden sich sehr gut… nicht nur weil sie die gleiche Leidenschaft für das Zeichnen teilten, sondern auch weil Lucie in der Schule ähnliche Erfahrungen gemacht hatte wie Kris.

Zwischen ihnen war eine zarte Freundschaft entstanden und Luca freute sich sehr, dass nun beide einen Menschen gefunden hatten, mit dem sie über diese Erfahrungen reden konnten.

Denn auch wenn Kris ihm sehr vertraute, er konnte einfach nicht über solche Dinge mit ihm reden und das wusste der Gothic.

Es fiel seinem Freund noch immer schwer, vor ihm so etwas zu offenbaren.

Anscheinend trug er immer noch die Angst mit sich herum, er könnte ihn verlassen, wenn ihm etwas nicht gefiel.

Etwas was absoluter Quatsch war!
 

Der Rothaarige seufzte tief und schob den eben zubereiteten Auflauf in den Ofen.

Auch wenn er viel Verständnis für seinen Freund aufbringen konnte…

Er sehnte sich danach körperlichen Kontakt zu ihm zu haben, etwas das über kuscheln hinausging. Er wollte endlich, dass Kris ihm komplett vertraute und dass er endlich diesen wunderschönen Körper als ein Teil von ihm bezeichnen konnte.

Doch er wusste, dass das noch sehr lange dauern konnte und das frustrierte ihn.

Auch wenn er es selber nicht zugeben würde!

Er wollte Kris nicht drängen, doch in ihm drängte etwas.

Und so kam es, dass die Beziehung von ihnen bröselte… ohne das es einer der Beiden bewusst wahrnahm, entstand eine Spannung zwischen Kris und Luca.

»Bin wieder daha!«

»Hey.« lächelte der Gothic sanft und gab ihm einen Begrüßungskuss. »Ich habe gerade unser Mittagessen in die Röhre geschoben.«

Kris bückte sich und grinste.

»Sieht gut aus, ich hab riesen Hunger!«

»Wie liefs bei der Suche?«

»Hm… nicht so gut. Ich werde mir wohl erst einmal einen Job suchen müssen mit dem ich ein wenig Geld verdiene… Kellnern oder so… keine Ahnung. Aber lass uns jetzt nicht darüber reden!«

»Okay.«

Luca zog den Dunkelhaarigen an sich und gab ihm noch einen sehnsüchtigen Kuss.

»Wie lange brauch der Auflauf…?«

»Noch 20 Minuten oder so.«

Er nickte und erwiderte den Kuss des Älteren bereitwillig.

»Okay, dann erzähl mir wie dein Tag gelaufen ist!<<

In deiner Nähe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

In Abwesenheit

Es war Freitag geworden; schneller als er es selber realisiert hatte.

Inzwischen waren – jedenfalls hatte er das sichere Gefühl – Noah und er sich ein wenig näher gekommen. Man konnte fast behaupten, dass sich so etwas wie eine junge Freundschaft aus der erst ungewollten Mitarbeit entwickelt hatte. Und das war ein wirklich gutes Gefühl.
 

Auch wenn die Sache mit Kris noch immer eher in die falsche Richtung lief, jetzt hatte er noch jemanden mit dem er darüber reden konnte. Mal abgesehen von seiner Familie versteht sich. Doch seit ihrem Gespräch hatte sich Lucie nicht mehr bei ihm gemeldet.

Ob sie schon mit Kris gesprochen hatte?
 

Im Moment war es schwierig das einzuschätzen, da er selber seinem Freund ziemlich aus dem Weg ging. Einfach aus Angst, er könnte wieder etwas Falsches sagen oder tun. Um nichts in der Welt wollte er die Beziehung aufgeben, die er jetzt mit dem anderen führte, auch wenn er im Moment nicht mehr zufrieden war. Aber er liebte den Dunkelhaarigen noch und würde es wohl auch immer tun.

Es musste einfach eine Lösung geben!

Sobald er diese für sich gefunden hatte, musste er sich wohl erst einmal bei Kris entschuldigen, der schon seit fast zwei Nächten alleine schlafen musste.

Aber er konnte im Moment einfach nicht bei ihm schlafen. Sein Körper verriet ihn jedes Mal, wenn er an seinen Freund dachte und sich vorstellte was sie hätten haben können.

So konnte das auf keinen Fall weitergehen!
 

Luca bog um die Ecke und hatte den Laden schon im Blickfeld, als ihm auffiel das Noah nicht wie üblich auf den vorderen Stufen auf ihn wartete.

Ob er wohl zu spät kam?

An seinem Geschäft angekommen sah er noch einmal nach links und rechts, ehe er aufschloss und begann die Jalousien der großen Fenster zu öffnen.

In dem Moment, als das Licht durch die Schaufenster einfiel, klingelte sein Handy.
 

»Ja?«

»Hey, ich bin´s«, hörte er die Stimme seiner Schwester am anderen Ende sagen.

»Lucie? Von welchem Handy rufst du denn an?«, fragte er Stirn runzelnd. Er konnte nichts dagegen tun, dass sein Herz anfing schneller zu schlagen, als ihm bewusst wurde warum er seine Schwester gebeten hatte ihn anzurufen.

»Ach, das ist das Handy von einer Freundin, aber das ist auch egal! Ich habe gestern mit Kris gesprochen. Wir haben uns zum Abendessen verabredet.«

»Aha.« Luca konnte nicht umhin zu seufzen. Nicht einmal das hatte er mitbekommen. In seiner ständigen Flucht vor dem Jüngeren hatte er dessen Freizeitgestaltung völlig aus den Augen verloren.

»Er hat mir erzählt das er zurzeit viel jobbt um etwas dazu zu verdienen, weil er nicht will das du alles für ihn mitbezahlen musst.«

Ja, das klang wirklich nach Kris.

»Und er meinte, dass er furchtbare Angst hätte, dass du dich trennen willst. Du würdest ihn wohl aus dem Weg gehen und ständig überall anders sein nur nicht bei ihm in der Wohnung. Er ist total fertig und hat geweint… so aufgelöst habe ich ihm seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen, Luca. Ihr solltet wirklich darüber reden. So schadet ihr euch doch nur gegenseitig.«

»Ich weiß doch«, meinte der Rothaarige resigniert und fuhr sich über die Stirn. »Aber das ist nicht so einfach wie du das gerade darstellst, Lucie.«

»Ach nein? Was könnte daran schwierig sein? Du darfst nicht vergessen das er David dieses Mal nicht an seiner Seite hat… er hat keinen außer dich Luc.«

»Danke, du bist ausgesprochen hilfreich!«, knurrte er und biss sich auf die Lippen. »Das weiß ich selber, aber wenn ich ihn zurzeit ansehe, dann bin ich total unzurechnungsfähig… ich will ihn so gerne nah bei mir haben und er ist so abweisend. Letztes Mal – «
 

»Sorry das ich zu spät bin! Guten Morgen!«

Luca wand sich zu Noah um, der gerade durch die Tür kam und ihn kurz umarmte. Dann blickte er ihn entschuldigend an, als er das Handy in der Hand des älteren sah.
 

»Luca?«

»Ähm… ja sorry. Noah ist grade angekommen.«

»Der Praktikant von Mum?«

»Genau der… ich denke ich muss mal anfangen. Danke für den Anruf, ich komme demnächst wieder mal vorbei.«

»Okay. Aber überleg dir das nochmal mit dem Reden, ja?«

»Klar. Tschau.«

»Ja, tschau. Hab dich lieb!«

»Ich dich auch.«
 

Er steckte sein Handy weg und dachte an Kris.

Was er wohl gerade tat? Ob er auch an ihn dachte und sich fragte was er machte? Oder war es dem Kleineren schon egal geworden –

Was dachte er da eigentlich?!
 

»Hey, Luc. Alles in Ordnung bei dir?«

Er sah auch und Noah stand vor ihm und musterte ihn besorgt aus den tannengrünen Augen. Im Moment war er – mal abgesehen von Lucie und Lara – der einzige Mensch, der ihn zum Lächeln bringen konnte. Er wirkte auf seine Art wie ein Kind und doch schon so unglaublich erwachsen für einen Zwanzigjährigen.
 

»Ja, alles gut. Ich bin nur mit den Gedanken noch nicht ganz hier.«

»… sondern wieder bei Kris«, nickte Noah und sah ihn undefinierbar an.

»So ungefähr«, stimmte er zu und lächelte dem anderen schief zu. Eigentlich wusste der andere alles über seine Beziehung mit Kris, außer dem Grund für dessen Berührungsängste. So etwas würde er wohl nicht einmal seinen besten Freund anvertrauen. Schließlich ging das nur Dunkelhaarigen und ihn selbst etwas an.
 

»Willst du darüber reden?«

»Im Moment nicht, nein. Wir müssen endlich anfangen… in zwei Stunden kommt die Kundin und ich bin noch immer nicht zu dem Entwurf gekommen.«
 

Noah beließ es dabei und folgte der Aufforderung seines Chefs. Doch auch wenn Luca sich wirklich versuchte zu konzentrieren, konnte er es nicht hundertprozentig.

Kris spukte in seinem Kopf herum und nahm den Großteil seiner Gedanken ein.

Was würde er nur tun, wenn die Beziehung zu Ende ging?
 

°°°
 

»Hab ich was verkehrt gemacht?«, wollte sein Freund verunsichert wissen und sah ihn an. Irgendwie konnte er dem Dunkelhaarigen nie lange böse sein.

»Das fragst du noch?«, meinte er mit Grabesmiene und versuchte sich nicht anmerken zulassen, dass er eigentlich schon wieder ziemlich friedlich gestimmt war.

»Ich…« Kris brach ab und schien zu überlegen was er verbrochen haben konnte. Bis jetzt hatte Luca noch nie ein Körperkontakt, der von dem Jüngeren ausging, verweigert. Doch er schien nicht wirklich auf ein Ergebnis zu kommen.

»Weißt du was das wichtigste in einer festen Beziehung ist?«

»Ähm… Liebe?«

»Ja. Und nach der Liebe steht das Vertrauen. Wieso vertraust du mir nicht?«

»Wa-« Der andere sah ernsthaft entsetzt aus. Schon wieder begann er zu zittern. Ein klares Zeichen, das er maßlos überfordert mit der jetzigen Situation war. »Aber ich vertraue dir doch! Was-… wieso denkst du ich würde es nicht tun?!«

Luca lächelte bitter. »Wieso hast du dann die Flucht ergriffen, als ich mit Daniel gesprochen habe?«

Kris wurde blass und blickte zur Seite. »Ich… mir war nicht gut und ich wollte nur kurz frische Luft schnappen.«

»Und das ist dir eingefallen als Daniel mir etwas ins Ohr gesagt hat und seine Hand auf meinem Bein war?« Luca war klar, dass er hart war. Aber er sah keine andere Möglichkeit um die wahren Gefühle aus dem Kleineren zu locken.

»Da – das war nur Zufall.«

»Also hast du nichts dagegen, wenn ich mich mit ihm treffe? Er hat mir seine Nummer gegeben«, fragte er diabolisch und hoffte das er nicht zu weit ging.

Der Dunkelhaarige sah ihn an. Seine Lippen bewegten sich und es kam kein einziges Wort heraus. Er schien vollkommen unter Schock zu stehen… oder?

»Kris?« Er trat einen Schritt näher und berührte seinen Freund an der Wange.

Überrascht keuchte er auf, als der andere sich gegen ihn warf, seine Arme um seinen Nacken schlang und ihn innig küsste. Er umschlang den zierlichen Körper und erwiderte den leidenschaftlichen Kuss. Eigentlich war er solche Initiative von dem anderen gar nicht gewöhnt. Im Normalfall war er es, der solche Zärtlichkeiten anfing…

»Nein… triff dich nicht mit ihm.«, nuschelte Kris gegen die Lippen des Rothaarigen. »Ich will nicht, dass du dich mit ihm triffst. Bitte-… du … du sollst nur mir gehören.«

Das brachte Luca nun doch zum Glucksen. »Was für ein dummer Wunsch. Natürlich gehöre ich nur dir. Wem denn sonst?«
 

Damals bei der privaten Feier, als David und er ein paar Freunde eingeladen hatten, hatte er zum ersten Mal erlebt, dass Kris wirklich eifersüchtig werden konnte. Doch anders als die meisten Menschen, machte er seine Ansprüche nicht geltend, sondern focht die Unzufriedenheit mit sich selber aus. Aber das war okay, wenn er noch viele solcher eifersüchtigen Küsse bekam…
 

°°°
 

Die Zeit verging an diesem Freitag nur sehr schleppend. Luca war nur froh darüber dass er die meisten seiner Kundinnen und Kunden an Noah übergeben konnte – mit der Ausrede diesen einarbeiten zu müssen.

Aber wenn er ehrlich war, brauchte der Jüngere nirgendwo mehr eingearbeitet zu werden. Mit der schnellen Auffassungsgabe und seinem immer so weltoffenen Lächeln, war er bereits in dieser kurzen Zeit ein fester Bestandteil des Ladens geworden. Und dieser Junge war auch einfach unglaublich.
 

Immer wenn er lachte, ging die Sonne auf und er schaffte es Menschen in jeder Lage und jeden Alters im Nu aufzumuntern und in seinen Bann zu ziehen. Dazu brauchte er nur ein einfaches Lachen und diese Art von Humor, die schon ans „Verrückt – sein“ grenzte. Doch es war erfrischend. Er war genau das komplette Gegenteil von Kris und doch wirkte er genauso anziehend auf Luca wie sein Freund damals.
 

»So! Die letzte Kundin aus dem Haus! Wie sieht´s aus? – Feierabend?!«, rappte er und grinste den Rothaarigen dreist an.

»Klar, aber mach das nie wieder. Das klingt furchtbar.«

Noah zog einen Fluntsch. »Verspotte nicht meine Rap Kunst, du Banause!«

Allein diese Grimasse brachte Luca zum Lachen. »Okay… verzeih! Aber das ist einfach nicht mein Musikgeschmack.«

»Hm, wäre ein Feierabendbier mit mir dein Geschmack?«

»Sicher.«
 

Sie räumten den Laden auf, machten die Jalousien zu und verstauten die Schilder, die immer vor dem Laden standen, im Eingangsbereich.

Dann gingen sie gemeinsam zu Lucas Auto und stiegen ein.

»Wohin wollen wir gehen?«, wollte Luca wissen während er sich anschnallte und den Sitz in die richtige Position brachte.

»Ähm… keine Ahnung. Überrasch mich!«

»In Ordnung«, meinte er amüsiert und parkte das Auto aus.

Eigentlich war ihm weder nach Disco noch nach Kneipe. Er wollte lieber Zeit mit dem anderen allein verbringen und mit diesem Reden. Wenn er es recht betrachtete, wusste er noch nicht viel über Noah. Schließlich waren die meisten Pausengespräche über Kris und seine Beziehung gewesen. Eigentlich war das traurig…
 

»Ähm… Luc. Wieso fährst du in den Wald?«, fragte Noah plötzlich von der Seite, als sie die Stadtgrenze passiert hatten und links in das Waldgebiet einbogen. »Muss ich mir jetzt Sorgen machen?«

»Ich denke nicht.«

»Du denkst?!« Anscheinend machte sich der Schwarzhaarige wirklich Sorgen, denn seine Stimme klang plötzlich unnatürlich hoch.

Luca lachte leise und stieß den Anderen mit dem Ellenbogen an. »Mach dir nicht ins Hemd, wir sind gleich da!«

Tatsächlich bremste er das Auto auf dem nächsten Feldweg ab und parkte es. Dann stieg er aus und lief um den Wagen herum um Noah die Tür aufzumachen. Irgendwie fühlte er sich merkwürdig nervös.

»Warum sind wir hier?«, stellte der andere sofort die nächste Frage und sah sich unruhig um. Er stieg auf Lucas geheißen aus und sah zu wie dieser den Wagen verschloss. »Luca, ernsthaft. Ich hab keinen Bock mehr… sag mir was wir hier wollen!«

Auch wenn er nicht wusste warum machte es ihm plötzlich wirklich Spaß den anderen ein wenig zu necken. Deswegen ging er einen Schritt näher auf ihn zu und hauchte in sein Ohr: »Vertraust du mir denn nicht?«

Noah erschauderte und packte seinen Arm. Auf das Knistern, welches unwillkürlich zwischen ihnen herrschte, war Luca allerdings nicht gefasst gewesen.

»Du hast mir noch keinen Grund dazu gegeben… also sag mir, was ich hier soll.«

»Mein Vater hat eine Hütte hier im Wald, die ist nicht mehr weit weg. Als er noch gelebt hat, bin ich hier immer mit ihm am Wochenende gewesen um zu jagen«, erklärte er nun doch bereitwillig. Anscheinend schien der andere ja wirklich Angst zu haben. »Mir war einfach nicht nach diesen vollgestopften Discos und Kneipen. Am Freitag ist es eh immer schlimmer als in der ganzen Woche. Deswegen dachte ich wir kommen hierher.«

Der Schwarzhaarige nickte und ließ sich dann von ihm durch einen kurzen Waldabschnitt führen. Als die beiden in Sichtweite kamen, konnte er im Licht der Dämmerung das Leuchten in Noahs Augen sehen.

»Scheiße! Das ist doch keine Hütte sondern ein Ferienhaus! Meine Fresse, ist das fett!«, rief er begeistert auf und stürmte auf das Holzhaus zu.

Luca lachte über die offene Begeisterung und folgte ihm.

All das hatte sich seit seinem letzten Aufenthalt mit seinem Vater vor fast vierzehn Jahren nicht verändert. Er vermutete mal, dass der Pächter dieses Gebiets sich gut um das Anwesen kümmerte, sonst würden wohl die Möbel nicht mehr aussehen wie frisch poliert. Alles war noch an Ort und Stelle und vermittelte den Neuankömmling das Gefühl in der Hütte eines Jägers angekommen zu sein.

»Wow…«, staunte Noah und drehte sich im Kreis. Er schien hellauf begeistert von den Hirschköpfen an der Wand und den ausgestopften Tieren, die den Kaminsims zierten und musterte diese erst einmal genauer. Derweil ging Luca in die Küche und kam mit zwei gekühlten Flaschen Bier zurück. »Wie kommt es, dass ihr euch so etwas leisten könnt?!«

»Meine Familie ist reich, ich dachte du wüsstest das«, meinte Luca schlicht und reichte dem anderen eine der Flaschen.

»Schon… ich mein, mir war klar das ihr wohlhabend seit. Aber das spielt in einer ganz anderen Liga, Alter!«

Luca wank ab und öffnete seine Flasche mit einem leisen „Plop“. »Ich bin nicht der Typ, der prahlt was er sich alles leisten kann, also hör auf mit dem Thema!«

»Du bist doch bekloppt! Ich wäre froh, wenn ich mit so etwas prahlen könnte!«

Luca lachte und ließ sich auf die breite Couch fallen, die gegenüber der Fensterfront stand. Über ihrer Rückenlehne hing ein Tierfell und kitzelte seinen Nacken.

»Schau dir ruhig alles an, wenn es dir gefällt«, sagte er und dachte an die Zeit mit Kris. Am Anfang ihrer Beziehung hatte er seinen Freund öfter hierher mitgenommen, doch ihm hatte es niemals so gut gefallen wie jetzt Noah. Er hatte sich zwischen all den toten Tieren nicht wohlgefühlt und deswegen hatte Luca es schnellstens unterlassen mit ihm hier herauszufahren. Aber gesehnt hatte er sich nach dieser Hütte immer ein wenig, einfach weil es für ihn in seiner Kindheit ein Stückchen Freiheit bedeutet hatte.

»Komm, lass uns auf eine gelungene Woche anstoßen!«, riss Noah ihn aus seinen Gedanken und ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen.

Sie stießen mit ihren Flaschen an und tranken jeder einen großen Schluck. Irgendwie hatte Luca das Bedürfnis näher an den anderen heran zu rutschen um ihn besser sehen zu können, denn inzwischen war es beinah stockdunkel.

Aber was dachte er denn da?!

Als Noah sich streckte und sein Knie das von dem Rothaarigen berührte, stob in seinem Magen ein Schwarm nicht identifizierbarer Flugobjekte auf.

Aber was fühlte er denn da?!
 

Drehte er jetzt völlig durch?!?
 

Sie saßen eine ganze Weile so nebeneinander und redeten über Gott und die Welt. Einer der Gründe weshalb Luca dem anderen so verfallen war, war die Gegebenheit, dass man sich über eben alles mit ihm unterhalten konnte. Es wurde niemals langweilig!

Bei ihren fünften Bier beschlossen sie auf Bruderschaft zu trinken und auch die Tatsache, dass der Kuss (eigentlich wollte er Noah auf die Wange küssen, doch dieser war schneller) länger dauerte als gewöhnlich und er die Lippenpircings des anderen spüren konnte, fand er nicht besonders schlimm. Im Gegenteil…
 

Wie hatte dieser ehrlich gemeinte Abend nur so aus dem Ruder laufen können?
 

»Sag mal, hast du das gerade gesehen?«, wollte Noah wissen, der ziemlich dicht an ihm dran saß. Seine Schultern berührten die des Rothaarigen und dieser Kontakt ließ einen angenehmen Schauer über seinen Rücken krabbeln.

»Ne, was denn?«, entgegnete er und musste zugeben, dass er sich bereits leicht angetrunken fühlte. Inzwischen hatte er die sechste Flasche in seiner Hand.

»Na den Schatten da am Fenster?!«

»Was? Ne, hab ich nicht!«

»Scheiße! Was war das denn?«

»Höchstwahrscheinlich der Axtmörder, der hier sein Unwesen treibt.«

»Verarsch mich nicht!« Noah war aufgesprungen und mit wenigen Schritten am Fenster um durch das große Frontglas hinauszuspähen. »Scheiße, dass ist viel zu dunkel, ich kann nichts sehen!«

»Kunststück. Es ist fast zwei Uhr morgens.«

»Man! Mach dich nicht über mich lustig sondern hil – Aahhh!« Der Schwarzhaarige unterbrach sich und schrie gellend auf, als Luca - sich von hinten anschleichend – ihn packte und im Kreis herumwirbelte. Die beiden fielen lachend zu Boden und rangen dort miteinander.

»Du Arsch, ey! Wieso erschreckst du mich so!«, keuchte Noah und kämpfte sich nach oben. »Ich habe mich zu Tode erschrocken!«

»Selber Schuld, du Angsthase!«, lachte Luca und sah hinauf in die grünen Augen des anderen. Plötzlich kippte die Stimmung und das Gesicht des Schwarzhaarigen wurde ernst und nachdenklich. Vorsichtig beugte er sich hinunter zu dem älteren und drückte seine Lippen erneut auf den anderen Mund. Luca erwiderte den Kuss und zog den Jüngeren ein Stück näher an sich heran.

All die Sehnsucht, die in ihm tobte, war mit einem Mal freigesetzt und er schnappte leidenschaftlich nach dem Lippen des Schwarzhaarigen. Seine Hände fuhren an dessen Körper hinunter zu seinem Po und drückten den anderen Körper fester an den seinen.

Noah stöhnte unterdrückt in den Kuss und ließ es zu, dass Luca seinen Mund in Besitz nahm. Ein heißes Zungenduell entstand und alles andere um sie war vergessen.

Wie genau es dazu kam, wusste der Rothaarige im Nachhinein nicht mehr, doch irgendwann waren sie zurück auf dem Sofa… dieses Mal lag Noah unter ihm und stöhnte schmelzend seine Lust heraus, während er - seinen Po knetend - sich immer fester an ihm rieb. Ihre Hosen hingen ihnen in den Kniekehlen und nur Boxershorts war die letzte Hülle, die sie noch trennte. Ihre erregten Geschlechter rieben aneinander und peitschten die beiden immer mehr dem Höhepunkt entgegen.

Der Schwarzhaarige spreizte seine Beine für ihn und bog seinen Rücken durch, als Luca begann seine Brustwarzen durch das T – Shirt hindurch zu reizen. Sein Stöhnen wurde immer lauter und drängender, stachelte den anderen immer mehr an und verführte auch den Rothaarigen seine Wollust kundzutun.

Während er an den Hals des Jüngeren saugte und seinen Rhythmus noch mehr erhöhte, war seine rechte Hand unter das Shirt des anderen gewandert. Nur wenige Sekunden später, gelangten Beide fast zeitgleich zu ihrem Orgasmus.

Völlig erschöpft brach Luca auf dem anderen zusammen und sog die seltsamen Geruchsmischung von Zitrone und grünem Tee in sich auf, die von dem Schwarzhaarigen ausging. Seine Hand lag noch immer auf der Brust des Unteren und er konnte das schnell pumpende Herz unter seinen Fingern fühlen.

»Was war das?«, keuchte er völlig benebelt.

»Ein Doppelorgasmus?«, fragte Noah verunsichert, jedoch genauso außer Atem wie er. Keiner der beiden bewegte sich und doch hatte sich alles verändert. Sein Gesicht hatte er noch immer an der Halsbeuge des anderen vergraben; vor seinen Augen der Knutschfelck, den er selbst gemacht hatte. Der andere Körper fühlte sich so warm und vertraut schön unter ihm an. Und tief unter dem Alkohol und dem Endorphin - Mix, der gerade sein Gehirn zum explodieren brachte, regte sich in Luca das schlechte Gewissen.
 

°°°
 

»Sag mal, darf ich dich etwas fragen?«, flüsterte Luca leise und zog seinen Freund enger an sich. Dieser schmiegte sich in seine Arme und seufzte.

»Klar…«

»Wie hast du eigentlich David kennengelernt?«

Kris stutzte. »Wie kommst du jetzt darauf?«

»Keine Ahnung. Die Frage beschäftigt mich eigentlich schon eine ganze Weile… ich hatte bloß nie wirklich Gelegenheit sie zu stellen.«

»Hm.« Der Dunkelhaarige sah hinaus in die Ferne und schien zu überlegen. Inzwischen war die Sonne dabei aufzugehen, aber das störte ihn nicht. Im Gegenteil, in der beginnenden Morgenröte sah sein Freund sogar noch schöner aus als sonst.

»Wenn ich dir etwas von mir erzähle, darf ich dir dann auch eine Frage stellen?«

»Natürlich,… du darfst mich alles fragen.«

»Okay.« Kris lächelte leicht und wand sich etwas zu ihm um. »Weißt du, meine Mum hat gerne in die Sternegeschaut und sich etwas von Sternschnuppen gewünscht. Sie glaubte fest daran, dass diese Wünsche in Erfüllung gehen. Ich war ihre dritte Sternschnuppe die sich erfüllt hat und sie war unsagbar glücklich darüber.«

»Woher weißt du das? Ich dachte - «

»Das ich sie nicht kennengelernt habe? Das stimmt auch, sie ist vor meiner Geburt gestorben, aber sie hat ein Tagebuch geführt und… na ja, ich habe es immer noch. Ich lese gerne darin, weißt du? Und ich glaube auch daran, also das Sternschnuppen wünsche erfüllen können, meine ich. Nachdem ich es gelesen habe, habe ich es ausprobiert. Ich habe das Tagebuch mit elf gefunden, glaub ich… also noch bevor der ganze Terror mit den Männern und-… na ja du weißt schon…«

»Ja.«

»Ich habe angefangen Sternschnuppen zu sammeln. Es ist schon ziemlich lang her,

dass ich damit angefangen habe und zu Beginn hat sich eigentlich nie einer der

Sternschnuppenwünsche erfüllt, die ich hatte. Damals habe ich mir einen besten Freund gewünscht. Kurz darauf habe ich mir einfach jemanden gewünscht, der mich so lieben kann wie ich bin und den ich auch lieben darf. Beide der Sternschnuppen haben sich lange nicht erfüllt, aber ich habe sie trotzdem aufgehoben. Ich habe zwei Jahre gewartet… damals war das für mich eine wirklich lange Zeit … und habe irgendwann begriffen, dass sich meine Wünsche nicht erfüllen werden. Danach hab ich mir gedacht, dass ich mir vielleicht zu große Dinge wünsche. Zwei Sternschnuppen mit ziemlich großen Wünschen, die sich nicht so recht erfüllen wollten. Bis ich vierzehn geworden bin. I

Damals hat der Ärger in der Schule so richtig angefangen, durch die Lehrerumstellung und die stärkeren Schüler haben sich ein Opfer gesucht. Ich war ideal für die Wahl und – na ja, das weißt du ja. Damals gab es nur drei Kategorien von Schülern: die Täter, die Opfer und die Neutralen. Mehr nicht… wenn man sich für jemand anderen eingesetzt hat, ist man automatisch in die zweite Kategorie. Inzwischen hatte ich meinen Wunsch vollkommen vergessen und eigentlich nur dafür gebetet, dass sie mich an diesem Tag nicht kriegen würden. Und als sie mich doch erwischt hatten und gerade dabei waren mein Essen auf dem Boden der Mensa zu verteilen kam David.

Er hat die Schüssel - ich hab damals noch in der Kantine gefrühstückt und mir an diesem Tag Müsli genommen - aufgehoben und den Rest der Milch auf den Anführer gekippt. Danach hat er alle die doof geklotzt haben an gemault und ist mit mir Hand in Hand aus der Mensa geflohen.

Er ist meine erste Sternschnuppe die sich erfüllt hat und die meinen Himmel zum leuchten gebracht hat.«

»Das ist wirklich eine sehr schöne Geschichte.«, sagte Luca und küsste Kris auf den Scheitel. Dieser lächelte strahlig.

»Aber das war nur die erste… und dann, als ich mit siebzehn aufgehört habe an irgendetwas zu glauben, kam meine zweite Sternschnuppe zu mir. Sie stand einfach so in meinem Klassenraum und hat sich als neuer Schüler vorgestellt. Ich habe mir einen Menschen gewünscht der mich lieben könne und einen den ich lieben darf und bekommen habe ich soviel mehr…«

Luca schluckte hart. »Kris.«

»Niemals hätte ich gedacht, dass sich meine Wünsche noch erfüllen würden, doch sie sind alle wahr geworden und jetzt bin ich so glücklich, weil ich dich habe.«

Mit einem dicken Kloß im Hals zog er seinen Freund näher und küsste ihn innig.

»Wenn du das so siehst, wärst du meine dritte Sternschnuppe.«
 

°°°
 

Als er am nächsten Morgen – besser gesagt Mittag – mit Noah zusammen auf der Couch aufwachte, fühlte er sich wie ein Schwerverbrecher.

In seiner Panik hatte er den anderen beinah dort gelassen, wäre er nicht so geistesgegenwärtig gewesen und Luca hinterhergerannt, als er fluchtartig die Hütte verließ. Der Rückweg verlief schweigend.
 

Den Rest des Wochenendes hatte er damit verbracht sich in seinem alten Kinderzimmer zu vergraben und sich selbst zu bemitleiden. Sein schlechtes Gewissen fraß ihn auf und auch wenn er sich für den Moment gut gefühlt hatte, würde er das vor sich selber niemals zugeben können.

Er liebte Kris! Basta!
 

Am liebsten wäre er ewig in diesem Bett liegen geblieben und hätte an die alte Zeit und den Anfang ihrer Beziehung sinniert, doch der Montag kam schneller als er erwartet hatte und schließlich musste er sich seinen Fehlern stellen.
 

Stöhnend richtete er sich auf und schlurfte ins Bad, als sein Wecker klingelt. Als er sich geduscht, umgezogen, geschminkt und rasiert hatte, fühlte er sich wieder mehr wie ein Mensch. Er kochte noch schnell einen Kaffee und machte sich schließlich mit einen To– Go Kaffeebecher auf den Weg zu seinem Laden.

Der Weg kam ihm unnatürlich lang vor und nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie er den Jüngeren heute in die Augen blicken sollte.
 

Noah saß bereits auf der ersten Stufe des Eingangs und wartete. Auch er hatte seinen Blick gesenkt und sah nicht einmal auf, als Luca schließlich ankam.
 

»Morgen.«

»Morgen.«
 

Als der Rothaarige aufgeschlossen hatte, traten sie ein und begannen schweigend damit die Ladenöffnung vorzubereiten. Die Stille und die Spannung, die zwischen ihnen lagen waren spürbar und störend. So als könne man die Luft hier im Laden mit einem Messer schneiden. Doch was sollte er auch schon dagegen tun?
 

Sie waren gerade dabei ein paar neue Skizzen im Computer mit den Beständen abzugleichen und er hatte Noah beauftragt diese in das neue Programm einzuspeisen. So war es leichter die Kunden optimal zu beraten und ihnen aus Anfrage auch verschiedene Designs per E – Mail zu schicken.
 

Gerade als seine Gedanken wieder zu dem Gespräch zwischen Lucie und Kris wanderten klingelte ein Handy. Allein der Klang sagte ihm, dass es das von Noah sein musste, auch wenn ihm das Lied wenig bekannt vorkam.
 

Schwarze Augen, schwarze Lippen du stehst vor mir! Lass die Zukunft nochmal kippen, lass uns weg von hier! Wir ham uns wir ham uns –
 

»Ja?«

Kurzen Moment Stille. »Was? Wann das denn?!«
 

Wieder schwieg er und man konnte das Entsetzen praktisch in seinem Blick lesen. Das Leuchten in seinen Augen war fast vollkommen verschwunden.

Was war denn los?
 

»Ich muss arbeiten – ja, ich komme so schnell wie möglich. Okay… ich schreib dir dann. Ja, Tschau…«
 

Luca bemerkte die Veränderung sofort. Er war schon immer darauf geeicht gewesen Stimmungswechsel bei einer Person zu fühlen. Vor allem weil seine jüngste Schwester sich nur mit Mühe artikulieren konnte.

Aber bei Noah war es ziemlich einfach dadurch, dass er eigentlich immer gut gelaunt war und lächelte. Auch wenn er schon heute Morgen ziemlich bitter geschaut hatte, doch dafür gab es ja auch einen Grund. Dieses ernste Gesicht passte einfach nicht zu ihm und schien ihm völlig fremd zu sein.
 

»Noah? Alles klar?«
 

Der Angesprochene sah auf. »Ja, klar. Könnte ich heute vielleicht ein wenig früher gehen? Ich…- es ist was…«
 

Luca nickte einfach nur.

Wenn er es nicht erklären wollte, sollte er wahrscheinlich auch nicht auf eine Erklärung pochen. Und dass das Lächeln noch immer nicht zurückgekehrt war, machte ihm wirklich Sorgen.
 

»Klar. Wenn du willst kannst du gehen, so bald du diese Skizze fertig hast.«, meinte er und lächelte aufmunternd, doch auch darauf erhielt er nur ein müdes Mundwinkelzucken des anderen. »Willst du darüber reden?«
 

»Ich…«, setzte der Schwarzhaarige an, brach dann aber wieder ab. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich kann das nicht, tut mir Leid.«
 

»Schon okay.«

Schließlich war er es den anderen schuldig wenigstens zu fragen. Noah hatte sich schon so viel Mist von Kris und ihm angehört, dass es ihm beinah unfair vorkam, nicht nach dem Befinden des Jüngeren zu fragen. Doch er war kein Mensch der andere zwang über irgendetwas zu reden. Seine Erfahrung sagten ihm, dass die Person irgendwann von alleine kam, wenn sie zu reden bereit war.
 

Nach einer halben Stunde des schweigsamen vor – sich – hin – Arbeitens, packte Noah schließlich seine Sachen und bedankte sich noch einmal, ehe er verschwand.

Luca sah ihm nach und fragte sich was wohl so schreckliches passiert war, dass der andere so Hals über Kopf von der Arbeit floh.
 

Kurz vor seinem Feierabend wurde Luca klar, dass er die Arbeit von heute niemals alleine schaffen würde. Er hatte sich einfach schon zu sehr daran gewöhnt einen Mithelfer zu haben, dass er weder schnell noch effizient genug arbeitete. Doch bei seiner jetzigen Situation kein Wunder, oder?
 

Noch immer zermarterte er sich die Gedanken darüber, warum Noah diese Intimität zwischen ihnen überhaupt zugelassen hatte. Natürlich wusste er auch, dass Luca einen Freund hatte, doch da gab es doch noch einen anderen Grund oder?

Den musste es einfach geben und irgendwie schreckte er immer davor zurück, wenn er ihm auch nur zu nahe kam,…

Denn es gab nur zwei Möglichkeiten! Erstens: Noah war leichtlebig und einfach zu desinteressiert daran was mit ihm und Kris passierte. – doch allein die Tatsache, dass er Luca jedes Mal über sein Befinden ausfragte, sprach dagegen. Was ihn zu Zweitens führte: Noah hatte tiefere Gefühle für ihn als nur Freundschaft. –
 

Nein! Darüber durfte man nicht einmal nachdenken!!
 

Luca fuhr sich seufzend über das Gesicht und machte den Rechner aus.

Wie hatte er nur damals all diese Arbeit alleine bewältigen können?!
 

Er machte den Laden zu und ging dann mit schweren Gliedern zurück nachhause.
 

°°°
 

»Erzählst du mir jetzt von deinen Sternschnuppen?«, fragte Kris leise und kuschelte sich mehr in die Arme des Älteren. Inzwischen glühte der Himmel in einem flackernden rot und es war wirklich kühl geworden, auf ihren Balkon. Sie saßen noch immer auf dem breiten Sessel und schmiegten sich eng aneinander.

»Sicher«, erwiderte Luca und breitete die Decke über ihnen aus, ehe er Kris wieder in die Arme nahm. »Meine erste Sternschnuppe - na ja… ich nenn sie jetzt mal so, weil du mich gerade darauf aufmerksam gemacht hast, dass sie genau das sind – ist eigentlich eine Doppelsternschnuppe. Damals als mein Dad starb wusste ich weder ein noch aus. Ich hatte eine kleine Schwester, die ich trösten musste und eine Mutter die zwischen zwei Extremen schwankte. Unsägliche Wut und unbändige Trauer. Damals habe ich versucht stark für die beiden zu sein und während meine Mutter sich nur so in die Arbeit von der Firma gestürzt hat – sie war wenn es hochkam drei Stunden am Stück zuhause -, musste ich auf Lucie aufpassen. Ohne sie hätte ich mich wahrscheinlich selber irgendwann aufgegeben. Doch mit ihr, hatte ich jemanden der mich brauchte. Immer wieder hat sie mich mit ihren großen Augen angesehen und gefragt ob ich traurig sei. Ich denke sie hat es damals mit ihren fast sechs Jahren einfach noch nicht ganz verstanden. Und dann ist Rena aus dem Nichts aufgetaucht… wie eine wirkliche Sternschnuppe. Eigentlich hatte sie nur von dem Ableben ihres Sohnes gehört und wollte zur Beerdigung im Land sein, – sie ist Diplomatin gewesen, musst du wissen – aber dann ließ sie sich ausweisen und hat ihre Rente beantragt. Sie blieb bei uns und hat mir ungemein geholfen über das alles irgendwie hinweg zu kommen. Hätte ich die beiden nicht gehabt, weiß ich nicht wo ich heute wäre.«

»Woran ist denn dein Vater gestorben?«, fragte Kris unsicher und blickte ihn an.

»Er hat sich erhängt.«

Das sprachlose Entsetzen in dem Blick des anderen brachte ihn dazu schief zu lächeln.

»Ich weiß bis heute nicht warum, aber er hat sich damals in seinen Arbeitszimmer erhängt, deswegen denke ich, dass es etwas mit der Firma zutun hatte. Er hat uns ohne ein Abschiedswort allein gelassen und ist geflohen…«

»Ich… das tut mir Leid.«, stotterte Kris und als der Rothaarige sah, das seinem Freund wirklich Tränen in den Augen standen, küsste er sie weg.

»Das muss es nicht. Es ist lange her und ich habe mich irgendwie damit arrangiert. Ich hatte ja meine beiden Sternschnuppen.« Luca lächelte zärtlich und streichelte den Dunkelhaarigen über die Wange. Der Vergleich war wirklich gut. »Meine zweite Sternschnuppe kam dann, als ich in die Siebtente ging. Ein Bekannter von Rena brachte ein kleines Mädchen in unser Haus, das er auf der Straße in seinem Einsatzgebiet aufgegabelt hatte. Sie war geistig behindert und wahrscheinlich genau deswegen von ihren Eltern ausgesetzt worden… wir schätzten sie auf zwei Jahre. Sie hat sich mit großen Augen umgesehen, ist dann auf mich zu gerannt und hat sich hinter mir versteckt. Sie wollte mich einfach nicht mehr loslassen. Und seitdem war sie festes Bestandteil unserer Familie.« Er drehte sich leicht, sodass er Kris besser in die Augen sehen konnte. »Tja und meine dritte Sternschnuppe saß plötzlich in meiner Klasse und hat mich aus diesen unsicheren Augen angeblickt. Ich habe mich sofort in sie verliebt, weißt du?«

»Sag das nicht…«, nuschelte Kris und er konnte sehen, dass der Jüngere rot war.

»Warum? Es ist doch die Wahrheit.«, grinste er und drehte sein Gesicht um ihn zu küssen. Der Dunkelhaarige ließ sich nachgiebig auf den Kuss ein und entspannte sich deutlich in seinen Armen.

»Ich liebe dich.«

»Ich dich auch!«
 

°°°
 

Er schlich sich wie ein Einbrecher in seine Wohnung und versuchte so wenig Lärm wie möglich zu machen, falls Kris schon schlief. Es brannte kein Licht, was ihn in dieser Annahme noch bestärkte. Und doch hätte er den Kleineren gerne wiedergesehen. Er war ihm in der letzten Woche wirklich immer aus dem Weg gegangen; wenn es hochkam hatten sie sich eine halbe Stunde vor dem zu Bett gehen gesehen, bevor er dann mit Noah diese Nacht in der Jagdhütte verbracht hatte.
 

Wieso nur lief alles so schief zurzeit?!
 

Vorsichtig öffnete er die Wohnzimmertür und knipste das Licht an, bevor er die Tür schnell wieder schloss damit kein Licht über den Flur ins Schlafzimmer drang.
 

»Ach du verfluchte -«, rief er entsetzt aus, unterbrach sich aber als er erkannte, was sich da vor ihm abspielte. Sein Hirn brachte eine Weile um die Information zu verarbeiten.
 

Dort saß Kris-… er war halbnackt und hockte auf den kalten Laminatboden. In der Ecke hinter der Couch neben der Lampe, kauerte sein Freund und wog sich hin und her. Es sah beinah so aus als hätte er einen Nervenzusammenbruch erlitten. Das Wohnzimmer sah ziemlich verwüstet aus. Überall lagen Gegenstände rum, die Regale waren ausgeräumt worden und die Zierkissen des Sofas lagen überall verteilt. Vor dem Fernseher lag ein zersprungenes Foto, welches sie Beide im Vergnügungspark zeigte.

Hatte der Kleine wirklich die ganze Zeit hier gewütet und im Dunkeln hier herumgesessen, während seiner Zeit mit - ?
 

»Kris?«, meinte er rau und fühlte wie ein tonnenschweres Gewicht sich auf seine Brust legte. Er ging auf den anderen zu immer darauf bedacht nichts von den Dingen zu zertreten, die ihm im Weg lagen. »Kleiner? Hey, was machst du denn da?«
 

Kris sah ihn flackernd an und wich erschrocken zurück, als der Rothaarige nach ihm greifen wollte.

Seine Augen sahen rot und verquollen aus und wirkten beinah starr. Es schien so, als würde er eine Art Zusammenbruch haben.

»Mensch Kleiner.. was ist denn mit dir? Ist irgendwas passiert…, hey ich bins doch.«

Er wich ein Stück zurück als sich Kris wieder ruckartig bewegte.

»Lass mich… geh… lass mich in Ruhe…«

Luca blickte ihn stumm an und stand dann wieder auf um in die Küche zu gehen und einen Tee zu kochen. Vielleicht sollte er warten bis Kris sich wieder beruhigt hatte. dann würde er wohl eher rausbekommen was passiert war.
 

»Geh nicht weg! Lass mich nicht alleine!«, schrie es auf einmal aus der Ecke.

Der Rothaarige stutzte und ging ein paar Schritte zurück. Er hatte Kris noch niemals so zerrissen erlebt wie in diesem Moment. Vorsichtig kam er wieder näher und berührte die nackte Schulter seines Freundes.

»Komm, leg dich hin sonst erkältest du dich noch.«

»Lass.. lass mich«, wimmere der Dunkelhaarige und begann immer stärker zu zittern.
 

Luca runzelte die Stirn und beschloss, dass es Zeit war zu handeln. Sollte es sich wirklich um einen Nervenzusammenbruch handeln, musste er sofort etwas unternehmen.

»Es reicht jetzt. Komm da vor. Du bist schon eiskalt.«

Er packte den anderen und zog ihn hoch. Zu seinem Entsetzten war Kris viel leichter als in seiner Erinnerung. Das schlechte Gewissen schnürte ihn erneut fast die Luft ab.
 

»Ich will nicht, ich will nicht, ICH WILL NICHT!«, brülle der Dunkelhaarige. Mit all seiner noch vorhandenen Kraft versuchte er sich aus dem Griff seines Freundes zu befreien und schlug um sich. Es waren erschreckend schlaffe Schläge die er einstecken musste und seine Sorge wuchs immer mehr. Er drückte Kris fester an seine Brust und ließ es zu, dass der andere mit den Fäusten auf ihn eintrommelte. Irgendwann jedoch lag er nur noch schlaff in seinen Armen und krampfte unter Tränen.

Sanft strich Luca die verirrten Strähnen aus dem Gesicht des Jüngeren.
 

»Das war ein echter Nervenzusammenbruch, Kleiner… ganz ruhig, ja? Am Besten legst du dich jetzt hin und ruhst dich aus«, flüstert er leise und liebevoll. Er trug den anderen hinüber ins Schlafzimmer und legte ihn aufs Bett. Von Kris kam keinerlei Reaktion mehr, als er ihn zudeckte und ihn vorsichtig auf den Mund küsste.
 

»Ich bin eben in der Küche, ja? Ich mach uns einen Tee…«

Luca wollte sich erheben, doch eine zierliche Hand krallte sich in seiner fest und hinderte ihn daran aufzustehen.
 

»Geh nicht mehr weg… geh nicht weg von mir. Ich… bitte- ich liebe dich…«
 

°°°
 

Luca lag noch immer im Bett und streichelte seinen Freund, der sich inzwischen fest an ihn gepresst hatte. Seit gut zwei Stunden war er nun hier und wachte über Kris, der mit seinen Nerven völlig am Ende war.

Warum war er nur so fertig gewesen? Etwa weil er ihm so ungewöhnlich lange aus dem Weg gegangen war?! Oder hatte er etwas gesehen…

So ein Quark, was sollte er denn gesehen haben -
 

»Luca…«, nuschelte Kris im Halbschlaf und drückte sein Gesicht in den Stoff seines T – Shirts. Er war verflucht nochmal ein Arschloch…

Wieso musste er den kleinen so sehr verletzten?!
 

In seiner Tasche vibrierte plötzlich sein Handy und in diesem Moment war er dankbar dafür, dass er noch nicht dazu gekommen war es laut zu stellen.
 

»Ja?«

»Wieso flüsterst du so?«, antwortete ihm die Stimme seiner Schwester.

»Kris schläft…«

»Dann bist du bei ihm! Gott sei Dank! Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht, weil er seit dem Wochenende nicht mehr an sein Telefon gegangen ist!«

»Echt?«

»Ja, ich hab schon ein paar Mal versucht ihn anzurufen, aber immer ist die Mailbox dran gewesen! Wie geht es ihm?«

»Bescheiden. Er hatte vor ungefähr zwei Stunden einen Nervenzusammenbruch und hat um sich geschlagen. Jetzt liegt er mit mir im Bett und schläft…«

»Einen Nervenzusammenbruch?«

»Ja…«

»Scheiße, ich hätte ihm das nie erzählen dürfen!«

»Lucie.« Irgendwie beschlich ihn gerade ein ganz übler Verdacht.

»Ja, was denn?! Am Freitagabend hat er total fertig bei mir angerufen und gesagt, dass du immer noch nicht da warst. Er hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Als ich dann deine SMS am Samstagmorgen bekommen habe, habe ich ihn noch einmal angerufen und ihm erzählt, dass du mit Noah in der Hütte warst, einfach das er sich nicht mehr so eine Platte machen muss.«

»Du hast was?! Sag mal spinnst du jetzt total? Wieso erzählst du ihm sowas?!«

»Schnauz mich nicht an, verdammt! Es ist nicht meine Schuld, okay? Würdest du vernünftig mit ihm reden und nicht flüchten wie ein Fünfjähriger, hätte ich ihm das gar nicht erzählen müssen. Und keine Sorge den Kuss habe ich weggelassen!«

Luca seufzte auf.

»Tut mir Leid. Du hast ja Recht, es ist alles meine Schuld. Danke, dass du dich um ihn gesorgt hast, Kleines. Ich meld mich später nochmal.« Damit legte er auf und steckte das Handy zurück in seine Hosentasche.

Jetzt wusste er auch warum Kris diesen Zusammenbruch gehabt hatte. Es war der erste wirklich schwere nach fast eineinhalb Jahren gewesen.

Wieso nur hatte er den wichtigsten Menschen in seinem Leben so verletzten müssen?
 

»Es tut mir sehr Leid, mein Stern«, hauchte er leise und küsste die Schläfe des Dunkelhaarigen. »Ich liebe dich… ich bringe das wieder in Ordnung, versprochen.«
 

In dieser Nacht tat der Rothaarige kein Auge zu. Er wachte über seinen Freund und begnügte sich mit dem Körperkontakt, der ihm von Kris gegeben wurde. Sanft streichelte er durch die Haare des anderen oder hauchte ab und an ein paar Küsse auf dessen Mund. Niemals hatte er geglaubt, dass seine Zärtlichkeit zurückkehren konnte, ohne dass Kris etwas dazu tat. Doch sie war wieder da und hatte über den Ärger gesiegt. Die Frage war nur ob es sein schlechtes Gewissen war, dass dieses Gefühl wieder hatte so intensiv auftauchen lassen?!
 

Kurz nach fünf stahl er sich heimlich aus dem Bett und hoffte, dass Kris davon nicht wach wurde. Sein Verstand riet ihm diese Situation in aller Ruhe zu besprechen, nicht in einer Nacht und Nebenaktion kurz vor der Arbeit.

So kam es das er lediglich einen gedeckten Frühstückstisch und einen kleinen Zettel für Kris zurückließ, bevor er zur Arbeit ging.
 

Es war noch viel zu früh um den Laden zu öffnen. Trotzdem ging er hinein, knipste das Licht an setzte sich an die Arbeit, die er gestern liegengelassen hatte.

Als er das nächste Mal auf die Uhr sah, war es kurz nach sieben. In einer Stunde würde Noah hier auftauchen und ihn wieder vor Augen führen was für ein Arsch er eigentlich war. Heute mussten sie unbedingt darüber reden…
 

Gerade als er dabei war die letzten bearbeiteten Skizzen in den Computer zu scannen und in den richtigen Ordner zu datieren, nahm er den Krach vor seinen Laden wahr.
 

»Luca! Luca lass uns rein! Bitte!«
 

Das war Noah.

Der Rothaarige blickte auf und sah den anderen vor der verschlossenen Tür stehen. Doch er war nicht alleine. Hinter ihm, dicht an die Glasscheibe gedrängt stand ein kleiner Junge, der sich an ihm fest klammerte. Noah deckte ihn mit seinen Körper und verspannte sich, als drei ältere Männer von der anderen Straßenseite her ins Sichtfeld kamen. Es schien als wolle er den kleineren verteidigen.
 

Luca knipste das Licht aus und schlich sich vorsichtig näher.

Bevor er eingriff musste er wissen worum es dort ging.
 

»Jesses… wieso seit ihr denn weggelaufen, hm? Wir wollen doch nur unsere Belohnung haben. Schließlich haben wir den kleinen wieder zurückgebracht.«, sprach der erste der Männer und grinste den Jungen an. Dieser klammerte sich ängstlich an den Schwarzhaarigen fest.

»Haut ab. Ich wollte euch ja bezahlen, wenn ihr das Geld nicht annehmt, ist das nicht mein Problem«, zischte Noah und versuchte erboster zu klingen als er in Wirklichkeit war. Selbst hier hinter der Scheibe konnte Luca seine Angst deutlich spüren.

»Du weißt genau, dass das viel zu wenig war, Junge. Also rück die Knete endlich raus, oder wir müssen andere Seiten aufziehen…«, rief nun der Andere und packte dem Schwarzhaarigen grob an den Oberarm.

Unmöglicher Weise rief genau diese Berührung die Erinnerungen von Freitagabend in Luca wach. Eine unglaubliche Wut stieg in den Rothaarigen hoch.

»Und ich hab euch gesagt, dass ich nicht mehr habe… also was wollt ihr noch, ey! Und fass mich nicht an.« Noah stemmte sich gegen den anderen und versuchte sich irgendwie zu befreien, doch anscheinend schien er wirklich in Schwierigkeiten zu stecken, denn nun hielten auch die anderen beiden Männer ihn fest.

»Noah…«, wimmerte der kleine Junge hinter ihm.
 

Das reichte. Luca hatte genug gesehen. Er trat zur Tür (die dem Himmel sei Dank nach innen und nicht nach außen aufging) und zerrte zuerst den kleiner in den Laden hinein, ehe er die Tür hinter sich schloss. Mit wenigen Schritten war er auf der untersten Stufe und somit unmittelbar im Geschehen. Ohne viel Mühe riss er Noah von den Männern los und zog ihn zu sich heran. Dabei half ihm der Überraschungseffekt ungemein. Auch der Schwarzhaarige schien nicht mehr mit seiner Hilfe gerechnet zu haben, denn er fiel mit einem erschrockenen Laut in direkt seine Arme.

»Das wirst du mir nachher erklären«, warnte Luca seinen Praktikanten, ehe er sich an die Männer vor ihnen wandte. »Und sie verschwinden auf der Stelle vor meinen Laden oder ich vergesse mich!«

»Wir wollen unsere Bezahlung eher gehen wir hier nicht weg!«

Luca schnaubte nur, griff in seine Hosentasche und förderte sein Portemonnaie hervor. Er hatte fast tausend Euro in Scheinen dabei, weil er für heute Abend eine Überraschung für Kris geplant hatte. Aber ihm war ja vorher klar gewesen, dass wieder irgendetwas schief ging. Er ließ sich selber einhundert Euro übrig und drückte den Rest des Stapels dem Mann in die Hand, der eben gesprochen hatte.

»Hier. Wenn ihr wollt bekommt ihr noch einen Knicks dazu, aber verschwindet jetzt. Sonst rufe ich die Polizei.« Damit schnappte er sich Noah und verschwand wieder in den Laden, den er hinter sich wieder abschloss.

Es dauerte nur eine weitere Minuten bis die drei wirklich das weite suchten.
 

Luca sah kurz aus dem Schaufenster und dann wieder zu Noah, der von dem Jungen gerade weinend umarmt wurde. Er ging kurz nach hinten und füllte zwei Gläser mit Cola, die er dann wieder nach vorne trug.

»Hier für euch.« Er drückte den beiden ein Glas in die Hand und verschwand dann wieder im angrenzenden Zimmer. Irgendwie konnte er nicht einmal böse auf Noah sein, dass er diese Typen zu seinem Laden geführt hatte. Das war wahrscheinlich wirklich alles ziemlich knapp gewesen. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn er nicht rechtzeitig hierhergekommen wäre…
 

»Wie viel hast du denen gegeben?«, wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Noah stand vor ihm und sah wirklich sehr verunsichert aus.

Anscheinend hatte er wirklich viele Menschen verletzt mit seiner bisherigen Herangehensweise. Scheiße...

Der Rothaarige sah, dass der Kleine an dem runden Stoffschneidetisch saß und auf einem Blatt herummalte.

»Das ist doch vollkommen egal!!Erklär mir lieber was passiert ist.«

Der andere biss sich auf die volle Unterlippe und trat nervös von einem Bein auf das andere. »Nein… bitte, ich will dir das zurückzahlen. Ich… ich kann das nicht.«

Luca stand auf und umrundete den Tisch.

»Noah, dass Geld ist mir völlig egal. Wer waren diese Kerle?«, wollte er eindringlich wissen und packte den Angesprochenen an den Oberarmen, jedoch wesentlich zärtlicher als es der Fremde vorhin getan hatte. Er zog den Jüngeren näher zu sich heran und spürte wie dieser zittere.

»Da – das waren Bekannte von meiner… von meiner Mum. Sie denken nur weil sie uns mal aus einer schwierigen Situation geholfen haben, schulden wir ihnen jetzt was…« Er unterbrach sich kurz und sah Luca verunsichert an. »Der Junge ist Nicki, mein kleiner Bruder… sie haben ihn von der Schule abgeholt, als Mum wieder einen über den Durst getrunken hat und wollten dafür eine… na ja eine Belohnung eben…«

Waren eigentlich alle Erwachsenen krank im Kopf?

Er ließ den anderen los und schüttelte fassungslos den Kopf. Anscheinend wohnte er eindeutig in der falschen Stadt. Wieso dachte eigentlich jeder nur an sich?!

»Feu - feuerst du mich jetzt?«, drang die leise Stimme von dem Schwarzhaarigen in seine Ohren und brachte ein Feuerwerk in seinem Magen zu starten.

Meine Güte…

»Wieso sollte ich so etwas Dummes tun?«

»Weil ich dich geküsst habe und… und du dein Geld für mich ausgeben musstest?«

Luca seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Manchmal redest du echt Scheiße, weißt du das? Erstens gehören zum küssen und allen anderen solchen Tätigkeiten immer zwei. Also bin ich genauso daran schuld wie du. Und zweitens ist mir völlig egal mit was für Leuten sich deine Mutter umgibt. Aber du bist mir nicht egal, verstanden? Ich habe genug Geld und würde so etwas auch immer wieder tun.«

Noah atmete zittrig aus. »Es stört dich also nicht, dass wir… na ja… du weißt schon?«

»Nein, solange es dich nicht stört, können wir denke ich weiterhin zusammenarbeiten«, antwortete er nur und lächelte schief. »Vergessen wir das einfach und tun so als ob das niemals passiert wäre.«

»Das kann ich aber nicht! Luca, echt jetzt ich habe -«

»Nein, sag es nicht!«

»Aber wenn es nun einmal die Wahrheit ist?«

Er sah in diese schönen grünen Augen und bereute es so einem wundervollen Menschen verletzten zu müssen. »Ich kenne die Wahrheit, aber sie hilft dir nicht.«

Ganz sanft hauchte er einen Kuss auf den vollen Mund und drehte sich dann um. Es war kein leidenschaftlicher Kuss gewesen wie in der Hütte… nein, es war ein Abschiedskuss.

Dann drehte er sich um und ging aus dem kleinen Beratungszimmer.
 

Den Rest des Vormittages verbrachten sie damit den schriftlichen Teil ihrer Arbeit zu erledigen, da keine Kunden kamen.

Nicki wuselte noch immer durch den Laden und betrachtete die Kollektionen mit riesigen Augen. Eigentlich war der kleine wirklich ganz niedlich…

»Hast du das alles selber entwerfen?«

»Entworfen«, verbesserte Luca und lächelte. »Und ja, dass habe ich alles alleine gemacht.«

»Wow! Das ist so cool!« Coel!

Luca schmunzelte und beobachte den Wirbelwind, der immer wieder um Noah herumstob und ihn über irgendetwas ausfragte.

Niemals hätte er gedacht, dass der Schwarzhaarige auch ein großer Bruder war. Jedenfalls gefiel ihm auch diese Seite gut –
 

Stopp! Ganz falsche Gedanken!
 

Luca wurde durch die Türklingel der Eingangstür zurück in die Realität geholt und erblickte erstaunt Kris, der auf ihn zukam.

Der Jüngere sah blass aus und schien mit sich selber zu kämpfen, aber er gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, als er bei ihm angekommen war.

»Hey Kleiner, was machst du denn hier?«

»Ich wollte dich besuchen und dich fragen, ob wir vielleicht zum Mittagessen irgendwohin gehen wollen? Also… nur wenn du -«

»Klar, gerne.«

Ein schiefes Lächeln huschte über das bleiche Gesicht und erhellte es für einen Moment. Und doch wurde er das Gefühl nicht los, das irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Warum kam ihm das alles so komisch vor?

»Luca? Sag mal hast du mein Handy gese - « Noah unterbrach sich und kratzte sich am Kopf. »Ähm… sorry ich wollte nicht stören.«

»Tust du nicht. Und nein, wo hast du es denn zuletzt gesehen?«

»Keine Ahnung…« Der Schwarzhaarige blickte sich einmal suchend um und ging dann zu seiner Tasche, die neben Kris auf einen der Stühle lag.

»Du bist also Noah, hm?«, wollte der Dunkelhaarige wissen und klang dabei merkwürdig unterkühlt. Der Angesprochene sah überrascht auf, nickte dann aber und lächelte Lucas Freund warm an.

»Ja. Und du musst Kris sein, freut mich!«

Die Stille die darauf folgte war kalt und sagte mehr als tausend Worte. Selbst Luca spürte die Spannung zwischen den Beiden vibrieren und war wirklich froh, dass Nicki genau in diesem Moment in den Raum kaum und Noah mit sich zog um ihn eines seiner gemalten Bilder zu zeigen.

»Bis nachher… ich hol dich ab.«

Damit war sein Freund aus dem Laden verschwunden.
 

Was um alles in der Welt sollte das denn nun wieder?
 

Er arbeitete weiter. Es war ja auch nur noch eine Stunde bis er Pause hatte.

»Was war denn mit dem los?«, fragte Noah etwas irritiert, als er wieder zurückkam.

»Er wollte mich fragen ob wir zusammen was Essen gehen in meiner Pause und ich denke, er war eifersüchtig auf dich.«

»Eifer…-« Noah biss sich auf die Unterlippe. »Weiß er es etwa?«

»Was? Nein! Für wie bescheuert hältst du mich?!So etwas würde ich ihm nie erzählen! Das war ein verdammter Fehler… sowas wird nie wieder passieren!«

»Okay…«, erwiderte Noah erstickt und war im nächsten Moment verschwunden.

Luca blinzelte ihm verwirrt nach und schüttelte den Kopf.

Waren heute alle in seiner Umgebung leicht überdreht oder kam ihm das nur so vor?

Erst als er auf die Skizze von vorhin sah dämmerte es ihm. Noah hatte noch ein Halstuch dazu skizziert, ein ähnlich wie das, was er am Freitag getragen hatte-…

»Scheiße!«, fluchte er und klatschte sich an die Stirn. Seit wann war er so beschränkt was Gefühle anging? Früher hatte er sich nicht einmal halb so dämlich angestellt und dass in seiner Pubertät! Das sollte was heißen!!
 

Hastig stand er auf und ging in den dritten und letzten Raum wo sie ihre Stoffe lagerten. Dort sah er Noah, der gerade dabei war mit zitternder Hand einen der Stoffe zu teilen.

Seufzend ging er zu ihm und nahm dem Schwarzhaarigen sanft die Schere aus der Hand. Er stand dem Jüngeren so nah, dass er hören konnte wie diesem der Atem stockte. Die Nähe fühlte sich wirklich gut an.

»Entschuldige. Ich habe nicht nachgedacht«, flüsterte er und drehte den anderen zu sich um. Dieser jedoch wich seinen Blicken aus.

»Nicht, Luca. Bitte…«

»Nein. Ich wollte dich nie verletzten… wirklich. Das sollst du wissen, auch wenn ich deine Gefühle vielleicht nicht erwidern kann. Aber ich mag dich wirklich.«

Noah stieß ein Wimmern aus und versuchte sich etwas zu entfernen.

»Bitte, lass das alles nicht zwischen uns stehen. Ich… ich will dich nicht verlieren.«

Er strich zärtlich die schwarzen Haare beiseite und blickte somit direkt in diese grünen Augen. Inzwischen standen sie sich so nahe, dass er sich nur noch vorbeugen müsste um den anderen zu küssen.

»Bitte, sag sowas nicht. Ich… ich will mir keine Hoffnungen machen«, meinte Noah verzweifelt und wich seinem Blick erneut aus. »Du musst los… wenn-«

Luca dachte nicht nach und umarmte ihn einfach.

»Danke.«

Noah klammerte sich kurz an ihn und umarmte ihn zurück. Hauchzart berührten sich ihre Lippen. Luca hatte sein Abschiedskuss schon gehabt und auch Noah schien sich von dem Gedanken distanzieren zu müssen.

»Danke… ich -«

Doch dann ließ er ihn ruckartig los und versteifte sich am ganzen Körper.

»Kris…«, hauchte er.

Und alleine reichte schon um Luca alles zu sagen.

Er wirbelte herum und sah nur noch die Ladentür zufliegen. Ohne nachzudenken setzte er zum Sprint an, der abrupt vor dem Laden endete.

In welche Richtung war Kris nur gelaufen? Wo wollte er hin? Wie sollte er ihn finden?!
 

°°°
 

Luca wartete nun seit gut einer Stunde, doch noch immer war von seinem Freund keine Spur. Wo er wohl hingegangen war? Ob es jetzt vorbei war?!

Natürlich hätte er Kris die Situation mit wenigen Worten erklären können, aber er verstand es warum der Jüngere sich gegen ein klärendes Gespräch sträubte. Natürlich sah es alles so aus, als würde er die Situation ausnutzen. Als wenn er sich seine Zuneigung bei jemand anderen holte und doch war es nicht wahr. Er würde niemals daran denken Kris zu betrügen geschweige denn zu verlassen.

Aber wusste der Dunkelhaarige das auch?
 

Damals als er mit David vor der Tür gestanden und dieser ihn umarmt hatte – weil er wegen Kris völlig fertig mit den Nerven gewesen war – hatte Kris auch schon so empfindlich reagiert. Und zu dieser Zeit hatte er sich wirklich keine Gedanken machen müssen. Schon damals war Luca ihm komplett verfallen gewesen.
 

Seufzend ließ er sich auf die Couch nieder und starrte sein Handy an.

Sollte er ihn einfach anrufen und bitten nachhause zu kommen? Vielleicht… aber was wenn der andere gar nicht ranging? Dann würde er sich noch mehr Sorgen machen als jetzt schon! Es war zum verrückt werden!
 

Schon als Kris ihm seine Liebe gestanden hatte, hatte er das alles nicht glauben können. Doch auch er hatte die Verbundenheit zu dem Jüngeren vom ersten Moment an gespürt. Trotzdem musste er zugeben, dass er sich das damals alles viel einfacher vorgestellt hatte. Nicht nur Kris Vergangenheit hatte ihn abgeschreckt (auch wenn er zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die Hälfte gewusst hatte), sondern auch die Zerbrechlichkeit des Kleineren. Selbst jetzt noch konnte man sie manchmal noch spüren, auch wenn der Dunkelhaarige wirklich selbstbewusster geworden war.
 

In der letzten Woche jedoch, hatte er das Selbstbewusstsein seines Freundes, das er einst mit David über die Jahre mühsam aufgepäppelt hatte, ziemlich zerrüttet.

Er hatte Kris schon lange nicht mehr so oft weinen sehen und auch die Unsicherheit war beinah vollkommen verschwunden gewesen.

Das war die Tatsache, die ihn am meisten schmerzte, denn jetzt war er Schuld… kein Fremder oder der Erzeuger des Jüngeren. Er alleine…
 

Er hatte Kris verletzt und war verletzt worden. Warum musste Liebe manchmal nur so verdammt wehtun?!
 

Luca fuhr heftig zusammen, als sein Handy in seiner Hand anfing zu klingeln. Er erkannte den Klingelton sofort, schließlich hatte er ihn fast drei Jahre lang regelmäßig gehört.
 

»Kris? Wo bist du?«
 

»Ka – kannst du mich abholen? Ich bin am Friedrichplatz… ich-« Die Stimme des anderen sackte ab und er hörte das zittrige Luft holen.
 

»Gib mir fünf Minuten«, sagte er nur und legte auf.
 

Nur Minuten später saß er in seinem Wagen und fuhr etwas zu rasant an.

In seinem Inneren fraß Schuld sich durch seine Eingeweide und ein unsichtbarer Gürtel hatte sich um seinen Brustkorb gelegt und verhinderte, dass er frei atmen konnte.
 

Kris hatte sich so traurig und verloren angehört. Doch er hatte ihn angerufen – freiwillig. Irgendwie war er sich selber nicht darüber im Klaren ob er sich darüber nun grämen oder freue sollte. Aber er musste ihn unbedingt sehen!

In Liebe getrennt

Sanft strich er durch das dunkle Haar des Jungen, dem sein Herz gehörte.

Warum nur musste er dem Kleinen so wehtun?

Kris schmuste sich noch enger an ihn und begann dann langsam gleichmäßiger zu atmen. Seit er ihn aus dem Park abgeholt hatte, hatte der Dunkelhaarige kein Wort gesagt. Er hatte sich umstandslos mitnehmen lassen und war – kaum das sie in der Wohnung waren – zu Luca auf die Couch gekrabbelt. Doch geredet hatten sie nicht.

Wieso tat er sich selber so schwer damit?

Er wusste, dass er seinem Freund reinen Wein einschenken musste. Nicht nur um sein Gewissen zu erleichtern, sondern vor allem um das bisschen Vertrauen, was sich noch gehalten hatte, nicht komplett zu zerstören.

Und plötzlich wurde ihm klar, wie viel Angst er vor diesem Gespräch hatte. allein der Gedanke, dass er den Jüngeren wegen dieser Dummheit verlor, schmerzte ihn ungemein. Langsam fragte er sich wirklich was ihn da geritten hatte.

Erstens war es gar nicht seine Art sich Hals über Kopf ins Vergnügen zu stürzen und zweitens gab es da immer noch Noah… Noah und seine Gefühle.

Wie hatte er nur so mit diesen wundervollen Menschen spielen können.

Luca seufzte schwer und ließ seinen Kopf zurück auf die Lehen sinken. Egal wie er es auch drehte und wendete, er steckte bis zum Hals in der Scheiße und das hatte er sich wirklich selber zuzuschreiben!
 

»Komm, lass uns mal ins Bett gehen, sonst schlafen wir noch hier ein.«

Kris reagierte kaum auf seine Worte, bis er ihn sanft von sich weg schob. Völlig erschrocken fuhr der Kleinere hoch und orientierte sich erst einmal verloren. Anscheinend war er gerade wirklich dabei gewesen einzuschlafen.

»Geh ins Bad und mach dich bettfertig, ja? Hier ist es für uns zwei nicht wirklich bequem«, wiederholte Luca sanft und strich dem anderen die verirrte Strähne aus dem Gesicht. Er spürte eine bedingungslose Zärtlichkeit in sich aufsteigen, die er in dieser Form schon lange nicht mehr für Kris gefühlt hatte. In diesem Moment, wo der Dunkelhaarige so völlig verschlafen und schutzlos vor ihm saß, hatte er nur noch das Bedürfnis ihn vor allem Schlechten dieser Welt zu beschützen…
 

Kris kam der Aufforderung stumm nach und huschte ins Bad.

Irgendwie tat es dem Rothaarigen weh, das der andere nicht mehr mit ihm sprach. Doch er konnte es auf der anderen Seite sehr gut nachvollziehen. Ob er den Knutschfleck auf Noahs Hals gesehen hatte? Hatte er daraus seine Schlüsse gezogen?
 

Wieder seufzte Luca auf. Spontan entschied er sich das Duschen auf morgen früh zu verlegen und zog sich zum Schlafen gehen um. Als Kris aus dem Bad schlüpfte, schlurfte er selber hinein um sich noch die Zähne zu putzen.

Im Grunde hatte er sich das alles selber zuzuschreiben. Das wusste er, aber er wusste auch, dass ihn der andere niemals einfach so verlassen würde, egal wie sehr er ihn verletzte und das war die Gewissheit die schmerzte.
 

Als er schließlich ins Bett kam, war es im Schlafzimmer schon dunkel. Leise tastete er sich voran und legte sich auf seine Seite des Doppelbettes. In Gedanken machte er sich einen Plan für morgen und beschloss, dass er das Gespräch nicht länger aufschieben durfte. Morgen würde er mit Kris reden, komme was wolle!

Luca lehnte sich zurück ins Kissen und schloss erschöpft seine Augen. Auch wenn er noch keine Idee hatte wie er es anstellen sollte, doch er würde es alles wieder in Ordnung bringen… irgendwie.
 

Sanfte Hände tasteten sich über seinen Oberkörper und brachten ihn zum Schmunzeln. Fast schon schüchtern rutschte Kris ein wenig näher.

Wenn das alles nicht zum Schreien unfair gewesen wäre, hätte er sich darüber amüsieren können. Egal wie nachdrücklich er Kris auch von sich stieß und verletzte, der Jüngere würde immer wieder zu ihm zurückkommen und seine Nähe suchen. Das war nun einmal seine Art. Warum begann er das gerade jetzt auszunutzen?!
 

°°°
 

»Wenn mir dieser Kerl noch einmal unter die Augen tritt, muss ich leider einen Mord begehen! Ich werde ihn meine Hände um den Hals legen und -«

»Wooohhhwww. Jetzt mach mal halblang, ey«, meinte Benny beschwichtigend und hielt ihm am Oberarm fest. Und auch wenn er gerade Mordlust hatte, war er trotzdem dankbar dafür, dass Benny jetzt hier war.

»Scheiße!«

»Was ist denn hier los?!«

»Was hier los ist?! Sag mal, sticht es bei dir? Wie kannst du nur so gelassen bleiben, wenn du diesen – den da ansehen musst?!«

David hob galant eine Augenbraue und sah den langen Flur hinunter. »Du meinst Herrn Büssing?«

»Wen den sonst?!«

»Mann, kannst du jetzt mal runterkommen und hier nicht so rumschreien«, mischte sich nun Benny wieder ein. »Die schmeißen uns hier noch raus, wegen dir.«

Der Rothaarige atmete einmal tief ein und aus. »Wo ist Kris?«

»Macht gerade seine Aussage…- ja, jetzt schau nicht so! Er meinte, er schafft das und ich kann bei euch warten!«

Luca nickte und begann wieder damit dem dunkelhaarigen, bulligen Mann tödliche Blicke zuzuwerfen. Dieser schien sich sichtlich unwohl zu fühlen.

Es vergingen mehrere Minuten des Schweigens.

»Hör schon auf ihn so anzuschauen. Da bekommt man ja Angst…«, sagte David halblaut und schielte zu dem Mann rüber, der nervös am anderen Ende des Ganges saß.

»Was hast du denn auf einmal, Luc. Er hat doch nichts getan?!«

Der Angesprochene sah seine Freunde kühl an. »Nichts getan, genau das ist es! Er hat mit seinem Sohn - den er nebenbei wie einen Sklaven behandelt hat – in einem Haus gelebt und es nicht bemerkt, dass die Freunde, die er zu seiner Pokerrunde eingeladen hat, seinen Sohn nebenan in der Küche ficken. Und das über Jahre!«

Den beiden anderen fiel der Kinnladen runter.

»Wo – woher…?«

Luca biss seine Kiefer fest aufeinander.

Dass er sich heimlich einige der DVDs entwendet hatte, würde er bestimmt nicht offen zugeben. Doch seine Freunde musste ja nicht alles wissen.

»Kris redet manchmal im Schlaf. Erst vor kurzem hat er immer wieder gemurmelt, dass sie leise sein müssen. Sein Vater solle es nicht hören…«

Der Blonde fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seufzte. »Ich… keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Aber ich weiß genau, dass Kris seinem Vater nicht die Schuld gibt, sonst hätte er ganz anders reagiert…«

»Wie soll man diesem Pisser bitte nicht die Schuld geben?! Schließlich hat er diese Pädo -« Luca unterbrach sich, als er seinen Freund bemerkte, der auf sie zukam. Er sah blass und unheimlich erschöpft aus. »Hey, mein Stern.«

Er wusste genau, dass Kris es mochte, wenn er ihn so ansprach. Irgendwie schien der Jüngere auf diese kitschigen Kosenamen und Liebeserklärungen zu stehen. Jedenfalls begannen seine Augen sofort zu leuchten, als er auf ihn zukam.

Sanft drückte er ihm ein Küsschen auf den Mund und ließ es zu, dass Kris sich dicht an ihn drängte. »Wie ist es gelaufen?«

»Ganz gut, denke ich… ich – können wir einfach nach Hause?«

»Klar.«

Gemeinsam gingen sie den Gang hinunter auf den Ausgang zu. Eigentlich hätte er ahnen müssen, dass der alte Kerl immer noch da sitzen würde. Wieso blieb ihm heute auch wirklich nichts erspart?!

»Hey, Kris.«

Okay, jetzt nicht ausrasten! Es ist immer noch seine Entscheidung ob er mit ihm reden will oder nicht!, dachte Luca angestrengt und biss zum hundertsten Mal an diesem Tag fest die Kiefer zusammen. Wahrscheinlich würde er morgen die Zähne nicht mehr auseinander bekommen oder ganz üblen Muskelkater haben.

»Hallo, Vater«, antwortete Kris. Das klang zwar unsicher, aber bei weitem nicht so hasserfüllt, wie Luca es sich gewünscht hätte. Und er blieb tatsächlich stehen und lächelte diesen kranken Mann an.

»Können wir… vielleicht reden? Ich - «

Der Rothaarige hätte am liebsten laut geschrien, doch das würde auch nichts bringen. Stattdessen löste er sich von seinem Freund und ging schnurstracks auf den Ausgang zu. »Ich bin draußen.«

Das vorwurfsvolle »Luca!« von David überhörte er gekonnt.

Es wollte einfach nicht in seinen Schädel wie Kris auf diese „Ich – bereue – meine – Fehler – Masche“ hereinfallen konnte. Vor allem da er es besser wusste!

Benny und David hatten die Aufnahmen nicht gesehen und würden sie auch niemals zu Gesicht bekommen – denn er wusste selbst welche Art von Gefühlen sie in einem auslösen konnten. Luca jedoch hatte sie gesehen…

Er hatte gesehen, wie der Mann, der dort lammfromm auf dem Plastikstuhl saß und auf seine Aussage wartete, seelenruhig auf dem Sofa geschlafen hatte, während seine angeblichen Freunde seinen Sohn auf dem Teppich vergewaltigt hatten. Er hatte gesehen wie er Kris behandelt und fast nackt durch die Wohnung geschickt hatte. Und auch wenn irgendein Psychologe das als Trauma abgetan hatte, war es für ihn noch lange keine Entschuldigung.

Das Schlimmste aber war, dass er selber miterleben konnte was dieses Scheusal aus diesem sonst so aufgeweckten, liebesbedürftigen Jungen gemacht hatte…

Mit zitternden Fingern steckte er sich eine Zigarette an und sog den Rauch förmlich in seine Lungen. Es war schon eine ganze Weile her, dass er zuletzt geraucht hatte, aber im Moment schien das Nikotin das Einzige zu sein, was ihn davon abhielt seine Nerven zu verlieren. Wenn er jetzt dort reinmarschierte, diesem kranken Mann eine reinschlug und Kris unter dem Arm klemmte, brachte ihn das auf langer Sicht einfach nicht weiter!

Er stellte sich etwas abseits der Eingangstür an den Aschenbecher und genoss seine Zigarette, während er wartete.

Es dauerte genau zehn Minuten bis er seine Freunde sah, die in den kühler werdenden Wind traten und die Treppen hinunter auf ihn zukamen.

Hatten sie ihn schon entdeckt?!

Luca wandte den Kopf und erstarrte, als er die Person sah, die gerade dabei war das Gebäude zu betreten. Hatten diese Polizeiheinis nicht versichert, dass es absolut ausgeschlossen war, das Kris diese Männer wiedersehen musste?! Wollten sie nicht dafür sorgen?!

»Ach, sie mal einer an, der kleine Kris. Na Hübscher, du bist ja noch hier… hast du auf mich gewartet«, grinste der Mann dreckig. »Hattest wohl Sehnsucht nach meinem Schwanz, was?«

Kris war zwei Schritte zurück gestolpert und sah den älteren Mann mit wachsender Panik an. Er schien völlig erstarrt zu sein.

David und Benny konnten gar nicht so schnell reagieren, wie dieser widerliche Kerl bei ihm war und seinen Arsch packte. »Wenn du wieder mal jemanden brauchst, der dich richtig durchnimmt, dann kannst du ja vorbei kommen.«

Luca, der sich langsam auf die vier hatte zutreiben lassen, verstand die Worte sehr deutlich und in seinem Verstand setzte die Vernunft aus. Wenn er sich die Situation im Nachhinein betrachtete, war er wirklich froh, dass er nicht alleine mit Kris zu dieser Anhörung gegangen war.

Während Benny den Mann packte und zurück stieß, umarmte David den völlig aufgelösten Dunkelhaarigen. Er selbst jedoch fing den Pädophilen ab, der seinen Freund über Jahre hinweg gedemütigt hatte und packte seinen Kragen fest. Mit einem heftigen Stoß beförderte er den Älteren an die Mauer des Gebäudes und registrierte erfreut das peinvolle Stöhnen. Sein ganzer Körper fühlte sich an wie ein gespannter Bogen, als er sein Knie gefährlich nahe an das Gemächt des anderen drückte.

»Wag es nie wieder meinen Freund anzufassen, du Schwein. Wenn ich dich jemals wieder in seiner Nähe sehen sollte, werde ich dir deinen scheiß Schwanz abhacken und ihn an die Fische im See verfüttern, haben wir uns da verstanden?!«

Er sah die kleinen, angstgeweiteten Augen des Fremden und drückte mit dem Knie fester zu. »Ich sagte: Haben wir uns verstanden?!«

»J – ja…«

Er ließ den anderen los und sah ihn herablassend an. »Dann verpiss dich.«

Der Mann ging eilig auf den Eingang zu und blickte noch einmal zurück. Die Verschlagenheit in seinen Augen und der eindeutig Blick auf Kris genügten.

»Ach ja, bevor ich es vergesse!«, rief Luca und setzte ihm nach. »Das ist für Kirs.«

Es war nur ein Schlag, der nicht einmal mit voller Kraft ausgeführt war. Doch er genügte um den anderen hintenüberkippen und vor Schmerzen schreien zu lassen.

Luca drehte sich um und ging zurück zu seinen Freunden, die ihn fassungslos ansahen. Für den schreienden und blutenden Mann in seinen Rücken hatte er nicht einmal einen letzten Blick übrig, ehe sie zum Auto eilten.
 

Wenige Stunden später saßen sie zu viert in seiner Garagenwohnung und tranken einen wärmenden Tee. Seit der Begegnung mit seinem ehemaligen Peiniger, hatte Kris kein Wort mehr gesagt. Die Fahrt über hatten es alle vermieden über den jüngsten Vorfall zu sprechen, erst nachdem die komplette Kanne Tee und alles an Small Talk - was ihnen einfiel - aufgebraucht waren, schnitt David das Thema an.

»Wie du diesen Alten fertig gemacht hast war krass… ich hatte wirklich richtig Schiss, ey.« Er blickte den Rothaarigen mit großen, braunen Augen an. »Erinnere mich bitte daran, niemals gegen dich zu sein.«

Luca schnaubte. »Tu nicht so, als sei das was Tolles. Ich habe die Beherrschung verloren.«

»Nichts, was man nicht hätte verstehen können, Mann.«

Er nickte Benny zu und sah dann seinen Freund an. Irgendetwas beschäftigte ihn, das sah er. Doch anscheinend wollte er noch immer nicht richtig raus mit der Sprache. Sanft stieß er Kris mit dem Knie an und lächelte schief. »Alles okay?«

»Hm mhm…«

»Es tut mir Leid, ja?«

»Ich weiß…«

Damit war erst einmal alles gesagt.
 

Es war bereits später Abend. David und Benny hatten sich schon lange verabschiedet und Kris war gerade im Bad. Luca zappte durch die Kanäle und grübelte darüber nach wie ernst es Kris wohl war und warum er sich so merkwürdig benahm. Die Befangenheit, die er seit dem Besuch beim Revier spürte, ging eindeutig von ihm aus und schien etwas mit dem Treffen dieses pädophilen Ekelpaketes zu tun zu haben.

Ob er etwas falsch gemacht hatte? – Mal abgesehen von dem Offensichtlichen!

Wenn er –

»Luca?«

Er schreckte aus seinen Gedanken auf und sah seinen Freund an, der im Bademantel vor ihm stand und unschlüssig an dem Gürtel herumzupfte.

»Hm?«

»Ich wollte – bist du… na ja, bist du böse auf mich?«

Der Rothaarige hob die Brauen. »Wie kommst du denn auf diese alberne Idee?«

»Du – du hast so wütend ausgesehen als ich mit - « Kris schluckte schwer. »Mit meinem Vater geredet habe. Bist du deswegen böse? Ich …- ich kann ihm einfach nichts vorwerfen. Ich liebe ihn doch… er ist mein Vater…«

Er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein. Dann schnappte er sich ein Zipfel des grauen Bademantels und zog den Kleineren daran zu sich hinüber, bis dieser rittlings auf seinen Schoß saß. Er spürte den Stoff der Boxershorts an seinem Oberschenkel Anscheinend musste sie wirklich mal darüber reden.

»Küss mich, Sternchen…«

Über die Lippen des anderen huschte ein Lächeln und tatsächlich bekam er einen liebevollen Kuss geschenkt. Er legte seine Arme um den schmalen Körper und blickte hinauf in diese ausdrucksvollen Augen.

»Weißt du, es ist nicht nötig das man sich alles von vorn herein verzeiht. Auch wenn man jemanden liebt, kann man wütend auf ihn sein und ihm die Meinung sagen. Das ändert ja auch nichts an den Gefühlen… wenn man sich liebt, verletzt man sich auch, dass ist unabdinglich, aber man darf sich nicht alles gefallen lassen nur weil man Angst hat jemanden zu verlieren.«

»Aber…-«

»Scht. Das was dein Vater dir angetan hat ist für mich unverzeihlich. Es ist deine Entscheidung ob du mit ihm sprichst oder nicht, aber erwarte nicht von mir das ich das auch tun kann.«

»Aber der Arzt hat doch gesagt, dass das Krankheitsbedingt bei ihm war! Er hatte eben mit meiner Ma diese komische…«

»Sadomaso…«

»Genau… diese Beziehung eben. Ich habe keine Ahnung davon, aber er scheint sie völlig dominiert zu haben, bis auf ein paar bestimmte Augenblicke und er hat sie eben in mir gesehen… trotzdem hat er mich doch irgendwo geliebt….«

»Das ist keine Entschuldigung dafür, dass er solche Sachen angetan und wenn er betrunken war diese Dinge gesagt hat.«

Kris wich seinen Blicken aus. »Ich -«

»Erlaub dir doch mal sauer zu sein, Kris. Du hast alles Recht dazu.«

»Aber ich will das nicht! Wenn ich – wäre ich nicht genauso wie er, wenn ich jetzt meine ganze Wut an ihm auslassen würde?! Er ist mein Vater und ich sollte ihn doch lieben, oder?!«

Luca sah seinen Freund kopfschüttelnd an. »Und wenn ich dich betrügen würde, würdest du mir auch verzeihen und mich weiterhin lieben?«

»Ja… ich… du könntest mir alles antun, ich würde dich trotzdem lieben und bei dir sein wollen. Ist das denn so schlimm?«
 

°°°
 

Luca wurde von seinem Handy viel zu früh aus dem Schlaf gerissen. Orientierungslos suchte er das Gerät in dem Wissen das das nicht sein Wecker (den er letzten Abend gar nicht gestellt hatte) sein konnte. Kris, der an seiner Schulter ruhte, murrte unwillig.

»Ja?«

»Luca? Sag mal, wie meldest du dich denn an deinem Handy?!«

»Was? Mutter? Hast du eine Ahnung wie spät es ist?!«

»Halb vier. Ich rufe dich an, weil du sofort nach Mailand kommen musst. Es gibt einen Notfall.«

»Ich-«

»Das Ticket für dich und Noah ist schon gebucht, euer Flug geht in einer Stunde. Sei pünktlich und melde dich ordentlich, wenn ich das nächste Mal anrufe.«

Dann erklang das Besetztzeichen.

Der Rothaarige gab ein aggressives Knurren von sich und machte sich sanft von dem Jüngeren los, der noch im Halbschlaf zu sein schien.

Umsichtig ging er aus dem Zimmer und wählte noch im Gehen die Nummer seiner Mutter. Schon nach dem ersten Klingeln nahm sie ab.

»Was legst du einfach auf, Mensch? Und wieso um Goth – Willen, soll ich mit Noah nach Mailand fliegen?!«, herrschte er sie sofort an.

Das konnte einfach nicht ihr ernst sein!

»Weil es einen Notfall in der Hauptfiliale gibt und ich brauche euch beide genau hier! Wenn wir das verbocken ist die Zweigstelle genauso Geschichte wie die Hälfte der Firma!«

Luca hob die Augenbrauen. »Übertreibst du da nicht etwas?«

»Nein! Warum diskutierst du überhaupt! Einer der wichtigsten Sponsoren will abspringen und wenn wir ihn nicht von unserem Konzept überzeugen. Es gibt keine besseren Männer außer euch! Unsere Zukunft hängt von euch ab!!«

»Warum?«

Er konnte das künstliche Seufzen durch die Leitung hören.

»Er ist Chinese.«

»Verstehe, ich soll die Verhandlungen führen und Noah soll mit seinem Talent Eindruck schinden. Meine Güte, können wir die Firma nicht nächste Woche retten?! Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig!«

»Luca, ich diskutiere darüber nicht mit dir, entweder du kommst auf der Stelle her oder du kannst dir das Geschäft abschminken!«

»Das ist nicht dein Ernst!«

»Doch! Du beweist mir doch gerade wieder, dass dir alles andere wichtiger ist. Du hast eben überhaupt keine Prioritäten!«

Er knirschte mit den Zähnen.

Scheiße!

»Wir sind in circa fünf Stunden da.« Damit legte er auf und seufzte.

Er brauchte unbedingt einen Kaffee und dann –

Erschrocken schnappte er nach Luft, als sich plötzlich zwei Arme schmale Arme um seinen Bauch schlangen und ihn fest drückten. Er hörte den stockenden Atem seines Freundes und spürte das Zittern in seinen Muskeln.

»Bitte geh nicht weg… nicht jetzt…«

Luca schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippen. Schon wieder weinte der Kleinere wegen ihm. Warum musste das alles nur so scheiße kompliziert sein.

»Flieg nicht mit ihm weg…- ich…- lass mich nicht alleine hier…«, schluchzte der Dunkelhaarige und vergrub sein Gesicht an dem nackten Rücken des Älteren.

Warum musste auch immer alles gleichzeitig passieren?!

Sanft löste er Kris Umklammerung und drehte sich in seinen Armen um, ehe er das Gesicht seines Freundes in beide Hände nahm.

»Scht… nicht weinen«, flüsterte er und küsste die Tränen weg, die unentwegt die Wangen seines Liebsten hinunterliefen. Der andere drängte sich den Liebkosungen entgegen, als würde er sich schon jetzt nach seiner Nähe verzehren.

Wie lange war es her, dass er den Kleinen mal innig umarmt hatte?!

»Du bist nicht alleine, mein Stern. Benny ist hier und immer für dich erreichbar, okay? Und ich komme so schnell wie möglich wieder und dann reden wir in Ruhe. Es wird alles wieder gut.« Er zog den aufgelösten Dunkelhaarigen in seine Arme und wiegte ihn sanft hin und her. Den Kosenamen hatte er benutzt ohne großartig darüber nachzudenken, doch alleine diese Tatsache schien zu reichen, damit sich Kris langsam wieder entspannte.

»Wir – klich?«

»Natürlich. Wenn du willst dann telefonieren wir auch, ja?«

Kris nickte das einfach ab und vergrub sein Gesicht erneut, dieses Mal an der breiten Brust des Rothaarigen. Es zerriss ihm fast das Herz den anderen so leiden zu sehen.

»Lass uns erst einmal frühstücken, okay? Dann sehen wir weiter.«
 

°°°
 

Auch Noah schien von der abrupten Reise gar nichts zu halten. Jedenfalls sagte das sein Gesichtsausdruck, als die beiden sich am Terminal trafen.

Schweigend lösten sie ihre Tickets ein und stiegen in das Flugzeug. Sie hatten Sitzplätze nebeneinander, wobei Luca am Fenster saß.

»Wo kommt Nicki jetzt unter?«, wollte er wissen. Ihm war nach der letzten Unterhaltung klar geworden, dass die Familienverhältnisse bei dem Schwarzhaarigen wahrscheinlich eher kompliziert waren.

Aber auf wen in seiner Umgebung traf das nicht zu?! David pendelte (sofern er im Land war) zwischen seinen geschiedenen Eltern hin und her, die noch immer eine Art Rosenkrieg führten, Kris Mutter war bei seiner Geburt gestorben und nachdem sein Vater ihn Jahre lang wie einen Sklaven abgerichtet hatte, saß er nun in einer Anstalt in dem er sich von seinen Sohn ab und an besuchen ließ, Bennys Eltern waren in seiner frühsten Kindheit verunglückt und er war bei seiner Großmutter aufgewachsen, die vor kurzem gestorben war und er selber war mit seinen beiden Schwestern bei seiner Tante groß geworden, weil sein Vater vom Leben genug hatte und seine Mutter es nicht für nötig befand sich ihrer Verantwortung zu stellen.

»Bei einer Tante…«, murmelte Noah und sah ihn vorsichtig von der Seite an.

»Gut… ich denke, wir sind in zwei, drei Tagen wieder hier.«

Dazu sagte der andere nichts mehr. Was auch?

Sie hörten die Borddurchsagen und schnallten sich an, als der Flieger zum Starten ansetzte. Als sie begannen sich in Bewegung zu setzten, sah er wie Noah die Augen schloss und sich immer mehr verkrampfte.

»Hey…« Er berührte die Finger, die sich in den Stoff der Armlehne krallte.

»Ich hab Flugangst.«

Das war kaum ein Hauchen, trotzdem konnte er es verstehen. Vorsichtig löste Luca die verkrampften Finger aus der Armlehne und umschloss sie mit seiner Hand, aus Angst, Noah würde sich selber ernsthaft wehtun.

»Es kann nichts passieren, okay? Ich bin da.«

»Danke.«
 

Welch eine Tortur dieser Flug für seinen Begleiter war, konnte Luca wahrscheinlich nicht einmal im Entferntesten nachvollziehen, doch er war dankbar dafür, dass sie keine Turbulenzen hatten. Es verlief alles glatt und als sie landeten, war es nur die Müdigkeit, die ihnen zu schaffen machte.

Der ganze restliche Tag bestand aus Stress und Hektik. Zuerst checkten sie schnell in ihr angemietet Hotel ein, ehe sie zu Lucas Mutter in die Hauptfiliale fuhren und dort die aktuelle Lage besprachen. Danach folgten wichtige Termine, treffen mit anderen Mitarbeitern und Beratungen für die Präsentation ihres Projektes.

Er um zehn Uhr waren Noah und er wieder in ihrem Hotelzimmer und konnten sich ausruhen.

»Ich fass es immer noch nicht, dass sie uns ein Doppelzimmer gegeben hat.«

»Wahrscheinlich war kein anderes mehr frei…«

»Hm. Kann schon sein.«

»Mich stört es nicht«, meinte Noah errötend und ergriff die Flucht ins Bad.

Luca runzelte über diese Bemerkung die Stirn und setzte sich auf das Doppelbett, welches er sich heute Nacht nicht mit seinem Freund teilen würde.

Dieser Gedanke war irgendwie falsch und fühlte sich mehr als schlecht an. In Gedanken versunken, nahm er sein Handy zur Hand und stellte es wieder in den lauten Modus zurück. Überrascht sah er, dass er vier Anrufe in Abwesenheit hatte.

Drei von Kris und einen von Benny.

Schnell tippte er eine SMS an seinen besten Freund und wählte dann die Nummer seines Liebsten. Er hatte ja versprochen, dass sie telefonierten…

»Ja?«, meldete sich eine verschlafene Stimme.

»Hey, mein Stern. Hab ich dich geweckt?«

»Ja, aber ist schon okay… ich – hast du meine Anrufe nicht gehört?«

»Nein, tut mir Leid. Ich saß bis eben noch über der Arbeit und habe gerade gesehen, dass du mich schon mehrmals angerufen hast.«

»Du sagtest doch -«

» - das wir telefonieren, ja. Alles in Ordnung? Du klingst so merkwürdig…«

»Ja, alles gut. Ich… ich vermisse dich nur schrecklich.«

Luca schluckte.

»Ich bin voraussichtlich Donnerstag wieder da. Dann klären wir alles, ja?«

»Okay…«

»Willst du wieder schlafen?«

»Nein. Ich… magst du mir noch was erzählen? Ich kann schlecht ohne dich einschlafen.«

»Ich weiß…«, seufzte Luca und plagte sich mit seinem schlechten Gewissen. Das der andere ohne ihn schlecht schlief wusste er schon lange und trotzdem hatte er ihn in der letzten Zeit sooft alleine gelassen. Wie egoistisch er gewesen war. »Geh mal in die Küche, Kleiner. Da über den Sessel müsste noch ein Shirt von mir hängen.«

Kris schien sofort zu verstehen was er meinte, denn er sagte nichts weiter sondern stand einfach auf und machte sich auf die Suche. Jedenfalls sagten das die Hintergrundgeräusche aus dem Handy.

»Hab es…«

»Gut, dann kuschelte dich zurück ins Bett.«

»Du hast nichts dagegen das ich -?«

»Frag nicht so komisch. Hätte ich es dir sonst angeboten?«, fragte Luca lächelnd und überlegte einmal kurz und begann zu erzählen; von Mailand und der Umgebung, von den Leuten, ihrem Hotel, dem Zimmer und dem Service. Irgendwann hörte er tiefe Atemzüge und legte schmunzelnd auf. Es tat ihm zwar Leid, dass Kris irgendwann durch das Besetztzeichen wach werden würde, doch er hatte nicht mehr so viel Guthaben, dass er warten könnte.

In Gedanken bei seinem schlummernden Freund trat er ins Bad um sich fertig zu machen, wurde jedoch von einem erschrocken Quietschen aus seinem Überlegungen gerissen.

»Scheiße!«, entfuhr es ihm. Noah hatte er völlig vergessen!

Dieser stand nackt vor ihm und sah ihn mit riesigen, grünen Augen an. Er schien gerade aus der Dusche gestiegen zu sein.

»T – tut mir L – leid…«, stotterte er und konnte nicht anders als offen zu starren.

Niemals hatte er gedacht, dass ihn und Kris solche Welten unterscheiden würden. Während sein Freund schlank und eher mager war, schien Noah, trotz schmaler Figur, richtig durchtrainiert zu sein. An seinem Bauch konnte man einen deutlichen Six – pack Ansatz sehen und auch sonst zeichneten sich fein definierte Muskeln ab. Auch was den Körperschmuck anging, schien der Schwarzhaarige offener zu sein als Kris. Außer den Piercings im Gesicht, hatte er auch zahlreiche Tattoos über seinem Körper verstreut. Doch am meisten faszinierte Luca der Drache, der sich über seinen Leistenbereich zog. Es sah so aus, als würde er über den rechten Hüftknochen hinwegsegeln… einer der Flügel reichte sogar bis in den Intimbereich des anderen. Der schlangenartige Drache hatte das Maul weit geöffnet und spuckte Feuer, welches sich um den Bauchnabel des Schwarzhaarigen als Ring zog. In der Mitte steckte ein kleiner, glitzernder, roter Stein – höchstwahrscheinlich auch ein Piercing – der irgendwie nach einem Rubin aussah.

»Stottern wird zusammengeschrieben, Luca«, grinste Noah nur mühsam und schob sich an ihm vorbei. »Außerdem glotzt du…«

»Ich…- sorry.«

Schnell war er im Bad und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen.

Verdammter Mist, wie peinlich war das denn bitte?!

Kopfschüttelnd duschte er sich und zog sich dann um. Zum Schluss putzte er sich noch die Zähne und verließ dann das Bad notgedrungener Weise wieder.

Inzwischen war auch Noah wieder bekleidet, der gerade zum Fenster schlich um dieses zu öffnen.

»Wieso läufst du denn so komisch?«

»Keine Ahnung, mir tut alles weh… ich glaube ich hab mir was eingeklemmt oder so…«, meinte der andere und verzog leidend das Gesicht, als er wieder auf das Bett zusteuerte.

»Wahrscheinlich hättest du dich einfach nicht so sehr verkrampfen sollen, im Flieger.«

»Danke für den tollen Tipp! Sagst du mir auch, wie ich das machen soll?!«, pampte er und schmiss sich neben dem Rothaarigen aufs Bett. »So kann ich nie schlafen.«

Luca gluckste und beugte sich dann nach vorne. »Warte Mal das haben wir gleich.«

Er griff nach den Beinen des Schwarzhaarigen und legte sie sich auf den Schoß, dann tastete er mit seinen Daumen die Fußsohlen ab.

»W – wa – oh Gott!«

»Danke du kannst mich Luca nennen…«, lachte er und massierte weiter die verspannten Stelle zwischen Zehen und Ferse. »Hm… du scheinst dir wirklich irgendwas getan zu haben. Dein Muskel hier ist steinhart…«

»Hör nicht auf… bitte…«, stöhnte Noah benommen und legte sich den Arm über die Augen. »Ouhr… tut das gut.«

»Tut es sehr weh?«

»Nur noch ein wenig…«

»Und was ist hier?«

Wieder kam ein Laut von dem Schwarzhaarigen, der eine Mischung aus Schmerz, Entspannung und Lust war. »Ja...«

Fasziniert beobachtete er seine Daumen, die in kreisenden Bewegungen über die Fußsohlen des anderen kreisten und ab und an über das kleine kreisförmiges Tattoo strichen. Es sah etwas aus wie die Abblidung vom Baum des Lebens, aber nur fast!

»Was ist das für ein Tattoo?«

»Ein Erdungsbannkreis…«

»Hm?«

»Ein Bannkreis, damit man seine Bodenständigkeit nicht verliert… ich glaube ein wenig an so esoterischen Kram, weißt du?«

Luca nickte und fuhr mit seiner fachmännischen Massage fort. Damals hatte er von Renate ein paar wenige Massagegriffe für Füße, Schultern und Rücken gelernt; auch wie er eingeklemmte Nerven aufspürte und durch manuelle Therapie wieder langsam in die richtige Position brachte. Es hatte eben einen Vorteil, wenn die Tante von einem in der Welt viel herum gekommen war.

Als er auch den anderen Fuß des Schwarzhaarigen etwas entkrampft hatte, strich er zum Schluss sein Werk die Waden hinauf aus. Das war wichtig für den Fluss und es machte ihm die Berührung des anderen möglich.

Noahs Waden und Schienbeine waren übersät von schwarzen kleinen Kästchen und erinnerten stark an ein Schachbrett. Das Tattoo begann mit einem Kästchen auf dem Fußrücken und ging bis fast zum Knie hinauf, je höher man sah, desto dichter wurde die Abstände. Irgendwie fand er dieses Muster auch extrem anziehend. Noch einmal ganz sacht strich er über die weiche Haut und sah, dass der andere unregelmäßig atmete. Auch die deutliche Wölbung in seiner Boxershorts konnte der Rothaarige kaum übersehen.

»Fertig.«

»D- danke«, nuschelte Noah, blickte aber nicht auf.

Luca rutschte wieder auf seine Seite des Bettes und kramte in seiner Tasche herum um dem anderen die nötige Zeit zu geben, die er brauchte. Wenn es für ihn schon so schwer war, wie schwer musste es dann erst für den Schwarzhaarigen sein sich zusammenzureißen?!

»Wollen wir dann schlafen.«

»Ja… ich denke wir müssen morgen wieder früh raus.«

»Okay…«

»Guten Nacht.«

»Nacht.«

Noah schaltete das Licht aus und die beiden legten sich in ihr Bett.

Es dauerte lange bis er in dieser Nacht einschlafen konnte.
 

°°°
 

»L&MT-Fashion Mailand, was kann ich für Sie tun?«

»Ich bin es…«

»Kris? Woher rufst du denn an?«

»Von einer Telefonzelle… ich hab kein Geld mehr… hi…«

»Hi, mein Stern. Soll ich dich zurückrufen?«, begrüßte er seinen Freund erst einmal richtig und lächelte sanft. Anscheinend schien er Luca ja wirklich zu vermissen.

»J – ja… kannst du in fünf Minuten anrufen, wenn es-«

»Kein Problem. Bis gleich.«

»Ja. Bis gleich.«
 

Als er das nächste Mal auf die Uhr sah, merkte er, dass er beinah zu spät dran war.

Hastig wählte er die Nummer seines Freundes.

»Luca…«

»Ja, sorry… ich hab die Zeit ganz vergessen.«

»Schon okay.«

»Und was machst du so?«

»Ich such immer noch einen festen Job und versuche irgendwie die Zeit zu überbrücken, bis du wieder da bist-… heute haben ich bestimmt vier Stunden mit David geskypt und mit ihm über alles gesprochen.«

War ja irgendwie klar, dass Kris das alles nicht lange alleine mit sich ausmachen konnte. Irgendwie wunderte es ihn, dass er nicht schon längst eine Morddrohung von dem Blonden bekommen hatte.

»Und?«

»Er meinte das ich – ist ja auch egal. Gibt es bei dir was Neues?«

»Ähm… ja, also es wird doch noch etwas länger dauern.«

»Du kommst morgen nicht?!«

»Bitte sag das nicht so, als würde es nicht wollen. Die Verhandlungen sind ziemlich festgefahren… wir brauchen noch eine Weile.«

Eine kurze Stille entstand.

»Kris, was - ?«

»Sch – schon okay… rufst du noch mal an?«

»Natürlich. Und auch wenn ich etwas später komme, machen wir es trotzdem so wie geplant, okay?«

»Ja… ich – ich vermisse dich so.«

»Ich dich auch, Kleiner.«
 

°°°
 

Die Unterredungen und Verhandlungen mit den Sponsoren dauerten tatsächlich bis Freitag. So war es knapp eine Woche, die er in Mailand verbrachte.

Umso glücklicher war er, als er in den Flieger steigen und zurück nachhause fliegen konnte. Viel zu viel Zeit hatte er verstreichen lassen und nach dem Kurztrip war er sich umso sicherer, dass er mit Kris über all das reden musste, sobald sie wieder Boden unter den Füßen hatten.

Das einzige was jetzt noch zwischen ihnen und der Ankunft stand, war das ziemlich stürmische Wetter. Immer wieder wurde die Maschine kräftig durchgerüttelt und Luca hatte wirklich aufrichtiges Mitleid mit Noah. Eigentlich hatte er ihm diese Erfahrungen ersparen wollen, aber das war nun einmal nicht zu ändern.

Sanft nahm er erneut die verkrampfte Hand in seine und berührte den Handrücken mit seinen Lippen. »Beruhig dich… uns kann gar nichts passieren.«

Der Schwarzhaarige wand sich zitternd und kalkweiß um. »Wie kannst du dir da so sicher sein?!«

»Vertrau einfach darauf, okay? Sieh nicht aus dem Fenster sondern erzähl mir etwas… lenk dich ab, ja?«

»Ich...-«

Wieder schaukelte die Maschine bedenklich und Noah sah panisch aus dem Fenster. Luca seufzte, beugte sich nach vorne und zog die Jalousie von dem kleinen, runden Fenster zu, ehe er Noahs Gesicht mit beiden Händen packte.

»Ablenken habe ich gesagt…«

Der Schwarzhaarige errötete und wich dem direkten Augenkontakt aus. »Tschuldigung…«

»Okay, ich erzähl dir jetzt die Geschichte von mir, Erdnussflips, kaputten Regenschirmen und ziemlich tollwütigen Tauben, ja? Aber wehe du verrätst das jemand anderen…«, lächelte er und begann dann, ohne darüber nachzudenken, zu erzählen.

Tatsächlich brachte er Noah damit zum Lachen und musste sich selber eingestehen, dass der andere umwerfend aussah, wenn er lachte.

In meinen Armen

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Sternennächte

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sharon
2015-01-15T16:35:56+00:00 15.01.2015 17:35
So ein süßes Ende ^^
Ich liebe deine Geschichte. Sie ist so herzzerreißend und realistisch.
Die beiden passen einfach wunderbar zusammen und du hast das wirklich sehr toll umgesetzt.

liebe Grüße
Sharon
Von:  Morphia
2015-01-14T22:35:34+00:00 14.01.2015 23:35
Ein wirklich schönes Ende. 💕
Von:  May_Be
2014-12-21T10:07:10+00:00 21.12.2014 11:07
Hey, hab mir deine Geschichten gestern und heute durchgelesen :D (natürlich auch den Vorläufer dieser Geschichte). Es war ein heftiges Thema, das du behandelt hast. Aber ich finde, die Umsetzung ist dir gut gelungen.
Lucas Betrug konnte ich nachvollziehen auch wenn mir Kris sehr leid getan hat.
Ich hoffe, die beiden werden ab jetzt ihre Beziehung meistern! :)

Viele liebe Grüße
May_Be
Von:  Sharon
2014-09-27T18:09:19+00:00 27.09.2014 20:09
Hach... ich liebe einfach die Beiden *_*
Die sind einfach nur süß zusammen und es steckt wirklich viel Gefühl und Liebe in diesem Kapitel.
Hoffentlich schreibst du mal wieder über Kris und Luca. *Daumen ganz fest drück*

Super Liebe Grüße Sharon <3
Von:  Morphia
2014-09-25T23:13:53+00:00 26.09.2014 01:13
Das war eins, der schönsten Kapitel, die ich je gelesene habe. ♡
Da steckte so viel wahre Liebe drin.
Ich liebe das Kapitel! ♡
Ich habe diese Situation so herbei gesehnt, um zu sehen, wie sie die Probleme überwinden und ich muss zugeben, dass meine Erwartungen weit übertroffen wurden.
An dieser Stelle, ein großes Danke. Deine FF hat mir persönlich sehr geholfen.

Ich würde mich freuen, noch mehr von Kris und Luca zu lesen.
Antwort von:  Noveen
26.09.2014 11:12
Danke für dein Lob, das rührt mich sehr.
Und es folgt noch ein Epilog...

Ja, auch mir fällt es schwer mich von den Beiden zu verabschieden. Eigentlich von allen agierenden Personen in meiner Geschichte. Deswegen ist es nicht undenkbar, dass ab und zu etwas neues erscheint. Reinschauen lohnt sich also durchaus, wenn du erfahren willst wie es weitergeht.
Von:  Morphia
2014-08-17T06:58:57+00:00 17.08.2014 08:58
Das war ne ziemlich heikle Situation im Bett. Umso stolzer bin ich auf Luca, dass er nicht schon wieder Unfug gemacht hat. ^^b
Antwort von:  Noveen
18.08.2014 06:25
Man lernt ja bekanntlich aus Fehlern... x_X
Und hättest du Luca das echt zugetraut nach dem Abschied?
Von:  Silverdarshan
2014-07-22T19:51:18+00:00 22.07.2014 21:51
Oh man, endlich kam ich dazu alle Kapitel aufzuarbeiten X___x
Allerdings muss ich gestehen, dass diese "Aufgabe" alles anderes als lästig war, hehe :D
Wieder mal habe ich mitgefiebert, den Kopf geschüttelt, gebangt, aufgeatmet und mitgelitten wo es nur ging.
Die beiden sind aber auch einfach zu symphatisch, als dass man reglos ihre Geschichte lesen könnte.
Ganz offentsichtlich herrscht zwischen Luca und Kris noch eine Menge klärungsbedarf.
Ich bin gespannt, wie du die beiden wieder versöhnen willst
(das wirst du doch, nicht wahr?!).

LG Silverdarshan
Antwort von:  Noveen
26.07.2014 14:58
Hallo. Schön mal wieder was von dir zu hören... ich wollte dich schon als vermisst melden. ö_ö
Klärungsbedarf besteht auf jeden Fall, da hast du Recht. Und ich habe wirklich noch keine Ahnung
wie und ob ich die Beiden versöhnen will. Aber sie werden ihren Weg schon gehen. Meine Figuren
entwickeln immer ein bedenkliches Eigenleben in meinen Schreibphasen... echt gruslig!
Aber ich glaube, dass Liebe und Glaube sowieso viel Stärker als Ärger und Missverständnisse sind.
Also warten wir ab und hoffen das Beste!
Antwort von:  Silverdarshan
28.07.2014 13:16
Das mit dem Eigenleben kenne ich sehr gut.
Ja, die Vermisstenanzeige hätte auch beinahe meine Familie aufgegeben. Ich bin buchstäblich unter meinen Büchern vergraben gewesen und bin es zu meinem Leidwesen immer noch T__T
Das Semester ist bei mir wegen meiner Prüfungen erst Ende August vorbei und das ist leider noch ein wenig hin. Aber so ist das mit der Medizin. Ich habs mir ausgesucht und muss es nun ausbaden.
Dazu gehört leider die Ehe mit teils unliebsamen Büchern und absoluter Isolation am hauseigenen Schreibtisch ^^°°
Daher war es unheimlich entspannend mal wieder was von dir lesen zu dürfen ^^
Von:  Morphia
2014-07-10T18:03:01+00:00 10.07.2014 20:03
Oh nein. Ich hoffe dass die das klären können und wieder zusammen finden. T.T
Antwort von:  Noveen
12.07.2014 18:36
Wer hofft das nicht?! v_v
Danke für den Kommentar.
Von:  DasIch
2014-05-09T15:49:20+00:00 09.05.2014 17:49
Man schon wieder Schluss? Ich bin schon gespannt wie es weiter geht!
Von:  Sharon
2014-04-02T19:53:43+00:00 02.04.2014 21:53
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht.
Und ich hoffe, dass die beiden, dass wieder auf die Reihe kriegen.
lg Sharon


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